Login| Sign Up| Help| Contact|

Patent Searching and Data


Title:
COMPOUND COMPOSED OF A METAL ION AND A MARKER PRECURSOR HAVING TWO OR MORE TARGETING VECTORS, AND USE OF THE COMPOUND
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2009/124764
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a compound composed of a metal ion, or metal, such as a radiopharmaceutical from a metal radio-nuclide, and a marker precursor, which is constructed of a bi-functional, macrocyclic chelator, a spacer, a linker, and at least two targeting vectors. For this purpose, the chelator comprises preferably a 9-, 10-, 11-, 12-, 14-, or 16-link polyazamacrocycle, preferably further complexing donors. The spacer is preferably constructed of linear, branched, or hetero-substituted, saturated, unsaturated, or aromatic hydrocarbons, or of sugars. Targeting vectors are preferably proteinogenic or synthetic α-amino-carboxylic acids. The metal radio-nuclides are preferably 2-, 3-, or 4-valent, wherein the gallium radio-isotopes 65Ga, 66Ga, 67Ga, 68Ga, 70Ga, and 72Ga are preferred. The radiopharmaceutical is suitable for the nuclear medical diagnosis of tumors by means of positron emission tomography (PET), and by means of single photon emission computer tomography (SPECT). In endo-radiotherapy (ERT) the radiopharmaceutical is incorporated directly or systemically into the target tissue.

Inventors:
ROESCH FRANK (DE)
RISS PATRICK (DE)
BURCHARD CARSTEN (DE)
Application Number:
PCT/EP2009/002636
Publication Date:
October 15, 2009
Filing Date:
April 09, 2009
Export Citation:
Click for automatic bibliography generation   Help
Assignee:
UNIV MAINZ JOHANNES GUTENBERG (DE)
ROESCH FRANK (DE)
RISS PATRICK (DE)
BURCHARD CARSTEN (DE)
International Classes:
C07D257/10; A61K51/10; C07D257/02
Domestic Patent References:
WO2004021996A22004-03-18
WO1993006868A11993-04-15
Foreign References:
DE19729013A11999-02-04
Other References:
See also references of EP 2276752A1
Attorney, Agent or Firm:
Plate, Jürgen (DE)
Download PDF:
Claims:
Patentansprüche:

1. Verbindung aus einem Metallion und einem Markierungsvorläufer, dadurch gekennzeichnet, dass der Markierungsvorläufer aus einem bifunktionellen, makrozyklischen Chelator und zumindest zwei, über Kopplungseinheiten mit dem Chelator vebun- denen Targetingvektoren aufgebaut ist.

2. Verbindung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Metallion ein Radionuklid ist.

3. Verbindung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der makro-zyklische Chelator 9-, 10-, 11-, 12-, 13-, 14-, 15- oder 16-gliedrige Polyazamakrozyklen umfasst.

4. Verbindung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der Chelator ein makrozyklisches Polyamin ist, das an allen Stickstoffatomen substituiert ist, wobei das zentrale Metallion mit den benachbarten Stickstoffatomen 5-Ring-Chelate bildet.

5. Verbindung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der Chelator ein makrozyklisches Polyamin ist, das an allen Stickstoffatomen substituiert ist, wobei das zentrale Metallion mit den benachbarten Stickstoffatomen 6-Ring-Chelate bildet.

6. Verbindung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass an den Chelator zwei oder mehrere Kombinationen aus Kopplungseinheit und Targetingvektor gebunden ist.

7. Verbindung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass jede Kombination aus Kopplungseinheit und Targetingvektor an den Chelator jeweils über verschiedene Ringstickstoff-Atome und / oder verschiedener Kohlenstoffatome des Chelators gebunden ist.

8. Verbindung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Chelator komplexbildende Donoren aus der Gruppe CNHOH, CSOH, COOH, CH 2 OH, CH 2 SH, PO(OH) 2 , CH 2 SO 3 H enthält.

9. Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 5 und 8, dadurch gekennzeichnet, dass ein Chelator verwendet wird, der aus Polyaminopolycarbonsäuren und gegebenenfalls komplexbildenden Donoren aus der Gruppe CNHOH 1 CSOH, COOH, CH 2 OH, CH 2 SH, PO(OH) 2 , CH 2 SO 3 H aufgebaut ist.

10. Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, 8 und 9, dadurch gekennzeichnet, dass ein Chelator verwendet wird, der aus Polyaminopolycarbonsäuren aufgebaut ist, die zusätzlich oder anstelle einer oder mehrerer Carbonsäureeinheiten auch SH- Gruppen enthalten.

11. Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die an der Ringstruktur des makrozyklischen Polyamins substituierten Reste R aus der Gruppe umfassend Wasserstoff, Alkyl, Aryl, Heteroaryl, Alkenyl, Alkinyl, Kombination aus Kopplungseinheit/Targetingvektor ausgewählt sind.

12. Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 11 , dadurch gekennzeichnet, dass alle Reste R identisch oder verschieden voneinander sind.

13. Verbindung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der Spacer aus linearen, verzweigten oder heterosubstituierten, gesättigten, ungesättigten oder aromatischen Kohlenwasserstoffen aller Oxidationsstufen oder aus Zuckern aufgebaut ist.

14. Verbindung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der Spacer eine lineare, verzweigte oder heterosubstituierte Alkyl-, Alkylen, Alkyliden-, Aryl-, Polyether- oder Peptidkette ist, die kovalent unter Beibehaltung ihrer Aminofunktionalität gebunden ist.

15. Verbindung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der Spacer eine 3- Oxapentylkette, ein Phenylring, eine 2-Phenyl-Acetat-Gruppe oder eine Ethyl-Phenyl- Gruppe ist.

16. Verbindung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der Linker als funktionelle Gruppe eine aliphatische oder aromatische Amino-, Hydroxy-, Mercap-to-, Alken-, Alkin, CO 2 H-, CONH 2 , CNOH-, Epoxy-, NCS-, COOH-, Aktivester-, NCO-, COX-, B(OH) 2 -, Maleinimid-, PR 3 -, P(OR) 3 -Gruppe, Isothiocyanat/Thiohamstoff oder analoge Gruppen enthält.

17. Verbindung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der Linker eine Abgangsgruppe I 1 Cl, Br, OTs, OMs, OTf, ONf, ONs enthält.

18. Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass sowohl Spacerals auch Linker aus Kombinationen mehrerer Atome, Moleküle, funktioneller Gruppen und Abgangsgruppen aufgebaut sind.

19. Verbindung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der oder die Targe- tingvektor(en) aus proteinogenen oder künstlichen Aminosäuren, die jeweils eine α- Amino-Carbonsäure-Gruppe aufweisen, aufgebaut ist bzw. sind.

20. Verbindung nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, dass die Seitenketten der proteinogenen und künstlichen Aminosäuren neutral als auch polar, aromatisch oder aliphatisch sind und Amino-, Carboxyl- und Hydroxygruppen beinhalten.

21. Verbindung nach den Ansprüchen 19 und 20, dadurch gekennzeichnet, dass zwei oder mehrere Aminosäuren als Targetingvektoren in dem Markierungsvorläufer vorhanden sind und dass diese Aminosäuren-Targetingvektoren identisch oder voneinander verschieden sind.

22. Verbindung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der oder die Targe- tingvektor(en) aus der Gruppe anorganischer Komponenten wie beispielsweise Bisphosphonate, Zucker, DNA-Komponenten, Hypoxie-Tracern, Zellmembran- Komponenten, Glutamin oder ähnlichen biologisch aktiven Strukturen besteht bzw. bestehen.

23. Verbindung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der oder die Targe- tingvektor(en) aus der Gruppe der Liganden extra- oder interzellulärer Enzyme oder Rezeptoren besteht bzw. bestehen.

24. Verbindung nach einem der Ansprüche 2 bis 18, dadurch gekennzeichnet, dass der Chelator mit zwei-, drei- oder vierwertigen metallischen Radionukliden markiert ist.

25. Verbindung nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, dass das Radionuklid metallisches dreiwertiges 68 Ga aus einem 68 Ge/Ga-Generatoreluat ist.

26. Verbindung nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, dass der Chelator mit mmiinnddeessttens einem der Gallium-Radioistope 65 Ga, 66 Ga, 67 Ga, 68 Ga, 70 Ga oder 72 Ga mar- kiert ist.

27. Verbindung nach einem der Ansprüche 19 bis 23, dadurch gekennzeichnet, dass die verschiedenen Targetingvektoren das gleiche oder verschiedene biologische Targets) adressieren.

28. Verwendung der Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 27 zum Abbilden von Tumorgewebe mittels der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder der Sin- gle-Photon-Emission-Computed-Tomography (SPECT), durch selektive Anreicherung des Metallkomplexes der Verbindung in dem zu untersuchenden Tumorgewebe in vivo.

29. Verwendung der Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 27 zum Bestrahlen von Zielgewebe durch systemisches oder direktes Einbringen der Verbindung in das Zielgewebe.

30. Verwendung der Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 27 zum Abbilden von Herz-, Blutgefäß-, Hirn-, Nieren-, Lungen-, Leber-, Pankreas-, Prostata- und Drüsengewebe sowie Knochen mittels PET.

31. Verwendung der Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 27 zum Abbilden von Veränderungen in einem Zielgewebe mittels PET.

32. Verwendung der Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 27 zum Abbilden von pharmakokinetischen Vorgängen in einem Zielgewebe mittels PET.

33. Verwendung der Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 27 für bildgebende Verfahren oder zur Herstellung eines therapeutischen Mittels.

34. Verwendung der Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 27 unter Einsatz von markierten Strukturen wie Polymeren, Kolloiden, Nanopartikeln.

Description:

Verbindung aus einem Metallion und einem Markierungsvorläufer mit zwei oder mehreren Targetingvektoren und Verwendung der Verbindung

Die Erfindung betrifft eine Verbindung aus einem Metallion und einem Markierungsvorläufer mit zwei oder mehreren Targetingvektoren und die Verwendung der Verbindung.

In der medizinischen Bildgebung werden Metallkomplexe zur Funktions- und Lokalisati- onsdiagnostik, sowie in der Therapie angewandt.

In der Diagnostik stellen die bildgebenden Verfahren Positron-Emission-Tomography (PET) und Single-Photon-Emission-Computed-Tomography (SPECT) nach dem Tracer- Prinzip vor allem die biochemische Funktion eines Organs oder Gewebes dar, während die bildgebenden Verfahren Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRI) die morphologische Struktur beispielsweise von Organen oder des Knochenskeletts zeigen. Wird beispielsweise ein Radiopharmakon verwendet, das bevorzugt von knochenbildenden Zellen aufgenommen wird, so zeigt normales Knochengewebe in der Tomographie niedrige Aktivität. Im Gegensatz zu krankhaftem Knochengewebe, dessen erhöhte Aktivität verstärkten Knochenumbau anzeigt, beispielsweise verursacht durch Krebs, gutartigen Knochentumor, Frakturen, Arthrosen oder Entzündungen.

Aminosäuren zur Tumordiagnostik

Aminosäuren stellen, vor allem in der Onkologie, nützliche Targetingvektoren für PET- bzw. SPECT dar. Sie werden über verschiedene Aminosäuretransportsysteme in Zellen transportiert und dort in bestimmten Fällen in der Proteinbiosynthese weiter zu Proteinen umgesetzt. Das schnelle Wachstum dieser Tumore bedingt neben einer erhöhten Proteinsyntheserate auch eine erhöhte Aminosäuretransporteraktivität und -dichte. Die erhöhte Anreicherung der radioaktiv markierten Aminosäure in Tumorzellen begründet sich also in der Regel in der hohen Proliferationsrate maligner Tumore. Die Akkumulation erfolgt im Idealfall durch den Einbau der markierten Aminosäuren in Proteine. Parallel dazu ist es möglich, dass markierte Aminosäuren in die Zelle transportiert, dort aber nicht mehr in Proteine eingebaut werden. Studien zeigen einen direkten Zusammen-

hang zwischen Proteinsyntheserate und Aminosäuretransporteraktivität. Daher ist es für eine Anreicherung der markierten Aminosäure in der Zelle nicht unbedingt notwendig, dass diese auch in Proteine eingebaut wird, was eine Variation der Struktur der radioaktiv markierten Aminosäure in jedem Maß zulässt, das durch den Aminosäuretransporter toleriert wird. Dies ist beispielsweise für das O-(2-[ 18 F]Fluorethyl)-L-Tyrosin (FET) der Fall.

Momentan werden für die PET bereits 11 C- oder 18 F- markierte Aminosäuren, wie das L- [Methyl- 11 C]Methionin (MET), das 2-[ 18 F]Fluor-L-Tyrosin, das O-(2-[ 18 F]Fluorethyl)- L-Tyrosin (FET) und andere 11 C- bzw. 18 F-markierte Aminosäuren als Tumortracer klinisch eingesetzt. Man geht davon aus, dass die Bindung eines Tracers an einen Aminosäuretransporter ausreicht, um eine Anreicherung im Vergleich zum normalen Gewebe zu erhalten und den Tumor abbilden zu können. Dies gewährt einen noch deutlich größeren Spielraum bei der Variation der eingesetzten Strukturen.

Zusätzlich wurden radioaktiv markierte künstlichen Aminosäuren beschrieben, wie beispielsweise 1-Amino-3-[ 18 F]fluorcyclobutan-1 -carbonsäure (FACBC), die über den Aminosäuretransporter in die Zelle transportiert werden und sich dort akkumulieren.

Eine besondere Bedeutung besitzen radioaktiv markierte Aminosäuren bei der Diagnostik von Hirntumoren, da ein gesundes Hirn einen niedrigen Stoffwechsel an Aminosäuren besitzt und dort lokalisierte maligne Tumore einen deutlich höheren Aminosäurestoffwechsel aufweisen.

Klinisch etabliert ist beispielsweise der Zusammenhang von PET-Tumordiagnostik mit markierten Aminosäuren als prä-therapeutische Diagnostik zur Vorbereitung chirurgischer oder strahlen-basierter Therapien.

Dies erfordert eine hohe Verfügbarkeit der markierten Aminosäuren in der klinischen Routine.

Metall-basierte Radiopharmaka

In der funktionellen Bildgebung mittels PET oder SPE(C)T werden beispielsweise Biomoleküle bekannter Funktion (Nukleotide, Neurotransmitter oder Zucker) radioaktiv markiert, um intelligente Sonden zu erhalten, die in ihrer Funktion mit dem Original identisch (Isotopentracer) oder ihm ausreichend ähnlich sind (Analogtracer). In vielen Fällen besitzen Analogtracer spezifische biologische Funktionen, die einen wertvollen Rück- schluss auf das Verhalten der Originale erlauben.

Die Einführung eines sperrigen Metallkomplexes in ein biologisch relevantes (kleines) Molekül ist jedoch oft mit drastischen änderungen der Moleküleigenschaften verbunden, da sich physikalische Parameter (Lipophilie, Solvatisierung, molare Masse, Diffusionsund Permeationseigenschaften u.ä.) wie auch chemisch-physikalische Parameter (Aktivierungsenergien von essentiellen Konformationsänderungen, Elektronenverteilungen, Komplexstabilitäten und -bildungsgeschwindig-keiten o.a.) signifikant ändern.

Metall-Komplexbildner besitzen andererseits eine wichtige Funktion in der diagnostischen funktionellen Bildgebung. Ihre Metallkomplexe können als Kontrastmittel für die Computertomographie (Röntgentomographie), für die Kernspintomographie (MRI) und die Bildgebung mittels Ultraschall eingesetzt werden, sowie als Komplexe radioaktiver Metalle in der nuklearmedizinischen Diagnostik und Therapie. Komplexe mit stabilen Lanthaniden oder anderen schweren Elementen mit Atomgewichten größer als das von lod (M At om > lod) besitzen eine hohe Absorption für Röntgenstrahlung und können somit als Röntgenkontrastmittel dienen. Komplexe mit hoher Röntgenabsorption besitzen zum Teil auch ausreichende Ultraschall-Streu- oder Reflektionseigenschaften, um als Ultraschallkontrastmittel eingesetzt werden zu können. Paramagnetische Elemente mit symmetrischem elektronischem Grundzustand (z.B. Gd(III) oder Fe(III)) bilden Komplexe mit Chelatoren, die als Spin-Relaxations-Katalysatoren für die Anwendung in der MRI eingesetzt werden können. Durch die Kombination von Chelatoren mit parama- gnetischen Elementen, die einen unsymmetrischen Elektronengrundzustand besitzen, werden shift-Reagenzien für die MRI erhalten. Zahlreiche Lanthanidkomplexe makrozyklischer Chelatoren besitzen vorteilhafte (z.B. pH-abhängige) Absorptions- und Fluoreszenzeigenschaften im Bereich des sichtbaren Lichts. Sie eignen sich insbesondere für

- A -

die Anwendung in modernen, lichtmikroskopischen Methoden der molekularen Bildge- bung.

Voranstehend genannte Chelatoren und Komplexe können auch bifunktionell sein, d.h. neben der Komplexierung des Metallions können sie eine weitere Funktionalität besitzen, die neue chemische, physikalische oder biologische Eigenschaften mit sich bringt. Die Komplexbildner in der vorliegenden Erfindung sollen zwei solcher Funktionalitäten beinhalten, die als sogenannte Targetingvektoren (TV), die selektive Anreicherung des Metallkomplexes in einem definierten Gewebe in vivo bewirken. Dadurch erhält der Komplex für die funktionelle Bildgebung entscheidende Vorteile.

68 Ga als Radionuklid-basierter und leicht verfügbarer Positronen-Emitter für die Synthese von PET-Radiopharmaka

In der nuklearmedizinischen Diagnostik bzw. Therapie können Gamma- oder Positronenemitter für die Bildgebung mittels SPE(C)T (z.B. mit 99m Tc oder 111 In) und Positronen- Emissions-Tomographie (PET) (z.B. mit 68 Ga und 64 Cu) eingesetzt werden. Dagegen besitzen CX-( 177 Lu) oder ß " -Emitter ( 90 Y) zum Teil vorteilhafte Eigenschaften für die Endora- diotherapie (ERT).

Das Positronen-emittierende 68 Ga mit einer physikalischen Halbwertszeit T 1/2 = 67,7 min ist von großer praktischer Bedeutung für die klinische Diagnostik mittels PET.

Den Radionuklidgeneratoren zur Gewinnung von radioaktiven metallischen Radionukli- den liegt ein Konzept der effektiven radiochemischen Separation von Mutter- und Toch- ter-Radionuklidsystemen in solcher Weise zugrunde, dass das Tochternuklid in chemisch und radiochemisch möglichst reiner Form erhalten werden soll.

Im Vergleich zu in-house-Radionuklidproduktionsanlagen wie Beschleunigern oder Nu- klearreaktoren bietet die Verfügbarkeit kurzlebiger Radionuklide von Radionuklidgeneratoren eine preiswerte und einfache Alternative. Die Entwicklung von Radionuklidgeneratoren war und ist stets geprägt durch das wachsende Spektrum der Anwendung von Radionukliden und markierten Pharmaka in der Medizin, insbesondere für die nuklear-

medizinische Diagnostik und Therapie. Diese wachsende Verfügbarkeit von Radionuk- lidgeneratoren wiederum hat eine breite Entwicklung von neuen biologisch relevanten Molekülen stimuliert, die mit den Radionukliden aus Radionuklidgeneratoren markiert werden.

Die breite Nutzung des 99 Mo/" m Tc-Generatorsystems in der Nuklearmedizin ist ein typisches Beispiel für die Anwendung von Radionuklidgeneratoren in Klinika und bei Herstellern einer großen Palette diagnostischer Radiopharmaka. Mehr als 35000 diagnostische Studien mit 99m Tc werden täglich allein in den USA, das sind mehr als 12 MiI- lionen Anwendungen pro Jahr, geschätzter Weise durchgeführt.

Radionuklidgenerator-Entwicklungen sind oft systematisiert worden. Detaillierte Berichte hierüber haben sich verschiedenen Aspekten gewidmet: Mutter-Tochter Halbwertszeiten, Reaktor-produzierte Nuklide, Beschleuniger-produzierte Nuklide, Zyklotron- Produktion von Generatormutter-Nukliden, ultrakurzlebige Generator-produzierte Radionuklide, Generator-basierte Positron-emittierende Radionuklide und klinische Anwendungen.

Inzwischen wurden verschiedene andere Generatorsysteme entwickelt und einige davon haben signifikante praktische Bedeutung erlangt. Zurzeit bieten 68 Ge (T 1y2 = 270.95 d) / 68 Ga (Ti /2 = 67,7 min)-Generatorsysteme eine neue, vielversprechende Perspektive zur qualitativ und quantitativ verbesserten Verfügbarkeit neuer PET-Radiopharmaka.

68 Ga-basierte Tumordiagnostika

Seit einigen Jahren steht mit 68 Ga ein Generatornuklid auch für die PET zur Verfügung. Erste Generatorsysteme sind kommerziell erhältlich. Die Routineproduktion eines tumoraffinen Peptides zur bildgebenden Diagnostik vor allem neuroendokriner Tumore ist in Form des [ 68 Ga]DOTATOC ( 68 Ga-DOTA-DPhe 1 -Tyr 3 -octreotid) grundsätzlich eta- bliert.

Im Fall der Synthese bzw. Anwendung von Ga-Radiopharmaka kann zwischen einfachen Ga-Ligand-Komplexen (z.B.^ GajCitrat) und markierten Targetingvektoren (z.B. markierten Peptide wie [ 67l68 Ga]DOTATOC) unterschieden werden. Vor allem die zweite

Kategorie bietet die interessantesten und vielfältigsten Möglichkeiten zur nuklearmedizinischen Diagnostik. Chemisch liegt diesem Ansatz die Verwendung bifunktioneller Che- latoren zugrunde.

Geeignete bifunktionelle Chelatoren müssen in der Lage sein, das 68 Ga mindestens über den Zeitraum einer PET-Untersuchung stabil zu komplexieren und gleichzeitig die Möglichkeit besitzen, kovalent an die benötigten Targetingvektoren gebunden zu werden. Hier hat sich für viele Fragestellungen 1 , 4,7,10-Tetraazacyclododekan- 1 ,4,7,10-tetraessigsäure (DOTA) 1 ein makrozyklischer Chelatligand, der bereits in der Komplexierung hochkoordinierender Lanthanide Verwendung findet und präparativ leicht zugänglich ist, bewährt.

Da der Chelator acht Koordinationsstellen besitzt und das für die Markierung zugängliche Ga(III) sechsfach koordiniert, verbleiben zwei der acht Koordinationsstellen im DOTA frei. Bei diesen handelt es sich um zwei Carboxylgruppen der Essigsäurereste, welche beispielsweise für die Konjugation mit einem Biomolekül zur Verfügung stehen. Im Falle des [ 68 Ga]DOTATOC wird beispielsweise nur eine der zwei freien Carboxylgruppen verwendet, um den TV (DPhe 1 -Tyr 3 -Octreotid) an den Galliumkomplex zu binden. Die verbleibende freie Carboxylgruppe liegt bei physiologischem pH als Carboxy- lat vor, wodurch sich die chemischen Eigenschaften gegenüber vollständig koordinierten Verbindungen deutlich verändern. Dennoch weist [ 68 Ga]DOTATOC gegenüber seinem SPECT-Analogon [ 111 ln]Octreoscan eine erheblich bessere Affinität auf, so dass nicht generell auf eine Verschlechterung der pharmakologischen Eigenschaften geschlossen werden kann.

Einige tripodale, tetraedrisch koordinierenden Chelatoren, insbesondere solche die Schwefeldonoren beinhalten, sind ebenfalls bekannt, werden aber aufgrund ihrer zumeist aufwendigen Synthese nicht eingesetzt.

Für die Kopplung von Ga-Targetingvektoren verwendet man zur Zeit in der Regel das kommerziell erhältliche DOTA und seine Derivate. Das neun-Ring-analoge NOTA gilt ebenfalls als sehr geeignet, konnte sich jedoch bisher aufgrund seiner aufwendigen synthetischen Darstellung noch nicht durchsetzen.

1 ,4,7, 10-Tetraazacyclododekan-1 ,4,7, 10-tetraessigsäure (DOTA) und das ebenfalls oft verwendete 1,4,7-Triazacyclononan-1 ,4,7-triessigsäure (NOTA) sind in Fig. 1 dargestellt.

Aufgabe der Erfindung ist die Schaffung von Verbindungen aus einem Metallion und einem Markierungsvorläufer bestehend aus dem bifunktionellen Chelator mit konjugierten Targetingvektoren.

Dabei soll es sich zum einen um Derivate handeln, bei denen zwei oder mehrere Aminosäure-Targetingvektoren pro Chelatormolekül eingesetzt werden. (Fig. 2)

Diese Aufgabe wird in der Weise gelöst, dass der Markierungsvorläufer aus einem bifunktionellen makrozyklischen Chelator, einer Kopplungseinheit zumindest zwei Targetingvektoren aufgebaut ist.

Das Metallion ist insbesondere ein Radionuklid.

In Ausgestaltung der Erfindung umfasst der makrozyklische Chelator 9- bis 16-gliedrige Polyazamakrozyklen.

In vorteilhafterweise ist der Chelator in der Verbindung ein makrozyklisches Polyamin, das an allen Stickstoffatomen substituiert ist, wobei das zentrale Metallion mit den benachbarten Stickstoffatomen 5- bzw. 6-Ring-Chelate bildet. Insbesondere ist bzw. sind an den Chelator eine bzw. mehrere Kombinationen aus Spacer, Linker und zwei oder mehrerer Aminosäuren als Targetingvektor gebunden.

Die Konjugation der beiden oder mehrerer Targetingvektoren erfolgt jeweils über verschiedene Ringstickstoff-Atome des makrozykischen Chelators und /oder verschiedener Kohlenstoffatome des Chelators.

In Ausgestaltung der Erfindung wird ein Chelator verwendet, der aus Polyaminopolycar- bonsäuren und gegebenenfalls komplexbildenden Donoren aus der Gruppe CNHOH, CSOH, COOH, CH 2 OH, CH 2 SH, PO(OH) 2 , CH 2 SO 3 H aufgebaut ist. Des Weiteren kann ein Chelator verwendet werden, der aus Polyaminopolycarbonsäuren aufgebaut ist, die

zusätzlich oder anstelle einer oder mehreren Carbonsäureeinheiten auch SH-Gruppen enthalten.

Die erfindungsgemäßen Verbindungen weisen fünf-, sechs- oder mehrfach- koordinierende bifunktionelle Chelatoren sowie deren Komplexe mit Metallionen, insbesondere Radionukliden, zur Kopplung an Aminosäuren auf.

Die Chelatoren sind zurthermodynamisch stabilen und kinetisch inerten Komplexierung von Metallionen wie Radionukliden bzw. Radioisotopen, insbesondere von 68 Ga und anderen Radiogalliumisotopen befähigt und an die Chelatoren werden in geeigneter Weise Aminosäuren kovalent gebunden.

Die Chelatoren sind des Weiteren zur Bindung von mehr als einer Aminosäure je bifunktionellem Chelator geeignet. Dadurch wird dem resultierenden Komplex-Biomolekül- Konjugat eine molekulare Grundlage verliehen, die eine erhöhte Affinität zu einem Tumor bewirkt.

Die erfindungsgemäße Weiterbildung der Verbindung ergibt sich aus den Ansprüchen 11 bis 27.

Die Verbindung wird erfindungsgemäß zum Abbilden von Tumorgeweben mittels der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder der Single-Photon-Emission-Computed- Tomography (SPECT), durch selektive Anreicherung des Metallkomplexes der Verbindung in dem zu untersuchenden Tumorgewebe in vivo verwendet.

In weiterer Verwendung zum Bestrahlen von Zielgewebe wird die Verbindung systemisch oder direkt in das Zielgewebe eingebracht. Insbesondere wird die Verbindung zum Abbilden von Herz-, Blutgefäß-, Hirn-, Nieren-, Lungen-, Leber- und Drüsengewebe sowie Knochen mittels PET verwendet.

Weitere Verwendungen der Verbindung sind in den Ansprüchen 31 bis 34 beschrieben.

Die erfindungsgemäßen Verbindungen eignen sich für die molekulare Bildgebung mit PET oder anderen Bildgebungsverfahren und werden in der nuklearmedizinischen Dia-

gnostk und/oder Therapie eingesetzt. Insbesondere werden die Verbindungen zur nuklearmedizinischen Diagnostik von Tumoren mittels der Positronen-Emissions- Tomographie PET oder der Single-Photon-Emission-Computed-Tomography SPECT verwendet, die durch selektive Anreicherung in dem zu untersuchenden Zielgewebe in vivo ermöglicht wird.

Ebenso werden über die Verbindungen wie Radiogalliumpharmaka auf Aminosäure- Basis hinaus auch die zur Bildgebung bzw. Therapie von Tumoren relevanten Molekülen aus der Gruppe der Zucker, Purin- und Pyrimidinbasen, Nukleotide, Nukleoside und deren Derivate, Antikörper, Antikörperfragmente, Enzym- oder Rezeptorliganden als Targetingvektoren verwendet.

Darüber hinaus sind die Verbindungen in Gestalt von Radiogalliumpharmaka zur Markierung von Polymeren, Kolloiden, Nanopartikeln zur Darstellung bzw. Bildgebung von nicht-endogenen Strukturen verwendbar.

Des Weiteren werden die Verbindungen für die Endoradiotherapie (ERT) durch (in)- direktes Einbringen von Radiopharmaka in das Zielgewebe verwendet.

Nachfolgend werden die Bestandteile des Markierungsvorläufers näher beschrieben.

a) Chelatoren

Allgemeine Strukturformeln der beschriebenen Chelatoren sind in Fig. 3a dargestellt. Der Chelator ist ein makrozyklisches Polyamin bestehend aus Polyaminopolycarbonsäuren und gegebenenfalls komplexbildenden Donoren, wie nachstehend erwähnt. Die Polyaminopolycarbonsäuren können zusätzlich oder anstelle einer oder mehrerer Carbonsäureeinheiten SH-Gruppen enthalten.

Die Reste R können in beiden Typen folgende Gruppen verkörpern: Wasserstoff, Alkyl, Aryl, Heteroaryl, Alkenyl, Alkinyl oder Kombination Kopplungseinheit-Aminosäure. Dabei können alle R-Gruppen identisch oder voneinander verschieden sein, solange das Produkt gleichzeitig mindestens zwei bioaffine Gruppen enthält und in der Lage ist, ein zen-

trales Metall bzw. Metallion im Chelator themodynamisch und kinetisch stabil zu kom- plexieren. Als Komplex-bildende Donorf unktionen kommen vor allem CNHOH 1 CSOH, COOH 1 CH 2 OH, CH 2 SH, PO(OH) 2 , CH 2 SO 3 H oder vergleichbare Gruppen zum Einsatz.

b) Kopplungen und Kopplungseinheiten

Verbindungen zwischen bifunktionellem Chelator und Targetingvektoren können die Kopplungseinheiten bestehend aus Spacer und / oder Linker enthalten.

Der Spacer ist aus linearen, verzweigten oder heterosubstituierten, gesättigten, ungesättigten oder aromatischen Kohlenwasserstoffen aller Oxidationsstufen oder aus Zuckern aufgebaut.

Der Spacer ist in der Regel eine lineare, verzweigte oder heterosubstituierte Alkyl-, Alky- len-, Alkyliden-, Aryl-, Polyether- oder Peptidkette, die kovalent unter Beibehaltung der Aminofunktionalität der Chelatorstickstoffe an zwei gegenüberliegende oder benachbarte Stickstoffatome im Makrozyklus des Chelators gebunden ist, um eine hinreichende Distanz, sowie ausreichende konformative Flexibilität zwischen dem bioaffinen Targetingvektor und dem körperfremden Komplex zu gewährleisten. Dabei ist die Spacerfunk- tion prinzipiell für die Einführung mindestens einer oder mehrerer Linkergruppen und damit von Targetingvektoren geeignet.

Geeignete Linker können eine Abgangsgruppe wie beispielsweise I, Cl, Br, OTs, OMs, OTf, ONf oder ONs etc. oder eine aliphatische oder aromatische Amino-, Hydroxy-, Mercapto-, Alken-, Alkin-, CO 2 H-, CONH 2 -, CNOH-, Epoxy-, NCS-, COOH-, Aktivester-, NCO-, COX, B(OH) 2 -, Maleinimid-, PR 3 -, P(OR) 3 -Gruppe, Isothiocyanat/Thioharnstoff oder Analoga enthalten, die eine Bindungsknüpfung mit einem Targetingvektor ermöglicht. Neben den beschriebenen Funktionen können die verbliebenen Reste R beispielsweise Wasserstoff, Alkyl-, Alkoxy-, Alkylthio-, Alkylamino-, Alkylformamido-, Aryl-, Aryloxy-Funktionen sein.

Unter .Abgangsgruppe" oder „Fluchtgruppe" ist der bei einer chemischen Reaktion abgespaltene Molekülbereich zu verstehen. Dabei kann es sich sowohl um einzelne Atome oder Ionen, aber vor allem um Moleküle und funktionelle Gruppen handeln.

Beispielhaft werden an 9-, 10- und 12-Ringen die verschiedenen Möglichkeiten zur Verbrückung zweier Targetingvektoren über den Chelator aufgezeigt. Analog dazu kann dieses Konzept auch auf 11-, 13-, 14-, 15- sowie 16-Ringe angewendet werden. Außer- dem ist es möglich, nach diesem Konzept auch drei, vier oder mehr Targeting-Vektoren in das Molekül zu integrieren.

Die in den Fig. 3b-3d dargestellten Moleküle bestehen aus einem makrozyklischen Chelator sowie seinen Donorfunktionen D und Resten R, wobei, abweichend von Fig. 3a, R in den Fig. 3b-d eine Kombination aus Kopplungseinheit und Targetingvektor darstellt. Optional kann R eine zusätzliche Donorfunktion beinhalten.

Die Donorfunktionen D können in jeder Struktur gleich oder voneinander verschieden sein; die Reste R können ebenfalls in jeder Struktur gleich oder voneinander verschieden sein. Dies gilt jeweils unter der Voraussetzung, dass jede Struktur mindestens 6 Donorfuntionen (inklusive der Ringstickstoffe) und mindestens 2 Targeting-Vektoren enthält.

c) Aminosäuren

Als Targetingvektoren kommen primär Aminosäuren in Betracht. Diese werden über verschiedene Transportsysteme in die Zellen transportiert. In den nachfolgenden Ausführungsbeispielen wurden die proteinogenen Aminosäuren L-Tyrosin, L-Serin und L- Lysin, die für Aminosäuren mit aromatischer und aliphatischer Seitenkette stehen, verwendet. Der Transport in die Zellen erfolgt über den jeweiligen Aminosäuretranspor- ter. Beim Tyrosin erfolgt der Transport größtenteils über das Transportsystem L für Aminosäuren mit voluminösen Seitenketten, beim Lysin überwiegend über den kationischen Aminosäuretransporter und beim Serin vornehmlich über das natriumabhängige Transportsystem A. Da diese Aufnahmemechanismen bekannt sind, kann in in wϊro-Experimenten die spezifische Aufnahme der neuen Verbindungen bestätigt wer- den. Die Substraterkennung des Aminosäuretransporters geschieht über die α-Amino- Carbonsäure-Gruppe. Die Kopplung an den Spacer erfolgt in den Seitenketten der Aminosäuren.

Es sind prinzipiell alle Verbindung geeignet, die eine α-Amino-Carbonsäure-Gruppe beinhalten. Diese Aminosäuren können sowohl proteinogen als auch künstlich sein. Die proteinogenen Aminosäuren sind geeignet, solange sie über einen Spacer/-Linker an den Chelator gekoppelt werden können. Die Seitenketten können sowohl neutral als auch polar, aromatisch oder aliphatisch sein und Amino-, Carboxyl- und Hydroxylgruppen beinhalten. Außerdem kann die Aminosäure L-Prolin verwendet werden, die eine nichtessentielle, neutrale, genetisch codierte Aminosäure ist und als proteinbildende Aminosäure eine sekundäre Aminogruppe aufweist.

Geeignete künstliche Aminosäuren sind alle nicht proteinogenen α-Amino-Carbon- säuren, die eine Affinität zum Target besitzen.

Im Allgemeinen sind ein, zwei oder mehrere Aminosäuren als Targetingvektoren in dem Markierungsvorläufer vorhanden, wobei diese Aminosäure-Targetingvektoren identisch oder voneinander verschieden sind.

Der oder die Targetingvektoren besteht bzw. bestehen aus niedermolekularen Targetingvektoren aus der Gruppe anorganischer Komponenten wie beispielsweise Bisphosphonate, Zucker, DNA-Komponenten, Hypoxie-Tracern, extra- oder interzellulä- ren Enzym- oder Rezeptorliganden, Zellmembran-Komponenten, Glutamin oder ähnlichen biologisch aktiven Strukturen gebildet sein.

Der Chelator ist mit beispielsweise zwei-, drei- oder vierwertigen metallischen Radionukliden markiert. Hierzu zählt u.a. dreiwertiges 68 Ga aus einem 68 Ge/Ga-Generatoreluat. Bevorzugt ist der Chelator mit einem Gallium-Radioisotop aus der Gruppe 65 Ga, 66 Ga, 67 Ga, 68 Ga, 72 Ga markiert.

Die Erfindung wird im folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigen:

Fig. 1 1 ,4,7,10-Tetraazacyclododekan-1 ,4,7,10-tetraessigsäure (DOTA) und 1 ,4,7- Triazacyclononan-1 ,4,7-triessigsäure (NOTA);

Fig. 2 eine schematische Darstellung der Zielstruktur mit zwei, über den Chelatorver- brückten Targetingvektoren;

Fig. 3a Allgemeine Strukturformeln der erfindungsgemäßen Chelatoren;

Fig. 3b Kopplungsmöglichkeiten von zwei Targetingvektor-beinhaltenden Resten R an 9-Ring-Chelatoren;

Fig. 3c Kopplungsmöglichkeiten von zwei Targeting-Vektor beinhaltenden Resten R an 10-Ring-Chelatoren;

Fig. 3d Kopplungsmöglichkeiten von zwei Targeting-Vektor beinhaltenden Resten R an

12-Ring-Chelatoren;

Fig. 4 einen auf Cyclen basierenden Ansatz gemäß Beispiel 1 , wobei die beiden

Komplex-bildenden Carboxyldonoren sind an sich gegenüberliegenden

Ringstickstoffatome gebunden. Als Spacer dient eine 3-Oxapentylkette. Zwei gleiche Aminosäuren werden als Targetingvektoren verwendet. Die nicht spezi- fizierten Reste R bestehen aus Wasserstoff;

Fig. 5 einen weiteren auf Cyclen basierenden Ansatz gemäß Beispiel 2, wobei die beiden Komplex-bildenden Carboxyldonoren wiederum an sich gegenüberliegenden Ringstickstoffatome gebunden sind. Als Spacer dient wiederum eine 3- Oxapentylkette. Im Gegensatz zu Beispiel 1 werden hier zwei verschiedene

Aminosäuren als Targetingvektoren verwendet. Es handelt sich um einen symmetrischen sechzähnigen Chelator mit zwei verschiedenen Aminosäuren L- Tyrosin und L-Serin. L-Tyrosin ist darüber hinaus über eine Aryl-

Alkyletherfunktion, das L-Serin über eine Alkyl-etherfunktion an den Spacer gekoppelt;

Fig. 6 einen Ansatz gemäß Beispiel 3, bei dem keine Aminosäuren als TV eingesetzt werden. Auf Basis des 1 ,4,7-Triazacyclononans, bei dem die 3 Ringstickstoffatome nicht symmetrisch alkyliert sind, dienen hier zwei Desoxyglukose- Derivate als TV. Dieser auf NOTA basierende Chelator weist eine Acetat- Gruppe und zwei Phenylacetat-Gruppen, Thioharnstofflinker und zwei Deso- xyglukose-Derivate als Targetingvektoren auf. Während die Position 1 einen einfachen Donorrest auf Basis der Essigsäure enthält, sind die Substituenten in

Position 4 und 7 verzweigt, um die Anbindung eines TV zu ermöglichen. Als Spacer dient in diesem Fall der planare Phenylring, in dessen Position 4 der reaktive Isothiocyanat/ Thioharnstofflinker steht. Als Targetingvektor dienen in diesem Fall die terminal über Spacer und Linker an zueinander benachbarten Stickstoffatomen angebrachten Glukoseeinheiten. Die nicht spezifizierten Reste R bestehen in diesem Fall ebenfalls aus Wasserstoff; und

Fig. 7 eine Kombination zweier orthogonal adressierbarer Linkerfunktionen gemäß Beispiel 4, die die Einführung zweier identischer oder voneinander verschiede- ner TV ermöglichen. Zwei L-Lysin-TV sind über einen Ethyl-Phenyl-Spacer und eine Isothiocyanat/Thioharnstofffunktion direkt mit dem Rückgrat des makrozyklischen Polyamins verbunden, während zwei weitere L-Tyrosin-TV über einen Propylspacer mit einem 1 ,2,3-Triazollinker aus einer Huisgen-1 ,3-dipolaren Cy- cloaddition an den Chelator gekoppelt wurden. Somit wurden zwei voneinander verschiedene Targetingvektoren jeweils dimerartig mit dem Chelator verknüpft. Die nicht spezifizierten Reste R bestehen in diesem Fall aus Wasserstoff. Es handelt sich um DO2A mit zwei L-Tyrosin-TV (verknüpft über eine Huisgen-1 ,3-dipolare Cycloaddition) und zwei L-Lysin-TV, die über eine back- bone-Verzweigung mit Thioharnstofflinkern gekoppelt sind.

Die erfindungsgemäßen Verbindungen unterscheiden sich von bekannten Verbindungen, wie sie z.B. in „Improving Tumor Uptake and Pharmacokinetics of 64 Cu-Labeled Cyclic RGD Peptide Dimers with GIy 3 and PEG 4 Linkers"; Jiyun Shi τ , Young-Seung Kim*, Shizhen Zhai*, Zhaofei Liu*, Xiaoyuan Chen* and Shuang Liu * *; Publication Date

(Web): March 25, 2009 DOI: 10.1021/bc800455p, offenbart sind, durch die Verzweigung am Chelator mit zwei bioaktiven Molekülen bzw. Targetingvektoren. Erfindungsgemäß werden zwei direkt am Chelator lokalisierte Funktionen bereitgestellt, wobei die beiden Funktionen aufgrund der strukturellen Kombination Spacer-Linker-Targetingvektor unabhängig voneinander ausgebildet sein können. Die strukturelle Kombination Spacer- Linker-Targetingvektor vergrößert den Abstand zwischen den beiden Targetingvektoren in beträchtlichem Maße und gestattetes, die Funktionen der beiden Targetingvektoren unabhängig voneinander auszubilden.

Die Funktionalität der erfindungsgemäßen Verbindung zeigt sich in Zellexperimenten anhand ihrer spezifischen Anreicherung.

Fig. 8

In Fig. 8 ist der zeitliche Verlauf der Aktivitätsanreicherung in F98-Glioblastomzellen wiedergegeben. Man erkennt die Anreicherung von [ 68 Ga]Ga-1 ,4,7, 10- tetraazacyclododecan-1 ,7-diessigsäure-4,10-di-(O-butyl)-L-tyrosin (zugehörige Meßpunkte sind als Quadrate dargestellt), sowie die Anreicherung von [ 68 Ga]Ga-DO2A (Kreise) zur Bestimmung der unspezifischen Anreicherung. Im weiteren zeigt Fig. 8 die Resultate eines Blockexperiments (zugehörige Meßpunkte sind als Dreiecke dargestellt), in dem durch Zugabe einer Mischung aus L-Serin, L-Tryptophan und 2- aminobicyclo(2,2,1)heptan-2-carbonsäure (BCH) (jeweils 5 mM) die Anreicherung von [ 68 Ga]Ga-1 ,4,7, 10-tetraazacyclododecan-1 ,7-diessigsäure-4, 10-di-(O-butyl)-L-tyrosin auf das Niveau von [ 68 Ga]Ga-DO2A verringert werden konnte.

Ausführungsbeispiele

Beispiel 1 zeigt in Fig. 4 einen auf Cyclen basierenden Ansatz. Die beiden Komplex-bildenden Carboxyldonoren sind an sich gegenüberliegenden Ringstickstoffatome gebunden. Als Spacer dient wiederum eine 3-Oxapentylkette. Zwei gleiche Aminosäuren werden als Targetingvektoren verwendet. Die in Fig. 4 nicht spezifizierten Reste R bestehen aus Wasserstoff.

Die Markierungsvorläufer sind aus kommerziell erhältlichen Chemikalien aufgebaut, die in lehrbuchbekannten (vgl. z. B. K Schwetlick, Organikum, Wiley VCH: Heidelberg (2009); Science of Synthesis, Thieme: Stuttgart, 2002-2009) Routineschritten, z. B. durch nukleophile Substitutionen, miteinander umgesetzt werden.

Beispielhaft für die erfindungsgemäßen Verbindungen sind die 1 H-NMR Daten, aufgenommen mit einem Bruker AC 200 FT-NMR, für das in Fig. 4 gezeigte Ausführungsbeispiel 1 angegeben. 1H NMR (300 MHz, D 2 O): δ (in ppm) 7.21 (d, J = 8 Hz, 4H; O-C Ar C Ar H), 6.94 (d, J = 8 Hz, 4H; CH 2 -C Ar C Ar H), 4.22 (dd, J = 6 Hz, J = 7 Hz, 2H; CH-NH 2 ), 4.18-4.12 (m, 4H; C Ar O-CH 2 ), 3.95-3.88 (m, 4H; C Ar 0-CH 2 -CH 2 ), 3.83-3.78 (m, 4H; N-CH 2 -CH 2 -O), 3.57- 3.50 (m, 4H; N-CH 2 -CH 2 -O), 3.46 (s, 4H; CH 2 -COOH), 3.50-3.35 (m, 8H; CH 2 -N-CH 2 - COOH), 3.22 (dd, J = 6 Hz, J = 15 Hz, 2H; C Ar CH 2 -CH) 3.12 (dd, J = 7 Hz, J = 15 Hz; C Ar CH 2 -CH), 3.10-2.91 (m, 8H; CH 2 -N-CH 2 -CH 2 -CH 2 )

Beispiel 2 zeigt in Fig. 5 einen auf Cyclen basierenden Ansatz. Die beiden Komplex-bildenden Carboxyldonoren sind wiederum an sich gegenüberliegenden Ringstickstoffatome gebunden. Als Spacer dient wiederum eine 3-Oxapentylkette. Im Gegensatz zu Beispiel 1 werden hier zwei verschiedene Aminosäuren als Targetingvektoren verwendet. L- Tyrosin ist darüber hinaus über eine Aryl-Alkyletherfunktion, das L-Serin über eine Alkyl- etherfunktion an den Spacer gekoppelt.

Es handelt sich um einen symmetrischen sechzähnigen Chelator mit zwei verschiedenen Aminosäuren L-Tyrosin und L-Serin (s. Fig. 5).

Beispiel 3 zeigt in Fig. 6 einen alternativen Ansatz bei dem keine Aminosäuren als TV eingesetzt werden. Auf Basis des 1 ,4,7-Triazacyclononans, bei dem die 3 Ringstickstoffatome nicht symmetrisch alkyliert sind, dienen hier zwei Desoxyglukose-Derivate als TV. Während die Position 1 einen einfachen Donorrest auf Basis der Essigsäure enthält, sind die Substituenten in Position 4 und 7 verzweigt, um die Anbindung eines TV zu ermögli- chen. Als Spacer dient in diesem Fall der planare Phenylring, in dessen Position 4 der reaktive Isothiocyanat/Thioharnstofflinker steht. Als Targetingvektor dienen in diesem Fall die terminal über Spacer und Linker an zueinander benachbarten Stickstoffatomen angebrachten Glukoseeinheiten. Die in Fig. 6 nicht spezifizierten Reste R bestehen in diesem Fall ebenfalls aus Wasserstoff.

Dieser auf NOTA basierende Chelator weist eine Acetat-Gruppe und zwei Phenylacetat-Gruppen, Thioharnstofflinker und zwei Desoxyglukose-Derivate als Targetingvektoren auf (s. Fig. 6).

Beispiel 4 zeigt in Fig. 7 die Kombination zweier orthogonal adressierbarer Linkerfunktionen, die die Einführung zweier identischer oder voneinander verschiedener TV ermöglichen. Zwei L-Lysin-TV sind über einen Ethyl-Phenyl-Spacer und eine Isothiocya- nat/Thioharnstofffunktion direkt mit dem Rückgrat des makrozyklischen Polyamins ver- bunden, während zwei weitere L-Tyrosin-TV über einen Propylspacer mit einem 1 ,2,3- Triazollinker aus einer Huisgen-1 ,3-dipolaren Cycloaddition an den Chelator gekoppelt wurden. Somit wurden zwei voneinander verschiedene Targetingvektoren jeweils dimerartig mit dem Chelator verknüpft. Die in Fig. 7 nicht spezifizierten Reste R bestehen in diesem Fall aus Wasserstoff. Es handelt sich um DO2A mit zwei L-Tyrosin-TV (verknüpft über eine Huisgen-1 ,3-dipolare Cycloaddition) und zwei L-Lysin-TV, die über eine backbone-Verzweigung mit Thioharnstofflinkern gekoppelt sind (s. Fig. 7).