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Patent Searching and Data


Title:
METHOD FOR TREATMENT PLANNING
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2017/042156
Kind Code:
A1
Abstract:
Method for planning treatment on the teeth of a patient (9), wherein the planning is based on a representation of a chewing motion of the patient (9) in which the upper and lower rows of teeth move with respect to one another, wherein a first set of data with three-dimensional image data of the surfaces of the at least partially toothed upper jaw (13) and of the at least partially toothed lower jaw (14) are recorded with a camera, wherein the patient (9) is fitted with a biting plate (1), which has cured impressions of the upper jaw (13) and of the lower jaw (14), wherein identifiable markers (4) are provided on and/or in the biting plate (1), wherein a second set of data with three-dimensional image data including surface data of the biting plate (1), in which the surfaces of the jaws (13), (14) and the markers (4) of the biting plate (1) can be identified, is recorded without involving the patient, wherein a movement sensor (7) is releasably fastened to the lower jaw (14) of the patient (9) while the patient is biting on the fitted biting plate (1), wherein the position of the movement sensor (7) with respect to the biting plate (1) is registered, wherein the biting plate is removed, wherein the movements of the movement sensor (7) during chewing motions are recorded by a detector (11) releasably fastened to the head of the patient (9) and are stored in a third set of data as movement data, wherein the three-dimensional image data of the first set of data are combined with the movement data of the third set of data, wherein a registration is performed by means of the second set of data and wherein the chewing motions of the lower jaw (14) with respect to the upper jaw (13) are displayed on a screen for the purpose of treatment planning.

Inventors:
LEHNER TOBIAS (DE)
KUSCH JOCHEN (DE)
HANSSEN NILS (DE)
Application Number:
PCT/EP2016/070965
Publication Date:
March 16, 2017
Filing Date:
September 06, 2016
Export Citation:
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Assignee:
SICAT GMBH & CO KG (DE)
International Classes:
A61C11/00; A61C19/045
Foreign References:
DE102010021934A12011-12-01
US20150132716A12015-05-14
US20100152873A12010-06-17
Attorney, Agent or Firm:
BRAUN-DULLAEUS PANNEN PATENT- UND RECHTSANWÄLTE (DE)
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Claims:
Ansprüche

1. Verfahren zur Planung einer Behandlung am Gebiss eines Patienten (9), wobei der Planung eine Darstellung einer Kaubewegung des Patienten (9) zugrunde liegt, bei der sich die obere und die untere Zahnreihe gegeneinander bewegen,

dadurch gekennzeichnet,

dass mit einer Kamera ein erster Datensatz mit dreidimensionalen Bilddaten der Oberflächen des zumindest teilweise bezahnten Oberkiefers (13) und des zumindest teilweise bezahnten Unterkiefers (14) aufgenommen werden, dass dem Patienten (9) eine Bissschablone (1) angepasst wird, die ausgehärtete Impressionen des Oberkiefers (13) und des Unterkiefers (14) aufweist, wobei an und/oder in der Bissschablone (1) identifizierbare Marker (4) vorgesehen sind,

dass ohne Patientenbeteiligung ein zweiter Datensatz mit dreidimensionalen Bilddaten enthaltend Oberflächendaten der Bissschablone (1 ) aufgenommen wird, in denen sich die Oberflächen der Kiefer (13, 14) und die Marker (4) der Bissschablone (1 ) identifizieren lassen,

dass am Unterkiefer (14) des Patienten (9) ein Bewegungsaufnehmer (7) lösbar befestigt wird, während er auf die angepasste Bissschablone (1 ) beißt, wobei die Lage des Bewegungsaufnehmers (7) gegenüber der Bissschablone (1 ) registriert ist,

dass die Bissschablone entnommen wird,

dass die Bewegungen des Bewegungsaufnehmers (7) bei Kaubewegungen mit einem am Kopf des Patienten (9) lösbar befestigten Detektor (1 1 ) aufgenommen und in einem dritten Datensatz als Bewegungsdaten gespeichert werden,

dass die dreidimensionalen Bilddaten des ersten Datensatzes mit den

Bewegungsdaten des dritten Datensatzes vereinigt werden, wobei eine

Registrierung vermittels des zweiten Datensatzes geschieht,

dass die Kaubewegungen des Unterkiefers (14) gegenüber dem Oberkiefer

(13) auf einem Bildschirm zum Zwecke der Behandlungsplanung dargestellt werden.

2. Verfahren nach Anspruch 1 ,

dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Datensatz allein von der Bissschablone (1) aufgenommen wird.

3. Verfahren nach Anspruch 1 ,

dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Datensatz von einem mit der

Bissschablone (1 ) bestückten Modell, insbesondere einem Gipsmodell, mit Ober- und Unterkiefer (13,14) des Patienten angefertigt wird, wobei zwischen dem Ober- und dem Unterkiefer des Modells die Bissschablone (1 ) eingesetzt wird.

4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,

dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Datensatz von der Bissschablone (1) oder dem mit Bissschablone (1) bestückten Modell mit einem dreidimensionalen Röntgenscan aufgenommen wird.

5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,

dadurch gekennzeichnet, dass eine Halterung (8) zur lösbaren Befestigung des Bewegungsaufnehmers (7) vorgesehen ist, die am Unterkiefer des Patienten durch Aufkleben fixiert wird.

6. Verfahren nach Anspruch 5,

dadurch gekennzeichnet, dass der Bewegungsaufnehmer (7) zunächst an einer Halterung (5) der Bissschablone (1) fixiert und diese erste Lage des Bewegungsaufnehmers (7) mit dem Detektor (1 1 ) aufgenommen wird, wobei nachfolgend der Bewegungsaufnehmer (7) an der aufgeklebten Halterung (8) fixiert und diese zweite Lage des Bewegungsaufnehmers (7) mit eingesetzter Bissschablone (1) mit dem Detektor (1 1 ) aufgenommen wird, wobei nachfolgend die Bissschablone (1 ) entnommen wird, um ungestörte Kaubewegungen zu ermöglichen

7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,

dadurch gekennzeichnet, dass die Vereinigung der dreidimensionalen Bilddaten des ersten Datensatzes mit den Bewegungsdaten des dritten Datensatzes derart geschieht, dass zunächst eine Registrierung der Bewegungsdaten und der Daten des zweiten Datensatzes mittels der darin erkennbaren Marker (4) der Bissschablone (1 ) vorgenommen wird und dass nachfolgend eine Registrierung der Bilddaten des ersten Datensatzes mit den Daten des zweiten Datensatzes vorgenommen wird.

Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,

dadurch gekennzeichnet, dass bei der Erstellung des zweiten Datensatzes mittels Röntgenscan die Bissschablone (1) von einem Metallblech (6) insbesondere variierender Dicke, umgeben ist.

System zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorherigen Ansprüche,

gekennzeichnet durch,

ein Kamerasystem zur Aufnahme eines ersten Datensatzes enthaltend dreidimensionale Bilddaten der Oberflächen des zumindest teilweise bezahnten Oberkiefers (13) und des zumindest teilweise bezahnten Unterkiefers (14) des Patienten (9),

eine dem Patienten (9) angepasste Bissschablone (1 ) mit ausgehärteten Impressionen des Oberkiefers (13) und des Unterkiefers (14) und mit identifizierbaren Markern (4),

ein Aufnahmesystem zur Erstellung eines zweiten Datensatzes dreidimensionaler Röntgendaten enthaltend Oberflächendaten der Bissschablone (1 ) zur Identifizierung der Oberflächen der Kiefer (13, 14) und enthaltend Daten zur Identifizierung der Marker (4),

einen am Unterkiefer des Patienten lösbar befestigbaren Bewegungsaufnehmer (7),

Mittel zur Registrierung der Lage des Bewegungsaufnehmers (7) gegenüber der Bissschablone (1 ) während der Patient (9) auf die Bissschablone (1) beißt, lösbar am Kopf des Patienten befestigbare Detektormittel (1 1 ) zur Aufnahme der Bewegungen des Bewegungsaufnehmers (7) bei Kaubewegungen und zur Speicherung der vom Detektor (1 1 ) aufgenommenen Bewegungsdaten in einem dritten Datensatz.

Computermittel zur Vereinigung der dreidimensionalen Bilddaten des ersten Datensatzes mit den Bewegungsdaten des dritten Datensatzes und zur Registrierung vermittels der Daten des zweiten Datensatzes, einen Bildschirm zur Darstellung der Kaubewegungen des Unterkiefers (14) gegenüber dem Oberkiefer (13).

10. System nach Anspruch 9,

dadurch gekennzeichnet, dass die angepasste Bissschablone (1 ) im vorderen Bereich einen Steckadapter (5) zur mechanischen Verbindung mit dem Aufnahmesystem zur Erstellung eines zweiten Datensatzes, insbesondere mit dem Röntgengerät, aufweist.

Description:
Verfahren zur Behandlungsplanung

Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zur Planung einer Behandlung am Gebiss eines Patienten, wobei der Planung eine Darstellung einer Kaubewegung des Patienten auf einem Computerbildschirm zugrunde liegt, bei der sich die obere und die untere Zahnreihe gegeneinander bewegen.

Bildgebende Verfahren und elektronische Registrierungen zählen zu den wichtigsten Methoden für die Erfassung des Funktionszustandes des stomatognathen Systems und für Planungen komplexer prothetischer Restaurationen. Dabei sind verschiedene Verfahren bekannt, anatomische Verhältnisse im lebenden Körper zu visualisieren, um einem behandelnden Arzt die Diagnose zu erleichtern und eine optimierte Planung der Therapie zu ermöglichen. Beispielsweise ist aus der DE 10 2012 04 912 A1 die anatomische und vor allem auch die funktionale kinematische Darstellung von Kiefergelenken in volumetrischen respektive in Oberflächen-Ansichten in drei Dimensionen bekannt. Dabei kann ein digitales volumetrisches Unterkieferabbild in unterschiedlichen Stellungen gegenüber einem digitalen volumetrischen Oberkieferabbild dargestellt werden. Mittels Kondylographie wird eine Bewegung aufgezeichnet und eine Vielzahl von Positionsdatensätzen gespeichert („Kondylogramm"). Ein solcher Positionsdatensatz beschreibt die reale räumliche Stellung des Unterkiefers gegenüber dem Oberkiefer an einem bestimmten Punkt der Bewegung. Bei dem Verfahren werden die Datensätze auf der Grundlage eines ersten, mit einem volumentomographischen Verfahren aufgenommenen Datensatzes unter Berücksichtigung der ermittelten und im Kondylogramm enthaltenen Bewegungsdaten rechnerisch „simuliert" und dem Betrachter auf dem Bildschirm dargestellt.

Ein solches Verfahren ist auch aus dem Artikel„SICAT Function: Anatomical Real- Dynamic Articulation by Merging Cone Beam Computed Tomography and Jaw Motion Tracking Data", International Journal of Computerized Dentistry 2014, 17(1 ); 65-74, bekannt. Eine zentrale Rolle bei der offenbarten Verfahrensweise spielt eine Bissschablone („FusionBite"), die Zahnimpressionen des Patienten, mithin Abdrücke der beiden Zahnreihen, in einer ausgehärteten Masse aufweist. Mit dieser Bissschablone ist die exakte räumlich Zuordnung zwischen 3D-Röntgendaten und den aufgenommenen (Kau-) Bewegungsdaten möglich. Die Bissschablone wird vom Patienten während einer Röntgenaufnahme getragen. Nachdem die Daten mit Hilfe der Bissschablone räumlich exakt zugeordnet wurden, kann die Bewegung der Kiefergelenke mittels eines Computerprogrammes nachvollzogen werden. Die simulierte Bewegung der digitalen Zahnabdrücke lässt sich wiederum auf einem Bildschirm darstellen und an der bewegten Darstellung exakt untersuchen.

Bei den bekannten Verfahren werden die volumentomographischen Daten mittels Röntgenscan am Patienten aufgenommen, der während der Untersuchung einer entsprechenden Strahlenbelastung ausgesetzt ist. Bei vielen Röntgengeräten ist der Aufnahmebereich jedoch zu klein, um in der Aufnahme die Kiefergelenke sehen zu können. Der Aufnahmebereich solch kleiner Röntgengeräte reicht jedoch aus, um sie für die oben beschriebene Verfahrensweise zu verwenden und die patientenindividuelle Bewegung der Zahnreihen anhand der digitalen Zahnabdrücke zu simulieren. Auch bei solchen Röntgengeräten wird der Patient der ionisierenden Strahlung ausgesetzt, nur um die räumliche Zuordnung über die Bissschablone herstellen zu können.

Aus der DE 10 2013 204 207 A1 ist eine Bissgabel bekannt, mit der eine Relation zwischen den Messdaten eines intraloralen 3D Oberflächenscanners und den Daten eines 3D Positioniersystems hergestellt und der Zahnbogen erfasst werden kann, um die Oberflächen statisch und in Bewegung darstellen zu können.

Aus der DE 10 2010 021 934 A1 ist ein ähnliches Dental-Werkzeug zur Gewinnung von Korrelationsdaten bekannt, das mit einer an einem Stirnbogen gehaltenen Sensorik zusammenwirkt, um Bewegungsmessungen durchführen zu können.

Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es nunmehr, ein mit einfachen Mitteln umzusetzendes Verfahren zur Darstellung der Kaubewegung zu schaffen, das die Strahlenbelastung des Patienten minimiert und an dem sich anatomische Besonderheiten einfach feststellen und Planungen prothetischer Restauration unter Berücksichtigung patientenindividueller Kaugewohnheiten vornehmen lassen. Diese Aufgabe wird durch das Verfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruch 1 und das System nach Anspruch 9 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen genannt.

Entsprechend Anspruch 1 liegt der Kern der Erfindung darin, vollständig auf den Röntgenscan am Patienten zu verzichten und einen solchen, der schließlich zur Registrierung der Datensätze, mithin zur deren exakten Fusionierung, nötig ist an einem Modell durchzuführen, das den Biss des Patienten repräsentiert, Erfindungsgemäß wird dem Patienten dazu eine Bissschablone der bekannten Art angepasst, die ausgehärtete Impressionen des zumindest teilweise bezahnten Oberkiefers und des zumindest teilweise bezahnten Unterkiefers aufweist. Um die Orientierung der Bissschablone im zweiten Datensatz der gescannten Daten besser nachvollziehen zu können, ist diese mit identifizierbaren Markern versehen. Der zweite Datensatz enthaltend dreidimensionale Bilddaten der Bissschablone wird dann ohne Patientenbeteiligung aufgenommen. Dieser zweite Datensatz ist so aufzunehmen, dass sich die Oberflächen der bezahnten Kiefer und die Marker der Bissschablone identifizieren lassen.

Erfindungsgemäß gibt es nun zwei Möglichkeiten den zweiten Datensatz aufzunehmen. Zum einen ist es möglich, nur die Bissschablone mit der daran befindlichen ausgehärteten Abdruckmasse, in die sich die Zahnimpressionen eingegraben haben, aufzunehmen. Aus den„negativen" Zahnimpressionen lassen sich dann nachträglich die„positiven" Oberflächen der bezahnten Kiefer errechnen. Falls nur die Bissschablone mit einem 3D-Röntgenverfahren gescannt wird, ist es vorteilhaft, eine radioopake Abdruckmasse zu verwenden, um die (Negativ-)Kontur der Zähne besser erkennen zu können.

In einer vorteilhaften Ausführungsform weist die Bissschablone im vorderen Bereich einen Steckadapter („Flansch") auf, über den eine starre mechanischen Verbindung mit dem Aufnahmesystem zur Erstellung eines zweiten Datensatzes, insbesondere mit dem Röntgengerät, möglich ist.

Auf der anderen Seite ist es möglich, den zweiten Datensatz von einem Modell des Gebisses, insbesondere einem Gipsmodell, mit Ober- und Unterkiefer des Patienten anzufertigen. Bei dem Modell liegen die Oberflächen der bezahnten Kiefer als „positive" Oberflächen vor. Während des Scans liegen die Gipsmodelle formschlüssig in den Impressionen der Bissschablone.

Der an der Bissschablone anzufertigende Scan wird mit einem Verfahren vorgenommen, das es erlaubt, die negativen und/oder positiven Oberflächen aufzulösen. Unter Umständen ist das mit einem optischen Kamerascan möglich, einen dreidimensionalen Datensatz aufzunehmen. Vorteilhaft ist es jedoch, wenn der Scan mit der Röntgenstrahlung eines Digitalen Volumen Tomographen (DVT) aufgenommen wird. Mit einem solchen lassen sich die Oberflächen der Bissschablone und/oder des Modells exakt darstellen. Bei Einsatz von Röntgenstrahlung ist es vorteilhaft, die Marker an der Bissschablone aus einem radioopaken Material, beispielsweise in Form kleiner eingebrachter Kügelchen, auszuführen, um sie in dem dreidimensionalen Datensatz gut identifizieren zu können.

Im Einzelnen manifestiert sich das Verfahren zur Planung einer Behandlung am Gebiss eines Patienten auf der Grundlage der Darstellung einer Kaubewegung von oberer und unterer Zahnreihe des Patienten in folgenden Schritten;

Zunächst wird mit einem intraoralen Kamerasystem ein erster Datensatz mit dreidimensionalen Bilddaten der Oberflächen des mehr oder weniger bezahnten Oberkiefers und des mehr oder weniger bezahnten Unterkiefers aufgenommen. Während und nach der Aufnahme lassen sich die Kiefer anhand der Daten auf einem Bildschirm visualisieren. Das Verfahren funktioniert auch mit teilbezahnten Kiefern. Es müssen lediglich so viele Zähne vorhanden sein, dass eine Registrierung durchgeführt werden kann.

Zwischenzeitlich wird dem Patienten eine Bissschablone („FusionBite") angepasst, indem er in die darauf aufgebrachte Abdruckmasse beißt. Nach dem Aushärten weist die Bissschablone die ausgehärtete Impressionen des bezahnten Oberkiefers und des bezahnten Unterkiefers auf. Um im späteren Scan sichtbar zu sein, sind an und/oder in der Bissschablone identifizierbare Marker definierter Gestalt vorgesehen, die zur Sichtbarkein im Röntgenscan aus einem radioopaken Material bestehen. Die Marker stehen in einem bekannten räumlichen Verhältnis zum Steckadapter des FusionBites um eine räumlich exakte Registrierung mit den Bewegungsdaten zu ermöglichen.

Erfindungsgemäß wird dann ohne jegliche Patientenbeteiligung der zweite Datensatz mit dreidimensionalen Bilddaten enthaltend Oberflächendaten der Bissschablone und gegebenenfalls eines Modells aufgenommen. Die Aufnahmetechnik ist so zu wählen, dass sich in den Daten die Oberflächen der bezahnten Kiefer und die Marker der Bissschablone identifizieren lassen.

Für die Aufnahme der dreidimensionalen Bilddaten mit Oberflächendaten der Bissschablone und des Modells ist es vorteilhaft, wenn die Bissschablone von einem insbesondere zylindrischen Metallblech unterschiedlicher Dicke, beispielsweise aus Kupfer oder Aluminium, umgeben ist. Das Metallblech kann mit der Bissschablone über den Adapter verbunden werden. Es bewirkt eine Röntgenabschwächung, die dem Weichgewebe des (fehlenden) Patienten ähnlich ist. Damit weisen die Röntgenaufnahmen ähnliche Grauwert-Charakeristika wie ein echter Patientenscan auf.

Zur Aufnahme der Bewegungsdaten wird am Unterkiefer des Patienten ein beweglicher lösbar befestigt. Um eine Registrierung der Lage des Bewegungsaufnehmers gegenüber der Bissschablone vornehmen zu können, findet die Befestigung statt, während der Patient auf die angepasste Bissschablone beißt. Nach der Registrierung wird die Bissschablone dem Mund des Patienten entnommen. Als Gegenstück zu dem Bewegungsaufnehmer dient ein (Bewegungs)- Detektor, der in fester Position am Kopf des Patienten befestigt wird und aus dieser Position heraus die Bewegungen des Bewegungsaufnehmers registriert. Mit dem lösbar fixierten Bewegungsaufnehmer und dem lösbar fixierten Detektor vollzieht der Patient nun eine Abfolge mehrerer Kaubewegungen möglichst auf unterschiedlichen Bahnen soweit es die Anatomie seines Kiefers zulässt. Diese Kaubewegungen werden mit dem Detektor aufgenommen und in einem dritten Datensatz als Bewegungsdaten gespeichert. Die Bewegungsdaten repräsentieren Bewegungslinien jeweils einzelner, mit dem Unterkiefer in Beziehung stehender Punkte in einem durch den Oberkiefer fixierten dreidimensionalen Koordinatensystem. Schließlich werden die Bewegungsdaten mit den dreidimensionalen Bilddaten des ersten Datensatzes in ein gemeinsames Koordinatensystem gebracht („registriert"), so dass an den dreidimensionalen Bilddaten von oberer und unterer Zahnreihe deren Bewegung simuliert werden kann. Dabei werden die dreidimensionalen Bilddaten des ersten Datensatzes mit den patientenindividuellen Bewegungsdaten des dritten Datensatzes vermittels der Registrierung über den zweiten Datensatzes verheiratet.

Letztendlich können die Kaubewegungen des bezahnten Unterkiefers gegenüber dem bezahnten Oberkiefer auf einem Bildschirm zum Zwecke der Behandlungsplanung dargestellt werden. Im Rahmen der Behandlungsplanung kann der behandelnde Arzt virtuell ein Implantat in einen der Kiefer einsetzen und beobachten, wie es sich in die Anatomie der simulierten Kaubewegung einpasst.

Das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung gewährleisten über die direkte Fusion von digitalen Zahnmodellen und Bewegungsaufnahmen eine praxistaugliche und zugleich präzise Lösung. Auf diese Weise gelingt es, die echte patientenindividuelle Zahnreihenposition und die Bewegung der Zahnreihen im 3D-Volumen anatomiegetreu darzustellen. Dabei können digitale Modelle des Ober- und Unterkiefers, die mit intraoralen oder laborseitigen Scanverfahren gewonnen wurden, mit den DVT-Daten überlagert werden, womit die Voraussetzung geschaffen wurde, therapeutische Aufbissbehelfe oder Zahnersatz in optimierter Kieferrelation anzufertigen und deren Design den patientenindividuellen Bewegungsmustern zu unterwerfen.

Der besondere Vorteil der erfindungsgemäßen Vorgehensweise, die sich auf die simulierende Darstellung der Kaubewegungen von Ober- und Unterkiefer bezieht, liegt darin, dass dem Patienten die Strahlenbelastung durch ionisierende Strahlung erspart bleibt. Die räumliche Zuordnung zwischen dem ersten und dem dritten Datensatz geschieht erfindungsgemäß über den am Modell und nicht am Patienten aufgenommenen zweiten Datensatz.

Zur Bewegungsmessung und Bewegungsregistrierung kommt vorteilhafterweise ein System umfassend einen Bewegungsaufnehmer und einen Detektor zum Einsatz, das z.B. auf Ultraschalllaufzeitbasis, also einer Umrechnung von Laufzeiten mehrerer akustischer Signale in Rauminformationen, arbeitet. Am Patienten wird dazu paraokklusal eine Halterung („Attachment") für den Bewegungsaufnehmer lösbar befestigt, der in diesem Fall ein mit Schallsendern bestückter Messsensorbogen ist. Der Bewegungsaufnehmer besitzt eine magnetische Kopplung, mit der er am Unterkieferattachment und an der Bissschablone stabil befestigt werden kann. Mittels des Bewegungsaufnehmers werden vorteilhafterweise vier Ultraschallsender am Unterkiefer breitflächig vor dem Mund und zu den Seiten in Bogenform angeordnet. Der oberhalb befestigte Detektor besteht aus jeweils links und rechts angeordneten drei kollinear positionierten Mikrofonen, sodass insgesamt ein gleichzeitig okklusionsnahes als auch gelenknahes Messfeld definiert wird.

Als Gegenpart zum mit dem Unterkiefer beweglichen Messsensorbogen umfasst das System eine am Kopf fixierte Mikrofon-Sensor-Einheit, die an der Glabella und an dem Mastoid postauricular beidseits angelegt und durch ein Gummiband über den Hinterkopf fixiert wird. Damit erfolgt ganz natürlich während der Kaubewegungen eine Bewegungsmessung nur über die zum Kopf relative Kaubewegung des Unterkiefers.

Für die Referenzierung mit dem zweiten Datensatz wird die Bissschablone interponiert, der Messensorbogen an der Bisschablone platziert und für wenige Sekunden eine Messung ausgelöst. Anschließend wird die Bissschablone entfernt, der Messensorbogen am Attachment befestigt und die eigentliche Funktionsuntersuchung durchgeführt.

Nach der Fusionierung des zweiten Datensatzes und der Bewegungsdaten stehen dem Benutzer alle gemessenen Kieferbewegungen und -Positionen zur Verfügung. Anhand einer Auswahlliste kann zwischen verschiedenen Kieferstellungen ausgewählt werden. Wird eine Bewegung aus der Liste ausgewählt, wird automatisch eine Bewegungsspur mit anatomischem Bezug angezeigt.

Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Figuren 1 bis 3 näher beschrieben. Es zeigen:

Figur 1 (a, b) eine Bissschablone Figur 2 (a, b) das System zur Aufnahme von Bewegungsdaten und

Figur 3 (a-c) die Simulation der Kaubewegung an Bilddaten.

Figur 1a zeigt eine Bissschablone 1 , die in diesem Stadium noch nicht mit Abdruckmasse bestückt ist. Diese wird beidseitig auf die jeweilige Auflagefläche 2 aufgebracht, bevor der Patient seinen Biss in der auszuhärtenden Abdruckmasse hinterlässt. Die Abdruckmasse hält vermittels Verzahnungen 3, die in die Auflagefläche 2 eingebracht sind. An der Bissschablone 1 sind Marker 4 aus einem radioopaken Material angebracht, die sich im späteren Röntgenscan identifizieren lassen. Die Bissschablone 1 weist zudem einen Steckadapter 5 auf, über den sie an dem Aufnahmegerät fixiert werden kann. In Figur 1b ist die Bissschablone 1 von einem Zylinder aus dünnem Blech 6 umgeben, der die Röntgenstrahlung beim Röntgenscan ähnlich wie das den Kiefer umgebende Gewebe eines realen Patienten teilweise absorbiert.

Figur 2a zeigt einen Bewegungsaufnehmer 7 in Bogenform, der, wie aus der Detailansicht nach Figur 2b ersichtlich, über einen Halter 8 („Attachment") am Unterkiefer einer Patientin 9 lösbar befestigt ist. Auf dem Bewegungsaufnehmer 7 sind vier Ultraschallsender 10 zu beiden Seiten angeordnet. Der oberhalb an der Stirn der Patientin befestigte Detektor 1 1 hat drei jeweils links und rechts angeordnete kollinear positionierte Mikrofone, die damit das Messfeld definieren. Im vorliegenden Fall trägt die Patientin 9 zusätzlich die Bissschablone 12. In diesem Zustand erfolgt die Messung zur Registrierung des über den Halter 8 angebrachten Bewegungsaufnehmers 7, der kurz zuvor über einen Adapter an der Bissschablone 12 befestigt war.

Die Figuren 3 zeigen nunmehr das Ergebnis der erfindungsgemäßen Verfahrensweise, nämlich die auf einem Bildschirm dargestellten Zahnreihen von Oberkiefer 13 und Unterkiefer 14 in verschiedenen simulierten Bewegungsstadien und aus verschiedenen Perspektiven. In Figur 3a ist das Gebiss vollständig geschlossen und in Figur 3b maximal geöffnet. Figur 3c ist eine Frontalansicht auf das geöffnete Gebiss. In den offenen Mundraum sind die Bewegungsspuren 15 während verschiedener Kaubewegungen eingezeichnet. Der behandelnde Arzt kann nun an dem virtuellen Gebiss z.B. prothetische Restaurationen planen. Nachfolgend sind noch einmal zusammenfassend die einzelnen Schritte hin zu dieser Simulation dargestellt, wobei die Abfolge der Schritte nicht auf diese festgelegt ist:

Schritt 1 : Aufnahme der digitalen Zahnabdrücke (erster Datensatz);

Schritt 2: Beschicken der Bissschablone mit der aushärtenden Abdruckmasse:

Schritt 3: Erstellen eines zweiteiligen Gipsmodells auf der Grundlage der

Abform ung;

Schritt 4: Erstellen des 3D-Röntgenscan (zweiter Datensatz) mit der

Bissschablone, die von den Kiefern des Gipsmodelles gehalten wird;

Schritt 5: Wiedereinsetzen der Bissschablone in den Mund des Patienten zum

Kalibrieren des Bewegungsaufzeichnugsgerätes;

Schritt 6: Befestigung des T-Attachments an die Unterkiefer-Zähne des

Patienten. Mit dem T-Attachment findet - nachdem die Kalibrierung des Gerätes durchgeführt wurde - die eigentliche Bewegungsmessung statt;

Schritt 7: Initiale Kalibrierung des Gerätes zur Bewegungsmessung mit der

Bissschablone;

Schritt 8: Barrierefreie Bewegungsmessung (dritter Datensatz) mit dem

Bewegungsaufzeichnugsgerätes ohne Bissschablone;

Schritt 9: Registrierung der 3D-Röntgendaten (zweiter Datensatz) und der

Bewegungsdaten (dritter Datensatz) mit Hilfe der radioopaken Kugelmarker der Bissschablone;

Schritt 10: Registrierung der digitalen Zahnabdrücke (erster Datensatz) mit den

3D-Röntgendaten (zweiter Datensatz);

Schritt 11 : Bewegung der digitalen Zahnabdrücke (erster Datensatz) und des

Unterkiefers anhand der patientenindividuellen Bewegungen (dritter Datensatz). Erfindungsgemäß werden die Daten des zweiten Datensatzes nur benötigt, um die Daten des ersten Datensatzes und die Daten des dritten Datensatzes mittelbar über die Daten des zweiten Datensatzes in räumlichen Einklang zu bringen: