Login| Sign Up| Help| Contact|

Patent Searching and Data


Title:
METHOD FOR CHLORINE-FREE ANTI-FELTING TREATMENT OF WOOL
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2015/035439
Kind Code:
A1
Abstract:
The method for chlorine-free anti-felting treatment of wool comprises the steps of: (a) applying a solution to the wool, the solution containing oxidizing agents based on peroxymonosulfuric sulphuric acid and a surfactant, (b) allowing the solution to act on the wool so as to complete the oxidation process, (c) washing the reaction products out of the wool, (d) treating the wool with a reducing agent, and (e) rewashing; wherein the steps are carried out continuously.

Inventors:
RIEHL MICHAEL (AT)
VALAKUZHY JIM (AT)
LOACKER PETER (AT)
KRÜGER MARKUS (AT)
HASELWANDER KURT (AT)
ŠIROK JÁN (AT)
MAHMUD-ALI AMALID (AT)
LENNINGER MARGIT (AT)
BECHTOLD THOMAS (AT)
Application Number:
PCT/AT2014/050201
Publication Date:
March 19, 2015
Filing Date:
September 11, 2014
Export Citation:
Click for automatic bibliography generation   Help
Assignee:
SCHOELLER GMBH & COKG (AT)
International Classes:
D06M10/06; D01C3/00; D06L3/02; D06M11/32; D06M11/50
Domestic Patent References:
WO1993013260A11993-07-08
WO1992000412A11992-01-09
WO1993013260A11993-07-08
WO1999010588A11999-03-04
Foreign References:
US2739034A1956-03-20
EP0356950A21990-03-07
Other References:
JOURNAL OF THE TEXTILE INSTITUTE, vol. 103/1, 2012, pages 55 - 63
Attorney, Agent or Firm:
SCHWARZ & PARTNER PATENTANWÄLTE et al. (AT)
Download PDF:
Claims:
Patentansprüche

1. Verfahren zur chlorfreien Filzfreiausrüstung von Wolle, gekennzeichnet durch die Schritte

a) Aufbringen einer Lösung auf die Wolle, wobei die Lösung ein Oxidationsmittel basierend auf Peroxomonoschwefelsäure und ein Tensid aufweist,

b) Einwirkenlassen der Lösung auf die Wolle, um den Oxidationsvorgang abzuschließen, c) Auswaschen der Reaktionsfolgeprodukte aus der Wolle,

d) Behandlung der Wolle mit einem Reduktionsmittel, und

e) Nachwäsche,

wobei die Schritte kontinuierlich ablaufen.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Wolle als reine Wolle oder eine Wollmischung vorliegt.

3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Wolle als Flocke, Kammzug, Garn, Gewebe, Gesticke, Vliese oder Kombinationen vorliegt.

4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Oxidationsmittel eine anorganische Monoperoxoverbindungen, insbesondere

Peroxomonoschwefelsäure (H2SO5), deren Salze oder Kombinationen darauf umfasst.

5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Tensid eine negative Gesamtladung oder neutrale Ladung des oberflächenwirksamen Molekülteils aufweist,

6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Tensid ausgewählt ist aus der Gruppe der nichtionischen Tenside, 7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Menge an Tensid in einer Menge von 0.3 und 5 % (w/w), bevorzugt zwischen 0.5 % und 4 % (w/w), bezogen auf die Masse an Wolle beträgt.

8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Menge an Peroxomonoschwefelsäure zwischen zwischen 0.5 und 25 % (w/w), bevorzugt zwischen 1 % und 20 % (w/w), besonders bevorzugt nicht über 15 % (w/w) bezogen auf die Masse an Wolle beträgt.

9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die aufgebrachte Lösung einen pH Wert < 7 aufweist.

10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperatur der Lösung in Schritt a) bis zu 60 °C, bevorzugt zwischen 15 °C und 45 °C beträgt.

11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Reaktionsdauer von Schritt b) über 1.5 min, bevorzugt zwischen 5 und 10 min, beträgt

12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Reaktionsdauer von Schritten c) und d) länger als 10 s, bevorzugt 30 s bis 60 s beträgt.

13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Schritt d) in wässriger Lösung erfolgt.

14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Reduktionsmittel schwefelhaltig ist.

15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, gekennzeichnet durch eine Nachbehandlung der Wolle nach oder gleichzeitig mit Schritt e).

16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Nachbehandlung mit einem Weichmacher und/oder Polymer erfolgt.

17. Wolle, behandelt nach einem der Ansprüche 1 bis 16.

Description:
Verfahren zur chlorfreien Filzfreiausrüstung von Wolle

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur chlorfreien Filzfreiausrüstung von Wolle. Wolle ist eine Proteinfaser mit komplexem Aufbau. Durch das Wachstum und die Funktion bzw. Aufgabe der der Haare bedingt, wird der Faserkern (Cortex) durch eine verhältnismäßig hydrophobe Schicht bedeckt. Diese äußere Schicht wird Cuticula genannt und besteht aus dachziegelartig übereinander gelegten Schuppen. Durch diese äußere Schuppenstruktur weist ein Wollhaar einen unterschiedlichen mechanischen Reibungswiderstand je nach Faserrichtung bzw. Richtung der Schuppenstruktur auf. Die sägezahnartige Struktur erlaubt ein leichtes Verschieben in einer Richtung, während in der anderen Richtung die Fasern zum Verhaken neigen. Dieser Effekt führt insbesondere bei Einwirkung von Nässe, Temperatur und Mechanik zu einer Verdichtung der textilen Wollstruktur; man spricht von Verfilzen. Dieser Vorgang kann bei der gezielten Verdichtung von Vliesen, Geweben und Gestricken zu Filzen/W alkstoffen/Loden ausgenützt werden.

Bei vielen Verwendungen von Geweben und Gestricken ist jedoch der Vorgang der Verfilzung unerwünscht, da dieser mit veränderten Dimensionen eines Flächengebildes einhergeht und auch Aussehen und Griff des Produkts nachteilig verändert. Gerade bei der Wäsche erfolgt durch die Einwirkung von Nässe, Tensiden, Temperatur und Mechanik eine starke mechanische Verdichtung der Wollartikel. Es sind daher entsprechende Maßnahmen und Vorbehandlungen für Wolle in der Literatur beschrieben, welche die Aufgabe haben, eine unerwünschte Verfilzung von Wollprodukten bei der Wäsche und im Gebrauch zu verhindern. Produkte die besonders hochwertige Behandlungen unterzogen wurden, werden als maschinenwaschbar bezeichnet, da eine besonders geringe Schrumpfung und Verfilzung eintritt. Um eine Wollprodukt so vorzubehandeln, dass dieses maschinenwaschbar wird, sind in der Literatur verschiedene Verfahren bereitgestellt worden. Der wichtigste Prozess, der sogenannte Chlor-Hercosett Prozess, verwendet eine mehrstufige Behandlung der Wollfasern mit Chlor, gefolgt von einer reduktiven Behandlung mit Sulfit und einer Auflagerung von polymeren Substanzen. Als Effekt dieser Behandlungen wird eine „Maskierung" der Schuppenstruktur durch oxidativen Abtrag als Folge der Chlorbehandlung, durch reduktive Ablösung von Produkten durch die Sulfitbehandlung (Sulfitolyse) und durch die Auflagerung von Polymeren Filmen diskutiert. Die so behandelten Produkte weisen ausgezeichnete Schrumpfwerte auch nach einer mehrfachen Maschinenwäsche auf. Die Arbeitstechnik weist jedoch gravierende Nachteile auf, welche durch den Einsatz des Chlors als Behandlungsmittel entstehen. Neben der komplizierten Anwendungstechnik, das Verfahren wird unter Raumtemperatur ausgeführt, entstehen durch die Wirkung des Chlors kritische Abwasserinhalts Stoffe (AOX, adsorbierbare organische Halogenverbindungen), die sich durch Optimierung vermindern lassen, jedoch nicht vermeidbar sind und in jedem Falle in hohen Konzentrationen aus dem Prozess abgegeben werden. Neben der Anwendung von freiem Chlor wurden auch Verfahren mit Anwendung von Hypochlorit oder anderen chlorabspaltenden Verbindungen wie Na-dichlorisocyanurat (NaDCC) beschrieben. Allen diesen Verfahren ist jedoch die Bildung und Freisetzung der AOX-Produkte als Nachteil gemeinsam. Um dieses Problem zu lösen, wurde die Verwendung chlorfreier Oxidationsmittel zur Substitution der Chlorverbindungen umfangreich untersucht. Die Verwendung von Mischungen von Permanganat und Hypochlorit wurden beschrieben. Auch die alleinige Verwendung von Kaliumpermanganat, Peressigsäure, organischen Peroxiden und anorganischen Peroxiden, Ozon als Oxidationsmittel wurde beschrieben. Ebenso wurde die Verwendung von Plasmabehandlungen oder die Anwendung proteolytischer Enzyme erforscht und beschrieben. Allen diesen Verfahren sind verfahrenstechnische Nachteile gemeinsam, welche in der Folge stets zu einem unbefriedigenden Resultat bei den Eigenschaften der behandelten Wolle führen. Es wurde daher aus diesen Verfahren kein geeignetes Verfahren erarbeitet, welches erlauben würde Wolle soweit zu behandeln, dass Maschinenwaschbarkeit erreicht werden kann.

Bei zu intensiver Behandlung kann zwar ein Verfilzen minimiert werden, die Festigkeit der Wolle wird dann jedoch so herabgesetzt, dass die Wolle zu stark geschädigt ist und nicht mehr verarbeitet werden kann. Aus den oben genannten Verfahren wird daher derzeit keine brauchbare Alternative zu den Chlorbehandlungsverfahren zur Verfügung gestellt.

Eine wichtige Gruppe der technisch gut handhabbaren peroxid-basierten Oxidationsmittel sind Peroxosulfate. Diese Produkte sind sicher handhabbare Materialien mit hohem Oxidationspotential, welche für eine oxidative Behandlung der Wolle geeignet erscheinen. Dementsprechend wurde diese Substanzklasse auch intensiver für die Wollbehandlung untersucht. Die bekannten Verfahren sind jedoch für die Herstellung maschinenwaschbarer Wolle nicht geeignet.

Da bisher keine technisch umsetzbaren Verfahren zur Behandlung von Wolle mit anorganischen Peroxoverbindungen bekannt sind, ist es Gegenstand der vorliegenden Erfindung ein Verfahren zur kontinuierlichen Behandlung vorzuschlagen, das geeignet ist auch bei der Behandlung von Wolle in technisch relevanten Mengen, eine hohe Produktqualität abzuliefern. Nach dem Stand der Technik werden zur Behandlung von Wolle mit Peroxomonosulfat unterschiedliche Verfahren bereitgestellt.

In einer üblichen Ausführung bestehen diese Verfahren aus einer oxidativen Behandlung mit einer Peroxomonosulfat enthaltenden Lösung, gefolgt von einer reduktiven Behandlung. Häufig wird auch noch eine Nachbehandlung mit Polymer beschrieben. Die Verfahren unterscheiden sich in der Art der Kombination der verschiedenen Verfahren und dementsprechend auch in den Ergebnissen, die aus der Behandlung resultieren. WO 92/00412 AI beschreibt ein Verfahren zur kontinuierlichen oxidativen Filzfreibehandlung, bei dem eine Mischung von Wasserstoffperoxid und Kalium- peroxo mono sulfat zur Behandlung von Wolle durch einen Quetschwerkauftrag verwendet werden. Nach einer kurzen Reaktionszeit von 1 min wird die Wolle unmittelbar, ohne Zwischenspülung in einer Sulfitlösung behandelt und nach weiteren Spülvorgängen mit einer Polymerauflagerung versehen. Es wird allerdings ein zu hoher Waschschrumpf beobachtet.

WO 93/13260 A zeigt ein diskontinuierliches Behandlungsverfahren von Wolle, da die Musters tücke stets in Behandlungslösungen eingelegt werden. Abgesehen vom Imprägnierungs schritt in Anwendungsbeispiel 3 ist für die übrigen Schritte eine Stufenweise Behandlung vorgesehen.

EP 0 356 950 beschreibt ein diskontinuierliches Verfahren zur Behandlung von Wollgestricken. Die WO 99/10588 AI offenbart ein Verfahren zur Behandlung von Wolle mit Peroxomonosulfatlösungen, bei dem als erster Schritt eine Vornetzung mit einer Tensidlösung erfolgt und danach die Oxidationsbehandlung, die reduktive Behandlung und die Auflagerung eines Polymers erfolgen. Die in dieser Schrift offenbarte Verfahrensweise ist voll kontinuierlich und bietet damit nach der Oxidationsmittelbehandlung keine Möglichkeit zur Veränderung der kurzen Reaktionszeit, welche kürzer als 1 min ist. Eine Verbindung der Netzmittelbehandlung und der Oxidationsmittelbehandlung wird nicht empfohlen, da dies zu schlechter Produktqualität führt (Anwendungsbeispiel 1, Versuche 3, 4 und 5). Der Prozess hat keinen Eingang in die technische Realität gefunden, da die Verfahrensstabilität und die Reproduzierbarkeit kritisch zu bewerten sind. Durch die kurze Reaktionszeit, die Verwendung vorgenetzter Ware für die Oxidationsmittelbehandlung und den aus Gründen der Maschinenbaugrösse erforderlichen Verzicht auf Zwischenspülungen zwischen den Behandlungsabteilen ist eine Kontrolle der Behandlungsbedingungen und damit des Resultats kritisch. Nach dem Stand der Technik wurden daher verschiedenste Verfahren vorgeschlagen und erprobt, die eine chlorfrei Behandlung der Wolle zur Herstellung maschinenwaschbarer Produkte ermöglichen sollen. Eine Verbesserung der Wolleigenschaften gegenüber unbehandelter Wolle konnte erreicht werden, jedoch sind die Verfahren komplizierter, erfordern in vielen Fällen die Verwendung zusätzlicher Chemikalien und sind bezüglich der erreichten Qualitätsstandards schwer zu kontrollieren. Dementsprechend konnten die Verfahren auch nicht zur Herstellung von Produkten auf dem Qualitätsniveau der klassischen Chlor-Hercosett Behandlung, technisch eingesetzt werden. Es ist nun Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine Verfahrensweise bereitzustellen die in der Lage ist maschinenwaschbare Wolle in einem chlorfreien Prozess so herzustellen, dass die oben genannten Nachteile vermieden werden.

Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zur chlorfreien Filzfreiausrüstung von Wolle, gekennzeichnet durch die Schritte

a) Aufbringen einer Lösung auf die Wolle, wobei die Lösung ein Oxidationsmittel basierend auf Peroxomonoschwefelsäure und ein Tensid aufweist,

b) Einwirkenlassen der Lösung auf die Wolle, um den Oxidationsvorgang abzuschließen, c) Auswaschen der Reaktionsfolgeprodukte aus der Wolle,

d) Behandlung der Wolle mit einem Reduktionsmittel und

e) Nachwäsche der Wolle,

wobei die Schritte kontinuierlich ablaufen.

Bei der Lösung handelt es sich bevorzugt um eine wässrige Lösung.

Bevorzugt ist vorgesehen, dass das Oxidationsmittel eine anorganische Monoperoxoverbindung, insbesondere Peroxomonoschwefelsäure (H 2 SO 5 ), deren Salze oder Kombinationen darauf umfasst. Als Salze der Peroxomonoschwefelsäure kommen beispielsweise KHSO5, (2KHS0 5 .KHS0 4 .K2S0 4 ) in Frage.

In einer Au sführungs Variante hat es sich gezeigt, dass die Menge an Peroxomonoschwefelsäure zwischen zwischen 0.5 und 25 % (w/w), bevorzugt zwischen 1 % und 20 % (w/w), besonders bevorzugt nicht über 15 % (w/w) bezogen auf die Masse an Wolle betragen kann. Die Konzentrationen in der Ansatzrezeptur können entsprechend den Einstellungen der Auftragseinheit und der verwendeten anorganischen Peroxomono sulfatverbindung umgerechnet werden.

Die für den Arbeits schritt a) benötigten Chemikalien werden in gelöster Form aufgebracht, wobei in einer bevorzugten Form wässrige Lösungen verwendet werden. Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn die aufgebrachte Lösung einen pH Wert < 7 aufweist. Bevorzugt beträgt der pH Wert zwischen 1 und 4, besonders bevorzugt beträgt der pH Wert unter 3.5 in der Lösung. Durch Auflösung der Peroxomonoschwefelsäureverbindungen sinkt der pH-Wert der Lösung. Durch entsprechende Zusätze an Säure bzw. Lauge kann der pH-Wert nach Bedarf eingestellt werden.

Für das Verfahren hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Temperatur der Lösung in Schritt a) bis zu 60 °C, bevorzugt zwischen 15 °C und 45 °C beträgt. In einer Au sführungs Variante kann die Reaktionsdauer von Schritt b) über 1.5 min, bevorzugt zwischen 5 und 10 min, betragen.

Die zu behandelnde Wolle soll über eine kontinuierlich arbeitende Anlage verarbeitbar sein, z.B. Garn, Vlies, Kammzug, Gewebe, Gesticke, Kammzug oder Kombinationen daraus. In einer bevorzugten Form wird Kammzug behandelt. Werden entsprechende Führungseinrichtungen verwendet, so ist auch eine Behandlung in offener Form (Flocke) möglich.

Die Wolle kann als reine Wolle oder eine Wollmischung vorliegen.

Das Tensid weist bevorzugt eine negative Gesamtladung oder neutrale Ladung des oberflächenwirksamen Molekülteils auf. Besonders bevorzugt ist das Tensid ausgewählt aus der Gruppe der nichtionischen Tenside. Das für Schritt a) erforderliche Netzmittel kann aus der Gruppe der anionischen oder nichtionischen Tenside stammen, bevorzugt werden nichtionische Produkten, besonders bevorzugt werden Alkylenoxid-Kondensationsprodukte verwendet.

Die Menge an Tensid kann in einer Au sführungs Variante in einer Menge von 0.3 und 5 % (w/w), bevorzugt zwischen 0.5 % und 4 % (w/w), bezogen auf die Masse an Wolle betragen.

Die Reaktionsdauer der Schritte c) und d) ist bevorzugt länger als 10 s, bevorzugt 30 s bis 60 s. In einer Au sführungs Variante ist vorgesehen, dass der Schritt d) in wässriger Lösung erfolgt. Bevorzugt beträgt der pH Wert in dieser Lösung unter 12.

Das Reduktionsmittel in Schritt d) kann beispielsweise schwefelhaltig sein. In diesem Fall sind Salze der schwefeligen Säure (Sulfite) bevorzugt. Beispielsweise kann die Menge an Sulfit zwischen 1 % und 35 % (w/w), bezogen auf die Masse an Wolle, bevorzugt zwischen 2 und 20 % (w/w), besonders bevorzugt zwischen 5 und 15 % (w/w) betragen.

Eine Nachbehandlung der Wolle kann ebenfalls vorgesehen sein. Diese erfolgt entweder nach oder gleichzeitig mit Schritt e).

Für die Nachbehandlung kann eine Behandlung mit einem die Oberflächenreibung vermindernden Stoff, insbesondere Weichmacher und/oder Polymer, vorgesehen sein. Die Menge an Weichmacher oder Polymer, beträgt bevorzugt soviel, dass sich eine Auflagerung von mehr als 0.1 % (w/w) Produkt bezogen auf die Masse der Wolle ergibt.

In einer bevorzugten Ausführungsform werden Polymere aus der Gruppe der Siloxane verwendet. In einem Aspekt betrifft die Erfindung nach dem Verfahren hergestellte oder herstellbare Wolle und Wollprodukte.

Nach dem Stand der Technik wurden zwar Teile der Schritte a) bis e) vorgeschlagen, die neuartige Kombination führte jedoch zu unerwartet guten Ergebnissen, insbesondere in Hinblick auf Prozess Stabilität und Eigenschaften der behandelten Wolle.

Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden kontinuierliche Verfahrenstechniken mit semi-kontinuierlichen Arbeitstechniken kombiniert. Dadurch gelingt es die verhältnismäßig kurzen Behandlungszeiten für a), c), d) welche zwischen 10 s und 1 min betragen und e), mit einer semikontinuierlichen Behandlung b) welche über 1,5 min betragen kann, zu kombinieren.

Um die Oxidationsmittellösung auf die Wolle zu applizieren wird üblicherweise ein Foulard verwendet, welcher in der Lage ist zwischen 70% und 150 % Flotte definiert aufzutragen, in einer bevorzugten Form wird die Einrichtung so justiert dass die konstante Auftragsmengen zwischen 75 % und 125 % der Eigenmasse der Wolle in die Reaktionsstrecke b) übergeben werden. In einer besonders bevorzugten Form beträgt der Auftrag zwischen 90 % und 110 %. Auch ein Flottenauftrag durch Sprühen, Tropfen oder andere bekannte Flottenauftragstechniken ist möglich.

Die Geschwindigkeit der kontinuierlichen Anlage ergibt sich aus den allgemein bekannten technischen Verfahrenskenngrößen der Konstruktion z.B. Länge der Verweilstrecke in einem Behandlungsabteil und liegt bei üblichen technischen Konstruktionen zwischen 5 - 12 m/min, was einer Behandlungszeit pro Maschinenabteil von etwa 10 s bis 30 s entspricht. Für Schritt b), das Einwirkenlassen der Lösung auf die Wolle, um den Oxidationsvorgang abzuschließen, wird die mit Oxidationsmittellösung imprägnierte Wolle auf einer geeigneten Ablage so abgelegt, dass eine gleichmäßige Temperatureinstellung möglich ist und kein Absacken der Behandlungslösung eintritt. Hierzu können übliche Techniken der Materialablage versendet werden, wie z.B. Rollenbette, Siebbandablagen, Rutschen auch eine geführte Verweilstrecke ist möglich. In einer bevorzugten Ausführungsform wird die Temperatur in der Ablage kontrolliert. Temperatur wird dabei unter 60°C gehalten, in einer besonders bevorzugten Verfahrensweise wird die Temperatur unter 45 °C gehalten. Die erforderliche Reaktionszeit für den Schritt b) hängt von Temperatur und Chemikalien bzw. in Schritt a) verwendeter Rezeptur ab. Eine Reaktionszeit über 1.5 min hat sich bewährt und in einer bevorzugten Ausführung des Verfahrens wird die Dauer von Schritt b) zwischen 2 und 10 min gehalten. Eine Abschätzung der Reaktionszeit kann durch Versuche zur Reaktionsgeschwindigkeit einer Rezeptur in Schritt b) und analytische Verfolgung des Reaktionsfortschritts erfolgen.

In Schritt c) werden die Reaktionsfolgeprodukte aus der Oxidationsmittelbehandlung durch Spülen ausgewaschen und weitgehend entfernt. Dieser Schritt erfolgt bevorzugt durch Spülen mit Wasser, die Behandlungstemperatur liegt dabei zwischen 10 °C und 65 °C, in einer bevorzugten Ausführungsform beträgt die Temperatur des Waschwassers 15 - 25 °C. Die Behandlungszeit liegt im Bereich der bei kontinuierlichen Behandlungsverfahren üblichen Dauer, welche zwischen 10 s und 30 s liegt. Dieser Schritt verbessert die Verfahrensstabilität in besonders vorteilhafter Weise. In Stufe d) erfolgt die Behandlung der gespülten Wolle mit einem Reduktionsmittel. Dieses kann aus der Gruppe der Sulfite stammen, jedoch können durch Vorversuche auch andere reduzieren wirkenden Substanzen auf ihre Eignung getestet werden. Der pH-Wert und die Temperatur des Behandlungsbads hängen dabei von der verfügbaren Verweilzeit für Abschnitt d) ab. In einer bevorzugten Form beträgt die Verweilzeit zwischen 10 und 60 s, wobei die Temperatur im Bereich von 20 - 55 °C auf einem konstanten Wert gehalten wird und der pH Wert durch Dosierung von alkalischen Lösungen bzw. puffernd wirkenden Substanzen z.B. Soda oder Natriumbicarbonat unter pH 12, im Bereich zwischen 8 und 11 konstant gehalten wird. In Behandlungs stufe e) erfolgt die Nachwäsche und Nachbehandlung der reduktiv behandelten Wolle. Durch intensives Spülen mit Wasser werden Reaktionschemikalien und deren Produkte aus der Wolle entfernt. Anschließend erfolgt die Aufbringung geeigneter Substanzen die als Auflagerungen die Oberflächenreibung vermindern. Hierzu sind eine Vielzahl von Stoffen einsetzbar, wobei geeignete Chemikalien aus der Klasse der polymeren Stoffen und auch aus weichmachenden Substanzen ausgewählt werden können.

Die Auswahl der Produkte und die Menge an polymerer / weichmachenden Substanz hängt von der Feinheit der zu behandelnden Wollfaser ab und kann durch Vorversuche ermittelt werden. Die Temperatur der Behandlungslösung kann dabei zwischen 15 °C und 80 °C betragen, wobei in einer besonders bevorzugten Ausführungsform die Lösung bei Raumtemperatur aufgebracht wird. Polymere können aus den folgenden Klassen ausgewählt werden: Polymere mit primärem, sekundären und/oder tertiären Aminofunktionen, wie z.B. homo- oder co-Polymere des Acrylamid und/oder Methacrylamide mit beispielsweise Styrol, Acrylsäure oder Acrylsäureestern; Polyurethane; Polyalkylenimine; Polyvinylamine; Polyamidamine; aliphatische, cycloaliphatische und aromatische Polyisocyanate; Polyethylene; Polyamid- Epichlorihydrin-Harze; Polyacrylate, Polysiloxane. In einer bevorzugten Form werden modifizierte Polysiloxane verwendet, besonders bevorzugt geeignet sind dabei die aminofunktionalen Polysiloxane.

Ein Weichmacher kann z.B. aus der Gruppe der quartären organischen Ammoniumsalze stammen, aus der Gruppe bekannter Textilweichmacher können durch Vorversuche auch weitere geeignete Produkte sehr einfach ermittelt werden.

Nötigenfalls können nach Waschschritten auch Zwischentrocknungen erfolgen. Da die Behandlung zu Veränderungen in der Wollstruktur, insbesondere in der Cuticula, führt, ist ein Nachweis und eine Identifikation der Behandlung durch entsprechende analytische Methoden möglich. Neben der Veränderung der Molekularstruktur, welche durch Infrarotspektroskopie nachgewiesen werden kann, sind mikroskopische Methoden wie elektronenmikroskopische Untersuchungen mit EDX- Analyse (energy dispersive X-ray spectroscopy), AFM (atomic force microscopy), oder Lichtmikroskopie geeignet die unterschiedlichen Behandlungen nachzuweisen. Insbesondere Durchhchtmikro skopie der in Wasser gequollenen Fasern und die Mikroskopie der mit Methylenblau angefärbten Fasern eignen sich gut zur Unterscheidung der Behandlungen. In der Literatur sind auch Veränderungen der Faserzugänglichkeit als Resultat der unterschiedlichen Behandlungen beschrieben worden (Journal of the Textile Institute, 103/1, (2012) 55-63).

Anwendungsbeispiele Die Prozentangaben in den Anwendungsbeispielen beziehen sich stets auf die Masse an verwendeten Chemikalien bezogen auf die behandelte Masse an Wolle.

Beispiel 1 :

Ein Wollkammzug mit einer durchschnittlichen Wollfeinheit von 20.5 μιη wird mit einer Lösung im Foulard imprägniert. Der Mengenauftrag Kaliumhydrogen-peroxomonosulfat beträgt dabei bei einer Flottenaufnahme von 100 % der Warenmasse bei 7.6 % der Wollmasse und der Mengenauftrag and Netzmittel beträgt 1.5 % der Wollmasse. Die Lösung wird bei 40 °C appliziert, anschließend wird die Ware zumindest 1.5 min bei ca. 35 °C gelagert.

Nach einem Spülschritt mit Wasser erfolgt die Behandlung in einer Sulfitlösung (150 g/1 Natriumsulfit). Der Verbrauch an Natriumsulfit beträgt dabei rund 8 % der Wollmasse. Die Behandlung erfolgt bei 35 °C für 30 s, anschließend wird mit Wasser gespült. Der abschließende Auftrag von 4 % des Wollgewichts eines silicon-basierten Polymers (40 g/1) erfolgt durch nass-in-nass Auftrag, gefolgt von einem Trocknungs schritt. Die Schrumpfung der Ware in Waschtests liegt dabei unter 1 %.

Beispiel 2:

Ein Wollkammzug mit einer durchschnittlichen Wollfeinheit von 21.5 μιη wird mit einer Lösung im Foulard imprägniert. Der Mengenauftrag Kaliumhydrogen-peroxomonosulfat beträgt dabei bei einer Flottenaufnahme von 100 % der Warenmasse bei 5.4 % der Wollmasse und der Mengenauftrag and Netzmittel beträgt 1.5 % der Wollmasse. Die Lösung wird bei 40 °C appliziert, anschließend wird die Ware zumindest 1.5 min bei ca. 35 °C gelagert. Nach einem Spülschritt mit Wasser erfolgt die Behandlung in einer Sulfitlösung (150 g/1 Natriumsulfit). Der Verbrauch an Natriumsulfit beträgt dabei rund 8 % der Wollmasse. Die Behandlung erfolgt bei 35 °C für 30 s, anschließend wird mit Wasser gespült. Der abschließende Auftrag von 3 % des Wollgewichts eines silicon-basierten Polymers (30 g/1) erfolgt durch nass-in-nass Auftrag, gefolgt von einem Trocknungs schritt. Die Schrumpfung der Ware in Wasch tests liegt dabei unter 1,5 %.

Beispiel 3 :

Ein Wollkammzug mit einer durchschnittlichen Wollfeinheit von 26.5 μιη wird mit einer Lösung im Foulard imprägniert. Der Mengenauftrag Kaliumperoxomonosulfat beträgt dabei bei einer Flottenaufnahme von 100 % des Warenmasse 7 % der Wollmasse und der Mengenauftrag and Netzmittel beträgt 1.5 % der Wollmasse. Die Lösung wird bei 40 °C appliziert, anschließend wird die Ware zumindest 1.5 min bei ca. 35 °C gelagert. Nach einem Spülschritt mit Wasser erfolgt die Behandlung in einer Sulfitlösung (150 g/1 Natriumsulfit). Der Verbrauch an Sulfitlösung beträgt dabei rund 8 % des Wollgewichts. Die Behandlung erfolgt bei 35 °C für 30 s, anschließend wird mit Wasser gespült.

Der abschließende Auftrag von 2 % eines silicon-basierten Polymers erfolgt durch nass-in- nass Auftrag, gefolgt von einem Trocknungs schritt. Die Schrumpfung der Ware in Waschtests liegt dabei bei 14.2 %.