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Title:
POLYVINYL ESTER DISPERSION WITH METAL SALT HYDROSOLS AS PRECIPITATION BASIS
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/1996/036648
Kind Code:
A1
Abstract:
Disclosed are polyvinyl dispersions containing a hydrosol of a complex salt of a group IV metal, the hydrosol containing a surface-active substance, with an organic 'alpha'-hydroxy and/or 'alpha'-oxy acid as precipitation basis. The proposed dispersions can be used as coating and adhesive agents.

Inventors:
JAKOB MARTIN (DE)
HENNEMANN HEINZ (DE)
MATZ VOLKER (DE)
Application Number:
PCT/EP1996/001999
Publication Date:
November 21, 1996
Filing Date:
May 10, 1996
Export Citation:
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Assignee:
HOECHST AG (DE)
JAKOB MARTIN (DE)
HENNEMANN HEINZ (DE)
MATZ VOLKER (DE)
International Classes:
C07C59/06; C07C59/08; C07C59/153; C07C59/255; C08F2/44; C07C59/265; C07C59/50; C07F7/00; C08F8/12; C08F18/08; C08K5/098; C08L29/04; C09D129/04; C09D131/04; C09J129/04; C09J131/04; (IPC1-7): C08F8/12; C09D129/04; C09J129/04; C08K5/098
Foreign References:
US3941730A1976-03-02
US2455937A1948-12-14
EP0069301A11983-01-12
EP0433957A21991-06-26
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Claims:
Patentansprüche
1. Eine oberflächenaktive Substanz enthaltendes Hydrosol eines Komplexsal¬ zes eines Metalls der 4. Nebengruppe des Periodensystems mit einer organi sehen σHydroxy und/oder σOxosäure.
2. Hydrosol nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, daß die organische Säure eine mono oder polyfunktionelle Carbonsäure ist, die in σStellung zu mindestens einer Carboxylgruppe eine Carbonylgruppe aufweist, die in wäßriger Phase im Gleichgewicht in vollständig oder partiell hydratisierter Form vorliegt.
3. Hydrosol nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, daß die organische Säure Glyoxyisäure ist.
4. Hydrosol nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Metall der 4 Nebengruppe Zirkonium ist.
5. Hydrosol nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die oberflächen¬ aktive Substanz Polyvinylalkohol ist.
6. Verfahren zur Herstellung eines Hydrosols eines Komplexsalzes eines Metalls der 4. Nebengruppe des Periodensystems mit einer organischen σ Hydroxy und/oder σOxosäure nach Anspruch 1 durch Fällung aus homogener wäßriger Lösung eines wasserlöslichen Salzes des Metalls durch Zugabe einer organischen σHydroxy und/oder σOxosäure oder einer wäßrigen oder organi¬ schen Lösung der organischen Säure in Gegenwart einer oberflächenaktiven Substanz.
7. PolyvinylesterDispersion, erhältlich durch Emulsionspolymerisation wenig¬ stens eines VinylesterMonomeren und gegebenenfalls weiterer copolymerisa tionsfähiger Monomere in Gegenwart eines eine oberflächenaktive Substanz enthaltenden Hydrosols eines Komplexsalzes eines Metalls der 4. Nebengruppe des Periodensystems mit einer organischen σHydroxy und/oder σOxosäure.
8. Verfahren zur Herstellung einer PolyvinylesterDispersion durch kontinuier¬ liche oder diskontinuierliche radikalische Emulsionspolymerisation wenigstens eines VinylesterMonomeren und gegebenenfalls weiterer copolymerisations fähiger Monomere in Gegenwart eines eine oberflächenaktive Substanz enthal¬ tenden Hydrosols eines Komplexsalzes eines Metalls der 4. Nebengruppe des Periodensystems mit einer organischen σHydroxy und/oder σOxosäure.
9. PolyvinylesterDispersion nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Vinylestermonomer Vinylacetat eingesetzt wird.
10. PolyvinylesterDispersion nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß als weiteres copolymerisationsfähiges Monomer ein selbstvernetzendes oder nachträglich vernetzbares Monomer eingesetzt wird.
11. Verwendung einer PolyvinylesterDispersion nach Anspruch 7 als Be schichtungs oder Klebemittel.
Description:
Polyvinyiester-Dispersion mit Metallsalz-Hydrosolen als Saatgrundlage

Die Erfindung betrifft oberflächenaktive Substanzen enthaltende Hydrosole von Metallkomplexsaizen sowie ein spezielles Verfahren der radikalischen Emulsions- Polymerisation von Vinylestern in Gegenwart dieser Hydrosole als Saatgrundlage. Gegenstand der Erfindung ist weiterhin die Verwendung derart hergestellter Polyvinylester-Dispersionen als Klebstoff für poröse oder semiporöse Substrate.

Wäßrige Dispersionen von Polyvinylestem, insbesondere die von Polyvinylacetat, werden als sogenannte Weißleime zum Kleben von Holz und anderen porösen Substraten verwendet. Solche Klebstoffe sind in der Literatur beschrieben wor¬ den, beispielsweise in Handbook of Adhesives, 3. Auflage, Kapitel 21, Van Nostrand Reinhold, New York, 1990 und in Wood Adhesives - Chemistry and Technology, Band 1, Kapitel 7, Marcel Dekker, New York, 1983.

Die Herstellung dieser Klebstoffe erfolgt gewöhnlich durch radikalische Emul¬ sionspolymerisation der Vinylester jn Gegenwart von polymeren Stabilisatoren, sogenannten Schutzkolloiden, insbesondere Polyvinylalkohol. Eine Übersicht über dieses in der Fachliteratur umfangreich behandelte Verfahren findet sich beispielsweise in Wood Adhesives - Chemistry and Technology, Band 2, Kapi¬ tel 2, Marcel Dekker, New York, 1989.

Gewöhnlich liegen nach der Emulsionspolymerisation von Vinylestern, insbeson¬ dere Vinylacetat, in Gegenwart von Polyvinylalkohol Dispersionen vor, die relativ hochviskos sind. Außerdem findet man im Vergleich zu Dispersionen, die aus¬ schließlich mit Hilfe von reinen Emulgatoren stabilisiert sind, breitere Partikel¬ größenverteilungen vor. Abhängig vom Polymerisationsverfahren, der Art der Initiatoren, der Art der Stabilisatoren und weiterer Einflußgrößen werden gewöhn¬ lich darüber hinaus auch Partikelagglomerationen beobachtet. Dieses Phänomen

bedingt vor allem eine weitere Erhöhung der Viskosität der Dispersionen bis hin zu pastöser Konsistenz und einer Beeinträchtigung des Fließens. Dies verursacht auch einen Verlust der Scherstabilität und verschlechtert allgemein die reprodu¬ zierbare Herstellung von Dispersionen in engen Viskositätsgrenzen.

Eine Untergruppe der Polyvinylester-Dispersionen bilden solche mit erhöhter Wasserresistenz ihrer Klebverbindungen. In diesen wird häufig die Hydrophilie des als Schutzkolloid verwendeten Polyvinylalkohols durch Copolymerisation ver¬ netzend wirkender Vinyiverbindungen wie N-Methylol(meth)acrylamid vermindert.

Ein solcher Weg wird beispielsweise in den Schriften US-A 3,301,809, DE-C 26 20 738 und DE-A 39 42 628 vorgeschlagen. In Kombination mit sauren Härtern wie wäßrigen Mineralsäuren oder aciden Metallsalzen, beispielsweise wäßrigen Lösungen von Aluminiumchlorid, werden wasserresistente Klebstoffe erhalten.

Ein bekannter Nachteil des Verfahrens besteht darin, daß durch die Einpolymeri- sation steigender Mengen des Vernetzungsmittels N-Methylol(meth)acrylamid eine weitere drastische Zunahme der Viskosität beobachtet wird. Darüberhinaus tendieren die Dispersionen beim Lagern, insbesondere in der sauer katalysierten Form, zu Viskositäts- und Strukturaufbau. Die Topfzeit der sauer katalysierten Leimansätze ist daher gewöhnlich gering.

In den Schriften DE-C 26 20 738 und DE-A 39 42 628 wird ein zweistufiges Poly- merisationsverfahren beschrieben, bei dem ein Monomergemisch partiell in der wäßrigen Flotte vorgelegt und partiell dosiert wird. Bei den Monomeren handelt es sich hauptsächlich um Vinylester der Essigsäure, Pivalinsäure und ® Versatic- säuren (σ,σ-Dialkylcarbonsäuren, Shell-Chemie) sowie N-Methylolacryiamid. In Abhängigkeit von der Art der Vinylester sowie der Art der nachträglich zugesetz-

ten sauren Katalysatoren werden Leimzubereitungen erhalten, die Topfzeiten von mindestens 4 Wochen aufweisen.

In US-A 4 085 074 werden flüchtige Stickstoffbasen wie Ammoniak, Mono-, Di- oder Trialkyl(ol)amine, insbesondere Triethanolamin als Vernetzungsinhibitoren für die sauren Metallsalze wie Aluminiumchlorid vorgeschlagen. Die Basen werden den Leimansätzen nachträglich zugegeben. Die Lagerstabilität der so modifizierten Zubereitungen überschreitet 3 Monate, jedoch liegen ihre Viskositä¬ ten vor Beginn der Lagerung mit < 1,5 Pa-s deutlich unterhalb den heutigen Marktforderungen für solche Systeme von mindestens 7 Pa-s. Weiterhin neigen Dispersionen, die Stickstoffbasen enthalten, beim Lagern häufig zu Vergilbung.

Beide vorgenannten Lösungsansätze lösen zudem nicht das Problem der drasti¬ schen Zunahme der Viskositäten von unter Verwendung steigender Mengen N-Methylol(meth)acrylamid hergestellten Polyvinylesterdispersionen.

Bei dem in DE-C 26 20 738 und DE-A 39 42 628 angewandten Verfahren handelt es sich offenbar um eine Pfropfreaktion auf einer während der Anfangsphase der Polymerisation erzeugten Partikelsaat, bestehend aus einem bereits vorver- netzten und mit Polyvinylalkohol stabilisiertem Polymerisat.

Das Prinzip einer Saatpolymerisation herkömmlicher Vorgehensweise besteht grundsätzlich darin, daß vor der Emulsionspolymerisation in der wäßrigen Flotte eine gewisse Menge einer bereits in einem zuvor durchgeführten Verfahrens- schritt hergestellten Dispersion vorgelegt wird. Die Polymerisation wird auf diese Weise in Gegenwart bereits schon vorhandener Partikel mit kontrollierten Men¬ gen an Emulgator und Initiator durchgeführt, so daß spezielle Partikelgrößen¬ verteilungen ermöglicht werden (siehe J. W. Vanderhoff, Chem. Engin. Sc. 48, 203 (1993)). Ein Nachteil einer solchen Vorgehensweise ist jedoch, daß zur Herstellung einer solchen Dispersion zwei Polymerisationsschritte erforderlich sind.

In der Literatur finden sich weiterhin zahlreiche Varianten von Saatpolymerisatio¬ nen, bei denen statt eines Polymerisat-Saatlatex eine anorganische Partikelsaat wie beispielsweise ein Pigment vor der Emulsionspoiymerisation vorgelegt wird. Beispiele hierfür sind feinverteiltes Calciumcarbonat, Titandioxid oder Silicagei- Partikel, die während der Polymerisation durch das aufwachsende Polymere ver¬ kapselt werden. Eine Literaturübersicht geben A. Revillon et al. in Double Liaison 431-432, 285 (1991).

EP-B 0 337 672 beschreibt die Emulsionspolymerisation von Vinylestern in Gegenwart eines hohen Anteils an Titandioxid-Pigmentpartikeln unter Verwen¬ dung eines Redoxinitiatorsystems überwiegend in Gegenwart von polymeren Stabilisatoren wie Hydroxyethylcellulose und Polyacrylsäure wie auch eines anionischen Emulgators mit dem Ergebnis, daß die Pigmentteilchen nicht ver¬ kapselt werden, sondern in Form diskreter Partikel, von Polymerteilchen umge- ben, in Form von knotenähnlichen Konturen vorliegen. Die Dispersionen finden Anwendung als Oberflächenbeschichtungsmaterial mit verbesserter Opazität und einer höheren High-Shear-Viskosität.

Aus der Literatur (A. Clearfield, Rev. Pure and Appl. Chem. 14, 91 (1964)) ist bekannt, daß mit Zirkonium (IV) und zweizähnigen Sauerstoff-Liganden stabile Komplexverbindungen erhältlich sind, die aus den sauren wäßrigen Lösungen von Salzen des Zirkoniums (IV) nach Zugabe niedermolekularer σ-Hydroxy- carbonsäuren, beispielsweise Glykolsäure, in gelatinöser, amorpher Form aus¬ fallen. Hierbei handelt es sich auch um Chelatkomplexe, in denen die σ-Hydroxycarbonsäure als zweizähniger Sauerstoff-Ligand auftritt.

Der vorliegenden Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der radikali¬ schen Emulsionspolymerisation zur Herstellung von überwiegend mit Schutz¬ kolloiden wie Polyvinylalkohol stabilisierten Polyvinylester-Dispersionen zu ent- wickeln, das über eine verringerte Tendenz zur Partikelagglomeration eine

verbesserte rheologische Kontrolle der Endprodukte mit sich bringt und auch bei der Einpolymerisation größerer Mengen an vernetzend wirkenden Comonomeren wie N-Methylol(meth)acrylamid niedrigere Latexviskositäten und nach Zugabe saurer Vernetzungskatalysatoren, beispielsweise wäßrigen Lösungen von Alu- miniumchlorid, den so katalysierten Leimansätzen eine verlängerte Lagerstabilität verleiht.

Es wurde nun überraschend gefunden, daß beide Aspekte dieser Aufgabe durch ein neuartiges Verfahren der Emulsionspolymerisation gelöst werden können, das dadurch gekennzeichnet ist, daß eine Saatpolymerisation durchgeführt wird, indem als Teilchensaat in der wäßrigen Polymerisationsflotte vor der Polymerisa¬ tion ein kolloiddisperses Komplexsalz einer organischen Säure mit einem Metall der 4. Nebengruppe des Periodensystems, insbesondere Zirkonium, vorgelegt wird, das mit mindestens einer oberflächenaktiven Substanz, insbesondere Polyvinylalkohol, stabilisiert wird.

Ein Gegenstand der Erfindung ist ein eine oberflächenaktive Substanz, vorzugs¬ weise ein überwiegend polymeres Stabilisierungsmittel, insbesondere Polyvinylal¬ kohol, enthaltendes Hydrosol eines Komplexsalzes eines Metalls der 4. Neben- gruppe des Periodensystems, insbesondere Zirkonium, mit einer organischen a- Hydroxy- und/oder σ-Oxosäure.

Die Teilchengrößen der Hydrosole, die als Teilchensaat für eine nachfolgende Emulsionspolymerisation geeignet sind, bewegen sich gewöhnlich in den Grö- ßenordnungen von 200 nm bis 5 μm. Unter dem Elektronenmikroskop erweisen sich die Hydrosolpartikel ihrerseits als Aggregate noch kleinerer, etwa 20 nm großer Primärpartikel.

Das bevorzugt in den erfindungsgemäßen Hydrosolen enthaltene Stabilisierungs- mittel ist Polyvinylalkohol vom Hydrolysegrad von 60 bis 100 Mol-%, insbesonde-

re 70 bis 98 Mol-%, dessen 4 Gew.-%igen wäßrigen Lösungen vorzugsweise Viskositäten von 2 bis 70 mPa-s bei 20 °C besitzen. Vorzugsweise geeigneter Polyvinylalkohol ist derselbe, der später in der wäßrigen Polymerisationsflotte zur Stabilisierung der Polyvinylester-Dispersion verwendet wird. Es können daher auch Gemische verschiedener Produkte mit unterschiedlichen Hydrolysegraden und Molekulargewichten eingesetzt werden.

Werden in den kolloiddispersen Komplexsalzen andere polymere Stabilisierungs¬ mittel verwendet oder mitverwendet, sind Schutzkolloide geeignet, die keine freien Carboxylgruppen oder andere mit Zirkoniumionen stark komplexbildende funktionelle Gruppen aufweisen. Beispielhaft genannt seien hierzu Hydroxyethyl- cellulose, Stärke, Stärkederivate, Dextrin und Polyvinylpyrrolidon.

Die Mitverwendung kleiner Mengen an anionischen, nichtionischen oder kationi- sehen Emulgatoren ist zulässig. Vorzugsweise werden nichtionische Emulgatoren wie beispielsweise ethoxylierte Fettalkohole mitverwendet. Deren Menge wird vorzugsweise so bemessen, daß ihre Gesamtmenge, bezogen auf die Masse der Monomeren, in der späteren Polymerisation 0 bis 3 Gew.-%, vorzugsweise 0,005 bis 2 Gew.-%, beträgt.

Die Masse der zur Stabilisierung der Komplexverbindung verwendeten ober¬ flächenaktiven Substanzen wird vorzugsweise so bemessen, daß pro mmol Zirkonium 0,5 bis 100 g, insbesondere 1 bis 20 g, besonders bevorzugt 2 bis 5 g oberflächenaktive Substanzen verwendet werden.

Die erfindungsgemäßen Hydrosole enthalten mindestens ein Element der 4. Nebengruppe des Periodensystems, insbesondere Zirkonium. Es können auch Gemische eines Elements der 4. Nebengruppe mit weiteren Elementen dieser Gruppe oder anderen metallischen Elementen vorliegen.

Bei in den erfindungsgemäßen Hydrosolen enthaltenen organischen σ-Hydroxy- und/oder σ-Oxosäuren handelt es sich vorzugsweise um solche, die im sauren Medium mit wasserlöslichen Zr(IV)-Saizen unlösliche Komplexverbindungen bilden. Erfindungsgemäß insbesondere geeignete Säuren, die σ-ständig zu mindestens einer Carboxylgruppe eine Hydroxylgruppe tragen, sind Glykolsäure, Acrylamidoglykolsäure, Milchsäure, Zitronensäure, Mandelsäure und Weinsäure. Weiterhin vorzugsweise geeignete Verbindungen, die zusätzlich zu einer Carbox¬ ylgruppe eine zu ihr σ-ständige Carbonylgruppe und damit im wäßrigen Gleich¬ gewicht in hydratisierter Form zwei zur Carboxylgruppe σ-ständige geminale Hydroxylgruppen aufweisen, sind beispielsweise die Glyoxyisäure und Brenz- traubensäure. Insbesondere die Glyoxyisäure ist zur Herstellung eines erfin¬ dungsgemäßen Hydrosols als Teilchensaat für die spätere Emulsionspolymeri¬ sation besonders geeignet und bevorzugt.

Das molare Verhältnis zwischen den verwendeten organischen σ-Hydroxy- und/oder σ-Oxocarbonsäuren und den wäßrigen Zr(IV)-Salzen, ist für die später bei der Emulsionspolymerisation beobachteten Effekte auf die Partikelgrößenver¬ teilung der Dispersionen, von großer Bedeutung. Das molare Verhältnis von Carbonsäure zu Zirkonium soll dabei vorzugsweise 0,001 bis 4, insbesondere 0,05 bis 2, besonders bevorzugt 0,08 bis 1 ,2 betragen.

Ein Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstel¬ lung eines Hydrosols eines Komplexsalzes eines Metalls der 4. Nebengruppe des Periodensystems, insbesondere Zirkonium, mit einer organischen σ-Hydroxy- und/oder σ-Oxosäure durch Fällung aus homogener wäßriger Lösung eines wasserlöslichen Salzes dieses Metalls durch Zugabe einer organischen σ-Hy- droxy- und/oder σ-Oxosäure oder einer wäßrigen oder organischen Lösung dieser organischen Säure in Gegenwart einer oberflächenaktiven Substanz,

vorzugsweise eines überwiegend poiymeren Stabilisierungsmittels, insbesondere Polyvinylalkohol.

Die Herstellung der besonders bevorzugten mit Polyvinylalkohol stabilisierten Zr(IV)-Kompiexsalz-Hydrosole, die als Teilchensaat für eine nachfolgende Emul¬ sionspolymerisation geeignet sind, geschieht beispielsweise in einfacher Weise dadurch, daß zunächst eine wäßrige Lösung von Polyvinylalkohol definierter Kon¬ zentration hergestellt wird. Die Konzentration der Polyvinylalkohol-Lösung beträgt während der Herstellung des Hydrosols vorzugsweise 1 bis 20 Gew.-%. Ins- besondere ist die Konzentration der Lösung dieselbe, die später die verwendete Polymerisationsflotte aufweist. In dieser Lösung wird unter Rühren die σ-Hydroxycarbonsäure oder die σ-Oxocarbonsäure gelöst und eine wäßrige Lösung eines sauren wasserlöslichen Zr(IV)-Salzes zugegeben. Bei den ver¬ wendeten sauren wasserlöslichen Zr(IV)-Salzen handelt es sich beispielsweise um wäßrige Lösungen von Zirkoniumoxychlorid, Zirkoniumnitrat, Zirkonium- orthosulfat und Zirkoniumacetat. Wegen der im Vergleich zu den stark sauren Salzen des Zirkoniumoxychlorids, Zirkoniumnitrats und Zirkoniumorthosulfats schwächeren Acidität des Zirkoniumacetats ist dieses besonders bevorzugt, da nach Zugabe dieser Lösung bereits ein für die spätere Emulsionspolymerisation geeigneter pH-Wert zwischen 3 und 5 vorliegt. Selbstverständlich kann der pH-Wert des Hydrosols auch nach dessen Herstellung durch geeignete Neutrali¬ sationsmittel wie verdünnte Natronlauge nachträglich auf die geforderten Werte angehoben werden. Im Falle des Zirkoniumacetats resultiert, bedingt durch die freigewordene Essigsäure, auf diese Weise ein Puffersystem, das rein durch Änderungen des pH-Werts bedingte Viskositätserhöhungen beim Einsatz in Dispersionen unterdrückt. Die mit anderen Salzen hergestellten Hydrosole kön¬ nen durch Zugabe geeigneter Puffersysteme modifiziert werden. Nach Ablauf einer Zeitspanne, die von der Reaktionstemperatur abhängig ist, bildet sich das Hydrosol, erkennbar an einer beginnenden milchig-trüben Konsistenz der Lö- sung. Die geeignete Reaktionstemperatur beträgt 20 bis 90 °C, vorzugsweise

30 bis 80 °C, insbesondere 40 bis 60 °C. Gewöhnlich bildet sich das Hydrosol in dieser Temperaturspanne innerhalb von Minuten. Es kann dann zu einer Polymerisationsflotte gegeben werden oder vorzugsweise auch selbst im Eintopf¬ verfahren als Polymerisationsflotte für die nachfolgende Emulsionspoiymerisation verwendet werden.

Durch Art und Molekulargewicht des verwendeten Stabilisierungsmittels, durch dessen Konzentration in der Lösung und damit durch das Massenverhältnis des Stabiiisierungsmittels, bezogen auf die Komplexverbindung, sowie durch die Rührgeschwindigkeit während der Reaktion lassen sich die Partikelgrößen der Hydrosole variieren. Dabei ist insbesondere bei Einsatz von Polyvinylalkohol durch Erhöhung des Molekulargewichts und der Konzentration in der Lösung sowie durch Erhöhung der Rührgeschwindigkeit eine deutliche Verkleinerung der Partikelgrößen der Hydrosole zu beobachten.

Gegenstand der Erfindung ist auch eine Polyvinylester-Dispersion, erhältlich durch Emulsionspolymerisation wenigstens eines Vinylester-Monomeren und ge¬ gebenenfalls weiterer copolymerisationsfähiger Monomerer, in Gegenwart eines eine oberflächenaktive Substanz, vorzugsweise ein überwiegend polymeres Stabiiisierungsmittel, insbesondere Polyvinylalkohol, enthaltenden Hydrosols ei¬ nes Komplexsalzes eines Metalls der 4. Nebengruppe des Periodensystems, ins¬ besondere Zirkonium, mit einer organischen σ-Hydroxy- und/oder σ-Oxosäure.

Die Monomerbasis für die erfindungsgemäße homo- oder copolymere Polyvinyle- ster-Dispersion können Vinylformiat, Vinylacetat, Vinylpropionat, Vinylisobutyrat, Vinylpivalat, Vinyl-2-ethylhexanoat, Vinylester von gesättigten σ-verzweigten Monocarbonsäuren mit 9 bis 10 Kohlenstoffatomen im Säurerest, Vinylester von längerkettigen gesättigten oder ungesättigten Fettsäuren, beispielsweise Vinyllau- rat, Vinylstearat, sowie Vinylester der Benzoesäure und substituierter Derivate der Benzoesäure wie Vinyl-p-tert.-butylbenzoat bilden. Unter diesen ist Vinyl-

acetat besonders bevorzugt. Die genannten Vinylester können im Polyvinylester auch nebeneinander vorliegen. Der Anteil aller vorgenannten Vinylester im Polymerisat beträgt vorzugsweise mindestens 50 Gew.-%. Der Anteil an Vinyl¬ acetat am Gesamtanteil der Vinylester in der copolymeren Polyvinylester-Disper- sion beträgt vorzugsweise mindestens 50 Gew.-%, insbesondere mindestens 75 Gew.-%.

Weitere ethylenisch ungesättigte Monomere, die mit den Vinylestern copolymeri- siert werden können, sind a, / 5-ungesättigte Säuren, beispielsweise Acrylsäure, Methacrylsäure, sowie deren Ester mit primären und sekundären gesättigten ein¬ wertigen Alkoholen mit 1 bis 18 Kohlenstoff atomen, beispielsweise Methanol, Ethanol, Propanol, Butanol, 2-Ethylhexylalkohol, cycloaliphatischen Alkoholen sowie längerkettigen Fettalkoholen. Weiterhin können σ, / 5-ungesättigte Dicarbon- säuren, beispielsweise Maleinsäure, Fumarsäure, Itaconsäure oder Citraconsäu- re, sowie deren Mono- oder Diester mit gesättigten einwertigen aliphatischen Alkoholen mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen mitverwendet werden. Der Anteil dieser Comonomere an der Gesamtmonomerenmenge beträgt bis zu 25 Gew.-%, vor¬ zugsweise 0,1 bis 15 Gew.-%.

Geeignete Comonomere sind weiterhin ethylenisch ungesättigte Kohlenwasser¬ stoffe, wie Ethylen oder σ-Olefine mit 3-18 Kohlenstoffatomen, beispielsweise Propylen, Butylen, ferner Styrol, Vinyltoluol, Vinylxylol sowie halogenierte unge¬ sättigte aliphatische Kohlenwasserstoffe, beispielsweise Vinylchlorid, Vinylfluorid, Vinylidenchlorid, Vinylidenfluorid. Der Anteil dieser Comonomere an der Gesamt- monomerenmenge beträgt bis zu 50 Gew.-%, vorzugsweise 1 bis 25 Gew.-%.

Weiterhin können während der Polymerisation vernetzende mehrfach ethylenisch ungesättigte Monomere beispielsweise Diallylphthalat, Diallylmaleinat, Triallyl- cyanurat, Tetraallyloxyethan, Divinylbenzol, Butandiol-1 ,4-dimethacrylat, Triethy- lenglykoldimethacrylat, Divinyladipat, Allyl(meth)-acrylat, Vinylcrotonat, Methy-

lenbisacrylamid, Hexandioldiacrylat, Pentaerythritoldiacrylat und Trimethylolpro- paπtriacrylat im Polymerisat enthalten sein. Der Anteil dieser Comonomere an der Gesamtmonomerenmenge beträgt bis zu 10 Gew.-%, vorzugsweise 0,01 bis 2 Gew.-%.

Besonders geeignet sind Comonomere mit N-funktionellen Gruppen, darunter insbesondere (Meth)acrylamid, Allylcarbamat, Acrylnitril, N-Methylol(meth)acryl- amid, N-Methylolallylcarbamat sowie die N-Methylolester, -alkylether oder Man¬ nichbasen des N-Methylol(meth)acrylamids oder N-Methylolallylcarbamats, Acryl- amidoglykolsäure, Acrylamidomethoxyessigsäuremethylester, N-(2,2-Dimethoxy- 1 -hydroxyethyl)acrylamid, N-Dimethylaminopropyl(meth)acrylamid, N-Methyl- (meth)acrylamid, N-Butyl(meth)acrylamid, N-Cyclohexyl(meth)acrylamid, N-Do- decyl(meth)acrylamid, N-Benzyl(meth)acrylamid, p-Hydroxyphenyl(meth)acryl- amid, N-(3-Hydroxy-2,2-dimethylpropyl)methacrylamid, Ethylimidazolidonmeth- acrylat, N-Vinylformamid, N-Vinylacetamid, N-Methylol-N-vinylacetamid, N-Vinyl- pyrrolidon, N-Hydroxyethyl(meth)acrylamid, N-Hydroxypropyl(meth)acrylamid, N- Methylolmaleamid, N-Methylol-maleamsäure und deren Ester mit aliphatischen (C C 18 )-Alkoholen sowie die N-Methylolamide aromatischer Vinylcarbonsäuren wie beispielsweise N-Methylol-p-vinylbenzamid. Die N-Methylolamide der Acryl- säure und Methacrylsäure sind im Falle der Verwendung der erfindungsgemäß hergestellten Dispersionen als wasserresistente Klebstoffe besonders bevorzugt. Der Anteil dieser Comonomere an der Gesamtmonomerenmenge beträgt bis zu 10 Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis 5 Gew.-%.

Weiterhin geeignete Comonomere sind Hydroxy-funktionelle Monomere wie 2- Hydroxyethyl(meth)acrylat, 3-Hydroxypropyl(meth)acrylat sowie deren Addukte mit Ethylenoxid oder Propyienoxid. Der Anteil dieser Comonomeren an der Gesamtmonomerenmenge kann bis zu 10 Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis 5 Gew. % betragen.

Weiterhin geeignet sind Comonomere, die über Carbonyigruppen vernetzbare oder selbstvernetzende Gruppen besitzen wie Diacetonacrylamid, Allylaceto- acetat, Vinylacetoacetat sowie Acetoacetoxyethyl(meth)acrylat. Der Anteil dieser Comonomere an der Gesamtmonomerenmenge beträgt bis zu 10 Gew.-%, vorzugsweise 0,01 bis 5 Gew.-%.

Der Anteil der neben den Vinylestereinheiten im Polymerisat enthaltenen Como- nomereinheiten beträgt zusammengenommen bis zu 50 Gew.-%.

Stabilisiert wird die im Sinne der Erfindung hergestellte homo- oder copolymere Polyvinylesterdispersion durch Schutzkolloide, die entweder bereits in der wä߬ rigen Polymerisationsflotte vorgelegt werden oder anteilig vorgelegt und während der Polymerisation dosiert oder zum Teil auch nachträglich zugegeben werden können. Die verwendeten Schutzkolloide können von den im eingesetzten Hydrosol enthaltenen gleich oder verschieden sein. Wird das zuvor hergestellte Hydrosol der Zirkonsalzkomplexe komplett im Eintopfverfahren direkt als Polyme¬ risationsflotte eingesetzt, sind die bereits in der wäßrigen Phase des Hydrosols gelösten Schutzkolloide, insbesondere Polyvinylalkohol, naturgemäß vor der Polymerisation vorgelegt. Darüber hinaus können natürlich auch bei Bedarf weitere Schutzkolloide, insbesondere Polyvinylalkohol, in Form einer wäßrigen Lösung vor der Polymerisation zugegeben, während der Polymerisationsreaktion zudosiert oder nachträglich zugegeben werden.

Vorzugsweise geeignet zur Herstellung und Stabilisierung der Polyvinylester- dispersion ist Polyvinylalkohol, insbesondere Polyvinylalkohol vom Hydrolysegrad 60 bis 100 Mol.-%, vorzugsweise 70 bis 98 Mol.-%, und Viskositäten der 4 Gew.- %igen wäßrigen Lösungen bei 20 °C von 2 bis 70 mPa-s. Weiterhin können als Schutzkolloide funktionalisierte Polyvinylalkohole eingesetzt werden. Hierunter werden Verbindungen verstanden, die entweder durch nachträgliche Umsetzung mit geeigneten Verbindungen oder Copolymerisation geeigneter Monomere über

funktionelle Gruppen, wie Amino-, Carboxyi- oder Acetoacetylgruppen verfügen. Beispielhaft genannt seien Umsetzungsprodukte des Polyvinylalkohols mit Diketen oder copolymere Polyvinylalkohoie mit Crotonsäure- oder Vinylamin- einheiten.

Weiterhin können als Schutzkolloide veretherte Cellulosederivate, beispielsweise Hydroxyethylcellulose oder Carboxymethylcellulose, oder Polyvinylpyrrolidon, Polyacrylsäure, Copolymere aus σ-Olefinen mit Maleinsäure, Maleinsäurederiva¬ ten oder Maleinsäureanhydrid, Copolymere aus Styrol und Maleinsäure, Mal- einsäurederivaten oder Maleinsäureanhydrid eingesetzt werden. Diese werden vorzugweise in Kombination mit Polyvinylalkohol verwendet. Bezogen auf den Feststoffanteil, beträgt der Anteil der poiymeren Schutzkolloide inklusive der bereits zur Herstellung des Zirkoniumkomplexsalz-Hydrosols verwendeten Menge an Polyvinylalkohol oder anderen poiymeren Stabilisatoren vorzugsweise 1 bis 20 Gew.-%, insbesondere 2 bis 12 Gew.-%.

Außerdem können zusätzlich zu den poiymeren Schutzkolloiden bis zu 3 Gew.-% einschließlich der bereits gegebenenfalls zur Herstellung des Hydrosols ver¬ wendeten Menge, bezogen auf das Polymerisat, nichtionische und/oder ionische Emulgatoren in der Polymerisationsflotte mitverwendet werden.

Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Her¬ stellung der Polyvinylester-Dispersion durch kontinuierliche oder diskontinuierli¬ che Emulsionspolymerisation wenigstens eines Vinylester-Monomeren und gegebenenfalls weiterer copolymerisationsfähiger Monomerer, in Gegenwart eines eine oberflächenaktive Substanz, vorzugsweise ein überwiegend polymeres Stabilisierungsmittel, insbesondere Polyvinylalkohol, enthaltenden Hydrosols eines Komplexsalzes von Metallen der 4. Nebengruppe des Periodensystems, insbesondere Zirkonium, mit einer organischen σ-Hydroxy- und/oder σ-Oxosäu- re.

Hierbei kommen wasserlösliche und/oder öllösliche Initiatorsysteme wie Peroxo- disulfate, Azoverbindungen, Wasserstoffperoxid, organische Hydroperoxide oder Dibenzoylperoxid zum Einsatz. Diese können entweder für sich oder in Kom¬ bination mit reduzierenden Verbindungen wie Fe(ll)-Salzen, Natriumpyrosulfit, Natriumhydrogensulfit, Natriumsulfit, Natriumdithionit, Natrium-Formaldehyd- Sulfoxylat, Ascorbinsäure als Redoxkatalysatorsystem verwendet werden. Die Verwendung eines Redoxkatalysatorsystems, beispielsweise austert.-Butylhydro- peroxid in Kombination mit Natriumformaldehydsulfoxylat ist bevorzugt.

Die Reaktionstemperatur während der Polymerisation beträgt 20 bis 100 °C, insbesondere 50 bis 90 °C, vorzugsweise 60 bis 85 °C.

Unter den verwendeten Polymerisationsverfahren sind die gängigen diskonti¬ nuierlichen oder kontinuierlichen Verfahrensweisen der radikalischen Emuisions- Polymerisation zulässig. Vorzugsweise werden jedoch diskontinuierliche Ver¬ fahren wie Batch, kombinierte Batch-, /Zulauf- oder reine Monomerzulaufprozes- se bevorzugt. Insbesondere wird ein reines Monomerzulaufverfahren angewandt. Dabei kann ein kleiner Teil (unter, 10 Gew.-%) der Monomeren zum Anpoly- merisieren in der das Hydrosol aus Zirkoniumkomplexsalzen enthaltenden Poly- merisationsflotte vorgelegt werden. Der Polymerisationsverlauf wird dabei vor¬ zugsweise so gesteuert, daß keine nennenswerte Monomerakkumulation im Reaktor auftritt.

Dieser Prozeß zeichnet sich außerdem gegenüber Saatpolymerisationen her- kommlicher Art durch seine Einfachheit aus und ist, da es sich um ein reines Zulaufverfahren handelt, aus Gründen der Verfahrenssicherheit von Vorteil.

Die Erfindung erlaubt in einfacher und verfahrenssicherer Vorgehensweise vermutlich infolge einer Unterdrückung der Polymerpartikelaggregation während

der Polymerisation eine hervorragende Rheologiekontrolle der als Endprodukte erhaltenen Dispersionen.

Während der Emulsionspolymerisation werden die Hydrosol-Aggregate ver- mutlich durch nicht näher untersuchte Prozesse abgebaut, so daß keinerlei Störung der Eigenschaften der verfilmten Dispersion beobachtet wird.

Gegenstand der Erfindung ist auch die Verwendung der Polyvinylester-Dispersio¬ nen als Beschichtungs- oder Klebemittel, insbesondere als normale oder wasser- resistente Klebstoffe für poröse oder semiporöse Substrate, beispielsweise als Holz- oder Papierklebstoff sowie zum Verkleben von Preßschichtstoffen, Faserle¬ der, Textilien. Ihre Eignung liegt vorzugsweise in Bereichen, in denen eine hohe Scher- und Lagerstabilität der Endprodukte eine Gebrauchsanforderung darstellt.

Zur Konfektionierung der als Klebstoffe verwendeten Endprodukte können der Polyvinylester-Dispersion noch übliche Additive zugesetzt werden, beispielsweise Filmbildehilfsmittel zur Erniedrigung der Filmbildungstemperatur (MFT), beispiels¬ weise Butyldiglykolacetat, Weichmacher, Entschäumer, Füllstoffe und Konser¬ vierungsmittel.

Werden die unter Verwendung von vernetzbaren oder selbstvernetzenden Comonomeren, beispielsweise N-Methylol(meth)acrylamid, hergestellten Disper¬ sionen als wasserresistenter Klebstoff mit langen Topfzeiten verwendet, werden vorzugsweise noch wäßrige Lösungen von Mineralsäuren mit pK s -Werten von < 2,5 beispielsweise Phosphorsäure, oder saure wasserlösliche Salze, beispiels¬ weise Aluminiumchlorid, Aluminiumnitrat oder Zirkonoxychlorid, als Vernetzungs¬ katalysatoren zugesetzt. Danach erfüllen diese Klebstoffe mindestens die Be¬ anspruchungsgruppe D2, vorzugsweise die Beanspruchungsgruppe D3, gemäß der Norm DIN EN 204.

Die folgenden Beispiele dienen zur Erläuterung der Erfindung. Die in den Bei¬ spielen angegebenen Teile und Prozente beziehen sich auf das Gewicht, falls nicht anders vermerkt.

Beispiele

Herstellung von mit Polyvinylalkohol stabilisierten Komplexsalz-Hydrosolen des Zr (IV)

Beispiele H1 bis H7

Mit teilverseiftem Polyvinylalkohol vom Hydrolysegrad 88 Mol-% und den jeweils in der Tabelle 1 aufgeführten Viskositäten der 4%igen wäßrigen Lösungen bei 20 °C werden je 500 g wäßrige Lösungen mit den in der Tabelle 1 angegebenen Konzentrationen hergestellt. In diesen mittels eines Flügelrührers (100 U/Min.) gerührten Lösungen werden bei 50 °C je 1,56 g (10,5 mmol) Glyoxyisäure (50 %ig) gelöst. Nach 10 Minuten werden je 5,88 g (10,5 mmol Zr) einer han¬ delsüblichen Lösung von Zirkoniumacetat (22 %ig bez. auf Zr0 2 ) innerhalb einer Zeitspanne von 10 Minuten zudosiert. Nach weiteren 30 Minuten, innerhalb denen die Ansätze eine milchig-trübe Konsistenz annehmen, wird auf Raumtem¬ peratur abgekühlt.

Die Partikelgrößen der Hydrosole werden mit Hilfe der Photonenkorrelationsspek¬ troskopie an frischen Proben bestimmt. Bei den angegebenen Werten für d 2 handelt es sich um die Z-Mittelwerte in der Kumulanten-Auswertung der mono¬ modalen Verteilung (Gerät: Malvern 4700, Streuwinkel 90 °C; zur Meßmethodik s. a. J. P. Fischer und E. Nölken, Progr. Colloid & Polymer Sei. 77, 180 (1988)). Die aufgeführten Bereiche grenzen die gemessenen Z-Mittelwerte der Partikel¬ größen aus jeweils mindestens 2 Reproduktionsansätzen ein.

Tabelle 1:

Beispiel Visk.der 4%igen Konz. der Masse d z [μm] d 2 [ m] wäßrigen Lösung Lösung PVA/Stoffmenge Zr (Bereich) (Mittelwert) des PVA's [mPa-s] [%] [g/mmol]

(M w [g/mol])

H1 26 1 0,5 2,1-3,0 2,5 (160.000)

H2 26 7 3,3 1 ,2-2,0 1,6 (160.000)

H3 26 13 6,2 0,8-1,4 1 ,1 (160.000)

H4 4 7 3,3 2,6-5,9 4,1 (31.000)

H5 8 7 3,3 2.6 2 3,6 (67.000)

H6 18 7 3,3 1,7-4,3 3,0 (130.000)

H7 40 7 3,3 0,9-2,0 1,4 (205.000)

Anhand des Gangs in den Bereichen der Z-Mittelwerte bzw. in den aus den (hier nicht aufgeführten) Einzelwerten gebildeten Mittelwerten ist ersichtlich, daß sowohl mit steigenden Mengen des Stabilisierungsmittels Polyvinylalkohol als auch - bei Verwendung gleicher Mengen - mit Erhöhung der Viskositäten der 4 %igen Lösungen und damit der Erhöhung des Molekulargewichts der Polyviny- lalkohole die Feinteiligkeit der Hydrosole zunimmt.

Herstellung von Polyvinylacetat-Dispersionen in Gegenwart von mit Polyvi¬ nylalkohol stabilisierten Komplexsalz-Hydrosolen des Zr (IV)

Beispiele 1 und 2 sowie Vergleichsbeispiele V1 , V2 und V3

1) Herstellung der Polymerisationsflotten

In einem 101-GIasrührkesselreaktor mit Ankerrührer (110 U/Min.), der mit Dosier¬ vorrichtungen, Rückflußkühler, Mantelheizung und -kühlung versehen ist, werden 3440 g einer 7%igen wäßrigen Lösung von teilverseiftem Polyvinylalkohol vom Hydrolysegrad 88 Mol-% und einer Viskosität der 4%igen wäßrigen Lösung von 26 mPa-s bei 20 °C vorgelegt.

Im Falle der Beispiele 1 und 2 werden diese Lösungen analog der Vorgehens¬ weise des Beispiels H2 mit 10,65 g Glyoxyisäure (50 %ig) und 40,32 g Zirkoni- umacetat (22 % Zr0 2 ) behandelt. Die pH-Werte der Hydrosole werden anschlie¬ ßend mit 40,7 g 10%iger NaOH von 3 auf einen Wert von 5 eingestellt. Der Ansatz wird danach im Eintopfverfahren direkt weiterverwendet.

Im Falle der Vergleichsbeispiels V1 und V2 (herkömmliche Vorgehensweise, ohne Flottenbehandlung) wird ohne weitere Behandlung die Polyvinylalkohol- lösung als Polymerisationsflotte verwendet.

Im Falle des Vergleichsbeispiels V3 (mit Acetatpufferung) wird zunächst mit 16,56 g Essigsäure ebenfalls ein pH-Wert von 3 eingestellt. Anschließend wird mit 74,3 g 10 %iger NaOH ein pH-Wert von 5 eingestellt.

2) Emulsionspolymerisation

Bei einer Innentemperatur von 50 °C werden nacheinander 4 g ® Agitan 280 (Entschäumungsmittel, Münzing-Chemie), 0,24 g ® Rongalit C (Natrium-Formalde-

hyd-Sulfoxylat, BASF), gelöst in 33 g Wasser, und 200 g Vinylacetat (5 Teile) zur Flotte gegeben. Die Innentemperatur wird auf 60 °C angehoben und die Polyme¬ risation nach Zugabe einer Lösung von 1,13 g ® Trigonox AW 70 (tert.-Butyl- hydroperoxid 70 %ig, Akzo-Chemie) in 20 g Wasser gestartet.

Nach dem Auspolymerisieren der Vorlage (Innentemperatur 68 °C) werden innerhalb von 3 Stunden zwei bzw. drei Zuläufe, bestehend einerseits aus 3840 g (95 Teilen) Vinylacetat mit 3,5 g Trigonox AW 70 im Falle der Beispiele 1 und V1 bzw. 3760 g (93 Teile) Vinylacetat mit 3,5 g Trigonox AW 70 neben 166,7 g (2 Teile) N-Methyiolacrylamid (48 %ig) in 400 g Wasser im Falle der Beispiele 2, V2 und V3 sowie andererseits 1,2 g Rongalit C in 400 g Wasser zudosiert. Die Manteltemperatur wird so gesteuert, daß die Polymerisation rückflußfrei bei einer langsam steigenden Innentemperatur von 68 °C am Start bis ca. 80 °C verläuft. Anschließend wird mit nachträglichen Zugaben von Lösungen von 0,57 g Trigo- nox AW 70 und 0,18 g Rongalit C in 10 g bzw. 80 g Wasser nachpolymerisiert. Nach dem Abkühlen werden 160 g Butyldiglykolacetat zur MFT-Erniedrigung langsam in die Dispersion eingerührt.

Analyse der Dispersionen

1. Viskositäten: Brookfield RVT (7/20), 23 °C

2. Die Bestimmung der Thixotropiefläche erfolgt an einem Rotationsviskosimeter vom Typ Rheomat 115 der Firma Contraves im Scherbereich von D = 20 bis 1000 s '1 . Meßbedingungen: Zeitdauer der Aufwärtskurve: 1 Minute, Haltezeit bei D = 1000 s "1 : 5 Minuten, Zeitdauer der Abwärtskurve: 1 Minute.

3. Die Analyse der Partikelgrößenverteilungen erfolgt mittels der in der Literatur beschriebenen Methode der Xe-Laser-Aerosol-Spektroskopie (Xe-LAS): J. P.

Fischer in FH Texte der Fachhochschule Aachen, Bd. 66 (1995), sowie dort zitierte Lit. (beispielsweise Kunstharz Nachrichten 28, 12 ff (1991).

Tabelle 2: Analysedaten der Dispersionen

Beispiel Comonomer Feststoffgehalt pH-Wert Viskosität Thixotropiefläche [%] [Pa-s] [MPa-s 1 ]

1 - 52,7 4,5 33 0,23

V1 - 52,2 3,8 102 2,18

2 2 % NMA 49,6 4,5 15 0,16

V2 2 % NMA 50,2 3,9 78 3,19

V3 2 % NMA 50,1 4,9 53 1,01

Wie aus dieser Tabelle hervorgeht, zeichnen sich die erfindungsgemäßen Bei¬ spiele 1 und 2 mit jeweils einer sehr niedrigen Thixotropiefläche durch eine außerordentlich hohe Scherstabilität und bei vergleichbaren Feststoffgehalten durch eine deutlich niedrigere Viskosität im Vergleich zu den Beispielen V1 bzw. V2 und V3 aus. Allein durch Acetatpufferung, die ebenfalls einen positiven Effekt ausübt, wie im Beispiel V3, ist dieser Effekt nicht zu bewerkstelligen. Dieses Verhalten ist in Unterschieden in den Partikelgrößenverteilungen zu begründen.

Tabelle 3: Analyse der Partikelgrößenverteilungen

Beispiel Lichtmikroskopie Xe-LAS: d w (Bereich)

1 überwiegend Einzelpartikel, bimodale Verteilung daneben wenig Aggregate 0,4 - 0,8 μm (EP) neben 1 ,5 - 3 μ (Agg.)

V1 wenig Einzelpartikel, bimodale Verteilung überwiegend Partikelaggregate 0,3 - 0,6 μm (EP) neben ' 0,9 - 3 μm (Agg.)

2 überwiegend Einzelpartikel, bimodale Verteilung daneben kleinere Aggregate 0,4 - 0,8 μm (EP) neben 1 ,5 - 3 /-ΪTI (Agg.)

V2 überwiegend Partikelaggregate 1,5 - 4 /.-m (Agg.)

V3 überwiegend Partikelaggregate 1,5 - 4 μm (Agg.)

Beispiele 2-A und Vergleichsbeispiele V2-A und V3-A

Prüfung der copolymeren Polyvinylacetat-Dispersionen in Kombination mit einem sauren Härter als wasserresistenter Holzklebstoff

In je 1000 Gewichtsteile der Dispersionen der Beispiele 2, V2 und V3 rührt man 27 Gewichtsteile einer 28 %igen Lösung von Aluminiumchlorid in Wasser ein. Die Ermittlung der klebstofftechnischen Kenndaten erfolgt anhand der Prüfnorm DIN EN 204 (vormals DIN 68602). Die Herstellung der dazu erforderlichen Prüfkörper erfolgt nach der Vorgehensweise der DIN EN 205 (vormals DIN 53254). Die Verleimung und Prüfung wird unter Berücksichtigung folgender Kenndaten durchgeführt:

Leimauftrag: 150 ± 20 g/m 2 beidseitiger Auftrag

Offene Wartezeit: 3 Minuten

Geschlossene Wartezeit: 3 Minuten

Preßzeit: 2 Stunden

Preßdruck: 0,7 ± 0,1 N/mm 2

Anzahl Prüfkörper pro Prüffolge: 20

Prüfung nach: Lagerungsfolge gemäß DIN EN 204 D1/1 : 7 Tage Normalklima * '

Lagerungsfolge gemäß DIN EN 204 D3/3: 7 Tage Normalklima 4 Tage in kaltem Wasser

Lagerungsfolge gemäß D1/80°C: 7 Tage Normalklima

(nicht Bestandteil der DIN EN 204) 2 Stunden Wärmeschrank 80 °C

(Prüfung bei 80°C)

23 ± 2 °C und 50 + 5 % relative Luftfeuchte)

Prüftemperatur: 23 °C ± 2 °C Vorschubgeschwindigkeit: 50 mm/Min.

Die Einordnung in die Beanspruchungsgruppe D1/1 erfolgt bei einer Reißfestig¬ keit von > 10 N/mm 2 .

Die Einordnung in die Beanspruchungsgruppe D3/3 erfolgt bei einer Reißfestig¬ keit von > 2 N/mm 2 .

Ermittlung der Topfzeit nach Härterzugabe

Im Lagerungsversuch bei Raumtemperatur wird hierunter der Zeitraum verstan¬ den, in dem die Klebstoffdispersion nach Härterzusatz mit einer Viskosität von < 75 Pa-s nach Brookfield RVT 7/20 noch sicher fließfähig ist und nach dieser Zeit die klebstofftechnischen Normwerte erfüllt.

Die erhaltenden Prüdaten sind in der nachfolgenden Tabelle 4 aufgeführt. Diese zeigen, daß sowohl das Beispiel 2-A des erfindungsgemäßen Verfahrens als auch die Vergleichsbeispiele die geforderten Normprüfwerte erfüllen. Beispiel 2-A zeichnet sich darüber hinaus durch eine drastische Verlängerung der Topfzeit aus. Nach einer Zeitspanne von 2 Monaten werden nach wie vor sämtliche Normprüfwerte erfüllt.

Tabelle 4

Beispiel 2-A V2-A V3-A

Visk. Brookfield 9 64 47 RVT 7/20 Start [Pa-s]

D1/1 [N/mm 2 ] 15,8 15,4 16,9

D1/80 °C [N/mm 2 ] 8,3 8,4 8,5

D3/3 [N/mm 2 ] 3,5 4,5 5,1

Topfzeit > > 6 Wochen < 14 Tage < 14 Tage

D1/1 nach 2 Monaten 16,9 - - [N/mm 2 ]

D1/80 °C nach 2 7,8 - - Monaten [N/mm 2 ]

D3/3 nach 2 Monaten 5,8 - - [N/mm 2 ]