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Patent Searching and Data


Title:
SOLVENT-FREE SOLID ELECTROLYTE
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2019/080950
Kind Code:
A9
Abstract:
The invention relates to a solvent-free polymer electrolyte for use in a rechargeable lithium-ion secondary battery, comprising a polymer matrix which is conductive for lithium-ions and a lithium salt. The polymer matrix has at least one polyrotaxane which comprises at least one linear polymer and at least one ring-shaped molecule. The lithium salt is arranged in the polymer matrix and is at least partly chemically bonded to the polymer matrix. According to the invention, the polymer matrix has at least one polyrotaxane with a partly or completely chemically modified cyclodextrin, crown ether, pillar[n]arene, where n = 4 to 7, cucurbituril, or calix[n]arene, where n = 4 to 8, as the ring-shaped molecule. The structural change produces a greatly increased ionic conductivity, in particular at room temperature. The systems chemically modified according to the invention additionally exhibit an improved electrochemical stability, wherein even the stable long-term cyclization which is indispensable for industrial applications can be implemented in a reproducible manner using the novel dry polymer electrolytes in lithium/LiFePO4 cells at high charging and discharging currents (> 1 C).

Inventors:
WINTER MARTIN (DE)
BOSKAMP LAURA (DE)
BRUNKLAUS GUNTHER (DE)
CEKIC-LASKOVIC ISIDORA (DE)
Application Number:
PCT/DE2018/000278
Publication Date:
February 16, 2023
Filing Date:
September 28, 2018
Export Citation:
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Assignee:
FORSCHUNGSZENTRUM JUELICH GMBH (DE)
International Classes:
H01M10/0565; C08B37/16; H01M10/052; H01M10/054; H01M12/08
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Claims:
Patentansprüche

1 . Lösungsmittelfreier Polymerelektrolyt für die Anwendung in einer wiederaufladbaren Lithiumionen-Sekundärbatterie, umfassend eine für Lithium-Ionen leitfähige Polymermatrix und ein Lithiumsalz,

- wobei die Polymermatrix wenigstens ein Polyrotaxan aufweist, welches wenigstens ein lineares Polymer und wenigstens ein ringförmiges Molekül umfasst, und

- wobei das Lithiumsalz in der Polymermatrix angeordnet und zumindest teilweise chemisch an die Polymermatrix gebunden ist, dadurch gekennzeichnet,

- dass die Polymermatrix wenigstens ein Polyrotaxan mit einem ganz oder teilweise chemische modifizierten Cyclodextrin, Kronenether, Pillar[n]aren mit n = 5 bis 10, Cucurbituril oder Calix[n]aren mit n = 4 bis 8 als ringförmiges Molekül aufweist.

2. Polymerelektrolyt nach Anspruch 1 , bei dem das Polyrotaxan der Polymermatrix ein lineares Polymer aufweist, insbesondere ein Polyethylenoxid.

3. Polymerelektrolyt nach einem der Ansprüche 1 bis 2, bei dem das Polyrotaxan der Polymermatrix ein lineares Polymer mit einem Molekulargewicht zwischen 500 und 10000 g/mol aufweist.

4. Polymerelektrolyt nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei dem das Polyrotaxan der Polymermatrix wenigstens ein ringförmiges Cyclodextrin aufweist, bei dem die vorhandenen Hydroxylgruppen teilweise oder vollständig mit funktionellen Gruppen modifiziert sind.

5. Polymerelektrolyt nach Anspruch 4, bei dem die vorhandenen Hydroxylgruppen des Cyclodextrins teilweise oder vollständig mit Alkyl-, Aryl-, Alkenyl-, Alkinylgruppen (Cn, mit n < 5) oder aber kurzkettigen Polymergruppen mit bis zu 20 Wiederholeinheiten modifiziert sind.

6. Polymerelektrolyt nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei dem das Polyrotaxan der Polymermatrix wenigstens einen ringförmigen Kronenether aufweist, bei dem das Gerüst teilweise oder vollständig modifizierte funktionellen Gruppen aufweist. Polymerelektrolyt nach Anspruch 6, bei dem das Gerüst des Kronenethers teilweise oder vollständig mit Alkyl-, Aryl-, Alkenyl-, Alkinylgruppen (Cn, mit n < 5) oder aber kurzkettigen Polymergruppen mit bis zu 20 Wiederholeinheiten modifiziert ist. Polymerelektrolyt nach einem der Ansprüche 1 bis 7, bei dem ein Anion des Lithiumsalzes chemisch an die kurzkettigen Polymer- Seitengruppen mit bis zu 20 Wiederholeinheiten gebunden ist. Polymerelektrolyt nach einem der Ansprüche 1 bis 8, mit einer ionischen Leitfähigkeit von mindestens 10’4 S/cm bei 25 °C. Polymerelektrolyt nach einem der Ansprüche 1 bis 9, mit wenigstens einem zusätzliche Additiv mit einem Gewichtsanteil von 1 bis 5 Gew.-% bezogen auf das Gewicht des Polyrotaxans, ausgewählt aus der Gruppe Polyäthylene oxid) (PEG), Polypropylene oxid) (PPG), Poly(acrylonitril) (PAN), Poly(methyl methacrylat) (PMMA), Poly(vinyliden-difluorid) (PVDF), Polyvinylchlorid, Polydimethylsiloxan und Poly(vinyliden-difluorid)-hexafluoropropylen (PVDF-HFP) sowie ein Derivat dieser und/oder eine beliebige Kombination dieser Additive. Polymerelektrolyt nach einem der Ansprüche 1 bis 10, mit einem Lithiumsalz ausgewählt aus der Gruppe Lithium Perchlorat, LiCI O4, Lithium Hexafluorophosphat, LiPF6, Lithium tetrafluoroborat, LiBF4, Lithium hexafluoroarsenat(V), LiAsF6, Lithium Trifluoro-methansulfonat, LiCF3SO3, Lithium bis- trifluoromethyl sulfonylimide, LiN(CF3SO2)2, Lithium Bis(oxalato)borat, LiBOB, Lithium Oxalyldifluoroborat, LiBF2C2O4, Lithium Nitrat, LiNO3, Li-Fluoroalkyl-Phosphat, LiPF3(CF2CF3)3 Lithium Bisperfluoroethysulfonylimid, LiBETI, Lithium Bis(trifluoromethanesulphonyl)imid, Lithium Bis(fluorosulphonyl)imid, Lithium Trifluoromethanesulfonimid, LiTFSI oder eine beliebige Kombination dieser Salze. Polymerelektrolyt nach einem der Ansprüche 1 bis 11 , bei dem zumindest einige Enden des linearen Polymers durch sperrige, voluminöse Gruppen modifiziert sind. 18

13. Multi-Schichtsystem, mit wenigstens einer Schicht umfassend einen lösungsmittelfreien Polymerelektrolyt gemäß einem der Ansprüche 1 bis 12.

14. Lithium-Sekundärbatterie umfassend eine Anode, eine Kathode und einen trockenen, lösungsmittelfreien Polymerelektrolyt gemäß einem der Ansprüche 1 bis 12, oder umfassend ein Multi-Schichtsystem gemäß Anspruch 13.

15. Lithium-Sekundärbatterie nach Anspruch 14, umfassend eine Lithium-Ionen Batterie, eine aufladbare Lithium Metall Batterie, eine Lithium-Schwefel oder Lithium-Luft Batterie, eine Alkali- oder Erdalkalimetall Batterie oder Aluminiummetall Batterie.

16. Lithium-Sekundärbatterie nach einem der Ansprüche 14 bis 15, welche eine Schnellladefähigkeit bei Raten von mindestens 1 C aufweist.

17. Lithium-Sekundärbatterie nach einem der Ansprüche 14 bis 16, welche bei Lade- und Entladeströmen von mindestens 1 C stabile Langzeit- Zyklisierung mit spezifischen Kapazitäten von mindestens 110 mAh/g über mindestens 200 Zyklen aufweist.

18. Lithium-Sekundärbatterie nach einem der Ansprüche 14 bis 17, welche eine Coulombische Effizienz im ersten Lade-ZEntlade-Zyklus von mindestens 96 % aufweist.

19. Lithium-Sekundärbatterie nach einem der Ansprüche 14 bis 18, welche eine oxidative Stabilität von mindestens 4,6 V vs. Li/Li+ aufweist.

Description:
Beschreibung

LÖSUNGSMITTELFREIER FESTKÖRPERELEKTROLYT

Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der kommerziellen, wiederaufladbaren Lithium- Ionen Batterien und insbesondere auf trockene, lösungsmittelfreie Festelektrolyte, die in solchen Lithium-Ionen-Batterien eingesetzt werden können. Insbesondere betrifft die Erfindung ein neues Verfahren zur Herstellung um eines solchen Elektrolyten sowie neue Lithiumionen-Sekundärbatterien.

Stand der Technik

In den meisten kommerziellen wiederaufladbaren Lithium-Ionen Batterien werden brennbare Flüssigelektrolyte verwendet. Große Nachteile bei diesen Systemen sind zum einen das hohe Sicherheitsrisiko der flüssigen Elektrolyte [11 und zum anderen die Alterungsbeständigkeit dieser Elektrolyte. [2 ,31 Daher geht die Forschung immer mehr in Richtung weitgehend lösungsmittelfreier Festkörperbatterien, bei denen der Flüssigelektrolyt z. B. durch Polymerelektrolyt, Keramik oder Glas ersetzt wird.

Durch den Einsatz lösungsmittelfreier Festkörper-Elektrolyte wird die Sicherheit und Alterungsbeständigkeit der Batterien deutlich erhöht. Anorganische keramische Festkörper- Elektrolyte zeichnen sich durch hohe Leitfähigkeiten aus, sind aber bislang nicht technisch anwendbar, da der elektrische Widerstand zwischen Elektrolyt und Kathode oft sehr hoch ist und die Verarbeitung solcher Festkörperelektrolyte meist schwierig ist, auch eine hinreichende Stabilität gegenüber Lithium-Metall ist nicht gewährleistet. [4,51

In kommerziell erhältlichen Lithium-Polymer-Batterien (LiPo) wird häufig das Polymer Polyethylenoxid (PEO) verwendet [6] , allerdings ist die erreichbare ionische Leitfähigkeit von PEO bzw. PEO-Derivaten bei Raumtemperatur zu gering, um hohe Leistungen zu erzielen. [7,8,9]

In vielen Arbeiten wird daher versucht, die Leitfähigkeit der Polymer-Elektrolyte durch chemische Modifizierungen von PEO, Bildung von Co-Polymeren oder Verwendung anderer Polymerklassen (Polycarbonate, Polysiloxane, Polyphosphazene etc.) gezielt zu erhöhen. [10,11 ,12,13] Auch Gel-Polymer-Elektrolyte, bei denen durch Zusatz (von bis zu 90 Gew.-%) an ionischen Flüssigkeiten 114,151 oder flüssigen Lösungsmitteln 116,171 versucht wird, höhere ionische Leitfähigkeiten zu erzielen, sind bereits in der Literatur beschrieben.

Jedoch kann in solchen Fällen nicht mehr von einem reinen Festkörper-Elektrolyten gesprochen werden, und die Sicherheitsrisiken sowie etwaige mechanische Instabilitäten bleiben bestehen. Zudem ist der Einsatz ionischer Flüssigkeiten derzeit noch sehr kostenintensiv und oft nicht besonders umweltfreundlich. 1131

Zudem wird aus den vorhandenen Arbeiten sichtbar, dass insbesondere Zyklisierungen von elektrochemischen Zellen mit Lithium-Metallelektroden, die sehr wichtig für die kommerzielle Anwendung sind, hinsichtlich der erzielbaren ionischen Leitfähigkeit (im Bereich 10' 8 bis 10’ 6 S/cm bei Raumtemperatur), der Möglichkeit zur Schnellladefähigkeit sowie langfristig stabiler Zyklisierung mit sehr hohen Coulombischen Effizienzen (Ladewirkungsgrad, berechnet aus dem Verhältnis der Lade- zu Entladekapazität) noch erheblich verbessert werden müssen.

Darüber hinaus wird in vielen Arbeiten kein trockener, d. h. lösungsmittelfreier Polymer- Elektrolyt verwendet, da bereits durch recht geringe Anteile an Flüssigelektrolyt angemessen hohe ionische Leitfähigkeiten (10' 3 bis 10’ 2 S/cm) sowie notwendiger Kontakt zur Kathode gewährleistet werden kann. Allerdings können diese Anteile des Flüssigelektrolyten das Sicherheitsrisiko mittelfristig signifikant erhöhen. Bestehende Arbeiten, in denen nur rein trockene Elektrolyte verwendet werden, nutzen überwiegend sehr langsame Lade- und Entladeströme (Raten von < 1 C) um damit angemessene nutzbare spezifische Kapazitäten zu erzielen. [10,18,19, 20, 211

Im Sinne künftiger, flächendeckender Elektromobilität ist die Schnellladefähigkeit von Batterien (bei Raten von > 1 C) von großer Bedeutung und wünschenswert, um notwendige Aufenthalte an Stromtankstellen für Elektroautos sinnvoll zu begrenzen. Zudem sollte die Batterie konstant hohe spezifische Kapazitäten über möglichst viele Lade- und Entladezyklen aufweisen, um diese trockenen, überwiegend sicheren Polymer-Elektrolyte für die kommerzielle Anwendung nutzbar zu machen.

Polyrotaxane sind supramolekulare Strukturen, bei denen ringförmige (zyklische) Moleküle auf einem linearen Polymer aufgefädelt vorliegen (siehe Figur 1). Cyclodextrine sind die bekanntesten ringförmigen Moleküle, die bei diesen Strukturen als Wirtsmolekül verwendet werden. Neben Cyclodextrinen weisen auch Kronenether und andere makrozyklische Moleküle, wie Pillar[n]aren mit n = 5 bis 10, Cucurbituril oder Calix[n]aren mit n = 4 bis 8, die Eigenschaft auf, sich auf einem linearen Polymer aufzufädeln. Bei Polyrotaxanen kann zwischen Haupt- und Seitenketten-Polyrotaxanen unterschieden werden. Pillar[n]arene sind makrozyklische Moleküle, die aus 1 ,4- Hydrochinoneinheiten aufgebaut sind, welche in para- Stellung miteinander verbunden sind. Sie ähneln strukturell den Cucurbiturilen und Calixarenen, die eine wichtige Rolle in der Wirt-Gast-Chemie spielen. Cucurbiturile sind ebenfalls makrozyklische Moleküle, die aus Glycoluril (=C 4 H 2 N 4 O 2 =) Monomereinheiten aufgebaut sind, die durch Methylenbrücken (-CH 2 -) verbunden sind und Sauerstoffatome an den Rändern aufwesien. Sie bilden teilweise geschlossene Hohlräume aus. Bei Calix[n]aren handelt es sich ebenfalls um ein makrozyklische Moleküle oder um zyklische Oligomere auf Basis eines Hydroxyalkylierungsprodukts aus einem Phenol und einem Aldehyd mit n = 4 bis 8.

Die linearen Polymerketten können vorzugsweise an den Enden sterisch anspruchsvolle "Stopper" aufweisen, die verhindern, dass die ringförmigen Moleküle von dem linearen Polymer abgleiten. Als geeignete Stopper kommen dabei insbesondere sperrige, voluminöse funktionelle Gruppen in Frage, die an den Enden das lineare Polymer modifizieren. Die linearen Polymerketten ähneln in dieser Form also eher Hanteln.

Cyclodextrine sind eine Klasse von Verbindungen, die zu den cyclischen Oligosacchariden gehören. Sie stellen ringförmige Abbauprodukte von Stärke dar. Sie bestehen aus a-1 ,4- glykosidisch verknüpften Glukosemolekülen. Dadurch entsteht eine toroidale Struktur mit einem zentralen Hohlraum.

Je nach Anzahl der sie aufbauenden Glukoseeinheiten werden die Cyclodextrine unterschiedlich benannt (siehe Figur 2). Mithilfe eines griechischen Buchstabens als Präfix unterscheidet man:

• a-Cyclodextrin: n = 6 Glukosemoleküle (HohlraumdurchmesserZ-höhe: 4, 7..5, 3/7, 9 Ä)

• ß-Cyclodextrin: n = 7 Glukosemoleküle (Hohlraumdurchmesser/-höhe: 6,0..6, 5/7, 9 Ä)

• y-Cyclodextrin: n = 8 Glukosemoleküle (HohlraumdurchmesserZ-höhe: 7, 5..8,317,9 Ä)

Zwischen dem Polymer und dem Cyclodextrin herrschen dabei keine kovalenten Wechselwirkungen. Der hydrophobe Charakter des Innenraums der Cyclodextrine bietet jedoch einen energetischen Vorteil für das hydrophobe Polymer im Vergleich zu hydrophilen Wassermolekülen. Sobald Cyclodextrine in Wasser gelöst vorliegen, befinden sich stets hydrophile Wassermoleküle im hydrophoben Hohlraum der Cyclodextrine, was energetisch gesehen eher unvorteilhaft ist. Wird sodann ein hydrophobes Polymer hinzugegeben, werden die Wassermoleküle aus dem Hohlraum verdrängt und Energie wird freigesetzt.

Da die Cyclodextrine aus Glukose-Molekülen aufgebaut sind, weisen diese viele Hydroxylgruppen auf, wodurch sich zwischen den jeweiligen Cyclodextrinen eine Vielzahl stabilisierender Wasserstoffbrückenbindungen ausbilden kann. Diese können sowohl innerhalb des Cyclodextrinrings ausgebildet werden, als auch zwischen benachbart angeordneten Cyclodextrinen auf einer Polymerkette oder aber auch zwischen zwei Cyclodextrinen benachbarter Polymerketten. Dadurch entstehen typischerweise mehr oder weniger starre, gerichtete „Röhren“ oder auch Kanäle (Figur 3, links).

Polyrotaxane sowie Pseudo-Polyrotaxane (Rotaxane ohne Stopper) wurden vereinzelt zur Anwendung als Elektrolyt untersucht, wobei durch die spezielle Struktur der Cyclodextrinkanäle ein schnellerer Transport der Lithium-Ionen gewährleistet und somit hohe ionische Leitfähigkeiten erzielt werden sollte. Jedoch ist die bei bisher bekannten Systemen erreichbare ionische Leitfähigkeit noch deutlich zu gering (typischerweise im Bereich von 10' 7 - 10' 5 S cm -1 bei 60 °C), um damit elektrochemische Zyklisierungen durchführen zu können. [22 ' 23241

Aufgabe und Lösung

Die Aufgabe der Erfindung ist es, einen neuartigen trockenen, d. h. lösungsmittelfreien Festkörperelektrolyten für Anwendungen in Lithium-Ionen-Batterien bereit zu stellen, der die bisherigen Nachteile aus dem Stand der Technik, insbesondere eine geringe ionische Leitfähigkeit überwindet und eine ionische Leitfähigkeit von mindestens 10' 4 S/cm bei Raumtemperatur aufweist. Ferner sollte der Festkörperelektrolyt vorzugsweise eine erhöhte Lithium-Ionenleitfähigkeit aufweisen, wobei die Lithium-Ionenleitfähigkeit den Anteil an der Leitfähigkeit darstellt, der nur von den Lithium-Ionen resultiert. Die Lithium-Ionenleitfähigkeit wird regelmäßig durch die Überführungszahl angegeben, welche möglichst den Wert 1 annehmen sollte, was bedeutet, dass sich die Leitfähigkeit zu 100 % aus der Bewegung der Lithium-Ionen ergibt.

Ferner ist es die Aufgabe der Erfindung, ein entsprechendes Herstellungsverfahren für einen solchen neuartigen trockenen Festkörperelektrolyten anzugeben. Ferner ist es die Aufgabe eine verbesserte Lithiumionen-Sekundärbatterie bereit zu stellen, die eine verbesserte Leitfähigkeit sowie eine verbesserte Langzeitstabilität aufweist.

Die Aufgaben der Erfindung werden gelöst durch einen trockenen Festkörperelektrolyten mit den Merkmalen des Hauptanspruchs sowie durch einen Lithiumionen-Sekundärbatterie mit den Merkmalen des Nebenanspruchs.

Vorteilhafte Ausgestaltungen des Festkörperelektrolyten und der Lithiumionen-Sekundärbatterie ergeben sich aus den darauf rückbezogenen Ansprüchen.

Gegenstand der Erfindung

Im Rahmen der Erfindung wurde herausgefunden, dass chemisch modifizierte Polyrotaxane vorteilhaft geeignet sind, als trockene Festkörperelektrolyten, d. h. als lösungsmittelfreie Polymer-Elektrolyte für Lithium-Ionen-Batterien eingesetzt zu werden.

Polyrotaxane sind supramolekulare Strukturen, bei denen ringförmige Moleküle wie Räder auf einem linearen, kettenförmigen Polymer als Achse aufgefädelt vorliegen. Cyclodextrine und Kronenether sind die bekanntesten ringförmigen Moleküle, die bei diesen Strukturen als Räder bislang verwendet wurden. Ring- und Kettenmoleküle sind dabei zwar mechanisch, aber nicht kovalent miteinander verbunden. Erfindungsgemäß sind nur Hauptketten- Polyrotaxane umfasst.

Die vorgenannten Strukturen sind aufgrund der bereits erwähnten inter- und intramolekularen Wechselwirkungen jedoch nachteilig zu starr, um einen schnellen Lithium-Ionen Transport zu ermöglichen.

In der vorliegenden Erfindung wurden daher bislang verwendete Polyrotaxane gezielt chemisch modifiziert, um die inter- und intramolekularen Wasserstoffbrückenbindungen der gebildeten Komplexe, die sonst durch die Hydroxylgruppen entstehen, zu reduzieren. Dies bewirkt, dass weniger kristalline (starre) Materialen erhalten werden.

Die erfindungsgemäße Modifikation betrifft dabei die ringförmigen Moleküle der Polyrotaxane, insbesondere die bislang verwendeten Cyclodextrine, sowie der Kronenether und andere makrozyklische Moleküle wie Pillar[n]aren mit n = 5 bis 10, Cucurbituril oder Calix[n]aren mit n = 4 bis 8. Erfindungsgemäß werden die Hydroxylgruppen der Cyclodextrine teilweise oder vollständig durch andere funktionelle Gruppen, wie beispielsweise Alkyl-, Aryl-, Alkenyl- oder Alkinyl- gruppen oder aber auch kurzkettige Polymergruppen (d.h. Ketten mit bis zu 20 Wiederholeinheiten) ersetzt (modifiziert). Beispielsweise wären Methylgruppen oder auch eine Polycaprolactongruppen eine geeignete Modifikation der vorhandenen Hydroxylgruppen im Sinne der vorliegenden Erfindung.

Bei den Kronenethern erfolgt die Modifikation an dem Gerüst, in welches die funktionellen Gruppen, wie beispielsweise Alkyl-, Aryl-, Alkenyl- oder Alkinylgruppen oder aber auch kurzkettige Polymergruppen (d.h. Ketten mit bis zu 20 Wiederholeinheiten) kovalent eingebaut werden.

Es wurde herausgefunden, dass zur Erhöhung der Lithium-Leitfähigkeit sogenannte Einzel- ionenleiter geeignet sind, bei denen das Anion des zugesetzten Lithiumsalzes vorteilhaft chemisch an die seitlichen Polymerketten gebunden wird und dadurch keinen bzw. nur einen geringen Beitrag zur ionischen Leitfähigkeit liefert.

Das Anion des zugesetzten Lithiumsalzes und auch die polymerische Seitengruppe werden dabei so modifiziert, dass beide miteinander reagieren können und so das Anion chemisch an die Seitengruppe gebunden wird.

Insbesondere wird hierbei das Konzept der Click-Chemie angewendet, bei dem effiziente, stereospezifische, umweltfreundliche Reaktionen in hohen Ausbeuten ablaufen.

Im konkreten Fall kann das Konzept der Thiol-Ene Click Reaktion angewendet werden, bei dem die polymerische Seitengruppe mit einer Allyl-Gruppe versehen wird während das Anion des zugesetzten Lithiumsalzes eine Thiol-Gruppe enthält. Unter Anwendung von Temperatur und/oder UV-Licht und in Anwesenheit eines Initiators kann die Thiol-Ene Click Reaktionen gezielt ablaufen.

Um die Überführungszahl zu verbessern, wird erfindungsgemäß das Anion des zugesetzten Lithiumsalzes chemisch an die polymeren Seitengruppen gebunden, sodass Einzelionen- leiter entstehen, für die das Lithium-Ion die einzig mobile Spezies darstellt.

Die Überführungszahl gibt den Bruchteil des gesamten elektrischen Stroms an, der nur von den Kationen (Lithium Ionen) transportiert wird, und kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen. Sie wird in einem symmetrischen Lithium/Polymer Elektrolyt/Lithium Zellaufbau gemessen.

Die erfindungsgemäß modifizierten Cyclodextrin Moleküle weisen vorteilhaft weniger chemische Wechselwirkungen miteinander auf, wobei in der Regel auch das Verhältnis von Cyclodextrin zu Polymer verändert wird. Insbesondere bewirkt diese Modifizierung, dass die auf den linearen Polymerketten aufgefädelten modifizierten Cyclodextrine regelmäßig einen größeren Abstand zueinander aufweisen als die nicht modifizierten Cyclodextrine (siehe Figur 2).

Dabei können sowohl a- Cyclodextrine, ß-Cyclodextrine und auch y-Cyclodextrine in modifizierter Form eingesetzt werden. Auch Mischungen dieser Cyclodextrine sind möglich und im Rahmen dieser Erfindung geeignet.

Auf diese Weise wird die gesamte supramolekulare Struktur verändert und die einzelnen ausgebildeten Kanäle bzw. Röhren sind weniger starr. Diese flexibleren Strukturen ermöglichen wiederum vorteilhaft einen schnelleren Lithium-Ionen Transport.

Neben der chemischen Modifikation weisen die erfindungsgemäß modifizierten Polyrotaxane in einer besonderen Ausführungsform auch lineare Polymerketten auf, deren Enden zumindest teilweise sperrige, voluminöse Endgruppen aufweisen, die ein Herabrutschen der ringförmigen Moleküle von den linearen Polymerketten vorteilhaft verhindern.

Eine solche sperrige Endgruppe kann beispielsweise dadurch erhalten werden, dass die eingesetzten linearen Polymerketten an ihren Enden zumindest teilweise funktionelle Gruppen aufweisen, die polymerisiert werden können, und so zu sperrigen, voluminösen Endgruppen führen.

Experimentelle Versuche zeigen außerdem, dass bei den Komplexen basierend auf modifizierten Cyclodextrinen der Anteil an Lithium-Ionen außerhalb der gebildeten Kanäle höher ist als bei Komplexen, die auf nicht modifizierten Cyclodextrinen basieren.

Diese Erkenntnisse werden auch durch erste Computer-Simulationen bestätigt. Dies bedeutet, dass bei der vorliegenden Erfindung der Hauptmechanismus des Lithium-Ionen Transportes wahrscheinlich darauf beruht, dass die Lithium Ionen außerhalb der gebildeten Polyrotaxan-Kanalstruktur entlang der funktionellen Gruppen der modifizierten Cyclodextrine transportiert werden, und nicht wie in der bekannten Literatur beschrieben innerhalb der Kanäle entlang des Polymers.

Zudem wird durch die erfindungsgemäße Modifizierung die Koordinierung der Lithium-Ionen an das zyklische Cyclodextrin-Molekül verbessert und so der Transport der Lithium-Ionen entlang der modifizierten Cyclodextrine günstig beeinflusst bzw. optimiert.

Die Herstellung solcher modifizierter Polyrotaxane ist relativ einfach zu bewerkstelligen. Cyclodextrine sind Abbauprodukte der Stärke und daher sehr günstige, umweltfreundliche Edukte. Auch die Modifizierung der Cyclodextrine und Herstellung der Polyrotaxane lassen sich über einfache, günstige und gut skalierbare Synthesen realisieren.

Als Ergebnis wird ein trockener, d. h. lösungsmittelfreier Polymer-Elektrolyt für die Verwendung in aufladbaren Lithium-Sekundärbatterien vorgeschlagen, der eine Lithium-Ionen leitfähige Polymer-Matrix und ein Lithium Salz umfasst, welches in der Polymermatrix verteilt ist und zumindest teilweise chemisch durch die Polymer-Matrix gebunden wird.

Bei dem erfindungsgemäßen Polymer-Elektrolyt handelt es sich um einen lösungsmittelfreien Elektrolyten mit einer Lithium-Ionen leitfähigen Polymer-Matrix umfassend wenigstens ein Polyrotaxan, welches wenigstens ein lineares Polymer, und zudem ringförmige Moleküle, wie beispielsweise modifiziertes Cyclodextrin und/oder Kronenether, die um das lineare Polymer angeordnet sind, umfasst.

Bei dem linearen, kettenförmigen Polymer kann es sich insbesondere um Polyethylenoxid (PEO) oder PEO-Derivate handeln. Das Molekulargewicht des linearen Moleküls liegt zwischen 500 und 10.000 g/mol, insbesondere bevorzugt zwischen 1000 und 3000 g/mol.

Erfindungsgemäß handelt es sich bei den ringförmigen Molekülen um vollständig oder teilweise chemisch modifizierte Cyclodextrine und/oder Kronenether. Darunter ist zu verstehen, dass die vorhandenen Hydroxylgruppen der ringförmigen Moleküle teilweise oder vollständig mit funktionellen Gruppen, wie Alkyl-, Aryl-, Alkenyl-, Alkinylgruppen (C n , mit n < 5) oder aber kurzkettigen Polymergruppen (das bedeutet Ketten mit bis zu 20 Wiederholeinheiten) modifiziert sind.

Als Lithium Salz sind insbesondere folgende Lithium Salze für den Einsatz in dem erfindungsgemäßen Polymerelektrolyt geeignet: Lithium Perchlorat (LiCIO 4 ),

Lithium Hexafluorophosphat (LiPF 6 ),

Lithium tetrafluoroborat (LiBF 4 ),

Lithium hexafluoroarsenat(V) (LiAsF6),

Lithium Trifluoromethansulfonat (LiCF 3 SO 3 ),

Lithium bis-trifluoromethyl sulfonylimid (LiN(CF 3 SO 2 ) 3 ,

Lithium Bis(oxalato)borat (LiBOB),

Lithium Oxalyldifluoroborat (LiBF 2 C 2 O 4 ),

Lithium Nitrat (LiNO 3 ),

Li-Fluoroalkyl-Phosphat (LiPF 3 (CF 2 CF 3 ) 3 ),

Lithium Bisperfluoroethysulfonylimid (LiBETI),

Lithium Bis(trifluoromethanesulphonyl)imid,

Lithium Bis(fluorosulphonyl)imid,

Lithium Trifluoromethanesulfonimid (LiTFSI) oder eine beliebige Kombination dieser Salze.

Erfindungsgemäß beträgt das Verhältnis von Wiederholeinheit des Polymers zu Salz 3:1 bis 20:1.

In einer vorteilhaften Ausgestaltung des Polymer-Elektrolyten kann dieser neben der Polymer-Matrix noch zusätzliche Additive aufweisen. Diese Additive liegen außerhalb der Polyrotaxan-Struktur vor und werden nicht vom Cyclodextrin oder Kronenether eingeschlossen.

Die Additive können der verbesserten Filmbildung oder aber zur größeren mechanischen Stabilität des Polymerfilms dienen. Üblicherweise können Additive mit bis zu 5 Gew.-% bezogen auf das Polyrotaxan eingesetzt werden.

Als im Sinne der Erfindung geeignete Additive sind insbesondere zu nennen:

Polypropylenoxid (PPO),

Polyacrylonitril (PAN),

Polymethylmethacrylat (PMMA),

Polyvinylidendifluorid (PVDF),

Polyvinylchlorid (PVC),

Polydimethylsiloxan (PDMS) und Polyvinylidendifluorid-hexafluoropropylen (PVDF-HFP), sowie ein Derivat dieser und/oder eine beliebige Kombination dieser Additive.

Auch Polyethylenoxid (PEO) kann als Additiv zugesetzt werden. In diesem Fall kann das PEO jedoch nicht mehr Auffädeln sondern dient als Additiv beispielsweise der besseren Filmbildung.

Diese Additive können vorzugsweise mit einem Gewichtsanteil von > 0 bis 5 Gew.-% bezogen auf das Polyrotaxan eingesetzt werden.

Die erfindungsgemäßen, chemisch modifizierten Systeme zeigen aufgrund der vorgenannten Strukturveränderungen stark erhöhte ionische Leitfähigkeiten, insbesondere bei Raumtemperatur. Eine starke Erhöhung bedeutet in diesem Fall eine Verbesserung um mindestens 3 Größenordnungen, verglichen mit dem bisherigen Stand der Technik.

Ferner zeigen die erfindungsgemäß chemisch modifizierten Systeme eine verbesserte elektrochemische Stabilität, wobei auch die für industrielle Anwendung unabdingbar notwendige stabile Langzeit-Zyklisierung mittels der neu entwickelten trockenen Polymer- Elektrolyte in Lithium/LiFePO 4 Zellen bei hohen Lade- und Entladeströmen (> 1 C) reproduzierbar realisiert werden kann. Eine Zyklisierung einer Batterie umfasst einen Auf- und einen Entladevorgang, das heißt, wenn eine bestimmte Energiemenge in den Speicher geladen und auch wieder daraus entnommen wurde.

In einer besonderen Ausgestaltung der Erfindung weisen die linearen Polymere an wenigstens einem Ende eine oder mehrere funktionelle Gruppen auf, die ebenfalls polymerisiert werden können und dadurch besonders sperrige, voluminöse Endgruppen bilden.

Die erfindungsgemäß bereit gestellten modifizierten Polyrotaxane zeigen als neue Stoffklasse für die Verwendung als trockener Polymer-Elektrolyt besondere Vorteile bei der Schnellladefähigkeit und zudem einen hohe Leitfähigkeit in Energiespeichersystemen, insbesondere in Lithium-Ionen Batterien.

Diese neue Stoffklasse kann zudem vorteilhaft als Binder in Kathoden und Anoden, als Additiv in einem Flüssigelektrolyten, als Gel-Polymer Elektrolyt, als Festkörperbatterien mit polymerbeschichteten Anoden und Kathoden, als Separatoren in Multischichtsystemen und in diverse Polymerkombinationen, wie z. B. Block-Copolymere, eingesetzt werden.

Die erfindungsgemäß bereit gestellten modifizierten Polyrotaxane sind als neue Stoffklasse aber nicht nur auf den Einsatz als Elektrolyt beschränkt, sondern können allgemein in einem Multischichtsystem verwendet werden, bei dem einzelne Schichten bestehend aus verschiedenen Materialien miteinander kombiniert werden, sodass vorteilhaft die positiven Eigenschaften der Einzelschichten miteinander kombiniert werden.

Spezieller Beschreibunqsteil

Im Weiteren wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen, Figuren und Tabellen näher erläutert, ohne dass dies zu einer Einschränkung des breiten Schutzumfanges führen soll.

Dabei zeigen:

Figur 1 : Schematische Darstellung der Struktur eines Polyrotaxans: oben: ein Hauptketten-Polyrotaxan mit „Stoppern“ an beiden Enden, unten: ein Seitenketten-Polyrotaxan.

Figur 2: Modifikationen von Cyclodextrinen.

Figur 3: Vergleich der Strukturen eines nicht modifizierten Polyrotaxans (links) und eines erfindungsgemäß modifizieren Polyrotaxans (rechts).

Figur 4: Leitfähigkeitsmessungen.

Figur 5: Untersuchungsergebnisse der Zyklisierung einer erfindungsgemäßen

Lithium/LiFePO 4 -Batterie mit einem erfindungsgemäßen trockenen Polymer- Elektrolyt.

Figur 6: Ergebnisse einer Untersuchung zum elektrochemischen Stabilitätsfenster von a) nicht modifizierten Polyrotaxanes und b) chemisch modifizierten Polyrotaxanen (in der Probe hier gezeigt sind die Hydroxylgruppen des Polyrotaxans mit kurzkettigen Polycaprolacton Keten modifiziert).

Bei der Herstellung von Polyrotaxanen werden zuerst die Cyclodextrine oder Kronenether auf das lineare Polymer aufgefädelt und in einem zweiten Schritt die Stopper hinzugefügt.

Bei der erfindungsgemäßen Modifizierung der Cyclodextrine oder der Kronenether mit Alkyl-, Aryl-, Alkenyl- oder Alkinylgruppen wird zuerst die Modifizierung durchgeführt und anschließend die bereits modifizierten Cyclodextrine oder Kronenether auf das Polymer aufgefädelt. Werden die Cyclodextrine oder Kronenether mit kurzkettigen Polymergruppen modifiziert, werden zuerst die nicht-modifizierten Cyclodextrine bzw. Kronenether auf das Polymer aufgefädelt und erst in einem weiteren Schritt die Polymerseitengruppen sowie der Stopper angebracht. Dabei können die Stopper aus voluminösen aromatischen Molekülen bestehen oder aber auch funktionelle Gruppen besitzen, die ebenfalls polymerisiert werden können, sodass diese voluminösen Polymerketten als Stopper dienen.

Ausführungsbeispiel für eine Synthese: Methylierung von Cyclodextrin:

Das entsprechende Cyclodextrin wird in einem Lösungsmittel gelöst und die Lösung wird auf 0 °C gekühlt. Anschließend wird Natriumhydrid im Überschuss hinzugegeben und die Lösung für 30 min bei Raumtemperatur gerührt. Wiederrum bei 0 °C wird im nächsten Schritt Methyliodid langsam hinzugegeben. Zuletzt wird das entstandene Produkt aufgereinigt und getrocknet.

Ausführungsbeispiel für eine Synthese: Pseudo-Polyrotaxan:

Es wird eine gesättigte Lösung des modifizierten Cyclodextrins hergestellt. Außerdem wird eine Lösung aus Polyethylenoxid und LiTFSI (Verhältnis von Polymer-Wiederholeinheit zu Li- Salz von 5:1) hergestellt. Anschließend werden beide Lösungen zusammen gegeben und das entstehende Präzipitat wurde abgetrennt, gewaschen und getrocknet.

Zur Überprüfung der verbesserten ionischen Leitfähigkeit wurden Leitfähigkeitsuntersuchungen an dem zuvor beschriebenen erfindungsgemäßen trockenen Elektrolyten sowie an einem Referenz-Elektrolyten (d.h., ein nicht-modifiziertes Polyrotaxan) durchgeführt.

Die Leitfähigkeitsmessungen wurden am Novocontrol mit der Software Windeta in einem Temperaturbereich von 20 °C - 100 °C und einem Frequenzbereich von 2*10 7 Hz bis 1*10’ 1 Hz gemessen. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 1 aufgelistet. Beide Systeme unterscheiden sich ausschließlich in der Modifizierung der Hydroxylgruppen des Cyclodextrins. Alle anderen Parameter, wie Messmethode, Lithium-Salz-Gehalt, Art des Cyclodextrins, sind bei beiden Systemen identisch. Tabelle 1 :

Zum Vergleich sind in der Figur 4 auch Leitfähigkeiten aus der Literatur [22, 23, 241 im Bereich von 10' 8 - 10' 9 S/cm bei Raumtemperatur dargestellt.

Die modifizierten Polyrotaxane aus Tabelle 1 , weisen regelmäßig eine Überführungszahl von 0,6, die neu eingeführten Einzelionenleiter sogar eine Überführungszahl von 0,8 auf.

Weiterhin wurden Untersuchungen zur Zyklisierung einer Lithium/LiFePO4-Zelle in einem Bereich von 2,5 - 3,8 V mit einem erfindungsgemäßen trockenen Polymer-Elektrolyten bei 60 °C durchgeführt (siehe dazu Figur 5). Es wurden hohe Lade- und Entladeraten von 1 C eingestellt. Die Coulombsche Effizienz (Ladewirkungsgrad, berechnet aus dem Verhältnis der Lade- zu Entladekapazität) im ersten Zyklus wies ca. 96 % auf. Selbst bei über 200 Zyklen konnte eine stabile Zyklisierung festgestellt werden. Unter einer stabilen Zyklisierung wird dabei ein nahezu gleichbleibende Kapazität bei steigender Zyklenzahl verstanden.

Um die oxidative Stabilität eines Materials zu bestimmen, kann die Lineare Vorschubvoltammetrie verwendet werden. Hierbei wird ein externes Spannungsprofil bezogen auf eine Referenz (Li/Li + ) an die zu untersuchende Probe angelegt und die gemessene Stromdichte an der Gegenelektrode aufgezeichnet. Da bei der Zersetzung Ladungsträger wie Elektronen und Ionen entstehen, wird sich dabei die Stromdichte erhöhen. Demnach zeigt ein Anstieg in der Stromdichte die Zersetzung des Elektrolyten an.

In der Figur 6 sind die Ergebnisse der Untersuchungen zum elektrochemischen Stabilitätsfenster in Figur 6 a) für nicht modifizierten Polyrotaxanes und in Figur 6 b) für chemisch modifizierte Polyrotaxane dargestellt. Hier dargestellt sind die Hydroxylgruppen des Polyrotaxans mit kurzkettigen Polycaprolacton Keten modifiziert. Alle Systeme, bei denen die Hydroxylgruppen modifiziert sind, zeigen vorteilhaft Stabilitäten, bis 4,6 V vs. Li/Li + , während nicht-modifizierte Systeme regelmäßig nur eine Stabilität bis 3,5 V vs. Li/Li + aufweisen.

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