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Title:
METHOD FOR PRODUCING BITE SPLINTS
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2019/219937
Kind Code:
A1
Abstract:
The present invention relates to a method for producing bite splints and series bite splints for use in the treatment of a patient having at least one disease, which originates from a functional disorder of the organ of mastication, in particular craniomandibular dysfunctions, as well as to bite splints and series bite splints which are produced according to said method.

Inventors:
WEBER JOACHIM (DE)
MEYER ELISABETH (DE)
Application Number:
PCT/EP2019/062861
Publication Date:
November 21, 2019
Filing Date:
May 17, 2019
Export Citation:
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Assignee:
WEBER JOACHIM (DE)
International Classes:
A61C13/00; A61C9/00; A61C19/05; A61F5/56
Domestic Patent References:
WO2019006416A12019-01-03
Foreign References:
US20120115107A12012-05-10
DE102010037075B32012-01-26
DE102014019464A12016-06-23
DE102013110427A12015-04-16
DE102014117080A12016-05-25
DE202004020196U12005-05-04
DE202009003999U12009-07-30
DE102013112032A12015-04-30
Attorney, Agent or Firm:
WORTMANN, Jens (DE)
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Claims:
Ansprüche:

1 . Verfahren zur Herstellung von Aufbissschienen zur Verwendung in der Behand- lung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgeht, insbesondere Kraniomandibulärer Dysfunktio- nen, enthaltend die folgenden Schritte: a) Erfassen von Daten zur Lage der Kiefer, der Kiefergelenke, der Bewegungs- bahnen des Unterkiefers und der aktuellen Morphologie der Zähne des Pati enten (Ausgangs-Zustand),

b) Bestimmung von zwei oder mehr als zwei verschiedenen Bisspositionen des Patienten, wobei die Bestimmung der Bisspositionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik erfolgt,

c) computergestützte Zusammenführung der in Schritt a) erfassten Daten (Aus- gangs-Zustand) und der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen (Soll- Zustände To) zur Berechnung jeweils eines temporären Modells einer Auf- bissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt b) bestimmten Bisspo- sitionen,

d) Erzeugung jeweils einer Aufbissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen, basierend auf den in Schritt c) berech- neten temporären Modellen.

2. Verfahren nach Anspruch 1 , wobei die Bestimmung der Bisspositionen in Schritt b) unter Einbezug eines oder mehrerer Untersuchungsbefunde aus von der Kie- ferorthopädie verschiedenen medizinischen Bereichen erfolgt.

3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei die Untersuchungsbefunde ausgewählt sind unter aus osteopathischer Sicht optimale Kopf- und Körperhaltung,

aus orthopädischer Sicht optimale Körperhaltung,

aus HNO Sicht optimale Kopfhaltung und Kieferstellung,

aus augenärztlicher Sicht optimale Kopf- und Körperhaltung. 4. Verfahren nach Anspruch 1 , wobei die verschiedenen Bisspositionen in Schritt b) berechnet werden.

5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in Schritt a) gege- benenfalls zusätzlich die Form einer bestehenden Aufbissschiene und der Kon- taktbereich der Zähne mit der Aufbissschiene erfasst werden. 6. Verfahren zur Herstellung von Folge-Aufbissschienen, enthaltend die Schritte a) bis d) wie in einem der Ansprüche 1 bis 5 definiert, wobei das Verfahren zusätz- lich die folgenden Schritte umfasst: e) Überprüfung der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen,

f) Auswahl einer oder mehrerer der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen oder die Verwerfung aller in Schritt b) bestimmten Bisspositionen, g) Erzeugung von Folge-Aufbissschienen.

7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei die Überprüfung der Bisspositionen in

Schritt e) unter Einbezug eines oder mehrerer Untersuchungsbefunde aus von der Kieferorthopädie verschiedenen medizinischen Bereichen erfolgt.

8. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 oder 7, wobei die Auswahl einer oder mehrerer der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen oder Verwerfung aller der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen in Schritt f) die folgenden Schritte umfasst: f.1 ) Erfassung von Daten zur Bestimmung der aktuellen Lage der Kiefer, der Kiefergelenke sowie der Zahnmorphologie für die in Schritt b) bestimmten Bisspositionen (aktueller Ist-Zustand), f.2) Auswahl einer oder mehrerer der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen oder Verwerfung aller der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen auf der Grundlage der in Schritt e) vorgenommenen Prüfung, sowie anhand des aus den in Schritt f.1 ) erfassten Daten bestimmten objektiven patienten- spezifischen Nutzens und/oder anhand des subjektiven Empfindens des Patienten.

9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, wobei die Erzeugung von Folge- Aufbissschienen in Schritt g) die folgenden Schritte umfasst:

Entweder, falls in Schritt f) eine oder mehrere der in Schritt b) bestimmten Biss- position(en) ausgewählt wurde(n) (initiale Bisspositionen), g.1a) die Erfassung von Daten zur Bestimmung der aktuellen Lage der Kiefer, der Kiefergelenke sowie der Zahnmorphologie des Patienten (aktueller Ist- Zustand), g.2a) gegebenenfalls Neubestimmung einer oder mehrerer der in Schritt f) ver- worfenen Bisspositionen und/oder die Bestimmung einer oder mehrerer zu- sätzlicher Bisspositionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik, g.3a) computergestützte Zusammenführung der in Schritt g.1a) erfassten Daten

(aktueller Ist-Zustand) und der in Schritt f) ausgewählten und gegebenen- falls in Schritt g.2a) neu oder zusätzlich bestimmten Bisspositionen zur Be- rechnung jeweils eines temporären Modells einer Aufbissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt f) ausgewählten und gegebenenfalls in Schritt g.2a) bestimmten Bisspositionen, und g.4a) Erzeugung jeweils einer Folge-Aufbissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt f) ausgewählten und gegebenenfalls in Schritt g.2a) bestimm- ten Bisspositionen, basierend auf den in Schritt g.3a) berechneten tempo- rären Modellen, oder, falls in Schritt f) alle in Schritt b) bestimmten Bisspositionen verworfen wur- den, g.1 b) die Erfassung von Daten zur Bestimmung der aktuellen Lage der Kiefer, der Kiefergelenke sowie der Zahnmorphologie des Patienten (aktueller Ist- Zustand), g.2b) Neubestimmung einer oder mehrerer der der in Schritt f) verworfenen Biss- Positionen und/oder die Bestimmung einer oder mehrerer zusätzlicher

Bisspositionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik, g.3b) computergestützte Zusammenführung der in Schritt g.1 b) erfassten Daten (aktueller Ist-Zustand) und der in Schritt g.2b) bestimmten neuen Bissposi- tionen zur Berechnung jeweils eines temporären Modells einer Aufbiss- schiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt g.2b) bestimmten Biss- positionen und g.4b) Erzeugung jeweils einer Folge-Aufbissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt g.2b) bestimmten Bisspositionen, basierend auf den in Schritt g.3b) berechneten temporären Modellen.

10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9, wobei die Schritte e) bis g) einmal oder mehrmals wiederholt werden, bis eine oder mehrere finale Aufbissschienen erhalten werden, mit der/denen das Therapieziel im Wesentlichen erreicht wird/werden oder bis die patientenspezifischen Beschwerden weitgehend elimi- niert sind, wobei in diesem Falle an Stelle der in Schritt b) bestimmten Bisspositi onen die in Schritt f) ausgewählten und gegebenenfalls die in Schritt g) neu be- stimmten Bisspositionen treten.

1 1. Verfahren nach Anspruch 10, wobei die Schritte e) bis g) 1 - bis 10-mal wiederholt werden.

12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Aufbissschie- nen und Folge-Aufbissschienen einen Aufnahmebereich zum Aufnehmen von Zähnen eines ersten Kiefers des Patienten und einen Kontaktbereich zum Kon- taktieren von Zähnen eines dem ersten Kiefer gegenüberliegend angeordneten zweiten Kiefers des Patienten aufweisen.

13. Aufbissschienen und Folge-Aufbissschienen, zur Verwendung in der Behandlung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Stö- rung des Kauorgans ausgeht, insbesondere Kraniomandibulärer Dysfunktionen, erhalten durch ein Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12.

14. Aufbissschienen zur Verwendung in der Behandlung eines Patienten mit wenigs- tens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans aus- geht, insbesondere Kraniomandibulärer Dysfunktionen, enthaltend einen Auf- nahmebereich zum Aufnehmen von Zähnen eines ersten Kiefers des Patienten und einen Kontaktbereich zum Kontaktieren von Zähnen eines dem ersten Kiefer gegenüberliegend angeordneten zweiten Kiefers des Patienten, wobei der we nigstens eine Aufnahmebereich wenigstens ein Mittel zum Führen der Zähne aufweist und so profiliert ist, dass ein ausreichend sicherer Halt der Schienen auch bei Belastung gewährleistet ist, und wobei der Kontaktbereich nur geringfü- gig profiliert ist,

dadurch gekennzeichnet,

dass sich die Ausgestaltung der Mittel zum Führen der Zähne und die Profilie- rung der Kontaktbereiche der Aufbissschienen und Folge-Aufbissschienen an Bisspositionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik orientieren,

und dass sich der Abstand des Aufnahmebereichs oder Kontaktbereichs für den ersten Kiefer zum Aufnahmebereich oder Kontaktbereich für den dem ersten Kie- fer gegenüberliegend angeordneten zweiten Kiefer der Aufbissschienen und Fol- ge-Aufbissschienen an der therapeutisch gewünschten Bisserhöhung (Kieferöff- nung) bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik und/oder an einem oder mehreren Untersuchungsbefund(en) aus von der Kiefer- orthopädie verschiedenen medizinischen Bereichen orientiert.

15. Satz von Aufbissschienen zur Verwendung in der Behandlung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauor- gans ausgeht, insbesondere Kraniomandibulärer Dysfunktionen, bestehend aus zwei oder mehr als zwei Aufbissschienen wie in Anspruch 14 definiert, wobei je- de dieser zwei oder mehr als zwei Aufbissschienen bei einer anderen Kopf- und

Körperhaltung in Statik und Dynamik eingesetzt wird.

Description:
Verfahren zur Herstellung von Aufbissschienen

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Aufbissschienen und Folge-Aufbissschienen zur Verwendung in der Behandlung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans aus- geht, insbesondere Kraniomandibulärer Dysfunktionen, sowie Aufbissschienen und Folge-Aufbissschienen, die nach diesem Verfahren hergestellt werden.

Hintergrund der Erfindung

Patienten mit Erkrankungen des Kauorgans stellen einen wesentlichen Bestandteil der zahnärztlichen Behandlungen, insbesondere kieferorthopädischen Behandlungen, dar. Eine im zahnärztlichen Alltag häufig anzutreffende Erkrankung, die von einer funktiona- le Störung des Kauorgans ausgeht, ist die sogenannte Kraniomandibuläre Dysfunktion (Cranium = Schädel; Mandibula = Unterkiefer) oder auch Myoarthropathie, die im Fol- genden als CMD bezeichnet wird. Die CMD ist gekennzeichnet durch muskuloskeletta- le Pathologien des kraniomandibulären Systems eines Patienten. Ein Kiefergelenk be- steht im Wesentlichen aus einem Gelenkkopf (Condylus mit Caput mandibulae) des Unterkiefers, der beweglich in einer Gelenkgrube (Fossa articularis) des Schläfenbeins angeordnet ist. Der Unterkiefer ist dabei durch ein komplexes System aus Knorpel, Muskeln und Bändern, insbesondere der bilaminären Zone am Schädel aufgehängt, wodurch sich die Lage des Kiefergelenkes und die Okklusion, d.h. der Schlussbiss der Zähne des Ober- und Unterkiefers, gegenseitig in Statik und Dynamik beeinflussen. Eine ideale Okklusion besteht, wenn die Zähne in einer physiologischen Position zuei- nander stehen und der Kiefer dabei seine physiologische Lage behalten kann.

Die Kaumuskellage ist wesentlich an der Kopfhaltung in Statik und Dynamik beteiligt. Die Kopfhaltung hat wiederum maßgeblichen Einfluss auf die gesamte Körperhaltung. Dadurch entstehen häufig Wechselwirkungen der Kaumuskellage mit dem Halteappa- rat im Nackenbereich während dieser wiederum mit der gesamten Körperstatik intera- giert.

Die häufig auftretende Kraniomandibuläre Dysfunktion ist eine pathologische und damit nicht physiologische Lage des Gelenkkopfes in der Gelenkgrube und eine damit zu- sammenhängende Über- oder Fehlbelastung der gesamten beteiligten anatomischen Strukturen, wie Bänder, Knorpel, Muskulatur, Zähne und der Kiefergelenke. Dies führt in der Regel zu schmerzhaften Verspannungen der Kaumuskulatur bis hin zu dauerhaf- ter Schädigung von Bändern, Sehnen und Knorpel sowie zur Destruktion beteiligter knöcherner Strukturen. Zu den Symptomen der CMD gehören Kopf-, Ohren- oder Ge- sichtsschmerzen sowie das nächtliche Pressen und Knirschen der Zähne. Daneben können weitere Beschwerden, die nicht direkt mit dem Kausystem in Verbindung ste- hen, wie Tinnitus, Sehstörungen, Schlafstörungen oder Gleichgewichtsstörungen oder Probleme im Bereich der Wirbelsäule sowie des gesamten Bewegungsapparates, z.B. der Hüfte, der Beine, der Knie, der Füße und des Schulterbereichs, auftreten.

Bei der Behandlung von CMD werden häufig Aufbissschienen, nachfolgend auch als Schiene oder Zahnschiene bezeichnet, eingesetzt. Ziel des Einsatzes solcher Aufbiss- schienen ist es, den Patienten von einer pathologischen Okklusion und/oder Kaubewe- gung abzuhalten bzw. ihm diese abzugewöhnen. In der Folge soll die physiologische Zentrik der Gelenkköpfe in den Gelenkgruben des Kiefergelenks wiederhergestellt werden. Damit soll die Über- und Fehlbelastung der Zähne und Kiefergelenke zumin- dest teilweise beseitigt werden, was in der Regel zu einer verbesserten Positionierung der Kiefergelenke und einer Relaxierung der Kiefermuskulatur führt. Dadurch können Entzündungen abklingen, sich Knochenstrukturen remodellieren und sich der Bewe- gungsapparat rekalibrieren.

Von der Gestaltung her unterscheidet man grundsätzlich Bissschienen mit nicht- adjustierter, d.h. nicht an das Kauprofil des Patienten angepasste Kaufläche, und Biss- schienen mit adjustierten Kauflächen. Die Schienen können Teile der Zahnreihe (ein- zelne Zähne) bedecken oder sich über alle Zähne eines Kiefers erstrecken.

Im Stand der Technik sind verschiedene Aufbissschienen zur Behandlung der Kranio- mandibulären Dysfunktion sowie entsprechende Verfahren zur Herstellung solcher Aufbissschienen bekannt.

Die Gebrauchsmusterschrift DE202004020196 U1 beschreibt eine Oberkiefer- Aufbissschiene mit einem Aufnahmebereich für Oberkieferzähne sowie mit einer im eingesetzten Zustand der Aufbissschiene zu den Unterkieferzähnen gerichteten Unter- seite, wobei die Unterseite der Aufbissschiene im Frontzahnbereich als ein Plateau (Frontzahn-Schienen-Plateau) ausgebildet ist, welches das vollständige Schließen der Kiefer verhindert, d.h. die Kiefer in einem leicht geöffneten Zustand belässt. Der Auf- nahmebereich für die Oberkieferzähne ist derart ausgestaltet, dass das Plateau im eingesetzten Zustand der Aufbissschiene mit der Okklusionsebene einen Winkel im Bereich von 0° bis 10° bzw. in einer weiteren Ausgestaltung einen Winkel im Bereich von 5° bis 30° bildet. Die Schienen weisen keine Eckzahnführung und Seitenzahnkon- takte auf. Durch die leichte Öffnung der Kiefergelenke und die fehlenden Eckzahnfüh- rung und Seitenzahnkontakte soll die physiologische Zentrik der Kiefergelenke (CR- Position) wiederhergestellt und eine neuromuskuläre Relaxation der Kiefergelenke und Kiefermuskulatur erreicht werden.

Die Gebrauchsmusterschrift DE202009003999 U1 beschreibt eine Aufbissschiene für den Ober- oder Unterkiefer, bestehend aus einer Basisplatte mit passgenauen Zahn- auflageelementen, wobei die Zahnauflageelemente eine erste Fläche aufweisen, die okklusal an die Zähne angepasst ist, und einer zweite Fläche aufweisen, die vestibulär zur zweiten Ebene angeordnet ist und eine Seitenzahnführung gewährleisten, und wo- bei die Zahnauflageelemente insgesamt eine kraniale konkave Kalottenform aufwei- sen. Die Aufbissschienen können zudem Ausgleichselemente aufweisen welche die Anpassung der Okklusion bei der Behandlung eines Patienten mit CMD über den The- rapieverlauf ermöglichen.

Die DE1020131 12032A1 beschreibt ein Verfahren zum Konstruieren einer adjustierten Aufbissschiene zur Verwendung bei der Behandlung eines Patienten mit mindestens einer Kraniomandibulären Dysfunktion aus einer bestehenden Aufbissschiene. Dieses Verfahren umfasst die computergestützten Schritte: Erfassen von Daten zum eindeuti- gen Definieren einer Form der bestehenden Aufbissschiene, einer aktuellen Morpholo- gie der Zähne des zweiten Kiefers und einer Lage des zweiten Kiefers, des Kontaktbe- reiches der bestehenden Aufbissschiene und von Kiefergelenken des Patienten relativ zueinander; Simulieren einer Okklusion eines kraniomandibulären Systems des Patien- ten, das die in den Patienten eingesetzte bestehende Aufbissschiene umfasst; Identifi zieren von Störkontakten zwischen dem Kontaktbereich der bestehenden Aufbiss- schiene und den Zähnen des zweiten Kiefers; und Konstruieren der adjustierten Auf- bissschiene aus den erfassten Daten und aus der Simulation gewonnenen Daten, so- dass die identifizierten Störkontakte eliminiert sind. Des Weiteren wird vorgeschlagen, die vorgenannten Schritte zu wiederholen, um eine Serie von Aufbissschienen zur ite- rativen Annäherung an die physiologische Lage der Kiefergelenke zu konstruieren.

Die im Stand der Technik bekannten Verfahren zur Herstellung von Aufbissschienen zur Behandlung von CMD, gehen in der Regel von einer idealen Bissposition aus, d.h. einer Bissposition mit zahnärztlich definierter Okklusion, Stellung des Unterkiefers bzw. der Gelenkköpfe sowie zahnärztlich definierter muskulärer Haltung. Unter dieser "idea- le Bissposition" wird in aller Regel die physiologische Bissposition verstanden, die auch als zentrische Kondylenposition bzw. "centric relation position" (CR-Position) oder als "stable condyle position" (SCP) bezeichnet wird. Die ideale (physiologische) Bisspositi on kann sich jedoch über den Zeitraum der Behandlung der Funktionsstörung des Kauorgans ändern. Zudem kann die ideale Bissposition je nach Kopf- und Körperhal- tungen bzw. je nach Körperposition des Patienten (z.B. Stehen, Liegen, Sitzen) und je nachdem ob der Patient eine ruhende Position einnimmt oder in Bewegung ist (Statik versus Dynamik) unterschiedlich sein, d.h. es können in Abhängigkeit der individuellen Einsatzbereiche der Aufbissschienen durch den Patienten mehrere ideale Bisspositio- nen existieren.

In diesem Zusammenhang wäre es wünschenswert ein Verfahren zur Herstellung von Aufbissschienen zur Behandlung von CMD zur Verfügung zu haben, mit dem sich auch mehrere Aufbissschienen, die jeweils optimal an die verschiedenen relevanten Körper- haltungen des Patienten bzw. Einsatzzwecke angepasst sind, hersteilen lassen (bei- spielsweise eine Schiene für den Tag und eine für die Nacht). Daneben werden bei den im Stand der Technik bekannten Verfahren, die von einer idealen (physiologi- schen) Bissposition ausgehen, Untersuchungsbefunde aus von der Kieferorthopädie verschiedenen medizinischen Bereichen gar nicht oder nur unzureichend berücksich- tigt, obwohl diese einen erheblichen Einfluss auf die erfolgreiche Behandlung einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgeht, insbesondere von Kraniomandibulären Dysfunktionen, haben können.

Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Herstellung von Aufbissschienen und Folge-Aufbissschienen zur Verwendung in der Behandlung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgeht, bereitzustellen, welches gegenüber den im Stand der Technik bekannten Verfahren eine schnellere, effektivere und individuellere, d.h. insbesondere auf die interdisziplinären Befunde und auf verschiedenen relevante Körperhaltungen des Patienten bzw. den individuellen Einsatzzwecken abgestimmte, Behandlung der Kraniomandibulären Dysfunktionen ermöglicht.

Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zur Herstellung von Auf- bissschienen und Folge-Aufbissschienen zur Verwendung in der Behandlung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgeht, insbesondere Kraniomandibulärer Dysfunktionen, gelöst, wie in den Patentansprüchen und im Folgenden detailliert beschrieben wird.

Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass auf- grund der Berücksichtigung mehrerer Bisspositionen Aufbissschiene(n), welche die Beschwerden des Patienten weitgehend eliminieren oder zumindest reduzieren, schneller und effektiver aufgefunden werden können. Die Berücksichtigung verschie- dener patientenspezifischer Kopf- und Körperhaltungen bzw. Körperpositionen in Statik als auch in Dynamik, ermöglicht zudem eine gezielt auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmte Behandlung der CMD. Durch das Einbeziehen von Befun- den aus von der Zahnheilkunde und Kieferorthopädie verschiedenen medizinischen Bereichen, kann das Ergebnis der Behandlung noch weiter verbessert, d.h. die Be- schwerden des Patienten noch effizienter und weitreichender reduziert werden. Nicht zuletzt können mit dem erfindungsgemäßen Verfahren die Aufbissschienen kosten- günstig und reproduzierbar hergestellt werden. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es auch möglich zu jedem Zeitpunkt der Therapie zu früheren Aufbissschienen zu- rückzukehren, falls mit einer allfälligen Folge-Aufbissschiene nicht die gewünschte Verbesserung erzielt werden kann. Es kann zudem gezielt und schnell sowohl auf ge- wünschte Veränderungen (z.B. kompensatorische Prozesse) als auch auf unge- wünschte Veränderungen (z.B. dekompensatorische Prozesse) während der Behand- lung der CMD reagiert werden.

Zusammenfassung der Erfindung

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Aufbissschienen zur Verwendung in der Behandlung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgeht, insbesondere Kranio- mandibulärer Dysfunktionen, enthaltend die folgenden Schritte: a) Erfassen von Daten zur Lage der Kiefer, der Kiefergelenke, der Bewegungsbah- nen des Unterkiefers und der aktuellen Morphologie der Zähne des Patienten (Ausgangs-Zustand),

b) Bestimmung von zwei oder mehr als zwei verschiedenen Bisspositionen des Pa- tienten, wobei die Bestimmung der Bisspositionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik erfolgt,

c) computergestützte Zusammenführung der in Schritt a) erfassten Daten (Aus- gangs-Zustand) und der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen (Soll-Zustände To) zur Berechnung jeweils eines temporären Modells einer Aufbissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen,

d) Erzeugung jeweils einer Aufbissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen, basierend auf den in Schritt c) berechneten tem- porären Modellen.

Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Folge-Aufbissschienen, enthaltend die Schritte a) bis d) wie zuvor und im Folgenden beschrieben, wobei das Verfahren zusätzlich die folgenden Schritte umfasst: e) Überprüfung der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen,

f) Auswahl einer oder mehrerer der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen oder die Verwerfung aller in Schritt b) bestimmten Bisspositionen,

g) Erzeugung von Folge-Aufbissschienen.

Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung Aufbissschienen und Folge- Aufbissschienen, zur Verwendung in der Behandlung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgeht, insbe- sondere Kraniomandibulärer Dysfunktionen, erhältlich durch ein Verfahren wie zuvor und im Folgenden beschrieben.

Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft Aufbissschienen zur Verwendung in der Be- handlung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgeht, insbesondere Kraniomandibulärer Dysfunktionen, enthaltend einen Aufnahmebereich zum Aufnehmen von Zähnen eines ersten Kiefers des Patienten und einen Kontaktbereich zum Kontaktieren von Zähnen eines dem ers- ten Kiefer gegenüberliegend angeordneten zweiten Kiefers des Patienten, wobei der wenigstens eine Aufnahmebereich wenigstens ein Mittel zum Führen der Zähne auf- weist und so profiliert ist, dass ein ausreichend sicherer Halt der Schienen auch bei Belastung gewährleistet ist, und wobei der Kontaktbereich nur geringfügig profiliert ist, dadurch gekennzeichnet, dass sich die Ausgestaltung der Mittel zum Führen der Zähne und die Profilierung der Kontaktbereiche der Aufbissschienen und Folge-Aufbissschienen an Bisspositionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik orientieren, und dass sich der Abstand des Aufnahmebereichs oder Kontaktbereichs für den ersten Kiefer zum Aufnahmebereich oder Kontaktbereich für den dem ersten Kiefer gegen- überliegend angeordneten zweiten Kiefer der Aufbissschienen und Folge-Aufbiss- schienen an der therapeutisch gewünschten Bisserhöhung (Kieferöffnung) bei unter- schiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik und/oder an einem oder mehreren Untersuchungsbefund(en) aus von der Kieferorthopädie verschiedenen me- dizinischen Bereichen orientiert.

Ferner betrifft die vorliegende Erfindung einen Satz von Aufbissschienen zur Verwen- dung in der Behandlung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von ei- ner funktionellen Störung des Kauorgans ausgeht, insbesondere Kraniomandibulärer Dysfunktionen, bestehend aus zwei oder mehr als zwei Aufbissschienen wie zuvor und im Folgenden definiert, wobei jede dieser zwei oder mehr als zwei Aufbissschienen bei einer anderen Kopf- und Körperhaltung in Statik und Dynamik eingesetzt wird.

Detaillierte Beschreibung der Erfindung

Die hier verwendeten Begriffe "Aufbissschiene" sowie "Folge-Aufbissschiene" bezeich- net ein Mittel zum Aufbeißen für den Oberkiefer und/oder Unterkiefer, der wenigstens einen Aufnahmebereich zur Aufnahme der Zähne des Oberkiefers und/oder Unterkie- fers und/oder wenigstens einen Kontaktbereich zum Kontaktieren der Zähne des Ober- kiefers und/oder des Unterkiefers aufweist. Eine "Folge-Aufbissschiene" kann dabei als Ersatz für die erste Schiene tatsächlich im Sinne eines totalen Ersatzes der ersten Schiene nachfolgen, beispielsweise wenn die erste Schiene aus therapeutischen Gründen abgeändert wurde oder ganz verworfen werden musste. Der Begriff "Folge- Aufbissschiene" wird jedoch auch verwendet für in der Produktion zeitlich nachfolgen- der Schienen, die jedoch gleichzeitig zum therapeutischen Einsatz kommen, beispiels- weise in Kombinationen wie Tag-/Nacht-Schienen, Sport-/Arbeits-Schienen, Hart- /Weich-Schienen und dergleichen.

Der Aufnahmebereich der Aufbissschienen und der Folge-Aufbissschienen kann nicht profiliert, d.h. nicht an die jeweilige Zahnmorphologie (Kauprofil) des Patienten ange- passt sein, geringfügig profiliert, d.h. geringfügig oder grob an die jeweilige Zahnmor- phologie des Patienten angepasst sein, oder auch stark profiliert, d.h. vollständig an die jeweilige Zahnmorphologie des Patienten angepasst sein. Der Kontaktbereich wie- derum kann entweder nicht profiliert, d.h. nicht an die jeweilige Zahnmorphologie (Kau- profil) des Patienten angepasst sein, sodass eine vollständige Bewegungsfreiheit der Kiefer zueinander in der maximalen Kontaktposition bestehen bleibt, oder geringfügig profiliert, d.h. geringfügig oder grob an die jeweilige Zahnmorphologie des Patienten angepasst sein, sodass die Bewegungsfreiheit der Kiefer zueinander in der End- Bissstellung eingeschränkt wird. Umfasst werden z.B. sowohl Okklusionsschienen, wie Äquilibrierungsschienen, Repositionsschienen, Vertikalisationsschienen, Dekompressi- onsschienen und Protrusionsschienen; sowie Reflexschienen, z. B. mit beidseitigem Aufbiss oder anteriorem Aufbiss.

In diesem Zusammenhang verwendeten Ausdrücke "geringfügig profiliert" bzw. "ge- ringfügig oder grob an die Zahnmorphologie des Patienten angepasst" bedeuten, dass die Profilierung keine formschlüssige Negativabbildung (Abdruck) der Kontaktbereiche der Zähne mit der Aufbissschiene darstellt, sondern dass die Profilierung aus zur Ober- fläche der Aufbissschiene hin erweiterten Vertiefungen bzw. Gruben und/oder Rampen im Kontaktbereich der Zähne besteht (okklusale Impressionen). Anders ausgedrückt handelt es sich hierbei um geglättete Abdrücke der Kontaktbereiche der Zähne. Die Glättung der Kontaktbereiche kann mehr oder weniger stark ausgeprägt sein, je nach- dem wie groß die gewünschte Bewegungsfreiheit der Kiefer in der End-Bissstellung sein soll.

Sinngemäß bedeuten die Ausdrücke "stark profiliert" bzw. "vollständig an die Zahn- morphologie des Patienten angepasst", dass die Profilierung eine im Wesentlichen formschlüssige Negativabbildung (Abdruck) des Kontaktbereichs der Zähne des Pati enten darstellt, welches die Bewegungsfreiheit der Kiefer in der End-Bissstellung stark einschränkt oder sogar vollständig unterbindet.

Der wenigstens eine Aufnahmebereich zur Aufnahme der Zähne des Oberkiefers und/oder Unterkiefers weist bevorzugt eine geringe bis starke Profilierung auf. Beson- ders bevorzugt ist der wenigstens eine Aufnahmebereich stark profiliert, d.h. vollstän- dig an die jeweilige Zahnmorphologie (Kauprofil) des Patienten angepasst.

Der Aufnahmebereich kann zusätzlich Mittel zum Führen der Zähne aufweisen. Bevor- zugt weist der Aufnahmebereich wenigstens ein Mittel zum Führen der Zähne auf. Bei dem Mittel zum Führen der Zähne kann es sich beispielsweise um eine Frontzahnfüh- rung, Eckzahnführung, Gruppenführung (z.B. bei Malokklusionen), balancierte Okklusi- onen (z.B. bei Zahnersatz) oder Seitenzahnführung sowie um Kombinationen davon handeln. Bevorzugt ist das Mittel zum Führen der Zähne ausgewählt unter einer Front- zahnführung, Eckzahnführung und einer Front-Eckzahn-Führung, insbesondere einer Front-Eckzahn-Führung.

Bevorzugt weist der Kontaktbereich eine geringfügige Profilierung auf, d.h. der Kon- taktbereich ist geringfügig oder grob an die jeweilige Zahnmorphologie des Patienten angepasst. Damit sollen die Kiefer in der End-Bissstellung in eine gewünschte Position dirigiert werden.

Bevorzugt weisen die durch das erfindungsgemäße Verfahren erhältliche Aufbiss- schienen und Folge-Aufbissschienen einen Aufnahmebereich zum Aufnehmen von Zähnen eines ersten Kiefers des Patienten und einen Kontaktbereich zum Kontaktieren von Zähnen eines dem ersten Kiefer gegenüberliegend angeordneten zweiten Kiefers des Patienten. Der Aufnahmebereich dieser Aufbissschienen und Folge- Aufbissschienen ist so profiliert, dass ein ausreichend sicherer Halt der Schienen auch bei Belastung (z.B. Beißen, Sprechen, Bruxismus) gewährleistet ist. Gegebenenfalls kann der Halt der Schienen mit üblichen Haltemitteln (z.B. Knopfanker) verbessert werden. Der Kontaktbereich ist vorzugsweise geringfügig oder grob an die jeweilige Zahnmorphologie des Patienten angepasst. Weiterhin bevorzugt weisen diese Aufbiss- schienen und Folge-Aufbissschienen Mittel zum Führen der Zähne, wie oben definiert, z.B. eine Front-Eckzahn-Führung auf.

Die Stärke der Aufbissschiene bzw. der Folge-Aufbissschiene, d.h. der Abstand des Aufnahmebereichs oder Kontaktbereichs für den ersten Kiefer zum Aufnahmebereich oder Kontaktbereich für den dem ersten Kiefer gegenüberliegend angeordneten zwei- ten Kiefer, kann stark variieren und orientiert sich an dem Ausmaß der therapeutisch gewünschten Bisserhöhung durch die Kiefer- bzw. Mundöffnung im Bedarf mit oder ohne Lageveränderung durch z.B. Protrusion und/oder Laterotrusion.

Der hier verwendeten Begriff "End-Bissstellung", auch Okklusion in Zentrik genannt, bezeichnet den Endpunkt der Kieferschlussbewegung mit maximalem Vielpunktkontakt der Zähne mit den gegenüberliegenden Zähnen oder dem Material, auf das die Zähne beißen. Idealerweise sollten in der End-Bissstellung beide Gelenkköpfe zentral in den jeweiligen Gelenkgruben sitzen. Dabei sollten das linke und rechte Kiefergelenk sich jeweils zentrisch in ihren Gelenkgruben befinden, die Kaumuskulatur auf beiden Seiten jeweils physiologische Spannung und Länge aufweisen und die Zahnreihen im Seiten- zahngebiet rechts und links gleichmäßige Vielpunktkontakte zeigen. Diese Parameter werden unbewusst, z. B. beim Schlucken vom Gehirn überprüft. Falls Fehlbelastungen vorliegen, setzt ein unwillkürlicher Kompensationsmechanismus über neurologische Reflexbahnen ein, sodass die Person den Unterkiefer verschiebt bis sie wieder beider- seits Vielpunktkontakte an den Zähnen spürt. Allerdings geht dabei die Symmetrie und die beidseitig gleichmäßige Spannung der Muskulatur verloren, was z. B. zu Bruxismus und Kraniomandibulären Dysfunktionen führt.

Der hier verwendete Begriff "Kieferstellung" bezeichnet eine Stellung des Unterkiefers und Oberkiefers zueinander, wobei sowohl physiologische als auch pathologische Kie- ferstellungen umfasst werden. Pathologische Kieferstellungen können primär auftreten oder sekundär durch andere Störungen bedingt sein, wie z.B. eine Fehlstellung der Zähne.

Der hier verwendeten Begriffe "Ausgangs-Zustand" und "Ist-Zustand" bezeichnen die gemessene bzw. aktuelle anatomische Lagen der Kiefer, der Kiefergelenke sowie die vorliegende Zahnmorphologie. Der hier verwendete Begriff "Soll-Zustand" bezeichnet eine erwünschte anatomische Lage der Kiefer, der Kiefergelenke sowie der vorliegen- den Zahnmorphologie, die z. B. dem physiologischen Zustand entspricht. Der Soll- Zustand kann beispielsweise anhand von Tabellenwerten (z.B. cephalometrische Vermessungen, Baugut-Tabellen, gnatologische Normwerte, usw.) aus den anatomi- schen Gegebenheiten des Patienten berechnet oder auch, wie nachfolgend ausge- führt, klinisch und empirisch bestimmt werden.

Um die hohen Datenmengen, die unter anderem durch den Einbezug verschiedener Untersuchungsbefunde (ggf. aus verschiedene Fachgebieten) und dem iterativen Cha- rakter des Verfahrens anfallen, und die damit einhergehende Komplexität des vorlie- genden Verfahrens handhaben zu können, werden die einzelnen Verfahrensschritte zur Herstellung der Aufbissschienen und Folge-Aufbissschienen wenn möglich compu- tergestützt durchgeführt, wobei hierzu geeignete Computerprogramme (Software) zum Einsatz kommen.

Schritt a):

In einem ersten Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens werden Daten zur Lage der Kiefer, der Kiefergelenke, der Bewegungsbahnen des Unterkiefers und der aktuellen Morphologie der Zähne des Patienten erfasst.

Hierzu eignen sich prinzipiell alle im Stand der Technik bekannten Verfahren zur Erfas- sung anatomischer Daten, die mittels Computer-Programmen eingelesen, bildlich bzw. graphisch dargestellt und bearbeitet werden können. Das Erfassen der Daten erfolgt vorzugsweise mittels dreidimensionaler Bildgebungsverfahren. In diesem Zusammen- hang bezeichnet der Begriff "dreidimensionales Bildgebungsverfahren" jegliche bildli che Wiedergabe eines realen Objektes in drei bis vier Dimensionen, z. B. durch x-, y-, z- und Zeit-Koordinaten. Dreidimensionale Bildgebungsverfahren umfassen beispiels- weise dreidimensionales Röntgen, Kernspintomographie oder Magnetresonanztomo- graphie (MRT), dreidimensionaler Computertomographie (CT) bzw. digitale Volumen- tomographie und/oder Oberflächenrasterung durch Auflichtscannen. Die Bilddaten können sowohl analog als auch digital wiedergegeben werden, z.B. durch individuelle oder kommerziell erhältliche Computer-Programme, wie z.B. DiCom (OFFIS e.V., Oldenburg, Deutschland). Der Begriff "dreidimensionales Bildgebungsverfahren" um- fasst auch ein Übereinanderlagern und Bearbeiten von Bilddaten, z. B. mittels Compu- ter-Programmen, wie coDiagnostiX@ (Chemnitz, Deutschland), Onyx-Ceph (Image Instruments GmbH), 3shape (3Shape, Kopenhagen, Dänemark) oder implant3D (med3D GmbH, Heidelberg, Deutschland). Aus den Bilddaten lassen sich Ist-Werte als Koordinaten, Längen-, Volumen und Winkelmaße abmessen.

Daneben stehen dem Fachmann spezifische Verfahren zur Beschreibung der Lagebe- ziehung der anatomischen Strukturen in Statik und Dynamik (z.B. Erfassung der Be- wegungsbahnen des Unterkiefers durch die Okklusionsanalyse und achsiographische Untersuchungsverfahren) zur Verfügung, aus denen sich für die Kiefergelenke und die Bewegungsbahnen des Unterkiefers relevante biomechanische Parameter, wie bei- spielsweise die Scharnierachse, Zentrik, Kondylenbahnneigung, Bennett-Winkel oder Bennett-Bewegung bestimmen lassen. Für das erfindungsgemäße Verfahren eignen sich prinzipiell alle im Stand der Technik bekannten Verfahren zur Erfassung der Be- wegungsbahnen des Unterkiefers, welche Daten zu den Bewegungsbahnen in digitaler Form liefern, die mittels Computer-Programmen eingelesen, bildlich oder graphisch dargestellt und gegebenenfalls digital bearbeitet werden können. Kommerziell erhältli che Systeme zur Erfassung der Bewegungsbahnen des Unterkiefers sind beispielswei- se das JMAnalyser+ System von Zebris, das Freecorder®BlueFox-System der DDI Group oder das DMD-System von Ignident.

Die in Schritt a) erhobenen Daten dienen als Grundlage für die Konstruktion der Auf- bissschiene und Folge-Aufbissschiene nach dem erfindungsgemäßen Verfahren. Hie- raus lassen sich die für die Therapie wesentliche Parameter, die bei der Konstruktion der Schienen berücksichtigt werden müssen, berechnen, wie beispielsweise die Mate- rialstärke, Materialart, Oberflächenstruktur in Anpassung an die Kieferposition in Statik und Dynamik und dergleichen. Für Folge-Schienen kann ausgehend von der Aus- gangs-Schiene (Initialschiene) die genaue metrisch gewünschte Veränderung berech- net werden.

Falls der Patient bereits eine bestehende Aufbissschiene besitzt, werden in Schritt a) des erfindungsgemäßen Verfahrens zusätzlich die Form der bestehenden Aufbiss- schiene und der Kontaktbereich der Zähne mit der Aufbissschiene mittels der oben beschriebenen Verfahren erfasst. Diese Daten werden bei der Konstruktion der neuen Aufbissschienen und Folge-Aufbissschienen berücksichtigt.

Schritt b):

In einem nächsten Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens werden zwei oder mehr als zwei verschiedene Bisspositionen des Patienten bestimmt, wobei die Bestimmung der Bisspositionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dy- namik erfolgt.

In diesem Zusammenhang beziehen sich die Begriffe "Bissposition" bzw. "therapeuti- sche Bissposition", die hier synonym verwendet werden, auf eine, für die Therapie der von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgehenden Erkrankung (insbesonde- re Kraniomandibulärer Dysfunktionen) relevante bzw. potentiell/vermutlich relevante Lage des Ober- und Unterkiefers relativ zueinander. Die Bissposition stellt somit einen Soll-Zustand, d.h. eine erwünschte anatomische Lage der Kiefer und der Kiefergelenke dar. Der hier verwendete Begriff "Bissposition" ist von dem Begriff "ideale Bissposition", wie oben definiert, zu unterscheiden. Die in Schritt b) bestimmten Bisspositionen kön- nen die ideale (physiologische) Bissposition enthalten, umfassen aber auch weitere Bisspositionen, die sich in der Regel von der idealen Bissposition unterscheiden, bei- spielsweise aufgrund verschiedener Körperpositionen und Körperpositionen in Statik und Dynamik und/oder durch den Einbezug von Untersuchungsbefunden aus von der Kieferorthopädie verschiedenen medizinischen Bereichen.

Die Bestimmung dieser für die Therapie der von einer funktionellen Störung des Kau- organs ausgehenden Erkrankung relevanten Bisspositionen kann auf verschiedene Weise erfolgen.

In einer ersten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt die Be- stimmung der von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgehenden Erkran- kung relevanten Bisspositionen in Schritt b) unter Einsatz der zuvor unter Schritt a) beschriebenen Verfahren, und über weitere empirische und klinische Verfahren.

Werden für die Bestimmung der relevanten Bisspositionen die zuvor unter Schritt a) beschriebenen Verfahren eingesetzt, erfolgt die Bestimmung der Bissposition bei den für den Patienten jeweils maßgeblichen Körperpositionen, i.e. bei verschiedenen Kopf- und Körperhaltungen in Statik als auch Dynamik (wie z.B. Stehen, Sitzen, Liegen aber auch Laufen, Gehen, usw.). Beispielsweise können unter Zuhilfenahme der Magnetre- sonsanztomographie (MRT) verschiedene Bisspositionen bestimmt werden, die aus anatomischer bzw. biomechanischer Sicht positive Auswirkungen auf die Beschwerden des Patienten haben sollten (z.B. Entlastung entzündlicher Bereiche, genügend große Kiefergelenkspaltbreite, usw.).

Zusätzlich zu den in Schritt a) verwendeten Verfahren können zur Bestimmung der relevanten Bisspositionen weitere empirische und klinische Verfahren eingesetzt wer- den. Hiernach erfolgt die Bestimmung der Bisspositionen beispielsweise durch das Einsetzen von Abstandshaltern oder Teilschienen zwischen dem Ober- und Unterkie- fer, Auflageteilschienen, die gegebenenfalls kurzzeitig über (eine) etwaige bestehende Initialschiene(n) aufgestülpt werden können, oder mit Hilfe von (Biss)-Registraten, wel- che die Kiefer temporär in eine bestimmte Position fixieren, bei der die Beschwerden des Patienten zumindest teilweise reduziert sind. Auch diese empirische Bestimmung erfolgt bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen bzw. bei verschiedenen Kör- perpositionen in Statik und Dynamik (wie z.B. Stehen, Sitzen, Liegen aber auch Lau- fen, Gehen, usw.).

Diese empirische und klinische Bestimmung der Bisspositionen eignet sich vor allem bei Beschwerden bzw. Symptomen, die nach einer zumindest teilweisen Behebung der Ursache schnell, z.B. innerhalb weniger Minuten bis wenigen Stunden, nachlassen oder weitgehend verschwinden können und objektiv messbar sind. Bei diesen Be- schwerden bzw. Symptomen kann es sich beispielsweise um die folgenden Beschwer- den bzw. Symptome handeln: Gleichgewichtsstörungen, wie beispielsweise Schwankschwindel, verursacht durch Wechselwirkung der Kaumuskelgruppe mit der Nackenmuskulatur und Belastung der Halswirbelsäule, die sich objektiv durch Messen und Analyse der Körper- schwankungen z.B. mit Posturographiegeräten (z.B. dem Posturographiegerät Tet- rax der Firma BeamMed Ltd., Israel), bestimmen lassen;

Tinnitus oder Blutflussgeräusche bei Patienten, die unter nächtlichem Zähnepres- sen oder Knirschen (Bruxismus) leiden; objektiv bestimmbar durch Messung der Hirnströme;

Sehstörungen, die sich objektiv über entsprechende Sehtests bestimmen lassen; Muskelverspannungen, wie Verspannungen der Kaumuskelgruppe, Nacken- oder Rückenmuskulatur, die sich objektiv durch Messungen des Muskeltonus bestim- men lassen.

Des Weiteren können Untersuchungsbefunde aus von der Kieferorthopädie verschie- denen medizinischen Bereichen in die Bestimmung der für die Therapie der funktionel- len Erkrankung des Kauorgans relevanten Bisspositionen mit einbezogen werden. Hierdurch lassen sich die durch die CMD hervorgerufenen Beschwerden des Patienten in der Regel noch gezielter und effektiver behandeln.

In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt die Bestimmung der Bisspositionen in Schritt b) daher unter Einbezug eines oder mehrerer Untersuchungsbefunde aus von der Kieferorthopädie verschiedenen medizinischen Bereichen.

Diese Untersuchungsbefunde können je nach Relevanz unterschiedlich stark gewichtet werden, d.h. mehr oder weniger stark bei der Bestimmung der für die Therapie der funktionellen Erkrankung des Kauorgans relevanten Bisspositionen berücksichtigt wer- den.

Diese Untersuchungsbefunde können prinzipiell aus allen der Kieferorthopädie an- grenzenden medizinischen Fachbereichen, wie z.B. HNO (insbesondere die Gleichge- wichtsorgane) oder der Augenheilkunde und/oder aus allen medizinischen Bereichen, die sich mit der Kopf- bzw. Körperhaltung in Statik und Dynamik befassen, wie die Os- teopathie, Physiotherapie, Orthopädie, Sportmedizin, Logopädie, Manualtherapie, Chi rotherapie, und dergleichen, stammen.

Bei den Untersuchungsbefunden aus von der Kieferorthopädie verschiedenen medizi- nischen Bereichen, welche in die Bestimmung der für die Therapie der funktionellen Erkrankung des Kauorgans relevanten Bisspositionen mit einfließen können, kann es sich beispielsweise um die nachfolgend aufgeführten Untersuchungsbefunde handeln.

Beispielsweise können osteopathische Gesamtkörperbefunde in die Bestimmung der für die Therapie der funktionellen Erkrankung des Kauorgans relevanten Bisspositio- nen mit einbezogen werden. Hierzu werden die aus osteopathischer Sicht günstige Gesamtkörperhaltung erfasst und dabei die Kieferhaltung kontrolliert. So können z.B. in besonders entspannten Kopf- und Körperpositionen und/oder in einer blockadelösen- den Gesamtkörperhaltung eine oder mehrere Bisspositionen erhoben werden. Die so aus osteopathischer Sicht ermittelte optimale Kieferstellung für die Gesamtkörperhal- tung wird registriert und in die Bestimmung der für die Therapie der funktionellen Er- krankung des Kauorgans relevanten Bisspositionen mit einbezogen.

Des Weiteren können orthopädische Gesamtkörperbefunde in die Bestimmung der für die Therapie der funktionellen Erkrankung des Kauorgans relevanten Bisspositionen mit einbezogen werden. Hierzu werden die orthopädischen Gesamtkörperbefunde, beispielsweise mittels Laufbandanalyse, Analyse der Körperhaltung wie beispielsweise mit der Diers-Gerätetechnik oder mittels Röntgen-, CT-, MRT-Analysen, erfasst und dabei die Kieferhaltung kontrolliert. Dabei werden für die Gesamtkörperhaltung rele- vante Erkrankungen, wie Gelenk- und Haltungsveränderungen im Rahmen rheumati- scher Erkrankungen, Fußgewölbefehlstände, Fehlständen der Wirbelsäule und derglei- chen, sowie geplante und/oder bereits bestehende Therapien bzw. Eingriffe, wie z.B. die Konstruktion von Schuheinlagen, Planung der Körperhaltung beim Einfügen von künstlichen Gelenken oder Skoliosetherapie, mit einbezogen. Die so aus orthopädi- scher Sicht ermittelte optimale Kieferstellung für die Gesamtkörperhaltung wird regis- triert und in die Bestimmung der für die Therapie der funktionellen Erkrankung des Kauorgans relevanten Bisspositionen mit einbezogen.

Des Weiteren können HNO Gesamtkörperbefunde in die Bestimmung der für die The- rapie der funktionellen Erkrankung des Kauorgans relevanten Bisspositionen mit ein- bezogen werden. Die Wechselwirkung zwischen der funktionellen Erkrankung des Kauorgans und dem HNO medizinischen Bereich ergibt sich hier häufig bei den bereits oben erwähnten Beschwerden bzw. Symptomen, wie Tinnitus, Blutflussgeräuschen oder Gleichgewichtsstörungen. Hierzu werden die HNO Gesamtkörperbefunde erfasst und dabei die Kieferhaltung kontrolliert. Die so aus HNO-medizinischer Sicht ermittelte optimale Kieferstellung wird registriert und in die Bestimmung der für die Therapie der funktionellen Erkrankung des Kauorgans relevanten Bisspositionen mit einbezogen.

Daneben können Gesamtkörperbefunde aus weiteren medizinischen Bereichen, die sich mit der Körperhaltung in Statik und Dynamik beschäftigen, wie beispielsweise Be- funde aus der Sportmedizin, Physiotherapie, Logopädie, Manualtherapie, Chirotherapie und dergleichen in die Bestimmung der für die Therapie der funktionellen Erkrankung des Kauorgans relevanten Bisspositionen mit einbezogen werden.

Die Registrierung der Kieferstellung kann über herkömmliche zahnmedizinische Ver- fahren zur Erstellung von Abdrücken mittels Registraten, wie Wachse, Silikonbisse (z.B. aus Vinylpolysiloxan), schnellhärtenden Polymerschäumen und dergleichen, er- folgen. Daneben können auch dreidimensionale Bildgebungsverfahren, wie oben defi- niert, insbesondere Oberflächenrasterung der Mundhöhle durch Auflichtscannen, zur Registrierung der Kieferstellung eingesetzt werden.

Bevorzugt sind die Untersuchungsbefunde aus von der Kieferorthopädie verschiede- nen medizinischen Bereichen, die in die Bestimmung der Bisspositionen in Schritt b) mit einbezogen werden können, ausgewählt unter aus osteopathischer Sicht optimale Kopf- und Körperhaltung,

aus orthopädischer Sicht optimale Körperhaltung,

aus HNO Sicht optimale Kopfhaltung und Kieferstellung,

aus augenärztlicher Sicht optimale Kopf- und Körperhaltung.

Die oben genannten Bestimmungsmethoden der relevanten Bisspositionen können beliebig miteinander kombiniert werden. Beispielsweise kann die aus biomechanischer Sicht ideale Bissposition, die mittels bildgebender Verfahren bestimmt wurden, mit em- pirisch und klinisch bestimmt Bisspositionen aus einem von der Kieferorthopädie ver- schiedenen medizinischen Bereichs kombiniert werden.

In einer zweiten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die für die Therapie der funktionellen Erkrankung des Kauorgans relevanten Bisspositionen aus den in Schritt a) erfassten Daten, wie beispielsweise Schädel-CT, DVT, MRT, be- rechnet. Hierbei wird nicht zwingend davon ausgegangen, dass eine ganz bestimmte ideale Bissposition, die üblicherweise der biomechanisch idealen Bissposition ent- spricht, existiert, sondern vielmehr ausgehend von verschiedenen medizinischen An- nahmen (z.B. über die Höhe der Aufbissschiene oder der Form der Impressionen), die beispielsweise auf der Erfahrung des behandelnden Arztes basieren, mehrere mögli- che für die Therapie relevante Bisspositionen ausschließlich berechnet. Auch in dieser zweiten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden unterschiedliche Kopf- und Körperhaltungen bzw. verschiedenen Körperpositionen berücksichtigt.

Die so in Schritt b) des erfindungsgemäßen bestimmten Bisspositionen stellen eine Biss-Bibliothek des Patienten dar. Jede einzelne für eine bestimmte Kopf- und Körper- haltungen in Statik und Dynamik bestimmte Bissposition aus dieser Biss-Bibliothek kann dabei als Ausgangspunkt für die Herstellung einer oder mehrerer Aufbissschie- nen für einen bestimmten Einsatzzweck verwendet werden. Zusätzlich können weitere Bisspositionen aus dieser Biss-Bibliothek, die bei hiervon abweichenden Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik bestimmt wurden, zur Herstellung von soge- nannten "Begleitschienen" für weitere Einsatzzwecke bzw. zur Herstellung eines Sat- zes von Aufbissschienen für jeweils unterschiedliche Einsatzzwecke (Tagschiene, Nachtschiene, Arbeitsschiene, Sportschiene, usw.) verwendet werden.

Der in dem vorliegenden Verfahren verfolgte zentrale Ansatz, bei der Behandlung von Kraniomandibulären Dysfunktionen von mehreren patientenspezifischen Bisspositionen auszugehen, ermöglicht eine ganzheitliche und hochgradig patientenspezifische Be- handlung der CMD. Dieser Ansatz erweist sich insbesondere in den Fällen als beson- ders vorteilhaft, in denen in der Dynamik eine andere Form erforderlich ist als in der Statik (insbesondere Sport);

bei Positionsveränderungen (Stehen, Sitzen, Liegen) eine andere Form erforder- lich ist (beispielsweise individualisierte Schnarch- oder Apnoeschienen) aus ästhetischen Gründen andere Bauformen erforderlich sind (z.B. Minischiene ohne Frontzahnerhöhung für Tags);

aus verschiedenen Fachbereichen divergierende Hinweise zur optimalen Positi- on vorliegen (probatorische Testschienen);

aus verschiedenen Fachbereiche divergierende Therapieaufgaben vorliegen (z.B. Trainingsschienen in unterschiedlicher Form für Logo-, Physio-, Ergothera- pie und Dergleichen).

Insgesamt können alle Faktoren auch bei der Herstellung von kieferorthopädischen Korrekturschienen (Alignern) berücksichtigt werden.

Schritt c):

In einem nächsten Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt die computerge- stützte Zusammenführung der in Schritt a) erfassten Daten (Ausgangs-Zustand) und der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen (Soll-Zustände To) zur Berechnung jeweils eines temporären Modells einer Aufbissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen.

Hierzu werden die in Schritt a) erfassten Daten und die in Schritt b) bestimmten Biss- positionen mittels einer geeigneten Computersoftware bildlich dargestellt. Hierzu eig- nen sich prinzipiell alle Programme, mit denen dreidimensionaler (Bild)-Daten verarbei- tet, d.h. dargestellt, bearbeitet und berechnet werden können, wie beispielsweise Pro- gramme für Computer-Aided Design bzw. Computer-Aided Manufacturing (CAD/CAM- Programme). Bei der bildgebenden Darstellung werden sowohl Oberflächen- als auch Volumendaten des Schädels inkl. der Zähne des Patienten sowie Bewegungsbahnen bzw. Bewegungswolken des Unterkiefers (Ausgangs-Zustand) sowie die in Schritt b) bestimmten Bisspositionen (Soll-Zustände T o ) in einer Gesamtdarstellung zusammen- geführt, wie z. B. durch die Überlagerung von Bilddaten. Diese Überlagerung kann ma- nuell durch den behandelnden Arzt oder unter Zuhilfenahme einer geeigneten Software (virtuelles Matching) erfolgen. Fehlstellungen der Zähne, der Kiefer und des Kieferge- lenks werden durch die bildgebende Darstellung sichtbar und lassen sich über anato- mische Fixpunkte, die als Referenzpunkte dienen, quantifizieren. Anschließend werden die in Schritt b) bestimmten Bisspositionen (Soll-Zustände To) mit dem Ausgangs-Zustand verglichen, um ein Maß einer Abweichung des Ist- Zustandes von den jeweiligen gewünschten Soll-Zuständen und damit eine Maß einer therapeutischen Repositionierung in die jeweiligen gewünschten Soll-Zustände zu be- stimmen.

Hierbei können auch zwei oder mehrere Bisspositionen, die auf verschiedenen Unter- suchungsbefunden, z.B. auf verschiedenen Untersuchungsbefunden aus von der Kie- ferorthopädie verschiedenen medizinischen Bereichen, basieren, zu einer Bissposition zusammengeführt werden. Hierbei können die zusammengeführten Bisspositionen gleich (Mittelung), oder, je nach Relevanz, unterschiedlich stark gewichtet werden.

Die aus den Analysen der Soll-Zuständen und dem Ist-Zustand gewonnenen Maße der Abweichungen werden auf einen virtuellen Artikulator lagerichtig übertragen, anhand dessen temporäre Modelle einer Aufbissschiene für jede der gewünschten Bisspositio- nen (Soll-Zustände) berechnet werden, die den Kiefer in die gewünschten Lagen repo- sitionieren. Ein virtueller Artikulator ist mit einer Software gleichzusetzen, die 3-dimensionale Daten verarbeitet.

Falls gewünscht, ist es selbstverständlich auch möglich, die gewünschten Bisspositio- nen auf einen physikalischen Artikulator zu übertragen. Hierzu werden die temporären Modelle, die Negativabbildungen der gewünschten Bisspositionen darstellen, bei- spielsweise mittels 3D-Druckverfahren gedruckt und an dem physikalischen Artikulator lagerichtig angebracht.

Schritt d):

Anschließend wird jeweils eine Aufbissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen, basierend auf den in Schritt c) berechneten tem- porären Modellen, erzeugt.

Üblicherweise wird für jede der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen jeweils eine Aufbissschiene erzeugt.

Die Ausgabe der Aufbissschienen erfolgt in vorteilhafter Weise mit 3D formgebenden Geräten, wie z.B. 3D-Druckern und 3D-Fräseinheiten. Bei der Verwendung von 3D- Druckern und 3D-Fräseinheiten wird üblicherweise so vorgegangen, dass zunächst ein Positiv-Modell der Zahnmorphologie mit der temporären Ideallagen der Kiefer und der Kiefergelenke gedruckt wird, aus dem dann die Schienen, beispielsweise durch Tief- ziehen eines geeigneten Polymermaterials, hergestellt werden können.

Mit den so hergestellten Aufbissschienen können die Beschwerden des Patienten schnell und effektiv reduziert oder sogar weitgehend eliminieren werden und damit vorteilhaft in der Behandlung von Erkrankungen, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgehen, insbesondere von Kraniomandibulären Dysfunktionen, ein- gesetzt werden.

Bei der Therapie von Erkrankungen, die von einer funktionellen Störung des Kauor- gans ausgehen, wie die Kraniomandibulärer Dysfunktionen, wird der Patient an ein neues muskuläres Bewegungsmuster gewöhnt, die zu einer therapeutisch günstigen Lage der Kiefer und der Kiefergelenke führt. Diese Gewöhnung ist ein kontinuierlicher Vorgang und erfolgt über einen längeren Zeitraum, üblicherweise über mehrere Mona- te, in dem der Körper im Sinne eines Regelkreises reagiert. Daher ist es bei der Be- handlung von Erkrankungen, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans aus- gehen, wie die Kraniomandibulärer Dysfunktionen, sinnvoll oder sogar notwendig die ursprünglich ermittelten Bisspositionen zu überprüfen, um Rückschlüsse auf die Wirk- samkeit der erstellten Aufbissschienen ziehen zu können, und ursprünglich ermittelten Bisspositionen gegebenenfalls neu zu bestimmen, um entsprechend verbesserte Fol- ge-Aufbissschienen erstellen zu können.

Daneben können über den Verlauf der Behandlung besondere Umstände oder Verän- derungen eintreten, welche die Anpassung oder Neuerstellung der ursprünglich herge- stellten Aufbissschienen und/oder die Erstellung zusätzlicher Aufbissschienen notwen- dig machen, wie beispielsweise Operationen, Unfälle, Zahnverlust oder Erkrankungen, die einen direkten oder indirekten Einfluss auf die Kieferstellung, die Zahnmorphologie, der Kopf- und Körperhaltung und/oder den Bewegungsapparat haben.

Daher betrifft ein weiterer Aspekt der Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Fol- ge-Aufbissschienen, enthaltend die Schritte a) bis d) wie zuvor und im Folgenden defi niert, wobei das Verfahren zusätzlich die folgenden Schritte umfasst: e) Überprüfung der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen,

f) Auswahl einer oder mehrerer der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen oder die Verwerfung aller in Schritt b) bestimmten Bisspositionen,

g) Erzeugung von Folge-Aufbissschienen.

Schritt e):

In der Regel erfolgt die Überprüfung der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen (nach- folgend auch als "initiale Bisspositionen" bezeichnet) im Rahmen einer Behandlung der CMD innerhalb eines Zeitraums von wenigen Wochen bis mehreren Monaten nach der Erstellung der vorherigen Aufbissschienen.

Es können über den Verlauf der Behandlung aber auch besondere Umstände oder Veränderungen eintreten, die eine Überprüfung der in Schritt b) bestimmten Bisspositi- onen (initiale Bisspositionen) empfehlenswert oder sogar notwendig machen. Dazu gehören neben den oben erwähnten Umständen und Veränderungen auch Untersu- chungsbefunde aus von der Kieferorthopädie verschiedenen medizinischen Bereichen, die nach der Erzeugung der aktuellen Aufbissschienen erhoben wurden.

Die Überprüfung der initialen Bisspositionen erfolgt nach den oben unter Schritt b) be- schriebenen Methoden zur Bestimmung der Bisspositionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik, wobei üblicherweise auf die Methode(n) zurückgegriffen wird, mit der die Überprüfung möglichst effizient und situationsentspre- chend durchgeführt werden kann. Insbesondere die oben beschriebenen empirischen und klinischen Verfahren lassen sich hierzu vorteilhaft einsetzen.

In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt die Überprüfung der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen daher unter Einsatz empiri- scher oder klinischer Verfahren, wie zuvor beschreiben.

Schritt f):

Anschließend wird/werden eine oder mehrere der in Schritt b) bestimmten Bisspositio- nen ausgewählt, oder gegebenenfalls alle in Schritt b) bestimmten Bisspositionen ver- worfen.

Die Auswahl der Aufbissschiene(n) erfolgt in der Regel auf der Grundlage der in Schritt e) vorgenommenen Prüfung, sowie anhand des objektiven patientenspezifischen Nut- zens und/oder anhand des subjektiven Empfindens des Patienten.

Die Auswahl der Aufbissschiene(n) auf der Grundlage der in Schritt e) vorgenomme- nen Prüfung erfolgt in der Regel nach den folgenden Kriterien:

Wird in Schritt e) festgestellt, dass eine bestimmte in Schritt b) ermittelte Bissposition (initiale Bissposition) nicht oder nicht mehr der gewünschten therapeutischen Bissposi- tion für die betreffende Kopf- und Körperhaltung in Statik und Dynamik entspricht, so wird diese Bissposition verworfen. Entspricht diese initiale Bissposition jedoch noch der gewünschten therapeutischen Bissposition für die betreffende Kopf- und Körperhaltung in Statik und Dynamik, oder kommt dieser sehr nahe, wird die Bissposition beibehalten.

Die beibehaltenen Bisspositionen werden dann zusätzlich anhand des objektiven pati entenspezifischen Nutzens und/oder anhand des subjektiven Empfindens des Patien- ten ausgewählt.

Die Beurteilung des objektiven patientenspezifischen Nutzens erfolgt dabei üblicher- weise durch den Kieferorthopäden über eine manuelle Befundkontrolle unter Verwen- dung empirischer und klinischer Untersuchungsmethoden, wie oben beschrieben. Zu- sätzlich oder alternativ dazu können mittels dreidimensionaler bildgebender Verfahren Daten über die aktuellen Lage der Kiefer, der Kiefergelenke sowie der Zahnmorpholo- gie für die jeweiligen getragenen Aufbissschienen erhoben und in die Beurteilung des objektiven patientenspezifischen Nutzens mit einbezogen werden. Zum Beispiel kön- nen die anatomischen Auswirkungen, die durch das Tragen einer bestimmten Aufbiss- schiene hervorgerufen werden, wie beispielsweise die Entlastung entzündlicher Berei- che oder die Kiefergelenkspaltbreite, mittels MRT gezielt überprüft werden.

Falls Untersuchungsbefunde aus einem von der Kieferorthopädie verschiedenen medi- zinischen Bereichs in die Bestimmung der Bisspositionen in Schritt b) mit einbezogen wurden oder falls solche Untersuchungsbefunde nachträglich erhoben wurden, kann die Beurteilung des objektiven patientenspezifischen Nutzens zusammen mit einem Arzt aus diesem medizinischen Bereich erfolgen.

Bei dieser Beurteilung ist in der Regel jedoch das subjektive Empfinden des Patienten maßgeblich.

In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst die Auswahl der Bisspositionen oder Verwerfung aller Bisspositionen in Schritt f) die fol genden Schritte: f.1 ) Erfassung von Daten zur Bestimmung der aktuellen Lage der Kiefer, der Kiefer- gelenke sowie der Zahnmorphologie für die in Schritt b) bestimmten Bisspositio- nen (aktueller Ist-Zustand), f.2) Auswahl einer oder mehrerer der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen oder Verwerfung aller der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen auf der Grundlage der in Schritt e) vorgenommenen Prüfung, sowie anhand des aus den in Schritt f.1 ) erfassten Daten bestimmten objektiven patientenspezifischen Nutzens und/oder anhand des subjektiven Empfindens des Patienten.

Die Bestimmung des aktuellen Ist-Zustandes gemäß Schritt f.1 ) erfolgt üblicherweise mit eingesetzter Schiene. Hierbei wird die Schiene eingesetzt, die zuvor für die betref- fende Bissposition hergestellt wurde (Initialschiene). Anhand dieser Daten kann die aktuelle Lage der Kiefer und der Kiefergelenke bei eingesetzter Schiene mit der jeweils gewünschten Bissposition verglichen werden.

In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt die Auswahl der Aufbissschiene(n) überwiegend auf der Grundlage der in Schritt e) vorgenommenen Prüfung sowie anhand des subjektiven Empfindens des Patienten, wobei gegebenenfalls kieferorthopädischer Gesichtspunkte mitberücksich- tigt werden. Schritt g):

In Schritt g) des erfindungsgemäßen Verfahrens werden für die in Schritt f) ausgewähl- ten Bisspositionen Folge-Aufbissschienen erzeugt. Dies kann je nach vorliegender Si- tuation und Umsetzbarkeit in unterschiedlicher Weise erfolgen.

Beispielsweise können, für den Fall, dass wenigstens eine initiale Bissposition in Schritt f) für gut befunden und ausgewählt wurde, für jede der ausgewählten Bissposi- tionen jeweils eine Folge-Schienen erzeugt werden. Des Weiteren können für bestimm- te ausgewählte Bisspositionen aber auch mehrere Folge-Schienen erzeugt werden, die sich leicht voneinander unterscheiden. Diese leichten Abwandlungen können die Form der Schienen (z.B. Dicke der Schiene, Verbesserung der Impressionen/Profilierung oder der auf der Schiene angebrachten Mittel zur Zahnführung, und dergleichen) und/oder das Material aus dem die Schienen aufgebaut sind (z.B. zur Modifizierung der Bissbeständigkeit oder der Plastizität der Schiene) betreffen. Die erwähnten Folge- Schienen können dann alternativ zu den zuvor erzeugten Schienen getragen werden oder die zuvor erzeugten Schienen ersetzen. Letzteres gilt insbesondere für den Fall einer iterativen Annäherung an eine gewünschte Bissposition durch den Einsatz meh- rerer Zwischenstufen (Zwischenschienen). Bevorzugt werden die zuvor erstellten Auf- bissschienen durch die Folge-Aufbissschienen ersetzt.

Für den Fall, dass in Schritt f) alle initialen Bisspositionen verworfen werden, müssen üblicherweise die verworfenen Bisspositionen neu bestimmt und/oder zusätzliche Biss- positionen bestimmt werden, die den individuellen Bedürfnissen des Patienten besser Rechnung tragen. Basierend auf diesen neuen Bisspositionen werden dann die Folge- Schienen erzeugt.

Zur Erzeugung der Folge-Aufbissschienen werden in einem ersten Schritt üblicher- weise Daten zur Bestimmung der aktuellen Lage der Kiefer, der Kiefergelenke sowie der Zahnmorphologie des Patienten erhoben (aktueller Ist-Zustand), analog zu Schritt a) des erfindungsgemäße Verfahrens.

In einem nächsten Schritt werden gegebenenfalls einer oder mehrerer der in Schritt f) verworfenen Bisspositionen neu bestimmt und/oder einer oder mehrerer zusätzlicher Bisspositionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik bestimmt.

Zur Bestimmung der neuen Bisspositionen können prinzipiell alle unter Schritt b) be- schriebenen Verfahren eingesetzt werden. Bevorzugt werden hierzu empirischen und klinischen Verfahren eingesetzt.

Daneben oder alternativ können die neuen Bisspositionen berechnet werden. Hierzu können die zuvor erhobenen Daten zur Bestimmung der aktuellen Lage der Kiefer, der Kiefergelenke sowie der Zahnmorphologie und/oder Untersuchungsbefunde aus von der Kieferorthopädie verschiedenen medizinischen Bereichen mit einbezogen werden.

In einem nachfolgenden Schritt werden die eingangs erfassten Daten (aktueller Ist- Zustand) und die gegebenenfalls im vorangegangenen Schritt neu oder zusätzlich be- stimmten Bisspositionen zusammengeführt und jeweils ein temporäres Modell einer Aufbissschiene für die zuvor bestimmten und/oder berechneten neuen Bisspositionen berechnet. Aus den temporären Modellen werden dann die Folge-Aufbissschienen erzeugt. Die Berechnung der Modelle bzw. die Erzeugung der Folge-Aufbissschienen erfolgt analog zu den oben beschriebenen Schritten c) und d).

Falls in Schritt f) eine oder mehrere der in Schritt b) bestimmten Bissposition(en) aus- gewählt wurde(n) (initiale Bisspositionen), umfasst die Erzeugung der Folge- Aufbissschienen in Schritt g) bevorzugt die folgenden Schritte: g.1a) die Erfassung von Daten zur Bestimmung der aktuellen Lage der Kiefer, der Kie- fergelenke sowie der Zahnmorphologie des Patienten (aktueller Ist-Zustand), g.2a) gegebenenfalls Neubestimmung einer oder mehrerer der in Schritt f) verworfenen Bisspositionen und/oder die Bestimmung einer oder mehrerer zusätzlicher Biss- positionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dyna- mik, g.3a) computergestützte Zusammenführung der in Schritt g.1 a) erfassten Daten (aktu- eller Ist-Zustand) und der in Schritt f) ausgewählten und gegebenenfalls in Schritt g.2a) neu oder zusätzlich bestimmten Bisspositionen zur Berechnung jeweils ei- nes temporären Modells einer Aufbissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt f) ausgewählten und gegebenenfalls in Schritt g.2a) bestimmten Bissposi- tionen, und g.4a) Erzeugung jeweils einer Folge-Aufbissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt f) ausgewählten und gegebenenfalls in Schritt g.2a) bestimmten Bissposi- tionen, basierend auf den in Schritt g.3a) berechneten temporären Modellen.

Falls keine der initial in Schritt b) bestimmten Bisspositionen für gut befunden und da- her in Schritt f) verworfen wurden, müssen eine oder mehrere der in Schritt f) verwor- fenen Bisspositionen neu bestimmt und/oder eine oder mehrere zusätzliche Bisspositi- onen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik bestimmt werden, die den Anforderungen des Patienten besser Rechnung tragen.

In diesem Fall umfasst die Erzeugung von Folge-Aufbissschienen vorzugsweise die folgenden Schritte: g.1 b) die Erfassung von Daten zur Bestimmung der aktuellen Lage der Kiefer, der Kie- fergelenke sowie der Zahnmorphologie des Patienten (aktueller Ist-Zustand), g.2b) Neubestimmung einer oder mehrerer der der in Schritt f) verworfenen Bisspositi onen und/oder die Bestimmung einer oder mehrerer zusätzlicher Bisspositionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik, g.3b) computergestützte Zusammenführung der in Schritt g.1 b) erfassten Daten (aktu- eller Ist-Zustand) und der in Schritt g.2b) bestimmten neuen Bisspositionen zur Berechnung jeweils eines temporären Modells einer Aufbissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt g.2b) bestimmten Bisspositionen und g.4b) Erzeugung jeweils einer Folge-Aufbissschiene für zwei oder mehr als zwei der in Schritt g.2b) bestimmten Bisspositionen, basierend auf den in Schritt g.3b) be- rechneten temporären Modellen.

Die Bestimmung dieser neuen Bisspositionen in Schritt g.2b) erfolgt wie oben unter Schritt b) beschrieben. Die Schritte g.3b) und g.4b) erfolgen analog zu den oben be- schriebenen Schritten c) und d).

Iteratives Vorgehen:

Wie zuvor erwähnt erfolgt die Therapie der CMD häufig über einen längeren Zeitraum in dem der Körper im Sinne eines Regelkreises reagiert, was eine mehrfache Anpas- sung der Aufbissschiene erforderlich machen kann, bis sämtliche funktionellen Symp- tome verschwunden sind und eine stabile physiologische Lage der Gelenkköpfe in den Gelenkgruben erreicht ist. Des Weiteren kann es im Rahmen von CMD Behandlungen neben Fortschritten immer auch Rückfälle (Rezidive) geben, die eine Anpassung der Aufbissschienen, d.h. die Herstellung von Folge-Aufbissschienen, oder sogar eine Rückkehr zu einer initialen Aufbissschiene erforderlich machen. Daneben kann auch ein Wechsel zu einer auf einer alternativen Bissposition basierenden Aufbissschiene erforderlich sein, wenn beispielsweise über die Zeit neue Befunde, beispielsweise aus von der Kieferorthopädie verschiedenen medizinischen Bereichen, wie oben bereits dargelegt, hinzutreten oder sich die bestehenden Befunde aufgrund von Wechselwir- kungen im Regelkreis ändern.

Zudem ist die Therapie der CMD für den Patienten im Allgemeinen wesentlich verträg- licher wenn die Annäherung an die jeweilige(n) therapeutische(n) Lage(n) der Kiefer und der Kiefergelenke der jeweilige(n) Bissposition(en) (Therapieziel(e)) schrittweise, d.h. über die Erstellung einer oder mehrerer, beispielsweise über 1 bis 10, sogenannter Zwischenschienen erfolgt. Aus diesem Grund werden in eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemä- ßen Verfahrens die Schritte e) bis g) einmal oder mehrmals wiederholt, bis eine oder mehrere finale Aufbissschienen erhalten werden, mit der/denen das Therapieziel im Wesentlichen erreicht wird/werden oder bis die patientenspezifischen Beschwerden weitgehend eliminiert sind, wobei in diesem Falle an Stelle der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen die in Schritt f) ausgewählten und gegebenenfalls die in Schritt g) neu bestimmten Bisspositionen treten. Falls aus therapeutischer Sicht auf eine Bissposition zurückgegriffen werden muss, für die noch keine (initiale) Aufbissschiene erzeugt wur- de, kann diese als neue Bissposition in Schritt g) zur Erzeugung einer entsprechenden Folge-Aufbissschiene mit einbezogen werden.

Bevorzugt werden die Schritte e) bis g) des erfindungsgemäßen Verfahrens 1- bis 10- mal wiederholt.

Ein weiter Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft Aufbissschienen und Folge- Aufbissschienen, zur Verwendung in der Behandlung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans beruht, insbe- sondere Kraniomandibulärer Dysfunktionen, die nach dem hier beschriebenen Verfah- ren hergestellt werden.

Wie bereits erwähnt eignen sich diese Aufbissschienen und Folge-Aufbissschienen in besonders vorteilhafter Weise zur Behandlung von Patienten, die unter einer Erkran- kung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgeht, wie Bruxismus und Kraniomandibulären Dysfunktionen leiden. Insbesondere eignen sich die über das er- findungsgemäße Verfahren erhältliche Aufbissschienen und Folge-Aufbissschienen zur Behandlung von Kraniomandibulären Dysfunktionen.

Ein weiter Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft daher Aufbissschienen zur Verwendung in der Behandlung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgeht, insbesondere Kranio- mandibulärer Dysfunktionen, enthaltend einen Aufnahmebereich zum Aufnehmen von Zähnen eines ersten Kiefers des Patienten und einen Kontaktbereich zum Kontaktieren von Zähnen eines dem ersten Kiefer gegenüberliegend angeordneten zweiten Kiefers des Patienten, wobei der wenigstens eine Aufnahmebereich wenigstens ein Mittel zum Führen der Zähne aufweist und so profiliert ist, dass ein ausreichend sicherer Halt der Schienen auch bei Belastung gewährleistet ist, und wobei der Kontaktbereich nur ge- ringfügig profiliert ist,

dadurch gekennzeichnet,

dass sich die Ausgestaltung der Mittel zum Führen der Zähne und die Profilierung der Kontaktbereiche der Aufbissschienen und Folge-Aufbissschienen an Bisspositionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik orientieren, und dass sich der Abstand des Aufnahmebereichs oder Kontaktbereichs für den ersten Kiefer zum Aufnahmebereich oder Kontaktbereich für den dem ersten Kiefer gegen- überliegend angeordneten zweiten Kiefer der Aufbissschienen und Folge- Aufbissschienen an der therapeutisch gewünschten Bisserhöhung (Kieferöffnung) bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik und/oder an einem oder mehreren Untersuchungsbefund(en) aus von der Kieferorthopädie verschiedenen medizinischen Bereichen orientiert.

Bevorzugt handelt es sich bei diesen Aufbissschienen um einen Satz von zwei oder mehr als zwei Aufbissschienen, wobei jede Aufbissschiene in dem Schienensatz für einen anderen Verwendungszweck (Tagschiene, Nachtschiene, Arbeitsschiene, Lauf- schiene, Sportschiene, usw.) eingesetzt wird.

Entsprechend betrifft eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung einen Satz von Aufbissschienen zur Verwendung in der Behandlung eines Patienten mit wenigstens einer Erkrankung, die von einer funktionellen Störung des Kauorgans ausgeht, insbe- sondere Kraniomandibulärer Dysfunktionen, bestehend aus zwei oder mehr als zwei Aufbissschienen wie zuvor definiert, wobei jede dieser zwei oder mehr als zwei Auf- bissschienen bei einer anderen Kopf- und Körperhaltung in Statik und Dynamik einge- setzt wird.

Die nachfolgenden Figuren dienen der weiteren Erläuterung der Erfindung.

Figur 1 :

Figur 1 zeigt das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von Aufbissschienen. Hierbei werden in einem ersten Schritt a) zunächst Daten zur Lage der Kiefer, der Kie- fergelenke, der Bewegungsbahnen des Unterkiefers und der aktuellen Morphologie der Zähne des Patienten erfasst (Ausgangs-Zustand). Anschließend werden in einem Schritt b) zwei oder mehr als zwei Bisspositionen des Patienten, d.h. für die Therapie der Kraniomandibulären Dysfunktionen relevante bzw. potentiell/vermutlich relevante Lagen des Ober- und Unterkiefers relativ zueinander, bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik bestimmt (Soll-Zustände bzw. Bissbibliothek). Anschließend wird aus zwei oder mehr als zwei der in Schritt b) bestimmten Bisspositi- onen gemäß den Schritten c) und d) jeweils eine Aufbissschiene erzeugt (2 bis n er- zeugte Aufbissschienen).

Figur 2:

Figur 2 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung von Folge-Aufbissschienen, ausgehend von den in den Schritten a) bis d) erzeugten Aufbissschienen bzw. von denen hierzu in Schritt b) ermittelten Bissposi- tionen (initiale Bisspositionen). Die initialen Bisspositionen werden zunächst überprüft, und zwar dahingehend, ob diese noch den aktuell gewünschten therapeutischen Biss- positionen entsprechen(Schritt e)). Anschließend werden in einem nachfolgenden Schritt f) eine oder mehrere der in Schritt b) bestimmten Bisspositionen ausgewählt. Danach werden gegebenenfalls eine oder mehrere der in Schritt f) verworfenen Biss- positionen neu bestimmt und/oder einer oder mehrerer zusätzlicher Bisspositionen bei unterschiedlichen Kopf- und Körperhaltungen in Statik und Dynamik bestimmt (Schritt g.2)). Aus diesem neuen Kollektiv von ausgewählten und neu bestimmten Bisspositio- nen (neue Soll-Zustände) werden dann die Folge-Aufbissschienen erzeugt (2 bis m erzeugte Folge-Aufbissschienen). Die Schritte e) bis g) können solange widerholt wer- den, bis finale Aufbissschienen erhalten werden mit der das gewünschte Therapieziel erreicht wird.