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Patent Searching and Data


Title:
EYE IMPLANT AND METHOD FOR PRODUCING SAME
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2014/086672
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for producing an eye implant, in which method a target topography for at least one of the two surfaces of the optical lens area is determined, after which at least one of the two surfaces of a standard lens blank is machined in a manner controlled by the defined target topography, and the topgraphy thereby produced on the at least one lens surface is measured and compared with the target topography.

Inventors:
NEUHANN THOMAS (DE)
MÜLLER-LIERHEIM WOLFGANG G K (DE)
Application Number:
PCT/EP2013/075073
Publication Date:
June 12, 2014
Filing Date:
November 29, 2013
Export Citation:
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Assignee:
MIRO GMBH (DE)
International Classes:
B29D11/00; A61B3/107; B29D11/02
Foreign References:
US6554425B12003-04-29
US6797003B12004-09-28
US5114628A1992-05-19
US20080004736A12008-01-03
Attorney, Agent or Firm:
EISENFÜHR SPEISER PATENTANWÄLTE RECHTSANWÄLTE PARTGMBB (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1 . Augenimplantat mit einem Abbildungsfehler des Auges korrigierenden optischen Linsenbereich, dadurch gekennzeichnet, dass der optische Linsenbereich für die Einstellung des Auges auf einen Fernpunkt im Abstand von etwa 0,7 m mit einer Defokussierungstoleranz von mindestens ± 1 ,5 Dioptrien ausgebildet ist.

2. Augenimplantat nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass die Fernpunkteinstellung bestimmt ist aus den biometrisch gemessenen Daten der vor der Augenretina liegenden optisch wirksamen Augenbestandteilen.

3. Augenimplantat nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der optische Linsenbereich eine der Hornhautrückfläche zuzuwendende Vorderfläche und eine der Augenlinse zuzuwendende Rückfläche aufweist, wobei die Topographie der Vorderfläche und/oder der Rückfläche zur Abbildungsfehlerkorrektur ausgebildet sind oder ist.

4. Augenimplantat nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine Oberfläche des optischen Linsenbereichs mechanisch spanabhebend bearbeitet ist.

5. Augenimplantat nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Implantatoberfläche unpoliert ist.

6. Augenimplantat nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet durch seine Ausbildung als Intraokularlinse oder als implantierbare Zusatzlinse zusätzlich zu einer Intraokularlinse oder zusätzlich zur natürlichen Augenlinse.

7. Verfahren zur Herstellung eines Augenimplantats gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass nach Bestimmung einer Solltopographie für wenigstens eine der beiden Oberflächen des optischen Linsenbereichs gesteuert durch die bestimmte Solltopographie wenigstens eine von beiden Oberflächen eines Standard-Linsenrohlings spanabhebend bearbeitet wird und dass die so gefertigte Topographie an der wenigstens einen Linsenoberfläche gemessen und mit der Solltopographie verglichen wird.

8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Standard- Linsenrohling durch Spritzprägen hergestellt wird.

9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die optischen Daten wenigstens eines der folgenden Augenbestandteile: Hornhaut, Vorderkammer, natürliche Linse, Position der natürlichen Linse gegenüber der Hornhaut, Achslänge des Augapfels für die Bestimmung der Solltopographie biometrisch gemessen werden.

10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass geometrische Daten und/oder Brechungsindizes der Augenbestandteile für die Bestimmung der Solltopographie verwendet werden.

1 1 . Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass aus den ermittelten Daten des Auges der Sitz der zu implantierenden Intraokularlinse im Auge bestimmt wird.

12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 1 1 , dadurch gekennzeichnet, dass die gemessenen Daten der durch mechanisch spanabhebende Bearbeitung hergestellten Topographie an der Linsenoberfläche und die Daten der Solltopographie für den Vergleich in ein einheitliches Format gewandelt werden.

Description:
Augenimplantat und Verfahren zu seiner Herstellung

Die Erfindung betrifft ein Augenimplantat mit einem Abbildungsfehler des Auges korrigierendem optischen Linsenbereich, sowie ein Verfahren zu seiner Herstellung.

Am optischen System des Auges sind in erster Linie beteiligt die Hornhaut (Cornea) als Eintrittslinse, die Regenbogenhaut (Iris) als Ringblende variablen Durchmessers (Pupille) und die Linse des Auges. Die Blickrichtung des Auges wird durch sechs Muskeln bestimmt. Das Auge kann sein bildgebendes System der Helligkeit der Umgebung anpassen, indem es den Durchmesser der Pupille verändert. Die Linse ist über Fasern (Zonulafasern) an einem Ringmuskel befestigt. Die Kontraktion dieses Ringmuskels bewirkt eine Erschlaffung der Zonulafasern und dadurch eine stärkere Krümmung der Linsenoberflächen mit der Folge, dass sich die Brennweite der Linse verringert. Dadurch werden anstelle von Bildern in der Ferne solche in geringerer Distanz scharf auf der Netzhaut abgebildet. Dieser Vorgang wird als Akkommodation bezeichnet. Die Fähigkeit der Iris, den Pupillendurchmesser zu verändern und die Elastizität und dadurch Akkommodationsfähigkeit der Linse nehmen mit zunehmendem Alter ab. Die gängigen Verfahren der Augenheilkunde, Optometrie und Augenoptik zur Verbesserung des Sehvermögens haben in erster Linie die Korrektur von Fehlern des optischen Systems des Auges zum Gegenstand. Zu nennen sind hier insbesondere Brillen, Kontaktlinsen, refraktiv-chirurgische Eingriffe zur Veränderung der Hornhautkrümmung, in die Vorderkammer des Auges implantierte sogenannte intraokulare Kontaktlinsen (ICL), nach Entfernung der natürlichen Linse implantierte Intraokularlinsen (IOL), sowie zwischen Iris und natürliche Linse oder Intraokularlinse implantierte Zusatzlinsen.

Sphärische, rotationssymmetrische Linsen und refraktive Hornhauteingriffe dienen der Korrektur der mittleren Brennweite des Auges. Bei sphärischen Linsen wie auch beim Auge unterscheiden sich die Brennweite von Lichtstrahlen, die durch das Zentrum der Linse bzw. des optischen Systems gehen von solchen, die durch die Peripherie der Optik gehen. Diese Abweichung wird als sphärische Aberration bezeichnet. Sie lässt sich durch asphärische (rotationsellipsoide) Optikoberflächen korrigieren. In der Praxis kommen diesbezüglich mehrere Korrekturansätze zur Anwendung: Korrektur nur der sphärischen Aberration der verwendeten Linse oder der operativ veränderten Hornhaut, Korrektur der sphärischen Aberration der verwendeten Linse in Kombination mit der aus der Literatur bekannten durchschnittlichen sphärischen Aberration des menschlichen Auges, sowie individuelle Korrektur des Systems aus einem spezifischen Patientenauge und der zum Einsatz kommenden Linse bzw. Hornhautkorrektur.

Das menschliche Auge ist nicht exakt rotationssymmetrisch. Bei signifikanten Abweichungen spricht man von Stabsichtigkeit (Astigmatismus). Zur Korrektur des Astigmatismus kommen torische Linsen (Zylinderlinsen) bzw. eine torische Form der Hornhautveränderung zum Einsatz.

Aber selbst asphärisch-torische Linsen berücksichtigen nicht alle Fehler des optischen Systems des Auges. Die Oberflächen von Hornhaut und Linse weisen unsymmetrische Unregelmäßigkeiten auf. Außerdem befinden sich in der Regel Hornhautscheitel (Apex), Pupillenzentrum, Linsenscheitel und der Punkt schärfsten Sehens der Netzhaut (Fovea) nicht auf einer Achse. Vielmehr orientiert sich das Auge so, dass der Gegenstand, der genau betrachtet werden soll, auf dem Punkt des schärfsten Sehens (Fovea) abgebildet wird ohne Rücksicht auf damit verbundene zusätzliche optische Fehler des Auges. In der Patentschrift EP 0 954 255 B1 bzw. US 6,215,096 B1 ist ein Verfahren zur Berechnung von Optikern beschrieben, mittels derer eine scharfe Abbildung von Bildern auf der Netzhaut des menschlichen Auges erzielt werden kann.

Die tatsächliche Auflösung der Netzhaut ist bei idealer Abbildung begrenzt durch die Beugung des Lichtes. Zwei räumlich getrennte Punkte sind dann noch unterscheidbar, wenn das Lichtintensitätsmaximum des zweiten Punktes im 1 . Beugungsminimum des ersten Punktes liegt. Bei 4 mm Pupillenöffnung und 600 nm Wellenlänge des Lichtes entspricht dies einem Abstand von etwa 4 μηη auf der Netzhaut. Der Durchmesser der Rezeptoren an der Stelle schärfsten Sehens in der Netzhaut (Fovea) beträgt etwa 1 bis 3 μηη. Dies bedeutet unter anderem, dass selbst bei idealer Bildgebung des menschlichen Auges ein abgebildetes Streifenmuster nie zu Moire-Effekten führen kann.

Die Akkommodationsfähigkeit des Auges, d.h. die Fähigkeit den Brennpunkt durch Änderung der Linsenkrümmung zu variieren, verringert sich ab der Geburt des Menschen kontinuierlich. Beim normalsichtigen Auge eines 45-Jährigen werden daher in der Regel Gegenstände in weniger als 40 cm Abstand nicht mehr scharf auf der Netzhaut abgebildet. Abhilfe schafft entweder eine Lesebrille oder eine Mehrstärken- oder Gleitsichtbrille oder eine Bifokalkontaktlinse. Bei Mehrstärken-, Gleitsichtbrillen und Bifokalkontaktlinsen bestimmt die Blickrichtung die Brennweite der Sehhilfe. Auch die Entfernung der getrübten Augenlinse (Katarakt) mit anschließender Implantation einer Intraokularlinse führt zum Verlust der Akkommodationsfähigkeit des Auges. Hier kommen vereinzelt, mit allerdings bislang geringem Erfolg, sogenannte akkommodierende Intraokularlinsen zum Einsatz. Außerdem werden in 1 bis 2 Prozent der Fälle bi- bzw. multifokale Intraokularlinsen implantiert, deren Optiken diffraktiv oder refraktiv zwei oder drei Brennweiten aufweisen. Bei diesen Intraokularlinsen sieht der Patient stets scharfe und unscharfe Bilder simultan auf der Netzhaut. Weder für die Nähe noch für die Ferne steht die gesamte Lichtmenge zur Verfügung. Als weitere Maßnahmen zur Verbesserung des optischen Systems des Auges sind der Einsatz prismatischer Linsen bei Brillen und Kontaktlinsen zur Korrektur von Fehlern der relativen Blickrichtung beider Augen (Schielen) bekannt, sowie vergrößernde Sehhilfen bei krankhaft verringertem Bildauflösungsvermögen der Netzhaut.

Aufgabe der Erfindung ist es, ein in das Auge implantierbares Augenimplantat zu schaffen, welches unter Berücksichtigung der der optischen Abbildung nachfolgenden Signalverarbeitung im Auge zu scharfem Sehen in Ferne und Nähe führt.

Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst. In Patentanspruch 7 ist ein Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen Augenimplantats angegeben. Die Unteransprüche beinhalten Weiterbildungen der Erfindung.

Das erfindungsgemäße Augenimplantat kann als Intraokularlinse, welche einen Ersatz der natürlichen Augenlinse bildet, zum Einsatz kommen. Ferner kann das Augenimplantat zusätzlich zur natürlichen Augenlinse, welche im Auge verbleibt, zur Korrektur von Abbildungsfehlern eingesetzt werden. Ferner kann das Augenimplantat zusätzlich zu einer Intraokularlinse, welche die natürliche Augenlinse ersetzt, implantiert werden.

Durch das erfindungsgemäße Augenimplantat werden Abbildungsfehler des Auges soweit korrigiert, dass das Auge einen Fernpunkt der Abbildung von 0,7 m und eine Defokussierungstoleranz von mindestens etwa ± 1 ,5 Dioptrien aufweist. Gegenüber zu erwartenden Fertigungstoleranzen und Abweichungen gegenüber genauer Positionierung im Auge sowie inoperativ und postoperativ zu erwartender Veränderungen des Auges erweist sich das Augenimplantat als robust.

Bei der Schaffung des erfindungsgemäßen Augenimplantats wird die der optischen Abbildung auf der Netzhaut des Auges nachfolgende Signalverarbeitung im neuronalen Sehsystem berücksichtigt.

Der Vorgang des Sehens setzt sich zusammen aus a) dem Projizieren von Bildern der Umgebung mit Hilfe des optischen Systems des Auges auf die Netzhaut (Retina) des Auges, b) der Umwandlung optischer Reize, die auf die Rezeptoren der Netzhaut treffen, in neuronale Signale der Ganglienzellen (Nervenzellen) in der Netzhaut, c) der Weiterleitung des visuellen Signals von den Ganglienzellen durch den Sehnerv (Axone der Ganglienzellen) an und der Verarbeitung der neuronalen Signale in den Seitenhöckern des Thalamus, sowie der Weiterleitung der Signale an die und deren Weiterverarbeitung in der primären Sehrinde des Hirns, d) der Weiterleitung der Signale an die sekundäre Sehrinde und an das Großhirn, sowie deren Analyse in sekundärer Sehrinde und Großhirn.

Die Netzhaut (Retina) enthält zwei Arten von Lichtrezeptoren, nämlich ca. 120 Millionen Stäbchen und ca. 6 Millionen Zapfen. Die Stäbchen sind verantwortlich für die Detektion lichtschwacher Signale. Die Zapfen sind verantwortlich für die hohe räumliche Auflösung von Objekten und die Farberkennung. Dazu gibt es drei unterschiedliche Zapfenarten, die sich in der Wellenlänge des Lichtabsorptionsmaximums unterscheiden. Die höchste Dichte der Zapfen ist im Punkt schärfsten Sehens der Retina (Fovea centralis, Sehgrube, Einsenkung mit etwa 1 ,5 mm Durchmesser im Zentrum der Macula lutea, gelber Fleck). Die höchste Dichte der Stäbchen ist an der Peripherie der Fovea centralis.

Die insgesamt etwa 126 Millionen Lichtrezeptoren senden ihre Signale an nur etwa 1 Million Ganglienzellen (Nervenzellen), deren Nervenfasern (Neuronenfasern, Axone) den Sehnerv (Nervus opticus) bilden. Von den 1 Million Axonen gehen etwa 10 Prozent zum Colliculus superior und dienen der Steuerung von Augenbewegung, Pupillengröße und Akkommodation der Linse, die restlichen 90 Prozent zu den seitliche Kniehöckern des Thalamus (Corpus geniculatum laterale, CGL) und dienen der visuellen Wahrnehmung. Nervenzellen (Neuronen) bestehen aus dem Zellkörper (Sorna), Neuronenfasern (Axonen) mit Verzweigungen und Verästelungen (Dendriten). Jedes Neuron kann Signale (Nervenimpulse, neuronale Impulse) von vielen vorgeschalteten Neuronen empfangen und an viele nachgeschaltete Neurone weiterleiten. Bei neuronalen Signalen handelt es sich um elektrische Impulse im Bereich von 100 Millivolt auf der Basis chemischer Prozesse. Das Neuron entlädt sich (.feuert') in einem alles-oder-nichts-Prozess. Die Reizamplitude wird umgesetzt in die Häufigkeit und Regelmäßigkeit der Nervenimpulse. Nach jedem Impuls benötigt das Neuron mindestens 1 bis 2 Millisekunden Erholungspause, d.h. die maximale .Feuerrate' ist 500 bis 800 Impulse pro Sekunde. Auch ohne Reiz feuern die Neurone mit geringer Rate (Spontanrate). Die Reizamplitude ist daher begrenzt durch die maximale Feuerrate und die Spontanrate.

Der Impuls wird vom Zellkörper des Neurons (Sorna) zum Axon gesendet. Das Axonende befindet sich in der Nähe der Dendriten oder des Zellkörpers eines nachfolgenden Neurons, aber räumlich getrennt durch einen Spalt (Synapse). Die Übermittlung des Impulses erfolgt durch Ausschüttung einer chemischen Substanz (Neurotransmitter) durch das präsynaptische Neuron. Neurotransmitter lagern sich an die Zellmembran des postsynaptischen Neurons an. Je nach Typ des Neurotransmitters und der postsynaptischen Zellmembran kann der präsynaptische Impuls anregend (Steigerung der Feuerrate) oder hemmend (Verringerung der Feuerrate) auf das postsynaptische Neuron wirken. Jedes Neuron empfängt in der Regel von mehreren anderen Neuronen anregende und hemmende Impulse, die in der Summe die eigene Impulsrate im Vergleich zur Spontanrate steigern, verringern oder unverändert lassen.

Beim Zusammenwirken von Neuronen ist vereinfacht zu unterscheiden zwischen linearer Schaltung, Konvergenzschaltung und Konvergenzschaltung mit seitlicher (lateraler) Hemmung. Bei der linearen Schaltung gibt es genau eine Synapse zwischen einem Rezeptorneu ron und dem weiterleitenden Neuron, und das im Rezeptorneuron erzeugte Signal wird nur an dieses eine weiterleitende Neuron weitergegeben. Alle Synapsen sind erregend, das bedeutet eine lineare Weiterleitung des Signals ohne Verarbeitung. Bei der Konvergenzschaltung konvergieren mehrere Rezeptorneuronen mit ihren Axonen auf die nächste und übernächs- te Ebene, wobei alle Synapsen erregend sind. Dies führt zu einer Steigerung der Detektion schwacher Signale, wobei gleichzeitig die Ortsauflösung der Retina sinkt. Bei der Konvergenzschaltung mit lateraler Hemmung konvergieren die Rezeptorneuronen auf der nächsthöheren Ebene von Neuronen; gleichzeitig sind die Synapsen seitlicher Neurone auf der nächsthöheren Ebene hemmend. Dies führt zu maximaler Erregung, wenn der Reiz eine gewisse räumliche Ausdehnung hat (,ΟΝ-Bereich') und Hemmung bei weiterer räumlicher Ausdehnung (,OFF-Bereich'). Bezogen auf die Retina ist die Konvergenzschaltung mit lateraler Hemmung unter anderem die Basis für die bereits auf retinaler Ebene einsetzende .Bildschärfung'. In der Retina erfolgt die Verschaltung der Rezeptoren (Zapfen und Stäbchen) mit den weiterleitenden Ganglienzellen linear, konvergent und konvergent mit lateraler Hemmung durch die Bipolar-, Horizontal- und Amakrinzellen. Die Konvergenzschaltung der Stäbchen ist für die hohe Lichtempfindlichkeit verantwortlich, wobei die Ganglienzellen erst bei gleichzeitiger Erregung durch mehrere Stäbchen .feuern'. Die Zapfen in der Fovea centralis sind mit den Ganglienzellen linear verschaltet, was zur höheren Ortsauflösung beiträgt. Der Bereich der Netzhaut, auf den ein einzelnes Neuron einer höheren Ebene anspricht, wird als rezeptives Feld dieses Neurons bezeichnet.

Die optische Abbildungsqualität des durchschnittlichen menschlichen Auges ist relativ schlecht. Die Oberflächen von Hornhaut und Linse weisen unsymmetrische Unregelmäßigkeiten auf. Außerdem befinden sich in der Regel Hornhautscheitel (Apex), Pupillenzentrum, Linsenscheitel und der Punkt schärfsten Sehens der Netzhaut (Fovea centralis) nicht auf einer Achse. Dennoch orientiert sich das Auge so, dass der Gegenstand, der genau betrachtet werden soll, auf dem Punkt des schärfsten Sehens (Fovea) abgebildet wird ohne Rücksicht auf damit verbundene zusätzliche optische Fehler des Auges. Dass das Auge dennoch scharfe Bilder wahrnimmt, verdankt es seiner Fähigkeit zur .Bildschärfung', die bereits in der Retina beginnt.

Ein scharfer Punkt der Umwelt wird durch die bildgebende Funktion des Auges auf der Retina als Lichtintensitätsverteilung über eine Vielzahl von Rezeptoren abgebildet. Erst die neuronale Bildschärfung führt zur Wahrnehmung eines scharfen Punktes. Das menschliche Auge weist selbst im hohen Alter noch eine Akkommodation von etwa 0,75 Dioptrien auf. Da die natürliche Augenlinse in diesem Alter nicht akkommodiert, ist diese .Restakkommodation' vermutlich einer Defokussierungs- toleranz aufgrund der oben erläuterten neuronalen Bildschärfungsfähigkeit des Auges zu verdanken. Unter Ausnützung dieser neuen Erkenntnis wird beim erfindungsgemäßen Augenimplantat diese Defokussierungstoleranz durch Verbesserung der optischen Abbildungsqualität auf etwa ± 1 ,5 Dioptrien gesteigert, und der optische Linsenbereich des Augenimplantats so eingestellt, dass das Auge auf eine Bilddistanz (Fernpunkt) von etwa 0,7 m ohne Akkommodation des optischen Linsenbereichs korrigiert ist. Bei der Einstellung des Auges auf einen Fernpunkt im Abstand von 0,7 m werden bei Fernakkommodation des Auges Bilder am schärfsten auf der Netzhaut abgebildet. Durch Steigerung der optischen Abbildungsqualität des optischen Linsenbereichs auf etwa ± 1 ,5 Dioptrien werden ohne Akkommodation der Linse volle Sehschärfe in der Ferne und Nähe erreicht.

Eine vollständige Korrektur der Abbildungsfehler des Auges ist weder erforderlich noch wünschenswert, da für das Sehen im Dunkeln stets die simultane Anregung mehrerer Stäbchen erforderlich ist, für das Farbensehen die Signale dreier komplementärer Zapfen gleichzeitig auf einem Ganglion vorliegen müssen, operationsbedingt Hornhautveränderungen zu erwarten sind und das Auge als lebender Organismus stetigen geringen Veränderungen unterworfen ist. Bei der Implantation von Linsen ist des Weiteren von Fertigungstoleranzen, sowie geringfügiger Rotation, Dezentrierung, Verkippung und Verschiebung der Linse längs der optischen Achse des Auges auszugehen.

Vor der Implantation wird das Auge biometrisch vermessen (Topographie von Hornhautvorder- und -rückfläche, Achslänge des Augapfels und bei phaken Intraokularlinsen und intraokularen Kontaktlinsen Linsenposition, sowie Topographie von Vorder- und -rückfläche der Linse) und aus diesen Messwerten in Kombination mit der geplanten Position der Linse im Auge und dem Brechungsindex des Linsenmaterials die Oberflächentopographie als Solltopographie der ins Auge zu implantierenden Linse berechnet. Zur Ermittlung der Eigenschaften der lichtbrechenden Bestandteile des Auges wird vorzugsweise der vordere Augenabschnitt untersucht. Hierzu eignet sich beispielsweise eine Scheinpflugkamera, mit welcher berührungslos Schnittbilder der vorderen Augenkammer aufgenommen werden können. Diese Aufnahmen ermöglichen eine Analyse der gesamten Hornhaut, der Vorderkammer und der natürlichen Linse. Dabei können geometrische Daten wie Zentralradien, Hornhautaspherizität, verschiedene Krümmungen der Hornhaut, der Kammerwinkel, das Kammervolumen sowie die Kammerhöhe der Vorderkammer und auch Linsentrübungen analysiert werden. Beispielsweise aus EP 1074214 B1 ist eine derartige Durchsuchung des vorderen Augenabschnitts bekannt.

Aus den Analysedaten lässt sich vorteilhafterweise auch der künftige Sitz der zu implantierenden Intraokularlinse genau vorhersagen.

Aus diesen bei der Analyse gewonnenen Daten sowie den bekannten Brechungsindizes insbesondere der Hornhaut und des Augenkammerwassers wird für die Intraokularlinse eine Solltopographie an einer der beiden Linsenoberflächen oder für beide Linsenoberflächen berechnet. Dabei wird auch das für die Intraokularlinse zu verwendende Linsenmaterial berücksichtigt. Hierbei kann es sich um kommerziell erhältliche Polymere, wie beispielsweise MMA/HEMA- Copolymere handeln. Ein geeignetes Linsenmaterial ist beispielsweise auch aus WO 2007/062864 bekannt.

Die Linse kann jedoch aus jedem implantierbaren Material mit optischer Qualität hergestellt werden.

Die Fertigung der Optik des Augenimplantats; insbesondere der individuellen, implantierbaren Linse erfolgt mit Standardverfahren, wobei eine der Optikflächen eine Standardgeometrie (sphärisch, asphärisch oder torisch) aufweisen und durch Drehen, Gießen oder Spritzprägen hergestellt werden kann. Die zweite Optikfläche wird vorzugsweise mit einer für die Herstellung von Freiformflächen geeigneten, programmierbaren Drehbank erzeugt, wobei Drehbänken der Vorzug gegeben wird, bei denen eine anschließende Politur der Oberfläche entfallen kann. Aus der Solltopographie werden Maschinendaten berechnet, welche zur Steuerung einer mechanisch spanabhebenden Bearbeitung der Oberfläche eines Standard-Linsenrohlings geeignet sind. In Abhängigkeit von diesen Maschinendaten erfolgt dann beispielsweise in einer geeigneten Dreh- oder Fräsmaschine die mechanisch spanabhebende Bearbeitung an der Oberfläche des Standard- Linsenrohlings. In bevorzugter Weise kommt eine Dreh- und/oder Fräsmaschine zum Einsatz, mit welcher die Bearbeitung der Linsenoberfläche mit einer solchen Präzision erfolgt, dass eine anschließende Politur nicht erforderlich ist. Vorzugsweise kommt hierbei ein Diamantwerkzeug in der Drehmaschine zum Einsatz. Bei dem Standard-Linsenrohling, aus welchem die individuelle Intraokularlinse durch mechanisch spanabhebende Bearbeitung hergestellt wird, handelt es sich vorzugsweise um einen durch Spritzprägen gefertigten Linsenrohling. Auf diese Weise erhält man einen Linsenrohling mit genau vorgegebenen Abmessungen an den Linsenoberflächen, von denen ausgehend die gewünschte Topographie durch die mechanisch spanabhebende Bearbeitung erzeugt wird.

Beim Spritzprägen ist es auch möglich die Haptik, welche zur Fixierung der Intraokularlinse im Auge dient, an den Linsenkörper anzuformen.

Die Qualitätskontrolle der Topographie der als Freiflächen gestalteten Optiken erfolgt vorzugsweise durch Analyse der gemessenen, insbesondere der reflektierten Wellenfront, wobei die Sollfläche als mathematische Referenz gewählt und Abweichungen der Topographie anhand der Analyse der gemessenen Wellenfront von der erwarteten Wellenfront berechnet werden. Die Wellenfrontmes- sung erfolgt vorzugsweise bei einer Wellenlänge, bei der das nicht reflektierte Licht vom Linsenmaterial absorbiert wird, um die Überlagerung der reflektierten Wellenfront der Frontfläche der Optik durch Reflexionen von der Rückfläche der Optik zu minimieren.

Die Messung der Topographie der Linsenoberfläche kann beispielsweise mit Hilfe eines Wellenfrontsensors, der als Shack-Hartmann-Sensor ausgebildet ist, erfolgen. Der Shack-Hartmann-Sensor enthält eine Anordnung von Mikrolinsen in deren Brennebene ein ortsauflösender Lichtsensor, welcher beispielsweise als CCD-Sensor ausgebildet sein kann, angeordnet ist. Die gemessene Topographie verursacht Wellenfronten, welche ein Auslenken der Brennpunkte der Mikrolin- senanordnung auf dem ortsauflösenden Lichtsensor bewirken. Hieraus lassen sich Messergebnisse für die hergestellte Topographie auf der Linsenoberfläche gewinnen.

Die Messung mithilfe des Shack-Hartmann-Sensors kann im Durchlichtverfahren, bei welchem das bei der Messung verwendete Licht durch den optischen Linsenbereich hindurch gestrahlt wird, gemessen werden. Es kann jedoch bevorzugt auch eine reflektierende Messmethode, bei welcher an der Linsenoberfläche reflektiertes Licht vom Shack-Hartmann-Sensor erfasst wird, verwendet werden. Diese Messmethoden sind beispielsweise aus DE 20 2008 004 608 A1 für die Erfassung von Linsenfehlern bekannt.

Auch ein die Oberfläche des optischen Linsenbereichs abtastender Topographiesensor, welcher als Abstandssensor oder Winkelsensor ausgebildet ist, können zur Topographiemessung an der Linsenoberfläche verwendet werden. Ein derartiger Topographiesensor ist beispielsweise aus WO 2009/124767 bekannt.

Die gemessene Topographie des optischen Linsenbereichs wird mit der Solltopographie verglichen. Hierzu werden die Messergebnisse auf das Format der Solltopographie umgerechnet. Es ist jedoch auch möglich die Solltopographie dem Format der gemessenen Topographie für den Vergleich anzupassen.

Auf der Implantatoberfläche kann an einer der beiden Oberflächen die gewünschte Topographie hergestellt werden. Es ist jedoch auch möglich, an beiden Linsenoberflächen (Vorderseite und Rückseite des Augenimplantats) jeweilige Topographien, die individuell gestaltet sind, zur Korrektur der Fehlsichtigkeit, welche aus den Augenbestandteilen resultiert, herzustellen.

In der beigefügten Figur 1 sind für ein Ausführungsbeispiel die verschiedenen Schritte zur Herstellung des Augenimplantats, insbesondere einer Intraokularlinse in einem Flussschema dargestellt.