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Patent Searching and Data


Title:
WET WIPE FOR SURFACE DISINFECTION
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2024/083469
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a wet wipe for surface disinfection, comprising a biodegradable nonwoven material which consists of fibres with a fibre length >5 mm and which is impregnated with a phosphonate-free impregnating agent containing 35-80 wt.% alcohol, wherein the alcohol is a C1-C4 alcohol or a mixture of C1-C4 alcohols, and wherein the impregnating agent also contains an amino alcohol, a surfactant and water and has a pH value in the region of pH 8 to pH12.

Inventors:
REHM MARIE-ELISABETH (DE)
SCHUMACHER SÖNKE (DE)
YE XIAOJING (DE)
SANDMANN LUKAS (DE)
BIRKELBACH ANKE (DE)
ENZEROTH MICHAELA (DE)
KERMANJANI ALI (DE)
HONISCH MARLITT (DE)
Application Number:
PCT/EP2023/076800
Publication Date:
April 25, 2024
Filing Date:
September 27, 2023
Export Citation:
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Assignee:
DR SCHUMACHER GMBH (DE)
International Classes:
C11D3/20; A01N25/34; A01N31/02; C11D3/26; C11D3/48; C11D17/04
Domestic Patent References:
WO1999047105A21999-09-23
WO2021228868A12021-11-18
Foreign References:
EP1281393A22003-02-05
US20090226498A12009-09-10
AU2003259326B22010-04-22
EP2898775B12017-11-01
DE102020134229A12022-06-23
Attorney, Agent or Firm:
SANDVOSS, Stefanie (DE)
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Claims:
Ansprüche

1. Feuchttuch zur Oberflächendesinfektion, umfassend einen biologisch abbaubaren Vliesstoff, der aus Fasern mit einer Faserlänge > 5 mm besteht und mit einem phosphonatfreien Tränkungsmittel getränkt ist, das 35-80 Gew.-% Alkohol enthält, wobei der Alkohol ein C1-C4-Alkohol oder eine Mischung von C1-C4-Alkoholen ist, und wobei das Tränkungsmittel weiterhin einen Aminoalkohol, ein Tensid und Wasser enthält und einen pH-Wert im Bereich von pH 8 bis pH 12 aufweist.

2. Feuchttuch zur Oberflächendesinfektion nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der in dem Tränkungsmittel enthaltene Aminoalkohol aus der Gruppe ausgewählt ist, die Monoethanolamin, Aminomethyl Propanol, Monoisopropanolamin, Tetrahydroxypropylethylenediamin und Kombinationen dieser umfasst oder daraus besteht.

3. Feuchttuch zur Oberflächendesinfektion nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Tränkungsmittel eine viruzide Wirkung gemäß DIN EN 14476 aufweist.

4. Feuchttuch zur Oberflächendesinfektion nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an Aminoalkohol in dem Tränkungsmittel 0,02-5,0 Gew-% beträgt.

5. Feuchttuch zur Oberflächendesinfektion nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an Tensid in dem Tränkungsmittel 0,05-5,0 Gew-% beträgt.

6. Feuchttuch zur Oberflächendesinfektion nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der biologisch abbaubare Vliesstoff aus Viskose und/oder Lyocell besteht.

7. Feuchttuch zur Oberflächendesinfektion nach einem der voranstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Tränkmenge von max. 4,0 g Tränkungsmittel pro Gramm Vliesstoff. Verfahren zur Herstellung eines Feuchttuchs nach einem der Ansprüche 1 bis 7, umfassend das Aufbringen eines Tränkungsmittels auf einen Vliesstoff, wobei das Tränkungsmittel ein phosphonatfreies Tränkungsmittel ist, das 35-80 Gew.-% Alkohol enthält, der ein C1-C4-Alkohol oder eine Mischung von C1-C4-Alkoholen ist, und weiterhin einen Aminoalkohol, ein Tensid und Wasser enthält und einen pH-Wert im

Bereich von pH 8 bis pH 12 aufweist, und wobei der Vliesstoff ein biologisch abbaubarer Vliesstoff aus Fasern mit einer Faserlänge > 5 mm ist. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Tränkungsmittel in einer Menge von 4,0 g Tränkungsmittel pro Gramm Vliesstoff auf diesen aufgebracht wird. Verwendung eines Feuchttuchs nach einem der Ansprüche 1 bis 7 zur Desinfektion von Oberflächen.

Description:
Feuchttuch zur Oberflächendesinfektion

Es ist bekannt, dass Keime verschiedenster Art auf Oberflächen gut gedeihen, insbesondere wenn diese sich in warmer und/oder feuchter Umgebung befinden. So ist in öffentlichen wie auch privaten Bereichen eine regelmäßige Reinigung und/oder Desinfektion dieser Oberflächen unerlässlich, um Schmutz und Keime sorgfältig zu entfernen und die Sauberkeit der jeweiligen Oberfläche zu gewährleisten. Dies ist natürlich besonders wichtig an Orten wie Schulen, Schwimmbädern, Restaurants und kulturellen Einrichtungen, an denen regelmäßig zahlreiche Menschen Zusammentreffen sowie an Orten wie Krankenhäusern und Arztpraxen, an denen kranke Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem anzutreffen sind. Aber auch im privaten Bereich ist ein regelmäßiges und effektives Säubern von Oberflächen, insbesondere in Bädern und in der Küche erforderlich, um Keime effektiv zu entfernen und ihre Ausbreitung zu verhindern.

Zur Reinigung oder Desinfektion von Flächen wird häufig ein Reinigungs- oder Desinfektionsmittel auf einen Vliesstoff aufgetragen, mit dem anschließend die Reinigung erfolgt, wobei der Vliesstoff nach erfolgter Reinigung gewaschen wird. Dies ist gleich in mehrfacher Hinsicht verbesserungswürdig. Denn zum einen ist es möglich, dass vergessen wird, den Vliesstoff gründlich zu waschen und dieser stattdessen nur unter fließendem Wasser ausgespült wird, wobei Keime auf der Oberfläche verbleiben und sich verbreiten können. Auch bei einem nicht sofortigen Waschen verbreiten sich die auf der Oberfläche des Vliesstoffs vorkommenden Keime, wenn dieser z.B. bis zum nächsten Starten eines Waschgangs in der Waschmaschine zwischengelagert wird. Auf diese Weise stellt der eigentlich zur Reinigung bestimmte Vliesstoff sogar ein Risiko für verschleppte Kontaminationen bzw. eine Quelle von Kontaminationen dar.

Diesem Problem wird im Stand der Technik durch Bereitstellung von Einweg-Feuchttüchern begegnet, die zur Reinigung bzw. Desinfektion von Flächen vorgesehen sind und daher mit einem antimikrobiell wirkenden Tränkungsmittel vorgetränkt sind. Nachteilhaft an derartigen Einweg-Tüchern ist ihre hohe Umweltbelastung, da der mit einem Tränkungsmittel versehene Vliesstoff bei den meisten herkömmlichen Einweg-Tüchern nicht biologisch abbaubar, sondern ein Kunststoffvlies, beispielsweise aus PET, ist.

Im Fall von biologisch abbaubaren Vliesstoffen, die für die Herstellung von Einweg-Tüchern mit einem Tränkungsmittel getränkt sind, wurde beobachtet, dass ein ursprünglich basischer pH-Wert des Tränkungsmittels durch das Aufbringen des Tränkungsmittels auf den Vliesstoff in den sauren Bereich verlagert wird und dadurch einen hohen Wirksamkeitsverlust des Tränkungsmittels bewirkt. Dies liegt offenbar an Rückständen aus dem Herstellungsverfahren in den biologisch abbaubaren Vliesstoffen, die z.B. unter Verwendung von Schwefelsäure hergestellt werden.

Ein aus dem Stand der Technik bekanntes Produkt ohne Kunststoffvlies, dessen Tränkungsmittel einen pH-Wert von 3-3,6 aufweist, ist z.B. unter dem Handelsnamen „mikrozid® universal wipes green line“ bekannt. Dieses Produkt erreicht jedoch nicht die gemäß DIN EN 14476 geforderte Wirksamkeit gegenüber dem Adenovirus nach weniger als 5 Minuten, sondern erzielt eine entsprechende Wirksamkeit erst nach 15 Minuten.

Die AU 2003259326 B2 beschreibt eine wässrige Reinigungs- und Desinfektionslösung für harte Oberflächen mit einem pH-Wert von 1.0 - 3.0, die einen Ethanolgehalt von 0,1-10 Gew.-% aufweist und außerdem eine Säure sowie ein anionisches und ein nichtionisches Tensid enthält. Auch dieses Produkt erzielt nicht die gemäß DIN EN 14476 geforderte Wirksamkeit gegenüber dem Adenovirus nach weniger als 5 Minuten.

Weiterhin ist es aus der EP 2 898 775 B1 bekannt, ein alkoholisches Tränkungsmittel, das 45-65 Gew.-% Alkohol sowie Phosphonate enthält, auf einen Vliesstoff aufzubringen, der u.a. auch biologisch abbaubar sein kann. Phosphonate sind bekanntermaßen schwer abbaubar und können darüber hinaus ökotoxisch sein. Weiterhin hinterlassen sie unerwünschte Rückstände auf den behandelten Flächen.

Die DE 10 2020 134 229 A1 beschreibt mit Geschirrspülmittel getränkte Reinigungstücher, die ein non-woven Textilmaterial mit Fasern aus natürlichen Quellen wie Viskose und Cellulose enthalten können. Das Tränkungsmittel kann optional phosphonatfrei sein sowie auch ein Desinfektionsmittel enthalten. Für eine Flächendesinfektion ist das getränkte Tuch jedoch nicht geeignet, da der Alkoholgehalt des Tränkungsmittels nur max. 10 Gew.-% beträgt. Überdies weist das Tränkungsmittel eine für Geschirrspülmittel bekannte hohe Viskosität auf und ist auch deshalb nicht für die Flächendesinfektion geeignet.

Aufgabe der Erfindung

Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein alternatives Einweg-Feuchttuch zur Oberflächendesinfektion bereitzustellen, das die vorgenannten aus dem Stand der Technik bekannten Nachteile überwindet und sich insbesondere durch eine hohe Umweltverträglichkeit sowie durch eine ausgezeichnete Viruzidie des enthaltenen Tränkungsmittels auszeichnet.

Allgemeine Beschreibung der Erfindung

Die Erfindung löst diese Aufgabe mit den Merkmalen der Ansprüche und insbesondere mit einem Einweg-Feuchttuch zur Oberflächendesinfektion, das einen biologisch abbaubaren Vliesstoff aus Fasern mit einer Faserlänge > 5 mm umfasst, der mit einem Tränkungsmittel getränkt ist, das 35-80 Gew.-% Alkohol enthält, wobei der Alkohol ein C1-C4-Alkohol oder eine Mischung von C1-C4-Alkoholen ist, und wobei das Tränkungsmittel weiterhin einen Aminoalkohol, ein Tensid und Wasser enthält und einen pH-Wert im Bereich von pH 8 bis pH 12 aufweist.

Das Tränkungsmittel, mit dem der Vliesstoff in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch getränkt ist, ist vorzugsweise phosphonatfrei und enthält vorzugsweise auch keine weiteren Phosphorverbindungen. Unter einem Feuchttuch wird für die Zwecke der vorliegenden Erfindung ein Einweg- Feuchttuch verstanden, das einen mit einem Tränkungsmittel getränkten Vliesstoff umfasst. Die Begriffe „Feuchttuch“ und „Einweg-Feuchttuch“ werden im Rahmen der vorliegenden Offenbarung synonym verwendet.

Es wurde überraschend gefunden, dass das Tränkungsmittel, mit dem der Vliesstoff in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch getränkt ist, einen alkalischen pH-Wert auch dann stabilisieren kann, wenn es auf einen biologisch abbaubaren Vliesstoff aus Fasern mit einer Faserlänge > 5 mm, insbesondere aus Fasern mit einer Faserlänge > 8 mm, z.B. auf einen Vliesstoff aus Viskose und/oder Lyocell, aufgebracht wurde. Dies ist bemerkenswert, da Tränkungsmittel auf biologisch abbaubaren Vliesstoffen in der Regel zu einer Verschiebung des pH-Wertes in den sauren Bereich neigen.

Dass eine Stabilisierung eines alkalischen pH-Wertes bei dem erfindungsgemäßen Feuchttuch möglich ist, wird darauf zurückgeführt, dass das in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch enthaltene Tränkungsmittel einen Aminoalkohol enthält, der sich stabilisierend auf den pH-Wert auswirkt und offenbar eine synergistische Wirkung mit dem biologisch abbaubaren Vliesstoff aus Fasern mit einer Faserlänge > 5 mm aufweist.

Bevorzugt handelt es sich bei dem in dem Tränkungsmittel enthaltenen Aminoalkohol um einen Aminoalkohol, der aus der Gruppe ausgewählt ist, die aus Monoethanolamin, Aminomethyl Propanol (AMP, 2-Amino-2-methylpropanol), Monoisopropanolamin (MIPA, 1- Aminopropan-2-ol), Tetrahydroxypropylethylenediamin und Kombinationen dieser besteht. Weiter bevorzugt beträgt der Gesamtanteil an einem oder mehreren der vorgenannten Aminoalkohole in dem Tränkungsmittel 0,02-5,0 Gew-%, bevorzugter 0,04-3,5 Gew-%, noch bevorzugter 0,06-2,0 Gew-% und am meisten bevorzugt 0,08-0,5 Gew-%.

Das Tränkungsmittel weist sowohl vor dem Aufbringen auf den Vliesstoff als auch nach dem Aufbringen auf den Vliesstoff, d.h. in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch, in dem es den Vliesstoff aus Viskose und/oder Lyocell imprägniert, einen pH-Wert im Bereich von 8 bis 12 auf. Vorzugsweise liegt der pH-Wert des Tränkungsmittels dabei im Bereich von 8,5 bis 11 und besonders bevorzugt im Bereich von 9 bis 10.

Neben dem Aminoalkohol enthält das Tränkungsmittel, mit dem der Vliesstoff in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch getränkt ist, optional eine oder mehrere organische Säuren als pH-regulierende Inhaltsstoffe, beispielsweise Citronensäure, z.B. in der Form des Monohydrats. Organische Säuren können zu 0,02-5,0 Gew-% in dem Tränkungsmittel enthalten sein, bevorzugter zu 0,04-3,5 Gew-%, noch bevorzugter zu 0,06-2,0 Gew-% und am meisten bevorzugt zu 0,08-0,5 Gew-%.

Erfindungsgemäß enthält das Tränkungsmittel, mit dem der Vliesstoff in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch getränkt ist, 35-80 Gew.-% Alkohol, wobei der Alkohol ein C1-C4-Alkohol, also ein Alkohol mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, oder eine Mischung von C1- C4-Alkoholen ist. Vorzugsweise ist der Alkohol dabei aus der Gruppe ausgewählt, die Methanol, Ethanol, Propanol, Isopropanol, Butanol, Isobutanol und Mischungen dieser umfasst.

Der Anteil an Alkohol in dem Tränkungsmittel, mit dem der Vliesstoff in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch getränkt ist, beträgt vorzugsweise 40-60 Gew.-% und besonders bevorzugt 45-55 Gew.-%.

Weiterhin enthält das Tränkungsmittel, mit dem der Vliesstoff in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch getränkt ist, zumindest ein Tensid, das insbesondere ein C8-C10-Alkylpoly- glycosid sein kann. Das Tensid ist vorzugsweise in einer Menge von 0,05-5,0 Gew-% in dem Tränkungsmittel enthalten sein, bevorzugter in einer Menge von 0,2-3, 5 Gew-%, noch bevorzugter in einer Menge von 0,35-2,0 Gew-% und am meisten bevorzugt in einer Menge von 0,5-1 ,0 Gew-%.

Außerdem enthält das Tränkungsmittel, mit dem der Vliesstoff in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch getränkt ist, auch Wasser.

Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform enthält das Tränkungsmittel, mit dem der Vliesstoff in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch getränkt ist, Alkohol, der bevorzugt Ethanol ist, ein Tensid, einen Aminoalkohol, der bevorzugt Monoethanolamin, Aminomethyl Propanol, Monoisopropanolamin und/oder Tetrahydroxypropylethylenediamin ist, und Wasser oder besteht aus diesen Bestandteilen.

Optional kann das Tränkungsmittel jedoch auch weitere in herkömmlichen Tränkungsmitteln enthaltene Inhaltsstoffe enthalten, insbesondere Öl, Konservierungsmittel, Emulgatoren, hautpflegende Inhaltsstoffe, feuchtigkeitsspendende Inhaltsstoffe und beliebige Kombinationen dieser.

Bei dem in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch enthaltenen Vliesstoff handelt es sich um einen biologisch abbaubaren Vliesstoff aus Fasern mit einer Faserlänge > 5 mm, insbesondere um einen biologisch abbaubaren Vliesstoff aus Fasern mit einer Faserlänge > 8 mm und besonders bevorzugt um einen biologisch abbaubaren Vliesstoff aus Viskose und/oder Lyocell.

„Biologisch abbaubar“ bedeutet im Kontext der vorliegenden Offenbarung, dass der Vliesstoff, den das erfindungsgemäße Feuchttuch umfasst, sich in der Umwelt in seine elementaren Bestandteile zersetzt bzw. durch Mikroorganismen in diese zersetzt wird, wobei die dafür erforderliche Zeit unerheblich ist.

Bevorzugt weist das Tränkungsmittel, mit dem der Vliesstoff in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch getränkt ist, eine viruzide Wirkung gemäß DIN EN 14476 auf. Gemäß dieser Norm ist es die Vorgabe, dass das Tränkungsmittel eine Wirksamkeit gegen das Adenovirus innerhalb von weniger als 5 Minuten aufweist, wobei sich die Wirksamkeit in einer Reduktion der Keimbelastung um mehr als 4 Log-Stufen äußert.

Das erfindungsgemäße Tränkungsmittel erreicht die vorgenannte Wirksamkeit vorzugsweise bereits nach 3 Minuten, was überaus bemerkenswert ist, da eine Wirksamkeit von Feuchttüchern, die einen mit einem Tränkungsmittel getränkten biologisch abbaubaren Vliesstoff enthalten, gegen das Adenovirus bislang im Stand der Technik gar nicht erreicht wurde. Vielmehr zeigten aus dem Stand der Technik bekannte Feuchttücher auf Basis biologisch abbaubarer Vliesstoffe eine generelle Abnahme der Wirksamkeit der Tränkungsmittel, wenn diese auf den Vliesstoff aufgebracht wurden.

Auch im Rahmen von Experimenten, die zu der vorliegenden Erfindung führten, wurde beobachtet, dass bei Verwendung von biologisch abbaubaren Vliesstoffen, die nicht aus Fasern mit einer Faserlänge > 5 mm bestanden, die Wirksamkeit des Tränkungsmittels abnahm. Weiterhin wurde beobachtet, dass Tränkungsmittel, die keinen Aminoalkohol enthielten, auch bei Verwendung auf einem Vliesstoff aus Fasern mit einer Faserlänge > 5 mm nicht die gewünschte Wirksamkeit gegen das Adenovirus aufwiesen. Daher wird angenommen, dass die Kombination eines alkoholischen und Aminoalkohol enthaltenden Tränkungsmittels und eines biologisch abbaubaren Vliesstoffs aus Fasern mit einer Faserlänge > 5 mm eine synergistische Wirkung in Form einer ausgeprägten viruziden Wirksamkeit entfaltet.

Als besonders bemerkenswert wird angesehen, dass die viruzide Wirksamkeit des in dem erfindungsgemäßen Feuchttuch enthaltenen Tränkungsmittels bereits bei vergleichsweise geringen Tränkungsgraden auftritt. In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Vliesstoff daher mit einer Tränkungsmenge von nur max. 4,0 g Tränkungsmittel pro Gramm Vliesstoff getränkt.

Die Erfindung betrifft außerdem auch ein Verfahren zur Herstellung eines Feuchttuchs, umfassend das Aufbringen eines Tränkungsmittels auf einen Vliesstoff, wobei das Tränkungsmittel ein vorzugsweise phosphonatfreies Tränkungsmittel ist, das 35-80 Gew.-% Alkohol enthält, der ein C1-C4-Alkohol oder eine Mischung von C1-C4-Alkoholen ist, und weiterhin einen Aminoalkohol, ein Tensid und Wasser enthält und einen pH-Wert im Bereich von pH 8 bis pH 12 aufweist, und wobei der Vliesstoff ein biologisch abbaubarer Vliesstoff ist, der aus Fasern mit einer Faserlänge > 5 mm besteht.

Das in dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Feuchttuch weist die Eigenschaften auf, die im Voranstehenden mit Bezug auf das erfindungsgemäße Feuchttuch als solches offenbart wurden, weshalb die vorangegangene Beschreibung des Feuchttuchs auch zur näheren Charakterisierung des Verfahrens herangezogen werden kann. Dies bedeutet insbesondere, dass der in dem Tränkungsmittel, das auf den Vliesstoff aufgebracht wird, enthaltene Aminoalkohol vorzugsweise aus der Gruppe ausgewählt ist, die Monoethanolamin, Aminomethyl Propanol, Monoisopropanolamin, Tetrahydroxypropylethylenediamin und Kombinationen dieser umfasst oder daraus besteht; der Anteil an Aminoalkohol in dem Tränkungsmittel, das auf den Vliesstoff aufgebracht wird, vorzugsweise 0,02-5,0 Gew-% beträgt; der Anteil an Tensid in dem Tränkungsmittel, das auf den Vliesstoff aufgebracht wird, vorzugsweise 0,05-5,0 Gew-% beträgt; das Tränkungsmittel, das auf den Vliesstoff aufgebracht wird, optional eine organische Säure enthält; der biologisch abbaubare Vliesstoff, auf den das Tränkungsmittel aufgebracht wird, vorzugsweise ein Vliesstoff aus Viskose und/oder Lyocell ist; das Tränkungsmittel vorzugsweise in einer Tränkmenge von max. 4,0 g Tränkungsmittel pro Gramm Vliesstoff auf diesen aufgebracht wird. Weiterhin betrifft die Erfindung auch die Verwendung eines erfindungsgemäßen Feuchttuchs zur Desinfektion von Oberflächen, wobei die Oberflächen optional auch belebt sein können. Bevorzugter ist jedoch die Verwendung als Flächendesinfektionsmittel.

Genaue Beschreibung der Erfindung

Die Erfindung wird nun genauer anhand eines Ausführungsbeispiels beschrieben.

Beispiel 1 : Herstellung erfindungsgemäßer und nicht erfindunqsgemäßer Feuchttücher und

Vergleich derer Eigenschaften

Um einen Vergleich der viruziden Wirksamkeiten verschiedener Feuchttücher zu erhalten, wurden zunächst vier verschiedene Tränkungsmittel hergestellt. Die Zusammensetzung der Tränkungsmittel ist in der nachstehenden Tabelle 1 angegeben.

Tabelle 1 : Zusammensetzung der Tränkungsmittel 1 bis 4

Bei dem Tränkungsmittel 1 handelt es sich um ein erfindungsgemäßes Tränkungsmittel mit einem pH-Wert von 10,0, das 45 Gew.-% Ethanol, 0,5 Gew.-% Tensid, 0,125 Gew.-% Monoethanolamin und den verbleibenden Anteil Wasser enthält.

Bei dem Tränkungsmittel 2 handelt es sich um ein nicht erfindungsgemäßes Tränkungsmittel mit einem pH-Wert von 10,6, das 45 Gew.-% Ethanol, 0,5 Gew.-% Tensid sowie Wasser enthält. Dieses wurde hergestellt, um den Einfluss des Aminoalkohols zu untersuchen.

Bei dem Tränkungsmittel 3 handelt es sich um ein nicht erfindungsgemäßes Tränkungsmittel mit einem pH-Wert von 13,1 , das 47,25 Gew.-% Ethanol, 0,5 Gew.-% Tensid, 0,25 Gew.-% NaOH sowie Wasser enthält. Dieses wurde hergestellt, um den Einfluss des fehlenden Aminoalkohols gegenüber einem anderen pH-Stabilisator (NaOH) zu untersuchen. Bei dem Tränkungsmittel 4 handelt es sich um ein nicht erfindungsgemäßes Tränkungsmittel mit einem pH-Wert von 9,9, das 47,25 Gew.-% Ethanol, 0,5 Gew.-% Tensid, 0,25 Gew.-% Na2CO3 sowie Wasser enthält. Dieses wurde hergestellt, um den Einfluss des fehlenden Aminoalkohols gegenüber einem weiteren pH-Stabilisator (NazCOs) zu untersuchen.

Für die Wirksamkeitsuntersuchungen wurden die Tränkungsmittel auf drei unterschiedliche Vliesstoffe aufgebracht, deren Zusammensetzung in der nachstehenden Tabelle 2 angegeben ist.

Tabelle 2: Zusammensetzung der Vliesstoffe 1 bis 3

Der Vliesstoff 1 besteht zu 100 % auf PET, mit einem Flächengewicht von 48 g/m 2 . Hierbei handelt es sich folglich um keinen erfindungsgemäßen Vliesstoff, sondern um einen nicht biologisch abbaubaren Vergleichs-Vliesstoff.

Der Vliesstoff 2 besteht zu 100 % aus Lyocell, mit einem Flächengewicht von 48 g/m 2 . Hierbei handelt es sich folglich um einen erfindungsgemäßen Vliesstoff.

Der Vliesstoff 3 besteht zu 60 % aus Viskose und zu 40 % aus Cellulose-Pulp und weist ebenfalls ein Flächengewicht von 48 g/m 2 auf. Hierbei handelt es sich um keinen erfindungsgemäßen Vliesstoff, sondern um einen biologisch abbaubaren Vergleichs- Vliesstoff, da Cellulose-Pulp keine Fasern mit einer Faserlänge > 5 mm enthält.

Es wurde nun in separaten Experimenten jedes der Tränkungsmittel 1 bis 4 auf jeden der Vliesstoffe 1 bis 3 aufgebracht. Ca. 4 Wochen nach der Herstellung wurde von den auf diese Weise erhaltenen Feuchttüchern der pH-Wert des Tränkungsmittels und die Wirksamkeit gegen das Adenovirus gemäß DIN EN 14476 nach 3 Minuten Einwirkzeit bestimmt.

Teilweise wurden die Experimente auch mit unterschiedlichen Tränkungsgraden angefertigt, beispielsweise um zu zeigen, dass eine nicht erfindungsgemäße Kombination aus Vliesstoff und Tränkungsmittel selbst bei hohem Tränkungsgrad nicht die gewünschte viruzide Wirksamkeit aufweist, oder um zu zeigen, dass eine erfindungsgemäße Kombination aus Vliesstoff und Tränkungsmittel selbst bei geringem Tränkungsgrad eine hervorragende viruzide Wirksamkeit aufweist. Teilweise wurde auch der sog. Wetness-Gradient-Index bestimmt, der angibt, wie das Absackverhalten der Tränkflüssigkeit in einem Stapel getränkter Tuchprodukte ist, der z.B. 60 oder 100 aufeinander angeordnete Feuchttücher enthält. Zur Bestimmung des Wetness- Gradient-Index wurden nach einer Lagerzeit von einer Woche jeweils die obersten 5-10 Feuchttücher einer Packung und die untersten 5-10 Feuchttücher (jeweils die gleiche Anzahl) einer Packung entnommen und gewogen, wobei der Wetness-Gradient-Index der Quotient der jeweiligen Massen der unteren und der oberen Feuchttücher ist.

Eine Übersicht über die erzielten Ergebnisse ausgewählter Vliesstoff/Tränkungsmittel- kombinationen ist in der nachstehenden Tabelle 3 wiedergegeben.

Tabelle 3: Ergebnisse ausgewählter Vliesstoff/Tränkungsmittel-Kombinationen

Die in Tabelle 3 enthaltenen Ergebnisse zeigen deutlich, dass nur von den ersten beiden Kombinationen (Tränkungsmittel 2 + Vliesstoff 1 sowie Tränkungsmittel 1 + Vliesstoff 2) nach drei Minuten Einwirkzeit die gemäß DIN EN 14476 geforderte Reduktion der Keimbelastung um mehr als 4 Log-Stufen, die eine Wirksamkeit gegen Adenovirus zeigt, erreicht wird. Hierbei handelt es sich also um das erfindungsgemäße Aminoalkohol enthaltende Tränkungsmittel in Kombination mit einem Lyocell-Vliesstoff (bestehend aus Fasern mit einer Faserlänge von > 5 mm) sowie um eine nicht erfindungsgemäße Kombination aus einem Tränkungsmittel ohne Aminoalkohol und einem nicht biologisch abbaubaren PET-Vliesstoff. Nachteilhaft an der letztgenannten Kombination ist, dass diese nicht biologisch abbaubar ist. Darüber hinaus ist die Log-Stufen-Reduktion nicht so groß wie bei der erfindungsgemäßen Kombination, und dies sogar, obwohl bei der erfindungsgemäßen Kombination ein wesentlich geringerer Tränkungsgrad von nur 3,3 g Tränkungsmittel pro Gramm Vliesstoff im Vergleich zu einem Tränkungsgrad von 5,5 g Tränkungsmittel pro Gramm Vliesstoff bei der nicht erfindungsgemäßen Kombination eingesetzt wurde. Weiter vorteilhaft an der erfindungsgemäßen Kombination ist, dass bei dieser der Wetness- Gradient-Index in einem Stapel von 100 Tüchern den gleichen Wert annimmt wie bei der nicht erfindungsgemäßen Kombination in einem Stapel von nur 60 Tüchern. Dies liegt daran, dass PET-Vliesstoff sehr hydrophob ist und die Flüssigkeit dadurch so stark absackt, dass eine Verpackung mit mehr als 60 Tüchern nicht praktikabel ist.

Bei der in Tabelle 3 an dritter Stelle aufgeführten Kombination wird deutlich, dass diese nach 3 Minuten nicht die erforderliche Log-Stufen-Reduktion von mehr als 4 Log-Stufen erreicht und der pH-Wert deutlich abfällt. Da als einziger Unterschied zu der an zweiter Stelle aufgeführten erfindungsgemäßen Kombination der Aminoalkohol in dem Tränkungsmittel fehlt, ist erkennbar, dass dieser essentiell für die Wirksamkeit des Tränkungsmittels und die Stabilisierung des pH-Wertes ist.

Bei der in Tabelle 3 an vierter Stelle aufgeführten Kombination wird deutlich, dass nicht jeder biologisch abbaubare Vliesstoff in Kombination mit dem erfindungsgemäßen Aminoalkohol enthaltenden Tränkungsmittel die gewünschte Viruzidie zeigt. Hier wurde ein Vliesstoff getestet, der zu 60 % Viskose und zu 40 % Cellulosebrei (Pulp) enthält. Obwohl der pH-Wert im alkalischen Bereich stabilisiert wurde, konnte nach 3 Minuten nur eine Log-Stufen- Reduktion von 2,5 erreicht werden, was für eine Wirksamkeit gegen Adenovirus nicht ausreichend ist.

Die in Tabelle 3 an fünfter und sechster Stelle aufgeführten Kombinationen zeigen, dass auch zwei nicht erfindungsgemäße Vergleichs-Kombinationen auf biologisch abbaubarem Vliesstoff und Tränkungsmitteln, die andere pH-Stabilisatoren als einen Aminoalkohol enthalten, nicht die gewünschte Viruzidie erreichen können.

Folglich weist ausschließlich die erfindungsgemäße Kombination eines biologisch abbaubaren Vliesstoffes aus Fasern mit einer Faserlänge > 5 mm mit einem alkoholischen Tränkungsmittel, das einen alkalischen pH-Wert aufweist und Aminoalkohol als pH- Stabilisator enthält, selbst bei geringen Tränkungsgraden eine hervorragende Viruzidie gegenüber dem Adenovirus auf.

Die in der vorstehenden Beschreibung, in den Beispielen sowie in den Ansprüchen offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebigen Kombinationen für die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.