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Title:
METHOD AND DEVICE FOR PRODUCING A STATE SIGNAL
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2012/048746
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for producing a state signal (Sz) that indicates a state of an energy transmission system, whereby, for pre-determined network nodes of the energy transmission system, electrical measuring values for at least one electrical measuring variable are measured and used to produce the state signal indicating the state. According to the invention, respectively predicted load data that predict the electrical behaviour of the respective load are associated with the electrical loads connected to the energy transmission system; the electrical loads are respectively associated with an electrical load group into which the electrical loads are collected with comparable prognosis reliability; an individual weighting value that describes the prognosis reliability of the predicted load data of the loads associated with the load group is respectively allocated to each load group; and the state signal is formed using the measuring values, the load data and the weighting values.

Inventors:
DZAFIC IZUDIN (DE)
Application Number:
PCT/EP2010/065429
Publication Date:
April 19, 2012
Filing Date:
October 14, 2010
Export Citation:
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Assignee:
SIEMENS AG (DE)
DZAFIC IZUDIN (DE)
International Classes:
H02J3/00
Domestic Patent References:
WO2003025701A22003-03-27
Foreign References:
EP1418477A12004-05-12
EP1729223A22006-12-06
Other References:
None
Attorney, Agent or Firm:
SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1. Verfahren zum Erzeugen eines Zustandssignals (Sz) , das einen Zustand einer Energieübertragungsanlage anzeigt, wobei - für vorgegebene Netzknoten der Energieübertragungsanlage elektrische Messwerte für zumindest eine elektrische Mess¬ größe gemessen werden und

- unter Heranziehung der Messwerte das den Zustand anzeigende Zustandssignal erzeugt wird,

d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t, dass

- den an die Energieübertragungsanlage angeschlossenen elekt¬ rischen Lasten jeweils prognostizierte Lastdaten zugeordnet werden, die das elektrische Verhalten der jeweiligen Last prognostizieren,

- die elektrischen Lasten jeweils einer elektrischen Lastgruppe zugeordnet werden, in der elektrische Lasten mit vergleichbarer Prognosezuverlässigkeit zusammengefasst wer¬ den,

- jeder Lastgruppe jeweils ein individueller Wichtungswert zugewiesen wird, der die Prognosezuverlässigkeit der prog¬ nostizierten Lastdaten der der Lastgruppe zugeordneten Lasten beschreibt, und

- das Zustandssignal unter Heranziehung der Messwerte, der Lastdaten sowie der Wichtungswerte gebildet wird.

2. Verfahren nach Anspruch 1,

d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t, dass

- Lastgruppen für elektrische Lasten, für die jeweils zumindest ein Verbrauchsmesswert zumindest einer Energie- verbrauchsmesseinrichtung vorliegt, sowie weitere Lastgrup¬ pen für elektrische Lasten, für die kein Verbrauchsmesswert vorliegt, zur Verfügung stehen und - bei der Zuordnung der elektrischen Lasten zu einer der Lastgruppen die Prognosezuverlässigkeit sowie das Vorhan¬ densein eines Verbrauchsmesswerts berücksichtigt wird. 3. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t, dass

zumindest ein aktueller Klimamesswert gemessen wird und die Wichtungswerte und/oder die Lastdaten unter Heranziehung des aktuell gemessenen Klimamesswerts korrigiert werden.

4. Verfahren nach Anspruch 3,

d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t, dass

eine Korrektur erfolgt, wenn der aktuell gemessene Klimamess¬ wert von einem vorgegebenen Klimasollwert abweicht.

5. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t, dass

- unter Heranziehung der elektrischen Messwerte, der prognostizierten Lastdaten und der Wichtungswerte für Netzknoten der Energieübertragungsanlage simulierte Messgrößenwerte errechnet werden und

- der Zustand der Energieübertragungsanlage unter Heranzie¬ hung der simulierten Messgrößenwerte überprüft wird. 6. Verfahren nach Anspruch 5,

d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t, dass

für Netzknoten, für die keine elektrischen Messwerte vorliegen, simulierte Messgrößenwerte errechnet werden. 7. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t, dass

- für die vorgegebenen Netzknoten, für die elektrische Messwerte vorliegen, simulierte Messgrößenwerte errechnet wer¬ den, - die simulierten Messgrößenwerte mit den gemessenen Messwerten verglichen werden und

- optimierte Lastdaten gebildet werden, indem die prognosti¬ zierten Lastdaten variiert werden, bis die Abweichung zwi- sehen den simulierten Messgrößenwerten und den elektrischen

Messwerten minimal wird oder eine vorgegebene Schwelle er¬ reicht oder unterschreitet.

8. Verfahren nach Anspruch 7,

d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t, dass

beim Variieren der Lastdaten die der jeweiligen Lastgruppe zugeordneten Wichtungswerte berücksichtigt werden, indem die¬ jenigen Lastdaten, deren Wichtungswerte eine kleinere Progno¬ sezuverlässigkeit anzeigen, in einem größeren Bereich vari- iert werden als Lastdaten, deren Wichtungswert eine größere PrognoseZuverlässigkeit anzeigen .

9. Einrichtung (200) zum Erzeugen eines Zustandssignals (Sz) , das den Zustand einer Energieübertragungsanlage anzeigt, mit - einer Schnittstelle zur Eingabe elektrischer Messwerte, die für vorgegebene Netzknoten der Energieübertragungsanlage für zumindest eine elektrische Messgröße gemessen werden,

- einer Steuereinrichtung, die geeignet ist, Lastgruppen zu bilden, den Lastgruppen Lasten zuzuordnen und den Lastgrup- pe jeweils einen individuellen Wichtungswert zuzuweisen, der die Prognosezuverlässigkeit prognostizierter Lastdaten der der Lastgruppe zugeordneten Lasten beschreibt, und den Zustand der Energieübertragungsanlage unter Heranziehung der Messwerte, der Lastdaten sowie der Wichtungswerte zu überprüfen und ein den Zustand anzeigendes Zustandssignal zu erzeugen.

Description:
Beschreibung

Verfahren und Einrichtung zum Erzeugen eines Zustandssignals Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Erzeugen eines Zustandssignals, das einen Zustand einer Energieübertra ¬ gungsanlage anzeigt, wobei für vorgegebene Netzknoten der Energieübertragungsanlage elektrische Messwerte für zumindest eine elektrische Messgröße gemessen werden und unter Heran- ziehung der Messwerte das den Zustand anzeigende Zustandssig- nal erzeugt wird. Das Zustandssignal kann als "Zustand" bei ¬ spielsweise einen Strom-, Spannungs- oder Leistungswert an einem der Netzknoten der Energieübertragungsanlage, eine dar ¬ aus abgeleitete Messgröße, eine Lastschätzung, einen Leis- tungsfluss oder eine beliebige andere Größe anzeigen, die sich auf die Energieübertragungsanlage mittelbar oder unmit ¬ telbar bezieht. Zum Beispiel kann als Zustandssignal ein Alarmsignal, das einen Alarmzustand anzeigt, oder ein Fehler ¬ signal, das einen Fehler anzeigt, erzeugt werden.

Bei Hochspannungsnetzen werden üblicherweise an allen wichtigen Netzknoten Messsensoren angeordnet, um den jeweiligen Zustand des Hochspannungsnetzes jederzeit zuverlässig ermitteln und beispielsweise im Falle eines Fehlers geeignete Maßnahmen ergreifen zu können. Im Unterschied dazu fehlt es bei Mittel ¬ spannungsnetzen üblicherweise an der entsprechenden Anzahl an Messsensoren. In der Regel ist nicht jeder im Netz vorhandene Netzknoten mit entsprechenden Sensoren ausgestattet, so dass nicht bekannt ist, welche Spannungen und Phasenwinkel an die- sen Netzknoten anliegen.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit dem sich ein Zustandssignal auch dann schnell und zuverlässig erzeugen lässt, wenn mangels Messsensoren nicht ausreichend viele real gemessene Messwerte vorliegen.

Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in Unteransprüchen angegeben.

Danach ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass den an die Ener- gieübertragungsanlage angeschlossenen elektrischen Lasten jeweils prognostizierte Lastdaten zugeordnet werden, die das elektrische Verhalten der jeweiligen Last prognostizieren, die elektrischen Lasten jeweils einer elektrischen Lastgruppe zugeordnet werden, in der elektrische Lasten mit vergleichba- rer Prognosezuverlässigkeit zusammengefasst werden, jeder Lastgruppe jeweils ein individueller Wichtungswert zugewiesen wird, der die Prognosezuverlässigkeit der prognostizierten Lastdaten der der Lastgruppe zugeordneten Lasten beschreibt, und das Zustandssignal unter Heranziehung der Messwerte, der Lastdaten sowie der Wichtungswerte der Lastgruppen gebildet wird .

Ein wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, dass sich dieses - beispielsweise mit einer elektronischen Datenverarbeitungsanlage - relativ schnell durchführen lässt. Erfindungsgemäß werden nämlich die bei dem Verfahren berücksichtigten Lasten gruppiert, und es werden Lastgruppen gebildet, deren Lasten jeweils eine vergleichbare Prognosezuverlässigkeit aufweisen. Eine Lastgruppe kann bei- spielsweise durch industrielle Lasten gebildet sein: Indus ¬ trielle Lasten zeigen üblicherweise ein sehr verlässliches Lastverhalten, da dieses durch die betrieblichen Abläufe bestimmt wird. Eine andere Lastgruppe kann beispielsweise durch Normalkunden gebildet werden, deren Verbrauchsverhalten in aller Regel nicht so zuverlässig wie das der Industrie prog ¬ nostiziert werden kann. Durch das Zusammenfassen der Lasten zu Lastgruppen und der Berücksichtigung lastgruppenindividu- eller Wichtungswerte lässt sich eine substanzielle Geschwin- digkeitserhöhung gegenüber einer Verwendung von lastenindividuellen Wichtungswerten erreichen.

Vorzugsweise werden Lastgruppen für elektrische Lasten, für die jeweils mindestens ein Verbrauchsmesswert mindestens ei- ner Energieverbrauchsmesseinrichtung vorliegt, sowie weitere Lastgruppen für elektrische Lasten, für die kein Verbrauchsmesswert vorliegt, zur Verfügung gestellt. Bei der Zuordnung der elektrischen Lasten zu einer der Lastgruppen wird bevorzugt neben der Prognosezuverlässigkeit auch das Vorliegen ei- nes Verbrauchsmesswerts berücksichtigt.

Auch wird es als vorteilhaft angesehen, wenn zumindest ein aktueller Klimamesswert gemessen wird und die Wichtungswerte und/oder die Lastdaten unter Heranziehung des aktuell gemes- senen Klimamesswerts korrigiert werden. Beispielsweise er ¬ folgt eine Korrektur, wenn der aktuell gemessene Klimamess ¬ wert von einem vorgegebenen Klimasollwert abweicht.

Auch können für Netzknoten der Energieübertragungsanlage bei- spielsweise simulierte Messgrößenwerte errechnet werden, und es kann der Zustand der Energieübertragungsanlage unter He ¬ ranziehung der simulierten Messgrößenwerte überprüft werden. Beispielsweise können für Netzknoten, für die keine elektrischen Messwerte vorliegen, simulierte Messgrößenwerte errech- net werden. Mit anderen Worten kann im Rahmen des Verfahrens der Betrieb der Energieübertragungsanlage unter Heranziehung der elektrischen Messwerte, der prognostizierten Lastdaten und der Wichtungswerte auch "simuliert" werden. Gemäß einer anderen Verfahrensvariante kann vorgesehen werden, dass für die vorgegebenen Netzknoten, für die elektrische Messwerte vorliegen, simulierte Messgrößenwerte errech ¬ net werden, die simulierten Messgrößenwerte mit den gemesse- nen Messwerten verglichen werden, und optimierte Lastdaten gebildet werden, indem die prognostizierten Lastdaten variiert werden, bis die Abweichung zwischen den simulierten Messgrößenwerten und den elektrischen Messwerten minimal wird oder eine vorgegebene Schwelle erreicht oder unterschreitet.

Dabei können beim Variieren der Lastdaten die der jeweiligen Lastgruppe zugeordneten Wichtungswerte berücksichtigt werden, indem diejenigen Lastdaten, deren Wichtungswerte eine kleinere Prognosezuverlässigkeit anzeigen, in einem größeren Be- reich variiert werden als Lastdaten, deren Wichtungswert eine größere Prognosezuverlässigkeit anzeigen.

Die Erfindung bezieht sich außerdem auf eine Einrichtung zum Erzeugen eines Zustandssignals , das den Zustand einer Ener- gieübertragungsanlage anzeigt. Erfindungsgemäß ist die Ein ¬ richtung ausgestattet mit einer Schnittstelle zur Eingabe elektrischer Messwerte, die für vorgegebene Netzknoten der Energieübertragungsanlage für zumindest eine elektrische Messgröße gemessen werden, einer Steuereinrichtung, die ge- eignet ist, Lastgruppen zu bilden, den Lastgruppen Lasten zuzuordnen und den Lastgruppen jeweils einen individuellen Wichtungswert zuzuweisen, der die Prognosezuverlässigkeit prognostizierter Lastdaten der der Lastgruppe zugeordneten Lasten beschreibt, und den Zustand der Energieübertragungsan- läge unter Heranziehung der Messwerte, der Lastdaten sowie der Wichtungswerte zu überprüfen und ein den Zustand anzei ¬ gendes Zustandssignal zu erzeugen. Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispie ¬ len näher erläutert; dabei zeigen beispielhaft:

Figur 1 ein Ausführungsbeispiel für eine Energieübertra- gungsanlage mit einer Vielzahl an Messabschnit ¬ ten,

Figur 2 einen Abschnitt der Energieübertragungsanlage gemäß Figur 1 im Detail,

Figur 3 verschiedene Kombinationen für die komplexe

Leistung, die aus Strom- und Spannungsmesswerten errechnet wird, Figur 4 ein weiteres Ausführungsbeispiel für eine Ener ¬ gieübertragungsanlage mit einer Vielzahl an vor ¬ gegebenen Messabschnitten,

Figur 5 das Ausführungsbeispiel gemäß Figur 4 nach einer

Neudefinition der Messabschnitte,

Figur 6 ein Flussdiagramm zur Erläuterung eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Verfahrens und

Figur 7 ein weiteres Ausführungsbeispiel für eine Anord ¬ nung zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens . In den Figuren werden der Übersicht halber für identische oder vergleichbare Elemente stets dieselben Bezugszeichen verwendet . In Energieübertragungsanlagen von Mittelspannungsnetzen werden typischerweise radiale oder baumähnliche Einspeisesstruk- turen eingesetzt, beispielsweise in Form von Schleifen, die als offene Ringe betrieben werden. In diesen Energieübertra- gungsanlagen stehen elektrische Messeinrichtungen nur an den Einspeisestellen zur Verfügung, in der Regel jedoch nicht an jedem Netzknoten der Energieübertragungsanlagen. Mit anderen Worten ist nur eine geringe Anzahl an Netzknoten der Energieübertragungsanlagen mit elektrischen Messeinrichtungen aus- gestattet. Bei den elektrischen Messeinrichtungen handelt es sich beispielsweise um Strom- oder Spannungsmessgeräte oder um Leistungsmessgeräte, die die Wirkleistung und/oder die Blindleistung messen können. Informationen über die an die Energieübertragungsanlage angeschlossenen Lasten liegen daher in der Regel nicht in Form aktueller elektrischer Messwerte, sondern lediglich in Form von prognostizierten Lastdaten vor, die anhand von Erfahrungswerten gewonnen werden. Die prognostizierten Lastdaten können beispielsweise in Form von normalisierten Lastkurven für die Wirkleistung P und die Blind- leistung Q oder in Form von normalisierten Lastkurven für die Wirkleistung P und den Leistungsfaktor cos (φ) vorliegen.

Die Figur 1 zeigt beispielhaft eine Energieübertragungsanla ¬ ge, die als offener Ring betrieben wird. Die Energieübertra- gungsanlage ist mit mehreren elektrischen Messgeräten ausgestattet, durch die Messabschnitte MAI bis MA8 definiert wer ¬ den; dabei wird jeder Messabschnitt durch ein Messgerät be ¬ grenzt. In der Figur 1 sind Messgeräte durch Kreuze und Las ¬ ten durch nach unten gerichtete Pfeile markiert.

Da innerhalb der Messabschnitte keine Messgeräte vorhanden sind, müssen für darin befindliche Netzknoten Simulationen durchgeführt werden, wenn die an diesen Netzknoten anliegen- den elektrischen Messgrößen quantitativ bestimmt werden sollen .

Für solche Simulationen wird vorzugsweise unter anderem be- rücksichtigt, dass die Messgrößen an den Schnittstellen aneinander angrenzender Messabschnitte wertmäßig zusammenpas ¬ sen. Insbesondere sind Leistungsabweichungen an den Schnittstellen aneinander angrenzender Messabschnitte zu vermeiden. Letztere Bedingung ist schwer zu erfüllen, da üblicherweise an vielen Netzknoten nur Strommesseinrichtungen zur Verfügung stehen und somit nicht für jeden Netzknoten Informationen über die Wirkleistung und die Blindleistung vorliegen.

Figur 2 zeigt beispielhaft, wie benachbarte Messabschnitte über den Leistungsfluss miteinander gekoppelt sind: Der Leis- tungsfluss, der aus einem Messabschnitt heraus fließt, fließt in den anderen Messabschnitt hinein. Diese Tatsache kann für eine optimierte Schätzung des Lastverhaltens der angeschlos ¬ senen Lasten herangezogen werden. So kann die Verkopplung be- nachbarter Messabschnitte für eine iterative Berechnung he ¬ rangezogen werden, bei der eine Lastflussberechnung für die gesamte Energieübertragungsanlage sowie eine Schätzung durch ¬ geführt wird, mit der die Lastdaten angepasst werden und Leistungsunterschiede an den Schnittstellen zwischen benach- barten Messabschnitten vermieden werden.

Bei dem hier beispielhaft beschriebenen Schätzverfahren werden die Lastdaten und die elektrischen Messwerte sowie - falls vorhanden - Pseudomesswerte in der gleichen Weise be- handelt. Die unterschiedliche Qualität dieser Informationen wird über unterschiedliche Wichtungswerte berücksichtigt. Beispielsweise wird durch eine hohe Gewichtung bzw. einen ho ¬ hen Wichtungswert für reale bzw. tatsächlich gemessene Mess ¬ werte sichergestellt, dass diese bei der Simulation und Opti- mierung "getroffen" werden bzw. durch die Simulation und Optimierung nicht verändert werden. Durch eine niedrige Gewichtung bzw. niedrige Wichtungswerte für Pseudomesswerte und prognostizierte Lastdaten lässt sich sicherstellen, dass die- se bei der Simulation und Optimierung in einem relativ großen Umfang verändert werden können und die Simulations- und/oder Optimierungsalgorithmen rechnerisch konvergieren können. Auch wird durch die Verwendung von Wichtungen und Wichtungswerten eine akkurate Behandlung nicht konformer Lasten möglich, in- dem diesen geringere Wichtungswerte als konformen Lasten zu ¬ gewiesen werden.

Bei dem hier erläuterten Ausführungsbeispiel werden für eine Schätzung Lastdaten als Zustandsvariablen verwendet. Elektri- sehe Spannungen und elektrische Ströme werden indirekt heran ¬ gezogen, nachdem eine Leistungsflussberechnung durchgeführt worden ist. Die Schätzung benötigt weder die Strukturdaten der Messabschnitte noch deren Leitwerte. Die Schätzung benö ¬ tigt lediglich die Summe der gemessenen Lasten in den ver- schiedenen Iterationsschritten, die Verluste und die Belastung an den Grenzen der Messabschnitte. In dieser Weise wird der Aufwand bei der Durchführung des Schätzverfahrens bei je ¬ dem Iterationsschritt deutlich reduziert. Eine weitere erhebliche Reduktion des Rechenaufwands bei der Durchführung des Schätzverfahrens wird durch die Gruppierung der Lasten in Lastgruppen in jedem Messabschnitt erreicht. Eine Lastgruppe besteht aus bzw. umfasst Lasten, die dieselbe Informationsqualität (Prognosezuverlässigkeit) aufweisen und deren Lastverhalten sich mit vergleichbarer Zuverlässigkeit bzw. Genauigkeit prognostizieren lässt. Demgemäß werden Las ¬ ten derselben Lastengruppe bei der Schätzung und Simulation mit denselben Wichtungswerten berücksichtigt. Für Messabschnitte, die einen kompletten Satz an Wirk- leistungs (P)- und Blindleistungs (Q) -Messeinrichtungen auf ¬ weisen, ist der Schätzvorgang ziemlich einfach. Die Lasten werden in der Weise bestimmt, dass sie der Summe der einge ¬ speisten und gemessenen Leistung an der jeweiligen Messab- schnittsgrenze entsprechen. Nur die Verluste müssen in den nachfolgenden Iterationsprozessen berücksichtigt werden.

Schwieriger ist die Berechnung bei Messabschnitten, deren Messabschnittsgrenze nur mit einer Strommesseinrichtung ausgestattet ist. Strommesswerte können nämlich nicht direkt für die Bestimmung der Lastinformationen verwendet werden. In der Figur 3 ist gezeigt, dass eine Strommessung lediglich einen Ringbereich für die komplexe Leistung beschreibt. Es muss al ¬ so eine Weiterverarbeitung der Strommesswerte erfolgen.

Die Weiterverarbeitung der Strommesswerte zu P- und Q- Pseudomesswerten wird beispielsweise für jeden Messabschnitt individuell ausgeführt. Für jeden Messabschnitt mit einem Strommesswert an der Messabschnittsgrenze kann man folgende Minimierung durchführen: wobei die folgende Bedingung herangezogen wird: wobei bezeichnen:

NLG die Anzahl der Lastgruppen in dem jeweiligen

Messabschnitt, -,LG IG

Q die Wirk- und Blindleistung einer Lastgruppe

(Lastbasisdaten), die aus einer Lastkurve bzw. aus Lastdaten oder aus Pseudomessungen gewonnen sind,

>f' LG >LG den Wichtungsfaktor für P und Q der jeweiligen

Lastgruppe, geschätzte Messwerte für P und Q der jeweiligen Lastgruppe,

AP Δβ die Summe der Verluste in dem jeweiligen Messab ¬ schnitt, und zwar die gemessenen Verluste an der Messabschnittsgrenze und alle intern erzeugten Verluste,

die Spannung an der Messabschnittsgrenze, gewon ¬ nen aus der letzten internen Leistungsflusslösung und

den gemessenen Strom an der Messabschnittsgrenze. kp p LG k Q n LG

Die bestimmten Werte ' ' und 1 werden als neue Lastdaten für die nächste interne Leistungsflussberechnung und den nächsten Schätzschritt verwendet.

Die Umrechnung der Strommesswerte beginnt vorzugsweise mit den Messabschnitten, in denen nur ein Strommesswert umgerechnet werden muss.

Allgemein formuliert wird die Umrechnung vorzugsweise "von unten nach oben" durchgeführt, wobei mit dem Messabschnitt begonnen wird, der nur einen Strommesswert aufweist und noch nicht ungerechnet worden ist. Mit Blick auf die Einspeise ¬ stelle 2 in der Figur 1 wird also der Messabschnitt 6 nach den Messabschnitten 7 und 8 berücksichtigt, weil dieser zwei Netzknoten mit Strommesswerten aufweist. Zuerst werden also die Messabschnitte 7 und 8 umgerechnet. Diese Vorgehensweise reduziert die Anzahl an Strommesswerte, die in Messabschnitt 6 noch nicht umgerechnet worden sind. Schritt für Schritt wird die Anzahl an Strommesswerten reduziert, bis alle umge- rechnet worden sind.

Im Falle von vermaschten Strukturen oder paralleler Einspei- sung kann es unter Umständen passieren, dass sich nicht alle Strommesswerte an den Messabschnittsgrenzen eines Messab- Schnitts in der beschriebenen Weise umrechnen lassen. Die übrig bleibenden Strommesswerte können dann anders behandelt werden, wie weiter unten beispielhaft erläutert wird.

Die Umrechnung der Ströme zu P- und Q- Pseudomesswerten wird vorzugsweise individuell für jeden Messabschnitt durchge ¬ führt, ohne eine Kopplung der Messabschnitte zu berücksichti ¬ gen. Kopplungen können in einem nachfolgenden Schätzschritt berücksichtigt werden, der das komplette Netzwerk erfasst. Der nächste Schritt erzwingt vorzugsweise, dass der Fluss an den Messabschnittsgrenzen benachbarter Messabschnitte übereinstimmt .

Das Schätzproblem kann als eine Minimierung des Ziels J auf- gefasst werden, das in der Gleichung (3) beschrieben ist. Der erste Teil der Gleichung (3) berücksichtigt, dass die Unter ¬ schiede zwischen den gemessenen Werten und den geschätzten Leistungsinformationen minimiert werden; der zweite Teil ist für die Minimierung der Unterschiede in den Lastinformationen zuständig. Der dritte und vierte Teil berücksichtigen die Un ¬ terschiede zwischen den gemessenen und den geschätzten Spannungen und Strömen. Zusätzlich müssen die folgenden Gleichheitsbedingungen erfüllt werden: - Die Summe aus der geschätzten aktiven Wirkleistung für die realen Messwerte und die Pseudomesswerte und der Wirkleis ¬ tung, die von realen Generatoren bereitgestellt wird, deckt die Wirkleistungsverluste (Gleichung (4)).

- Die Summe aus der geschätzten aktiven Blindleistung Q für die realen Messwerte und die Pseudomesswerte und der Blind ¬ leistung, die von realen Generatoren und Kapazitäten bereitgestellt wird, deckt die Blindleistungsverluste (Glei ¬ chung (5) ) .

- Für jeden Messabschnitt mit Pseudomesswerten, die aus

Strommesswerten errechnet worden sind, müssen die geschätzten Werte P , ^ , I und V die Gleichung (3) erfüllen.

(3)

mit den Randbedingungen:

wobei bezeichnen die Gesamtzahl der Leistungsmesswerte im Sys ¬ tem einschließlich solcher, die aus Strommesswerten errechnet worden sind,

die Gesamtzahl der Lastgruppen,

die Zahl der Lastgruppen in dem Messabschnitt k,

die Gesamtzahl der Strommesswerte,

die Zahl der P-/Q- Messpaare, die aus Strömen im Messabschnitt k errechnet worden sind, die Anzahl der Generatoren im Messabschnitt k,

die Anzahl der Kapazitäten im Messabschnitt k,

die Wichtungsfaktoren für die Wirkleistungs- , die Blindleistungs- und die Strommesswerte, geschätzte Wirkleistung und Blindleistung bezogen auf die i-te Messung, geschätzter Strom bezogen auf die i-te Messung, gemessene i-te Stromhöhe, gemessene Wirkleistung und Blindleistung einschließlich Pseudomesswerten, die aus Strömen abgeleitet sind,

Wichtungswerte für die Wirkleistung und die Blindleistung für die i-te Lastgruppe, geschätzte Skalierfaktoren für die Leistung in der i-ten Lastgruppe,

Wirkleistung und Blindleistung in der i-ten Lastgruppe, ^Gen s^Gen

Q Y die Wirkleistung und die Blindleistung des i ten Generators, die geschätzte Spannung bezogen auf die i-te Messung, gemessene i-te Spannung,

Spannung, die für die Leistungsumrechnung verwendet wird,

pk

rloss ' zfloss Leistungsverlust in dem Messabschnitt k und

Pc , Qc c Schätzergebnisse für einen Strom, der zu ei ¬ ner Leistung umgerechnet wurde.

Vorzugsweise wird für die Umrechnung der Ströme in Leistung und die Schätzung für das komplette System folgender Ansatz gewählt :

J(x) = (x - x M ) T w(x - x M )^ mm wobei bezeichnen: den Vektor der Messinformationen (real und pseudo) , den Vektor der geschätzten Zustandsvariablen und w die Diagonalmatrix der Wichtungsfaktoren

Die Schätzung berücksichtigt vorzugsweise alle vorhandenen Randbedingungen

(8) =0 die durch die Gleichung (2) für die Umrechnung der Ströme und durch die Gleichungen (4), (5) und (6) für die Schätzung des gesamten Systems festgelegt sind. Das Optimierungsproblem mit Gleichheitsrandbedingungen kann gelöst werden unter Verwendung von Lagrange Multiplikatoren mit einer Lagrange Funktion, wie sie durch folgende Gleichung beschrieben wird:

L(x,X) = J(x) -Σλ i (x) = J(x) - λ 1 g(x)

(9) mit

als Vektor der Lagrange Multiplikatoren,

Bei der Lösung müssen die folgenden Gleichungen erfüllt werden :

(10 ) VL(x, ) = 0

(11) dx

(12)

Der Satz dieser nicht-linearen Gleichungen wird vorzugsweise iterativ unter Verwendung der Newton-Raphson-Methode gelöst:

(13) wobei bezeichnen:

..k

die Lösung der k-ten Iteration,

..M

den Vektor der Messungen einschließlich der Pseudomessungen,

Ax = x k+l -x k den Vektor mit den Differenzen zwischen den Ergebnissen zweier aufeinanderfolgender Iterationsschritte, Ax k =x M -x k den Vektor mit den Differenzen zwischen den Messungen und den Ergebnissen der k-ten Iteration, dg(x)

G =

dx die Matrix mit den partiellen Ableitungen des

Bedingungsvektors und

λ den Vektor der Lagrange Multiplikatoren.

Wenn an einer Messabschnittsgrenze zwei oder mehr Strommess ¬ werte vorliegen, kann die Umrechnung der Strommesswerte in Pseudoleistungsflussinformationen beispielsweise derart durchgeführt werden, dass zunächst alle Strommesswerte kon ¬ vertiert werden, die zu einem anderen Messabschnitt mit nur einem noch nicht konvertierten Strommesswert führen. In dieser Weise wird die Anzahl der noch nicht konvertierten Messströme immer weiter reduziert. Diese Vorgehensweise ist bei radialen und baumstrukturähnlichen Netzwerken stets einsetzbar .

Für Netzwerke mit vermaschter Struktur oder paralleler Ein- speisung führt diese Vorgehensweise jedoch nicht immer zum Ziel. Die Figur 4 zeigt beispielhaft eine vermaschte Topolo gie. In der Figur 4 sind die Messabschnitte mit dem Bezugs ¬ zeichen MA, Generatoren durch ein G, Kapazitäten durch ein Lastgruppen durch einen nach unten gerichteten Pfeil und Messpunkte durch dicke schwarze Punkte gekennzeichnet.

Die Ströme 10 und II (verschleifte Einspeisung) sowie 12 und 13 (parallele Einspeisung) werden bei dieser Anordnung bevorzugt anders als oben beschrieben konvertiert. Beispielsweise werden die Impedanzen innerhalb der Schleife oder die Ver- kopplung der Abzweige direkt bei der Schätzung berücksichtigt. Jeder Abzweig eines Abschnitts mit mehreren verbliebe ¬ nen Strominformationen kann als eigener Messabschnitt definiert werden, der definierte Wirk- und Blindleistungsmesswer- te an jedem seiner Enden aufweist. Diese Messwerte können virtuell genannt werden, da sie nicht von realen Strommess ¬ werten abgeleitet worden sind. Für einen Abzweig vom Netzknoten i bis j lässt sich die komplexe Leistung an den beiden Seiten bestimmen gemäß: wobei bezeichnen: die komplexe Spannung am Knoten i und am Knoten j , c

— nm die komplexe Leistung von Knoten n zum Knoten m mit n,me[i,j] und die Parameter des Zweigs mit n - me \ l ] l

Die Leistungsinformation wird aus der vorhergehenden Lastflussberechnung extrahiert und als Messwert mit geringem Wichtungswert (Wichtungsfaktor) weiter verwendet.

Die Berechnung der virtuellen Leistungsmesswerte wird vorzugsweise nur für die Seiten der Abzweige durchgeführt, die mit einem Knoten im Inneren des vermaschten Netzes verbunden sind. Keine Berechnung wird durchgeführt, wenn für die Zweig- Seiten reale Leistungsmesswerte zur Verfügung stehen.

Die Figur 5 zeigt das Netzwerk gemäß der Figur 4 mit den neu gebildeten Messabschnitten und den entsprechenden virtuellen Messwerten. Die neu gebildeten Messabschnitte, die keine Ab- zweige enthalten, können auch virtuelle Knotenbereiche ge ¬ nannt werden. In der Figur 5 sind die ursprünglichen Messabschnitte mit dem Bezugszeichen MA, die neu gebildeten Messab- schnitte mit dem Bezugszeichen NMA, Generatoren durch ein G, Kapazitäten durch ein C, Lastgruppen durch einen nach unten gerichteten Pfeil, reale Messpunkte durch einen dicken schwarzen Punkt, virtuelle P- und Q-Messstellen durch ein Kreuz und Messteilen, für die gemessene Stromwerte in virtu ¬ elle P- und Q-Werte umgerechnet werden, durch einen durchge ¬ strichenen Punkt gekennzeichnet.

Das Ziel in Gleichungen (3) bis (6), das für den Optimie- rungsprozess verwendet wird, kann mit der zusätzlichen virtu ¬ ellen Information ergänzt werden gemäß

wobei bezeichnen: das Ziel gemäß Gleichungen (3) bis (6),

das erweiterte Ziel,

NVNA die Anzahl an virtuellen Knotenbereichen, V ' , θί die Spannung und den Phasenwinkel im virtuellen

Knotenbereich geschätzt mit einem WLS-Algorithmus und

,VN ,VN

die Spannung und den Phasenwinkel im virtuellen Knotenbereich berechnet gemäß Leistungsfluss .

Die virtuellen Knotenbereiche müssen das erste Kirchhoffsehe Gesetz erfüllen: NLDk , NBRk

Σ P f + Σ P, '

i=l i=l wobei bezeichnen:

NLDk die Anzahl der Lasten, die mit dem virtuellen

Knotenbereich k verknüpft sind,

NBRk die Anzahl der Abzweige, die mit dem virtuellen

Knotenbereich k verknüpft sind,

pEk r Ek

die geschätzte Last i, die mit dem virtuellen Knotenbereich k verknüpft ist, und

E,Brk r \ E,Brk

p; Q t den geschätzten Fluss durch Abzweig i, der mit dem virtuellen Knotenbereich k verknüpft ist. Die zusätzlichen Randbedingungen sind im Übrigen in den Gleichungen (4) und (5) berücksichtigt. Die virtuellen Leistungs ¬ messungen können somit während der Schätzung in der gleichen Weise berücksichtigt werden wie die realen Leistungsmessungen, es muss nur eine geringere Wichtung berücksichtigt wer- den. Die virtuellen Leistungsmessungen lassen sich durch die Lastflussberechnung bestimmen, die der Schätzung vorausgehen kann .

In der Figur 6 ist ein Flussdiagramm für ein Ausführungsbei- spiel eines Schätzvorgangs dargestellt. In Schritt 100 wird der Prozess gestartet. In Schritt 101 werden die Messab ¬ schnitte gebildet. In Schritt 102 werden Strommesswerte in P- und Q-Werte "von unten nach oben" umgewandelt. In Schritt 103 werden die Lasten geschätzt. In Schritt 104 erfolgt die Be- rechnung des Leistungsflusses. In Schritt 105 wird geprüft, ob es sich um den ersten Iterationsschritt handelt. Ist dies der Fall, wird zu Schritt 106 und andernfalls zu Schritt 107 übergangen .

In Schritt 106 wird geprüft, ob es sich um ein vermaschtes Netz oder ein Netz mit paralleler Einspeisung handelt. Ist dies der Fall, werden in Schritt 108 die Messabschnitte ver ¬ ändert und es wird mit Schritt 102 fortgefahren. Andernfalls wird zu Schritt 107 übergegangen. In Schritt 107 wird die in der Figur 6 beschriebene Abfrage durchgeführt: Es wird geprüft, ob die Differenz der ermittel ¬ ten Verlustleistung Pi 0S s bei aufeinander folgenden Iterati ¬ onsschritten geringer ist als ein vorgegebener Schwellenwert Sioss und ob die Differenz der ermittelten Spannung V max bei aufeinander folgenden Iterationsschritten geringer ist als ein vorgegebener Schwellenwert ε ν . Sind beide Bedingungen er ¬ füllt, wird das Verfahren beendet (Schritt 109) . Andernfalls wird weiter optimiert durch Rücksprung auf Schritt 102. In der Figur 7 ist ein Blockschaltbild einer Anordnung 200 gezeigt, mit der ein Zustandssignal erzeugt werden kann, das den Zustand einer Energieübertragungsanlage anzeigt.

Die Anordnung 200 umfasst einen Speicher SP, in dem Lastdaten Li(t=0) abgespeichert sind. Die Lastdaten Li beschreiben die betreiberseitig abgenommene Wirk- und/oder Blindleistung P bzw. Q für die i-te Last, die an die Energieübertragungsanla ¬ ge angeschlossen ist. Mit dem Speicher SP ist eine Vorverarbeitungseinrichtung STLS verbunden, die die Lastdaten Li(t=0) aus dem Speicher SP auslesen und verarbeiten kann. Sofern seitens einer Schätzeinrichtung DSSE noch keine Eingabewerte vorliegen, wird die Vorverarbeitungseinrichtung die Lastdaten Li(t=0) an eine nachgeordnete Korrektureinrichtung STLF weiterleiten. Liegen hingegen von der Schätzeinrichtung DSSE geschätzte Lastdaten LiDSSE vor, so kann die Vorverarbeitungseinrichtung STLS ent- scheiden, ob sie diese oder die Lastdaten Li(t=0) weiterlei ¬ tet. Hierzu kann die Vorverarbeitungseinrichtung STLS beispielsweise prüfen, ob die Prognosezuverlässigkeit, die in Form eines Wichtungswerts oder Wichtungsfaktors wLiDSSE defi ¬ niert wird, eine vorgegebene Schwelle überschreitet oder nicht. Überschreitet der Wichtungsfaktor wLiDSSE die Schwel ¬ le, wird die Vorverarbeitungseinrichtung STLS vorzugsweise die geschätzten Lastdaten LiDSSE an die nachgeordnete Korrektureinrichtung STLF weiterleiten und andernfalls die Lastdaten Li(t=0). Die von der Vorverarbeitungseinrichtung STLS weitergeleiteten Lastdaten sind in der Figur 7 mit dem Bezugszeichen LiSTLS gekennzeichnet.

Die Vorverarbeitungseinrichtung STLS leitet außerdem Wichtungswerte oder Wichtungsfaktoren wLiSTLS weiter, die die Prognosezuverlässigkeit der weitergeleiteten Lastdaten LiSTLS kennzeichnen .

Die nachgeordnete Korrektureinrichtung STLF prüft, ob die den weitergeleiteten Lastdaten LiSTLS zugrunde liegenden klimati- sehen Annahmen zutreffend sind. Hierzu vergleicht sie aktuell gemessene Klimawerte K(t) (z. B. Temperatur-, Feuchtigkeits ¬ und/oder Windstärkewerte) mit den Klimawerten, die den wei ¬ tergeleiteten Lastdaten LiSTLS zugrunde liegen und bildet klimakorrigierte Lastdaten LiSTLF. Beispielsweise wendet die Korrektureinrichtung STLF eine Korrekturfunktion f an gemäß:

LiSTLF = f (LiSTLS, T (t) , T STLS, W(t), W STLS, H(t), H STLS) wobei bezeichnen: f die Klimakorrekturfunktion

T(t) die aktuell gemessene Temperatur

T STLS die den Lastdaten LiSTLS zugrunde liegende Tempera ¬ tur

H(t) die aktuell gemessene Feuchtigkeit

T STLS die den Lastdaten LiSTLS zugrunde liegende Feuch ¬ tigkeit

T(t) die aktuell gemessene Windstärke und

T STLS die den Lastdaten LiSTLS zugrunde liegende Wind- stärke

Die Korrekturfunktion f kann beispielsweise eine Produktbil ¬ dung mit einem klimaabhängigen Korrekturfaktor fSTLS vorsehen gemäß

LiSTLF = LiSTLS * fSTLS (K ( t ) )

Um durch die Klimakorrektur ein Schwingen zu vermeiden, kann die Klimakorrektur darüber hinaus eine numerische Glättung vorsehen, indem die Klimawerte über eine vorgegebene Zeit ¬ spanne vor dem jeweiligen Messzeitpunkt gemittelt werden.

Falls zum Zeitpunkt der Klimakorrektur kein aktueller Klimawert, sondern beispielsweise nur ein Klimawert von dem vorhe- rigen Iterationsschritt zur Verfügung steht, so kann dieser dennoch für eine Korrektur verwendet werden. Vorzugsweise wird das jeweilige Alter der Klimawerte durch einen exponen- tiell abklinkenden Zeitfaktor ZF berücksichtigt, der bei hohem Alter der Klimawerte gegen Null konvergiert. Der Zeitfak- tor ZF kann beispielsweise die Form aufweisen:

ZF(t) = exp ( (t-t ' ) /t_ref) , wobei t den aktuellen Zeitpunkt, t' den Zeitpunkt der Aufnah ¬ me des Klimawerts und t_ref eine vorgegebene Abklingkonstante bezeichnet . Die Korrekturfunktion f kann mit einem solchem Zeitfaktor beispielsweise lauten

LiSTLF = LiSTLS * fSTLS (K ( t ) ) * ZF(t) Die Korrektureinrichtung STLF gibt die klimakorrigierten

Lastdaten LiSTLF an eine Nachverarbeitungseinrichtung PP weiter, an die Energieverbrauchsmesseinrichtungen AMI und AMR angeschlossen sind. Die Energieverbrauchsmesseinrichtungen AMI und AMR messen an vorgegebenen Netzknoten Verbrauchsmess- werte E (t) und leiten diese an die Nachverarbeitungseinrichtung PP weiter. Die Nachverarbeitungseinrichtung PP vergleicht die Verbrauchsmesswerte E (t) mit den klimakorrigier ¬ ten Lastdaten LiSTLF und führt eine Korrektur durch, wenn die klimakorrigierten Lastdaten LiSTLF von den Verbrauchsmesswer- ten E (t) abweichen. Beispielsweise wendet die Nachverarbei ¬ tungseinrichtung PP auf die klimakorrigierten Lastdaten

LiSTLF und die Wichtungsfaktoren wLiSTLS eine Korrekturfunktion ql bzw. q2 an gemäß

LiPP = ql (LiSTLF, E (t) )

wLIPP = q2(wLiSTLS, E (t) ) wobei bezeichnen:

ql die Korrekturfunktion für die Lastdaten

q2 die Korrekturfunktion für die Wichtungsfaktoren

LiPP die korrigierten Lastdaten der Nachverarbeitungseinrichtung und

wLIPP die korrigierten Wichtungswerte der Nachverarbei ¬ tungseinrichtung . Nachdem die korrigierten Lastdaten LiPP und die korrigierten Wichtungswerten wLIPP gebildet worden sind, ordnet die Nachverarbeitungseinrichtung PP die Lasten mit den korrigierten Lastdaten LiPP jeweils einer elektrischen Lastgruppe zu, in der elektrische Lasten mit vergleichbarer Prognosezuverläs ¬ sigkeit zusammengefasst werden. Hierzu kann die Nachverarbei ¬ tungseinrichtung PP beispielsweise die korrigierten Wichtungswerte wLIPP heranziehen und alle Lasten mit ähnlichen Wichtungswerten wLIPP jeweils derselben Lastgruppe zuordnen.

Üblicherweise werden industrielle Lasten (z. B. Fabriken etc.) eine größere Prognosezuverlässigkeit aufweisen als pri ¬ vate Lasten (Privathaushalte) , so dass für industrielle Las- ten und für private Lasten jeweils mindestens eine Lastgruppe gebildet wird.

Die korrigierten Lastdaten LiPP werden anschließend als

"prognostizierte Lastdaten" gemeinsam mit den Wichtungswerten wGruppe der Lastgruppen in die Schätzeinrichtung DSSE eingespeist .

Die Schätzeinrichtung DSSE verarbeitet neben den Lastdaten LiPP und den Wichtungswerten wGruppe der Lastgruppen real ge- messene elektrische Messwerte, beispielsweise aktuell gemes ¬ sene Stromwerte I, Spannungswerte U, Wirkleistungswerte P und/oder Blindleistungswerte Q.

Die Schätzeinrichtung DSSE führt unter Heranziehung der ein- gangsseitig anliegenden Daten eine Schätzung der Lasten und eine Schätzung des Leistungsflusses durch, wie dies im Zusam ¬ menhang mit den Figuren 1 bis 6 eingehend beschrieben worden ist. Dabei berücksichtigt sie neben den prognostizierten Lastdaten LiPP insbesondere die Wichtungswerte wGruppe der jeweiligen Lastgruppe.

Im Rahmen der Schätzung werden neue geschätzte Lastdaten LiDSSE und neue geschätzte Wichtungswerte wDSSE gebildet, die zu der Vorverarbeitungseinrichtung STLS übertragen werden, damit im Rahmen des Iterationsverfahrens ein neuer Iterati ¬ onsschritt beginnen kann. Die Schätzeinrichtung DSSE erzeugt im Rahmen der Schätzung oder separat ein Zustandssignal Sz, das mindestens einen Zu ¬ stand der Energieübertragungsanlage anzeigt. Das Zustandssig ¬ nal kann als "Zustand" beispielsweise einen Strom-, Span- nungs- oder Leistungswert an einem der Netzknoten der Ener- gieübertragungsanlage, eine daraus abgeleitetet Messgröße, einen Leistungsfluss und/oder eine Lastschätzung anzeigen. Auch kann als Zustandssignal ein Alarmsignal, das einen

Alarmzustand anzeigt, oder ein Fehlersignal, das einen Fehler anzeigt, erzeugt werden.

Das Zustandssignal Sz kann beispielsweise von nachgeordneten Einrichtungen WC und SCADA weiterverarbeitet werden.

In der Figur 7 bilden die Vorverarbeitungseinrichtung STLS, der Speicher SP, die Korrektureinrichtung STLF und die

Schätzeinrichtung DSSE gemeinsam eine Steuereinrichtung 210, die geeignet ist, Lastgruppen zu bilden, den Lastgruppen Lasten zuzuordnen und den Lastgruppen jeweils einen individuellen Wichtungswert zuzuweisen, der die Prognosezuverlässigkeit prognostizierter Lastdaten der der Lastgruppe zugeordneten

Lasten beschreibt, und den Zustand der Energieübertragungsanlage unter Heranziehung der Messwerte, der Lastdaten sowie der Wichtungswerte zu überprüfen und ein den Zustand anzei ¬ gendes Zustandssignal zu erzeugen. Die Schnittstelle 220 dient zur Eingabe elektrischer Messwer ¬ te, die für vorgegebene Netzknoten der Energieübertragungsanlage für zumindest eine elektrische Messgröße gemessen wer- den .