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Title:
METHOD FOR PRODUCING METAL COMPONENTS AND METAL COMPONENT PRODUCED IN THIS WAY
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2020/182846
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for producing metal components, consisting at least partially of a copper alloy, comprising the following alloy components in wt.%: 0 wt.% < Sn ≤ 8 wt.%; 0 wt.% < Zn ≤ 6 wt.%; 0.1 wt.% ≤ S ≤ 0.7 wt.%; optionally no more than 0.2 wt.% phosphorus; optionally no more than 0.1 wt.% antimony; and optionally iron, zirconium and/or boron alone or in a combination of two or more of said elements of no more than 0.3 wt.%; and unavoidable impurities, and the rest being copper. The method comprises the following stages: (a) melting the copper alloy: (b) producing press blanks from the copper alloy; and (c) pressing the press blanks at a suitable pressing temperature to form the metal components. The invention also relates to a metal component which has been produced according to a method of this type.

Inventors:
CHRISTOPH SVEN (DE)
HAAKE MARTIN (DE)
RÖDER BERND (DE)
COCCHI SERGIO (IT)
ZAVARISE LORENZO (IT)
COCCHI STEFANO (IT)
Application Number:
PCT/EP2020/056419
Publication Date:
September 17, 2020
Filing Date:
March 11, 2020
Export Citation:
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Assignee:
REHAU AG & CO (DE)
MG MECC SRL (IT)
International Classes:
C21D7/13; B21C23/00; B21J5/02; B21J13/00; B29C48/00; C22C9/02; C22C9/04; C22F1/08; F16L13/00; F16L33/00; F16L41/00
Foreign References:
JP2013199699A2013-10-03
DE202016101661U12017-06-30
DE102012013817A12014-01-16
EP3581667A22019-12-18
US20160130685A12016-05-12
DE202008003352U12009-07-23
US8470101B22013-06-25
EP2250421A12010-11-17
DE102017100896A12018-07-19
Other References:
TORU MARUYAMA ET AL: "Influence of Alloying Elements on Sulfide Formation in Lead Free Bronze Castings with Dispersed Sulfide Particles", MATERIALS TRANSACTIONS, vol. 53, no. 2, 1 January 2012 (2012-01-01), pages 380 - 384, XP055168863, ISSN: 1345-9678, DOI: 10.2320/matertrans.F-M2011835
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Claims:
Patentansprüche

1. Verfahren zur Herstellung von metallischen Bauteilen, die zumindest teilweise aus ei ner Kupfer-Legierung bestehen, die die folgenden Legierungskomponenten in Gew.-% umfasst:

0 Gew.-% < Sn < 8 Gew.-%;

0 Gew.-% < Zn < 6 Gew.-%;

0,1 Gew.-% < S < 0,7 Gew.-%;

optional nicht mehr als 0,2 Gew.-% Phosphor;

optional nicht mehr als 0,1 Gew.-% Antimon; und

optional Eisen, Zirkonium und/oder Bor allein oder in Kombination von zwei oder mehr der genannten Elemente nicht mehr als 0,3 Gew.-%; und unvermeidbare Verunreinigungen sowie zum Rest Kupfer; wobei das Verfahren die folgenden Stufen umfasst:

(a) Erschmelzen der Kupfer-Legierung;

(b) Herstellen von Pressrohlingen aus der Kupfer-Legierung; und

(c) Pressen der Pressrohlinge bei einer geeigneten Presstemperatur zu den me tallischen Bauteilen.

2. Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der Schwefel-Anteil in der Legierung 0,20 Gew.-% < S < 0,65 Gew.-%, insbesondere 0,23 Gew.-% < S <

0,45 Gew.-%, und bevorzugt 0,25 Gew.-% < S < 0,35 Gew.-%, beträgt.

3. Verfahren nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Zink- Anteil in der Legierung 1 ,3 Gew.-% < Zn < 3,5 Gew.-%, vorzugsweise 1 ,5 Gew.-% < Zn < 3,3 Gew.-%, besonders bevorzugt 2,0 Gew.-% < Zn < 3,0 Gew.-% beträgt.

4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Phosphor-Anteil in der Legierung 0,015 Gew.-% < P < 0,1 Gew.-%, insbesondere 0,02 Gew.-% < P < 0,08 Gew.-%, und bevorzugt 0,04 Gew.-% < P < 0,06 Gew.-% be trägt.

5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Gehalt an Zinn-Anteil in der Legierung 3,0 Gew.-% < Sn < 4,8 Gew.-% beträgt, vor zugsweise 3,0 Gew.-% bis 4,5 Gew.-%., besonders bevorzugt 3,5 Gew.-% bis 4,0 Gew.-%.

6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Kup fer in der bleifreien Kupferlegierung in einer Menge von mehr als 90 Gew.-% enthalten ist.

7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Presstemperatur in Stufe (c) in einem Bereich von 750°C bis 900°C, vorzugsweise in einem Bereich von 800°C bis 880°C und besonders bevorzugt in einem Bereich von 815°C bis 850°C, liegt.

8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Pressrohlinge vor Stufe (c) auf die Presstemperatur erwärmt und über einen Zeitraum von 0,1 s bis 60 min, vorzugsweise von 2 s bis 10 min, bei der Presstemperatur gehal ten werden.

9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass die Kupferlegierung-Legierung in dem Bauteil nach dem Pressvorgang in einem oberflä chennahen Bereich ein Gefüge mit einer mittleren Korngröße kleiner 100 pm aufweist.

10. Metallisches Bauteil, hergestellt nach einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9.

11. Metallisches Bauteil nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Kupferlegie rung-Legierung in dem Bauteil nach dem Pressvorgang in einem oberflächennahen Bereich ein Gefüge mit einer mittleren Korngröße kleiner 100 pm aufweist.

12. Metallisches Bauteil nach Anspruch 10 oder Anspruch 11 , dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil zumindest abschnittsweise eine Wandstärke im Bereich von 0,5 mm bis 6,0 mm, vorzugsweise im Bereich von 1 ,0 mm bis 4,0 mm aufweist.

13. Metallisches Bauteil nach einem der Ansprüche 9 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das metallische Bauteil ein Bauteil für medienführende Gas- oder Wasserleitun gen, insbesondere Fitting oder Armatur für Trinkwasserleitungen ist.

Description:
Verfahren zur Herstellung von metallischen Bauteilen sowie dadurch hergestelltes metallisches Bauteil

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von metallischen Bauteilen, wobei die metallischen Bauteile zumindest teilweise aus einer bleifreien Kupferlegierung bestehen. Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung ein metallisches Bauteil, das nach einem derartigen Verfahren hergestellt ist.

Metallische Bauteile, insbesondere Bauteile für medienführende Gas- oder Wasserleitun gen, insbesondere Fittings oder Armaturen für Trinkwasserleitungen, besitzen in der Regel eine komplexe Geometrie. Wie hierin verwendet spricht man dann von einem Bauteil mit einer komplexen Geometrie, wenn das Bauteil nicht durch einen quasi-kontinuierlich ablau fenden Formgebungsprozess, wie beispielsweise das Strangpressen von Stangen oder Rohren und das Walzen von Bändern, hergestellt werden kann.

Als Werkstoffe für den Einsatz in solchen metallischen Bauteilen sind eine Vielzahl von Metallen und Legierungen bekannt. Dabei sind an Bauteile für wasserführende, insbeson dere trinkwasserführende Gewerke, wie beispielsweise Fittings, Armaturen, Rohre, Press verbinder, Dach- oder Ablaufrinnen, besondere Anforderungen zu stellen. Insbesondere im Falle von mit Trinkwasser in Kontakt stehenden Bauteilen ist dabei die Korrosionsbestän digkeit zu nennen. Als eine der bedeutendsten Legierungsarten mit entsprechend hoher Korrosionsbeständigkeit für derartige Bauteile ist der Rotguss zu nennen, der jedoch den Nachteil besitzen, dass er nur unter sehr hohem Aufwand warmumformbar ist.

Für den Einsatz in der Trinkwasserinstallation findet derzeit die Rotgusslegierung

CuSn5Zn5Pb2 mit Gehalten von etwa 5 Gew.-% Zinn und etwa 5 Gew.-% Zink eine breite Anwendung. Diese Kupferlegierung besitzt eine hervorragende Korrosionsbeständigkeit und ist daher in allen Wasserqualitäten innerhalb der Trinkwasserversorgung einsetzbar. Bauteile aus dieser Legierung werden gegossen und anschließend zum Endprodukt span hebend mechanisch bearbeitet, wobei die spanabhebende mechanische Bearbeitung auf grund der zur Langspanbildung führenden plastischen Verformbarkeit der Legierung Prob leme bereitet. Um die Produkte dennoch wirtschaftlich bearbeiten zu können, werden den Legierungen Blei als spanbrechender Zusatz hinzugegeben, was eine wirtschaftliche, voll- automatisierte mechanische Bearbeitung ermöglicht. Allerdings wurden bereits in der Ver gangenheit die Vorschriften für Legierungen, die in Installationen für Trinkwasser verwen det werden, hinsichtlich des Gehalts an Blei drastisch verschärft. Zukünftig ist eher mit ei ner weiteren Verschärfung dieser Vorschriften bis hin zu einem vollständigen Verbot von Blei in derartigen Legierungen zu rechnen.

In der Patentschrift US 8,470,101 B2 wird daher eine bleifreie Rotgusslegierung mit hoher Korrosionsbeständigkeit beschrieben, die neben Kupfer und unvermeidbaren Verunreini gungen aus 0,1 Gew.-% bis 0,7 Gew.-% Schwefel, bis zu 8 Gew.-% Zinn und bis zu 6 Gew.-% Zink besteht und in der die Aufgabe des Bleis als Spanbrecher über Schwefel phasen in Form von Sulfidpartikeln erfüllt werden. Beim Gießen des Werkstoffs kann es zu einer Lunkerbildung über die gesamte Wandstärke des Bauteils kommen, was eine Porosi tät des Werkstoffes bedingt, die wiederum bei der spanenden Bearbeitung zu einer Un dichtheit des Bauteils führen kann. Darüber hinaus kann es in den Kavitäten zu einer Auf konzentration von schädlichen Inhaltsstoffen des zu transportierenden Mediums kommen, was die Korrosionsbeständigkeit negativ beeinträchtigt.

Vor diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfah ren zur Herstellung von metallischen Bauteilen anzugeben, das die Nachteile des Stands der Technik überwindet. Insbesondere sollen die durch das erfindungsgemäße Verfahren erhaltenen metallischen Bauteile eine hohe Korrosionsbeständigkeit und eine hohe Druck dichtigkeit aufweisen sowie mit geringem Aufwand herstellbar sein.

Diese und andere Aufgaben werden durch ein Herstellungsverfahren für ein metallisches Bauteil mit den Merkmalen des Anspruchs 1 bzw. durch ein metallisches Bauteil mit den Merkmalen des Anspruchs 10 gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsge mäßen Verfahrens bzw. des erfindungsgemäßen metallischen Bauteils sind in den abhän gigen Ansprüchen beschrieben.

Gemäß der vorliegenden Erfindung wurde überaschenderweise erkannt, dass eine bleifreie Kupferlegierung, die als Legierungskomponenten in Gew.-% neben Kupfer (Cu) und un vermeidbaren Verunreinigungen noch bis zu 8 Gew.-% Zinn (Sn), bis zu 6 Gew.-%

Zink (Zn), 0,1 Gew.-% < Schwefel (S) < 0,7 Gew.-% und optional bis zu 0,2 Gew.-% Phos phor (P) umfasst, einem Warm pressvorgang unterzogen werden kann. Unterzieht man einem Pressrohling aus einer derartigen Legierung einem Warm pressvorgang, findet vor allem in den oberflächennahen Bereichen des erhaltenen Werkstücks eine Kornfeinung statt, ohne dass dazu weitere Maßnahmen bei der Herstellung der Kupferlegierung oder des Pressrohlings erforderlich sind. Diese Kornfeinung in Bereichen nahe der Oberfläche des Bauteils hat zudem den Vorteil, dass das erhaltene Bauteil eine erhöhte Oberflächen härte besitzt, was dem Bauteil eine hohe Verschleißfestigkeit verleiht, während das Bauteil als Ganzes aufgrund der größeren Korngröße im Inneren des Bauteils gute Zähigkeitsei genschaften aufweist. Dieses feinkörnige Legierungsgefüge wird überaschenderweise auch nicht durch inkohärente Bereiche gestört und kann dadurch hervorragend umgeformt wer den. Darüber hinaus führt das feinkörnige Legierungsgefüge insbesondere an der Oberflä che zu einer höheren Dichtigkeit des erfindungsgemäß erhaltenen metallischen Bauteils und zu verbesserten Migrations- und Korrosionseigenschaften. Aufgrund des Warmpress vorganges ist auch eine endkonturnähere Fertigung möglich, die ausgehend von der Ober fläche eine volumenintensive Zerspannung des Werkstoffes und damit eine Offenlegung von Porositäten einerseits und eine hohe Menge an Legierungsabfall andererseits vermei det.

Dementsprechend liegt die vorliegende Erfindung in einem Verfahren zur Herstellung von metallischen Bauteilen, die zumindest teilweise aus einer Kupfer- Legierung bestehen, die die folgenden Legierungskomponenten in Gew.-% umfasst:

0 Gew.-% < Sn < 8 Gew.-%;

0 Gew.-% < Zn < 6 Gew.-%;

0,1 Gew.-% < S < 0,7 Gew.-%;

optional nicht mehr als 0,2 Gew.-% Phosphor; und

optional nicht mehr als 0,1 Gew.-% Antimon; und

optional Eisen, Zirkonium und/oder Bor allein oder in Kombination von zwei oder mehr der genannten Elemente nicht mehr als 0,3 Gew.-%; und

unvermeidbare Verunreinigungen sowie zum Rest Kupfer;

wobei das Verfahren die Stufen des (a) Erschmelzens der Kupfer-Legierung; (b) des Her stellens von Pressrohlingen aus der Kupfer-Legierung; und (c) des Pressens der Pressroh linge bei einer geeigneten Presstemperatur zu den Bauteilen umfasst. Darüber hinaus liegt die vorliegende Erfindung in der Bereitstellung eines metallischen Bauteils, das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt ist.

Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass ein optionaler Antimongehalt von maximal 0,1 Gew.-% bzgl. der Eigenschaften der Trinkwassermigration unkritisch ist. Die Kupferle- gierung kann weiter optional auch Anteile der Elemente Eisen (Fe), Zirconium (Zr) und/oder Bor (B) allein oder in einer Kombination von mindestens zwei der genannten Elemente als Kornfeiner enthalten. Dabei ist es bevorzugt, dass Eisen in einem Gewichtsanteil von bis zu 0,3 Gew.-%, Zirconium in einem Gewichtsanteil von bis zu 0,01 Gew.-% und/oder Bor in einem Gewichtsanteil von bis zu 0,01 Gew.-% in der bleifreien Kupferlegierung enthalten sind. Diese Kornfeiner vermeiden Warmrissigkeit und beeinflussen die mechanischen Ei genschaften, wie z.B. Zugfestigkeit, Materialhärte und dergleichen positiv.

Wie hierin verwendet sind unter dem Begriff „metallisches Bauteil“ insbesondere Bauteile aus Metallen und Legierungen zu verstehen. Erfindungsgemäß hergestellte metallische Bauteile können beispielsweise Kfz-Zubehörteile sowie elektrische und elektronische Bau teile, wie z.B. Synchronringe, Düsen, Lagerschalen, Kabelklemmen, Halterungen, Schrau ben, Steckverbindungen, Kontaktfedern, Systemträger und dergleichen; Musikinstrumente, wie z.B. Hörner, Glocken, Becken, Mundharmonikas, Trompeten, Saxophone und derglei chen; Bauteile für Heizung, Lüftung und Klimaanlagen, wie z. B. Motorenteile, Düsen und dergleichen; Beschlagteile für Bauzwecke, wie z. B. Handläufe, Türgriffe, Verzierungen, Lichtschalter, Handtuchhalter; Bänder für Fenster und Türen, Beschläge für Fenster und Türen, Schließbleche für Fenster und Türen, Türschwellen, Fensterbänke und dergleichen; Ventile, hydraulische Fittings und dergleichen für den Maschinenbau; Flügel und Säulen verkleidungen für Windräder und dergleichen; Bauteile für Schiffe, Meeresleitungen, wie z. B Kompasses, Glocken und dergleichen; medizinische Geräte, wie z.B. Operationsbesteck, Düsen, Ventile und dergleichen; Kondensatorplatten, Wärmetauscher, Pumpenwellen, Pumpengehäuse; Gartenzubehör, wie Schlauchkupplungen, Spritzen,. Brausen, Sprinkler und dergleichen; Accessoires wie z. B. Schlüsselanhänger, Gürtelschnallen, Schmuckstü cke und dergleichen; Kunstobjekte, wie z. B. Masken, Tierfiguren, Schmuckstücke und dergleichen; sowie Bauteile für medienführende Gas- oder Wasserleitungen, insbesondere Fittings oder Armaturen für Trinkwasserleitungen; sein. Erfindungsgemäß bevorzugt sind dabei jedoch Bauteile für medienführende Gas- oder Wasserleitungen, insbesondere Fit tings oder Armaturen für Trinkwasserleitungen, bevorzugt. Wie hierin verwendet sind unter dem Begriff „Bauteil für medienführende Gas- oder Trinkwasserleitungen“ insbesondere solche Bauteile zu verstehen, die einem Hausinstallationsrohrsystem mit Wasser, insbe sondere mit Trinkwasser in Verbindung kommen, wobei Fitting und Armaturen derartiger Hausinstallationsrohrsysteme erfindungsgemäß bevorzugt sind. Bei dem Bauteil für medi enführende Gas- oder Trinkwasserleitungen kann es sich um ein Gewindeformteil oder um ein gewindeloses Formteil handeln. Dies beinhaltet insbesondere Verbindungsstücke, An- schlussstücke, Anschlusswinkel, Mehrfachverteiler, T-Stücke, Wand-T-Stücke, Wandwin kel, Systemübergänge, Übergangsstücke und gewinkelte Übergangsstücke, die jeweils optional mindestens ein Gewinde aufweisen können. Als Beispiel für ein derartiges Bauteil für medienführende Gas- oder Trinkwasserleitungen ist insbesondere das aus der EP 2 250 421 A1 bekannte Verbindungsstück zu nennen.

Darüber hinaus ist unter dem Begriff„oberflächennaher Bereich“, wie hierin verwendet, der Bereich eines Bauteils zu verstehen, der bis zu mindestens 200 mhi, bevorzugt bis zu min destens 100 mGh unterhalb der Oberfläche des Bauteils liegt. Dabei versteht es sich, dass diese Korngrößen nur in Abschnitten des Bauteils vorliegen, die durch den Schritt des Pressens tatsächlich auch eine Umformung erfahren haben.

Bei den in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Pressrohlingen aus der Kup ferlegierung kann es sich insbesondere um aus Stangenmaterial oder Hohlstangenmaterial der Kupferlegierung abgelängte Abschnitte handeln.

Der Schwefelgehalt der Kupfer-Legierung, die in dem erfindungsgemäßen Verfahren ein gesetzt wird, beträgt vorzugsweise 0,2 Gew. - % bis 0,65 Gew.-%. Aufgrund des Warmum- formprozesses richten sich die Sulfid-Partikel bei einem Schwefelgehalt in diesem bevor zugten Bereich in besonders hohem Umfang in die Umformrichtung aus. Bei einem Schwe felgehalt unter 0,20 Gew.-% kann das Problem auftreten, dass kein ausreichender Span bruch mehr erzeugt werden kann, weil die Abstände der einzelnen Partikelunter Umstän den zu groß werden könnten. Dadurch könnten Grate entstehen, welche in zusätzlichen Arbeitsschritten entfernt werden müssen. Bei einem Schwefelgehalt größer 0,65 Gew.-% können die verringerten Abstände der einzelnen Partikel in Umformrichtung zu zwei Effek ten führen: Zum einen kann es Vorkommen, dass sich die Versetzungen nicht mehr so un gehindert durch die Matrix bewegen können und es kann beim Warmumformungsprozess zu Materialtrennungen an den Sulfid Partikeln kommen. Zum anderen kann das erfin dungsgemäß hergestellte Bauteil eine geringere Festigkeit besitzen, was die Haltbarkeit des Bauteils beeinträchtigen kann. Darüber hinaus kann es bei einem Schwefelgehalt über 0,65 Gew.-% Schwefel zu einer Verschlechterung der mechanischen Kennwerte, wie z.B. der Bruchdehnung, kommen. Weiter verbesserte Eigenschaften wurden mit einer Legie rung erzielt, deren Schwefelanteil im Bereich von 0,23 Gew.-% bis 0,45 Gew.-%, insbeson dere im Bereich von 0,25 Gew.-% bis 0,35 Gew.-% liegt. Aufgrund der erfindungsgemäß verwendeten Legierungszusammensetzung liegen die Metallsulfide bei einem derartigen Schwefelgehalt in der bleifreien Kupferlegierung als inkohärente, fein verteilte, disperse Phase in Form von fein verteilten Partikeln vor. Dies bietet den Vorteil, dass eine eventuell auftretende Korrosion nur in einem geringem Umfang lokal an diesen Partikeln und nicht entlang zusammenhängender, größerer, einzelner Phasen des Legierungsgefüges stattfin det, wie dies beispielsweise bei Standardmessing der Fall ist. Bedingt durch die geringe Größe der Partikel und die im Vergleich zum Gussbauteil sehr stark geschlossene Gefü gestruktur (keine Lunker o.ä.) findet kein signifikanter Korrosionsangriff statt.

Der Zinkgehalt der in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Kupfer-Legierung beträgt vorzugsweise 1 ,3 Gew.-% bis 3,5 Gew.-%, besonders bevorzugt ist ein Zinkgehalt im Bereich von 2,0 Gew.-% bis 3,0 Gew.-%. Mit einem Zinkgehalt in diesem Bereich kann eine homogene Verteilung der Partikel im Legierungsgefüge gewährleistet werden. Darüber hinaus bewirkt der Zink in diesem Bereich eine verbesserte Fließfähigkeit des Werkstoffes während des Verformungsprozesses. Der Zink-Gehalt von max. 3,5 Gew.-% sichert zusätz lich, dass partielle Korrosionserscheinungen vermieden und eine besonders hohe Korrosi onsbeständigkeit erreicht werden kann. Weiter verbesserte Ergebnisse lassen sich bei ei nem Zink-Gehalt von 1 ,5 Gew.-% bis 3,3 Gew.-%, besonders bevorzugt von 2,0 Gew.-% bis 3,0 Gew.-% erzielen.

Der Anteil an Phosphor (P) in der bleifreien Kupferlegierung beträgt vorzugsweise mindes tens 0,001 Gew.-%, insbesondere 0,015 Gew.-% bis 0,1 Gew.-%. Unterhalb von 0,015 Gew.-% Phosphor ist es möglich, dass keine ausreichende Desoxidation der Schmelze erfolgt, was sich auf die Phasenbildung der Legierung negativ auswirken könnte. Hingegen neigt die Kupferlegierung bei einem Phosphoranteil von mehr als 0,1 Gew.-% zu ungünsti gen Auswirkungen auf die mechanischen Eigenschaften, wie z.B. reduzierter Bruchdeh nung. Unter diesen Gesichtspunkten liegt der Gewichtsanteil an Phosphor in der bleifreien Kupferlegierung vorzugsweise im Bereich von 0,02 Gew.-% bis 0,08 Gew.-%, besonders bevorzugt im Bereich von 0,04 Gew.-% bis 0,06 Gew.-%.

Der Zinngehalt der in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Kupfer-Legierung liegt bevorzugt in einem Bereich von 3,0 Gew.-% bis 4,8 Gew.-%, insbesondere in einem Bereich von 3,0 Gew.-% < Sn < 4,5 Gew.-%. In diesem Bereich wird ein ausgewogenes, wirtschaftliches Verhältnis zwischen Festigkeit, Korrosionsbeständigkeit und Phasenvertei lung erzielt. Bei einem Zinngehalt im Bereich von 3,0 Gew.-% bis 4,8 Gew.-% werden be sonders gute Ergebnisse hinsichtlich Bruchdehnung und Korrosionsbeständigkeit erzielt. Darüber hinaus kann bei einem Zinngehalt im Bereich von 3,0 Gew.-% bis 4,8 Gew.-% die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens besonders wirtschaftlich hinsichtlich Umformgeschwindigkeit und Umformkraft durchgeführt werden. Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann es zu einer dynamischen Reckalterung kommen. Diese kann insbesondere Dann auftreten, wenn die die Diffusionsgeschwindigkeit der Zinnatome beim Umformprozess gleich der Geschwindigkeit der Wanderung der Gitterfeh ler ist. Das Auftreten der dynamischen Reckalterung kann bei der Durchführung des erfin dungsgemäßen Verfahrens durch geeignete Umformgeschwindigkeit und Umformkräfte vermieden werden. Dabei lassen sich bei einem Zinn-Gehalt von 3,5 Gew.-% bis 4,0 Gew.- % besonders gute Ergebnisse. Insofern stellt dieser bevorzugte Bereich einen idealen Kompromiss zwischen Korrosionsbeständigkeit und Herstellbarkeit dar.

Vorzugsweise beträgt der Kupfergehalt der bleifreien Kupferlegierung mindestens 90 Gew.- %, besonders bevorzugt mehr als 92 Gew.-%. Es hat sich gezeigt, dass ein solcher Kup fergehalt eine gute Verarbeitbarkeit in Kombination mit einer guten Korrosionsbeständigkeit erlaubt.

Bevorzugt handelt es sich bei der in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte Kup ferlegierung um eine bleifreie Kupferlegierung. Wie hierin verwendet, bedeutet der Begriff „bleifreie Kupferlegierung“ eine Kupferlegierung, die insbesondere Blei als unvermeidbare Verunreinigung in einer Menge von nicht mehr als 0,25 Gew.-%, bevorzugt aber nicht mehr als 0,10 Gew.-%, besonders bevorzugt nicht mehr als 0,05 Gew.-% umfasst. In der Legie rung liegt der Bleianteil bei maximal 0,25 Gew.-%, vorzugsweise bei maximal 0,10 Gew.-% und besonders bevorzugt bei maximal kleiner gleich 0,05 Gew.-%. Bei einer Prüfung der Bleimigration nach Norm DIN EN 15664-1 zeigt die Legierung keine Anzeichen einer erhöh ten Bleiabgabe in den ersten Wochen. Stattdessen lässt sich ab der achten Prüfwoche kei ne nennenswerte Bleimigration mehr ins Trinkwasser ermitteln oder liegt im Bereich der Messgenauigkeit des Verfahrens. Der Nickelanteil als unvermeidbare Verunreinigung in der erfindungsgemäß verwendeten Legierung beträgt maximal 0,4 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,3 Gew.-%. Der Nickelzusatz erhöht die Korrosionsbeständigkeit der Legierung, ohne im Widerspruch zur hygienischen Unbedenklichkeit zu stehen. Ähnlich wie beim Blei, befinden sich die Werte der Nickelmigration bei einer Prüfung nach Norm DIN EN 15664-1 weit unter den gesetzlich geforderten Grenzwert. Es kann auch von Nutzen sein, wenn die Presstemperatur in Stufe (c) in einem Bereich von 750°C bis 900°C, vorzugsweise in einem Bereich von 800°C bis 880°C, liegt. Unterhalb einer Presstemperatur von 750°C kann nicht sicher gewährleitestet werden, dass es zu einer Feinkornbildung kommt. Weiterhin sind in diesem Bereich deutlich höhere Umform kräfte notwendig, um ein Bauteil zu fertigen. Dies kann zum einen in Qualitätsproblemen durch nicht ordnungsgemäß ausgeformte Bereiche führen und zum anderen ist die Umfor mung dann nicht mehr wirtschaftlich. Oberhalb einer Presstemperatur von 900°C entstehen erste Flüssigphasen entlang der Korngrenzen der Kupferlegierung, was zu Warmrissen und ungünstigen Korngrenzbelegungen im Werkstoff führt. In dem bevorzugten Bereich der Presstemperatur von 800°C bis 880°C entsteht ein besonders homogenes, feinkörniges Gefüge und das Risiko von Warmrissen wird minimiert. Bei Presstemperaturen in einem Bereich von 815°C bis 850°C lässt sich die dynamische Reckalterung der Legierung be sonders gut vermeiden.

Es kann auch günstig sein, wenn die Pressrohlinge vor Stufe (c) auf die Presstemperatur erwärmt und über einen Zeitraum von 0,1 s bis zu 60 min, vorzugsweise von 2 s bis 10 min, bei der Presstemperatur gehalten werden. Werden die Pressrohlinge vor dem Verpressen über den genannten Zeitraum bei der Presstemperatur gehalten, dann ist sichergestellt das der ganze Pressrohling eine homogene Temperatur erreicht hat und somit ein gleichmäßi ger Pressvorgang stattfinden kann.

Es kann sich auch als günstig erweisen, wenn die Kupferlegierung in dem Bauteil nach dem Warm pressvorgang in einem oberflächennahen Bereich ein Gefüge mit einer mittleren Korngröße kleiner 100 pm aufweist. Dadurch werden das Migrationsverhalten und die Kor rosionsbeständigkeit der erfindungsgemäß hergestellten Bauteile weiter verbessert. Bevor zugt weist die Kupferlegierung in dem Bauteil nach dem Warm pressvorgang im oberflä chennahen Bereich ein Gefüge mit einer mittleren Korngröße von 10 pm bis 70 pm, insbe sondere von 20 pm bis 60 pm auf.

In Bezug auf das erfindungsgemäße metallische Bauteil hat es sich als günstig erwiesen, wenn das erfindungsgemäße metallische Bauteil zumindest abschnittsweise eine Wand stärke im Bereich von 0,5 mm bis 6,0 mm aufweist, da die dünne Wandstärke zu für die Ausbildung der für das Migrationsverhalten günstigen Kupfersulfide geeigneten Abküh lungsraten führt. Weiterhin ist es bevorzugt, wenn das gesamte erfindungsgemäße metalli sche Bauteil eine Wandstärke innerhalb der genannten Bereiche von 0,5 mm bis 4,0 mm besitzt, da es bei einer Wandstärke in diesem Bereich zu einer besonders erhöhten Ausbil dung der gewünschten Sulfidpartikel kommt. Eine Wandstärke unterhalb von 0,5 mm könn te aufgrund des geringen Querschnitts keine ausreichende mechanische Festigkeit des erfindungsgemäßen metallischen Bauteils aufweisen. Unter diesen Gesichtspunkten ist es bevorzugt, dass das erfindungsgemäße metallische Bauteil zumindest abschnittsweise eine Wandstärke im Bereich von 1 ,0 mm bis 4,0 mm aufweist.

Darüber hinaus weist die Kupferlegierung in dem erfindungsgemäßen metallischen Bauteil in einen oberflächennahen Bereich ein Gefüge mit einer mittleren Korngröße kleiner 100 pm auf. Dies trägt zu einem sehr guten Migrationsverhalten und zu einer hohen Korrosi onsbeständigkeit der erfindungsgemäßen metallischen Bauteile bei. Gleichzeitig kann da mit ein druckdichtes Gefüge gewährleistet werden. Das druckdichte Gefüge resultiert u.a. aus einem verschließen möglicher Hohlräume und Schwindungen aufgrund der beim Ge senkschmieden eingebrachten hohen Drücke und Temperaturen. Der Werkstoff wird gleichzeitig homogenisiert und mögliche Unterschiede in den Korngrößen ausgeglichen, was die mechanischen Eigenschaften ebenfalls verbessert. Bevorzugt weist die Kupferle gierung in dem Bauteil nach dem Warmpressvorgang im oberflächennahen Bereich ein Gefüge mit einer mittleren Korngröße von 10 pm bis 70 pm, insbesondere von 20 pm bis 60 pm auf.

Es kann auch von Vorteil sein, wenn das erfindungsgemäße metallische Bauteil ein Bauteil für medienführende Gas- oder Wasserleitungen, insbesondere Fitting oder Armatur für Trinkwasserleitungen ist.

Das erfindungsgemäß hergestellte metallische Bauteil weist ein druckdichtes Gefüge mit Verbesserungen im Bereich der Korrosionsbeständigkeit auf. Im Unterschied zum Guss stück, bei dem ein Flächenabtrag auch im Grund eines Lunkers beginnen kann und sich möglicherweise durch Aufkonzentrationen verstärkt, ist bei der vorliegenden Produktions methode mit einem Schritt der Warmumformung der Flächenangriff nur ausgehend von der Oberfläche erkennbar. Dies ermöglicht auch die Konstruktion noch wesentlich filigranerer Bauteile, mit erhöhten mechanischen Anforderungen. Auch werden beim Warmpressen mögliche Seigerungen homogenisiert, es können somit keine Konzentrationsunterschiede und mögliche Verarmungen an Zinn entstehen. Dies kann einem möglichen Korrosionsan griff Vorbeugen. Nachstehend soll die vorliegende Erfindung unter Bezugnahme auf Ausführungsbeispiele und damit durchgeführte Tests sowie beigefügte Zeichnungen näher erläutert werden. Es versteht sich, dass diese Beispiele nicht als die Erfindung in irgendeiner Weise einschrän kend zu betrachten sind. Sofern nichts anderes angegeben ist, sind in der vorliegenden Anmeldung einschließlich der Ansprüche sämtliche Prozentangaben und Anteilsangaben auf das Gewicht bezogen.

Kurze Beschreibung der Zeichnungen

Fig. 1 ein Gefügeschliffbild eines umgeformten Prüfkörpers aus Legierung 1 ;

Fig. 2 ein Gefügeschliffbild eines weiteren umgeformten Prüfkörpers aus Legierung 1 ;

Fig. 3 eine fotographische Darstellung einer als Wandwinkel ausgebildeten Ausführungs form eines erfindungsgemäßen metallischen Bauteils, hergestellt aus Legierung 2;

Fig. 4 eine fotographische Übersichtsdarstellung des Gefügeschliffs des in Fig. 3 gezeig ten erfindungsgemäßen metallischen Bauteils, hergestellt aus Legierung 2;

Fig. 5 einen vergrößerten Ausschnitt aus der in Fig. 4 gezeigten Übersichtsdarstellung des erfindungsgemäßen metallischen Bauteils, hergestellt aus Legierung 2;

Fig. 6 einen weiteren vergrößerten Ausschnitt aus der in Fig. 4 gezeigten Übersichtsdar stellung des erfindungsgemäßen metallischen Bauteils, hergestellt aus Legierung 2;

Fig. 7 einen weiteren vergrößerten Ausschnitt aus der in Fig. 4 gezeigten Übersichtsdar stellung des erfindungsgemäßen metallischen Bauteils, hergestellt aus Legierung 2;

Fig. 8 einen weiteren vergrößerten Ausschnitt aus der in Fig. 4 gezeigten Übersichtsdar stellung des erfindungsgemäßen metallischen Bauteils, hergestellt aus Legierung 2;

Fig. 9 eine fotografische Aufnahme eines gegossenen und damit nicht erfindungsgemäßen Bauteils aus der Legierung 22 gemäß Tabelle 5 das ein Beispiel für einen möglichen Lunker und den damit tieferliegenden Angriffspunkt im Warmauslagerungstest (an- gelehnt an Turner mit einem Chloridgehalt von 250 mg/l und einer Karbonathärte von 5,5 °dH) zeigt;

Fig. 10 eine fotografische Aufnahme eines erfindungsgemäß hergestellten metallischen

Bauteils aus der Legierung 22 gemäß Tabelle 5, die ein Beispiel für eine homogene Oberfläche mit einem Schutzschichtaufbau im Warmauslagerungstest (angelehnt an Turner mit einem Chloridgehalt von 250 mg/l und einer Karbonathärte von 5,5 °dH) zeigt.

Laborversuch zum Umformverhalten

Um das Umformverhalten nachzustellen, wurden Gesenkschmiedeversuche im Labormaß stab durchgeführt. Als Ausgangsmaterial diente ein Rohr mit der Abmessung 23 mm x 8 mm. Das Halbzeug wurde im Stranggussverfahren aus einer Kupferlegierung hergestellt, wobei die Anteile der Komponenten in der Kupferlegierung in nachstehender Tabelle 1 in Gew.-% angegeben sind.

Tabelle 1 : Leqierunqszusammensetzunq

Die halbmondförmigen Prüfkörper wurden hergestellt, indem aus dem Rohr Scheiben mit einer Dicke von etwa 5 mm herausgeschnitten wurden und die Scheiben in der Mitte ge trennt wurden. Die so erhaltenen Prüfkörper wurden mit der runden Seite nach oben in das Gesenk verbracht. Bei dem Gesenk handelt es sich um ein würfelförmiges Werkzeug aus massiven Stahl. Dieses besitzt an der Oberseite eine kreuzförmige Aussparung, in diese Aussparung wurde der zu prüfende Prüfkörper eingelegt.

Der in dem Gesenk aufgenommene Prüfkörper wurde für die in Tabelle 2 angegebene Auf heizzeit in einen Ofen gestellt und darin auf die ebenfalls in Tabelle 2 angegebene Umform temperatur aufgeheizt. Zur Umformung wurde der in dem Gesenk aufgenommene Prüfkör per aus dem Ofen entnommen, auf einem Amboss platziert und durch Schlagen mit einem Vorschlaghammer mit einer Masse von 5 kg umgeformt. Die Anzahl der Hammerschläge ist in Tabelle 2 angegeben. Aufgrund der halbmondförmigen Geometrie und der Aussparung des Rohrinnendurchmessers, fand in jedem Fall eine Umformung statt. Im Anschluss an die Umformung wurde die Probe mittels Wasser abgekühlt, um den so entstandenen Gefü gezustand zu konservieren und zu beurteilen. Die umgeformten Proben wurden dann me- tallographisch präpariert und im Bereich der Umformung beurteilt. Die Korngrößen wurden nach DIN EN ISO 2624 im Linienschnittverfahren bestimmt.

Die Versuchsbedingungen sind in nachstehender Tabelle 2 zusammengefasst:

Tabelle 2: Versuchsbedinqunqen

In den Versuchen konnte festgestellt werden, dass sich im Bereich zwischen 800 und 860°C sehr positive Umformeigenschaften zeigen und es zur beschriebenen Feinkornbil dung kommt. Liegen die Temperaturen in einem niedrigeren Bereich, so sind kaum mehr Umformungen zu erzielen. Liegen sie in einem höheren Bereich, so sind Aufschmelzungen und netzförmige Sulfidagglomerate sichtbar. In Figur 1 ist ein Gefügeschliffbild eines Prüf körpers gezeigt, der im Laborversuch bei 830°C umgeformt worden (Probe 3). Das umge formte Gefüge weist eine reduzierte mittlere Korngröße von ca. 45 pm auf. Die Korngröße des Prüfkörpers vor der Umformung entspricht dem eines gegossenen Bauteiles, ca. 540 pm.

In Figur 2 (Probe 21) ist ein Gefügeschliffbild eines weiteren umgeformten Prüfkörpers ge zeigt, der durch einen Hammerschlag bei etwa 950°C umgeformt worden ist. Wie Figur 2 zeigt, besitzt das Gefüge des Prüfkörpers aufgeschmolzene Gefügebereiche, die auf die hohe Umformungstemperatur von etwa 950°C zurückzuführen sind. Die mittlere Korngröße beträgt hier etwa 140 pm. Das vorliegende Bauteil zeigt Warmrisse und im Gefüge ungüns tig verteilte Sulfidpartikel. Daher handelt es sich um einen Zustand der im realen Bauteil nicht verwendbar ist.

Untersuchung eines gepressten Bauteils bzgl. der Korngrößenverteilung

Um die Herstellbarkeit eines gepressten Bauteiles in einem realen Fertigungsprozess nachzustellen, wurde einige typische Bauteile einer Trinkwasserinstallation gefertigt. Unter anderem wurde ein Wandwinkel produziert, der in der fotographischen Darstellung gemäß Figur 3 gezeigt ist.

Die zum Pressen des Wandwinkels eingesetzte Kupferlegierung wies die in nachstehender Tabelle 3 und Tabelle 4 angegebenen Anteile der Komponenten in Gew.-% auf.

Tabelle 3: Leqierunqszusammensetzunq

Tabelle 4: Weitere Leqierunqszusammensetzunqen

Für die Produktion des Wandwinkels, wurden aus oben genannten Material Strangguss stangen hergestellt, die zu Pressrohlingen abgelängt wurden. Die Pressrohlinge wurden anschließend in einem Vorheizofen auf eine Presstemperatur von ca. 830°C erhitzt. Aus dem Vorheizofen wurden die erhitzten Rohlinge dann per Rutsche in ein vorgeheiztes Ge- senk verbracht, in dem die Bauteile durch Schließen des Gesenks hergestellt worden sind. Die so gewonnenen Pressteile wurden anschließend abgekühlt. In einem letzten Schritt wurden die Bauteile endverarbeitet und mit einer Durchgangsbohrung sowie mit einem Gewinde versehen. In Figur 4 ist ein Übersichtsbild des Gefügeschliffes eines Schnittes durch den in Figur 3 gezeigten gepressten Wandwinkel, hergestellt aus Legierung 2, dargestellt. Die verschie- denen Positionen zeigen dabei kritische Bereiche des Formstückes. In Figur 5 (Position 1) ist dabei der Gewindebereich mit einem besonders feinkörnigen Gefüge zu sehen. Der un tere Teil des Bildes zeigt dabei die mit Medium in Kontakt kommende Innenseite, die bei der bestimmungsgemäßen Verwendung des erfindungsgemäßen Bauteils mit dem Medi um, insbesondere mit Wasser, in Kontakt kommt. Hier kommt die erhöhte Festigkeit des druckdichten Gefüges im Gewindebereich zum Tragen. Dadurch kommt es im hochbelaste ten Gewindebereich zu weniger Verformungen und das Bauteil wird besser abgedichtet. In Figur 6 (Position 2) ist der Innenbereich hinter dem Gewindezahn aus Figur 4 zu erkennen. Die Korngröße nimmt an dieser Stelle zu, sodass eine höhere Zähigkeit gegeben ist. In Figur 7 (Position 3) wird diese Art der Gefügeausbildung auch in einem weiteren Bereich gezeigt. Dieser befindet sich im Gewindegrund am Übergang zur Verjüngung des Bautei les. Hier beträgt die mittlere Korngröße ca. 25 pm. Besonderes um einem erosiven Ver schleiß vorzubeugen, ist die aufgrund der niedrigen mittleren Korngröße erhöhte Oberflä chenhärte in diesem Bereich von Vorteil. Figur 8 (Position 4) illustriert den Bereich, in dem das erfindungsgemäße Bauteil für den Übergang zum Auslauf aufgebohrt worden ist. Im Wesentlichen liegt hier weiterhin der ursprüngliche Zustand der Legierung in dem Press rohling, also vor dem Pressvorgang, vor, welcher ggf. auftretende mechanische Kräfte in Form von Versetzungen aufnehmen kann. Diese können bei einer Baustellenmontage vor allem beim Ausrichten des Wandwinkels für eine Armatur einen besonders belasteten Be reich darstellen, wobei der zähe Kern hier von großem Vorteil ist.

Dies zeigt, dass sich die Materialhärte in den verformten Bereichen grundsätzlich deutlich steigern lässt. Im vorliegenden Beispiel konnte im Kragenbereich (siehe Position 1 - Figur 3) die Härte im Vergleich zu einem baugleichen Wandwinkel aus einem Sandgussverfahren auf eine Härte von 78 HBW 2,5/62,5 nach DIN EN ISO 6506-1 signifikant gesteigert wer den.

Für die weiteren bleifreien Kupferlegierungen aus Tabelle 4 werden erfindungsgemäß ge presste Bauteil mit ebenfalls verbesserten Eigenschaften erhalten, wie z.B. die Materialhär te in den verformten Bereichen. Bestimmung des Korrosionsverhaltens einer Kupferleqierunq in Kontakt mit einem wässri gen Medium von im Gesenkschmiedenverfahren produzierten Bauteile

Zur Beurteilung der Korrosionsbeständigkeit wurden im Gesenkschmieden hergestellte Bauteile einem Warmauslagerungstest, der in der Offenlegungsschrift DE 10 2017 100896 A1 beschrieben ist, unterzogen.

Für diese Warmauslagerungstests wurde unter anderem eine bleifreie Kupferlegierung eingesetzt, deren Anteile der einzelnen Legierungskomponenten in nachstehender Tabelle 5 in Gew.-% angegeben ist.

Tabelle 5: Leqierunqszusammensetzunq

Zur Herstellung von Prüfkörpern wurden, aus der Legierung Wandwinkel 16 Rp 1 für den Baustelleneinsatz gefertigt. Die mechanische Bearbeitung der Bauteile erfolgte unter se riennahen Bedingungen. Dazu wurden beispielsweise die Oberflächen mit vergleichbaren Rauigkeitstiefen gefertigt. Zur Gewinnung der Prüfkörper wurden im Anschluss die Bauteile halbiert. Die Oberfläche der Prüfkörper wurde mit Aceton gereinigt. Um für die Messung ein Nullniveau zu generieren wurden die Bauteile dann Unterseite lackiert und im unlackierten Prüfbereich ein weiteres Mal gereinigt. Anschließend wurden die Prüfkörper frei hängend in ein Prüfbehältnis eingebracht. Die Prüfbehältnisse wurden dann für fünf Monate in einen Wärmeschrank bei 90°C eingestellt, wobei das Prüfmedium jeweils in Intervallen von sie ben Tagen gewechselt wurde.

Als Prüfmedien wurden jeweils 21 verschiedene wässrige Prüfmedien bzw. Prüfwässer mit unterschiedlichen pH-Werten und Säurekapazitäten eingestellt. Darüber hinaus wurden verschiedene Gehalte an Chloridionen und/oder Sulfationen durch die Zugabe von Natri umchlorid und/oder Natriumsulfat eingestellt. Die Gehalte können aus Tabelle 6 entnom men werden. Tabelle 6:

Nach Abschluss des fünfmonatigen Testzeitraums werden die Prüfbehältnisse aus dem Wärmeschrank entnommen, auf Raumtemperatur abgekühlt, die Prüfkörper aus den jewei ligen Prüfbehältnissen entnommen, getrocknet, aufgeschnitten und die Schnittfläche nach entsprechender Aufarbeitung lichtmikroskopisch untersucht.

Im Vergleich zu einem aus Legierung 22 gegossen Bauteil zeigt ein aus Legierung 22 warmgepresstes Bauteil eine nochmals verbesserte Angriffsbeständigkeit. Dies liegt vor allem im dichteren Gefüge begründet. Dadurch, dass keine Lunker oder Porositäten vorlie- gen, greift das Medium beim warmgepressten Bauteil flächig von der Oberfläche an und es bildet sich sehr zügig eine schützende, festhaftende, geschlossene Deckschicht. Diese Schicht ist wie beim Gussbauteil nahezu frei von Störungen bzw. Defekten und entfaltet damit ihren vollständigen Schutz durch die Vermeidung eines Angriffes im Grund einer Po- rosität.

In Fig. 9 ist ein aus Legierung 22 herkömmlich gegossen Bauteil mit Angriffen dargestellt, die sich entlang von Poren in die Tiefe fortsetzen, welches im Warmauslagerungstest bei einer Karbonathärte von 5,5 °dH und einem Chloridgehalt von 250 mg/l eingesetzt wurde. Im Vergleich dazu ist in Fig. 10 ein erfindungsgemäß warmgepresstes Bauteil aus Legie rung 22 dargestellt, welches bei identischer Werkstoffzusammensetzung unter gleichen Prüfungsbedingungen beim Warmauslagerungstest geprüft wurde. Beim warmgepressten Bauteil finden sich im Gegensatz zum Bauteil aus Fig. 9 keinerlei Poren. Das Medium greift daher homogen an der Oberfläche an und die Angriffe sind dadurch deutlich geringer. Das Korrosionsverhalten wird durch das Warmpressen, wie in Fig. 10 gezeigt, positiv beein flusst.

Voranstehend wurde die vorliegende Erfindung unter Bezugnahme auf Beispiele und Ver gleichsbeispiele beschrieben. Für den Fachmann ist es jedoch ersichtlich, dass die Erfin dung nicht auf diese Beispiele eingeschränkt ist, sondern sich der Umfang der vorliegenden Erfindung aus den beiliegenden Ansprüchen ergibt.