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Title:
METHOD AND DEVICE FOR ESTIMATING THE TEMPERATURE OF AN AXLE BEARING OF A WHEELSET OF A RAIL VEHICLE
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2011/029859
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for estimating the temperature (T B, est) of a wheel bearing (1) of a wheelset of a rail vehicle by means of a calculation model (Tbearingestimator). According to said method, the calculation model (Tbearing,estimator) is designed to estimate the temperature of the axle bearing in question, according to the speed (vtrain) and the ambient temperature (Tamb) of the rail vehicle as input variables of the calculation model (T bearing estimator), and the temperature of a component (6) of the wheelset, different from the axle bearing (1) but directly or indirectly connected to the axle bearing in a heat-conducting manner, is measured as the measuring temperature (Tmeas) during operation. The temperature of the component (6) different from the axle bearing (1) is estimated by means of the calculation model (Tbearingestimator) as the estimated temperature (Tmeas,est). In order to improve the accuracy of the calculation model (Tbearingestimator) in terms of the estimation of the temperature (TB,est) of the axle bearing (1), the calculation model (Tbearingestimator) has a corrective element (Kb) that is used to continuously, temporarily or cyclically calibrate or adjust it on the basis of a comparison of the measuring temperature (Tmeas) with the estimated temperature (Tmeas,est).

Inventors:
FRIESEN ULF (DE)
Application Number:
PCT/EP2010/063206
Publication Date:
March 17, 2011
Filing Date:
September 09, 2010
Export Citation:
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Assignee:
KNORR BREMSE SYSTEME (DE)
FRIESEN ULF (DE)
FURTWAENGLER RALF (DE)
International Classes:
B61K9/04
Domestic Patent References:
WO1997011871A11997-04-03
Foreign References:
EP1197416A22002-04-17
EP0276201A21988-07-27
US4316175A1982-02-16
US20030187605A12003-10-02
EP1365163A12003-11-26
Attorney, Agent or Firm:
MATTUSCH, Gundula (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1. Ver ahren zum Abschätzen der Temperatur (TB, est) eines Radsatzlagers (1) eines Radsatzes eines Schienenfahrzeugs mittels eines Rechenmodells (Tbearing estimator), wobei

- das Rechenmodell (Tbearing, estimator) ausgebildet ist, um abhängig von der Geschwindigkeit (vtrain) und der Umgebungstemperatur (Tamb) des Schienenfahrzeugs als Eingangsgrößen des Rechenmodells (Tbearingestimator) die Temperatur (TB,est) des betreffenden Radsatzlagers (1) abzuschätzen, und zusätzlich

-die Temperatur eines vom Radsatzlager (1 ) verschiedenen, aber mit dem Radsatzlager (1) in direkter oder indirekter Weise in wärmeleitender Verbindung stehenden Bauteils (6) des Radsatzes im Betrieb als Messtemperatur (Tmeas) gemessen wird,

- die Temperatur des vom Radsatzlager (1 ) verschiedenen Bauteils (6) mit Hilfe des Rechenmodells (Tbearing estimator) als Schätztemperatur (Tmeas,est) abgeschätzt wird, -zur Verbesserung der Genauigkeit des Rechenmodells (Tbearing estimator) im Hinblick auf die Abschätzung der Temperatur (Tß.est) des Radsatzlagers (1) das Rechenmodell (Tbearingestimator) ein Korrekturglied (Kb) aufweist, mit welchem es anhand eines Vergleichs der Messtemperatur (Tmeas) mit der Schätztemperatur (TmeaSiest) ständig, zeitweise oder zyklisch kalibriert bzw. abgeglichen wird.

2. Verfahren zum Abschätzen der Temperaturen mehrerer Radsatzlager von Radsätzen eines Schienenfahrzeugs nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass

-wenigstens einigen der Radsatzlager (l ...n) jeweils ein Rechenmodell (Tambestimator,i ... Tambestimator,n) zugeordnet ist, um abhängig von der Geschwindigkeit (vtrain) des Schienenfahrzeugs als Eingangsgröße des jeweiligen Rechenmodells (Tambestimator,i ... Tambestimator,n) jeweils einen Wert (Tamb,i .... Tamb,n) für die Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs abzuschätzen, wobei

- zur Verbesserung der Genauigkeit der wenigstens einigen der Radsatzlager (l ...n) zugeordneten Rechenmodelle (Tambestimator,i ... Tambestimator,n) im Hinblick auf die jeweilige Abschätzung des Werts (Tamb,i .... Tam ,n) für die Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs für jedes der Rechenmodelle (Tambestimator,i ... Tam estimator,n) ein Korrekturglied (Κα,ι . , vorgesehen ist, mit welchem das betreffende Rechenmodell (Tambestimator,i ... Tambestimatorn) anhand eines Vergleichs der jeweiligen Schätztemperatur (Tmeas,est,i .. -Tmeas,est,n) mit der jeweiligen Messtemperatur (Tmeas,i ...Tmeas,n) des jeweiligen, jeweils vom betreffenden Radsatzlager (l ...n) verschiedenen Bauteils (6) ständig, zeitweise oder zyklisch kalibriert wird, und - dass aus den anhand der wenigstens einigen der Radsatzlager (l ...n) zugeordneten Rechenmodellen (Tambestimator, i ... Tambestimator,n) geschätzten Werten ( amb,i - ... amb,n) für die Umgebungstemperatur eine resultierende Umgebungstemperatur (Tamb,res) gebildet wird, welche jeweils als Eingangsgröße für die Rechenmodelle (Tbearing,estimator i I rring estimator n) herangezogen wird, welche zum Abschätzen des Werts (TB, est,i...TB, est,n) der jeweiligen Temperatur des jeweiligen Radsatzlagers (l ...n) vorgesehen sind.

Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass aus den anhand der wenigstens einigen der Radsatzlager (l ...n) zugeordneten Rechenmodellen (Tambestimator,i ... Tambestimator,n) geschätzten Werten (Tamb,i....Tamb,n) für die Umgebungstemperatur die resultierende Umgebungstemperatur (Tamb,res) durch Mittelwert- oder Medianbildung der n niedrigsten abgeschätzten Umgebungstemperaturen (Tamb) berechnet wird.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Rechenmodell (Tbearing.estimator) zur Abschätzung der Temperatur des Radsatzlagers (1) und/oder das Rechenmodell (Tambestimator,i ... Tamb estimatorn) zur Abschätzung der Umgebungstemperatur (Tamb) des Schienenfahrzeugs auf einer Modellierung von wenigstens einiger der folgenden Elemente basiert: Wärmekapazitäten von Bauteilen (1, 2, 4, 6) des Radsatzes bzw. des Radsatzlagers, Wärmeleitung in Bauteilen (1, 2, 4, 6) des Radsatzes bzw. des Radsatzlagers, Wärmeübergangswiderstände zwischen Bauteilen ( 1 , 2, 4, 6) des Radsatzes bzw. Radsatzlagers, sowie erzwungene, durch erzwungene und freie Konvektion bedingter Wärmeübergang zwischen Bauteilen (1, 2, 4, 6) des Radsatzes bzw. Radsatzlagers und der Umgebung.

5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei dem Rechenmodell (Tbearingestimator) zur Abschätzung der Temperatur des Radsatzlagers (1) und/oder bei dem Rechenmodell (Tambestimator) zur Abschätzung der Umgebungstemperatur (Tamb) des Schienenfahrzeugs jeweils eine Grundkalibrierung oder Grundparametrierung durchgeführt wird, von welcher ausgehend die Korrekturglieder (Ka, Kb) zur Verbesserung der Genauigkeit der Rechenmodelle (Tbearingestimator, Tambestimator) im Betrieb des Schienenfahrzeugs angepasst werden.

6. Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens nach einem der vorher gehenden Ansprüche, ein dadurch gekennzeichnet, dass ein Temperatursensor (10) zur Messung der Temperatur des vom Radsatzlager (1) verschiedenen, aber mit dem Radsatzlager (1) in direkter oder indirekter Weise in wärmeleitender Verbindung stehenden Bauteils (6) des Radsatzes sowie ein Mikrocomputer vorgesehen sind, in welchem das Rechenmodell (Tbearingestimator) zur Abschätzung der Temperatur des Radsatzlagers (1) und/oder das Rechenmodell (Tambestimator) zur Abschätzung der Umgebungstemperatur (Tamb) des Schienenfahrzeugs implementiert ist.

7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Temperatursensor (10) mit einem Geschwindigkeitssensor eines Gleitschutzgeräts des Schienenfahrzeugs zu einem Kombinationssensor zusammengefasst ist.

8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass das vom Radsatzlager (1) verschiedene Bauteil (6) des Radsatzes ein das Radsatzlager (1) wenigstens teilweise abdeckender Radsatzlagerdeckel (6) ist.

9. Verwendung der anhand des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 abgeschätzten Temperatur (TB, est) des Radsatzlagers (1) des Radsatzes des Schienenfahrzeugs zum Vergleich mit einem Temperaturgrenzwert, dadurch gekennzeichnet, dass eine den Temperaturgrenzwert überschreitende abgeschätzte Temperatur (TB, est) des Radsatzlagers ( 1 ) ein Signal für einen zugespannten Zustand wenigstens einer dem Radsatzlager ( 1 ) zugeordneten oder benachbarten Reibungsbremse und eine den Temperatur grenz wert unterschreitende abgeschätzte Temperatur (TB, est) des Radsatzlagers (1) ein Signal für einen gelösten Zustand der dem Radsatzlager (1) zugeordneten oder benachbarten Reibungsbremse liefert.

10. Verwendung der anhand des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 abgeschätzten Temperatur (TB, est) des Radsatzlagers (1) des Radsatzes des Schienenfahrzeugs zum Vergleich mit einem Temperaturgrenzwert, dadurch gekennzeichnet, dass eine den Temperaturgrenzwert überschreitende abgeschätzte Temperatur (TB, est) des Radsatzlagers (1) ein Signal für ein heiß gelaufenes Radsatzlager (1) und eine den Temperaturgrenzwert unterschreitende abgeschätzte Temperatur (TB, est) des Radsatzlagers (1) ein Signal für einen thermisch ungestörten Betrieb des Radsatzlagers (1 ) liefert.

Description:
Verfahren und Vorrichtung zum Abschätzen der Temperatur eines Radsatzlagers eines

Radsatzes eines Schienenfahrzeugs

B e s c h r e i b u n g

Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Verfahren zum Abschätzen der Temperatur eines Radsatzlagers eines Radsatzes eines Schienenfahrzeugs mittels eines Rechenmodells gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1 und Anspruch 6 sowie Verwendungen der gemäß dem Verfahren abgeschätzten Temperatur nach den Oberbegriffen der Ansprüche 9 und 10.

Im Schienenfahrzeugverkehr werden heutzutage vermehrt Diagnose- und Überwachungssysteme eingesetzt, mit denen Zustandsänderungen von Bauteilen und Baugruppen des Schienenfahrzeugs erfasst werden, um Defekte dieser Bauteile und Baugruppen zu erkennen. Insbesondere bei einem Radsatz eines Schienenfahrzeuges ist eine Detektion von Schäden im Hinblick auf ein Heißlaufen von hohem Interesse.

Moderne Hochgeschwindigkeitszüge fahren grenzüberschreitend und müssen daher entsprechende Kriterien zur Sicherstellung der Interoperabilität einhalten, beispielsweise die Richtlinie 96/48/EG. Dort wird unter anderem eine Onboard-Überwachung der Radsatzlager der Radsätze des Schienenfahrzeugs gefordert. Um kritische Betriebszustände wie beispielsweise das Heißlaufen eines Radsatzlagers zu offenbaren ist insbesondere eine Temperaturüberwachung der Radsatzlager notwendig.

Aus der EP 1 365 163 AI ist eine Vorrichtung zum Überwachen der Temperatur eines Radsatzlagers eines Radsatzes eines Schienenfahrzeugs bekannt, bei welchem ein Sensorelement direkt an einem Dichtungselement des Radsatzlagers angeordnet ist, d.h. möglichst nahe an der Lastzone des Radsatzlagers. Das Anbringen eines Temperatursensors direkt an der Lastzone eines Radsatzlagers, an welcher erfahrungsgemäß die höchsten Temperaturen auftreten, d.h. in Umfangsrichtung des äußeren Lagerrings gesehen oben, verursacht jedoch einen gewissen Aufwand im Hinblick auf mechanische Anbindung des Temperatursensors und dessen Verkabelung und ist aus Platzgründen konstruktiv oft schwierig zu realisieren, insbesondere, wenn innerhalb einer Lagereinheit, beispielsweise bei Doppellagern mehrere Lastzonen zu berücksichtigen sind.

Aufgabe

Demgegenüber besteht die Aufgabe der Erfindung darin, ein Verfahren bzw. eine Vorrichtung zum Abschätzen der Temperatur eines Radsatzlagers eines Radsatzes eines Schienenfahrzeugs mittels eines Rechenmodells zur Verfügung zu stellen, welches mit geringem signalverarbeitungstechnischem Aufwand und ohne direktes Anbringen von Temperatursensoren an dem betreffenden Radsatzlager eine hinreichend genaue Abschätzung der Temperatur des Radsatzlagers ermöglicht.

Diese Aufgabe wird durch die Merkmale von Anspruch 1 bzw. von Anspruch 6 gelöst.

Offenbarung der Erfindung

Das erfindungsgemäße Verfahren sieht vor, dass

- das Rechenmodell ausgebildet ist, um abhängig von der Geschwindigkeit und der Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs als Eingangsgrößen des Rechenmodells die Temperatur des betreffenden Radsatzlagers oder an einer charakteristischen Stelle des des betreffenden Radsatzlagers abzuschätzen, und zusätzlich

- die Temperatur eines vom Radsatzlager verschiedenen, aber mit dem Radsatzlager in direkter oder indirekter Weise in wärmeleitender Verbindung stehenden Bauteils des Radsatzes mittels wenigstens eines Temperatursensors im Betrieb als Messtemperatur gemessen wird,

- die Temperatur des vom Radsatzlager verschiedenen Bauteils mit Hilfe des Rechenmodells als Schätztemperatur abgeschätzt wird, - zur Verbesserung der Genauigkeit des Rechenmodells im Hinblick auf die Abschätzung der Temperatur des Radsatzlagers das Rechenmodell ein Korrekturglied aufweist, mit welchem es anhand eines Vergleichs der Messtemperatur mit der Schätztemperatur ständig, zeitweise oder zyklisch kalibriert bzw. abgeglichen wird.

Mit anderen Worten erfolgt eine Eigenkalibrierung oder ein Eigenabgleich des Rechenmodells durch Messung und Abschätzung der Temperatur an einem von dem betreffenden Radsatzlager verschiedenen Ort, an welchem die Umstände für ein Anbringen eines Temperatursensors und dessen Verkabelung günstiger sind als an dem betreffenden Radsatzlager selbst.

Zusätzlich zur Geschwindigkeit und der Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs können noch weitere Eingangsgrößen für das Rechenmodell herangezogen werden. Das Rechenmodell muss dann aus der Temperatur an der Messstelle, d.h. an dem von dem Radsatzlager verschiedenen Bauteil oder an der von dem Radsatzlager verschiedenen Baugruppe auf die Lagertemperatur rück schließen können. Das Rechenmodell basiert auf dem Gedanken, dass der Wärmeeintrag am Radsatzlager durch Wärmeleitung auf die Messstelle durch Wärmeleitung und Wärmeübergang übertragen und darüber hinaus durch äußere Faktoren beeinflusst wird, wie beispielsweise die Kühlung der Bauteile des Radsatzes durch den Fahrtwind aufgrund der Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs oder deren Erwärmung durch eine hohe Umgebungstemperatur. Würde aufgrund des Messortes ohne des hier vorgestellten Verfahrens einfach nur die Diagnoseschwelle niedriger gewählt werden, wäre mit Fehlauslösungen bei entsprechenden Störungen zu rechnen.

Eingangsgrößen des Rechenmodells sind neben der Temperatur an der Messstelle die Geschwindigkeit und Außentemperatur. Als Ergebnis liefert das Verfahren eine geschätzte Radsatzlagerinnentemperatur b zw . die Temperatur des Radsatzlagers an einer charakteristischen Stelle wie der Lastzone. Das Rechenmodell berücksichtigt thermische Randbedingungen wie beispielsweise: • Wärmeeintrag durch Lagerreibung

• Wärmeleitung innerhalb des Radsatzes

• freie onvektion

• erzwungene Konvektion

Das Korrekturglied K oder dessen Korrekturterm wird anhand eines Vergleichs der gemessenen und mit der geschätzten Temperatur an der Messstelle laufend oder zyklisch angepasst. Durch den Einfluss des Korrekturglieds erhöht sich die Genauigkeit des Rechenmodells mit der Betriebsdauer an. Anfangsfehler bei der ursprünglichen Modellbildung, Ungenauigkeiten und Abweichungen von dem realen Verhalten, wie sie durch typische Störeinflüsse in einem Schienenfahrzeug auftreten, werden durch das Korrektur glied weitestgehend kompensiert.

Die Temperaturabschätzung kann dann zur Erkennung heiß gelaufener Lager (Heißläufererkennung) heran gezogen werden, indem der abgeschätzte Temperaturwert mit einem Temperaturgrenzwert verglichen und bei Überschreiten des Temperaturgrenzwerts durch den abgeschätzten Temperaturwert ein Signal für ein heiß gelaufenes Radsatzlager und bei einem Unterschreiten des Temperaturgrenzwerts durch den abgeschätzten Temperaturwert ein Signal für einen thermisch ungestörten Betrieb des betreffenden Radsatzlagers erzeugt wird.

Zusätzlich oder alternativ wird die durch das erfindungsgemäße Verfahren abgeschätzte Temperatur des Radsatzlagers des Radsatzes des Schienenfahrzeugs zum Vergleich mit einem Temperaturgrenzwert herangezogen, um beurteilen zu können, ob eine dem Radsatzlager zugeordnete oder benachbarte Bremseinrichtung, insbesondere Reibungsbremse sich in einem gelösten oder zugespannten Zustand befindet.

Im Einzelnen liefert dann eine den Temperaturgrenzwert überschreitende abgeschätzte Temperatur des Radsatzlagers ein Signal für einen zugespannten Zustand der dem Radsatzlager zugeordneten oder benachbarten Reibungsbremse und eine den Temperaturgrenzwert unterschreitende abgeschätzte Temperatur des Radsatzlagers ein Signal für einen gelösten Zustand der dem Radsatzlager zugeordneten oder benachbarten Reibungsbremse.

Dem liegt die Erfahrung zugrunde, dass beim Zuspannen einer Reibungsbremse wie etwa der einer der Achse des Radsatzlagers zugeordneten Scheibenbremse Reibungswärme entsteht. Diese Reibungswärme wird dann durch Wärmeübergang, Wärmeleitung entlang der Achse und/oder onvektion auf das benachbarte Radsatzlager übertragen.

Eine relativ niedrige Radsatzlagertemperatur deutet dann nicht nur auf einen normalen Lauf des Radsatzlagers hin, sondern auch auf einen gelösten Zustand der benachbarten Reibungsbremse. Demgegenüber liefert eine relativ hohe Radsatzlagertemperatur einen Hinweis auf ein heiß gelaufenes Radsatzlager und/oder auf einen zugespannten Zustand der in Bezug zu dem betreffenden Radsatzlager benachbarten Reibungsbremse.

Mit der anhand des erfindungsgemäßen Verfahrens abgeschätzten Radsatzlagertemperatur können daher nicht nur Radsatzlager von Achsen von Schienenfahrzeugen hinsichtlich ihres thermischen Zustands sondern auch die Funktionen (zugespannt oder gelöst) von in Bezug zu dem Radsatzlager benachbarten Reibungsbremsen des Schienenfahrzeugs überwacht werden.

Durch die in den Unteransprüchen aufgeführten Maßnahmen sind vorteilhafte Weiterbildungen und Verbesserungen der in Anspruch 1 und Anspruch 6 angegebenen Erfindung möglich.

Besonders bevorzugt wird das oben beschriebene Verfahren weiter dadurch weiter gebildet, dass es um Abschätzen der Temperaturen mehrerer Radsatzlager von Radsätzen eines Schienenfahrzeugs geeignet ist und folgende Schritte beinhaltet:

- wenigstens einigen der Radsatzlager ist jeweils ein Rechenmodell zugeordnet, um abhängig von der Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs als Eingangsgröße des jeweiligen Rechenmodells jeweils einen Wert für die Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs abzuschätzen, wobei - zur Verbesserung der Genauigkeit der wenigstens einigen der Radsatzlager zugeordneten Rechenmodelle im Hinblick auf die jeweilige Abschätzung des Werts für die Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs für jedes der Rechenmodelle ein Korrekturglied vorgesehen ist, mit welchem das betreffende Rechenmodell anhand eines Vergleichs der jeweiligen Schätztemperatur mit der jeweiligen Messtemperatur des jeweiligen, jeweils vom betreffenden Radsatzlager verschiedenen Bauteils ständig, zeitweise oder zyklisch kalibriert wird, und

- dass aus den anhand der wenigstens einigen der Radsatzlager zugeordneten Rechenmodellen geschätzten Werten für die Umgebungstemperatur eine resultierende Umgebungstemperatur gebildet wird, welche jeweils als Eingangsgröße für die Rechenmodelle herangezogen wird, welche zum Abschätzen des Werts der jeweiligen Temperatur des jeweiligen Radsatzlagers vorgesehen sind.

Das Rechenmodell für die Schätzung der Umgebungstemperatur ist insbesondere dann anwendbar, wenn mehrere Radsatzlager überwacht werden müssen. Bei Schienenfahrzeugen mit Lagerüberwachung müssen nämlich sämtliche Radsatzlager überwacht werden. Dann sind auch mehrere Messstellen an den von den Radsatzlagern verschiedenen Bauteilen vorhanden, beispielsweise acht je Wagen und vier je Drehgestell, welches zwei Radsätze, bestehend aus jeweils zwei Rädern und einer Achse umfasst. Bei mehreren solchen Messstellen vorteilhaft ist, dass die Umgebungstemperaturabschätzung von einem einzelnen oder wenigen Heißläufern an den Radsatzlagern unbeeinflusst bleibt. Ebenso ist die Empfindlichkeit gegenüber Störungen wie z.B. Sonneneinstrahlung geringer.

Weil die Umgebungstemperatur dann nicht mehr als Eingangsgröße des Rechenmodells zur Abschätzung der Radlagertemperatur mittels eines eigenen Temperatursensors gemessen sondern ebenfalls durch ein Rechenmodell abgeschätzt wird, kann auf einen solchen Temperatursensor verzichtet werden. Das Rechenmodell ist dann ausgebildet, dass es eine Umgebungstemperatur abschätzen kann, welche vorhanden ist, damit sich die weiterhin gemessene Temperatur an dem jeweiligen, j eweils vom betreffenden Radsatzlager verschiedenen Bauteil bei einem intakten Radsatzlager einstellt. Falls jedoch ein Radsatzlager defekt und beispielsweise heiß gelaufen ist, würde die dann in das Rechenmodell eingehende höhere Temperatur des Radsatzlagers das Abschätzergebnis für die Umgebungstemperatur verfälschen. Um eine solche Verfälschung zu verhindern, wird aus den anhand der wenigstens einigen der Radsatzlager zugeordneten Rechenmodellen geschätzten Werten für die Umgebungstemperatur eine resultierende Umgebungstemperatur gebildet, so dass Verfälschungen durch unter Umständen heiß gelaufene Radsatzlager vermindert werden oder gar nicht auftreten.

Damit ein Heißläufer an einem der Radsatzlager nicht zu einer Abschätzung einer hohen Umgebungstemperatur durch das Rechenmodell führt, sondern zu einer entsprechend hohen Radsatzlagertemperatur führt, wird aus den einzelnen Schätzungen der Umgebungstemperatur ein resultierender Wert gebildet.

Dies kann beispielsweise dadurch realisiert werden, dass nur die n niedrigsten geschätzten Umgebungstemperaturen herangezogen werden, beispielsweise als Mittelwert der n niedrigsten abgeschätzten Umgebungstemperaturen. Der resultierende Wert der Umgebungstemperatur wird dann als einheitliche Eingangsgröße für die Rechenmodelle für die Abschätzung der Temperaturen der einzelnen Radsatzlager herangezogen.

Das Verfahren ist dann entsprechend genau und wenig anfällig gegenüber Störeinflüssen. Dies ist wichtig, da neben der Sicherheit des Verfahrens auch Fehlauslösungen vermieden werden sollen.

Wie oben bereits angedeutet, basiert das Rechenmodell zur Abschätzung der Temperatur des Radsatzlagers und/oder das Rechenmodell zur Abschätzung der Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs jeweils auf einer Modellierung von wenigstens einiger der folgenden Elemente: Wärmekapazitäten von Bauteilen des Radsatzes bzw. des Radsatzlagers, Wärmeleitung in Bauteilen des Radsatzes bzw. des Radsatzlagers, Wärmeübergangswiderstände zwischen Bauteilen des Radsatzes bzw. Radsatzlagers, sowie erzwungene, durch erzwungene und freie onvektion bedingter Wärmeübergang zwischen Bauteilen des Radsatzes bzw. Radsatzlagers und der Umgebung. Weiterhin wird bei dem Rechenmodell zur Abschätzung der Temperatur des Radsatzlagers und/oder bei dem Rechenmodell zur Abschätzung der Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs jeweils eine Grundkalibrierung bzw. Grundparametrierung durchgeführt, von welcher ausgehend die Korrekturglieder oder Korrekturterme zur Verbesserung der Genauigkeit der Rechenmodelle im Betrieb des Schienenfahrzeugs angepasst werden. Mit anderen Worten kann eine Eingangs- oder Grundkalibrierung der Rechenmodelle von den Fahrzeugparametern abgeleitet, mit Hilfe von Simulationen (z.B. finite Elemente) bestimmt werden oder basierend auf Messdaten erfolgen.

Die Erfindung betrifft auch eine Vorrichtung zur Ausführung des oben beschriebenen Verfahrens, wobei ein Temperatursensor zur Messung der Temperatur des vom Radsatzlager verschiedenen, aber mit dem Radsatzlager in direkter oder indirekter Weise in wärmeleitender Verbindung stehenden Bauteils des Radsatzes sowie ein Mikrocomputer vorgesehen sind, in welchem das Rechenmodell zur Abschätzung der Temperatur des Radsatzlager und/oder das Rechenmodell zur Abschätzung der Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs implementiert sind.

Besonders bevorzugt ist dabei der Temperatursensor mit einem Geschwindigkeitssensor eines Gleitschutzgeräts des Schienenfahrzeugs zu einem Kombinationssensor zusammengefasst. Dann entsteht kein zusätzlicher Aufwand für den Temperatursensor durch die Sensorinstallation und Verkabelung.

Weiterhin ist das vom Radsatzlager verschiedene Bauteil des Radsatzes beispielsweise ein das Radsatzlager wenigstens teilweise abdeckender Radsatzlagerdeckel.

Weitere, die Erfindung fortbildende Maßnahmen werden nachstehend gemeinsam mit der Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung anhand der Figuren näher dargestellt. In der Zeichnung zeigt:

Fig.1 eine schematische Darstellung eines Radsatzlagers eines Schienenfahrzeugs mit einem Temperatursensor; Fig.2 ein schematisches Ersatzschaltbild eines Rechenmodells im Rahmen eines Verfahrens zum Abschätzen der Radsatzlagertemperatur des Radsatzlagers von Fig. l bzw. der Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs;

Fig.3 ein Blockschaltbild zur Darstellung eines Verfahrens zum Abschätzen der Radsatzlagertemperatur des Radsatzlagers von Fig.1 ;

Fig.4 ein Blockschaltbild zur Darstellung eines Verfahrens zum Abschätzen der Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs;

Fig.5 ein Blockschaltbild zur Darstellung eines kombinierten Verfahrens zum Abschätzen von Radsatzlagertemperaturen von Radsatzlagern eines Schienenfahrzeugs sowie zum Abschätzen der Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs;

Fig.6 ein Diagramm zur Darstellung von Temperaturverläufen an einem Versuchsstand. Beschreibung des Ausführungsbeispiels

In Fig.l ist eine schematische Darstellung eines Radsatzlagers 1 eines Schienenfahrzeugs gezeigt, wobei an einer Welle oder Achse 2 des Radsatzes endseitig zwei hier nicht explizit gezeigte Räder angeordnet sind. Dabei ist in Nachbarschaft zu den Rädern jeweils ein Radsatzlager 1 vorhanden, welches die Achse 2 an einem hier ebenfalls nicht gezeigten Drehgestell lagert. Bevorzugt handelt es sich bei dem Radsatzlager 1 um ein Doppellager, d.h. es sind zwei in axialer Richtung hintereinander angeordnete Radsatzlager beispielsweise in Form zweier Wälzlager vorhanden.

Die folgenden Ausführungen betreffen ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Abschätzen der Temperatur des Radsatzlagers 1 mittels eines Rechenmodells. Das Rechenmodell zur Abschätzung der Temperatur des Radsatzlagers 1 basiert auf einer Modellierung der Wärmekapazitäten von Bauteilen des Radsatzes bzw. des Radsatzlagers 1 , der Wärme leitung in Bauteilen des Radsatzes bzw. des Radsatzlagers 1 , der Wärmeübergangswiderstände zwischen Bauteilen des Radsatzes bzw. Radsatzlagers 1, sowie der erzwungenen, durch die Fahrgeschwindigkeit des Schienenfahrzeugs bedingten erzwungenen Konvektion, der freien Konvektion und des Wärmeübergangs zwischen den Bauteilen des Radsatzes bzw. Radsatzlagers 1 in die Umgebung. Die erzwungene Konvektion ist eine Funktion der Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs.

Ein elektrisches Ersatzschaltbild des Rechenmodells ist in Fig.2 gezeigt und weist die folgenden Elemente auf:

Die Achse 2 hat eine Wärmekapazität C 0 , wobei eine Wärmeleitung, symbolisiert durch den Widerstand Roi von der Achse zum Radsatzlager 1 mit der Wärmekapazität C 1 stattfindet bzw. umgekehrt. Denn Innenringe der vorzugsweise als Wälzlager ausgeführten Radsatzlager 1 stehen mit der Achse 2 in unmittelbar wärme übertragender Verbindung. Vereinfachend weisen beide zu einem Doppellager zusammengefasste Radsatzlager 1 die Wärmekapazität Cl auf. Weiterhin wird die freie und erzwungene Konvektion, d.h. der Wärmeübergang von der Achse 2 zur Umgebung durch die Widerstände Ro a und Rob symbolisiert. Die erzwungene Konvektion erfolgt aufgrund der Fahrgeschwindigkeit v tra in des Schienenfahrzeugs. Es wird angenommen, dass die Achse 2 eine Temperatur T 0 aufweist.

Von den Radsatzlagern 1 mit der Wärmekapazität Cl findet eine Wärme leitung zu einem gemeinsamen Gehäuse 4 der Radsatzlager 1 statt, welches die Wärmekapazität C 2 aufweist sowie zur Achse 2 mit der Wärmekapazität Co über den Widerstand Roi. Weiterhin findet ein von der Geschwindigkeit v tra in des Schienenfahrzeugs abhängiger Wärmeeintrag in die Radsatzlager 1 statt. Es wird angenommen, dass die Radsatzlager 1 eine Temperatur Ti aufweisen.

Die Wärmeleitung vom Gehäuse 4 der Radsatzlager 1 mit der Wärmekapazität C 2 zu den Radsatzlagern 1 (Ci) wird durch den Widerstand Rn und zu einem Radsatzlagerdeckel 6 mit der Wärmekapazität C 3 durch den Widerstand R 23 symbolisiert. Die Widerstände R 2a und R 2 b kennzeichnen die freie und erzwungene Konvektion und damit den Wärmeübergang vom Gehäuse 4 in die Umgebung bzw. umgekehrt. Es wird angenommen, dass das Gehäuse 4 die Temperatur T 2 aufweist. Die am Radsatzlagerdeckel 6 wirkende freie und erzwungene Konvektion und damit der Wärmeübergang von diesem in die Umgebung wird durch die Widerstände R 3a und R 3 b symbolisiert.

Das Gehäuse 4 steht dabei mit den äußeren Lagerringen der vorzugsweise als Wälzlager ausgeführten Radsatzlager 1 in unmittelbarer wärme übertragender Verbindung wie auch stirnseitig mit dem Radsatzlagerdeckel 6. Die Wärmeleitung zwischen dem Gehäuse 4 und dem Radsatzlagerdeckel 6 erfolgt über den Widerstand R 23 . Der Wärmeübergang zwischen der Umgebung mit der Umgebungstemperatur T am b und dem Radsatzlagerdeckel 6 durch freie Konvektion und erzwungene Konvektion aufgrund der Fahrgeschwindigkeit v tra m ist durch die Wärmeübergangswiderstände R 3a und R 3 b gekennzeichnet.

Der Radsatzlagerdeckel 6 umschließt das Ende der Achse 2, welches über die Radsatzlager 1 ein Stück weit axial hinaus ragt und an welchem ein Polrad 8 eines hier ansonsten nicht gezeigten Geschwindigkeitssensors ausgebildet ist. Der Geschwindigkeitssensor meldet ein Geschwindigkeitssignal an ein Gleitschutzgerät des Schienenfahrzeugs, um schlupfgeregelte Bremsungen ausführen zu können.

Anstatt die Temperatur Tj des Radsatzlagers 1 direkt zu messen, wird die Temperatur T 3 des Radsatzlagerdeckels 6 mittels eines Temperatursensors 10 gemessen. Weiterhin ist auch ein hier nicht gezeigter Sensor zur direkten oder indirekten Messung der Fahrgeschwindigkeit Vtrain des Schienenfahrzeugs vorgesehen sowie zunächst auch ein hier nicht gezeigter Sensor zur Messung der Umgebungstemperatur T am b.

Beim dem in Fig.3 als Blockschaltbild gezeigten bevorzugten Ausführungsbeispiel des Rechenmodells T bea ring , estimator wird die durch den Temperatursensor 8 gemessene Temperatur T des Radsatzlagerdeckels 6 als T meas bezeichnet. Weiterhin wird in Fig.3 die vom Rechenmodell T be arin g estimator zu schätzende Temperatur T i der Radsatzlager 1 mit T ß .est bezeichnet. Die Bezeichnung der Umgebungstemperatur T am b wie auch die der Geschwindigkeit v tr ain des Schienenfahrzeugs bleibt hingegen unverändert. Das Rechenmodell Tbearing estimator ist aufgrund seines in Fig.2 dargestellten Aufbaus dann in der Lage, abhängig von der Geschwindigkeit v tra in und von der Umgebungstemperatur T am b des Schienenfahrzeugs als Eingangsgrößen die Temperatur T B . es t der Radsatzlager 1 abzuschätzen.

Zusätzlich wird die Temperatur T mea s des Radsatzlagerdeckels 6, welcher mit dem Gehäuse 4 und den Radsatzlagern 1 in wärmeleitender Verbindung steht, im Betrieb als Messtemperatur durch den Temperatursensor 10 gemessen. Parallel dazu wird die Temperatur des Radsatzlagerdeckels 6 auch als Schätztemperatur T meas . e st mit Hilfe des Rechenmodells Tb ea rin g estimator abgeschätzt.

Zur Verbesserung der Genauigkeit des Rechenmodells Tb ea rin g estimator im Hinblick auf die Abschätzung der Temperatur T B , es t der Radsatzlager 1 weist das Rechenmodell T ea ring estimator ein Korrekturglied Kb auf, mit welchem es anhand eines Vergleichs der Messtemperatur T meas des Radsatzlagerdeckels 6 mit der Schätztemperatur T meas ,est des Radsatzlagerdeckels 6 ständig, zeitweise oder zyklisch kalibriert bzw. abgeglichen wird.

Mit anderen Worten erfolgt eine Eigenkalibrierung oder ein Eigenabgleich des Rechenmodells Tbearing estimator, welches die Abschätzung der Temperatur T B , es t der Radsatzlager 1 zum Ziel hat, durch Messung und Abschätzung der Temperatur an einem von den Radsatzlagern 1 verschiedenen Stelle des Radsatzes, welche aber durch Wärmeleitung bzw. Wärmeübergang mit den Radsatzlagern 1 thermodynamisch in Verbindung steht. Diese Stelle ist bevorzugt der Radsatzlagerdeckel 6, wei l an die s em zum eine n e in Temperatursensor 10 aus Platzgründen einfacher angebracht werden kann als an den Radsatzlagern 1 selbst. Zum andern ist an dem Radsatzlagerdeckel 6 der mit dem Polrad 8 zusammen wirkende Geschwindigkeitssensor für den Gleitschutz angeordnet, so dass der Temperatursensor 10 mit dem Geschwindigkeitssensor zu einem Kombinationssensor 10 vorteilhaft zusammengefasst werden kann.

Weiterhin wird bei dem Rechenmodell Tb ea rin g estimator eine Grundkalibrierung oder Grundparametrierung durchgeführt, von welcher ausgehend das Korrekturglied Kb oder der orrekturterm b zur Verbesserung der Genauigkeit des Rechenmodells Tb ea rin g estimator im Betrieb des Schienenfahrzeugs angepasst wird. Die Eingangs- oder Grundkalibrierung des Rechenmodells T beai jng estimator wird beispielsweise von den Fahrzeugparametern abgeleitet, mit Hilfe von Simulationen (z.B. finite Elemente) bestimmt oder kann basierend auf Messdaten erfolgen.

Besonders bevorzugt wird das oben beschriebene Verfahren weiter dadurch weiter gebildet, dass es um Abschätzen der Temperaturen mehrerer Radsatzlager 1 von Radsätzen des Schienenfahrzeugs geeignet ist. Dazu ist wenigstens einigen der Radsatzlager 1, bevorzugt allen Radsatzlagern 1 des Schienenfahrzeugs jeweils ein Rechenmodel l T amb estimator zugeordnet, um abhängig von der Geschwindigkeit v tra in des Schienenfahrzeugs als Eingangsgröße des jeweiligen Rechenmodells T am bestimator jeweils einen Wert T am b, es t für die Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs abzuschätzen. Ein solches Rechenmodell T am bestimator ist als Blockschaltbild in Fig.4 gezeigt und beispielsweise mit dem dem jeweiligen Radsatzlager 1 zugeordneten Rechenmodell Tbearing estimator zusammengefasst.

Zur Verbesserung der Genauigkeit der Rechenmodelle T amb estimator im Hinblick auf die jeweilige Abschätzung des Werts T am b für die Umgebungstemperatur des Schienenfahrzeugs ist für jedes der Rechenmodelle T amb estimator ein Korrekturglied K a vorgesehen, mit welchem das betreffende Rechenmodell T am bestimator anhand eines Vergleichs der jeweiligen Schätztemperatur T meas ,est, mit der j eweiligen Messtemperatur T mea s des jeweiligen Radsatzlagerdeckels 6 des betreffenden Radsatzlagers 1 ständig, zeitweise oder zyklisch kalibriert oder abgeglichen wird. Somit erfolgt der dynamische Abgleich der Rechenmodelle T amb estimator zur Abschätzung der Umgebungstemperatur T am b wie bei dem in Fig.3 gezeigten Rechenmodell Tbearing estimator.

Ein solches Rechenmodell T amb estimator, welches die in Fig.2 gezeigte Struktur hat, ist dann ausgebildet, dass es eine Umgebungstemperatur T am b abschätzen kann, welche vorhanden ist, damit sich die weiterhin gemessene Temperatur T mea s an dem Radsatzlagerdeckel 6 bei einem intakten Radsatzlager 1 einstellt. Falls jedoch eines oder mehrere Radsatzlager 1 defekt und beispielsweise heiß gelaufen sind, dann würden die dann ebenfalls in das Rechenmodell T amb estimator eingehenden höheren Temperaturen der betreffenden Radsatzlager 1 das Abschätzergebnis für die Umgebungstemperatur T am b verfälschen.

Um dies zu verhindern wird bevorzugt, wie Fig.5 veranschaulicht aus den anhand der den Radsatzlagern l ...n zugeordneten Rechenmodellen T amb estimator,i ... T am bestimator n geschätzten Werten T am b , ] ....T am b, n für die Umgebungstemperatur eine resultierende Umgebungstemperatur T amb ,res gebildet, welche jeweils als Eingangsgröße für die

Rechenmodelle Tb ea rin g estimator , i Tb ea ri ng estimator „ herangezogen wird, welche zum

Abschätzen des Werts T B , es t,i...TB,est,n der jeweiligen Temperatur des jeweiligen Radsatzlagers 1 dienen . D adurch können V erfälschungen d es S chätzergebnisses für die Umgebungstemperatur T am b durch heiß gelaufene Radsatzlager 1 ausgemittelt werden. Damit ein Heißläufer an einem der Radsatzlager 1 daher nicht zu einer Abschätzung einer hohen Umgebungstemperatur durch das betreffende Rechenmodell T am bestimator führt, sondern zu einer entsprechend hohen Radsatzlagertemperatur Tb, es t, wird aus den einzelnen Schätzungen für die Umgebungstemperatur T am b ein resultierender Wert gebildet.

Dies kann beispielsweise dadurch realisiert werden, dass nur die n niedrigsten geschätzten Umgebungstemperaturen T am b herangezogen werden, beispielsweise als Mittelwert der n niedrigsten abgeschätzten Umgebungstemperaturen T am b. Der resultierende Wert der Umgebungstemperatur T amb . res wird dann als einheitliche Eingangsgröße für die Rechenmodelle T amb estimatori bis T am bestimator n zur Abschätzung der Temperaturen Tbearin g ,i bis Tbearin g ,n der betreffenden Radsatzlager 1 herangezogen.

In Fig.6 ist ein Temperatur-Zeit-Diagramm als Ergebnis eines Versuchs an einem Radsatzlagerprüfstand dargestellt, an welchem das Rechenmodell Tb ear i ng estimator von Fig.2 und Fig .3 überprüft wurde. Hierzu wurde, jedoch nur für die Zwecke des Radsatzlagerprüfstands ein Temperatursensor verwendet, welcher direkt an der Lastzone der Radsatzlager 1 angeordnet wurde und mit welchem die dort herrschende Temperatur direkt als T B , mea s über der Zeit gemessen wurde. Der Verlauf der am Radsatzlager 1 direkt gemessenen Temperatur ist in Fig.6 in gepunkteter Linie ( "" ) gezeigt. Als durchgezogene Linie (— ) ist der Verlauf der mittels des Rechenmodells Tb ear in g estimator von Fig.2 und Fig.3 abgeschätzten Temperatur T B , es t gezeigt und in gestrichelter Linie (— ) die am Radsatzlagerdeckel 6 gemessene Temperatur T meas . In das Rechenmodell Tbearin g estimator gingen auch die hier vorzugsweise gemessene Umgebungstemperatur T am b sowie eine durch Ventilatoren simulierte Fahrgeschwindigkeit v tra i n des Schienenfahrzeugs. Der Vergleich zwischen der durch das Rechenmodell T bear i ng estimator abgeschätzten Temperatur T B , es t (durchgezogene Linie) und der gemessenen Temperatur T B , m eas (gepunktete Linie) zeigt eine gute Übereinstimmung und nur geringe Anweichungen.

Die Temperaturabschätzung wird dann zur Erkennung heiß gelaufener Lager (Heißläufererkennung) heran gezogen, indem etwa der abgeschätzte Temperaturwert T Bi est mit einem Temperaturgrenzwert verglichen und bei Überschreiten des Temperaturgrenzwerts durch den abgeschätzten Temperaturwert T B , es t ein Signal für ein heiß gelaufenes Radsatzlager 1 und bei einem Unterschreiten des Temperaturgrenzwerts durch den abgeschätzten Temperaturwert T B , es t ein Signal für einen thermisch ungestörten Betrieb des betreffenden Radsatzlagers 1 erzeugt wird.

Zusätzlich oder alternativ wird die durch das erfmdungsgemäße Verfahren abgeschätzte Temperatur T B>est des Radsatzlagers 1 zum Vergleich mit einem Temperaturgrenzwert herangezogen, um beurteilen zu können, ob eine dem Radsatzlager 1 zugeordnete oder benachbarte (hier nicht gezeigte) Bremseinrichtung, insbesondere Scheibenbremse sich in einem gelösten oder zugespannten Zustand befindet.

Dann liefert eine den Temperaturgrenzwert überschreitende abgeschätzte Temperatur Tß, e st des Radsatzlagers 1 ein Signal für einen zugespannten Zustand der dem Radsatzlager 1 zugeordneten oder benachbarten Reibungsbremse und eine den Temperaturgrenzwert unterschreitende abgeschätzte Temperatur T B , es t des Radsatzlagers ein Signal für einen gelösten Zustand der dem Radsatzlager 1 zugeordneten oder benachbarten Reibungsbremse.

Dem liegt die Erfahrung zugrunde, dass beim Zuspannen einer Reibungsbremse Reibungswärme entsteht. Diese Reibungswärme wird dann durch Wärmeübergang, Wärmeleitung entlang der Achse 2 und/oder Konvektion auf das benachbarte Radsatzlager 1 übertragen.

Eine relativ niedrige abgeschätzte Radsatzlagertemperatur T B , es t deutet dann nicht nur auf einen normalen Lauf des Radsatzlagers 1 hin, sondern auch auf einen gelösten Zustand der benachbarten Reibungsbremse. Demgegenüber liefert eine relativ hohe abgeschätzte Radsatzlagertemperatur T B , es t einen Hinweis auf ein heiß gelaufenes Radsatzlager 1 und/oder auf einen zugespannten Zustand der in Bezug zu dem betreffenden Radsatzlager 1 benachbarten Reibungsbremse.

Mit der anhand des erfindungsgemäßen Verfahrens abgeschätzten Radsatzlagertemperatur ß.est können daher auch die Funktionen (zugespannt oder gelöst) von in Bezug zu dem Radsatzlager 1 benachbarten Reibungsbremsen des Schienenfahrzeugs überwacht werden.

Bezugszeichenliste

Radsatzlager

Achse

Gehäuse

Radsatzlagerdeckel

Polrad

Temperatursensor