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Title:
USE OF BIOGENIC ESTROGEN SULFAMATES FOR HORMONE REPLACEMENT THERAPY
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2000/006175
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to the use of biogenic estrogen sulfamates for the oral discontinuous application for hormone replacement therapy (HRT). The discontinuous administration takes place in intervals ranging from 2 to 40 days. The invention also provides the additional application of gestagens, preferably continuously in the form of an implant or in the form of an intrauterine releasing system (IUD). Estrone sulfamate, estradiol sulfamate or an N-acyl sulfamate of estrone, estradiol or estriol having up to 7 C-atoms in the acyl chain, or a combination comprised of two or more of said active ingredients are used as biogenic estrogen sulfamates.

Inventors:
ELGER WALTER (DE)
LAEHTEENMAEKI PEKKA (FI)
LEHTINEN MATTI (FI)
REDDERSEN GUDRUN (DE)
ZIMMERMANN HOLGER (DE)
OETTEL MICHAEL (DE)
SCHWARZ SIGFRID (DE)
Application Number:
PCT/DE1999/001496
Publication Date:
February 10, 2000
Filing Date:
May 13, 1999
Export Citation:
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Assignee:
JENAPHARM GMBH (DE)
ELGER WALTER (DE)
LAEHTEENMAEKI PEKKA (FI)
LEHTINEN MATTI (FI)
REDDERSEN GUDRUN (DE)
ZIMMERMANN HOLGER (DE)
OETTEL MICHAEL (DE)
SCHWARZ SIGFRID (DE)
International Classes:
A61K31/565; A61K31/566; A61K31/567; A61K31/57; A61P5/30; A61P5/34; A61P15/12; (IPC1-7): A61K31/565
Domestic Patent References:
WO1997033589A11997-09-18
WO1995001161A11995-01-12
Foreign References:
US5633242A1997-05-27
Other References:
ELGER, W. ET AL: "Novel oestrogen sulfamates: a new approach to oral hormone therapy", EXPERT OPINION INVEST. DRUGS, vol. 7, no. 4, 1998, pages 575 - 589, XP002121926
ELGER, W. ET AL: "Sulfamates of various estrogens are prodrugs with increased systemic and reduced hepatic estrogenicity at oral application.", JOURNAL OF STEROID BIOCHEMISTRY AND MOLECULAR BIOLOGY, vol. 55, no. 3-4, 1995, pages 395 - 403, XP002026379
Attorney, Agent or Firm:
Wablat, Wolfgang (Potsdamer Chaussee 48 Berlin, DE)
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Claims:
Patentansprüche
1. Verwendung von biogenen Estrogensulfamaten zur ora len, diskontinuierlichen Applikation zur Hormonsub stitutionstherapie.
2. Verwendung von biogenen Estrogensulfamaten zur Her stellung von Arzneimitteln zur oralen, diskontinuier lichen Applikation zur Homonsubstitutionstherapie.
3. Verwendung von biogenen Estrogensulfamaten nach An spruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das bio gene Estrogensulfamat Estronsulfamat, Estradiolsulfa mat, Estriolsulfamat oder ein NAcylsulfamat von Estron, Estradiol oder Estriol mit bis zu 7 CAtomen in der Acylkette oder eine Kombination aus zwei oder mehreren der genannten Wirkstoffe ist.
4. Verwendung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Applikatio nen einen Abstand von 2 bis 40 Tagen aufweisen.
5. Verwendung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man zusätzlich mindestens ein Gestagen appliziert.
6. Verwendung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Gestagen Levonorgestrel, Desogestrel, No rethisteron, Medroxyprogesteronazetat, Megestrol, Cy proteronazetat, Chlormadinonazetat, Dienogest, Drospirenon oder eine Kombination aus zwei oder meh reren der genannten Wirkstoffe ist.
7. Verwendung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekenn zeichnet, daß man das Gestagen kontinuierlich in Form eines Implantats oder in Form eines intrauterinen Freisetzungssystems (IUD) oder in Kombination der ge nannten Applikationsarten appliziert.
Description:
Beschreibung VERWENDUNG VON BIOGENEN ESTROGENSULFAMATEN ZUR HORMONSUBSTITUTIONSTHERAPIE Die Erfindung betrifft die Verwendung von biogenen Estro- gensulfamaten zur oralen, diskontinuierlichen Applikation zur Hormonsubstitutionstherapie (HRT).

Estrogene werden überwiegend von Graafschen Follikeln und dem Gelbkörpern im Ovar gebildet. Daneben sind viele Or- gane und Gewebe in der Lage, Estrogene zu generieren, zum Beispiel aus Androstendion und Dehydroepiandrosteron, die von der Nebenniere des Menschen in beträchtlicher Menge sezerniert werden. An der entsprechenden Umwandlung sind unter Umständen mehrere Enzyme und am Ende der Kette schließlich die Aromatase beteiligt. Ein anderer Weg der Entstehung von Estrogenen im Gewebe ist die hydrolytische Spaltung von Konjugaten der natürlichen Estrogene, in er- ster Linie der des Estronsulfates. Es ist davon auszuge- hen, daß im Gewebe entstehende Estrogene lokal eine wich- tige Rolle in physiologischen und pathologischen Prozes- sen spielen. Allerdings sind sie nicht in der Lage, das Estrogendefizit im Gesamtorganismus zu verhindern, das mit dem Erlöschen der Ovarialfunktion um das 50. Lebens- jahr eintritt.

Estrogene spielen in der hormonalen Kontrazeption und in der klimakterischen Hormon-Replacement-Therapie (HRT) so- wie bei der Behandlung gynäkologischer (z. B. Mamma- carcinom) und andrologischer (z. B. Prostatacarcinom) Krankheitsbilder eine wesentliche Rolle. Im Falle der Kontrazeption werden Estrogene einmal dazu benötigt, um Follikelreifung und Ovulation sicher zu unterdrücken, an- dererseits substituieren sie dann die weitgehend unter- drückte endogene, ovarielle Sekretion von Estradiol. Die- se Substitution ist wesentlich für die Erhaltung eines artifiziellen Menstruationszyklus und anderer Funktionen

der Sexualorgane, die mit einem Gestagen allein nicht be- friedigend gelingt. Daneben haben endogene und. exogene Estrogene wichtige zentralnervöse und metabolische Funk- tionen im weiblichen Organismus. Normale Estrogenspiegel tragen zum Wohlbefinden entscheidend bei. Ihre Anwesen- heit wirkt dem Entstehen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen über verschiedene Mechanismen entgegen : Erzeugung von "günstigen"Lipoproteinmustern im Blut, Hemmung der Lipi- deinlagerung in der Gefäßwand, Senkung des Blutdrucks durch günstige Beeinflussung des Gefäßtonus, Reduktion des Perfusionswiderstandes in wichtigen Gefäßgebieten, Dämpfung kontraktiler Reize am Gefäßmuskel. Unter der Wirkung von Estrogenen setzen die Gefäßinnenwände Fakto- ren frei, die der Entstehung von Blutgerinnseln entgegen wirken. Estrogene sind bei der Frau zur Erhaltung der Knochenstruktur unerläßlich. Ihr Verlust kann die Ent- wicklung eines Knochenabbaus (Osteoporose) bewirken. Die letztgenannten"zentralnervösen"und"metabolischen"Ef- fekte der Estrogene sind wesentlicher Gesichtspunkt der HRT.

Bei allen positiven Aspekten der Estrogentherapie gibt es ungelöste Probleme, welche die therapeutische Anwendung von Estrogenen einschränken oder unerwünschte Wirkungen beinhalten, diese werden im Hinblick auf den Gegenstand der Erfindung in den folgenden Kapiteln erörtert.

Natürliche Estrogene (Estradiol, Estron, Estronsulfat, Ester von Estradiol, Estriol) werden bei oraler Anwendung nur zum geringsten Teil bioverfügbar. Dieser Anteil ist individuell so variabel, daß generelle Dosisempfehlungen nicht moglich sind. Die Estrogendosis in der HRT muß sehr oft individuell angepaßt werden. Problematisch ist auch die rasche Eliminierung der Substanzen aus dem Blut.

Selbst bei täglicher Einnahme eines oralen Präparates werden der Wirkstoff und seine relevanten Metabolite zwi-

schen zwei Einnahmen so weitgehend eliminiert, daß nicht davon ausgegangen werden kann, daß dies nicht zu einer Störung der estrogenen Wirkung führt. In Untersuchungen von Kuhnz et al. (Kuhnz W, Gansau C, Mahler M : "Pharmacokinetics of Estradiol, Free and Total Estrone, in Young Women Following Single Intravenous and Oral Ad- ministration of 17 ß-Estradiol", Arzneim. -Forsch./Drug Res. 43 (2), 9,966 - 973 (1993) ) wurde gefunden, daß die Estradiol- und Estronwerte 24 Stunden nach Applikation unterschiedlicher Dosen von Estradiol (2,4 und 8 mg als Einmalapplikation) auf weniger als 50% der maximalen Spiegel gefallen waren. Diese Beobachtung zeigt, daß Do- siserhöhung keineswegs in der Lage ist, das Problem der starken Schwankungen der Hormonspiegel im 24- Stundenrhythmus bei täglicher Einnahme zu beheben. Die Relevanz dieser Annahme kann auch durch andere Beobach- tungen gestützt werden. Estriol war bei postmenopausalen Frauen auch bei sehr hohen oralen Dosierungen nicht osteoprotektiv wirksam (Lindsay R, Hart D M, Maclean A, Garwood J, Clark A C, Kraszewski A :"Bone loss during estriol therapy in postmenopausal women"Maturitas Jun 1 (4), 279 - 285 (1979) ). Es hat bei der Frau eine beson- ders kurze Halbwertszeit von circa 1, 5-5, 3 Stunden (Heithecker R, Aedo A R, Landgren B M, Cekan S Z :"Plasma Estriol Levels after Intramuscular Injection of Estriol and Two of Its Esters"Horm. Res. 35,234 - 238 (1991)).

Es wurde nachgewiesen, daß dieses Estrogen nach Ovarekto- mie im Knochen protektiv wirkt, wenn gleichmäßige Wir- stoffspiegel im Blut aufrecht erhalten werden (Elger W, Schneider B, Oettel M, Ernst M, Hübler D, Dittgen M : "Verwendung von Oestriol zur Behandlung von klimakteri- scher Osteoporose"Patent DE-A 42 09 295).

In den letzten Jahren wurden transdermale Therapieverfah- ren entwickelt. Diese reduzieren die Fluktuation der Estrogenspiegel im Blut, können diese aber nicht ganz

vermeiden. Der wesentliche Nachteil dieser Applikations- technologie liegt vermutlich in der komplizierteren An- wendung im Vergleich zur einfachen oralen Applikation.

Orale Präparate beherrschen trotz ihrer diskutierten Nachteile den HRT-Markt nach wie vor. Transdermale Anwen- dungsformen werden zudem im Mittel von ihren Anwenderin- nen früher aufgegeben als das für orale Präparate der Fall ist.

Diese werden von der medizinischen Wissenschaft mit Hin- weis auf ihre metabolischen Effekte für das Anwendungsge- biet HRT abgelehnt. Das Wichtigste synthetisch abgewan- delte estrogene Steroid ist das Ethinylestradiol (EE).

Dieses Estrogen ist beherrschend in der oralen hormonalen Kontrazeption. Neben EE wird in wenigen Produkten das Mestranol eingesetzt, das ein"Prodrug"ist und im Orga- nismus zu EE verstoffwechselt wird. EE ist bei oraler Ap- plikation (Mensch) viel besser bioverfügbar als die o. g. natürlichen Estrogene, allerdings variiert die orale Bio- verfügbarkeit individuell außerordentlich stark. Ver- schiedene Autoren haben auf diesen Umstand und das z. T. regellose Verhalten der Blutspiegelverläufe nach oraler Applikation dieser Substanz hingewiesen (Goldzieher J W : "Pharmacology of contraceptive steroids : A brief review" Am. f. Obstet. Gynaecol. 160,1260 - 1264 (1989) ; Gold- zieher J W :"Selected aspects of the pharmacokinetics and metabolism of ethinyl estrogens and their clinical impli- cations"Am. J. Obstet. Gynaecol. 163,318 - 322 (1990) ; Hümpel M, Täuber U, Kuhnz W, Pfeffer M, Brill K, Heithek- ker R, Louton T, Steinberg B :"Comparison of Serum Ethinyl Estradiol, Sex-Hormone-Binding Globulin, Corti- coid-Binding Globulin and Cortisol Levels in Women Using Two Low-Dose Combined Oral Contraceptives"Horm. Res. 33, 35 - 39 (1990) ; Kuhnz W, Louton T, Back D J, Michaelis K : "Radioimmunological Analysis of Ethinylestradiol in Human

Serum"Arzneim. -Forsch./Drug Res. 43 (1), Nr. l, 16 - 21 (1993) ).

Bei oraler Anwendung gelangen Wirkstoffe nach Resorption aus dem Darmlumen über die Leber in den Organismus. Für östrogene Wirkstoffe ist diese Tatsache von besonderer Bedeutung, da die Leber ein Erfolgsorgan für Estrogene ist und deren orale Gabe und die damit verbundene Leber- passage zu starken Estrogeneffekten in der Leber führt.

Zu den Sekretionsaktivitäten der menschlichen Leber die durch Estrogene reguliert werden, gehören u. a. die Syn- thesen der Transportproteine CBG, SHBG, TBG, das Angio- tensinogen, verschiedene Faktoren, die in der Physiologie der Blutgerinnung eine wichtige Rolle spielen und die Li- poproteine.

Werden dem weiblichen Organismus natürliche Estrogene un- ter Umgehung der Leberpassage zugeführt, z. B. durch transdermale Applikation, so bleiben die genannten Leber- funktionen praktisch unverändert. Therapeutisch aequiva- lente Dosen natürlicher Estrogene führen bei oraler Ap- plikation zu deutlichen Reaktionen hepatischer Parameter : Anstieg von SHBG, CBG, Angiotensinogen, HDL (high density lipoproteins). Deutlich stärker ausgeprägt als bei natür- lichen Estrogenen sind entsprechende hepatische Estro- geneffekte bei equinen Estrogenmischungen, sog. konju- gierte Estrogene (Campbell S, Whitehead M I :"Potency and hepato-cellular effects of estrogens after oral, percuta- neous, and subcutaneous administration"International Congress on the Menopause (3rd : Ostend, Belgium, 1981), Workshop 12,103 - 125 in The controversial climateric/ MTP Press Lancaster 1982, editors Van Keep P A, Utian W H, Vermeulen). Noch stärkere hepatische Estrogenität be- sitzen das Ethinyl-Estradiol und das DES. Bezogen auf an- tigonadotrope Eigenschaften ist das EE in der Leber ca.

4-18 mal stärker estrogen wirksam als oral verabreichte natürliche Estrogene (Campbell, S. et al. ibid. ). Es liegt also eine sehr ungünstige Dissoziation von Eigen- schaften vor, da die erwünschten systemischen Effekten (Effekte in Genitaltrakt, Knochen, zentralem Nervensy- stem) gegenüber den unerwünschten hepatischen zurücktre- ten.

In der HRT und für die Kontrazeption werden Estrogene ganz überwiegend in Kombination mit einem Gestagen einge- setzt, z. B. Levonorgestrel, Desogestrel, Norethisteron, Medroxyprogesteronazetat, Megestrol, Cyproteronazetat., Chlormadinonazetat, Dienogest, Drospirenone. Im Falle ei- ner kontrazeptiven Strategie wird durch die Kombination von Estrogen und Gestagen ein Synergismus bei der Unter- drückung der Ovulation erreicht. Ein zweiter wichtiger Aspekt der Kombination von Estrogen und Gestagen ist die Umwandlung der Uterusschleimhaut in Analogie zu den Vor- gängen, die physiologischerweise in der Lutealphase des normalen Zyklus ablaufen.

Die Interaktion beider Hormontypen verhindert ein Ober- schießen von Estrogeneffekten in diesem Gewebe, die er- wiesenermaßen die Entstehung von Endometriumskarzinomen begünstigen. Zudem wird das Endometrium in einen Zustand versetzt, der nach dem Absetzen der Behandlung zu einer "menstruellen" Blutung führt.

In der HRT ist der entscheidende Aspekt der Kombination mit einem Gestagen die Hemmung der Proliferationswirkung im Endometrium. Die sonstigen Interaktionen dieser Kombi- nation sind für die Erreichung der therapeutischen Ziele ohne Belang oder sogar problematisch. Es ist in der medi- zinischen Wissenschaft nicht umstritten, daß bei dispo- nierten Frauen durch die Kombination mit einem Gestagen der positive Effekt einer Estrogengehandlung stark beein-

trachtigt werden kann (Breckwoldt et al. :"Consensus der Menopause Gesellschaft deutschsprachiger Länder"in Meno- pause 6/Aesopus Verlag GmbH Basel 173 - 177 (1993), Editor Lauritzen C). Das Auftreten depressiver Verstim- mungen ist hierfür ein Beispiel. Mögliche negative Effek- te der Kombination im Vergleich zu einer reinen Estro- gentherapie sind Gegenstand anhaltender Kontroversen im Hinblick auf kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität (Lobo R A, Whitehead M :"Too much of a good thing ? Use of progestogens in the menopause : an international consensus statement"Fertility and Sterility 51, No. 2, Feb. 1989 ; Kuhl H :"Hormonale Kontrazeption und Substitutionsthera- pie : Die Bedeutung des Gestagens für kardiovaskuläre Er- krankungen"Geburts. u. Frauenheilk. 52,653 - 662 (1992) ). Ein weiteres Problemfeld ist der Effekt einer Kombination von Estrogen und Gestagen auf die Promotion latent vorhandener Mammakarzinome. In der Milchdrüse spielt Progesteron eine Rolle beim Aufbau der Drüse in der Gravidität. Entsprechend wird seine Rolle als Mitose- auslösender Faktor in diesem Organ zum Teil ähnlich be- trachtet wie die Rolle der Estrogene im Uterus (Zumoff B : "Biological and endocrinological insights into the pos- sible breast cancer risk from menopausal estrogen re- placemenr therapy"Steroids 58,196 - 204 (1993) ; Said T K, Conneely 0 M, Medina D, O'Malley B W, Lydon J P : "Progesterone, in Addition to Estrogen, Induces Cyclin D1 Expression in the Murine Mammary Epithelial Cell, in Vivo Endocrinology 138, No. 9, p 3933 (1997) ; von Schoultz B, Söderqvist G, Tani E, Skoog L :"Effects of female sex steroids on breast tissue"European Journ. of Obstet. & Gynaecol. and Reproductive Biol. 49, p 55 (1993)).

Um erwiesenen Nachteilen und genannten Unsicherheiten ei- ner GesLagenanwendung in der HRT auszuweichen sind neue Behandlungsstrategien erforderlich, die auf möglichst niedriae oder lokale Gestagenbehandlung abzielen, wobei

an der prinzipiellen Notwendigkeit des Gestagenzusatzes kein Zweifel bestehen kann.

Die pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Schwach- stellen natürlicher und synthetischer Estrogene haben auch eine große klinische Bedeutung. Im Falle der Estro- gentherapie mit hoch dosierten Estrogenen sind thromboem- bolische Erkrankungen mit tödlichem Ausgang eine bekannte Komplikation. In abgeschwächter Form bestimmt dieses Ne- benwirkungspotential von herkömmlichen Estrogenen die Strategie der oralen hormonalen Kontrazeption. Im Hin- blick auf erwünschte kontrazeptive Effekte, die Erhaltung des monatlichen Menstruationsgeschehens ist die Beachtung des Potentials von Nebenwirkungen eine Gratwanderung.

Die Therapie mit natürlichen Estrogenen erfordert mit heutigen Technologien durchweg individuelle Dosisanpas- sungen. Entsprechende Behandlungen sind mit großen Unsi- cherheiten behaftet und beinhalten konkret die Gefahr von Über- und Unterdosierung. Die orale Therapie ist auch bei Anwendung natürlicher Estrogene (Estradiol, Estradiolva- lerat, Estronsulfat, sogenannte konjugierte Estrogene) nachweislich mit unerwünschten hepatischen Effekten bela- stet. Es ist zudem davon auszugehen, daß sich die unphy- siologischen starken Schwankungen der Blutspiegel der applizierten Estrogene und ihrer aktiven Metabolite nega- tiv für das Erreichen der therapeutischen Ziele auswir- ken. Konkret heißt das, daß die konventionelle orale HRT hinter ihren theoretischen Möglichkeiten zurückbleibt.

Die transdermale HRT oder andere parenterale Techniken (Implantate, Injektionen) der Hormonapplikation vermeiden einige der für die orale HRT diskutierten Nachteile. Sie haben aber den Nachteil, daß sie nur mit Hilfe eines Arz- tes anwendbar sind (Injektionen, Implantate) oder in ih- rer Anwendung eine erhöhte Belastung darstellen, die zum

Verlassen der Therapie führen, so daß der Nutzen der HRT für Gesundheit und Lebensqualität verloren geht.

Aus der WO-A 9501161 ist eine Packung zur Verwendung bei der Hormonsubstitutionstherapie bekannt, bei der Estroge- ne, insbesondere Estradiol in Form eines subdermalen Im- plantats verabreicht wird, zusammen mit einem Progestin, welches mittels eines intrauterinen Freisetzungssystems verabreicht wird. Eine derartige Packung hat den Nach- teil, daß jedenfalls das Implantat durch einen Arzt ein- gesetzt werden muß.

Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Nachteile bei der bekannten Hormonsubstitutionstherapie (HRT) zu überwinden.

Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Verwendung von biogenen Estrogensulfamaten zur oralen, diskontinuierli- chen Applikation zur Hormonsubstitutionstherapie gelöst.

Die Aufgabe wird erfindungsgemäß auch durch die Verwen- dung von biogenen Estrogensulfamaten zur Herstellung von Arzneimitteln zur oralen, diskontinuierlichen Applikation zur Homonsubstitutionstherapie gelöst.

Es ist erfindungsgemäß bevorzugt, daß das biogene Estro- gensulfamat Estronsulfamat, Estradiolsulfamat, Estriol- sulfamat oder ein N-Acylsulfamat von Estron, Estradiol oder Estriol mit bis zu 7 C-Atomen in der Acylkette oder eine Kombination aus zwei oder mehreren der genannten Wirkstoffe ist. Besonders bevorzugt sind N-Acetyl- und N- Propionylderivate der Sulfamate.

Erfindungsgemäß bevorzugt ist es, daß die einzelnen Ap- plikationen einen Abstand von 2 bis 40 Tagen aufweisen.

Vorteilhafterweise wird bei der erfindungsgemäßen Verwen- dung der Estrogensulfamte bzw. deren N-Acylderivate zu- sätzlich mindestens ein Gestagen appliziert.

Erfindungsgemäß bevorzugt sind hierbei als Gestagene Le- vonorgestrel, Desogestrel, Norethisteron, Medroxyproge- steronazetat, Megestrol, Cyproteronazetat, Chlormadinona- zetat, Dienogest, Drospirenon oder eine Kombination aus zwei oder mehreren der genannten Wirkstoffe.

Dabei ist es erfindungsgemäß besonders bevorzugt, daß man das Gestagen kontinuierlich in Form eines Implantats oder in Form eines intrauterinen Freisetzungssystems (IUD) oder in Kombination der genannten Applikationsarten appliziert.

Bei ovariektomierten Ratten wurde nach Behandlung mit Estradiolsulfamat eine starke orale östrogene Wirkung be- obachtet. Im Vergleich Estradiol in äquimolaren Dosis wurden nach Estradiolsulfamat (J995) höhere und länger anhaltende Blutspiegel von Estradiol und Estron festge- stellt. Diese Freisetzungsvorgänge waren nach 24 Stunden beendet. Auch sehr hohe Dosierungen von J995 führten nicht zu einer Verlängerung von Estrogenwirkungen.

Überraschend wurde nun gefunden, daß die Freisetzung der genannten Hormone beim Menschen aus dem Sulfamatprodrug viel langsamer verläuft als bei der Ratte.

Überraschend konnte die Dauer von Estrogenfreisetzung und Hormonwirkung durch die Höhe der Dosis beeinflußt werden, ohne daß exzessive Wirkstoffspiegel oder Effekte auftra- ten.

Auch 4 Wochen nach einmaliger Applikation wurden pharmo- kodynamisch relevante Blutspiegel gemessen.

Bei täglicher Behandlung mit niedrigen Dosierungen (100 ug J995/Tag) konnten völlig gleichmäßige Wirk- stoffspiegel (Estradiol, Estron) aufgebaut und deren bio- logische Relevanz nachgewiesen werden.

Überraschenderweise wurde gefunden, daß bei vergleichba- ren Estron- und Estradiolspiegeln im Blut von Frauen nach oraler Behandlung mit Estradiolvalerat beziehungsweise Estradiolsulfamat letzteres circa Faktor 10 niedrigere Spiegel von Estronsulfat induziert. Da dieser Estrogenme- tabolit im Verdacht steht das Wachstum latent vorhandener Mammakarzinome zu promovieren, ist die Beobachtung nied- riger Spiegel von Estronsulfat ein überraschener Vorteil gegenüber der konventionellen oralen HRT. Hinsichtlich Estronsulfaterhöhung verhalten sich Estradiolsulfamat und transdermale Therapie vergleichbar. Dies ist als erhebli- che Verbesserung oraler Therapiemöglichkeiten anzusehen.

Die vorliegende Erfindung weist gegenüber dem Stand der Technik eine Reihe von Vorteilen auf. Die vorliegende Er- findung verbessert konventionelle Strategien der HRT un- ter allen diskutierten Problembereichen konventioneller HRT.

Die Compliance wird erhöht. Es wird erfindungsgemäß eine HRT nachgewiesen, welche die Anwendungsfreundlichkeit der oralen HRT erhält oder sogar verbessert durch die Option einer diskontinuierlichen Therapie, zum Beispiel durch wöchentliche oder monatliche Einnahmeintervalle als Al- ternative zu täglicher Behandlung.

Auch wird durch die erfindungsgemäße Verwendung die Phar- makodynamik erheblich verbessert. Die Freisetzung von Estradiol oder Estron aus Sulfamatprodrug bewirkt, daß hepatische Estrogenwirkung bei therapeutischen Dosen

nicht zu erwarten ist. Dies ist ein wesentlicher Fort- schritt im Vergleich zur konventionellen oralen HRT.

Ferner bleiben die Spiegel an Estronsulfat weit unter de- nen einer konventionellen oralen HRT. Estronsulfat wird von (latenten) Mammakarzinom durch deren hohe Sulfatase- aktivität gespalten. Es besteht die Gefahr einer Promoti- onswirkung durch konventionelle orale HRT. Diese wird durch die vorliegende Erfindung reduziert.

Auch in Bezug auf die Pharmakokinetik weist die erfin- dungsgemäße Verwendung erhebliche Vorteile auf. Durch er- findungsgemäße langsame Freisetzung aus dem Sulfamatpro- drug beim Menschen können sehr gleichmäßige, exakt defi- nierte Spiegel natürlicher Estrogene im Blut aufgebaut werden.

Langsame Freisetzung natürlicher Estrogenen, in Verbin- dung mit einer erfindungsgemäß hohen oralen Bioverfügbar- keit des Steroidanteils des applizierten Estradiolsulfa- mates, erlaubt die Anwendung in größeren Intervallen.

Durch die Höhe der Dosis kann erfindungsgemäß die Dauer der Hormonwirkung gesteuert werden. Sehr niedrige Dosie- rungen (20-300 ug) sind optimal für 1-3-tägige Behand- lungsintervalle, mittlere Dosierungen (0, 5-5, 0 mg/Tag) eignen sich erfindungsgemäß für 5-10-tägige Behandlungs- intervalle, höhere Dosierungen (2, 0-20 mg/Tag) sind er- findungsgemäß für Behandlungsintervalle von 20-40 Tagen geeianet Auch wird die Compliance bei einer zusätzlichen Gestagen- behandlung erheblich verbessert. Die erfindungsgemäße HRT wird in ihrer Akzeptanz verbessert durch Gestagenbehand- lung mittels IUS oder Implantat, die gestagene Wirkstoffe nach einmaliger Einbringung durch den Arzt kontinuierlich

über längere Zeit freisetzen. So bleibt erfindungsgemäß der Vorteil der Bequemlichkeit einer diskontinuierlichen Estrogenbehandlung erhalten. In Kombination mit konven- tioneller Estrogentherapie läßt sich ein entsprechender Vorteil nicht realisieren Auch wird durch die erfindungsgemäße Gestagenbehandlung die Pharmakodynamik verbessert. Durch niedrige systemi- sche Substanzfreisetzung (Implantat) oder die Beschrän- kung der Wirkstoffreisetzung auf den Uterus wird die gun- stige Estrogenwirkung für die HRT nicht beeintrachtigt, Probleme, die sich aus systemischen Gestageneffekten er- geben könnten werden auf ein Minimum reduziert Die Sulfamate der biogenen Estrogene und deren N-Acyl- Derivate sind an sich bekannt. Die Herstellung dieser Verbindungen erfolgt in an sich bekannter Weise auf syn- thetischem Wege aus den biogenen Estrogenen. Dabei werden gegebenenfalls ein Teil der freien OH-Gruppen oder andere reaktive Gruppen mit geeigneten Schutzgruppen versehen, welche nach erfolgter Synthese wider abgespalten werden.

Zur Darstellung der N-Acylderivate der Sulfamate werden die entsprechend N-acylierten Amidoschwefelsäurederivate zur Synthese eingesetzt.

Die Herstellung der für die erfindungsgemäße Verwendung erforderlichen pharmazeutischen Zusammensetzungen ist dem Fachmann an sich bekannt. Sie entspricht denen, wie sie beispielsweise für die Herstellung von Oralia für die hormonale Kontrazeption bekannt sind.

Die Arzneimittel der Erfindung werden mit den üblichen festen oder flüssigen Trägerstoffen oder Verdünnungsmit- teln und den üblicherweise verwendeten pharmazeutisch- technischen Hilfsstoffen entsprechend der gewünschten Ap- plikationsart mit einer geeigneten Dosierung in bekannter

Weise hergestellt. Die bevorzugten Zubereitungen bestehen in einer Darreichungsform, die zur oralen Applikation ge- eignet ist. Solche Darreichungsformen sind beispielsweise Tabletten, Filmtabletten, Dragees, Kapseln, Pillen, Pul- ver, Lösungen oder Suspensionen oder Depotformen.

Entsprechende Tabletten können beispielsweise durch Mi- schen des Wirkstoffs mit bekannten Hilfsstoffen, bei- spielsweise inerten Verdünnungsmitteln wie Dextrose, Zuk- ker, Sorbit, Mannit, Polyvinylpyrrolidon, Sprengmitteln wie Maisstärke oder Alginsäure, Bindemitteln wie Stärke oder Gelantine, Gleitmitteln wie Magnesiumstearat oder Talk und/oder Mitteln zur Erzielung eines Depoteffektes wie Carboxylpolymethylen, Carboxylmethylcellulose, Cellu- loseacetatphthalat oder Polyvinylacetat, erhalten werden.

Die Tabletten können auch aus mehreren Schichten beste- hen.

Entsprechend können Dragees durch Überziehen von analog den Tabletten hergestellten Kernen mit üblicherweise in Drageeüberzügen verwendeten Mitteln, beispielsweise Po- lyvinylpyrrolidon oder Schellack, Gummiarabicum, Talk, Titandioxid oder Zucker, hergestellt werden. Dabei kann auch die Drageehülle aus mehreren Schichten bestehen, wo- bei die oben bei den Tabletten erwähnten Hilfsstoffe ver- wendet werden können.

Die Herstellung von Implantaten oder intrauterinen Frei- setzungssystemen (IUD) für die Applikation des Gestagens sind dem Fachmann gleichfalls bekannt.

Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung : In den folgenden Beispielen wurde die Bestimmung der Plasmaspiegel der Estrogene mit an sich bekannten und an- erkannten, validierten Methoden durchgeführt.

Beispiel 1 Vergleich Estradiolvalerat und Estradiolsulfamat bezüg- lich induzierter Estronsulfatspiegel bei postmenopausalen Frauen (Fig. 1) Nach einmaliger oraler Applikation von 2 mg Estradiolva- lerat (EV) beziehungsweise 2 mg Estradiolsulfamat steigen die Estronsulfatspiegel im Plasma an. Dieser Anstieg fällt bei EV fiel stärker aus, ist aber auch rascher be- endet, so daß 48 Stunden nach Applikation die Estronsul- fatspiegel nach Estradiolsulfamat höher liegen als nach EV.

Beispiel 2 Vergleich Estradiolvalerat und Estradiolsulfamat bezüg- lich induzierter Estronspiegel bei postmenopausalen Frau- en (Fig. 2) Nach einmaliger oraler Applikation von 2 mg Estradiolva- lerat (EV) beziehungsweise 2 mg Estradiolsulfamat steigen die Estronspiegel im Plasma an. Dieser Anstieg fällt bei EV initial stärker aus, ist aber auch rascher beendet.

Bereits 24 Stunden nach Applikation liegen die Estron- spiegel nach Estradiolsulfamat höher liegen als nach EV.

Diese Erhöhung hält lange an.

Beispiel 3 Vergleich Estradiolvalerat und Estradiolsulfamat bezüg- lich induzierter Estradiolspiegel bei postmenopausalen Frauen (Fig. 3) Nach einmaliger oraler Applikation von 2 mg Estradiolva- lerat (EV) beziehungsweise 2 mg Estradiolsulfamat steigen die Estradiolspiegel im Plasma an. Dieser Anstieg fällt bei EV schwächer aus, ist auch viel rascher beendet. Auch

eine Woche nach der Behandlung bestehen Estra- diolblutspiegel, die deutlich über den Ausgangswerten liegen.

Beispiel 4 Mechanismus der Generierung von Estron und Estradiol nach oraler Anwendung von Estradiolvalerat und Estradiolsulfa- mat (Fig. 4) Durch EV wird im Blut ein, pool" von Estronsulfat er- zeugt. Aus diesem wird durch Hydrolyse Estron freige- setzt, das wiederum zu einem kleinen Anteil zu Estradiol verstoffwechselt wird. Die im Vergleich zu EV sehr nied- rigen Spiegel von Estronsulfat nach Estradiolsulfamat, aber die insgesamt höhere Freisetzung (Fläche unter der Kurve) von Estron nach Estradiolsulfamat belegt die di- rekte Umwandlung des Sulfamates zu therapeutisch relevan- ten Estrogenen Estron und Estradiol. Estronsulfat ist in diesem Fall nur Hauptmetabolit der aus dem Sulfamat ent- standenen Estrogene.

Beispiel 5 Dauer der Estrogenfreisetzung aus Estradiolsulfamat re- flektiert durch erhöhte Estronsulfatspiegel bei postmeno- pausalen Frauen (Fig. 5) Die mittleren Estronsulfatspiegel von drei postmenopausa- len Frauen weisen nach einmaliger Applikation von 2 mg über 600 Stunden eine deutliche Erhöhung gegenüber den Ausgangswerten auf.

Beispiel 6 Estrogenfreisetzung aus Estradiolsulfamat reflektiert durch erhöhte Estronsulfatspiegel bei täglichen sehr niedrigen Dosierungen bei postmenopausalen Frauen (Fig. 6) Die Figur 6 zeigt die Estronsulfatspiegel unter täglicher Applikation von 0, 1 mg Estradiolsulfamat. In den ersten 24 Stunden nach Beginn der Behandlung werden keine deut- lichen Erhöhungen gemessen. Bei Behandlungsende bestehen dann deutliche Erhöhungen. Die letzte von 14 Applikatio- nen führte zu einem erkennbaren Anstieg des Estronsulfa- tes im Plasma. dieser war auch nach sechs Tagen noch nicht verschwunden. Parallel wurden auch relevant erhöhte Estronspiegel im Plasma gemessen. Bei Behandlungsende be- stand eine deutlicher Wachstumseffekt am Endometrium in Relation zum Ausgangswert.