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Title:
METHOD FOR TEMPERATURE-TREATING A MANGANESE STEEL INTERMEDIATE PRODUCT, AND STEEL INTERMEDIATE PRODUCT WHICH HAS BEEN TEMPERATURE-TREATED IN A CORRESPONDING MANNER
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2017/162450
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for temperature-treating a manganese steel intermediate product, the alloy of which comprises the following: ⋅ a manganese content which lies in the range of 3 wt.% < Mn < 12 wt.%, ⋅ a content of one or more alloy elements of the following group: silicon (Si), aluminum (Al), nickel (Ni), chromium (Cr), molybdenum (Mo), phosphorus (P), sulfur (S), nitrogen (N), copper (Cu), boron (B), cobalt (Co), and tungsten (W), ⋅ an optional carbon content (C) of less than 1 wt.%, ⋅ an optional content of one or more micro-alloying elements, wherein the entire content of the micro-alloying elements is less than 0.45 wt.%, and ⋅ as the remainder, an iron content (Fe) and unavoidable impurities. The temperature treatment of the steel intermediate product has a first temperature treatment process and a subsequent second temperature treatment process. The first temperature treatment process is a high-temperature process in which the steel intermediate product is exposed to a first annealing temperature during a first hold time, said annealing temperature lying above a critical temperature threshold which is defined as follows: CTT = (856 - SK * manganese content) degrees Celsius, in which SK is a gradient value, and the second temperature treatment process is an annealing process in which the steel intermediate product is exposed to a second annealing temperature which is lower than the first annealing temperature.

Inventors:
FÜREDER-KITZMÜLLER FRIEDRICH (AT)
SCHNEIDER REINHOLD (AT)
KRIZAN DANIEL (AT)
Application Number:
PCT/EP2017/055714
Publication Date:
September 28, 2017
Filing Date:
March 10, 2017
Export Citation:
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Assignee:
VOESTALPINE STAHL GMBH (AT)
International Classes:
C21D6/00
Domestic Patent References:
WO2014095082A12014-06-26
Foreign References:
US20160002746A12016-01-07
Other References:
ARLAZAROV A ET AL: "Evolution of microstructure and mechanical properties of medium Mn steels during double annealing", MATERIALS SCIENCE AND ENGINEERING A: STRUCTURAL MATERIALS: PROPERTIES, MICROSTRUCTURES AND PROCESSING, ELSEVIER BV, NL, vol. 542, 7 February 2012 (2012-02-07), pages 31 - 39, XP028472328, ISSN: 0921-5093, [retrieved on 20120216], DOI: 10.1016/J.MSEA.2012.02.024
LI Z C ET AL: "Mechanical properties and austenite stability in hot-rolled 0.2C-1.6/3.2Al-6Mn-F", MATERIALS SCIENCE AND ENGINEERING A: STRUCTURAL MATERIALS: PROPERTIES, MICROSTRUCTURES AND PROCESSING, vol. 639, 27 May 2015 (2015-05-27), pages 559 - 566, XP029214923, ISSN: 0921-5093, DOI: 10.1016/J.MSEA.2015.05.061
LEE, Y. K. AND HAN, J.: "Current opinion in medium manganese steel", MATERIALS SCIENCE AND TECHNOLOGY, vol. 31, no. 7, 26 November 2014 (2014-11-26), pages 843 - 856, XP002757591, ISSN: 0267-0836, DOI: 10.1179/1743284714Y.0000000722
Attorney, Agent or Firm:
OK PAT AG (CH)
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Claims:
Ansprüche

1. Verfahren zum Temperaturbehandeln eines Mangan-Stahlzwischenprodukts, dessen Legierung umfasst:

o einen Mangananteil (Mn), der im folgenden Manganbereich (MnB)

3 Gew.% < Mn < 12 Gew.% liegt,

o einen Anteil von einem oder mehreren Legierungselementen der Gruppe: Silizium (Si), Aluminium (AI), Nickel (Ni), Chrom (Cr), Molybdän (Mo), Phosphor (P), Schwefel (S), Stickstoff (N), Kupfer (Cu), Bor (B), Wolfram (W), Kobalt (Co),

o einen optionalen Kohlenstoffanteil (C) von weniger als 1 Gew.%,

o einen optionalen Anteil von einem oder mehreren

Mikrolegierungselementen, wobei der gesamte Anteil der

Mikrolegierungselemente weniger als 0,45 Gew.% beträgt, und

o als Rest einen Eisenanteil (Fe) und unvermeidbare Verunreinigungen, wobei das Temperaturbehandeln des Stahlzwischenprodukts einen ersten Temperaturbehandlungsprozess (S. l) und einen nachfolgenden zweiten Temperaturbehandlungsprozess (S.2) umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass es sich

- bei dem ersten Temperaturbehandlungsprozess (S. l) um ein

Hochtemperaturverfahren handelt, bei dem das Stahlzwischenprodukt während einer ersten Haltedauer (Δ1) einer ersten Glühtemperatur (Tl) ausgesetzt wird, die oberhalb einer kritischen Temperaturgrenze (TKG) liegt, die wie folgt definiert ist: TKG = (856 - SK * Mangananteil) Grad Celsius, wobei SK ein Steigungswert ist, und wobei dieser Steigungswert SK = 7,83 ± 10%, vorzugsweise SK = 7,83 beträgt,

- bei dem zweiten Temperaturbehandlungsprozess (S.2) um ein

Glühverfahren handelt, bei dem das Stahlzwischenprodukt einer zweiten Glühtemperatur (T2) ausgesetzt wird, die niedriger ist als die erste Glühtemperatur (Tl).

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste

Glühtemperatur (Tl) in dem genannten Manganbereich (MnB) eine

Abhängigkeit aufweist, die wie folgt definiert ist: Ti RJ (866 - SK *

Mangananteil) Grad Celsius. 3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Haltedauer (Δ1) mindestens 10 Sekunden und vorzugsweise zwischen 10 Sekunden und 6000 Minuten beträgt. 4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Glühtemperatur (T2) im Bereich zwischen den Temperaturen Ai und A3 liegt, wobei es sich bei Ai um die Starttemperatur der

Austenitisierung und bei A3 um die Starttemperatur der Vollaustenitisierung handelt. 5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite

Glühtemperatur (T2) im Bereich von 630°C bis 675 °C liegt. 6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass im Rahmen des zweiten Temperaturbehandlungsprozesses (S.2) die zweite Glühtemperatur (T2) während einer zweiten Haltedauer (Δ2) von

mindestens 10 Sekunden gehalten wird . 7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Temperaturbehandlungsprozess (S.2) inklusive eines

Erwärmvorgangs (E2) des Stahlzwischenprodukts, des Haltens (H2) der zweiten Glühtemperatur (T2) und eines Abkühlvorgangs (A2) des

Stahlzwischenprodukts weniger als 6000 Minuten und vorzugsweise weniger als 5000 Minuten dauert. 8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, d der Anteil der einen oder mehreren Legierungselemente im folgenden Bereich liegt:

Silizium (Si) < 3 Gew.%, und vorzugsweise < 2 Gew.%, Aluminium (AI) < 8 Gew.%, und vorzugsweise < 6 Gew.%, Nickel (Ni) < 2 Gew.%, und vorzugsweise < 1 Gew.%,

Chrom (Cr) < 2 Gew.%, und vorzugsweise < 0,5 Gew.%,

Molybdän (Mo) < 0,5 Gew.%, und vorzugsweise < 0,25 Gew.%, Phosphor (P) < 0,05 Gew.%, und vorzugsweise < 0,025 Gew.%,

- Schwefel (S) < 0,03 Gew.%, und vorzugsweise < 0,01 Gew.%,

- Stickstoff (N) < 0,05 Gew.%, und vorzugsweise < 0,025 Gew.%,

Kupfer (Cu) < 1 Gew.%, und vorzugsweise < 0,5 Gew.%,

- Bor (B) < 0,005 Gew.%, und vorzugsweise < 0,0035 Gew.%,

Wolfram (W) < 1 Gew.%, und vorzugsweise < 0,5 Gew.%,

Kobalt (Co) < 2 Gew.%, und vorzugsweise < 1 Gew.%.. 9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei den Mikrolegierungselementen um Elemente der Gruppe handelt: Titan (Ti), Niob (Nb), Vanadium (V). 10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem ersten Temperaturbehandlungsprozess (S. l) um einen Prozess handelt, der in einer kontinuierlichen Bandanlage oder in einer diskontinuierlich arbeitenden Anlage durchgeführt wird. 11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem zweiten Temperaturbehandlungsprozess (S.2) um einen Prozess handelt, der in einer kontinuierlichen Bandanlage oder der in einer diskontinuierlich arbeitenden Anlage durchgeführt wird, wobei das Stahlzwischenprodukt in dieser Anlage dem Glühverfahren in einer

Schutzgasatmosphäre ausgesetzt wird . 12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass eine

Haubenglühvorrichtung als diskontinuierlich arbeitende Anlage dient. 13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Stahlzwischenprodukt in einem Schritt, der dem zweiten

Temperaturbehandlungsprozess (S.2) nachgelagert ist, einem

Dressierverfahren unterzogen wird, wobei dieses Dressierverfahren primär darauf gerichtet ist die Oberfläche des Stahlzwischenprodukts zu

konditionieren.

14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Temperaturbehandlungsprozess (S. l) während eines

Warmwalzprozesses durchgeführt wird, wobei dieser Warmwalzprozess mit einer Walzendtemperatur durchgeführt wird, die im Bereich oberhalb der kritischen Temperaturgrenze (TKG) liegt. 15. Stahlzwischenprodukt, das nach einem Verfahren der Ansprüche 1 bis 14 temperaturbehandelt wurde, dadurch gekennzeichnet, dass es eine

Lüdersdehnung (AL) aufweist, die geringer ist als 3% und vorzugsweise geringer als 1% ist. 16. Stahlzwischenprodukt nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass eine Lüdersdehnung (AL) von weniger als 3% an dem Stahlzwischenprodukt messbar ist, bevor das Stahlzwischenprodukt einem nachgelagerten

Dressierverfahren ausgesetzt wurde. 17. Stahlzwischenprodukt nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass es aufgrund einer reduzierten Lüdersdehnung (AL), im Vergleich zur Reduktion der Lüdersdehnung mit Dressieren, eine größere nutzbare technische Dehnung aufweist.

Description:
Verfahren zum Temperaturbehandeln eines Mangan- Stahlzwischenprodukts und Stahlzwischenprodukt, das

entsprechend temperaturbehandelt wurde

[001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Temperaturbehandeln eines Mangan-Stahlzwischenprodukts. Es geht auch um eine spezifische Legierung eines Mangan-Stahlzwischenprodukts, das im Rahmen eines speziellen Verfahrens temperaturbehandelt wird, um so eine deutlich reduzierte Lüdersdehnung zu erzielen. Diese Anmeldung beansprucht die Priorität der europäischen Patentanmeldung Nummer EP 16162073.7, welche am 23. März 2016 eingereicht wurde. [002] Sowohl die Zusammensetzung, respektive Legierung, als auch die Wärmebehandlung im Herstellungsprozess haben einen deutlichen Einfluss auf die Eigenschaften von Stahlprodukten.

[003] Es ist bekannt, dass im Rahmen einer Wärmebehandlung das Aufwärmen, Halten und Abkühlen einen Einfluss auf das endgültige Gefüge eines Stahlprodukts haben kann. Weiterhin spielt, wie bereits angedeutet, natürlich auch die Legierungszusammensetzung des Stahlprodukts eine große Rolle. Die thermodynamischen und werkstofftechnischen Zusammenhänge in legierten Stählen sind sehr komplex und hängen von vielen Parametern ab.

[004] Es hat sich gezeigt, dass sich durch eine Kombination verschiedener Phasen im Gefüge eines Stahlprodukts die mechanischen Eigenschaften und die Verformbarkeit beeinflussen lassen. [005] Je nach spezifischem Anforderungsprofil kommen unterschiedliche Stähle zum Einsatz. [006] Eine bedeutende Komponente heutiger, neuer Stahl-Legierungen ist Mangan (Mn). Es handelt sich um sogenannte Mittel-Mangan-Stähle, die auch als Medium-Mangan-Stähle bezeichnet werden. Der Mangan-Anteil in Gewichtsprozent (Gew.%) liegt dabei häufig im Bereich zwischen 3 und 12. Ein Medium-Mangan- Stahl hat aufgrund seines Gefüges eine hohe Kombination von Zugfestigkeit und Dehnung . Typische Anwendung in der Automobilindustrie sind komplexe sicherheitsrelevante Tiefziehbauteile.

[007] In Fig. 1 ist ein klassisches, stark schematisiertes Diagramm gezeigt, bei dem die Bruchdehnung A 8 o (im Englischen total elongation genannt) in Prozent über der Zugfestigkeit (im Englischen tensile strength genannt) in MPa aufgetragen ist. Die Zugfestigkeit wird hier mit R m abgekürzt. Das Diagramm der Fig . 1 gibt eine Übersicht über die Festigkeitsklassen momentan eingesetzter Stahlwerkstoffe für die Automobilindustrie. Generell gilt die folgende Aussage : umso höher die Zugfestigkeit R m einer Stahllegierung ist, umso geringer ist die Bruchdehnung Aso dieser Legierung. Vereinfacht ausgedrückt kann festgestellt werden, dass die Bruchdehnung A 8 o mit zunehmender Zugfestigkeit R m abnimmt und umgekehrt. Es muss also für jede Anwendung ein optimaler Kompromiss zwischen der Bruchdehnung A 8 o und der Zugfestigkeit R m gefunden werden. [008] Im Automobilsektor arbeitet man mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Stahllegierungen, die jeweils speziell für ihr jeweiliges Einsatzgebiet am Fahrzeug optimiert wurden. Bei Innen- und Außenpanelen, strukturellen Teilen und Stoßfängern kommen Legierungen zum Einsatz, die eine gute Energieabsorption aufweisen. Stahlpanele für die Außenhaut eines Fahrzeugs sind relativ„weich" und haben beispielsweise eine Zugfestigkeit R m von ca . 300 MPa und eine gute Bruchdehnung Aso >30%. Die Stahllegierungen von sicherheitsrelevanten Bauteilen haben beispielsweise eine Zugfestigkeit R m im Bereich zwischen 600 und 1000 MPa . Hierfür eignen sich zum Beispiel sehr gut die TRIP (transfomation induced plasticity) Stähle (Bezugszeichen 1 in Fig. 1). [009] Bei Stahlbarrieren (z.B. für den Seitenaufprallschutz), die bei einem Unfall das Eindringen von Fahrzeugteilen verhindern sollen, werden Stahllegierungen eingesetzt, die eine hohe Zugfestigkeit R m von meist mehr als 1000 MPa aufweisen. Hier eignet sich beispielweise die neue Generation von höherfesten AHSS (Advanced High-Strength Steels) Stählen (Bezugszeichen 2 in Fig. 1). In dieser Kategorie befinden sich die TBF (Trip Bainitic Ferrite) Stähle und die Q&P (Quenching & Partitioning) Stähle. Diese hochfesten AHSS Stähle haben beispielsweise einen Mangan-Anteil im Bereich zwischen 1,2 und 3 Gew.% und einen Kohlenstoffanteil C, der zwischen 0,05 und 0,25 Gew.% liegt.

[0010] In dem Bereich, der in Fig. 1 mit dem Bezugszeichen 3 bezeichnet ist, sind die bereits erwähnten Medium-Mangan-Stähle schematisch zusammen-gefasst. Der mit dem Bezugszeichen 3 bezeichnete Bereich umfasst Medium-Mangan- Stähle mit einem Mn-Anteil zwischen 3 und 12 Gew.% und mit einem Kohlenstoff- Anteil < 1 Gew.%.

[0011] Die heutigen Medium Mangan Stähle weisen aufgrund ihres ultra feinen Kornes (typischerweise < 1μm) eine ausgeprägte Streckgrenze auf, die sich bei der Zugprüfung deutlich zeigt. Eine beispielhafte Zugkurve 4 (auch Spannungs- Dehnungs-Kurve genannt) ist der Fig . 2 zu entnehmen. In Fig . 2 ist die Spannung σ (in MPa) über die Dehnung ε (in %) aufgetragen. Die Zugkurve 4 zeigt ein Zwischenmaximum 5, das als obere Streckgrenze ( ReH) bezeichnet wird, gefolgt von einem Plateau 6. Im Bereich der unteren Streckgrenze ( R eL ) geht das Plateau 6 in einen ansteigenden Kurvenbereich über. Die„Länge" des Plateaus 6 wird als Lüdersdehnung (A L ) bezeichnet, wie in Fig . 2 gezeigt. Ein Stahlprodukt mit einer solch ausgeprägten Streckgrenze kann an der Oberfläche der Bauteile für die Automobilindustrie unerwünschte Lüdersbänder (strecher-strainer marks) bilden. Daher muß die ausgeprägte Streckgrenze typischerweise durch einen Nachwalz - Prozess reduziert werden. Das Nachbehandeln in einem entsprechenden Nachwalzwerk (meist mit einem Dressiergerüst) wird auch als Dressieren bezeichnet. [0012] Der energetische und technische Aufwand für das Dressieren ist zum Teil recht hoch. Zusätzlich führt dieser Prozess zu einer Reduktion der nutzbaren Dehnung . [0013] Es stellt sich daher die Aufgabe, ein Verfahren zum Herstellen von Mangan- Stahlzwischenprodukten zu entwickeln, bei denen die Lüdersdehnung weniger deutlich ausgeprägt ist. Vorzugsweise sollen die Mangan-Stahlzwischenprodukte keine (messbare) Lüdersdehnung aufweisen. [0014] Untersuchungen an zahlreichen Legierungszusammensetzungen von Medium-Mangan-Stählen haben gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen der ursprünglichen Austenit-Korngrösse dieser Stähle und der Lüdersdehnung gibt. D.h. die ursprüngliche Austenit-Korngrösse hat einen Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften dieser Stähle. Generell kann postuliert werden, dass sich die Lüdersdehnung umgekehrt proportional zur ursprünglichen Austenit- Korngrösse verhält.

[0015] Als Teilaufgabe der Erfindung geht es somit darum eine Legierungszusammensetzung und ein Verfahren zur Temperaturbehandlung zu finden, um eine Vergrößerung der ursprünglichen Austenit-Korngrösse zu erzielen und um die vergrösserten Austenit-Körner im Gefüge der Medium-Mangan-Stähle zu manifestieren. Anders als im Stand der Technik (siehe z. B. WO2014095082 AI), wo es um das Bereitstellen von ultrafeinen Gefügen geht (mit einer Ultrafeinkörnigkeit mit einer mittleren Korngrösse von ca . 1 pm), zielt die Erfindung in eine andere Richtung . Ausserdem kommt in der beispielhaft genannten Patentanmeldung WO2014095082 AI ein Doppelglühverfahren zum Einsatz, das mit anderen Temperaturen und Verfahrensabläufen arbeitet. Stahlprodukte, die nach dem Verfahren von WO2014095082 AI hergestellt wurden, haben eine deutlich ausgeprägte Streckgrenze.

[0016] Gemäß Erfindung werden eine besonders geeignete Mangan-Stahl- Legierung und ein optimiertes Verfahren zum Temperaturbehandeln eines Mangan-Stahlzwischenprodukts bereitgestellt. [0017] Die Mangan-Stahl-Legierung der Erfindung umfasst:

einen Mangananteil (Mn), der im folgenden Manganbereich 3 Gew.% < Mn < 12 Gew.% liegt,

einen Anteil von einem oder mehreren Legierungselementen der Gruppe : Silizium (Si), Aluminium (AI), Nickel (Ni), Chrom (Cr), Molybdän (Mo),

Phosphor (P), Schwefel (S), Stickstoff (N), Kupfer (Cu), Bor (B), Kobalt (Co), Wolfram (W),

einen optionalen Kohlenstoffanteil (C) von weniger als 1 Gew.%,

einen optionalen Anteil von einem oder mehreren Mikrolegierungselementen z. B. : Titan (Ti), Niob (Nb) und Vanadin (V), wobei der gesamte Anteil der

Mikrolegierungselemente weniger als 0,45 Gew.% beträgt, und

als Rest einen Eisenanteil (Fe) und unvermeidbare Verunreinigungen.

[0018] Die Mangan-Stahlzwischenprodukte, die aus einer Schmelze dieser Mangan-Stahl-Legierung hergestellt wurden, werden im Rahmen einer erfindungsgemässen Temperaturbehandlung einem ersten Temperaturbehandlungsprozess und einem nachfolgenden zweiten Temperaturbehandlungsprozess unterzogen. [0019] Bei dem ersten Temperaturbehandlungsprozess handelt es sich um ein Hochtemperaturverfahren, bei dem das Stahlzwischenprodukt während einer ersten Haltedauer einer ersten Glühtemperatur ausgesetzt wird, die oberhalb einer kritischen Temperaturgrenze (als T KG bezeichnet,) liegt, wobei diese kritische Temperaturgrenze (T KG ) wie folgt definiert ist: T KG ≥ (856 - SK * Mangananteil) Grad Celsius, und wobei SK ein Steigungswert ist.

[0020] Die genannte Formel, die als Definiton der kritischen Temperaturgrenze (T KG ) dient, sagt aus, dass die kritische Temperaturgrenze (T KG ) im genannten Manganbereich mit zunehmendem Mangananteil abnimmt.

[0021] Der genannte Steigungswert ist vorzugsweise bei allen Ausführungsformen wie folgt definiert SK = 7,83± 10% und besonders vorzugsweise bei SK = 7,83. [0022] Bei dem zweiten Temperaturbehandlungsprozess handelt es sich um ein Glühverfahren, bei dem das Stahlzwischenprodukt einer zweiten Glühtemperatur T2 ausgesetzt wird, die in jedem Fall niedriger ist als die erste Glühtemperatur Tl. [0023] Vorzugsweise zeigt die erste Glühtemperatur Tl bei allen Ausführungsformen eine Abhängigkeit vom genannten Manganbereich der Legierung, die wie folgt definiert ist: Tl > T KG -

[0024] Besonders bevorzugt sind Ausführungsformen der Erfindung, bei einer kritischen Temperatur T K > (866 - SK * Mangananteil) Grad Celsius, wobei gilt: S K = 7,83±10%.

[0025] Vorzugsweise beträgt die erste Haltedauer bei allen Ausführungsformen mindestens 10 Sekunden. Besonders vorzugsweise beträgt die erste Haltedauer bei allen Ausführungsformen zwischen 10 Sekunden und 7000 Minuten.

[0026] Vorzugsweise liegt die zweite Glühtemperatur T2 bei allen Ausführungsformen im Bereich zwischen den Temperaturen Ai und A3. [0027] Es werden vorteilhafte Ergebnisse erzielt, falls der zweite Temperaturbehandlungsprozess inklusive des Erwärmens des Stahl ¬ zwischenprodukts, des Haltens der zweiten Glühtemperatur und des Abkühlens des Stahlzwischenprodukts weniger als 6000 Minuten dauert. Vorzugsweise liegt diese Gesamtzeit sogar bei weniger als 5000 Minuten.

[0028] Die Erfindung lässt sich besonders vorteilhaft auf Legierungen anwenden, bei denen der Anteil der einen oder mehreren Legierungselemente im folgenden Bereich liegt:

[0029] Vorteilhafte Ergebnisse zeigen sich bei allen Ausführungsformen, bei denen als Mikrolegierungselemente Elemente der folgenden Gruppe eingesetzt werden : Titan (Ti), Niob (Nb), Vanadium (V).

[0030] Die Erfindung ermöglicht erstmals das Bereitstellen von Stahlzwischenprodukten, die eine Lüdersdehnung A L aufweisen, die geringer ist als 3% und vorzugsweise geringer als 1%. [0031] Gleichzeitig haben die Stahlzwischenprodukte der Erfindung vorzugsweise bei allen Ausführungsformen eine mittlere primäre Austenit-Korngrösse, die grösser ist als 3 pm .

[0032] Die Legierung der Stahlzwischenprodukte der Erfindung weist gemäß Erfindung vorzugsweise einen mittleren Mangangehalt auf, was bedeutet, dass der Mangananteil im Bereich 3 Gew.% < Mn < 12 Gew.% liegt. Vorzugsweise liegt der Mangananteil bei allen Ausführungsformen im Bereich von 3,5 Gew.% < Mn < 8,5 Gew.%. [0033] Der Kohlenstoffanteil der Stahlprodukte der Erfindung ist generell eher niedrig. Ausserdem ist der Kohlenstoffanteil bei allen Ausführungsformen optional .

D.h. der Kohlenstoffanteil liegt bei der Erfindung im Bereich C < 1 Gew.%.

Besonders bevorzugt sind Ausführungsformen, bei denen der Kohlenstoffanteil im einem der folgenden Bereiche liegt

[0034] Bei einem bevorzugten Verfahren der Erfindung wird der erste Temperaturbehandlungsprozess in einer kontinuierlichen Bandanlage (Glühanlage) durchgeführt. Dieser Vorgang wird auch als Kontiglühen bezeichnet. Oder eine andere Möglichkeit ist eine diskontinuierliche Wärmebehandlung (Haubenglühung) des Stahlzwischenproduktes.

[0035] Falls es um das Temperaturbehandeln eines Warmbandes geht, so kann die erste Temperaturbehandlung der Erfindung auch durch eine spezielle Temperaturführung beim Warmwalzen durchgeführt werden. Bei dieser speziellen Temperaturführung wird darauf geachtet, dass die Walzendtemperatur des Warmbandes beim Warmwalzen im Bereich oberhalb der kritischen Temperaturgrenze T KG liegt.

[0036] Bei einem bevorzugten Verfahren der Erfindung wird der zweite Temperaturbehandlungsprozess in einer diskontinuierlich arbeitenden Anlage durchgeführt wird, wobei das Stahlzwischenprodukt dem Glühverfahren in dieser Anlage in einer Schutzgasatmosphäre ausgesetzt wird . Dieser Vorgang wird vorzugsweise in einer Haubenglühanlage durchgeführt. Der zweite Temperaturbehandlungsprozess kann bei allen Ausführungsformen aber auch in einer kontinuierlichen Bandanlage (Glühanlage) oder in einer Feuer- verzinkungsanlage durchgeführt werden. [0037] Das Stahlzwischenprodukt aller Ausführungsformen kann optional einem Dressierverfahren unterzogen werden, wobei dieses Dressierverfahren primär darauf gerichtet ist die Oberfläche des Stahlzwischenprodukts zu konditionieren. Ein intensiveres Dressieren ist nicht erforderlich, da die Stahlzwischenprodukte der Erfindung eine geringe Lüdersdehnung aufweisen.

[0038] Mit der Erfindung kann somit der Dressiergrad reduziert oder ganz vermieden werden.

[0039] Es ist ein Vorteil der Erfindung, dass Stahlzwischenprodukte hergestellt werden können, die eine Lüdersdehnung aufweisen, die geringer ist als 3% und die vorzugsweise geringer ist als 1%.

[0040] Es ist ein Vorteil der Erfindung, dass Stahlzwischenprodukte hergestellt werden können, die eine Zugfestigkeit R m (auch Mindestfestigkeit genannt) aufweisen, die grösser ist als 490 MPa. [0041] Es ist ein Vorteil der Erfindung, dass Stahlzwischenprodukte hergestellt werden können, die aufgrund der reduzierten Lüdersdehnung eine (Mindest-) Bruchdehnung (Aso) aufweisen, die grösser ist als 10%.

[0042] Es ist ein Vorteil der Erfindung, dass die Stahlzwischenprodukte aufgrund der reduzierten Lüdersdehnung eine erhöhte technisch nutzbare Dehnung aufweisen. [0043] Die Erfindung kann eingesetzt werden, um z. B. Kaltband-Stahlprodukte in Form von kaltgewalztem Flachzeug (z. B. Coils) bereit zu stellen. Die Erfindung kann auch eingesetzt werden, um z. B. Feinbleche oder auch Draht und Drahtprodukte herzustellen. [0044] Die Erfindung kann auch eingesetzt werden, um Warmband-Stahlprodukte bereit zu stellen.

[0045] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung bilden die Gegenstände der abhängigen Ansprüche.

ZEICHNUNGEN

[0046] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnungen näher beschrieben.

Fl G. 1 zeigt ein stark schematisiertes Diagramm, bei dem die (Mindest-)

Bruchdehnung (Aso) in Prozent über die Zugfestigkeit (R m ) in MPa für verschiedene Stähle für die Automobilindustrie aufgetragen sind;

Fl G. 2 zeigt ein schematisiertes Spannungs-Dehnungs-Diagramm eines

Stahl produkts, das eine deutlich ausgeprägte Streckgrenze (Lüdersdehnung A L ) aufweist;

Fl G. 3 zeigt ein schematisiertes Diagramm, das die beiden

Temperaturbehandlungsprozesse zeigt;

Fl G. 4 zeigt in Form eines schematisierten Diagramms die kritische

Temperatur T K und den Verlauf der entsprechenden kritischen

Temperaturgrenze T KG ; zeigt ein schematisiertes Diagramm, das einerseits die Lüdersdehnung A L in Prozent und andererseits auch die mittlere ursprüngliche Austenit-Korngrösse (DUAK M) als Funktion der ersten Glühtemperatur Tl darstellt, wobei in diesem Diagramm die entsprechenden Kurven von zwei unterschiedlichen Proben gezeigt sind;

zeigt ein schematisiertes Diagramm, das die Spannung σ in MPa als Funktion der Dehnung ε in % zeigt (analog zu Fig . 2), wobei hier vier identische Legierungen vier verschiedenen Temperaturbehandlungsprozessen unterzogen wurden.

Detaillierte Beschreibung

[0047] Gemäß Erfindung geht es um Stahlprodukte, respektive um Stahlzwischenprodukte, die sich durch eine spezielle Gefügekonstellation und Eigenschaften auszeichnen.

[0048] Teilweise ist im Folgenden von Stahlzwischenprodukten die Rede, wenn es darum geht zu betonen, dass es nicht um das fertige Stahlprodukt sondern um ein Vor- oder Zwischenprodukt in einem mehrstufigen Fertigungsprozess geht. Ausgangspunkt für solche Fertigungsprozesse ist meist eine Schmelze. Im Folgenden wird die Legierungszusammensetzung der Schmelze angegeben, da man auf dieser Seite des Fertigungsprozesses relativ genau auf die Legierungszusammensetzung Einfluss nehmen kann (z. B. durch Zuchargieren von Bestandteilen, wie Legierungselementen und optionalen Mikro- legierungselementen). Die Legierungszusammensetzung des Stahlzwischenprodukts weicht im Normalfall nur unwesentlich von der Legierungszusammensetzung der Schmelze ab. [0049] Mengen oder Anteilsangaben werden hier grossteils in Gewichtsprozent (kurz Gew.%) gemacht, soweit nichts anderes erwähnt ist. Wenn Angaben zur Zusammensetzung der Legierung, respektive des Stahlprodukts gemacht werden, dann umfasst die Zusammensetzung neben den explizit aufgelisteten Materialien bzw. Stoffen als Grundstoff Eisen (Fe) und sogenannte unvermeidbare Verunreinigungen, die immer im Schmelzbad auftreten und die sich auch in dem daraus entstehenden Stahlzwischenprodukt zeigen. Alle Gew.%-Angaben sind also stets auf 100 Gew.% zu ergänzen und alle Vol .%-Angaben sind stets auf 100 % des Gesamtvolumens zu ergänzen.

[0050] Neben der speziellen Kombination der Legierungselemente, kommt ein speziell optimiertes Verfahren zur Temperaturbehandlung zum Einsatz. Ein entsprechendes Diagramm ist in Fig. 3 gezeigt und wird im Folgenden näher erläutert.

[0051] Das Temperaturbehandeln des Stahlzwischenprodukts umfasst einen ersten Temperaturbehandlungsprozess S. l und einen nachfolgenden zweiten Temperaturbehandlungsprozess S.2. Diese beiden Temperaturbehandlungsprozesse S. l und S.2 sind in Fig. 3 in zwei nebeneinander gezeigten Temperatur-Zeit-Diagrammen dargestellt.

[0052] Bei dem ersten Temperaturbehandlungsprozess S. l handelt es sich um ein Hochtemperaturverfahren, bei dem das Stahlzwischenprodukt während einer ersten Haltedauer Δ1 einer ersten Glühtemperatur Tl ausgesetzt wird (dieser Schritt wird auch als Halten Hl bezeichnet). Die Glühtemperatur Tl liegt während des Haltens H l oberhalb einer kritischen Temperaturgrenze T KG -

[0053] Der Verlauf dieser kritischen Temperaturgrenze T KG ist (unter anderem) abhängig vom Mangananteil Mn der Legierung des Mangan-Stahl- Zwischenprodukts, wie anhand zahlreicher Untersuchungen ermittelt werden konnte. In Fig . 4 sind die kritische Temperatur T K (dargestellt durch die Gerade 7) und der Verlauf der entsprechenden kritischen Temperaturgrenze T KG (dargestellt durch die Gerade 8) gezeigt. [0054] Auf der horizontalen Achse ist der Manganbereich MnB in Gewichtsprozent aufgetragen. Wie bereits erwähnt, liefert die Erfindung vor allem bei einem Mangananteil im folgenden Manganbereich MnB hervorragende Ergebnisse : 3 Gew.% < Mn < 12 Gew.%. Dieser Manganbereich MnB ist in Fig. 4 durch zwei vertikale Grenzlinien bei Mn = 3 Gew.% und Mn = 12 Gew.% gezeigt. [0055] In Fig . 4 sind beispielhaft die Messergebnisse von vier Proben anhand kleiner Kreissymbole gezeigt. Weitere Details zu diesen vier beispielhaft zu verstehenden Proben und zu weiteren Proben der Erfindung sind den Tabellen 1 und 2 zu entnehmen .

[0056] Die Legierungszusammensetzung des jeweiligen Typs ist der Tabelle 1 zu entnehmen, wobei hier nur die wesentlichen Legierungsbestandteile genannt sind . Zu jedem Typ gibt es eine Reihe von Ausführungsbeispielen, die getestet wurden. Die entsprechenden Beispiele sind in der linken Spalte in Tabelle 2 mit den Zahlen 1 bis 26 nummeriert.

[0057] In Fig . 4 sind durch die erwähnten Kreissymbole die folgenden vier Proben gezeigt: Typ4, 18; Typl, 1; Typ3, 14 und Typ7, 24 (die Bezeichnung Typ4, 18 steht beispielweise für die Legierungszusammensetzung vom Typ4, Beispiel Nr. 18).

[0058] Wenn man die Kreissymbole der Fig . 4, respektive die Messergebnisse durch eine Gerade interpoliert, so ergibt sich eine konstant abfallende Gerade 7, wie in Fig. 4 gezeigt. Diese Gerade 7 kann durch folgende Gleichung (1) umschrieben werden, wobei T K in Grad Celsius angegeben ist:

T K = (866 - S K * Mangananteil) (1) [0059] Der absolute Wert 866 in Grad Celsius definiert der Schnittpunkt mit der vertikalen Achse und der Wert S K definiert die Steigung . S K wird daher auch als Steigungswert bezeichnet. [0060] Die Untersuchungen haben ergeben, dass der Steigungswert S K vorzugsweise bei allen Ausführungsformen = 7,83± 10% beträgt.

[0061] Außerdem konnte gezeigt werden, dass die kritische Temperatur T K für erfindungsgemässe Legierungszusammensetzungen stets oberhalb einer unteren kritischen Temperaturgrenze T KG liegt. Diese untere kritische Temperaturgrenze TKG ist in Fig. 4 als Gerade 8 dargestellt.

[0062] Diese Gerade 8 kann durch folgende Gleichung (2) umschrieben werden, wobei TKG in Grad Celsius angegeben ist:

TKG = (856 - S K * Mangananteil) (2)

[0063] Die Gerade 8 liegt parallel zu der Geraden 7. [0064] Es kann die folgende Bedingung postuliert werden : Bei Stahllegierungen des Mangan-Stahlzwischenprodukts, wie bereits definiert, muss die erste Glühtemperatur Tl stets oberhalb der unteren kritischen Temperaturgrenze T KG liegen, um zu gewährleisten, dass man ein Mangan-Stahlzwischenprodukt erhält, bei dem die Lüdersdehnung A L geringer ist als 3%.

[0065] Es konnte gezeigt werden, dass auch der zweite Temperaturbehandlungsprozess S.2 einen Einfluss auf die Lüdersdehnung hat. Um die Korngrösse der Austenitkörner im Gefüge zu erhalten, muss die zweite Glühtemperatur T2 in jedem Fall niedriger sein als die erste Glühtemperatur Tl . Da die erste Glühtemperatur Tl stets oberhalb der unteren kritischen Temperaturgrenze TKG liegt, kann daraus geschlossen werden, dass die zweite Glühtemperatur T2 vorzugsweise unterhalb der unteren kritischen Temperaturgrenze TKG liegen sollte. [0066] Anhand des schematischen Beispiels der Fig. 3 ist zu erkennen, dass die erste Glühtemperatur Tl oberhalb der Temperaturgrenze T KG liegt und dass die zweite Glühtemperatur T2 im Bereich zwischen Ai und A3 liegt. Die zweite Temperaturbehandlung S.2 wird in diesem Fall auch als interkritisches Glühen bezeichnet. [0067] Die erste Haltedauer Δ1 beträgt bei allen Ausführungsformen vorzugsweise mindestens 10 Sekunden und vorzugsweise zwischen 10 Sekunden und 6000 Minuten.

[0068] Die zweite Haltedauer Δ2 beträgt bei allen Ausführungsformen mindestens 10 Sekunden. In Fig. 3 sind die beiden Haltedauern Δ1 und Δ2 nur beispielhaft gezeigt. Der Zeitabstand zwischen dem ersten Temperaturbehandlungsprozess S.1 und dem zweiten Temperatur-behandlungsprozess S.2 kann nach Bedarf gewählt werden. Typischerweise wird der zweite Temperaturbehandlungsprozess S.2 kurz nach dem ersten Temperaturbehandlungsprozess S.l durchgeführt.

[0069] Bevorzugt sind Ausführungsformen, bei denen der erste Temperaturbehandlungsprozess S.l inklusive des Erwärmens El des Stahlzwischenprodukts, des Haltens Hl der ersten Glühtemperatur Tl und des Abkühlens Abi des Stahlzwischenprodukts weniger als 7000 Minuten dauert.

[0070] Bevorzugt sind Ausführungsformen, bei denen der zweite Temperaturbehandlungsprozess S.2 inklusive des Erwärmens E2 des Stahlzwischenprodukts, des Haltens H2 der zweiten Glühtemperatur T2 und des Abkühlens Ab2 des Stahlzwischenprodukts weniger als 6000 Minuten und vorzugsweise weniger als 5000 Minuten dauert.

[0071] Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die deutliche Reduzierung der Lüdersdehnung A L davon unabhängig ist, ob der erste Temperaturbehandlungsprozess S.l und/oder der zweite Temperaturbehandlungsprozess S.2 in einer kontinuierlichen Bandanlage (zum Beispiel in einer Kontianlage) oder in einer diskontinuierlich arbeitenden Anlage (zum Beispiel in einer Haubenglühe) durchgeführt werden/wird. [0072] Die Erfindung kann sowohl auf Kaltband-Zwischenprodukte als auch auf Warmband-Zwischenprodukte angewendet werden. In beiden Fällen zeigt sich eine deutliche Reduktion der Lüdersdehnung A L . [0073] Das Erhöhen der ersten Glühtemperatur Tl auf einen Wert oberhalb der kritischen Temperaturgrenze T KG führt klar zu einer Vergrößerung der mittleren ursprünglichen Austenit-Korngrösse und zu einer deutlichen Reduktion der Lüdersdehnung A L . [0074] Fig. 5 zeigt sowohl die Reduktion der Lüdersdehnung A L in Prozent als auch die Abhängigkeit der mittleren ursprünglichen Austenitkorngröße (DUAK M) in pm mit zunehmender Glühtemperatur Tl für zwei beispielhafte Proben vom Typl und Typ2 (siehe auch Tabelle 1), wie folgt. [0075] Chemische Zusammensetzung der Legierungsproben vom Typl ohne Mikrolegierung :

Mn = 5,08 Gew.%,

C = 0,096 Gew.%,

Rest Eisen Fe und unvermeidbare Verunreinigungen.

[0076] Chemische Zusammensetzung der Legierungsproben vom Typ2 mit Mikrolegierung :

Mn = 5, 13 Gew.%,

C = 0,097 Gew.%,

Nb = 0,90 Gew.%,

Rest Eisen Fe und unvermeidbare Verunreinigungen.

[0077] Man kann der Fig. 5 entnehmen, dass bei der untersuchten Legierungszusammensetzung vom Typl (dargestellt durch die Kurve 9), die kritische Temperaturgrenze TKGI ~820°C beträgt, wenn man für diese Legierungszusammensetzung vom Typl eine Lüdersdehnung erreichen möchte, die kleiner als 3% ist. Die Kurve 10 zeigt den dazugehörigen Verlauf der mittlerem ursprünglichem Austenitkorngrenze DU AK M I , in Abhängigkeit von der Temperatur Tl . Für das Beispiel Typl ergibt sich eine Korngröße hierfür mit >3pm. [0078] Man kann der Fig. 5 entnehmen, dass bei der untersuchten Legierungszusammensetzung vom Typ2 (dargestellt durch die Kurve 11), die kritische Temperaturgrenze T KG 2 ~970°C beträgt, wenn man für diese Legierungszusammensetzung vom Typ2 eine Lüdersdehnung erreichen möchte, die kleiner als 3% ist. Die Kurve 12 zeigt den dazugehörigen Verlauf der mittleren ursprünglichen Austenitkorngrenze DUAK M, in Abhängigkeit von der Temperatur Tl . Für das Beispiel Typ2 ergibt sich eine Korngröße hierfür mit >8pm. Das Mikrolegierungselement Niob (Nb) hat einen erkennbaren Einfluss, der sich als Verschiebung von T KG 2 (im Vergleich zu T KG I) ZU einer höheren kritischen Temperatur für A L < 3% zeigt.

[0079] Die Kurven 10 und 12 in Fig. 5 zeigen, dass die ursprüngliche Austenit- Korngröße mit zunehmender Temperatur Tl steigt. [0080] Anhand der zuvor genannten Gleichung (2), kann für die Legierungszusammensetzungen vom Typl die untere kritische Temperaturgrenze TKGI wie folgt ermittelt werden :

TKGI = (856 - 7,83 * 5) = ~817°C (2.1)

[0081] In Fig. 5 ist die entsprechende untere kritische Temperaturgrenze TKGI als strichlierte vertikale Linie eingezeichnet. Man kann erkennen, dass die Legierungszusammensetzungen vom Typl ab einer Glühtemperatur Tl > TKGI eine mittlere Korngrösse aufweisen, die > 3 pm beträgt. Die untere kritische Temperaturgrenze TKGI ist in Fig. 4 durch ein kleines schwarzes Dreieck gekennzeichnet.

[0082] Anhand der Gleichung (2) kann für die Legierungszusammensetzungen vom Typ2 die untere kritische Temperaturgrenze T KG 2 wie folgt ermittelt werden :

T KG2 = (856 - 7,83 * 5) = ~817°C = TKGI (2.2)

[0083] Bei Legierungszusammensetzungen, die einen Nb-Anteil enthalten, führt die Mikrolegierung zu einer Erhöhung der kritischen Temperaturgrenze T KG . In Fig . 5 ist am Beispiel Typ2 zu erkennen, dass die kritische Temperaturgrenze T KG 2 um ca . 150°C höher liegt als bei den Legierungszusammensetzungen vom Typl . In Fig . 5 ist die entsprechende effektive untere kritische Temperaturgrenze T* K G2 als strichlierte vertikale Linie eingezeichnet. Bei Legierungszusammensetzungen vom Typ2 muss die Glühtemperatur Tl > T* K G2 = T KG 2 + 150°C sein . Die sich daraus ergebende mittlere ursprüngliche austenitische Korngröße liegt in diesem Fall > 8 pm .

[0084] Fig . 6 zeigt ein schematisiertes Diagramm, das die Spannung σ in M Pa als Funktion der Dehnung ε in % zeigt. Die Darstellung der Fig . 6 ist mit der Darstellung der Fig . 2 zu vergleichen, wobei Fig . 6 nur einen kleinen Ausschnitt zeigt.

[0085] Konkret wurden hier vier identische Proben (Typ3 Legierungen der Tabelle 1) miteinander verglichen . Auch die Legierungen vom Typ3 entsprechen den Vorgaben der Erfindung . Alle vier Proben wurden je einem ersten Temperaturbehandlungsprozess S. l und einem nachfolgenden zweiten Temperaturbehandlungsprozess S.2 unterzogen . Dabei waren alle Prozessparameter identisch, ausser dass beim ersten Temperaturbehandlungsprozess S. l die erste Glühtemperatur Tl wie folgt variiert wurde (siehe Spalte 2 der folgenden Tabelle 3) :

[0086] Die Legierungen vom Typ3 hatten bei diesen Versuchen die folgende Hauptzusammensetzung :

Mn = 6,38 Gew.%,

C= 0, 1 Gew.%,

Rest Eisen Fe und unvermeidbare Verunreinigungen . [0087] Die durchgezogene Kurve 13.1 der Fig. 6 (Typ3, 14 der Tabelle 2) zeigt eine deutlich sichtbare ausgeprägte Streckgrenze und weist eine Lüdersdehnung von A L ~2,6% auf. Die Temperatur Tl lag hier bei 810°C, was bei einer Legierung vom Typ3 und einem Steigungswert S K =7,83 ein Stück weit über der unteren kritischen Temperaturgrenze T KG liegt.

[0088] Die Kurve 13.2 repräsentiert eine weitere beispielhafte Probe (Typ3, 15 der Tabelle 2) vom Typ3, wobei hier Streckgrenze immer noch leicht ausgeprägt ist.

[0089] Eine weitere identische Probe (siehe die strichpunktierte Kurve 13.3 in Fig . 6) wurde bei einer höheren Temperatur Tl = 900°C (d.h. bei Tl > T KG ) temperaturbehandelt und es ist keine ausgeprägte Streckgrenze mehr sichtbar. Es handelt sich hier um Typ3, 16 der Tabelle 2.

[0090] Die Kurve 13.4 repräsentiert eine weitere beispielhafte Probe vom Typ3, wobei auch hier keine ausgeprägte Streckgrenze mehr sichtbar ist. Es handelt sich hier um Typ3, 17 der Tabelle 2. [0091] Wenn man nun die Mangan-Stahlzwischenprodukte der Erfindung im Zusammenhang mit der Abbildung Fig. 1 betrachtet, so liegen die entsprechenden Messwerte (z. B. für die Legierungszusammensetzungen vom Typl, Typ2 und Typ3) im Bereich von ca. 700 bis 1000 MPa und mit einer Bruchdehnung Aso im Bereich von ca . 20 bis 40%.