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Title:
MULTI-COMPONENT ADHESIVE FOR PRODUCING AN ADHESIVE HYDROGEL
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2014/128272
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates primarily to a multi-component adhesive for producing an adhesive hydrogel, comprising the compound of formula (I) defined below and one, two, three, four, or more additional constituents. The invention further relates to the use of said multi-component adhesive and corresponding methods for adhesively joining two surfaces. The invention further relates to a method for producing a corresponding adhesive hydrogel. The invention further relates to kit, comprising a corresponding multi-component adhesive and one or more additional constituents. The invention further relates to articles that comprise a multi-component adhesive according to the invention or an adhesive hydrogel produced from the multi-component adhesive according to the invention.

Inventors:
RISCHKA KLAUS (DE)
SADER ROBERT (DE)
BARGEL HENDRIK (DE)
KOZIELEC MARIA (DE)
Application Number:
PCT/EP2014/053469
Publication Date:
August 28, 2014
Filing Date:
February 21, 2014
Export Citation:
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Assignee:
FRAUNHOFER GES FORSCHUNG (DE)
TECH UNIVERSITÄT DARMSTADT (DE)
JOHANN WOLFGANG GOETHE UNIVERSITÄT (DE)
International Classes:
C09J171/02; A61K6/00
Domestic Patent References:
WO2012009664A22012-01-19
Foreign References:
US20100137902A12010-06-03
US20040096507A12004-05-20
EP1609431B12008-12-24
Other References:
EDWARD A. PHELPS ET AL: "Maleimide Cross-Linked Bioactive PEG Hydrogel Exhibits Improved Reaction Kinetics and Cross-Linking for Cell Encapsulation and In Situ Delivery", ADVANCED MATERIALS, vol. 24, no. 1, 16 December 2011 (2011-12-16), pages 64 - 70, XP055110903, ISSN: 0935-9648, DOI: 10.1002/adma.201103574
DATABASE BIOSIS [online] BIOSCIENCES INFORMATION SERVICE, PHILADELPHIA, PA, US; 2010, RISCHKA KLAUS ET AL: "Bio-inspired Polyphenolic Adhesives for Medical and Technical Applications", XP009177232, Database accession no. PREV201100321970
BUBAKER ET AL., BIOMATERIALS, vol. 31, 2010, pages 420
BRUCE LEE ET AL., MACROMOLECULES, vol. 39, 2006, pages 1740
Attorney, Agent or Firm:
EISENFÜHR SPEISER (DE)
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Claims:
Ansprüche:

1. Mehrkomponentenklebstoff zur Herstellung eines Adhäsivhydrogels, umfassend a) eine Verbindung der Formel (I)

wobei

X ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH2 und alpha, betaungesättigten Carbonylgruppen und

L ein Linker ist, der die 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit mit X verknüpft, wobei der Linker L in 3- oder 4-Position mit der 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit verbunden ist,

und

b) eine, zwei, drei, vier oder mehr Verbindungen,

jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (II)

B-L'-Y (II)

wobei in jeder der Struktureinheiten (II) unabhängig von der Bedeutung in anderen Struktureinheiten (II)

B ein Verknüpfungspunkt ist,

L' ein Linker ist und

Y ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH2 und alpha, betaungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit der Gruppe X unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung,

wobei

(i) eine, zwei, drei, vier oder mehr der Verbindungen, die jeweils eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehrere Struktureinhei- ten (II) enthalten, zusätzlich jeweils einen Rest Z umfassen, der unabhängig von jedem anderen Rest Z einer anderen Verbindung ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH2 und alpha, betaungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit einer Gruppe Y unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung

und/oder

(ii) der Mehrkomponentenklebstoff zusätzlich eine, zwei, drei, vier oder mehr Verbindungen umfasst, die unabhängig voneinander jeweils zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (III)

B'-L"-Z' (III)

umfassen, wobei in jeder der Struktureinheiten (III) unabhängig von der Bedeutung in anderen Struktureinheiten (III)

B' ein Verknüpfungspunkt ist,

L" ein Linker ist und

Z' ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH2 und alpha, betaungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit einer Gruppe Y unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung.

Mehrkomponentenklebstoff nach Anspruch 1 , umfassend

c) einen Puffer bestehend aus einer Puffersäure und einer korrespondierenden Pufferbase, wobei der pKB der Pufferbase nicht kleiner ist als 2, vorzugsweise nicht kleiner ist als 4

und/oder

d) eine oder mehrere Basen mit einem pKB < 1 .

Mehrkomponentenklebstoff nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die Verbindung der Formel (I) zumindest eine Cystein-Einheit enthält.

Mehrkomponentenklebstoff nach Anspruch 3, wobei die Verbindung der Formel (I) zumindest eine L-Cystein-Einheit (Formel X) enthält. NH Formel (X)

Mehrkomponentenklebstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei

der Linker L der Verbindung der Formel (I) eine organische Moleküleinheit, deren Kettenglieder aus (a) ausschließlich Kohlenstoffatomen oder (b) Kohlenstoffatomen und Heteroatomen bestehen

und/oder

der Linker L' in der Struktureinheit B-L'-Y (II) eine organische Moleküleinheit ist, deren Kettenglieder aus (a) ausschließlich Kohlenstoffatomen oder (b) Kohlenstoffatomen und Heteroatomen bestehen

und/oder

der Linker L" in der Struktureinheit B'-L"-Z' (III) eine organische Moleküleinheit ist, deren Kettenglieder aus (a) ausschließlich Kohlenstoffatomen oder (b) Kohlenstoffatomen und Heteroatomen bestehen.

Mehrkomponentenklebstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei der Linker L in der Verbindung der Formel (I) ein, zwei oder mehr Struktureinheiten enthält, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Glycin, Alanin, Valin, Leucin, Isoleucin, Methionin, Phenylalanin, Tryptophan, Prolin, Serin, Threonin, Cystein, Tyrosin, As- paragin, Glutamin, Asparaginsäure, Glutaminsäure, Lysin, Arginin und Histidin.

Mehrkomponentenklebstoff nach Anspruch 6, wobei der Linker L in der Verbindung der Formel (I) ein, zwei oder mehr Struktureinheiten enthält, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Cystein, Alanin, Lysin, Prolin, Serin, Tyrosin und Threonin.

Mehrkomponentenklebstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei der Linker L in der Verbindung der Formel (I) ein, zwei oder mehr Struktureinheiten enthält, ausgewählt aus der Gruppe von Aminosäuresequenzen bestehend aus Alanin- Lysin, Lysin-Prolin, Prolin-Serin, Serin-Tyrosin, Tyrosin-Prolin, Prolin-Prolin, Prolin- Threonin, Alanin-Lysin-Prolin, Lysin-Prolin-Serin, Prolin-Serin-Tyrosin, Serin- Tyrosin-Prolin, Tyrosin-Prolin-Prolin, Prolin-Prolin-Threonin, Alanin-Lysin-Prolin- Serin (SEQ ID NO: 1 ), Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin (SEQ ID NO: 2), Prolin-Serin- Tyrosin-Prolin (SEQ ID NO: 3), Serin-Tyrosin-Prolin-Prolin (SEQ ID NO: 4), Tyro- sin-Prolin-Prolin-Threonin (SEQ ID NO: 5), Alanin-Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin (SEQ ID NO: 6), Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin (SEQ ID NO: 7), Prolin-Serin-Tyrosin- Prolin-Prolin (SEQ ID NO: 8), Serin-Tyrosin-Prolin-Prolin-Threonin (SEQ ID NO: 9), Alanin-Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin (SEQ ID NO: 10), Lysin-Prolin-Serin- Tyrosin-Prolin-Prolin (SEQ ID NO: 11 ), Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin-Prolin-Threonin (SEQ ID NO: 12), Alanin-Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin-Prolin (SEQ ID NO: 13), Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin-Prolin-Threonin (SEQ ID NO: 14) und Alanin- Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin-Prolin-Threonin (SEQ ID NO: 15)

9. Mehrkomponentenklebstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei die Verbindung der Formel (I) die Struktur gemäß der Formel (IV) besitzt

10. Mehrkomponentenklebstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei die Struktureinheit (II) die nachfolgende Struktur (IIa) besitzt:

wobei n eine ganze Zahl größer oder gleich 1 ist, x 0, 1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7, oder 8 ist und m 0, 1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7, oder 8 ist.

1 1. Mehrkomponentenklebstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 10, umfassend in oder als Bestandteil (b) eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Verbindungen ausgewählt aus Verbindungen der Formel (V)

(V) wobei

n in jeder der vier Seitenketten unabhängig von der Bedeutung von n in den jeweils anderen Seitenketten eine ganze Zahl größer oder gleich 1 ist und

m in jeder der vier Seitenketten unabhängig von der Bedeutung von m in den jeweils anderen Seitenketten 0, 1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7, oder 8 ist

und

Y in jeder der vier Seitenketten unabhängig von der Bedeutung von Y in den jeweils anderen Seitenketten ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH2 und alpha, beta-ungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit der Gruppe X unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung. 12. Mehrkomponentenklebstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 1 1 , wobei die Struktureinheiten (III) die nachfolgende Struktur (lila) besitzt:

wobei o eine ganze Zahl größer oder gleich 1 ist, q 0, 1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7, oder 8 ist und p 0, 1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7, oder 8 ist. 13. Mehrkomponentenklebstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 12, umfassend in oder als Verbindung umfassend die Struktureinheit (III) eine, zwei, drei, vier oder mehr Verbindungen ausgewählt aus Verbindungen gemäß Formel (VII)

wobei o in jeder der zwei Seitenketten unabhängig von der Bedeutung von o in den jeweils anderen Seitenketten eine ganze Zahl größer oder gleich 1 ist und

Z' jeder der zwei Seitenketten unabhängig von der Bedeutung von Z' in den jeweils anderen Seitenketten ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH2 und alpha, beta-ungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit einer Gruppe Y unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung.

14. Mehrkomponentenklebstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 13, zur Anwendung in einem Verfahren zur chirurgischen oder therapeutischen Behandlung des mensch- liehen oder tierischen Körpers.

15. Verwendung eines Mehrkomponentenklebstoffes nach einem der Ansprüche 1 bis 14 zum nicht-therapeutischen Zusammenkleben von zwei Oberflächen.

16. Verfahren zur Herstellung eines Adhäsivhydrogels umfassend die folgenden Schritte:

- Bereitstellen oder Herstellen eines Mehrkomponentenklebstoffes nach einem der Ansprüche 1 bis 14,

Umsetzen lassen der Komponenten des Mehrkomponentenklebstoffes, so dass das Adhäsivhydrogel entsteht.

17. Kit umfassend einen Mehrkomponentenklebstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 14 und einen oder mehrere weiteren Bestandteile.

18. Kit nach Anspruch 17, wobei der eine oder die mehreren weiteren Bestandteile ausgewählt ist bzw. sind aus der Gruppe bestehend aus Spritzen, Kanülen, Implantaten, Stents, Kathetern und Oxidationsmittel zur Quervernetzung eines aus dem Mehrkomponentenklebstoff hergestellten Adhäsivhydrogels.

19. Adhäsivhydrogel herstellbar aus einem Mehrkomponentenklebstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 14, vorzugsweise hergestellt nach einem Verfahren nach Anspruch 16.

Description:
Mehrkomponentenklebstoff zur Herstellung eines Adhäsivhydrogels

Die vorliegende Erfindung betrifft primär einen Mehrkomponentenklebstoff zur Herstellung eines Adhäsivhydrogels, umfassend die nachfolgend definierte Verbindung der Formel (I) sowie eine, zwei, drei, vier oder mehr weitere Bestandteile. Die Erfindung betrifft zudem die Verwendung des besagten Mehrkomponentenklebstoffes und entspre- chende Verfahren zum Zusammenkleben von zwei Oberflächen. Ferner betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines entsprechenden Adhäsivhydrogels. Die Erfindung betrifft auch ein Kit umfassend einen entsprechenden Mehrkomponentenklebstoff sowie einen oder mehrere weitere Bestandteile. Ebenfalls betrifft die Erfindung Artikel, die einen erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoff bzw. ein daraus herge- stelltes Adhäsivhydrogel umfassen. Weitere Aspekte der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung sowie insbesondere aus den beigefügten Patentansprüchen.

In der modernen Chirurgie besteht ein steter Bedarf an neuen biokompatiblen Klebstoffen zum Verkleben von Gewebe. Ein wichtiges Anwendungsgebiet für solche biokompatiblen Klebstoffe liegt im Bereich der dentalen Implantologie. Beim Einsatz von Implantaten besteht trotz sorgfältiger Vorgehensweise seitens des (Zahn-)Arztes stets die Gefahr, dass Bakterien in die Grenzfläche zwischen Implantat und das das Implantat umgebende Gewebe (z. B. periimplantäre Schleimhaut) eindringen und zu Infektionen führen. Dabei sind Infektionen der periimplantären Schleimhaut (Mukosa) ohne Beteiligung des Kno- chens reversibel und werden als Mukositis bezeichnet. Bei fortschreitender Entzündung mit progressivem, irreversiblem Knochenverlust spricht man von einer Periimplantitis. Aufgrund des Knochenverlustes bei der Periimplantitis, führt diese zu einer Implantatlockerung und kann letztendlich auch zum Implantatverlust führen. Sowohl die Mukositis wie auch die Periimplantitis können derzeit nur durch regelmäßige Kontrollen und entsprechende therapeutische Maßnahmen nach der Diagnose erster Anzeichen für eine Mukositis vermieden werden. Dies ist mit einem hohen Behandlungsaufwand für den behandelnden (Zahn-)Arzt und Patienten und mit hohen Kosten verbunden.

Eine Stabilisierung bzw. Abdichtung der Schleimhaut und Gewebeschichten am Implantatkörper, die durch die Verwendung von biokompatiblen Klebstoffen erreicht wird, führt nicht nur zu einer stark verringerten Gefahr der Mukositis bzw. Periimplantitis, sondern verringert auch die Einheilzeit der Implantate an dem das Implantat umgebenden Gewebe (z. B. periimplantäres Stützgewebe). Eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Implantation ist, dass das Implantat nach dem Einbringen in den Knochen eine ausreichende Primärstabilität besitzt. Das heißt, dass es direkt nach dem Einbringen nicht locker sitzen darf, sondern absolut, d. h. im maximal möglichen Ausmaß, fest im Knochen verankert ist. Durch ein entsprechendes Verkleben wird diese Primärstabilität unterstützt. Einwirkende Kaukräfte auf die Implantat-Knochenstruktur, die sich nach dem Einsetzen des Implantats im Aufbau und Umbau befindet, wirken aufgrund der Stabilisierung nicht in entscheidendem Maße auf neu entstandenes Gewebe, sodass dieses nicht wieder zerstört wird. Durch eine Stabilisierung bzw. Abdichtung der Implantate an dem das Implantat umgebenden Gewebe hat die orale Rekonstruktion auf lange Sicht eine sehr gute Ausgangssituation für eine vollkommene Rehabilitation. In der Folge kann der bislang übliche Behandlungsaufwand eines periimplantären Stützgewebeeinbruchs und die damit verbundenen Kosten reduziert bzw. völlig vermieden werden. Verglichen mit den Implantationslebenszeiten von bisherigen Behandlungsverfahren ohne biokompatib- len Klebstoffen, führt die Verwendung von biokompatiblen Klebstoffen auch zu deutlich längeren Implantationsüberlebenszeiten.

Neben der Anwendung von biokompatiblen Klebstoffen in der Implantologie sind auch weitere chirurgische, therapeutische und sonstige Anwendungen möglich. So lassen sich beispielsweise Schnittwunden durch das Auftragen entsprechender Klebstoffe verkleben. Auch das Kleben von Knochen-, Knorpel- und/oder Weichgewebe ist möglich.

Somit kann z. B. eine Fixierung von Knochenfrakturen erreicht werden, bei der die anschließenden Heilungsvorgänge deutlich schneller ablaufen können. Dabei nimmt die Eigenbelastbarkeit des Knochengewebes allmählich zu und der biokompatible Klebstoff wird allmählich abgebaut, bis nur noch reines Zellgewebe, bzw. Knochenmaterial vorhanden ist.

In der Literatur sind zahlreiche Klebstoffe und Abdichtmaterialien offenbart, die zur medizinischen Verwendung geeignet sind.

EP 1 609 431 B1 offenbart eine zellokklusive Membran, die durch Reaktion von zumin- dest zwei Vorläufermolekülen erhalten wird. Bei der beschriebenen zellokklusiven Membran handelt es sich nicht um einen Klebstoff, jedoch kann die Membran auch bei der Knochenregeneration oder in der Geweberegeneration verwendet werden.

In Bubaker ei ai, Biomaterials 31 (2010) 420 wird ein medizinischer Klebstoff offenbart. Der beschriebene Klebstoff kann durch Oxidation mit Natriumperiodat in ein Hydrogel überführt werden. Das Verkleben von Fettgewebe und Lebergewebe bei Mäusen wird ebenfalls beschrieben.

Bruce Lee ei al., Macromolecules 39 (2006) 1740 offenbart einen Klebstoff, der durch Lichthärtung in ein Gel überführt werden kann. Der Klebstoff und das daraus resultierende Gel weisen einen hohen Gehalt an 3,4-Dihydroxyphenylanalin (DOPA) auf. Als mögli- ches Anwendungsbeispiel der offenbarten Klebstoffe bzw. der daraus gebildeten Gele wird die Verwendung als Bioklebstoff beschrieben.

WO 2012/009664 A2 offenbart medizinische Klebstoffe und Antifouling-Beschichtungen auf Basis von Proteinen der natürlichen marinen Muschelklebstoffe. Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, einen Klebstoff zur Verfügung zu stellen, der nach dem Aushärten (Abbinden) zumindest eine, vorzugsweise jedoch mehrere, der nachfolgenden Eigenschaften aufweist:

gute Biokompatibilität

keine bzw. geringe Toxizität

biologische Abbaubarkeit

Fähigkeit zur Aufnahme und/oder zum Einbetten von Wirkstoffen sowie gegebenenfalls Fähigkeit zur zeitversetzten (Wieder-)Freigabe von aufgenommenen bzw. eingebetteten Wirkstoffen

keine Immunreaktion im tierischen und/oder menschlichen Körper

gute Adhäsion an biologischem Gewebe allogenen, heterogenen oder synthetischen Ursprungs und/oder an medizinischen Implantaten

gute Barrierewirkung gegen Bakterien.

Gelöst wird diese Aufgabe durch einen Mehrkomponentenklebstoff zur Herstellung eines Adhäsivhydrogels, umfassend

a) eine Verbindung der Formel (I)

wobei

X ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH 2 und alpha, betaungesättigten Carbonylgruppen und

L ein Linker ist, der die 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit mit X verknüpft, wobei der Linker L in 3- oder 4-Position mit der 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit verbunden ist, und

eine, zwei, drei, vier oder mehr Verbindungen,

jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (II) B-L'-Y (II)

wobei in jeder der Struktureinheiten (II) unabhängig von der Bedeutung in anderen Struktureinheiten (II)

B ein Verknüpfungspunkt ist,

L' ein Linker ist und

Y ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH 2 und alpha, betaungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit der Gruppe X unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung,

wobei

(i) eine, zwei, drei, vier oder mehr der Verbindungen, die jeweils eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehrere Struktureinheiten (II) enthalten, zusätzlich jeweils einen Rest Z umfassen, der unabhängig von jedem anderen Rest Z einer anderen Verbindung ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH 2 und alpha, beta-ungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit einer Gruppe Y unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung

und/oder

(ii) der Mehrkomponentenklebstoff zusätzlich eine, zwei, drei, vier oder mehr Verbindungen umfasst, die unabhängig voneinander jeweils zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (III)

B'-L"-Z' (III)

umfassen, wobei in jeder der Struktureinheiten (III) unabhängig von der Bedeutung in anderen Struktureinheiten (III)

B' ein Verknüpfungspunkt ist,

L" ein Linker ist und

Z' ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH 2 und alpha, betaungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit einer Gruppe Y unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung.

Unter einem Klebstoff wird im Rahmen dieses Textes eine Stoffmischung verstanden, die durch chemische Reaktion ihrer Bestandteile und/oder durch Einwirkung äußerer Stoffe abbindet und damit Werkstoffe und/oder Gewebe durch Oberflächenhaftung (Adhäsion) so verbinden kann, dass die Verbindung eine ausreichende innere Festigkeit (Kohäsion) besitzt.

Unter einem„Mehrkomponentenklebstoff" wird generell ein Klebstoff verstanden, der aus zwei oder mehr voneinander räumlich getrennten, reaktionsfähigen Komponenten be- steht, die zur Umsetzung gemischt und erforderlichenfalls noch weiter behandelt werden. Die Bestandteile (z. B. eine Verbindung der Formel (I)) des erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffes sind somit auf zwei, drei oder mehr getrennte Komponenten aufgeteilt, wobei vorzugsweise Bestandteile, bei denen es sich bei X, Y, Z oder Z' um SH und/oder NH 2 handelt, von Bestandteilen separiert sind, bei denen es sich bei X, Y, Z oder Z' um eine alpha, beta-ungesättigte Carbonylgruppe handelt. In bestimmten Ausführungsformen erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoffe, z. B. wenn eine Separation von zur Umsetzung miteinander vorgesehenen Bestandteilen, bei denen es sich bei X, Y, Z oder Z' um SH und/oder NH 2 handelt, von Bestandteilen, bei denen es sich bei X, Y, Z oder Z' um eine alpha, beta-ungesättigte Carbonylgruppe handelt, nicht möglich oder zweckdienlich ist, werden die weiteren Bestandteile des Mehrkomponentenklebstoffes so aufgeteilt, dass trotzdem eine Ausbildung des Adhäsivhydrogels (durch Abbinden) nicht vor dem Vermischen der Komponenten erfolgt. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, dass der pH-Wert einzelner oder aller Komponenten des Mehrkomponentenklebstoffs so eingestellt wird, dass eine Ausbildung des Adhäsivhydrogels erst nach dem Mischen der Komponenten oder nach dem Applizieren des Mehrkomponentenklebstoffes in ein entsprechendes Milieu erfolgt, das einen entsprechenden pH-Wert aufweist (z. B. Mund räum).

Unter„Hydrogelen" werden im Rahmen dieses Textes Gele auf Basis hydrophiler, aber wasserunlöslicher Polymere verstanden, die als dreidimensionale Netzwerke vorliegen. Durch den hydrophilen Charakter der dreidimensionalen Netzwerke sind Hydrogele in der Lage, Wasser aufzunehmen. Vorzugsweise enthalten die Hydrogele Wasser. Im Rahmen dieses Textes werden jedoch auch getrocknete Hydrogele, die kein oder nur Spuren von Wasser enthalten, als Hydrogel verstanden, sofern sie in der Lage sind, (zusätzliches) Wasser aufzunehmen. Unter einem „Adhäsivhydrogel" wird ein Hydrogel verstanden, das sowohl die Eigenschaften eines Hydrogels aufweist als auch Werkstoffe und/oder Gewebe durch Oberflächenhaftung (Adhäsion) so verbinden kann, dass die Verbindung eine ausreichende innere Festigkeit (Kohäsion) besitzt. Nach dem Vermischen der Komponenten eines erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffes entsteht durch chemische Reaktion der Bestandteile der einzelnen Komponenten ein Adhäsivhydrogel.

Gemäß einer ersten bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung umfasst ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff zur Herstellung eines Adhäsivhydrogels a) eine Verbindung der Formel (I)

wobei

X ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH 2 und alpha, betaungesättigten Carbonylgruppen und

L ein Linker ist, der die 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit mit X verknüpft, wobei der Linker L in 3- oder 4-Position mit der 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit verbunden ist, und

eine, zwei, drei, vier oder mehr Verbindungen,

jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (II)

B-L'-Y (II)

wobei in jeder der Struktureinheiten (II) unabhängig von der Bedeutung in anderen Struktureinheiten (II)

B ein Verknüpfungspunkt ist,

L' ein Linker ist und

Y ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH 2 und alpha, betaungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit der Gruppe X unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung,

wobei

(i) eine, zwei, drei, vier oder mehr der Verbindungen, die jeweils eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehrere Struktureinheiten (II) enthalten, zusätz- lieh jeweils einen Rest Z umfassen, der unabhängig von jedem anderen Rest Z einer anderen Verbindung ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH 2 und alpha, beta-ungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit einer Gruppe Y unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung. Gemäß einer zweiten, gleichermaßen bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung umfasst ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff zur Herstellung eines Adhäsivhydrogels

a) eine Verbindung der Formel (I)

wobei

X ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH 2 und alpha, beta- ungesättigten Carbonylgruppen und

L ein Linker ist, der die 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit mit X verknüpft, wobei der Linker L in 3- oder 4-Position mit der 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit verbunden ist, und

b) eine, zwei, drei, vier oder mehr Verbindungen,

jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (II)

B-L'-Y (II)

wobei in jeder der Struktureinheiten (II) unabhängig von der Bedeutung in anderen Struktureinheiten (II)

B ein Verknüpfungspunkt ist,

L' ein Linker ist und

Y ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH 2 und alpha, beta- ungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit der Gruppe X unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung,

und (ii) zusätzlich eine, zwei, drei, vier oder mehr Verbindungen, die unabhängig voneinander jeweils zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (III)

B'-L"-Z' (III)

umfassen, wobei in jeder der Struktureinheiten (III) unabhängig von der Bedeutung in anderen Struktureinheiten (III)

B' ein Verknüpfungspunkt ist,

L" ein Linker ist und

Z' ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH 2 und alpha, betaungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit einer Gruppe Y unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung.

Es hat sich herausgestellt, dass erfindungsgemäße Mehrkomponentenklebstoffe besonders gute Eigenschaften aufweisen, wenn zumindest eine Komponente des Mehrkomponentenklebstoffes einen spezifischen pH-Wert aufweist. Nach Vermischen der Komponenten zum Zwecke der Ausbildung eines Adhäsivhydrogels können insbesondere bei der bevorzugten Anwesenheit von SH-Gruppen (Y, X und/oder Z' bedeuten dann SH in der jeweils entsprechenden Verbindung bzw. Struktureinheit der Formel (I), (II) oder (III)) bei einem pH-Wert von > 8 Nebenreaktionen auftreten, die die Herstellung des Adhäsivhydrogels negativ beeinflussen können. Bei einem pH-Wert von < 6 wird die Reaktionsgeschwindigkeit des durch Vermischen der Komponenten erhaltenen Reaktionsgemisches bei der Ausbildung des Adhäsivhydrogels häufig abgesenkt, so dass die Ausbildung des Adhäsivhydrogels verlangsamt wird. Bevorzugt ist daher ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, bei dem eine, zwei, drei oder sämtliche Komponenten einen pH-Wert im Bereich von 6 bis 8 aufweisen, bevorzugt im Bereich von 7 bis 8, besonders bevorzugt im Bereich von 7,5 bis 7,8.

Vorzugsweise sind die Komponenten des erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffes so ausgestaltet, dass nach dem Zusammenmischen sämtlicher Komponenten in der resultierenden Reaktionsmischung ein pH-Wert im Bereich von 6 bis 8 vorliegt, bevorzugt im Bereich von 7 bis 8, besonders bevorzugt im Bereich von 7,5 bis 7,8. Dies gilt insbesondere bei der bevorzugten Anwesenheit von SH-Gruppen (Y, X und/oder Z' bedeuten dann SH in der jeweils entsprechenden Verbindung bzw. Struktureinheit der Formel (I), (II) oder (III)). Ein solcher pH-Wert-Bereich ist physiologisch sehr gut verträglich und liegt beispielsweise üblicherweise im Mundraum vor. Deshalb weisen die bevorzugten erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffe eine besonders gute Biokompatibilität auf. Zudem verläuft die Ausbildung eines Adhäsivhydrogels in diesem pH-Wert-Bereich besonders gut, ins- besondere bei der bevorzugten Anwesenheit von SH-Gruppen.

In einigen Ausführungsformen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, den pH-Bereich, bzw. - Wert des aus einem erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoff resultierenden Reaktionsgemisches durch Zugabe eines Puffersystems zu stabilisieren. Bevorzugt ist daher ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff umfassend c) einen Puffer bestehend aus einer Puffersäure und einer korrespondierenden Pufferbase, wobei der pK B der Pufferbase nicht kleiner ist als 2, vorzugsweise nicht kleiner ist als 4.

Die Verwendung eines Puffersystems führt zu einer Stabilisierung des pH-Bereiches bzw. -Wertes im Reaktionsgemisch eines erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffes. Dadurch können beispielsweise mögliche Nebenreaktionen vermieden werden, die ansonsten während der Ausbildung eines Adhäsivhydrogels bei pH-Werten von > 8 auftreten können. Dies gilt insbesondere bei der bevorzugten Anwesenheit von SH- Gruppen (Y, X und/oder Z' bedeuten dann SH in der jeweils entsprechenden Verbindung bzw. Struktureinheit der Formel (I), (II) oder (III)). Zudem lassen sich durch Einsatz eines Puffersystems die pH-Werte der Komponenten und der pH-Wert der durch Vermischen aller Komponenten resultierenden Mischung sehr genau einstellen.

Bevorzugt ist insbesondere ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, bei dem das molare Verhältnis von Puffersäure zu Pufferbase im Bereich von 1 : 10 bis 10: 1 liegt, bevorzugt im Bereich von 1 :8 bis 8: 1 , besonders bevorzugt im Bereich von 1 :5 bis 5: 1. In diesem Bereich des molaren Verhältnisses von Puffersäure zur Pufferbase weist der Puffer regelmäßig eine ausreichende Pufferkapazität auf.

Dem Fachmann sind zahlreiche Puffersysteme bekannt, die auf einen gewünschten pH- Wert im Bereich zwischen 6 und 8 eingestellt werden können.

In eigenen Untersuchungen hat es sich gezeigt, dass Puffersysteme, die primäre Amin- Gruppen und/oder Puffersysteme, die 3-(A/-Morpholino)propansulfonsäure (MOPS) enthalten, die Ausbildung eines erfindungsgemäßen Adhäsivhydrogels aus dem erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoff in manchen Fällen in relevantem Maße behindern; die Anwesenheit von Sulfonsäure-Gruppen erscheint insgesamt nicht bevor- zugt. Wahrscheinlich finden Nebenreaktionen zwischen den Amin-Gruppen und/oder Sulfonsäure-Gruppen des Puffers und den zur Reaktion miteinander vorgesehenen weiteren Bestandteilen des Mehrkomponentenklebstoffes statt. Entsprechend ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff besonders bevorzugt, bei dem die Puf- fersäure und/oder Pufferbase keine die Ausbildung eines Adhäsivhydrogels störenden chemischen Reaktionen mit den Bestandteilen des Mehrkomponentenklebstoffes eingehen. Insbesondere ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff besonders bevorzugt, bei dem die Puffersäure und/oder Pufferbase keine Amin-Gruppen und/oder Sulfonsäure-Gruppen enthält. Bei eigenen Untersuchungen konnten zahlreiche Puffersysteme identifiziert werden, deren pH-Wert im Bereich zwischen 6 und 8 eingestellt werden kann und die keine unerwünschten Wechselwirkungen (z. B. chemische Reaktionen) mit den Bestandteilen des erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffs eingehen. Bevorzugt ist daher ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, umfassend einen oder mehrere Puffer (Puffersysteme) ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Maleat-Puffer, Citrat-Puffer, Bis(2-hydroxyethyl)amino-tris(hydroxymethyl)methan-Puffer (Bis-Tris Puffer), Phosphat- Puffer, N-(2-Acetamido)-iminodiessigsäure,(ADA) Carbonat-Puffer, Imidazol-Puffer, 1 ,3- Bis-[tris-(hydroxymethyl)-methylamino]propan-Puffer (Bis-Tris-Propan Puffer), Triethanolamin-Puffer, Tricin-Puffer und Bicin-Puffer. Die Ausbildung eines erfindungsgemäßen Adhäsivhydrogels erfolgt durch chemische Reaktion der Bestandteile des erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffs. Dabei reagieren vorzugsweise die SH- und/oder NH 2 -Gruppen mit den alpha, beta-ungesättigten Carbonylgruppen im Rahmen einer Michael-Addition. Die SH- und/oder NH 2 -Gruppen agieren dabei als Michael-Donatoren und die alpha, beta-ungesättigten Carbonylgruppen als Michael-Akzeptoren. Diese Michael-Addition verläuft bei Anwesenheit einer starken Base besonders gut. Bevorzugt ist daher ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, der als Bestandteil d) eine oder mehrere Basen mit einem pK B < 1 umfasst.

Besonders bevorzugt ist ein solcher erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, bei dem es sich bei der einen oder den Basen mit einem pK B < 1 um Ammoniak, Ammo- niumhydroxid und/oder Hydroxide der Alkalimetalle oder Erdalkalimetalle handelt, vorzugsweise um Natriumhydroxid oder Kaliumhydroxid. Die resultierenden erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffe weisen eine sehr gute Biokompatibilität auf. Bestandteil a), Verbindung der Formel (I):

Die Verbindung der Formel (I) in einem erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoff ist für eine hervorragende Adhäsion des aus dem erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoff resultierenden Adhäsivhydrogels mitverantwortlich. Die 1 ,2-Dihydroxyphenyl- Einheit der Verbindung der Formel (I) ist in der Lage, starke Adhäsionskräfte zu anderen Oberflächen (z. B. biologischen Geweben oder Titanoberflächen) auszubilden. In eigenen Untersuchungen hat es sich gezeigt, dass der Linker L in der Verbindung der Formel (I) einen Einfluss auf die Eigenschaften des Mehrkomponentenklebstoffs bzw. des daraus resultierenden Adhäsivhydrogels besitzt (z. B. Biokompatibilität, biologische Abbaubar- keit, gute Adhäsion an biologischem Gewebe allogenen, heterogenen oder synthetischen Ursprungs und/oder an medizinischen Implantaten).

Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffs ist der Linker L der Verbindung der Formel (I) eine organische Moleküleinheit, deren Kettenglieder aus (a) ausschließlich Kohlenstoffatomen oder (b) Kohlenstoffatomen und Heteroatomen bestehen. Dadurch weist der erfindungsgemäße Mehrkomponentenklebstoff bzw. das daraus resultierende erfindungsgemäße Adhäsivhydrogel eine gute Biokompatibilität, biologische Abbaubarkeit und/oder keine bzw. eine geringe Toxizität auf.

In bestimmten Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstof- fes hat es sich als vorteilhaft erwiesen, den Linker L in einer bestimmten Länge vorzusehen. Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, wobei die Anzahl der Kettenglieder des Linkers L im Bereich von 5 bis 65, vorzugsweise 6 bis 60, bevorzugt 24 bis 36 liegt. Es hat sich in eigenen Untersuchungen gezeigt, dass die aus solchen erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffen resultierenden Adhäsivhydrogele eine gute Adhäsion an biologischem Gewebe allogenen, heterogenen oder synthetischen Ursprungs und/oder an medizinischen Implantaten aufweisen.

Unter einem Kettenglied des Linkers L wird im Rahmen des vorliegenden Textes ein einzelnes Atom (Kettenatom oder Kettenglied) verstanden, das in Kombination mit weiteren durch kovalente Bindungen aneinandergereihten Atomen (weitere Kettenatome oder Kettenglieder) die 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit der Verbindung der Formel (I) auf kürzestem Weg mit der funktionellen Gruppe X verknüpft. Es werden nur die Atome als Kettenglieder gezählt, die auf dem kürzesten Weg zwischen der 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit der Verbindung der Formel (I) und X liegen; Atome in Seitenketten werden nicht berück- sichtigt. Für den Fall, dass eine Verbindung der Formel (I) sowohl eine oder mehrere SH- Gruppen als auch eine oder mehrere NH 2 -Gruppen umfasst, wird (werden) nur die SH- Gruppe(n) berücksichtigt. Für den Fall, dass eine Verbindung der Formel (I) zwei oder mehr SH-Gruppen oder (bei Abwesenheit von SH-Gruppen) NH 2 -Gruppen umfasst, wird die Gruppe SH bzw. NH 2 als X betrachtet, die auf kürzestem Weg mit der 1 ,2- Dihydroxyphenyl-Einheit und der SH oder NH 2 -Gruppe verknüpft ist. Beispielsweise beträgt die Anzahl der Kettenglieder des Linkers L in der nachfolgenden Verbindung der Formel (IV) 30 (dies ist die Anzahl der Atome zwischen der Gruppe SH und der 1 ,2- Dihydroxyphenyl-Einheit). Der Linker L kann dabei auf vielfache Art und Weise ausgestaltet sein. Besonders bevorzugt ist jedoch ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff bei dem der Linker L ein Kohlenwasserstoff, ein Polyether oder ein Peptid ist oder eine solche Gruppe umfasst. Die aus solchen erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffen resultierenden Adhäsivhydrogele weisen eine sehr gute Biokompatibilität auf. Um die Haftung (Adhäsion) des aus dem erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoff hergestellten Adhäsivhydrogels zu verbessern, hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn in der Verbindung der Formel (I) neben der 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit auch Alkylamine vorhanden sind. Dementsprechend ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff bevorzugt, wobei der Linker L ein, zwei, drei, vier oder mehr Alkylamine als Seiten- kette enthält.

Ebenfalls bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, wobei der Linker L ein Peptid ist oder umfasst, wobei das Peptid zumindest 2 N-Atome in der X mit der 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit verbindenden Kette umfasst, bevorzugt 2 bis 20, weiter bevorzugt 5 bis 15, besonders bevorzugt 8 bis 12 N-Atome in der X mit der 1 ,2- Dihydroxyphenyl-Einheit verbindenden Kette umfasst. Dabei werden nur N-Atome gezählt, bei denen es sich um Kettenglieder handelt. Beispielsweise beträgt die Anzahl der N-Atome in der X mit der 1 ,2-Dihydroxyphenyl-Einheit verbindenden Kette in der nachfolgenden Verbindung der Formel (IV) 9. Bei Verwendung von Peptiden in oder als Linker L weisen erfindungsgemäße Mehrkomponentenklebstoffe bzw. das daraus resultierende erfindungsgemäße Adhäsivhydrogel eine besonders gute Biokompatibilität und/oder biologische Abbaubarkeit auf.

Erfindungsgemäß bevorzugt ist auch ein Mehrkomponentenklebstoff, wobei die Verbindung der Formel (I) eine oder mehrere Struktureinheiten (IX) enthält wobei zumindest eine der gestrichelten Linien eine kovalente Bindung zu weiteren Struktureinheiten darstellt. Für den Fall, dass die Struktureinheit (IX) terminal in einer Verbindung der Formel (I) vorliegt, entspricht eine der gestrichelten Linien Wasserstoff oder - OH, abhängig davon ob die Struktureinheiten (IX) über die Carbonsäurefunktion oder über die Amin-Funktion mit weiteren Struktureinheiten kovalent verbunden ist.

Bei einigen Anwendungen hat sich ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff als besonders geeignet herausgestellt, in dem die Verbindung der Formel (I) spezifische Aminosäureeinheiten bzw. Kombinationen von spezifischen Aminosäureeinheiten enthält. Besonders bevorzugt ist dabei ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, wobei die Verbindung der Formel (I) zumindest eine Cystein-Einheit, vorzugsweise eine L- Cystein-Einheit (Formel X) enthält.

Zumindest eine der gestrichelten Linien in Formel (X) stellt eine kovalente Bindung zu weiteren Struktureinheiten da. Für den Fall, dass die Cystein-Einheit terminal in der Verbindung der Formel (I) vorliegt, entspricht eine der gestrichelten Linien Wasserstoff oder -OH, abhängig davon ob die Cystein-Einheit über die Carbonsäurefunktion oder über die Amin-Funktion mit weiteren Struktureinheiten kovalent verbunden ist. Beispielsweise ist die Cystein-Einheit in der nachfolgenden Verbindung der Formel (IV) terminal angeordnet, über die Carbonsäurefunktion (unter Ausbildung eines Amids) mit weiteren Struktureinheiten kovalent verbunden und die Amin-Funktion der Cystein-Einheit liegt als NH 2 vor. Bei der Herstellung eines erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffes und der Herstellung eines erfindungsgemäßen Adhäsivhydrogels (siehe auch Beispiele 2 und 3) ermöglicht die Anwesenheit einer Thiolgruppe (SH-Gruppe) in der Verbindung der Formel (I) die Michael-Addition bei einem pH-Wert auf physilogischem Niveau (pH 6 bis 7,5); bei einem solchen pH-Wert wird gleichzeitig die Autooxidation der Dihydroxygruppe verhindert.

Erfindungsgemäße Mehrkomponentenklebstoffe, in denen die Verbindung der Formel (I) spezifische Aminosäureeinheiten bzw. Kombinationen von bestimmten Aminosäureeinheiten enthält, zeichnen sich durch eine besonders gute Biokompatibilität aus und/oder sind biologisch abbaubar. Darüber hinaus kann in den Fällen, in denen die Verbindung der Formel (I) spezifische Aminosäureeinheiten bzw. Kombinationen von bestimmten Aminosäureeinheiten enthält, das Adhäsivhydrogel aus dem erfindungsgemäßen Mehrkomponenten Klebstoff durch Quervernetzung ohne Zugabe eines Oxidati- onsmittels oder Enzym hergestellt werden. Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehr- komponentenklebstoff, wobei der Linker L in der Verbindung der Formel (I) ein, zwei oder mehr Struktureinheiten enthält, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Glycin, Alanin, Valin, Leucin, Isoleucin, Methionin, Phenylalanin, Tryptophan, Prolin, Serin, Threonin, Cystein, Tyrosin, Asparagin, Glutamin, Asparaginsäure, Glutaminsäure, Lysin, Arginin, Histidin, vorzugsweise ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Cystein, Alanin, Lysin, Prolin, Serin, Tyrosin und Threonin.

Besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, bei dem der Linker L in der Verbindung der Formel (I) ein, zwei oder mehr Struktureinheiten enthält, ausgewählt aus der Gruppe von Aminosäuresequenzen bestehend aus Alanin-Lysin, Lysin-Prolin, Prolin-Serin, Serin-Tyrosin, Tyrosin-Prolin, Prolin-Prolin, Prolin-Threonin, Alanin-Lysin-Prolin, Lysin-Prolin-Serin, Prolin-Serin-Tyrosin, Serin-Tyrosin-Prolin, Tyro- sin-Prolin-Prolin, Prolin-Prolin-Threonin, Alanin-Lysin-Prolin-Serin (SEQ ID NO: 1 ), Lysin- Prolin-Serin-Tyrosin (SEQ ID NO: 2), Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin (SEQ ID NO: 3), Serin- Tyrosin-Prolin-Prolin (SEQ ID NO: 4), Tyrosin-Prolin-Prolin-Threonin (SEQ ID NO: 5), Alanin-Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin (SEQ ID NO: 6), Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin (SEQ ID NO: 7), Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin-Prolin (SEQ ID NO: 8), Serin-Tyrosin-Prolin-Prolin- Threonin (SEQ ID NO: 9), Alanin-Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin (SEQ ID NO: 10), Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin-Prolin (SEQ ID NO: 11 ), Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin- Prolin-Threonin (SEQ ID NO: 12), Alanin-Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin-Prolin (SEQ ID NO: 13), Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin-Prolin-Threonin (SEQ ID NO: 14) und Alanin- Lysin-Prolin-Serin-Tyrosin-Prolin-Prolin-Threonin (SEQ ID NO: 15). Die„SEQ ID NO" beziehen sich auf das beigefügte Sequenzprotokoll, das Bestandteil der vorliegenden Beschreibung ist.

Ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff ist besonders bevorzugt, in dem die Verbindung der Formel (I) die Struktur gemäß Formel (IV) (SEQ ID NO: 16) besitzt:

Das aus einem die Verbindung der Formel (IV) enthaltenden erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoff resultierende erfindungsgemäße Adhäsivhydrogel weist eine sehr gute Adhäsion an biologischem Gewebe allogenen, heterogenen oder synthetischen Ursprungs und/oder an medizinischen Implantaten, eine gute Biokompatibilität und eine gute biologische Abbaubarkeit auf.

Bei der Verbindung der Formel (IV) handelt es sich um ein bevorzugtes Beispiel einer Verbindung der Formel (I).

Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, bei dem, sofern X in der Verbindung der Formel (I) eine alpha, beta-ungesättigte Carbonylgruppe bedeutet, X ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus alpha, beta-ungesättigten Aldehyden, alpha, beta-ungesättigten Ketonen, alpha, beta-ungesättigten Estern, vorzugsweise Acryl- säureester, und alpha, beta-ungesättigten Carbonsäureamiden, vorzugsweise Maleinimid.

Bestandteil b), Verbindung enthaltend die Struktureinheit B-L'-Y (II):

In eigenen Untersuchungen hat es sich auch gezeigt, dass der Linker L' in der Struktur- einheit B-L'-Y (II) einen Einfluss auf die Eigenschaften (z. B. Biokompatibilität, biologische Abbaubarkeit, gute Adhäsion an biologischem Gewebe allogenen, heterogenen oder synthetischen Ursprungs und/oder an medizinischen Implantaten) des Mehrkomponentenklebstoffs bzw. des daraus resultierenden Adhäsivhydrogels besitzt. Ein erfindungs- gemäßer Mehrkomponentenklebstoff ist bevorzugt, in dem der Linker L' in der Struktureinheit B-L'-Y (II) eine organische Moleküleinheit ist, deren Kettenglieder aus (a) ausschließlich Kohlenstoffatomen oder (b) Kohlenstoffatomen und Heteroatomen bestehen. Ein solcher erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff bzw. das daraus resultieren- de erfindungsgemäße Adhäsivhydrogel weist eine gute Biokompatibilität, biologische Abbaubarkeit und/oder keine bzw. eine geringe Toxizität auf.

Unter einem Kettenglied des Linkers L' wird im Rahmen des vorliegenden Textes ein einzelnes Atom (Kettenatom oder Kettenglied) verstanden, das in Kombination mit weiteren durch kovalente Bindungen aneinandergereihten Atomen (weitere Kettenatome oder Kettenglieder) B auf kürzestem Weg mit der funktionellen Gruppe Y verknüpft. Es werden nur die Atome als Kettenglieder gezählt, die auf dem kürzesten Weg zwischen B und X liegen; Atome in Seitenketten werden nicht berücksichtigt. Beispielsweise beträgt die Anzahl der Kettenglieder eines Linkers L' in der nachfolgenden Verbindung der Formel (V) 7, wenn n 1 und m 2 entspricht (dies ist die Anzahl der Atome zwischen der Gruppe Y und der dem Verknüpfungspunkt B).

Bei B handelt es sich um einen Verknüpfungspunkt, der einzelne Gruppen L'-Y miteinander verbindet. Üblicherweise handelt es sich bei B um ein Kohlenstoffatom, ein Stickstoffatom oder um ein Sauerstoffatom. Beispielsweise entspricht B in der nachfolgenden Verbindung der Formel (V) dem quartären Kohlenstoffatom, an dem vier Gruppen L'-Y gebunden sind.

Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, bei dem, sofern Y in der Struktureinheit B-L'-Y (II) eine alpha, beta-ungesättigte Carbonylgruppe bedeutet, Y ausgewählt ist aus der Gruppe aus alpha, beta-ungesättigten Aldehyden, alpha, betaungesättigten Ketonen, alpha, beta-ungesättigten Estern, vorzugsweise Acrylsäureester, und alpha, beta-ungesättigten Carbonsäureamiden, vorzugsweise Maleinimid.

Ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff ist besonders bevorzugt, wenn der Linker L' in der Struktureinheit B-L'-Y (II) ein Kohlenwasserstoff, ein Polyether oder ein Peptid ist oder umfasst. Die aus solchen erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffen resultierenden Adhäsivhydrogele weisen regelmäßig eine sehr gute Biokompatibilität auf.

Ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff ist ebenfalls besonders bevorzugt, wenn die Struktureinheit (II) die nachfolgende Struktur (IIa) besitzt: wobei n eine ganze Zahl größer oder gleich 1 ist, x 0, 1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7, oder 8 ist und m 0, 1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7, oder 8 ist. Die aus solchen erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffen resultierenden Adhäsivhydrogele, weisen eine sehr gutes Wasseraufnahmevermögen und eine sehr gute Biokompatibilität auf.

Bei der Struktureinheit (IIa) handelt es sich um ein bevorzugtes Beispiel einer der Struktureinheit B-L'-Y (II).

Besonders bevorzugt sind erfindungsgemäße Mehrkomponentenklebstoffe, umfassend in oder als Bestandteil (b) eine, zwei, drei, vier oder mehr Verbindungen ausgewählt aus Verbindungen der Formel (V)

wobei

n in jeder der vier Seitenketten unabhängig von der Bedeutung von n in den jeweils anderen Seitenketten eine ganze Zahl größer oder gleich 1 ist und

m in jeder der vier Seitenketten unabhängig von der Bedeutung von m in den jeweils anderen Seitenketten 0, 1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7, oder 8 ist

und

Y in jeder der vier Seitenketten unabhängig von der Bedeutung von Y in den jeweils anderen Seitenketten ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH 2 und alpha, beta-ungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit der Gruppe X unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung. Bei der Verbindung der Formel (V) handelt es sich um ein bevorzugtes Beispiel einer Verbindung enthaltend die Struktureinheit B-L'-Y (II) bzw. einer Verbindung enthaltend die Struktureinheit (IIa).

Ganz besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff wie soeben definiert, wobei in der Verbindung der Formel (V)

m in jeder der vier Seitenketten identisch ist

und/oder

Y in jeder der vier Seitenketten identisch ist.

Da die Verbindung der Formel (V) in den besonders bevorzugten Ausgestaltungen eine hohe Symmetrie aufweist und alle Seitenarme (als Beispiel für Struktureinheiten (II)) identisch sind, lässt sich diese Verbindung besonders einfach herstellen. Dadurch lassen sich beispielsweise die Kosten der Verbindung mit der Formel (V) und somit auch die Kosten eines erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffes reduzieren. Durch den einfachen synthetischen Zugang zu Verbindungen der Formel (V) in wenigen Reaktionsschritten lässt sich die Verbindung der Formel (V) auch in hoher Reinheit erhalten. Verunreinigungen und Nebenprodukte, die bei Reaktionen mit vielen Syntheseschritten zwangläufig entstehen würden und nicht abgetrennt werden können, werden vermieden. Dadurch kann ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff in sehr guter Reinheit und Qualität erhalten werden.

Insbesondere bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff wie soeben definiert, umfassend in oder als Bestandteil (b) eine Verbindung der Formel (VI)

wobei n in jeder der vier Seitenketten unabhängig von der Bedeutung von n in den jeweils anderen Seitenketten eine ganze Zahl größer oder gleich 1 ist.

Bei der Verbindung der Formel (VI) handelt es sich um ein besonders bevorzugtes Beispiel einer Verbindung der Formel (V) und eine besonders bevorzugte Ausgestaltung einer Verbindung enthaltend die Struktureinheit B-L'-Y (II) bzw. die Struktureinheit (IIa).

Die SH-Gruppen der Verbindung der Formel (VI) (und ähnlicher Verbindungen) reagieren sehr selektiv, mit hohen Ausbeuten und unter milden Bedingungen mit alpha, betaungesättigten Carbonylgruppen. Somit weisen die entsprechenden erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffe und die daraus entstehenden erfindungsgemäßen Adhäsivhydrogele eine sehr hohe Qualität auf.

Besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, wobei eine, zwei, drei, vier oder sämtliche Verbindungen, die unabhängig voneinander jeweils zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (II) umfassen, (a) ein Gewichtsmittel der Molmasse (M w ) im Bereich von 500 bis 40000 g/mol aufweisen, be- vorzugt im Bereich von 500 bis 25000 g/mol, besonders bevorzugt im Bereich von 1000 bis 15000 g/mol, insbesondere bevorzugt im Bereich von 2000 bis 8000 g/mol und/oder (b) eine Polydispersität von kleiner als 4 aufweisen, bevorzugt kleiner als 3, besonders bevorzugt kleiner als 2, insbesondere bevorzugt kleiner als 1 ,5.

Bestanteil (ii), Verbindung enthaltend die Struktureinheit B'-L"-Z' (III): In eigenen Untersuchungen hat es sich auch gezeigt, dass der Linker L" in Struktureinheit B'-L"-Z' (III) einen Einfluss auf die Eigenschaften (z. B. Biokompatibilität, biologische Abbaubarkeit, gute Adhäsion an biologischem Gewebe allogenen, heterogenen oder synthetischen Ursprungs und/oder an medizinischen Implantaten) des Mehrkomponentenklebstoffs bzw. des daraus resultierenden Adhäsivhydrogels besitzt. Ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff ist bevorzugt, wenn der Linker L" in der Struktureinheit B'-L"-Z' (III) eine organische Moleküleinheit ist, deren Kettenglieder aus (a) ausschließlich Kohlenstoffatomen oder (b) Kohlenstoffatomen und Heteroatomen bestehen. Dadurch weist der erfindungsgemäße Mehrkomponentenklebstoff bzw. das daraus resultierende erfindungsgemäße Adhäsivhydrogel eine gute Biokompatibilität, biologische Abbaubarkeit und/oder keine bzw. eine geringe Toxizität auf. Unter einem Kettenglied des Linkers L" wird im Rahmen des vorliegenden Textes ein einzelnes Atom (Kettenatom oder Kettenglied) verstanden, das in Kombination mit weiteren durch kovalente Bindungen aneinandergereihten Atomen (weitere Kettenatome oder Kettenglieder) B auf kürzestem Weg mit der funktionellen Gruppe Z' verknüpft. Es werden nur die Atome als Kettenglieder gezählt, die auf dem kürzesten Weg zwischen der B' und Z' liegen; Atome in Seitenketten werden nicht berücksichtigt. Beispielsweise beträgt die Anzahl der Kettenglieder eines Linkers L" in der nachfolgenden Verbindung der Formel (VII) 5, wenn o 1 entspricht.

Bei B' handelt es sich um einen Verknüpfungspunkt, der einzelne Gruppen L"-Z' miteinander verbindet. Üblicherweise handelt es sich bei B um ein Kohlenstoffatom, ein Stickstoffatom oder um ein Sauerstoffatom. Beispielsweise entspricht B' in der nachfolgenden Verbindung der Formel (VII) dem Sauerstoff, an dem zwei Struktureinheiten (III) gebunden sind.

Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, bei dem, sofern es sich bei Z' in Struktureinheit B'-L"-Z' (III) um eine alpha, beta-ungesättigte Carbonylgruppe handelt, Z' ausgewählt ist aus der Gruppe aus alpha, beta-ungesättigten Aldehyden, alpha, beta-ungesättigten Ketonen, alpha, beta-ungesättigten Estern, vorzugsweise Acryl- säureester, und alpha, beta-ungesättigten Carbonsäureamiden, vorzugsweise Maleinimid.

Ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff ist besonders bevorzugt, wenn der Linker L" in der Struktureinheit B'-L"-Z' (III) ein Kohlenwasserstoff, ein Polyether oder ein Peptid ist oder umfasst. Die aus diesen erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffen resultierenden Adhäsivhydrogele weisen eine sehr gute Biokompatibilität auf.

Ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff ist ebenfalls besonders bevorzugt, wenn die Struktureinheit (III) die nachfolgende Struktur (lila) besitzt:

wobei o eine ganze Zahl größer oder gleich 1 ist, q 0, 1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7, oder 8 ist und p 0, 1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7, oder 8 ist. Die aus diesen erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffen resultierenden Adhäsivhydrogele, weisen eine sehr gutes Wasseraufnahmevermögen und eine sehr gute Biokompatibilität auf. Bei der Struktureinheit (lila) handelt es sich um ein bevorzugtes Beispiel einer der Struktureinheit B'-L"-Z' (III).

Besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, umfassend in oder als Verbindung umfassend die Struktureinheit (III) eine, zwei, drei, vier oder mehr Verbindungen ausgewählt aus Verbindungen gemäß Formel (VII)

(VII) wobei o in jeder der zwei Seitenketten unabhängig von der Bedeutung von o in den jeweils anderen Seitenketten eine ganze Zahl größer oder gleich 1 ist und

Z' jeder der zwei Seitenketten unabhängig von der Bedeutung von Z' in den jeweils anderen Seitenketten ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus SH, NH 2 und alpha, beta-ungesättigten Carbonylgruppen und umsetzbar ist mit einer Gruppe Y unter Ausbildung zumindest einer kovalenten Bindung.

Bei der Verbindung der Formel (VII) handelt es sich um ein bevorzugtes Beispiel einer Verbindung enthaltend die Struktureinheit B'-L"-Z' (III) bzw. einer Verbindung enthaltend die Struktureinheit (lila).

Da die Verbindung der Formel (VII) eine hohe Symmetrie aufweist und beide Seitenarme (Struktureinheiten (III)) identisch sind, lässt sich diese Verbindung besonders einfach herstellen. Dadurch lassen sich beispielsweise die Kosten der Verbindung mit der Formel (VII) und somit auch die Kosten eines erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffes reduzieren. Durch den einfachen synthetischen Zugang zu Verbindungen der Formel (VII) in wenigen Reaktionsschritten, lässt sich die Verbindung der Formel (VII) auch in hoher Reinheit erhalten. Verunreinigungen und Nebenprodukte, die bei Reaktionen mit vielen Syntheseschritten zwangläufig entstehen würden und nicht abgetrennt werden können, werden vermieden. Dadurch kann ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff in sehr guter Reinheit und Qualität erhalten werden.

Ganz besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, umfassend in oder als Bestandteil (ii) eine Verbindung der Formel (VIII)

(VIII) wobei o eine ganze Zahl größer oder gleich 1 ist.

Bei der Verbindung der Formel (VIII) handelt es sich um ein besonders bevorzugtes Beispiel einer Verbindung der Formel (VII) und eine besonders bevorzugte Ausgestaltung einer Verbindung enthaltend die Struktureinheit B'-L"-Z' (III) bzw. die Struktureinheit (lila).

Die alpha, beta-ungesättigten Carbonylgruppen der Verbindung mit der Formel (VIII) sind Maleinimidgruppen. Diese Maleinimidgruppen reagieren sehr selektiv, mit hohen Ausbeuten und unter milden Bedingungen mit Michael-Donatoren wie SH und NH 2 , insbesondere mit SH. Entsprechend weisen die resultierenden erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffe und die daraus entstehenden erfindungsgemäßen Adhäsivhydrogele eine sehr hohe Qualität auf.

Besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, wobei eine, zwei, drei, vier oder sämtliche Verbindungen, die unabhängig voneinander jeweils zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (III) umfassen, (a) ein Gewichtsmittel der Molmasse (M w ) im Bereich von 500 bis 40000 g/mol aufweisen, bevorzugt im Bereich von 500 bis 25000 g/mol, besonders bevorzugt im Bereich von 1000 bis 15000 g/mol, insbesondere bevorzugt im Bereich von 2000 bis 8000 g/mol und/oder (b) eine Polydispersität von kleiner als 4 aufweisen, bevorzugt kleiner als 3, besonders bevorzugt kleiner als 2, insbesondere bevorzugt kleiner als 1 ,5.

Das Gewichtsmittel der Molmasse (M w ) wird mittels Gel-Permeations-Chromatographie mit Polystyrol (PS) als Standard bestimmt. Die Polydispersität entspricht dem Quotienten aus dem Massenmittel der Molmassen (M w ) und dem Zahlenmittel der Molmasse (M n ).

Die einzelnen (insbesondere die bevorzugten) Ausgestaltungen (wie oben beschrieben) der oben im Detail diskutierten Bestandteile a), b), c), d) und (ii) eines erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffe können untereinander kombiniert werden. Besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff zur Herstellung eines Adhäsivhydrogels, umfassend

a) eine Verbindung der Formel (IV) (SEQ ID NO: 16) (als Beispiel einer Verbindung der Formel (I))

und

eine Verbindung der Formel (VI) (als Beispiel einer Verbindung der Formel (II))

(VI) wobei

n in jeder der vier Seitenketten unabhängig von der Bedeutung von n in den jeweils anderen Seitenketten eine ganze Zahl größer oder gleich 1 ist

und

eine Verbindung der Formel (VIII) (als Beispiel einer Verbindung der Formel (III))

(VIII) wobei o eine ganze Zahl größer oder gleich 1 ist

und

c) einen Puffer bestehend aus einer Puffersäure und einer korrespondierenden Pufferbase, wobei der pK B der Pufferbase nicht kleiner ist als 2, vorzugsweise nicht kleiner ist als 4

und

d) eine oder mehrere Basen mit einem pK B < 1 ,

wobei eine, zwei, drei oder sämtliche Komponenten des Mehrkomponentensystems einen pH-Wert im Bereich von 6 bis 8 aufweisen. Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, der biokompatibel und/oder bioabbaubar ist.

Unter dem Begriff „biokompatibel" wird in diesem Zusammenhang die Fähigkeit des Mehrkomponentenklebstoffes verstanden, keinen oder nur einen geringen negativen Einfluss auf lebendes Gewebe in der Umgebung des Mehrkomponentenklebstoffes aufzuweisen. „Biokompatibel" sind einerseits Mehrkomponentenklebstoffe, bei deren biologischer Beurteilung nach DIN EN ISO 10993-1 :2010-04 keine chronische Toxizität, Kanzerogenität, Toxikokinetik, Immunotoxizität, Reproduktions-/Entwicklungstoxizität und andere organspezifischen Toxizitäten festgestellt wird, andererseits sonstige biokompatible Mehrkomponentenklebstoffe, insbesondere solche Mehrkomponentenklebstoffe, bei denen negative Wirkungen durch positive Wirkungen mindestens ausgeglichen werden.

Unter dem Begriff „bioabbaubar" wird in diesem Zusammenhang das Vermögen des Mehrkomponentenklebstoffes verstanden, biologisch abgebaut zu werden.„Bioabbaubar" sind einerseits„enzymatisch abbaubare", also durch Enzyme zersetzbare Mehrkomponentenklebstoffe, andererseits auf sonstige Weise biologisch abbaubare Mehrkomponen- tenklebstoffe, insbesondere auf biologischem Wege hydrolytisch abbaubare Mehrkomponentenklebstoffe.

Ein bevorzugter bioabbaubarer erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff besitzt eine inhärente Abbaubarkeit (vorzugsweise gemäß Testmethode der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung„OECD 302"). Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff zur Anwendung in einem Verfahren zur chirurgischen oder therapeutischen Behandlung des menschlichen oder tierischen Körpers.

Ebenfalls bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, zum Ankle- ben von (a) medizinischen und/oder (b) metallischen Implantaten, vorzugsweise medizinischen, metallischen Implantaten, die vorzugsweise einen Titangehalt von mehr als 89 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse des Implantates, aufweisen, an menschliches oder tierisches Gewebe, wobei das Gewebe vorzugsweise ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Knochen, Schleimhaut, Gingiva, Haut, Knorpel, Zahn, Parodont, Bindegewebe, Muskelgewebe, Nervengewebe und Epithelgewebe.

Ebenfalls bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff zum Zusammenkleben von zwei Teilen aus menschlichem oder tierischem Gewebe, wobei (i) jedes der beiden Gewebe unabhängig von dem jeweils anderen Gewebe vorzugsweise ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Knochen, Schleimhaut, Gingiva, Haut, Knorpel, Zahnsubstanz, Parodont, Bindegewebe, Muskelgewebe, Nervengewebe und Epithelgewebe, und/oder (ii) die Gewebe allogen, heterogen oder zumindest ein Gewebe synthetisch oder biologisch herstellbar ist. Ein rein künstlich hergestelltes Gewebe ohne lebende Zusätze (z.B. Proteine) bzw. Ausgangsmaterialien (z.B. Zellen) ist ein synthetisches Gewebe; ein Herstellungsverfahren für Gewebe, bei dem lebende Zellen oder z.B. Bakte- rien eingesetzt werden, ist ein biologisches Herstellungsverfahren, das zu biologisch herstellbarem Gewebe führt.

Ebenfalls bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff zum Zusammenkleben (a) eines Implantates mit Gingiva, (b) eines Implantates mit einem Biomaterial (allogen, heterogen oder synthetisch), (c) eines Implantates mit Knochen, (d) eines Biomaterials (allogen, heterogen oder synthetisch) mit Gingiva, (c) eines Biomaterials (allogen, heterogen oder synthetisch) mit Knochen, (d) eines Biomaterials (allogen, heterogen oder synthetisch) mit Zahnsubstanz, (e) eines Biomaterials (allogen, heterogen oder synthetisch) mit Parodont, (f) von Knochen mit Gingiva, (g) von Knochen mit Parodont, (h) von Zahnsubstanz mit Gingiva, (i) von Zahnsubstanz mit Parodont, (j) von Parodont mit Gingiva, (k) eines Implantates mit einem chemischen oder biologischen Behandlungsstoff, (I) eines Biomaterials (allogen, heterogen oder synthetisch) mit einem chemischen oder biologischen Behandlungsstoff, (m) von Knochen mit einem chemischen oder biologischen Behandlungsstoff, (n) von Zahnsubstanz mit einem chemischen oder biologischen Behandlungsstoff oder (o) von Parodont mit einem chemischen oder biologischen Behandlungsstoff.

Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, umfassend die Verbindung der Formel (I) in einer Menge von 1 bis 15 Gew.-%, vorzugsweise in einer Menge von 3 bis 10 Gew.-%, bevorzugt in einer Menge von 4 bis 7 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse der Verbindung der Formel (I), der Verbindung(en), jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (II), und der Verbindung(en), jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (III). Besonders bevorzugt ist ein erfindungsgemäßer Mehrkomponentenklebstoff, umfassend die Verbindung der Formel (I), wobei die Gesamtmenge der Verbindung der Formel (I) im Bereich von 1 bis 15 Gew.-% liegt, vorzugsweise im Bereich von 3 bis 10 Gew.-%, bevorzugt im Bereich von 4 bis 7 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse der Verbindung der Formel (I), der Verbindung(en), jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (II), und der Verbindungen), jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (III),

eine, zwei, drei, vier oder mehr Verbindungen, jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (II), wobei die Gesamt- menge der Verbindungen enthaltend eine, zwei, drei, vier oder mehr Struktureinheiten (II) im Bereich von 55 bis 70 Gew.-% liegt, vorzugsweise im Bereich von 60 bis 67 Gew.-%, bevorzugt im Bereich von 63 bis 66 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse der Verbindung der Formel (I), der Verbindung(en), jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (II), und der Verbindung(en), jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (III), und

zusätzlich eine, zwei, drei, vier oder mehr Verbindungen umfasst, die unabhängig voneinander jeweils zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (III) enthalten, wobei die Gesamtmenge der Verbindung enthaltend je- weils zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (III) im

Bereich von 20 bis 44 Gew.-% liegt, vorzugsweise in einer Menge von 27 bis 35 Gew.-%, bevorzugt in einer Menge von 28 bis 31 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse der Verbindung der Formel (I), der Verbindung(en), jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (II), und der Verbindung(en), jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (III).

Bei der Gesamtmasse der Verbindung der Formel (I), der Verbindung(en), jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (II), und der Verbindung(en), jeweils enthaltend eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Struktureinheiten (III), handelt es sich um die (Gesamt-)Summe der Massen dieser Verbindungen.

Die Erfindung betrifft zudem die Verwendung eines erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffes zum nicht-therapeutischen Zusammenkleben von zwei Oberflächen. Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung eines Adhäsivhydrogels umfassend die folgenden Schritte:

Bereitstellen oder Herstellen eines erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffes (wie oben beschrieben; vorzugsweise wie vorstehend als bevorzugt bezeichnet; hinsichtlich bevorzugter Bestandteile ist das weiter oben Gesagte entspre- chend),

Umsetzen lassen der Komponenten des Mehrkomponentenklebstoffes, so dass das Adhäsivhydrogel gebildet wird.

Bevorzugt gilt für das oben beschriebene erfindungsgemäße Verfahren, dass die Adhäsivhydrogelbildung durch Vernetzung der oben genannten Gruppen X, Y, Z und Z' der Bestandteile des Mehrkomponentenklebstoffes erfolgt.

Besonders bevorzugt gilt für die oben beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren, dass das gebildete Adhäsivhydrogel anschließend mit einem Oxidationsmittel, vorzugsweise mit Nal0 4 , H 2 0 2 oder mit einer Oxidoreductase, vorzugsweise einer mit der EC- Nummer 1.10 (insbesondere Laccase, Katecholoxidase, Tyrosinase, Phenoloxidase), bevorzugt mit Nal0 4 oder H 2 0 2 , behandelt wird, sodass eine zusätzliche Quervernetzung erfolgt.

In einigen Ausgestaltungen ist es besonders bevorzugt, das entsprechende Oxidationsmittel bereits beim Vermischen oder kurz nach dem Vermischen aller Komponenten des erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffes hinzuzugeben. Das mit einem Oxidationsmittel behandelt Adhäsivhydrogel weist besonders gute Eigenschaften auf. Insbesondere wird eine gute Adhäsion an biologischem Gewebe allogenen, heterogenen oder synthetischen Ursprungs und an medizinischen Implantaten und eine gute Barrierewirkung gegen Bakterien erreicht.

Die Erfindung betrifft zudem ein Kit umfassend einen erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoff (wie oben beschrieben; vorzugsweise wie vorstehend als bevorzugt bezeichnet; hinsichtlich bevorzugter Bestandteile ist das weiter oben Gesagte entsprechend) und einen oder mehrere weitere Bestandteile.

Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Kit, bei dem der eine oder die mehreren weiteren Bestandteile ausgewählt ist bzw. sind aus der Gruppe bestehend aus Spritzen, Kanülen, Implantaten, Stents, Kathetern, Applikator, Mischvorrichtung (z.B. statische oder dynamische Mischer) und Oxidationsmittel zur Quervernetzung eines aus dem Mehrkomponentenklebstoff hergestellten Adhäsivhydrogels.

Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum therapeutischen oder nicht-therapeutischen Zusammenkleben von zwei oder mehr Oberflächen, umfassend die folgenden Schritte:

Bereitstellen oder Herstellen eines erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffes (wie oben beschrieben; vorzugsweise wie vorstehend als bevorzugt bezeichnet; hinsichtlich bevorzugter Bestandteile ist das weiter oben Gesagte entsprechend),

Bereitstellen oder Herstellen von zwei oder mehr Oberflächen,

Aufbringen einer Mischung der Komponenten des hergestellten oder bereitgestellten Mehrkomponentenklebstoffes auf eine, zwei oder mehrere der bereitgestellten oder hergestellten Oberflächen,

Herstellen eines Verbunds umfassend zwei oder mehr der bereitgestellten oder hergestellten Oberflächen und zwischen diesen Oberflächen und diese verbindend eine Mischung der Komponenten des hergestellten oder bereitgestellten Mehrkomponentenklebstoff

Umsetzen lassen der Mischung der Komponenten des Mehrkomponentenklebstoffes im besagten Verbund, sodass ein Adhäsivhydrogel entsteht und die Oberflächen des Verbundes zusammengeklebt werden. Bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Verfahren, bei dem zumindest eine der bereitgestellten oder hergestellten Oberflächen die Oberfläche eines Elements mit einem Titangehalt von mehr als 89 Gew.-% ist, bezogen auf die Gesamtmasse des Elements.

Die Erfindung betrifft auch ein Adhäsivhydrogel herstellbar aus einem erfindungsgemä- ßen Mehrkomponentenklebstoff (wie oben beschrieben; vorzugsweise wie vorstehend als bevorzugt bezeichnet; hinsichtlich bevorzugter Bestandteile ist das weiter oben Gesagte entsprechend), vorzugsweise hergestellt nach einem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung eines Adhäsivhydrogels.

Die Erfindung betrifft ebenfalls einen Artikel umfassend zwei zusammengeklebte Oberflä- chen, zwischen denen ein aus einem erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoff (wie oben beschrieben; vorzugsweise wie vorstehend als bevorzugt bezeichnet; hinsichtlich bevorzugter Bestandteile ist das weiter oben Gesagte entsprechend) herstellbares Adhäsivhydrogel angeordnet ist und den Klebeverbund bewirkt.

Die Erfindung betrifft ebenfalls einen Artikel umfassend eine Oberfläche, auf welcher ein aus einem erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoff (wie oben beschrieben; vorzugsweise wie vorstehend als bevorzugt bezeichnet; hinsichtlich bevorzugter Bestandteile ist das weiter oben Gesagte entsprechend) herstellbares Adhäsivhydrogel in Klebeverbindung angeordnet ist.

Die Erfindung betrifft ebenfalls eine Verbindung der Formel (IV) (SEQ ID NO: 16)

Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung; sofern nicht anders angegeben, beziehen sich alle Angaben auf das Gewicht. Beispiele:

Beispiel 1 . Herstellung einer erfindunqsqemäßen Verbindung der Formel (IV) (Dekapeptid) (SEQ ID NO: 16):

Für die Synthese wurde ein mit Fmoc-Aminosäuren vorbeladenes TCP-Polystyrolharz an einem 433A Festphasenpeptidsynthesizer (SPPS) der Firma Applied-Biosystems (Farmington, USA) verwendet. Die Synthesen wurden im 0, 1 mmol Maßstab durchgeführt. Substitutionsgrad für Lysin = 0,54 mmol/g Es wurde nach dem FastMoc-Protokoll gearbeitet. Dieses Protokoll nutzt die orthogonale Schutzgruppenstrategie: Das -Amin wird mit einer temporären Schutzgruppe ausgestattet. Diese Funktion erfüllt das Fluorenylmethoxycarbonyl (Fmoc). Gleichzeitig sind Aminosäuren, die über reaktive Gruppen an ihren Seitenketten verfügen, mit permanenten Schutzgruppen gegen die Synthesechemie gefeit. Der Fmoc-geschützte N-Terminus der eingesetzten L- Aminosäuren wurde nach jedem Kopplungszyklus und wenn die Harze bereits mit Aminosäure beladen eingesetzt wurden, zusätzlich vor der ersten Kopplung mit 20 % Piperidin in NMP entschützt. Die basenstabilen Seitenkettenschutzgruppen wurden nach der Festphasensynthese entfernt. Die Kopplung einer Aminosäure an die am Harz heranwachsende Seguenz erfolgt durch einen nukleophilen Angriff des N-Terminus am Carbonylkohlenstoff der zu koppelnden Aminosäure. Dieser Kohlenstoff wurde zuvor der standardisierten Aktivierung mit HBTU oder mit HATU in NMP unterzogen. Die Abspal- tung des Harzes und der permanenten Schutzgruppen erfolgte in einem Schritt durch die Zugabe von 400 [iL eines Trifluoressigsäure/Triisopropylsilan/Wasser-Gemisches im Verhältnis (18: 1 : 1 ). Das abgespaltene Peptid wurde nach 2 Stunden durch einen Spritzenfillter (0,45 μιτι) in eiskalten tert-Butyl-Methylether (MTBE) überführt. Das darin präzipitierte Peptid wurde weitere zwei Stunden bei -20°C nachgefällt. Im Anschluss wurde die Lösung zentrifugiert. Der Rückstand wurde in Wasser gelöst, in einen Kolben überführt und lyophilisiert. Man erhält die Verbindung der Formel (IV) (nachfolgend auch Dekapeptid) in hoher Reinheit.

Beispiel 2: Herstellung eines erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoffes und Herstellung eines Adhäsivhvdrogels: In je einem 500μl-Mikroreaktionsgefäß werden 15 mg (ca. 7,5 μιηοΙ) 4-Arm-PEG-SH (Verbindung VI; M w = 2000 g/mol; (4 arm PEG SH (pentaerythritol))) in 150 μΙ 0, 1 M Carbonatpuffer (mit 1 M HCl auf pH 7,5 eingestellt) und 7 mg (ca. 3,5 μιηοΙ) Mal-PEG-Mal (Verbindung VII I; M w = 1930 g/mol; alpha,omega-Bis-maleinimido poly(ethylenglykol)) in 200 μΙ 0,1 M Carbonatpuffer (mit 1 M HCl auf pH 7,5 eingestellt) gelöst. Zu der Lösung aus Mal-PEG-Mal wird eine weitere Lösung bestehend aus 1 mg (0,7 μητιοΙ) Dekapeptid (Verbindung (IV)) gelöst in 50 μΙ 0, 1 M Carbonatpuffer (der pH-Wert der fertigen Lösung wird mit ca. 1 μΙ NaOH-Lösung auf pH 7,5 eingestellt) hinzugegeben und mit einem Vortex- Mixer gut verrührt. Die zwei hergestellten Lösungen bilden einen erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoff. Nach 10 Minuten Rührzeit werden die beiden Lösungen bestehend aus a) dem Mal-PEG-Mal sowie dem Dekapeptid und b) 4-Arm-PEG-SH mit Hilfe von zwei Pipetten möglichst gleichzeitig auf ein Substrat appliziert. Es bildet sich ein Adhäsivhydrogel aus, das nach ca. 5 Minuten seine Endfestigkeit erreicht. Beispiel 3: Herstellung eines erfindunqsqemäßen Mehrkomponentenklebstoffes und Herstellung eines Adhäsivhvdrogels mit Quervernetzunq:

In je einem 500μl-Mikroreaktionsgefäß werden 15 mg (ca. 7,5 μιηοΙ) 4-Arm-PEG-SH (Verbindung VI; M w = 2000 g/mol; (4 arm PEG SH (pentaerythritol))) in 150 μΙ 0, 1 M Carbonatpuffer (mit 1 M HCl auf pH 7,5 eingestellt) und 7 mg (ca. 3,5 μιηοΙ) Mal-PEG-Mal (Verbindung VIII; M w = 1930 g/mol; alpha, omega-Bis-maleinimido poly(ethylenglykol)) in 200 μΙ 0, 1 M Carbonatpuffer (mit 1 M HCl auf pH 7,5 eingestellt) gelöst. Zu der Lösung aus Mal-PEG-Mal wird eine weitere Lösung bestehend aus 1 mg (0,7 μητιοΙ) Dekapeptid (Verbindung (IV)) gelöst in 50 μΙ 0, 1 M Carbonatpuffer (der pH-Wert der fertigen Lösung wird mit ca. 1 μΙ NaOH-Lösung auf pH 7,5 eingestellt) hinzugegeben und mit einem Vortex- Mixer gut verrührt. Die zwei hergestellten Lösungen bilden einen erfindungsgemäßen Mehrkomponentenklebstoff. Nach 10 Minuten Rührzeit werden die beiden Lösungen bestehend aus a) dem Mal-PEG-Mal sowie dem Dekapeptid und b) 4-Arm-PEG-SH mit Hilfe von zwei Pipetten möglichst gleichzeitig auf ein Substrat appliziert. Unmittelbar nach der Applikation werden 10μΙ einer gesättigten Natriumperiodat-Lösung zu dem sich bildenden Adhäsivhydrogel pipettiert. Es bildet sich ein Adhäsivhydrogel aus, das nach ca. 5 Minuten seine Endfestigkeit erreicht.

Beispiel 4: Haftfestigkeit eines erfindungsgemäßen Adhäsivhvdrogels:

Ein gemäß Beispiel 2 hergestellter Mehrkomponentenklebstoff wird auf ein frisch entnommenes Stück Schweinegingiva als Substrat appliziert und unmittelbar nach der Applikation mit einem Titansubstrat belegt, sodass ein Haftverbund zwischen Titansubstrat und Schweinegingiva gebildet wird. Es bildet sich ein Adhäsivhydrogel aus, das nach ca. 5 Minuten seine Endfestigkeit erreicht.

In einem Zugversuch wird die Zugbelastbarkeit des gebildeten Adhäsivhydrogels zwischen dem Titansubstrat und der Schweinegingiva geprüft. Das gebildete Adhäsivhydrogel hat sich für die angedachten Zwecke als ausreichend zugbelastbar erwiesen.

Beispiel 5: Haftfestigkeit eines erfindunqsqemäßen Adhäsivhvdrogels:

Ein gemäß Beispiel 2 hergestellter Mehrkomponentenklebstoff wird auf ein frisch ent- nommenes Stück Schweinegingiva als Substrat appliziert. Unmittelbar nach der Applikation werden 10μΙ einer gesättigten Natriumperiodat-Lösung zu dem sich bilden Adhäsivhydrogel pipettiert. Unmittelbar nach der Applikation der Natriumperiodat-Lösung wird der Mehrkomponentenklebstoff (bzw. das sich ausbildende Adhäsivhydrogel) mit einem Titansubstrat belegt, sodass ein Haftverbund zwischen Titansubstrat und Schweinegingiva gebildet wird. Es bildet sich ein Adhäsivhydrogel aus, das nach ca. 5 Minuten seine Endfestigkeit erreicht.

In einem Zugversuch wird die Zugbelastbarkeit des gebildeten Adhäsivhydrogels zwischen dem Titansubstrat und der Schweinegingiva geprüft.

Das gebildete Adhäsivhydrogel hat sich für die angedachten Zwecke als ausreichend zugbelastbar erwiesen.

Verqleichsbeispiel 1 : Herstellung eines Hvdrogels aus einem Zweikomponentensystem:

In je einem 50C^I-Mikroreaktionsgefäß werden 7 mg (ca. 3,5 μιηοΙ) Mal-PEG-Mal (Verbindung VIII; M w = 2000 g/mol) und 15 mg (ca. 7,5 μηηοΙ) 4-Arm-PEG-SH (Verbindung VI; M w = 2000 g/mol) in je 200 μΙ 0, 1 M Carbonatpuffer (mit 1 M HCl auf pH 7,5 eingestellt) gelöst. Die beiden Lösungen bestehend aus a) dem Mal-PEG-Mal und b) dem 4-Arm- PEG-SH werden mit Hilfe von zwei Pipetten möglichst gleichzeitig auf ein Substrat appliziert. Nach ca. 5 Minuten hat das gebildete Hydrogel seine Endfestigkeit erreicht.

Vergleichsbeispiel 2: Haftfestigkeit eines Hvdrogels:

Ein Gemäß Vergleichsbeispiel 1 hergestellte Zweikomponentensystem wird auf ein frisch entnommenes Stück Schweinegingiva als Substrat appliziert und unmittelbar nach der Applikation mit einem Titansubstrat belegt, sodass ein Haftverbund zwischen Titansubstrat und Schweinegingiva gebildet wird. Nach ca. 5 Minuten hat das gebildete Hydrogel seine Endfestigkeit erreicht. In einem Zugversuch wird die Zugbelastbarkeit des gebildeten Hydrogels zwischen dem Titansubstrat und der Schweinegingiva geprüft.

Das gebildete Hydrogel hat für die angedachten Zwecke keine ausreichende Zugbelastbarkeit.