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Title:
METHOD FOR OPERATING A VOICE DIALOG SYSTEM
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2023/083561
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for operating a voice dialog system. In the method, a vehicle context and information related to the vehicle context are determined. According to the invention, it is checked whether the information has a duration of validity below a predefined reference value and thus is to be classified as urgent. If the information is urgent, it is also checked whether the information has, for the user, an importance value which exceeds a predefined threshold value. If the threshold value is also exceeded, a voice output directed to a vehicle user and adapted to the current communication status is automatically carried out.

Inventors:
EHRLICH UTE (DE)
LANDESBERGER JAKOB (DE)
Application Number:
PCT/EP2022/078625
Publication Date:
May 19, 2023
Filing Date:
October 14, 2022
Export Citation:
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Assignee:
MERCEDES BENZ GROUP AG (DE)
International Classes:
B60R16/037; G01C21/36; G06F3/16; G06F40/30; G08G1/0962; G10L13/033
Foreign References:
US20160236690A12016-08-18
DE102013015712A12014-04-10
DE102007043264A12009-03-12
US20140136187A12014-05-15
DE102006060519A12008-06-26
US20200357406A12020-11-12
Attorney, Agent or Firm:
MEIDERT, Jörg-Michael et al. (DE)
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Claims:
Patentansprüche Verfahren zum Betrieb eines Sprachdialogsystems mit folgenden Schritten: -Ermittlung eines Fahrzeugkontexts (S1) und

- Ermittlung von mit dem Fahrzeugkontext in Zusammenhang stehender Information (S3) gekennzeichnet durch,

-Überprüfung, ob die Information eine Gültigkeitsdauer kleiner einem vordefinierten Referenzwert aufweist und somit als dringlich einzustufen ist (S4), und sofern die Information dringlich ist,

-Überprüfung, ob die Information für den Nutzer einen vorgegebenen Schwellenwert überschreitenden Wichtigkeitswert aufweist (S5),

-wobei sofern auch der Schwellenwert überschritten wird, selbsttätig eine an den aktuellen Kommunikationsstatus angepasste Sprachausgabe an einen Fahrzeugnutzer ausgegeben wird (S11 , S17, S19). Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass sofern ein Kommunikationsstatus vorliegt, bei dem keine Kommunikation zwischen Fahrer und Sprachdialogsystem erfolgt, selbsttätig eine erste, prosodisch hervorgehobene Sprachausgabe zur Erweckung der Aufmerksamkeit und Herstellung der Zuhörbereitschaft des Fahrzeugnutzers ausgegeben wird (S11). Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass sofern ein Kommunikationsstatus vorliegt, bei dem eine Sprachausgabe des Sprachdialogsystems erfolgt, diese unterbrochen (S13) und selbsttätig auf eine zweite, einen Themenwechsel einleitende prosodisch hervorgehobene Sprachausgabe gewechselt wird (S17). Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass sofern ein Kommunikationsstatus vorliegt, bei dem der Fahrzeugnutzer spricht selbsttätig (S13), eine prosodische dritte Sprachausgabe zur Unterbrechung, Erweckung der Aufmerksamkeit und Herstellung der Zuhörbereitschaft des Fahrzeugnutzers ausgegeben wird (S19). Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass nach Ausgabe einer der ersten, zweiten oder dritten Sprachausgabe (S11 , S17, S19) die Reaktion des Fahrers überwacht wird (S21). Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass sofern der Fahrer keine oder eine negative Reaktion zeigt eine weitere, gegenüber der ersten, der zweiten oder dritten vorhergehenden Sprachausgaben prosodisch verstärkte Sprachausgabe erfolgt (S23). Verfahren nach einem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass sofern der Fahrer positiv reagiert das Sprachdialogsystem die dringliche Information mit einem über dem Schwellenwert liegenden Wichtigkeitswert ausgibt (S33). Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Zustand des Sprachdialogsystems und/oder ein Dialogverlauf bis zur Unterbrechung gespeichert (S13) und nach Ausgabe der dringlichen Information mit einem über dem Schwellenwert liegenden Wichtigkeitswert (S33) dieser Zustand dem Nutzer mitgeteilt und/oder ein bisheriger Dialog dem Nutzer zumindest teilweise zusammengefasst wiederholt wiedergegeben (S31). Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Wichtigkeitswert von Informationen selbstlernend aus historischem Nutzerverhalten ermittelt wird. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Klasse von Informationen ein individueller Gültigkeitswert zugewiesen wird. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der individuelle Gültigkeitswert in Abhängigkeit vom Fahrer- und/oder Fahrzeugkontext angepasst wird. Sprachdialogsystem eingerichtet zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 11.

Description:
Verfahren zum Betrieb eines Sprachdialogsystems

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Sprachdialogsystems sowie ein Sprachdialogsystem zur Durchführung des Verfahrens.

Aus der Offenlegung US 2014/0136187 A1 ist eine Verfahren bekannt, bei dem eine Sprachausgabe selbsttätig unter Berücksichtigung des Fahrzeugkontextes gestartet wird. Der Fahrzeugkontext umfasst beispielsweise Außentemperatur, Regen, Position oder Nebel. Kontextrelevante Informationen umfassen beispielsweise Anweisungen zur Bedienung der Nebelleuchten bei aufkommendem Nebel.

Aus der DE 102006 060 519 A1 ist eine Verfahren bekannt, in welchem insbesondere fahrzeug- und situationsbezogene Informationen nach bestimmten Kriterien bewertet und entsprechend dieser Bewertung an den Fahrer vorzugsweise in zeitlich vorherbestimmten Abständen ausgegeben werden. Dabei wird die Identität des aktuellen Fahrers beim Start des Fahrzeugs erfasst wird und die Informationen zur Ausgabe an den Fahrer in Abhängigkeit von dem aktuellen Fahrer sowie einer gespeicherten Informationsausgabehistorie des jeweiligen Fahrers ausgegeben.

Die US 2020 / 0 357406 A1 offenbart eine Verfahren, bei dem eine Ausgabe von Informationen an einen Nutzer von verschiedenen Faktoren abhängig gemacht wird. Die Faktoren umfassen dabei beispielsweise, ob der Nutzer gerade spricht, wer die Information sendet, eine Wichtigkeit der Information, einen Bezug zu vorangegangenen Informationen oder Vorlieben des Nutzers.

Aufgabe der Erfindung ist es demgegenüber ein verbessertes Verfahren bereitzustellen, das bei der Erzeugung einer selbsttätigen Sprachausgabe neben dem Kontext weitere Parameter berücksichtigt. Die Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Betrieb eines Sprachdialogsystems mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie einem Sprachdialogsystems gemäß Anspruch 12 gelöst. Die abhängigen Ansprüche definieren bevorzugte und vorteilhafte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung.

Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird überprüft, ob eine einem Fahrzeugkontext zugehörige Information dringlich ist, d.h. nur für eine kurze Zeitdauer relevant ist und eine Gültigkeitsdauer kleiner einem vorgegebenen Referenzwert aufweist, und sofern die Information dringlich ist, wird überprüft, ob die Information einen über einem Schwellenwert liegenden Wichtigkeitswert für den Nutzer aufweist, wobei sofern der Schwellenwert überschritten wird selbsttätig eine an den aktuellen Kommunikationsstatus angepasste Sprachausgabe an einen Fahrzeugnutzer ausgegeben wird.

Der Kommunikationsstatus umfasst verschiedene Zustände einer Kommunikation des Sprachdialogsystems mit dem Fahrzeugnutzer. In einem Zustand findet keine Kommunikation statt, d.h. der Fahrer und das Sprachdialogsystem gibt keine Sprachausgabe aus. In diesem Zustand ist das Sprachdialogsystem empfangsbereit und lauscht auf Sprachausgabe des Fahrzeugnutzers. Weitere Zustände umfassen eine Sprachausgabe durch den Fahrzeugnutzer oder das Sprachdialogsystem.

Eine Information ist im Sinne der vorliegenden Anmeldung dringlich, wenn sie einem zu einem Zeitpunkt stattfindenden Ereignis zugehörig und die Information nur eine sehr kurze Gültigkeitsdauer aufweist. Eine Reaktion auf ein Ereignis muss sofort oder zumindest zeitnah erfolgen, da die Information nach kurzer Zeit an Relevanz oder vollständig an Bedeutung verliert. Die vorgegebene Gültigkeitsdauer definiert den Umfang dringlicher Informationen, beispielsweise können Informationen die nach 1s oder 5s ihre Gültigkeit verlieren als dringlich definiert werden.

Dringliche Informationen sind Informationen, die auf aktuellen Sensordaten (visuell oder auch akustisch) an einer geografischen Position basieren. Dringliche Informationen betreffen z.B. das aktuelle Verkehrsgeschehen, eine zu passierende Gefahrenstelle oder ein zugehöriges Verkehrszeichen, Übernahmeaufforderung beim automatisierten Fahren oder ein in der Fahrzeugumgebung auftauchender Point of Interest.

Wichtig ist im Sinne der vorliegenden Anmeldung hingegen eine Information, die eine hohe Priorität für einen Fahrzeugnutzer aufweist, d.h. wichtige Informationen sind benutzerspezifisch. Für einen Fahrzeugnutzer wichtige Informationen mit entsprechendem Wichtigkeitswert werden in einem Benutzermodell gespeichert. Wichtige Informationen können manuell gespeichert und/oder aus dem Benutzerverhalten gelernt werden. Wichtige Informationen werden beispielsweise von Anwendungen wie einem Navigationssystem, einem Terminkalender, einem E-Mail-System generiert. Eine E-Mail von einer Person kann dabei einen größere Wichtigkeitswert als von einer anderen Person aufweisen. Wichtigkeitswerte einer Information können aber auch situationsabhängig sein, z.B. interessiert sich ein Benutzer während einer Urlaubsreise möglicherweise für touristische Informationen, auf der Fahrt zur Arbeit sind diese aber nicht wichtig. Alle Informationen über die aktuelle Verkehrssituation und die aktuelle Fahrt/Reise sind vorzugsweise als wichtig zu betrachten.

Alle Informationen können einen individuellen Grad der Wichtigkeit aufweisen, wobei vorliegend nur Informationen mit einer über einem vorgegebenen Schwellenwert liegender Wichtigkeit, d.h. mit einem über einem Schwellenwert liegenden Wichtigkeitswert berücksichtigt werden. Eine dringliche Information muss für einen Nutzer nicht immer wichtig sein. Beispielsweise ist ein POI dringlich, weil nur wenige Sekunden sichtbar aber für einen Nutzer nicht wichtig, weil an diesem POI kein Interesse besteht. Umgekehrt gibt es für den Nutzer wichtige Informationen, die nicht dringlich sind. Eine Information einer E-Mail eines Bekannten weist als Beispiel eine hohe Wichtigkeit auf ist aber nicht dringlich, da die Gültigkeitsdauer sehr lang ist.

Da im Verständnis der vorliegenden Anmeldung nur dringliche und wichtige Informationen akustisch ausgegeben werden, kann sich der Fahrzeugnutzer in vorteilhafter Weise bestmöglich auf die Fahraufgabe konzentrieren.

In einer vorteilhaften Weiterbildung wird, sofern ein Kommunikationsstatus vorliegt, bei dem keine Kommunikation zwischen Fahrer und Sprachdialogsystem erfolgt, selbsttätig durch das Sprachdialogsystem eine erste, prosodisch hervorgehobene Sprachausgabe zur Erweckung der Aufmerksamkeit und Herstellung der Zuhörbereitschaft des Fahrzeugnutzers ausgegeben. Unter einer prosodisch hervorgehobenen ist eine gegenüber einer standardmäßigen in Intonation, Lautheit, Dauer, Sprechtempo, Rhythmus und/oder Stimmhöhe veränderte Sprachausgabe zu verstehen. Die Aufmerksamkeit des Fahrzeugnutzers wird durch die hervorgehobene Sprachausgabe geweckt, wobei die Sprachausgabe bevorzug als Apell oder Gruß formulierte Interjektion und/oder namentliche Anrede formuliert ist. In vorteilhafter Weise wird durch die erste Sprachausgabe sichergestellt, dass der Fahrer nachfolgende Information nicht überhört. In einer weiteren zusätzlichen oder alternativen vorteilhaften Weiterbildung wird, sofern ein Kommunikationsstatus vorliegt, bei dem eine Sprachausgabe des Sprachdialogsystems erfolgt, diese unterbrochen und selbsttätig auf eine zweite, einen Themenwechsel einleitende prosodisch hervorgehobene Sprachausgabe gewechselt. Im Fall einer ablaufenden Sprachausgabe wird diese abgebrochen und auf eine von der ersten verschiedene zweite Sprachausgabe zugegriffen, die durch die prosodische Hervorhebung gegenüber der vor dem Abbruch ausgegebenen Sprache deutlich abgesetzt ist und die Aufmerksamkeit des Fahrzeugnutzers weckt.

In einer weiteren zusätzlichen oder alternativen vorteilhaften Weiterbildung wird, sofern ein Kommunikationsstatus vorliegt, bei dem der Fahrzeugnutzer spricht, selbsttätig eine prosodische dritte Sprachausgabe zur Unterbrechung, Erweckung der Aufmerksamkeit und Herstellung der Zuhörbereitschaft des Fahrzeugnutzers ausgegeben. Die dritte, von der ersten und zweiten verschiedene Sprachausgabe ist vorzugsweise entschuldigend formuliert und verfolgt das Ziel den Redefluss des Fahrers zu unterbrechen und die Zuhörbereitschaft herzustellen.

In einerweiteren Ausführungsform wird nach Ausgabe einer der ersten, zweiten oder dritten Sprachausgabe die Reaktion des Fahrers überwacht, wobei je Abhängigkeit der Reaktion der weitere Dialog gestaltet wird. Die Reaktion umfasst eine emotionale Regung, eine sprachliche Äußerung, eine durch eine Kamera erfasste Geste und/oder Gesichtsmimik als auch neutrales Verhalten, bei dem keine auf die Sprachausgabe folgende Reaktion feststellbar ist.

In weiterer Ausgestaltung des Verfahrens wird sofern der Fahrer keine oder eine negative Reaktion zeigt eine weitere, gegenüber der ersten, der zweiten oder dritten vorhergehenden Sprachausgaben prosodisch verstärkte Sprachausgabe ausgegeben. Neben der weiteren Sprachausgabe können weiter optische und akustische Signale, beispielsweise ein Piep- oder Summton, zur Erhöhung der Aufmerksamkeit ergänzt werden. Die weitere Sprachausgabe umfasst eine namentliche Anrede oder einen Apell. Im Anschluss wird wieder die Reaktion des Fahrers ausgewertet und je nach Reaktion wird der weitere Dialog ausgerichtet oder weitere Maßnahmen eingeleitet. Zeigt der Fahrzeugnutzer keine oder eine abweisende Reaktion wird der sprachliche Dialog eingestellt und bei Bedarf eine Funktion des Fahrzeugs gestartet, beispielsweise ein Fahrzeughalt, ein Lenkeingriff oder eine Geschwindigkeitsanpassung ausgeführt. Sofern der Fahrer positiv reagiert gibt das Sprachdialogsystem die dringliche Information mit einem über dem Schwellenwert liegenden Wichtigkeitswert aus. In vorteilhafter weise werden durch das Verfahren dem Fahrzeugnutzer nur Informationen präsentiert, die er auch wünscht.

In einer weiteren vorteilhaften Ausbildung wird der Zustand des Sprachdialogsystems und/oder der Dialogverlauf bis zur Unterbrechung gespeichert und nach Ausgabe der dringlichen Information mit einem über dem Schwellenwert liegenden Wichtigkeitswert dieser Zustand dem Nutzer mitgeteilt und/oder der bisherige Dialogverlauf zumindest teilweise zusammengefasst wiederholt wiedergegeben. Hat beispielsweise vor der Unterbrechung ein Dialog stattgefunden, bei dem ein Navigationsziel ausgegeben wurde oder der Fahrzeugnutzer eine Telefonnummer anforderte, so wird dem Nutzer der Zustand des Sprachdialogsystems vor der Unterbrechung mitgeteilt, d.h. „Zurück zur Zieleingabe...“ oder „Willst du Herrn Müller noch anrufen?“ und die bisherige Sprachaus- und/oder eingabe zumindest teilweise wiederholt. Der Nutzer kann damit seine vor der Unterbrechung begonnenen Aktivitäten ungehindert fortsetzen.

In einer Weiterbildung des Verfahrens ist der Wichtigkeitswert einer Information in einem selbstlernenden Nutzermodell gespeichert. Aus dem historischen Nutzerverhalten wird ermittelt, welche Information wichtig oder weniger wichtig sind. Hierbei werden beispielsweise Eingaben in ein mit dem Sprachdialogsystem und vorzugsweise mit dem Internet verbundenen Entertainmentsystem ausgewertet. Häufige Aktionen wie Anfragen nach touristischen Informationen oder Abfragen des Terminkalenders, Anrufen einer bestimmten Person lassen den Wichtigkeitswert von mit diesen Aktionen im Kontext stehenden Informationen oder Informationsklassen ansteigen. Der Wichtigkeitswert wird dabei personalisiert sowie auch situations- und/oder ortsabhängig in einem vorzugweise als neuronalen Netz ausgebildeten Modell erlernt.

In einer Weiterbildung des Verfahren wird jeder Klasse von Informationen eine individuelle Gültigkeitsdauer zugewiesen. Eine Information kann für einen Nutzer unterschiedliche relevant sein, beispielsweise eine Warnung eines Kreuzungsassistenten bezüglich einem querenden Fahrzeug hat ein eine sehr kurze Gültigkeitsdauer, ein Hinweis auf ein Point of Interest dagegen eine sehr viel längere Gültigkeitsdauer. Die mit individuellen Gültigkeitswerten versehenen Informationsklassen ermöglicht durch Vergleich mit dem vordefinierten Referenzwert eine Unterscheidung zwischen dringlichen und nicht dringlichen Informationen. Die Gültigkeitsdauer der Informationsklassen werden in einer Weiterbildung abhängig vom Fahrzeugkontext d.h. Tageszeit, Wetter, Straßenart- und Verlauf, Geschwindigkeit dynamisch angepasst. Beispielsweise weist bei hoher Geschwindigkeit auf einer Autobahn eine auf ein Ausfahrtschild hinweisende Information eine deutlich geringere Gültigkeitsdauer auf als bei langsamer Fahrt. Eine Information zur Übernahmeaufforderung der Fahrzeugführung zur Beendigung des autonomen Fährbetriebs weist auf einer Autobahnfahrt mit moderater Geschwindigkeit eine andere Gültigkeitsdauer als auf einer schnell befahrenen kurvigen Landstraße.

Mit anderen Worten kann eine Information in einem Kontext dringlich und in einem anderen Kontext nicht dringlich sein, da die Gültigkeitsdauer einer Information je nach Kontext kleiner bzw. gleich oder größer dem Referenzwert sein kann

Das erfindungsgemäße System ist eingerichtet zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorangehenden Verfahrensschritte. Das System weist Sensoren zu Ermittlung des Fahrzeugkontextes und eine Steuereinheit zur Ermittlung von mit dem Fahrzeugkontext in Zusammenhang stehenden Informationen auf. Zu jedem Fahrzeugkontext sind beispielsweise in der Steuereinheit Information hinterlegt. Die Steuereinheit ermittelt weiter eine der Information zugehörigen Gültigkeitsdauer und vergleicht diese mit einem vordefinierten Referenzwert. Ist die Gültigkeitsdauer kleiner als der Referenzwert, dann ist die Information als dringlich einzustufen. Die Steuereinheit überprüft weiter, ob die Information einen vorgegebenen Schwellenwert überschreitenden Wichtigkeitswert aufweist. Der Wichtigkeitswert gibt wieder wie inhaltlich relevant eine Information für einen Nutzer ist. Der Wichtigkeitswert jeder Information ist im Steuergerät gespeichert und wird vorzugsweise dynamisch entsprechend dem Nutzerverhalten angepasst. Der Wichtigkeitswert einer Information kann für alle Nutzer gleichbedeutend sein, in einer alternativen oder zusätzlichen Weiterbildung ist der Wichtigkeitswert von Informationen personalisiert in einem Profil des Fahrzeugnutzers d.h. dem Fahrer gespeichert. Sofern die Information dringlich ist und den Schwellenwert überschreitet gibt das Steuergerät selbsttätig, d.h. proaktiv von sich aus einen an den Kommunikationsstatus angepasste Sprachausgabe aus.

Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung, in der - gegebenenfalls unter Bezug auf die Zeichnung - zumindest ein Ausführungsbeispiel im Einzelnen beschrieben ist. Beschriebene und/oder bildlich dargestellte Merkmale können für sich oder in beliebiger, sinnvoller Kombination den Gegenstand der Erfindung bilden, gegebenenfalls auch unabhängig von den Ansprüchen, und können insbesondere zusätzlich auch Gegenstand einer oder mehrerer separater Anmeldung/en sein. Gleiche, ähnliche und/oder funktionsgleiche Teile sind mit gleichen Bezugszeichen versehen.

Dabei zeigen:

Fig. 1 Verfahren zum Betrieb eines Sprachdialogsystems und

Fig. 2 ein Sprachdialogsystem.

Gemäß Fig.1 ist eine Verfahren zum Betrieb eine Sprachdialogsystems dargestellt, bei dem im Schritt S1 der Fahrzeugkontext ermittelt wird. Der Fahrzeugkontext umfasst beispielsweise die Verkehrssituation beim automatisierten Fahren oder die Situation außerhalb des fahrenden Fahrzeugs, d.h. Objekte, Point of Interest, Personen, Verkehrsschilder, außerhalb des Fahrzeugs, Fahrbahnmarkierungen, Stauende, querende Fahrzeuge, Wetterbedingungen etc. Im nächsten Schritt S3 wird ermittelt, welche Informationen zu dem von Sensoren ermittelten Fahrzeugkontext zur Ausgabe an einen Fahrer gespeichert sind oder generiert werden können. Im Schritt S4 wird überprüft, ob die zu dem Kontext zugehörigen Informationen dringlich sind. Dazu wird überprüft, ob die Gültigkeitsdauer unterhalb einem vorgegebenen Referenzwert liegen. Liegt die Gültigkeitsdauer unter dem Referenzwert ist die Information dringlich und muss unverzüglich ausgegeben werden, um für den Fahrzeugnutzer noch zeitlich relevant zu sein. Ist die Information nicht dringlich wird keine proaktive Ausgabe gestartet und das Verfahren im Schritt S50 beendet. Ist die Information dringlich, dann wird im Schritt S5 die Wichtigkeit überprüft. Ein Wichtigkeitswert gibt die inhaltliche Relevanz für den Fahrzeugnutzer wieder. Eine Information kann für einen Fahrzeugnutzer wichtig und für einen anderen unwichtig sein. Liegt der Wichtigkeitswert unterhalb einem vorgegebenen Schwellenwert, wird die proaktive Ausgabe im Schritt S50 beendet. Liegt der Wichtigkeitswert über dem Schwellenwert, dann ist die Information für den Fahrzeugnutzer auch inhaltlich von Relevanz und das Verfahren setzt sich im Schritt S7 fort. Im Schritt S7 wird der Kommunikationsstatus überprüft, d.h. ob ein aktuell Sprachdialog stattfindet oder nicht. Findet aktuell kein Dialog statt, dann erfolgt im Schritt S11 selbsttätig eine erste, prosodisch hervorgehobene Sprachausgabe zur Erweckung der Aufmerksamkeit und Herstellung der Zuhörbereitschaft des Fahrzeugnutzers. Die erste Sprachausgabe umfasst einer Interjektion, d.h. einen Apell oder Gruß und/oder eine namentliche Anrede mit prosodischer Hervorhebung, z.B. “Hallo!“, „es ist wichtig!“ oder „Herr Müller“.

Wird in Schritt S7 ein laufender Sprachdialog ermittelt, dann wird im Schritt S13 der Dialog unterbrochen sowie der Dialogzustand d.h. Art des Dialogs und bis zur Unterbrechung erfolgter Dialog gespeichert. Der laufende Sprachdialog umfasst eine Sprachausgabe des Dialogsystems und/oder eine Sprachausgabe des Fahrzeugnutzers, beispielsweise eine allgemeine oder eine an das Dialogsystem gerichtet Sprachausgabe. Eine Sprachausgabe des Nutzers ist beispielsweise an das Dialogsystem gerichtet, sofern vorab eine Nennung eines Schlüsselwortes erfolgt ist oder diese eine Erwiderung auf eine Sprachausgabe des Dialogsystems darstellt.

Im Schritt S15 wird ermittelt, wer bis zur Unterbrechung eine Sprachäußerung getätigt hat. Im Falle, dass das Dialogsystem im Zeitpunkt der Unterbrechung einer Sprachausgabe getätigt hat, wird im Schritt S17 selbsttätig auf eine zweite, einen Themenwechsel einleitende prosodisch hervorgehobene Sprachausgabe gewechselt. Der Wechsel umfasst eine Sprechpause und eine den Themenwechsel beinhaltende Interjektion, beispielsweise „Übrigens“ oder „Richten Sie den Blick nach rechts“.

Wird in Schritt S15 festgestellt, dass nicht das Dialogsystem eine Sprachausgabe getätigt hat, sondern der Fahrzeugnutzer spricht, dann wird im Schritt 19 selbsttätig eine prosodische dritte Sprachausgabe zur Unterbrechung, Erweckung der Aufmerksamkeit und Herstellung der Zuhörbereitschaft des Fahrzeugnutzers ausgegeben. Die Unterbrechung umfasst vorzugsweise eine Interjektion in Form einer Entschuldigung, beispielsweise „Ich muss Sie leider unterbrechen!“.

Nach Ausgabe einer der drei Sprachausgaben wird im Schritt S 21 die Reaktion des Fahrers überprüft. Unterschieden wird eine positive oder negative bzw. keine Reaktion. Die Reaktion kann beispielsweise eine sprachliche Äußerung oder auch eine über Kamera erfasst Rückmeldung in Form einer Geste und/oder eines Gesichtsausdrucks umfassen. Eine ablehnende Reaktion ist beispielsweise ein Kopfschütteln, ein Abwinken mit einer Hand oder eine abweisende sprachliche Äußerung. Ist im Schritt S21 keine oder eine negative Reaktion feststellbar, d.h. ablehnend, dann wird im Schritt S23 eine weitere einen Apell umfassende Interjektion und/oder eine namentliche Anrede begleitet von einem akustischen Signal (beep) mit einer gegenüber einer der vorgehergehenden drei sprachlichen Äußerungen verstärkt prosodischer Hervorhebung ausgegeben, beispielsweise „Bitte zuhören, die Information ist sehr wichtig“.

Im Schritt S25 wird die Reaktion des Nutzers erneut überprüft, bleibt die Reaktion weiter negativ wird je nach Informationsklassen direkt zum Schritt S29 oder zuerst zum Schritt S27 gewechselt, bei dem eine nicht sprachliche Reaktion des Fahrzeugs erfolgt, beispielsweise wird nach nicht erfolgter Übernahme der Fahrzeugsteuerung durch den Fahrzeugnutzer ein Nothalt eingeleitet. Ergibt die Prüfung in Schritt S29, dass im Schritt S13 ein Dialogzustand gespeichert wurde, dann wird im Schritt S31 dieser Zustand dem Nutzer mitgeteilt und/oder ein bisheriger Dialog dem Nutzer zumindest teilweise zusammengefasst wiederholt wiedergegeben. Ist kein Dialogzustand gespeichert wird die proaktive Ausgabe im Schritt S50 beendet.

Ist die Reaktion im Schritt S21 positiv, d.h. bejahend beispielsweise ausgedrückt durch Kopfnicken, Lächeln oder sprachlicher Äußerung, wird im Schritt S33 die Information ausgegeben. Unter Information ist im Verständnis der vorliegenden Anmeldung beispielsweise eine Aufforderung, ein Vorschlag als auch eine Information als solche, beispielsweise zu einem Point of Interest zu verstehen.

Im Fall, dass der Fahrzeugnutzer mit einer Frage reagiert, wird im optionalen Schritt S35 ein Dialog zur Klärung geführt. Ergibt die Prüfung in Schritt S29 wiederum, dass im Schritt S13 ein Dialogzustand gespeichert wurde, dann wird im Schritt S31 dieser Zustand dem Nutzer mitgeteilt und/oder ein bisheriger Dialog dem Nutzer zumindest teilweise zusammengefasst wiederholt wiedergegeben. Ist kein Dialogzustand gespeichert wird die proaktive Ausgabe im Schritt S50 beendet.

Fig. 2 zeigt ein System eingerichtet zur Durchführung des vorab beschriebenen Verfahrens. Das im Kraftfahrzeug 101 implementierte System weist Sensoren 100 zur Ermittlung des Fahrzeugkontextes und eine Steuereinheit 102 zur Ermittlung von mit dem Fahrzeugkontext in Zusammenhang stehenden Informationen auf. Die Sensoren 100 sind beispielsweise als Ultraschall-, Radar- oder Lidarsensoren und/oder als Kamera ausgeführt. Zu jedem Fahrzeugkontext sind beispielsweise in der Steuereinheit 102 Information hinterlegt. Die Steuereinheit 102 ermittelt weiter eine der Information zugehörigen Gültigkeitsdauer und vergleicht diese mit einem vordefinierten Referenzwert. Ist die Gültigkeitsdauer kleiner als der Referenzwert, dann stuft das Steuergerät 102 die Information als dringlich ein. Die Steuereinheit 102 überprüft weiter, ob die Information einen vorgegebenen Schwellenwert überschreitenden Wichtigkeitswert aufweist. Der Wichtigkeitswert gibt eine inhaltliche Relevanz einer Information für einen Fahrzeugnutzer 104 ist. Der Wichtigkeitswert jeder Information ist im Steuergerät 102 gespeichert und wird vorzugsweise dynamisch entsprechend dem Nutzerverhalten und dem Fahrzeugkontext angepasst. Der Wichtigkeitswert einer Information kann für alle Nutzer gleich groß sein, in einer alternativen oder zusätzlichen Weiterbildung ist der Wichtigkeitswert von personalisiert in der Steuereinheit gespeichert. Das System weist weiter Lautsprecher 106 auf, sofern die Information dringlich ist und den Schwellenwert überschreitet gibt das Steuergerät 102 selbsttätig über die Lautsprecher 106, d.h. proaktiv von sich aus eine von den drei, an den Kommunikationsstatus angepasste Sprachausgabe aus. Spracheingaben des Fahrzeugnutzers 104 werden über ein Mikrofon 110 zur Auswertung an das Steuergerät 102 übermittelt. Mittels einer von dem System umfassten Kamera 108 und dem Mikrofon 106 wird eine Reaktion des Nutzers auf eine Sprachausgabe ermittelt.