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Title:
THERMALLY REVERSIBLY CROSSLINKABLE POLYMERS FOR USE AS SORBENT MATERIALS IN THE AREA OF CARBON CAPTURE
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2024/056525
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for reversibly storing CO2 (carbon dioxide) by means of the Diels-Alder reaction and retro-Diels-Alder reaction. The invention further relates to the two starting compounds and use thereof for this purpose. It is envisaged that the following two starting compounds are used as a mixture at a temperature of < 70°C, so that a thermally reversible sorbent material is formed by means of the Diels-Alder reaction: - 1,3-diene compound and a - dienophile compound, wherein each of these two compounds comprises a polymer chain having amine groups. Upon contact with CO2, it is reversibly stored in the thermally reversible sorbent material.

Inventors:
ANIOL ARMIN (DE)
FISCHER FABIAN (DE)
SCHÜTZ CHRISTINE (DE)
RÜGGEBERG MARC (DE)
Application Number:
PCT/EP2023/074633
Publication Date:
March 21, 2024
Filing Date:
September 07, 2023
Export Citation:
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Assignee:
VOLKSWAGEN AG (DE)
International Classes:
B01J20/26; B01D53/04; B01J20/34
Domestic Patent References:
WO2011146577A22011-11-24
WO2019101160A12019-05-31
Foreign References:
KR20170009796A2017-01-25
US20130048853A12013-02-28
Other References:
HUNG WEI-CHIH ET AL: "Maleimide-Functionalized PEI600 Grafted Polyurethane: Synthesis, Nano-Complex Formation with DNA and Thiol-Conjugation of the Complexes for Dual DNA Transfection", POLYMERS, vol. 7, no. 10, 23 October 2015 (2015-10-23), pages 2131 - 2145, XP093034431, DOI: 10.3390/polym7101503
MARIN LUMINITA ET AL: "Nanoporous furfuryl-imine-chitosan fibers as a new pathway towards eco-materials for CO2 adsorption", EUROPEAN POLYMER JOURNAL, PERGAMON PRESS LTD OXFORD, GB, vol. 120, 31 August 2019 (2019-08-31), XP085894244, ISSN: 0014-3057, [retrieved on 20190831], DOI: 10.1016/J.EURPOLYMJ.2019.109214
Attorney, Agent or Firm:
GULDE & PARTNER PATENT- UND RECHTSANWALTSKANZLEI MBB (DE)
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Claims:
Patentansprüche 1,3-Dien-Verbindung und/oder Dienophil-Verbindung, jeweils umfassend eine Polymerkette, aufweisend Amin-Gruppen. Verfahren zur reversiblen Speicherung von CO2 mit den Schritten: a) Bereitstellen einer Mischung enthaltend eine

• 1 ,3-Dien-Verbindung und eine

• Dienophil-Verbindung, wobei jede dieser beiden Verbindungen eine Polymerkette, aufweisend Amin-Gruppen, umfasst, bei einer Temperatur von < 70 °C, zur Bildung eines thermoreversiblen Sorbentmaterials, b) Kontaktieren von CO2 mit dem thermoreversiblen Sorbentmaterial aus Schritt a). Verfahren nach Anspruch 2, wobei die Freisetzung des CO2 erreicht wird durch den Schritt: c) Erhitzen des thermoreversiblen Sorbentmaterials nach Schritt b) auf eine Temperatur von > 70 °C zur Freisetzung des CO2. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 oder 3, wobei die 1 ,3-Dien-Verbindung eine Furan-Verbindung ist. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, wobei die Dienophil-Verbindung eine Maleimid-Verbindung ist. Verfahren nach einem der der Ansprüche 2 bis 5, wobei die 1,3-Dien-Verbindung eine Verbindung nach Formel I und/oder die Dienophil-Verbindung eine Verbindung nach Formel II ist, bei denen R1 und R2 jeweils die Polymerkette, aufweisend Amin-Gruppen, sind:

(I) (II) Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6, wobei die Polymerkette eine Kettenlänge von mindestens 5 Wiederholeinheiten aufweist, wobei jede der Wiederholeinheiten mindestens eine der Amin-Gruppen aufweist. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 7, wobei die Polymerkette eine Polyethylenimin-Kette ist. Verfahren nach Anspruch 8, wobei die Polyethylenimin-Kette eine Molmasse von 14.000 g/mol bis 21.000 g/mol aufweist. Verwendung einer 1,3-Dien-Verbindung und/oder einer Dienophil-Verbindung, jeweils umfassend eine Polymerkette, aufweisend Amin-Gruppen, zur reversiblen Speicherung von CO2.

Description:
Beschreibung

Thermisch reversibel vernetzbare Polymere für eine Anwendung als Sorbentmaterialien im Bereich Carbon Capturing

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur reversiblen Speicherung von CO2 (Kohlenstoffdioxid) mittels Diels-Alder-Reaktion und retro-Diels-Alder-Reaktion.

Die Notwendigkeit, den durch Treibhausgasemissionen verursachten globalen Klimawandel zu verlangsamen, ist sehr dringlich. Vor allem der Anstieg der atmosphärischen CC>2-Werte muss nachhaltig vermieden werden. Neben der Vermeidung und der Reduzierung von CO2 sind Technologien zum Adsorbieren von CO2 aus der Umgebungsluft, genannt „Direct Air Capture“ (DAC) geeignet, um durch „negative Kohlenstoffemissionen“ den Anteil an CO2 in der Atmosphärenluft zu reduzieren. Durch die Entwicklung von geeigneten Adsorptionsmaterialien soll eine effiziente und energetisch sinnvolle CC>2-Abscheidung ermöglicht werden. Eine Herausforderung ist, die Entwicklung von effizienten Sorptionsmaterialien/Sorbentmaterialien, die eine hohe CO2- Adsorptionskapazität aufweisen und einen geringen Energieaufwand für die Desorption benötigen, denn dies ist insbesondere im großindustriellen Umfeld wichtig.

Klassische Sorbentmaterialien zur Speicherung von CO2 umfassen beispielsweise die Gruppen der Metal organic frameworks (MOFs), der aminfunktionaliserten Adsorber, der funktionalisierten Aktivkohlematerialien, der Zeolithe sowie anderer Polymere. Hierbei bieten insbesondere die polymerbasierten Adsorber eine gute Möglichkeit, eine hohe Adsorptionskapazität mit ökonomischen Vorteilen zu kombinieren.

KR 2017009796 A offenbart einen CCh-Absorber aus 3d-porösem Graphen-Nanoband, bei dem das CO2 in dem Kohlenstoffnetzwerk eingeschlossen wird. Mittels einer Diels-Alder-Reaktion wird aus Kohlenstoff-Wiederholeinheiten ein Nanoband mit definierten 3d-Poren aufgebaut. Bei der Dies-Alder-Reaktion wird CO2 aus einem der Ausgangsverbindungen freigesetzt und entweicht. In Folge ist diese Diels-Alder-Reaktion irreversibel und nicht umkehrbar. Nachteilig findet die CO2-Freigabe bei erhöhten Temperaturen statt, was zu Abbauprozessen führt. Für gelöste Substanzen, wie pharmazeutische Wirkstoffe, beschreibt US 2013/0048853 A1 einen heterozyklischen Copolymer-Adsorber. Die Copolymere sind aufgebaut aus Divinylbenzol und Triallyl cyanurat.

WO 2019/101160 A1 offenbart einen Gasadsorber aus 2,5-furandiimin guanidin, als sauren Gasadsorber und als anionisches Fällungsmittel. Nachteilig ist, dass die chemische Verbindung in einem Lösungsmittel gelöst werden muss, um später ein gelbes CÜ2-Addukt (Carbonate 2,5- furan-guanidine tetrahydrate) abtrennen zu können. Dieses kann später aufwendig wieder CO2 und H2O abgeben. Die offenbarte Methode eignet sich nicht zur großtechnischen Speicherung von CO2, denn sie ist verfahrenstechnisch sehr kompliziert.

Etabliert sind auch Polyethylenimin-Polymere (PEI), welche verzweigt und quervernetzt vorliegen, um mithilfe intermolekularen Wechselwirkungen zwischen dem Kohlenstoffdioxid und dem aminischen Polymer eine gute Adsorptionskapazität zu gewährleisten. Ein großer Nachteil dieser Materialien ist jedoch die zeitliche Degradationstendenz. Die Mechanismen der Alterung umfassen beispielsweise oxidative Degradationen bei erhöhten Temperaturen unter Bildung von Ammoniumsalzen, Hydroxylaminstrukturen, Aminoxiden, Nitrosoverbindungen sowie Nitroverbindungen. Weitere Degradationsmechanismen sind beispielsweise die aminische Degradation unter Bildung von Harnstoffderivaten sowie die Bildung von cyclischen Harnstoffstrukturen aus der Polymerkette. Für die CO2-Speicherung in Polymeren ist jedoch der signifikanteste Degradationsmechanismus der thermische Abbau, da dieser während des temperaturinduzierten CO2- Desorptionsprozesses stattfindet. Bei dieser Art der Degradation kommt es beispielsweise zu einer Hofmann-Eliminierung (Hofmann-Degradation) unter der Bildung quartärer Ammoniumverbindung. Weitere thermische Degradationen führen zur Bildung von cyclischen Imidazolstrukturen sowie zur Bildung zahlreicher Harnstoffderivate unter dem Aufbrechen der linearen Kettenstruktur in der Polymerkette. Das Aufbrechen der Polymerketten und der einhergehende Austrag von aminischen Strukturen führt zu einer Verringerung der Amindichte des Polymers und so zu einer stetigen Verringerung der Adsorptionskapazität für CO 2 .

Ein weiterer Nachteil solcher bekannter Polyethylenimin-Polymernetzwerke, bei denen also die Polyethylenimine selbst irreversibel quervernetzt sind, ist das Vorhandensein von bei der Quervernetzung zwischen den Polyethylenimin-Ketten gebildeten tertiären und quartären Alkyl- Amingruppen (d.h. solche Stickstoffatome, an denen kein Wasserstoff mehr gebunden ist). Insbesondere die quartären Alkyl-Amingruppen haben auch kein freies Elektronenpaar mehr am Stickstoff zur Verfügung. Dies führt zu einer geringen Sorptionskapazität für CO2. Ebenfalls nachteilig ist, dass diese Quervernetzung in den Polyethylenimin-Polymeren zu einer geringeren Mobilität dieser Polymerketten und somit zu tendenziell höheren Diffusionszeiten für das CO2 führt.

Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren beziehungsweise Ausgangsstoffe bereitzustellen, so dass eine reversible Speicherung von gasförmigem CO2 mittels Sorption möglich ist. Das Verfahren sollte einfach, die Ausgangsstoffe einfach einzusetzen sein. Wichtig ist darüber hinaus eine Anwendbarkeit im großtechnischen Maßstab. Das Sorbentmaterial sollte lange haltbar sein und keinen starken Abbauprozessen unterliegen, denn die Kapazität für die CO2- Aufnahme sollte über lange Zeit gleichbleibend hoch sein.

Gegenstand der Erfindung ist eine 1,3-Dien-Verbindung und/oder eine Dienophil-Verbindung, jeweils umfassend eine Polymerkette, welche Amin-Gruppen aufweist. Insbesondere die Wiederholeinheiten der Polymerkette weisen die Amin-Gruppen auf. Es ist natürlich auch umfasst, dass beide Verbindungen jeweils mehrere solcher Polymerketten umfassen.

Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Sorbentmaterial für die Sorption von CO2, das eine Mischung aus der 1 ,3-Dien-Verbindung und der Dienophil-Verbindung umfasst.

„1 ,3-Dien-Verbindung“ bedeutet bekanntermaßen, dass innerhalb dieser chemischen Verbindung zwei C-C-Doppelbindungen benachbart nebeneinander angeordnet sind, so wie beispielsweise bei 1 ,3-Butadien, welches die folgende Formel aufweist: oder auch Furan mit der folgenden Formel:

Die „Dienophil-Verbindung“ ist eine chemische Verbindung, die ein Alken ist, also mindestens eine Doppelbindung umfasst, wobei die Verbindung ein geeigneter Reaktionspartner für 1,3-Diene in einer Diels-Alder-Reaktion ist. Bekanntermaßen ziehen elektronenziehende Substituenten an der Doppelbindung Elektronen ab. Damit wird die Reaktion mit einer 1 ,3-Dien- Verbindung ermöglicht. Der Fachmann erkennt diese elektronischen Eigenschaften an der Doppelbindung und weiß, welche Verbindungen dafür geeignet sind oder geeignet sein könnten. Ein bekannter Vertreter der Dienophile ist beispielsweise Maleinsäureanhydrid, welches die folgende Formel aufweist: oder auch Maleinsäureimid mit der folgenden Formel:

„Polymerkette“ im Sinne der Erfindung umfasst sowohl lineare als auch verzweigte Polymere, denn dem Fachmann ist bekannt, dass Amin-Gruppen mit CO2 wechselwirken können und der Verzweigungsgrad der Polymerkette, aufweisend die Amin-Gruppen, variabel sein kann. Die verzweigten Polymere als Polymerkette sind allerdings nicht vollständig quervernetzt. Das heißt, sie sind noch immer löslich in Lösungsmitteln, beispielsweise in Wasser. Insbesondere handelt es sich bei den Amin-Gruppen um sekundäre und auch tertiäre Amin-Gruppen, d.h. solche, die noch ein freies Elektronenpaar am Stickstoffatom besitzen, welches mit dem CO2 wechselwirken kann. Insbesondere empfiehlt sich eine Polymerkette als Homopolymer, d.h. aufgebaut aus gleichen Wiederholeinheiten, wobei jede Wiederholeinheit eine solche Amin- Gruppe aufweist. Möglich sind allerdings auch Copolymere, wobei dann mindestens eins der verwendeten Monomere Amin-Gruppen aufweist. Es ist im Sinne der Erfindung auch umfasst, dass zwischen Polymerkette und der jeweiligen Verbindung noch Kopplungsgruppen enthalten sind, die unterschiedlich sein können, je nach dem, ob die Polymerkette an die 1,3- Dienverbindung oder an die Dienophil-Verbindung angeknüpft worden ist.

Die Erfindung nutzt das Konzept der Diels-Alder-Reaktion eines 1,3-Diens mit einem Dienophil. Das Konzept wurde modifiziert zur Bildung eines thermoreversiblen, polymeren Sorbentmaterials für CO2 bei geringen Temperaturen und der Möglichkeit, durch Erhöhung der Temperatur eine retro-Diels-Alder-Reaktion zu initiieren. Das CO2, welches gebunden werden soll, wechselwirkt mit den Amin-Gruppen. Über längere Zeit speicherbar ist es jedoch nur, wenn die erfindungsgemäße 1,3-Dien-Verbindung und die Dienophil-Verbindung über die Diels-Alder- Reaktion verknüpft worden sind, wobei an jeder der Verbindungen mindestens eine Polymerkette mit den Amin-Gruppen hängt, und so ein 3D-Netzwerk aus den Polymerketten entstanden ist (das heißt ein quervernetztes Polymernetzwerk). Nur dadurch kann das CO2 über lange Zeit gespeichert werden. Die Erfindung erlaubt, durch eine Temperaturerhöhung über 70 °C eine Auflösung des quervernetzten Polymernetzwerks zu bewirken, was zur Vereinzelung der erfindungsgemäßen Polymerketten führt, so dass das CO2 mit der Zeit wieder freigesetzt wird.

Gegenstand der Erfindung ist des Weiteren ein Verfahren zur reversiblen Speicherung von CO2 mit den Schritten: a) Bereitstellen einer Mischung enthaltend eine

• 1 ,3-Dien-Verbindung und eine

• Dienophil-Verbindung, wobei jede dieser beiden Verbindungen (mindestens) eine Polymerkette, aufweisend Amin-Gruppen, umfasst, bei einer Temperatur von <70 °C, zur Bildung eines thermoreversiblen Sorbentmaterials, b) Kontaktieren von CO2 mit dem thermoreversiblen Sorbentmaterial aus Schritt a).

Das thermoreversible Sorbentmaterial umfasst also das Addukt aus 1 ,3-Dien-Verbindung und Dienophil-Verbindung mit den jeweiligen Polymerketten, welche Amin-Gruppen aufweisen. Es ist auch umfasst, dass weitere Substanzen enthalten sind; so insbesondere auch unvermeidbare Substanzen, wie beispielsweise Lösungsmittel, Katalysatoren etc. in Mengen von maximal 10 Gew.-%, insbesondere mit max. 2 Gew.-%, oder auch <1 Gew.-%, bestenfalls <0,3 Gew.-%. Das Kontaktieren mit CO2 kann gleichzeitig mit Schritt a) oder dem Schritt nachgelagert erfolgt. Falls nachgelagert, ist die Temperatur in Schritt b) die gleiche, wie in Schritt a).

Gegenstand der Erfindung ist schließlich auch die Verwendung einer 1 ,3-Dien-Verbindung und/oder einer Dienophil-Verbindung, jeweils umfassend eine Polymerkette, aufweisend Amin- Gruppen, zur reversiblen Speicherung von CO2, insbesondere die Verwendung der erfindungsgemäßen beiden Verbindungen im erfindungsgemäßen Verfahren.

Vorteil der Erfindung ist, dass die niedrigen Temperaturen in der Diels-Alder-Reaktion (das ist die Reaktion, die in Schritt a) und bei Kontaktieren der 1 ,3-Dienverbindung mit der Dienophil- Verbindung bei <70 °C stattfindet) und auch die immer noch relativ niedrige Temperatur der retro- Diels-Alder-Reaktion (das ist die optional durchführbare Reaktion zur Wiederfreisetzung des CO2 aus dem Sorbentmaterial durch Temperaturen >70 °C) es verhindern, dass das Sorbentmaterial abgebaut wird. Es kommt somit vorteilhaft zu keiner oder nur geringfügiger Degradation des Sorbentmaterials, insbesondere der Polymerketten, aufweisend die Amin-Gruppen.

Vorteil der Erfindung ist darüber hinaus, dass die „Grenztemperatur“ in Schritt b) von 70 °C gering ist, das heißt für eine später gewünschte Desorption ist keine besonders hohe Temperatur nötig. Die Erfindung eignet sich somit zur reversiblen Speicherung von CO2 im großindustriellen Maßstab.

Vorteil der Erfindung ist, das die Polymerketten mit den Amin-Gruppen nicht irreversibel quervernetzt sein müssen, um das CO2 aufzunehmen, denn das CO2 wird durch die Diels-Alder- Reaktion der beiden erfindungsgemäßen Verbindungen (1 ,3-Dien und Dienophil) gebunden, bei der sich das eigentliche Polymernetzwerk erst bildet, aufgrund dessen das CO2 gebunden bleibt. Die Amin-Gruppen können demnach frei bleiben, d.h. sie behalten mindestens ein freies Elektronenpaar, besser sogar auch einen H-Substituenten, so dass auch die Kapazität der CO2- Sorption nicht notwendigerweise verringert werden muss.

In diesem Zusammenhang ist ein wesentlicher Vorteil, dass aufgrund der Möglichkeit, die Amin- Gruppen in der Polymerkette frei zu halten die Diffusion des CO2 in das gebildete Sorbentmaterial schneller erfolgen kann, als wenn die Polymerketten über die Amin-Gruppen selbst irreversibel quervernetzt sein müssten, um das CO2 zu binden.

Ein wichtiger Vorteil der Erfindung ist, dass es mit ihr auf einfache Art möglich ist, CO2 reversibel zu speichern und wieder freizugeben, und zwar lediglich durch den großtechnisch sehr einfach zu realisierenden Schritt der Temperaturänderung. Es ist kein Lösungsmittelwechsel nötig.

In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei der Polymerkette um eine verzweigte Polymerkette mit mindestens 5% verzweigten Wiederholeinheiten. Das heißt dabei sind maximal 95% der Wiederholeinheiten der Polymerkette unverzweigt. Dabei ist die Polymerkette allerdings noch nicht in einer Weise quervernetzt, die es verhindern würde, dass sich die Polymerketten noch in einem Lösungsmittel lösen lassen. Das heißt die verzweigten Polymerketten in dieser Ausführungsform sind noch in einem Lösungsmittel löslich, insbesondere in Wasser. Besonders bevorzugt sind mindestens 20% verzweigt, insbesondere sogar mindestens 70%. Dies ist besonders effektiv für die reversible Speicherung von CO2. Insbesondere erlaubt dieser Verzweigungsgrad eine ausgewogene Balance zwischen effektiver Speicherung im (reversibel vernetzten) Sorbentmaterial und zügiger CO2-Freisetzung bei „Entnetzung“ des Sorbentmaterials durch Temperaturerhöhung (über die retro-Diels-Alder- Reaktion).

In einer Ausführungsform, bei der es sich bei der Polymerkette um Polyethylenimin handelt, liegt die Verzweigung in einem Bereich, den man erhält, wenn Ethylenimin (Aziridin) durch ringöffnende Polymerisation zu Polyethylenimin polymerisiert wird. Dieser Verzweigungsgrad ist schwer messbar, aber bei dieser Herstellungsvariante sehr charakteristisch und einheitlich.

In einer Ausführungsform ist die Temperatur in Schritt a), das heißt bei Bildung des thermoreversiblen Sorbentmaterials, sogar < 65 °C, insbesondere auch < 60 °C.

In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung wird eine Wiederfreisetzung des CO2 erreicht durch den Schritt: c) Erhitzen des thermoreversiblen Sorbentmaterials (nach Schritt b) des Verfahrens) auf eine Temperatur von > 70 °C zur Freisetzung des CO2 (bevorzugt > 75 °C, insbesondere sogar > 80 °C). Sinnvoller Weise übersteigt diese Temperatur nicht die 90 °C, besser sie bleibt unterhalb von oder gleich 85 °C, denn das Sorbentmaterial soll keinen oder nur geringen thermischen Abbau erleiden.

Vorteilhaft ist diese Temperatur zur Desorption des CO2 relativ gering, so dass zum einen das Sorbentmaterial auch bei der CCh-Freisetzung nicht thermischem Abbau unterliegt und zum anderen die Betriebskosten im großindustriellen Maßstab überschaubar bleiben.

Es hat sich gezeigt, dass nicht das ganze thermoreversible Sorbentmaterial in seine Einzelteile zerfallen muss, sondern dass es ausreicht, wenn sich die Poren durch Auflösung einzelner Vernetzungspunkte aufweiten. Vorteilhaft ist somit die Temperatur von > 70 °C (bis maximal 90 °C) ausreichend, um dies und die damit einhergehende Wiederfreisetzung des CO2 in effektiver Weise zu erreichen, ohne nennenswert thermischen Abbau zu initiieren.

In einer bevorzugten Variante dieser Ausführung mit einem Freisetzungsschritt durch Erhitzen des thermoreversiblen Sorbentmaterials nach Schritt b) ist die Temperatur in Schritt a) < 65 °C und die im Freisetzungsschritt c) dann > 75 °C. Noch bevorzugter ist die Temperatur in Schritt a) < 60 °C und im Freisetzungsschritt > 80 °C.

In einer besonderen Variante der oben genannten Ausführung mit Schritt c) wird zusätzlich zum Erhitzen auch ein Vakuum angelegt, um die Freisetzung des CO2 zu beschleunigen. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die 1 ,3-Dien-Verbindung eine Furan- Verbindung, das heißt sie umfasst eine Furyl-Einheit. Bevorzugt ist sie ein Furfurylalkohol, wobei besonders bevorzugt die erfindungsgemäße Polymerkette an der Alkoholgruppe des Furfurylakohols angebunden ist. Vorteilhaft sind solche Verbindungen großtechnisch leicht erhältlich, somit günstig und in großen Mengen verfügbar. Darüber hinaus ist vorteilhaft Furfurylalkohol vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen herstellbar (ausgehend von Furfural aus landwirtschaftlichen Reststoffen).

In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung ist die 1 ,3-Dien-Verbindung eine Verbindung, welche erhalten wird durch Substitution von 2-[(Oxiranyl-methoxy)methyl]furan (auch 2,3- Epoxypropyl 2-furylmethylether genannt), das heißt der folgenden chemischen Struktur oder Hydrate oder Salze davon mit der Polymerkette, aufweisend die Amin-Gruppen, an einem der beiden Kohlenstoffatome der Epoxid-Einheit.

In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung ist die Dienophil-Verbindung eine Maleimid- Verbindung, wie beispielsweise Maleinsäureimid, welches am Stickstoff atom mit der Polymerkette, aufweisend die Amin-Gruppen, funktionalisiert wurde, oder wie /V-Hydroxymaleinimid, welches an der OH-Gruppe mit der Polymerkette funktionalisiert wurde. Beispielsweise im Falle des Maleinsäureimids entspricht dies der Struktur: wobei R2 die Polymerkette, aufweisend die Amin-Gruppen, bedeutet.

Das /V-Hydroxymaleinimid wird sinnvoller Weise an der OH-Gruppe mit der Polymerkette verknüpft. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die 1 ,3-Dien-Verbindung eine Verbindung nach Formel I und/oder die Dienophil-Verbindung eine Verbindung nach Formel II, bei denen R 1 und R 2 jeweils die Polymerkette, aufweisend Amin-Gruppen, sind:

Dies eignet sich besonders gut für die reversible Speicherung von CO2. Insbesondere auch das -CH2-O- Gelenk in der Verbindung nach Formel I ist günstig, um eine gewisse Flexibilität im erfindungsgemäßen (reversibel quervernetzten) Sorbentmaterial zu gewinnen, was die CO2-Speicherung verbessert.

In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die Polymerkette eine Kettenlänge von mindestens 5 Wiederholeinheiten auf, wobei jede der Wiederholeinheiten mindestens eine der Amin-Gruppen aufweist. Das heißt insbesondere weist die erfindungsgemäße Polymerkette mindestens auch diese Anzahl an Amin-Gruppen auf. Im Falle eines Copolymers können diese Wiederholeinheiten mit den Amin-Gruppen auch über das ganze Copolymer verteilt vorliegen. Dies ist besonders effektiv für die reversible Speicherung von CO2. Insbesondere erlaubt diese Mindestpolymergröße eine ausgewogene Balance zwischen effektiver Speicherung im (reversibel vernetzten) Sorbentmaterial und zügiger CO2-Freisetzung bei „Entnetzung“ des Sorbentmaterials durch Temperaturerhöhung (über die retro-Diels-Alder-Reaktion).

Besonders bevorzugt weist die Polymerkette mindestens 10 Wiederholeinheiten auf, ganz besonders bevorzugt mindestens 300, insbesondere auch 300 - 600, oder sogar 400 - 500. Auch hier hat die Polymerkette bevorzugt auch dies als mindeste Zahl von Amin-Gruppen.

In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Polymerkette eine Polyethylenimin- Kette. Besonders bevorzugt handelt es sich um verzweigtes Polyethylenimin. Dies weist eine besonders starke Wechselwirkung zu CO2 auf, was sich für die reversible Speicherung mittels Diels-Alder- und retro-Diels-Alder-Reaktion als besonders günstig erwiesen hat.

In einer besonders bevorzugten Variante dieser Ausführungsform der Erfindung weist die Polyethylenimin-Kette eine Molmasse von 14.000 g/mol bis 21.000 g/mol auf. Die Molmasse wird bestimmt mittels Gelpermeationschromatographie und Lichtstreudetektor als Mittelwert von zahlenmittlerer Molmasse Mn und gewichtsmittlerer Molmasse Mw. Mn ist insbesondere 8.000- 12.000 g/mol (ganz besonders bevorzugt 10.000 ±500 g/mol) und Mw ist 20.000-30.000 g/mol (ganz besonders bevorzugt 25 000 ±1000 g/mol). Die Polydispersität liegt somit besonders bevorzugt bei (Mw/Mn) 2,5 (±20%), oder auch 2, 2-2, 8. Schließlich liegt jedenfalls die Molmasse (als Mittelwert von Mn und Mw) bevorzugt bei 14.000 - 21.000 g/mol, insbesondere bei 17500 ± 2500 g/mol oder sogar 17000 - 18000 g/mol. Diese Molmassen haben sich als besonders effektiv für die reversible Speicherung von CO2 erwiesen, denn der molekulare Abstand der Polymerketten zwischen den Vernetzungspunkten (die sich aus den beiden Verbindungen: 1 ,3- Dien-Verbindung und Dienophil-Verbindung ergeben) ist hierbei so günstig gestaltet, dass eine Penetration durch das Kohlenstoffdioxid möglich ist und Wechselwirkungen zu den Amin- Gruppen stattfinden können.

Weitere bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den übrigen, in den Unteransprüchen genannten Merkmalen.

Die verschiedenen in dieser Anmeldung genannten Ausführungsformen der Erfindung sind, sofern im Einzelfall nicht anders ausgeführt, mit Vorteil miteinander kombinierbar.

Die Erfindung wird nachfolgend in Ausführungsbeispielen anhand der zugehörigen Zeichnung erläutert.

Fig. 1 zeigt schematisch die Funktionsweise der Erfindung, wobei Ri und R2 die Polymerketten sind, welche die Amingruppen aufweisen. Verdeutlicht wird die erfolgte Sorption von CO2 bei Unterschreiten einer Temperatur Ti 70 °C (denn aufgrund der Diels-Alder-Reaktion hat sich ein vernetztes Polymernetzwerk gebildet) und die Desorption von CO2 bei Überschreiten einer Temperatur T2 von ebenfalls 70 °C aufgrund der retro-Diels-Alder-Reaktion.

Ausführungsbeispiel 1 :

Zur Aufnahme von CO2 wurden die beiden Ausgangsstoffe PEI-funktionalisiertes Maleinsäureimid (Maleimid) und PEI-funktionalisiertes 2-[(Oxiranyl-methoxy)methyl]furan eingesetzt.

Beide Substanzen wurden in geeigneten Lösungsmitteln gelöst. CO2 wurde bei Raumtemperatur (15 °C - 45 °C) durch die Lösung geblasen. Zur Freisetzung wurde die flüssige Lösung auf 82 °C erhitzt und unter leichtem Vakuum von 500 mbar über 1 Stunde behandelt. Als Polymerketten an den beiden Ausgangsstoffen wurde also PEI (Polyethylenimin) (verzweigt) verwendet mit 25 kDa (Mw) mit Mw bei ca. 25.000 (ermittelt mit Lichtstreudetektor) und Mn bei ca. 10.000 ermittelt durch GPC. Der berechnete Polymerisationsgrad beträgt ungefähr 43.