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Patent Searching and Data


Title:
MEDICAL DRAWING-UP CANNULA
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2023/280979
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a medical drawing-up cannula (1) for withdrawing fluids from injection vials and/or for supplying fluids into medical containers, comprising a cannula attachment (2) and a cannula needle (3), wherein the cannula needle (3) is oblique at one end by means of a specific bevel, and the free needle length (4) of the drawing-up cannula (1) is designed such that, when the membrane of the stopper of injection vials is penetrated, the opening (6) in the cannula needle (3) reaches the interior of the injection vial but the first full diameter thereof, viewed from the cannula tip (5), is at most flush with the inner face of the membrane of the injection vial, and the cannula attachment (2) strikes the stopper of the injection vial on the outside; wherein the cannula attachment (2) is designed such that an open chamber (7) for introducing and placing the injection vial is formed by means of a wall (8); and wherein the wall (8) comprises at least two lateral snap locks (9).

Inventors:
MITTERECKER GEROLD (DE)
Application Number:
PCT/EP2022/068909
Publication Date:
January 12, 2023
Filing Date:
July 07, 2022
Export Citation:
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Assignee:
MITTERECKER GEROLD (DE)
International Classes:
A61J1/20
Foreign References:
US9801786B22017-10-31
US20120323210A12012-12-20
US20150112297A12015-04-23
Attorney, Agent or Firm:
FABRY, Bernd (DE)
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Claims:
PATENTANSPRÜCHE

1. Medizinische Aufziehkanüle (1) für die Entnahme von Flüssigkeiten aus Injektionsfläschchen und/oder Zufuhr von Flüssigkeiten in medizinische Behältnisse, umfassend einen Kanülenansatz (2) und eine Kanülennadel (3), wobei die Kanülennadel (3) an ihrem einen Ende mittels eines speziellen Anschliffes abgeschrägt ist und die freie Nadellänge (4) der Aufziehkanüle (1) so konfiguriert ist, dass bei der Penetration der Membran des Stopfens von Injektionsfläschchen die Öffnung (6) der Kanülennadel (3) den Innenraum des Injektionsfläschchens erreicht höchstens aber mit dem ersten vollen Durchmesser von der Kanülenspitze (5) aus betrachtet mit der Innenseite der Membran des Injektionsfläschchens abschließt und der Kanülenansatz (2) am Stopfen des Injektionsfläschchens außen anschlägt, wobei der Kanülenansatz (2) derart konfiguriert ist, dass eine offene Kammer (7) zum Einführen und Platzieren des Injektionsfläschchens mittels einer Wandung (8) gebildet wird, und wobei die Wandung (8) mindestens zwei seitliche Schnapper (9) aufweist.

2. Medizinische Aufziehkanüle (1) nach Anspruch 1, wobei die Wandung (8) des Kanülenansatzes (2) drei seitliche Schnapper (9) aufweist.

3. Medizinische Aufziehkanüle (1) gemäß mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, wobei die Wandung (8) mindestens teilweise das Injektionsfläschchens ummantelt.

4. Medizinische Aufziehkanüle (1) gemäß mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, wobei der Kanülenansatz (2) an der gegenüberliegenden Seite der Kammer (7) zum platzieren des Injektionsfläschchen einen Schraubanschluss (10) aufweist.

5. Medizinische Aufziehkanüle (1) gemäß mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, wobei der Schraubanschluss (10) einen Luer-Stopfen (11) aufweist.

6. Medizinische Aufziehkanüle (1) gemäß mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, wobei der Dorn der Kanülennadel (3) zwei Kanäle aufweist.

7. Medizinische Aufziehkanüle (1) gemäß mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, wobei die Kanülennadel (3) eine freie Nadellänge (4) von weniger als 12 mm aufweist.

8. Medizinische Aufziehkanüle (1) gemäß mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, wobei die Kanülennadel (3) eine freie Nadellänge (4) von weniger als 8 mm aufweist.

9. Medizinische Aufziehkanüle (1) gemäß mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, wobei die Kanülennadel (3) eine freie Nadellänge (4) von 6 mm aufweist

10. Medizinische Aufziehkanüle (1) gemäß mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, wobei der spezielle Anschliff einen Winkel von 35 bis 55° aufweist.

11. Medizinische Aufziehkanüle (1) gemäß Anspruch 10, wobei der spezielle Anschliff einen Winkel von 40 bis 45° aufweist.

12. Medizinische Aufziehkanüle (1) gemäß mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, wobei die Kanülennadel (3) eine Stärke von 18 G in unbeschichtetem Zustand aufweist.

13. Medizinische Aufziehkanüle (1) gemäß mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, wobei der spezielle Anschliff so konfiguriert ist, dass ein Schnitt zur Penetration der Membran des Injektionsfläschchens führt.

14. Ein Verfahren für die Entnahme von Flüssigkeiten aus Injektionsfläschchen unter Einsatz einer medizinischen Aufziehkanüle (1) gemäß Anspruch 1, wobei die Kanülennadel (3) bei Penetration der Membran des Stopfens des Injektionsfläschchens in fixierter Position so positioniert ist, dass die Öffnung (6) der Kanülennadel (3) den Innenraum des Injektionsfläschchens erreicht höchstens aber mit dem ersten vollen Durchmesser von der Kanülenspitze (5) aus betrachtet mit der Innenseite der Membran des Injektionsfläschchens abschließt und der Kanülenansatz (2) am Stopfen des Injektionsfläschchens außen anschlägt.

5. Verwendung der medizinische Aufziehkanüle (1) nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 13 zur Entnahme von medizinischen Flüssigkeiten aus Injektionsfläschchens und/oder Zufuhr von medizinischen Flüssigkeiten in medizinische Behältnisse.

Description:
MEDIZINISCHE AUFZIEHKANÜLE

GEBIET DER ERFINDUNG

[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine medizinische Aufziehkanüle (1) für die Entnahme von Flüssigkeiten aus Injektionsfläschchen und/oder Zufuhr von Flüssigkeiten in medizinische Behältnisse sowie ein Verfahren unter Verwendung der Aufziehkanüle (1).

TECHNOLOGISCHER HINTERGRUND

[0002] Seit Einführung hat sich die Entnahmetechnik aus flaschenförmigen Behältnissen -Injektionsfläschchen (Vials) -in der Vorbereitung von Injektionen oder Zusätzen zu Infusionslösungen nicht geändert. Sie ist mit Nachteilen verbunden, die nachfolgend aufgeführt werden.

[0003] Die Substanzen, die für eine parenterale Behandlung oder ähnlich gelagerte medizinische Tätigkeiten benötigt werden, sind in sterilen Injektionsfläschchen abgefüllt. Bei diesen befindet sich unter einer metallischen oder Kunststoffkappe ein Stopfen, der durchstochen werden muss. Für die Entnahme werden -genauso wie für die anschließenden Injektionen oder Zusätze zu den Infusionslösungen -die gleichen handelsüblichen medizinischen Spritzen und Kanülen verwendet. Ihre Länge bzw. Dicke wird je nach Menge und Eigenschaft der Flüssigkeit bzw. Größe des Behältnisses per Augenschein gewählt, dass in letzterem Fall -nach dem Durchstich der mittigen Membran des Stopfens -der Boden des Injektionsfläschchens mindestens erreicht und die darin befindliche Flüssigkeit in die Spritze gesaugt werden kann. Da zum Ende des Prozesses wegen zunehmender Luftansaugung im Zusammenhang mit dem schrägen Anschliff der Kanülenöffnung eine weitere Entleerung erheblich erschwert ist, wird während des Entnahmeprozesses das Fläschchen inklusive Spritze und Kanüle auf den Kopf gestellt und unter sehr vorsichtigem Rückzug der Nadel unter Sog versucht, die Flüssigkeitsreste aus dem Fläschchen abzusaugen. [0004] Dies gelingt allerdings meist nicht und es verbleibt eine unterschiedlich große Restmenge im Injektionsfläschchen. Sollte es sich um eine Single-Dose-Entnahme handeln, kann dies zu unbeabsichtigter Unterdosierung führen. Bei einfachsten Flüssigkeiten wie z.B. medizinischer Kochsalzlösung ist das eine zu vernachlässigende Begleiterscheinung. Anders ist es bei teuren oder rationierten Substanzen. Dies führt beispielhaft dazu, dass aus den Impffläschchen der Corona-Impfstoffe, bei dem einen die - als tatsächliches Füllvolumen enthaltene-7. Dosis und bei dem anderen sogar 3 mehr als die bisher 10 Dosen regelmäßig entnommen werden kann.

[0005] Eine Begleiterscheinung der bisherigen Entnahmetechnik ist, dass es wie beschrieben zur Aspiration von Luft in die Spritze kommt. Auch das Totraumvolumen der Kanüle enthält beim Wechsel im Rahmen einer Mehrfachentnahme Luft, die in die Spritze angesaugt und in dieser durch Oberflächenphänomene teils hartnäckig haftet. Sie muss vor der Anwendung am Menschen aber möglichst vollständig durch Manipulationen entfernt werden (Schnippen mit dem Finger gegen die Spritze, mehrmaliges rasches Hin- und Herziehen am Kolben der Spritze, etc.). Um diesen Effekt zu reduzieren, besteht die Möglichkeit, Spritzen und Kanülen beim Herstellungsprozess mit einer Antihaft-Beschichtung zu versehen. Dies birgt bei manchen Injektionsflüssigkeiten allerdings die Gefahr von unerwünschter Veränderung der physikalisch-chemischen Eigenschaft und damit seiner Wirksamkeit.

[0006] Eine weitere Begleiterscheinung der bisherigen Entnahmetechnik ist, dass sich die Position der in das Injektionsfläschchen eingestochenen langen Nadel verändern kann. Dabei ist es möglich, dass der Finger versehentlich außen die Nadel berührt, die dann im Laufe der Verrichtung -gerade auch bei Mehrfachentnahmen -wieder unbeabsichtigt in den Innenraum des Behältnisses geschoben wird und die Injektionsflüssigkeit kontaminieren kann.

[0007] Zudem werden oft die gleichen medizinischen Standard-Kanülen sowohl für die Entnahme aus den Injektionsfläschchen als auch für die nachfolgende Anwendung am Menschen verwendet. Vorschriftsgemäß sollten sie für beide Vorgänge immer gewechselt werden. Hintergrund dieser wichtigen Vorgehensweise ist, dass es beim Durchstich - sei es die Haut oder eine künstliche Membran - zu Ausstanzungen und Spanbildungen kommt. Diese bleiben zunächst im Öffnungsbereich der Kanüle liegen, da Sie infolge von Größe und Form trotz Ansaugen nicht in das enge Lumen des Röhrchens passen. Beim anschließenden Entleeren der Spritze durch die gleiche Kanüle werden Sie jedoch in den Körper bzw. die Infusionslösung gespült. Es ist in der Vergangenheit dadurch in nicht unerheblichem Ausmaß zu Spritzenabszessen gekommen. Durch die gleiche Bauart ist es bei Unkenntnis des geschilderten Sachverhaltes möglich, dies zu ignorieren. Es ist zudem nicht möglich zu unterscheiden, ob eine Standard-Kanüle für eine Entnahme oder eine Injektion benutzt wurde. Beide müssen also unverzüglich in geeigneten Abwürfen entsorgt werden. Diese sind allerdings nicht überall verfügbar, so dass es dann zum sog. Re-Capping kommt, was bei den langen Standard-Kanülen Verletzungspotential hat.

[0008] Bisherige Entnahmekanülen können und sollen nach der Erstverwendung abgezogen, für nachgelagerte weitere Flüssigkeitsbezüge jeweils neue Kanülen verwendet und die Oberfläche des Stopfens dabei vorher desinfiziert werden. Bei dessen Perforation durch die Entnahmekanüle kommt es infolgedessen bedarfsweise auch wiederholt zu Stanzeffekten Nach Entfernung der Kanülen verbleiben dadurch feine Löcher und der Stopfen kann somit nicht mehr uneingeschränkt als Barriere für Bakterien angesehen werden. Zudem kann nach ihrer Ablösung die konfektionierte Abdeckkappe vom Vial (Flip off cap) bauartbedingt nicht mehr sicher - zum Schutz vor Staub und Flüssigkeitsspritzern - mit dem darunterliegenden Stopfen verbunden werden. Die Oberfläche des Stopfens liegt frei und kann kontaminiert werden. Bakterien können über den Stichkanal in das Innere des Fläschchens eindringen. In der Praxis wird mit Desinfektionsmitteln unmittelbar vor einer weiteren Entnahme gearbeitet, deren Einwirkzeit im Alltag nicht immer - gemäß den Vorschriften der Hersteller für solche Lösungen - beachtet, geschweige denn protokolliert wird. Zudem existieren keine Mittel, die eine Zulassung gleichzeitig für die Desinfektion von Flächen bzw. Medizinprodukten und eine für die Haut bzw. Wunddesinfektion haben.

[0009] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine medizinische Aufziehkanüle insbesondere für die Mehrfachentnahme von Flüssigkeiten aus Injektionsfläschchen und/oder Zufuhr von Flüssigkeiten in medizinische Behältnisse zur Verfügung zu stellen, welche die oben aufgeführten Nachteile des Stands der Technik überwindet. Insbesondere soll die medizinische Aufziehkanüle eine sichere Anwendung ermöglichen, wobei nun endlich gewährleistet ist, dass die Entnahme von Flüssigkeiten aus Behältnissen von der Anwendung am Menschen strikt getrennt werden kann. Somit ist es nun möglich, beide Bereiche auch normativ zu trennen. Die erfindungsgemäße medizinische Aufziehkanüle hat eine spezielle Zweckbestimmung, da es ausschließlich für die Entnahme von in Lösung befindlichen und in Medikamentenfläschchen (Vial) abgefüllten Wirksubstanzen in der Medizin vorgesehen ist

BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG

[0010] Ein erster Gegenstand der Erfindung betrifft eine medizinische Aufziehkanüle

(1) für die Entnahme von Flüssigkeiten aus Injektionsfläschchen und/oder Zufuhr von Flüssigkeiten in medizinische Behältnisse, umfassend einen Kanülenansatz (2) und eine Kanülennadel (3), wobei die Kanülennadel (3) an ihrem einen Ende mittels eines speziellen Anschliffs abgeschrägt ist und die freie Nadellänge (4) der Aufziehkanüle (1) so konfiguriert ist, dass bei der Penetration der Membran des Stopfens von Injektionsfläschchen die Öffnung (6) der Kanülennadel (3) den Innenraum des Injektionsfläschchens erreicht höchstens aber mit dem ersten vollen Durchmesser von der Kanülenspitze (5) aus betrachtet mit der Innenseite der Membran des Injektionsfläschchens abschließt und der Kanülenansatz (2) am Stopfen des Injektionsfläschchens außen anschlägt, wobei der Kanülenansatz (2) derart konfiguriert ist, dass eine offene Kammer (7) zum Einführen und Platzieren des Injektionsfläschchens mittels einer Wandung (8) gebildet wird, und wobei die Wandung (8) mindestens zwei seitliche Schnapper (9) aufweist.

[0011] Bevorzugt betrifft ein erster Gegenstand der Erfindung eine medizinische Aufziehkanüle (1) für die Entnahme von Flüssigkeiten aus Injektionsfläschchen und/oder Zufuhr von Flüssigkeiten in medizinische Behältnisse, umfassend einen Kanülenansatz

(2), vorzugsweise aus Kunststoff und ein an beiden Enden offenes Kapillarröhrchen, die Kanülennadel (3). Das Röhrchen ist an dem einen Ende mittels eines speziellen Anschliffs abgeschrägt. Das andere Ende ist in den Kanülenansatz (2), vorzugsweise mittig, eingelassen. Der Kanülenansatz (2) umgibt das Röhrchen vorzugsweise zunächst auf kurze Distanz muffenartig um sich dann zum Spritzenansatz trichterartig aufzuweiten. Die freie Nadellänge (4) der Aufziehkanüle (1) ist der unbedeckte Anteil der Kanülennadel, der Dorn (3). Sie ist so konfiguriert, dass bei der Penetration der Membran des Stopfens vom Injektionsfläschchen die Öffnung (6) der Kanülennadel (3) den Innenraum des Injektionsfläschchens erreicht höchstens aber mit dem ersten vollen Durchmesser von der Kanülenspitze (5) aus betrachtet mit der Innenseite der Membran des Injektionsfläschchens abschließt und der Kanülenansatz (2) am Stopfen des Injektionsfläschchens zumindest dessen Bördelrand jeweils außen anschlägt.

[0012] Die Erfinder haben überraschenderweise herausgefunden, dass alle oben genannten mit dem bisherigen Entnahmesystem verbundenen Nachteile durch die vorliegende Erfindung vermeidbar sind. Bisherige Entnahmekanülen setzen eine ausreichend lange Übungsphase für die hygienische, verletzungssichere und möglichst vollständige Entnahme gerade auch bei kleinen Injektionsflächen von weniger als 15 ml voraus. Bei der hiervorgelegten Variante ist als erster "Entnahmekanüle" nicht nur durch Gebrauchsanweisung und Übung in der Handhabung, sondern bauartbedingt eine Anwendung auch durch nicht-fachkundiges Personal möglich. Die Kanüle kann ohne sterile Kautelen angefasst werden. Die Öffnung der Kappe passt ausschließlich auf den Kopf bzw. Bauch des jeweiligen Typs Injektionsfläschchen. Die sterile Nadel ist in der Tiefe des Kanülenansatzes versenkt und kann nicht versehentlich berührt werden, was Verletzungsgefahr und Kontamination ausschließt. Beim Aufstecken des Injektionsfläschchens penetriert am Ende des Manövers die innenliegende sterile Nadel den sterilen Stopfen und dringt in den sterilen Innenraum des Injektionsfläschchens ein. Hier verbleibt die Entnahmekanüle unverrückbar.

[0013] Ein weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass eine blasenfreie und mindestens nahezu vollständige, insbesondere eine vollständige, Entleerung der Injektionsfläschchen insbesondere bei Mehrfachentnahmen aus den Behältnissen stets gelingt. Damit ist von einer hohen Akzeptanz beim Anwender auszugehen, was die geschilderten Verbesserungen in Effizienz, Wirtschaftlichkeit, Hygiene und Sicherheit in wesentlich kürzerer Zeit zur Folge haben wird.

[0014] Vorzugsweise weist die Wandung (8) des Kanülenansatzes (2) drei seitliche Schnapper (9) auf. Beim Aufstecken werden sie durch den Kopf des Injektionsfläschchens flügelartig nach außen in die zugehörigen seitlichen Schlitze der Kammer gedrückt, um danach zurückzuschnappen und seitlich am Hals des Injektionsfläschchens wieder einzurasten. Genau an diesem Punkt der Passage schlägt der Boden der Kammer oben an der Bördelung vom Stopfen des Fläschchens an. Der Durchmesser der runden Kammer ist nur geringfügig größer als der Kopf Injektionsfläschchens Diese Mechanismen und die Geometrie führen dazu, dass der Kanülenansatz (2) unverrückbar in der Aufsteckposition auf dem Injektionsfläschchen fixiert wird. Will man die Kanüle entfernen, müssen die Schnapper gebrochen werden wofür ein Werkzeug benötigt wird. Sie soll außerdem für weitere Entnahmen verbleiben.

[0015] In einer bevorzugten Ausführungsform weist der Kanülenansatz (2) an der gegenüberliegenden Seite der Kammer (7) für eine sichere Verbindung bei der Entnahme (Spritze, Verbindungsschlauch) einen Schraubanschluss (10) auf.

[0016] Ein einfacher Luer-Stopfen (11) auf dem Schraubanschluss (10) des Stutzens sorgt jeweils für eine sichere Abdichtung bei nachgelagerter weiterer Entnahme. [0017] Wie bereits erwähnt, ist die freie Nadellänge (4) der Aufziehkanüle (1) so konfiguriert, dass bei der Penetration der Membran von Injektionsfläschchen die Öffnung (6) der Kanülennadel (3) den Innenraum des Injektionsfläschchens erreicht und höchstens beim ersten vollen Durchmesser von der Kanülenspitze (5) aus betrachtet mit der Innenseite der Durchstichmembran des Injektionsfläschchens abschließt, insbesondere bündig abschließt. Diese spezifische Konfiguration hat sich als entscheidend bewiesen, um eine vollständige Entleerung eines durch einen Stopfen verschlossenen Injektionsfläschchen, welches zur medizinischen Anwendung konzipiert ist, zu gewährleisten.

[0018] Bevorzugt ist der ganze Kanülenansatz aus Kunststoff (2) und an einem Ende als Konus mit Aussengewinde geformt, zum einen für eine einfache Steckverbindung oder zum anderen aufschraubbar als Luer-Lock-Verbindung ausgebildet. Das Luer- System ist ein genormtes Verbindungssystem für eine kombinierte Anwendung von Spritzen und Infusionsbesteck im medizinischen Bereich. Es findet unter anderem Anwendung bei Kanülen, Spritzen, Kathetern, Dreiwegehähnen und Infusionsschläuchen. Es gibt bei diesem Verbindungssystem nur eine Größe. [0019] Wie bereits erwähnt wird in der erfindungsgemäßen medizinischen Aufziehkanüle (1) eine offene Kammer (7) mittels einer Wandung (8) gebildet, welche zum Einfuhren und Platzieren des Injektionsfläschchens dient. Das bedeutet, dass das Injektionsfläschchen mindestens teilweise von der Wandung (8) ummantelt wird.

[0020] In einer bevorzugten Ausführungsform ummantelt die Wandung (8) mindestens den Kopf und Teile vom Hals des Injektionsfläschchens.

[0021] Die erfindungsgemäße medizinische Aufziehkanüle (1) stellt nicht nur eine Verbesserung im Handling dar, sondern es ist bauartbedingt eine Anwendung auch durch nicht fachkundiges Personal möglich. Die Öffnung der Kammer (6) passt ausschließlich auf den Kopf bzw. Bauch des jeweiligen Typs Injektionsfläschchens. Die sterile Kanüle ist in der Tiefe der Kanülenansatz (2) versenkt und kann nicht versehentlich berührt werden, was Verletzungsgefahr und Kontamination ausschließt. [0022] Unterschiede im Volumen der Injektionsfläschchen erklären, warum Vials länger oder kürzer bzw. breiter oder schmaler hergestellt werden müssen. Die Kanülenansatz (2) kann daher an die jeweiligen Vials angepassten Größen gebaut werden. Vielfach unterscheiden sich diese aber nur durch die Dimensionen vom Bauch des Fläschchens und nicht des Kopfes mit dem Stopfen. Dem wird Rechnung getragen durch eine verkürzte seitliche Wandung (8), die am Hals des Fläschchens endet. Diese Bauform der Kappe passt daher auf mehrere Typen Vials.

[0023] In einer besonderen bevorzugten Ausführungsform weist die erfindungsgemäße medizinische Aufziehkanüle (1) eine integrierte Belüftung auf. Sie wird realisiert durch einen zweiten Kanal der Kanülennadel (3), in der dessen eine Öffnung an der Spitze im Inneren des Fläschchens zu liegen kommt und die andere sich außerhalb aber gleichfalls geschützt im Spalt zwischen Stopfen und Abschlussplatte der Kappe befindet. Diese äußere Öffnung wird vorzugsweise durch eine luftdurchlässige Membran abgeschlossen, die einen unbeabsichtigten Austritt von Flüssigkeit über den Luftkanal mindestens stark erschwert. So werden Phänomene des Druckausgleichs bei Volumenänderungen der Flüssigkeit im Fläschchen vermieden. Nach Flüssigkeitsentnahme ohne eine derartige Belüftung kann es beim Abziehen der Spritze zum Ansaugen ungefilterter Luft in das oder bei einem Überdruck zum Austritt von Flüssigkeit aus dem Fläschchen kommen. Sie kann bei letzterem sogar herausspritzen, was bei gefährlichen Substanzen z. B. Zytostatika durchaus bedenklich ist.

[0024] In Sinne der vorliegenden Erfindung ist der Dorn die Spitze der Kanülennadel (3), d.h. der Teil der Kanülennadel (3), die in Kontakt mit der medizinischen Flüssigkeit während der Entnahme kommt. Das bedeutet, dass die Kanülenspitze (5) zwei Öffnungen aufweist, und zwar die Öffnung (6), durch die medizinische Flüssigkeit entnommen wird, und eine zweite Öffnung, die zur Belüftung dient, wie oben ausgeführt.

[0025] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die freie Nadellänge (4) der Aufziehkanüle (1) so konfiguriert ist, dass bei der Penetration der Membran des Stopfens vom Injektionsfläschchen die Öffnung der Kanülennadel (3) den Innenraum des Injektionsfläschchens erreicht höchstens aber mit dem ersten vollen Durchmesser von der Kanülenspitze (5) aus betrachtet mit der Innenseite der Membran des Injektionsfläschchens abschließt und der Kanülenansatz (3) jeweils an der Außenseite der Membran des Injektionsfläschchens anschlägt.

[0026] Injektionsfläschchen (auch Vials genannt) sind kleine Fläschchen, die in der Medizin und in chemischen Laboratorien benutzt werden. Sie können als Einzeldosis oder Mehrdosenbehältnis vorliegen. In ihnen können pulverförmige Arzneistoffe, Lösungen oder Suspensionen abgefüllt werden. Im Allgemeinen bestehen die

Fläschchen aus Spezialglas und haben ein Fassungsvermögen zwischen 1 und 200 ml. Sie werden mit einem genormten Stopfen verschlossen. Dieser ist mit einer Bördelrand am Flaschenhals befestigt. Der zentrale Bereich ist zusätzlich mit einer kleinen Schutzkappe aus Kunststoff steril verschweißt. In der Mitte hat dieser Stopfen die geringste Dicke; diese Stelle wird zum Ansaugen der Injektionsflüssigkeit mit der Kanülennadel durchstochen.

[0027] In einer Ausführungsform der Erfindung wird die freie Nadellänge (4) der Aufziehkanüle (1) an die Dicke der Durchstichmembran des Stopfens der

Injektionsfläschchen angepasst. Die Dicke der Durchstichmembran von

Injektionsfläschchen ist momentan genormt und entspricht einer Mindeststärke von 2 mm, wobei in der Industrie regelmäßig Dicken von 2,5 mm auch für unterschiedlich große Injektionsfläschchen verwendet werden. In anderen Worten, in einer Ausführungsform der Erfindung bemisst sich die freie Nadellänge (4) nach der Stärke der zu durchstoßenden Membran des Stopfens vom Injektionsfläschchen zzgl. gesamten Längsausdehnung beginnend mit dem Öffnungsbereich de Flüssigkeitskanals (6) der Kanülennadel (3).

[0028] Die Länge der Öffnung bzw. des Öffnungsbereichs (6) der Kanülennadel (3) bzw. die Schlifflänge der Kanülennadel (3) ist variabel und hängt vom Kanülenschliff (spezieller Anschliff) bzw. indirekt von den verwendeten Materialien der Durchstichmembran des Stopfens der Injektionsfläschchen ab. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist der Kanülenschliff einen primären Schliffwinkel a von 35 bis 55° auf. In einer weiter bevorzugten Ausführungsform der Erfindung, weist der Kanülenschliff einen primären Schliffwinkel a von 40 bis 45° auf. Gängige Anforderungen bezüglich des Schliffs von Kanülennadeln finden sich beispielsweise in der DIN 13097-4:2019-06.

[0029] Bevorzugt ist der spezielle Anschliff bzw. der Kanülenschliff so konfiguriert, dass ein Schnitt zur Penetration der Membran des Injektionsfläschchens führt. Prinzipiell sollte sichergestellt sein, dass der Kanülenschliff so ausgeführt ist, dass Ausstanzungen von Partikeln und Fragmentierung beim Einstechen in Injektionsflaschenverschlüsse auf ein Minimum beschränkt werden (V-Bevel-Schliff). Weitere Ausführungen zur Fragmentierungsprüfung können der DIN EN ISO 7864:2016 entnommen werden.

[0030] .

[0031] Bevorzugt wird die Aufziehkanüle (1) in einer üblichen Folie verschweißt und sterilisiert. Somit werden Kontaminationen der Aufziehkanüle nach Produktion und Transport (1) vermieden und eine sichere und saubere Anwendung gewährleistet.

[0032] Bisherige Entnahmekanülen können und sollen nach Gebrauch abgezogen werden. Beim Entnahmemanöver der Flüssigkeit können die Kanülen natürlich auch - in dem Fall meist unabsichtlich - im Stopfen in alle Richtungen bewegt werden. Nach Beendigung sollen für nachgelagerte weitere Flüssigkeitsbezüge neue Kanülen verwendet und die Oberfläche des Stopfens jeweils desinfiziert werden. Das hat hygienische Gründe. Bei der Perforation des Stopfens durch die Nadel kommt es regelmäßig zu Stanzeffekten und nach Entfernung der Kanüle verbleibt ein feines Loch. Der Stopfen kann nicht mehr uneingeschränkt als Barriere für Bakterien angesehen werden. Zudem kann nach Ablösung die konfektionierte Abdeckkappe vom Vial (Flip off cap) bauartbedingt nicht mehr sicher - zum Schutz vor Staub und Flüssigkeitsspritzern - mit dem darunterliegenden Stopfen verbunden werden. Die Oberfläche des Stopfens liegt somit frei und kann kontaminiert werden.

[0033] Bakterien können über den Stichkanal in das Innere des Fläschchens eindringen. In der Praxis wird mit Desinfektionsmitteln unmittelbar vor einer weiteren Entnahme gearbeitet, deren Einwirkzeit im Alltag nicht immer - gemäß den Vorschriften der Hersteller für solche Lösungen - beachtet geschweige denn protokolliert wird. Zudem existieren keine Mittel, die eine Zulassung gleichzeitig für die Flächen bzw. Instrumentendesinfektion und eine für die Haut bzw. Wunddesinfektion haben. Dieses gravierende Problem wird mittels der erfindungsgemäßen medizinischen Aufziehkanüle (1) vermieden.

[0034] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft ein Verfahren für die Entnahme von Flüssigkeiten aus Injektionsfläschchen unter Einsatz einer medizinischen Aufziehkanüle (1) wie oben beschrieben, wobei die Kanülennadel (3) bei Penetration der Membran des Stopfens des Injektionsfläschchens in fixierter Position so positioniert ist, dass die Öffnung (6) der Kanülennadel (3) den Innenraum des Injektionsfläschchens erreicht höchstens aber mit dem ersten vollen Durchmesser von der Kanülenspitze (5) aus betrachtet mit der Innenseite der Membran des Injektionsfläschchens abschließt und der Kanülenansatz (2) am Stopfen des Injektionsfläschchens jeweils außen anschlägt.

[0035] „Fixierte Position" im Sinne der vorliegenden Erfindung bedeutet, dass die Kanülennadel - der Dorn - (3) die Membran des Injektionsfläschchens bis zum Kanülenansatz (2) durchstoßen hat. Somit liegt der Kanülenansatz (2) auf dem Stopfen des Injektionsfläschchen mindestens auf dessen Bördelrand auf. Bei der Entnahme wird sowohl ein unbeabsichtigtes Vorschieben der Nadel in den sterilen Innenraum als auch ein Rückzug aus diesem verhindert.

[0036] In einer bevorzugten Ausführungsform ermöglicht die Position der Kanülennadel (3) bei Entnahme der Flüssigkeit eine blasenfreie und eine mindestens nahezu vollständige Entleerung, insbesondere eine vollständige Entleerung, der Flüssigkeit des Injektionsfläschchens. Wie oben bereits erwähnt, ist dies ohne mühsames Hin- und Herbewegen der Kanülennadel (3) möglich.

[0037] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft die Verwendung der erfindungsgemäßen Aufziehkanüle (1) zur Entnahme von medizinischen Flüssigkeiten aus Injektionsfläschchens und/oder Zufuhr von medizinischen Flüssigkeiten in medizinische Behältnisse.

[0038] Auf die weiter oben beschriebenen Ausführungsformen wird an dieser Stelle ebenfalls verwiesen.

BESCHREIBUNG DER ABBILDUNGEN

Abbildung 1 : 3D-Darstellung der erfindungsgemäßen Aufziehkanüle (1). Exemplarisch werden hier Kanülenansatz (2), Kanülennadel (3), Kanülenspitze (5), die Kammer (7), die Wandung (8), die Schnapper (9) sowie den Schraubenanschluss (10) dargestellt.

Abbildung 2: Exemplarisches Foto der erfindungsgemäßen Aufziehkanüle (1) bei Anwendung an Injektionsfläschchen.

Abbildung 3: Unterschiedliche Kanülenansätze (2), die an unterschiedliche Vials- Größen angepasst sind.

Abbildung 4: Detail des Domes der Kanülennadel (3); zu sehen sind die zwei Kanäle: die runde Öffnung (6) zum Transport der medizinischen Flüssigkeiten sowie der eckige Kanal, welcher zur Belüftung (11) dient.

Abbildung 5: 3D-Darstellung der erfindungsgemäßen Aufziehkanüle. Exemplarisch wird hier die freie Nadellänge (4), die runde Öffnung (6) zum Transport der medizinischen Flüssigkeiten sowie der eckige Kanal, welcher zur Belüftung (11) dient dargestellt