Umweltfreundlich entsorgbares Feingestrick

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Feingestrick zur Herstellung von Bekleidungsstücken, welches sich umweltfreundlich entsorgen läßt. Bisher werden Feingestrick für Bekleidungsstücke in vielen Fällen aus nicht verrottbarem und bis zu hohen Temperaturen in Wasser unlöslichem Polyamid hergestellt, so z. B. für Damenstrümpfe, Feinstrumpfhosen und ähnliche Bekleidungsstücke, welche zumindest teilweise auf der mensch¬ lichen Haut getragen werden. Polyamide der heutigen Anwendungsformen sind zwar für die Umwelt nicht schädlich, jedoch sind sie auch nicht leicht natürlich abbaubar und gehören dementsprechend zum Restmüll, welcher üblicherweise verbrannt oder deponiert werden muß. Obwohl solche Feingestricke wiederholt waschbar sind und vielfach getragen wer¬ den können, entsteht doch durch abgetragene oder beschädigte Beklei¬ dungsstücke ein zusätzliches Aufkommen an Restmüll, welches im Zuge des gestiegenen Umweltbewußtseins bei der Bevölkerung vermieden oder zumindest verringert werden sollte.

Bisher sind Gesichtspunkte der Entsorgung bei Feingestricken weniger in den Vordergrund getreten als die anderen qualitativen Eigenschaften wie Haltbarkeit, Waschbarkeit, Hautfreundlichkeit, Elastizität, optisches Er¬ scheinungsbild, Färbbarkeit, Paßform usw.

Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, bei Beibehaltung der in dieser Hinsicht positiven Eigenschaften von Polyamid ein Feingestrick zur

Herstellung von Bekleidungsstücken zu schaffen, welches sich umwelt¬ freundlich entsorgen läßt, insbesondere durch Auflösung in Wasser.

Diese Aufgabe wird durch ein Feingestrick gemäß dem Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen dieses Feingewstricks sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben. Wenn man zur Herstellung eines Feingestricks ein Material verwendet, welches zwar bei Temperaturen unter 95°C formstabil und in wässriger Lösung, auch in leicht basischer oder saurer wässriger Lösung unlöslich ist, so erfüllt dieses Material die primären Voraussetzungen für die Herstellung von Bekleidungsstücken, die mit der menschlichen Haut in Berührung kommen. Selbstverständlich darf dieses Material auch durch Schweiß und/oder Körperpflegemittel nicht angegriffen werden, so daß es im Temperaturbereich bis z.b. 45° C auch bei ph-Werten von 6 bis 8, insbesondere sogar von 4 bis 10 in wässriger Lösung stabil sein sollte. Um zur Herstellung eines Feinge¬ stricks für Bekleidungsstücke geeignet zu sein, muß sich das Material allerdings texturieren lassen um eine genügende Elastizität zu erreichen und die Paßform von Kleidungsstücken zu gewährleisten. Üblicherweise werden Fäden dadurch texturiert, daß sie in einem Falschdrallgeber bei hoher Temperatur behandelt werden, wodurch sie eine gewisse Ober¬ flächenrauhigkeit und Elastizität erhalten. Entscheidend schließlich für die Möglichkeit einer umweltfreundlichen Entsorgung ist eine weitere Eigen¬ schaft des Materials, nämlich seine vollständige Löslichkeit in Wasser, z. B. bei Temperaturen oberhalb von 95°C, vorzugsweise über 110°C, ins- besondere zwischen 110°C und 150°C. Diese Eigenschaft macht es mög¬ lich, ein abgetragenes oder beschädigtes Feingestrick in heißem Wasser aufzulösen und mit dem Abwasser zu entsorgen. Dies kann beispielsweise in einem Druckkessel erfolgen, in dem gesammelte Feingestricke in großen Mengen relativ kostengünstig entsorgt werden können.

Zusätzlich ist es natürlich wichtig, daß das in Wasser gelöste Material biologisch abbaubar und unschädlich für Kläranlagen und Gewässer ist, so daß eine tatsächliche Entlastung der Umwelt und eine Verringerung des Entsorgungsproblems eintritt und nicht nur eine Verschiebung von der Deponie bzw. Verbrennung ins Abwasser.

Die neuere Entwicklung von Fasermaterialien und Fäden hat insbesonde¬ re zu biologisch abbaubaren und wasserlöslichen Fäden geführt, wobei inzwischen eine recht große Variationsbreite bezüglich der Temperaturen, bei denen die Wasserlöslichkeit eintritt, zur Verfügung steht. Hervor¬ zuheben sind besonders neu entwickelte Schmelzklebefasern, z. B. Polya¬ mide oder auch als Alginate bekannte Materialien, welche aus natürlich vorkommenden Vorprodukten hergestellt werden. Auch andere synthetisch hergestellte Produkte mit den gewünschten Eigenschaften stehen zur Verfügung (siehe z. B. Vortrag auf der 32. internationalen Chemiefas¬ ertagung ... in Dornbirn/A, 22.-24.09.1993, "Herstellung, Eigenschaften und Anwendungen von Schmelzklebefasern" von Dr. V. Baron, Ems-Chemie AG, Domat/Ems, Schweiz und Bekleidungstechnik 20, Artikel "Thermo¬ plastische Garne in der Bekleidungsindustrie" von A. H. Magloth, Heer- brugg). Allerdings wurden solche Materialien bisher nur für Kleidungs¬ stücke und Wäsche in Betracht gezogen, in denen sie als untexturierte Materialien verwendet werden konnten. Dies ist beispielsweise in der DE 42 19 686 AI beschrieben. Die Wasserlöslichkeit und Texturierbarkeit wurden als widersprüchliche und nicht gleichzeitig erreichbare Eigen- schatten angesehen. Wichtig ist tatsächlich, daß aus der Vielzahl der bekannten Materialien gerade ein solches ausgewählt wird, welches im täglichen Gebrauch als Kleidungsstück und bei dessen üblicher Waschtemperatur von z. B. 30°C ähnliche Eigenschaften wie bisher verwendete Polyamide hat, also insbesondere auch texturierbar und da- durch dauerelastisch ist, jedpch zusätzlich bei höheren Temperaturen in

Wasser ohne Rückstände lösbar ist, wobei das aufgelöste Material ins¬ besondere biologisch abbaubar und unschädlich für Kläranlagen und Gewässer sein soll. Ein weiteres Problem ist die Färbbarkeit solcher Feingestricke, die für Hygieneprodukte bisher keine wichtige Rolle spiel- te, da solche Produkte im allgemeinen ungefärbt eingesetzt werden. Überraschenderweise stellte sich bei Versuchen heraus, daß es Materia¬ lien gibt, die sich bei relativ niedrigen Temperaturen von z.B. etwa 120° C noch texturieren lassen, aber gleichzeitig bei solchen Temperaturen in Wasser schon rückstandsfrei auflösbar sind. Gleichzeitig ist ein Färben bei z.B. 80° C möglich. Auch die für die Verpackung und den Verkauf oft erforderliche Formung ist möglich, wenn nicht zu heißer Dampf eingesetzt wird. Die Erfindung schafft durch Verwendung solcher Materia¬ lien, insbesondere sogenannter Co-Polyamide, ein umweltfreundliches Pro¬ dukt, welches dazu beiträgt, das Aufkommen an nichtwiederverwertbarem Restmüll zu verringern.