Login| Sign Up| Help| Contact|

Patent Searching and Data


Title:
METHOD FOR CONTROLLING A DAMPING MODIFICATION
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2016/169848
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for controlling a damping modification in an artificial knee joint of an orthosis, an exoskeleton, or a prosthesis. The artificial knee joint has an upper part (1) and a lower part (2) which are secured together in a pivotal manner about a pivot axis (4). A resistance unit (6) is secured between the upper part (1) and the lower part (2) in order to provide a resistance against an inflexion or extension of the artificial knee joint, and the resistance unit (6) is paired with an adjustment device (7) via which the resistance can be modified when a sensor signal of a control unit (8) paired with the adjustment device (7) activates the adjustment device (7). The flexion resistance is reduced for the swing phase, wherein the curve of at least one load characteristic (MA, FA) which influences the orthosis or prosthesis is detected when walking or standing; a maximum of the load characteristic curve during the standing phase or when standing is ascertained; and after the maximum is reached, the flexion damping is reduced to a swing-phase damping level during the standing phase when a threshold of the load characteristic (MA, FA) below the maximum is reached.

Inventors:
SEIFERT DIRK (AT)
PAWLIK ROLAND (AT)
SEYR MARTIN (AT)
Application Number:
PCT/EP2016/058343
Publication Date:
October 27, 2016
Filing Date:
April 15, 2016
Export Citation:
Click for automatic bibliography generation   Help
Assignee:
BOCK OTTO HEALTHCARE PROD GMBH (AT)
International Classes:
A61F2/64
Foreign References:
DE102009052895A12011-05-19
DE102009052887A12011-05-19
DE102009052888A12011-05-19
DE102008008284A12009-08-13
DE102006021802A12007-11-15
DE102009052887A12011-05-19
Attorney, Agent or Firm:
STORNEBEL, Kai (DE)
Download PDF:
Claims:
Patentansprüche

1 . Verfahren zur Steuerung einer Dämpfungsveränderung bei einem künstlichen Kniegelenk einer Orthese, eines Exoskelettes oder Prothese, wobei das künstliche Kniegelenk ein Oberteil (1 ) und ein Unterteil (2) aufweist, die um eine Schwenkachse (4) schwenkbar aneinander befestigt sind, wobei eine Widerstandseinheit (6) zwischen dem Oberteil (1 ) und dem Unterteil (2) befestigt ist, um einen Widerstand gegen eine Einbeugung oder Streckung des künstlichen Kniegelenks bereitzustellen und der Widerstandseinheit (6) eine Versteileinrichtung (7) zugeordnet ist, über die der Widerstand verändert wird, wenn ein Sensorsignal einer der Versteileinrichtung (7) zugeordneten Steuereinheit (8) die Versteileinrichtung (7) aktiviert, wobei für die Schwungphase der Flexionswiderstand reduziert wird, dadurch gekennzeichnet, dass während des Gehens oder Stehens der Verlauf zumindest einer Belastungskenngröße (MA, FA), die auf die Orthese oder Prothese einwirkt, erfasst wird, ein Maximum des Belastungskenngrößenverlaufes während der Standphase oder des Stehens ermittelt wird und nach Erreichen des Maximums bei Erreichen eines Schwellwertes der Belastungskenngröße (MA, FA) unterhalb des Maximums die Flexionsdämpfung während der Standphase auf ein Schwungphasendämp- fungsniveau verringert wird.

2. Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass Belastungskenngröße das Knöchelmoment (MA) und/oder die Axialkraft (FA) auf das Unterteil (2) verwendet werden.

3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass

Schwellwert für die Auslösung der Schwungphasendämpfung zeitlich variabel ist.

4. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Schwellwert für die Auslösung der Schwungphasen- dämpfung in Abhängigkeit von der Gehgeschwindigkeit, der Überrollgeschwindigkeit und/oder der Gehsituation festgelegt wird.

Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Schwellwert für die Auslösung der Schwungphasendämpfung in Abhängigkeit von der Entlastungsgeschwindigkeit festgelegt wird.

Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Schwellwert für die Auslösung der Schwungphasendämpfung in Abhängigkeit von einer Winkelstellung einer Prothesenkomponente oder Orthesenkomponente festgelegt wird.

Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Schwellwertniveau für die Auslösung der Schwungphasendämpfung aus einem Bereich zwischen 95% und 50% des Maximalwertes der Belastungskenngröße (MA, FA) ausgewählt wird.

Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Verringerung der Flexionsdämpfung in Abhängigkeit von dem Verlauf der Belastungskenngröße erfolgt.

Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Ausgangswert der Flexionsdämpfung vor der Verringerung auf einen Wert eingestellt wird, der ein Einbeugen während des Stehens oder in der Standphase sperrt.

Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Flexionsdämpfung nach einer Verringerung wieder erhöht wird, wenn der Wert der Belastungskenngröße (MA, FA) wieder zunimmt.

Description:
Verfahren zur Steuerung einer Dämpfungsveränderung

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung einer Dämpfungsveränderung bei einem künstlichen Kniegelenk einer Orthese, eines Exoskelettes oder Prothese, wobei das künstliche Kniegelenk ein Oberteil und ein Unterteil aufweist, die um eine Schwenkachse schwenkbar aneinander befestigt sind, wobei eine Widerstandseinheit zwischen dem Oberteil und dem Unterteil befestigt ist, um einen Widerstand gegen eine Einbeugung oder Streckung des künstlichen Kniegelenks bereitzustellen und der Widerstandseinheit eine Verstelleinrich- tung zugeordnet ist, über die der Widerstand verändert wird, wenn ein Sensorsignal einer der Versteileinrichtung zugeordneten Steuereinheit die Verstellein- richtung aktiviert, wobei für die Schwungphase der Flexionswiderstand reduziert wird. Kniegelenke für Orthesen, Exoskelette oder Prothesen weisen ein Oberteil mit einem oberen Anschlussteil und einem Unterteil mit einem unteren Anschlussteil auf, die gelenkig miteinander verbunden sind. An dem oberen Anschlussteil sind in der Regel Aufnahmen für einen Oberschenkelstumpf oder eine Oberschenkelschiene angeordnet, während an dem unteren Anschlussteil ein Un- terschenkelrohr oder eine Unterschenkelschiene angeordnet sind. Im einfachsten Fall sind das Oberteil und das Unterteil durch ein einachsiges Gelenk verschwenkbar miteinander verbunden.

Um unterschiedliche Anforderungen während der verschiedenen Phasen eines Schrittes oder bei anderen Bewegungen oder Verrichtungen möglichst natürlich nachbilden zu können oder zu unterstützen, ist häufig eine Widerstandseinrichtung vorgesehen, die einen Flexionswiderstand und einen Extensionswider- stand bereitstellt. Über den Flexionswiderstand wird eingestellt, wie leicht sich das Unterteil im Verhältnis zum Oberteil bei einer aufgebrachten Kraft nach hinten schwingen lässt. Der Extensionswiderstand bremst die Vorwärtsbewe- - - gung des Unterteils und bildet unter anderem einen Streckanschlag aus.

Aus der DE 10 2008 008 284 A1 ist ein orthopädietechnisches Kniegelenk mit einem Oberteil und einem verschwenkbar daran angeordneten Unterteil be- kannt, dem mehrere Sensoren zugeordnet sind, beispielsweise ein Beugewinkelsensor, ein Beschleunigungssenor, ein Neigungssenor und/oder ein Kraftsensor. In Abhängigkeit von den Sensordaten wird die Position des Extensi- onsanschlages ermittelt. Die DE 10 2006 021 802 A1 beschreibt eine Steuerung eines passiven Prothesenkniegelenkes mit verstellbarer Dämpfung in Flexionsrichtung zur Anpassung einer Protheseneinrichtung mit oberseitigen Anschlussmitteln und einem Verbindungselement zu einem Kunstfuß. Die Anpassung erfolgt an das Treppaufgehen, wobei ein momentenarmes Anheben des Prothesenfußes detektiert und die Flexionsdämpfung in einer Anhebephase auf unterhalb eines Niveaus, das für ein Gehen in der Ebene geeignet ist, abgesenkt wird. Die Flexionsdämpfung kann in Abhängigkeit von der Veränderung des Kniewinkels und in Abhängigkeit von der auf den Unterschenkel wirkenden Axialkraft angehoben werden. Die DE 10 2009 052 887 A1 beschreibt unter anderem ein Verfahren zur Steuerung eines orthetischen oder prothetischen Gelenkes mit einer Widerstandseinrichtung und Sensoren, wobei über Sensoren während der Benutzung des Gelenkes Zustandsinformationen bereitgestellt werden. Die Sensoren erfassen Momente oder Kräfte, wobei die Sensordaten von zumindest zwei der ermittel- ten Größen durch eine mathematische Operation miteinander verknüpft werden und dadurch eine Hilfsvariable errechnet wird, die der Steuerung des Beuge- und/oder Streckwiderstandes zugrunde gelegt wird.

Zur Steuerung des Dämpfungsverhaltens bei der Auslösung der Schwungpha- se, also während der terminalen Standphase zur Vorbereitung der Einleitung der Schwungphase, werden die Flexionswiderstände noch während der Standphase bei einer Belastung in Flexionsrichtung verringert, was bei einer zu frühen Auslösung zu einem kollabierenden Gelenk führen kann. Der Zeitpunkt der Schwungphasenauslösung, also der Reduzierung des Flexionswiderstandes durch Verringerung der entsprechenden Flexionsdämpfung, wird in der Regel auf der Grundlage einer normalen Schrittdauer errechnet. Ein üblicher Wert der Schrittdauer wird auf der Auswertung einer Vielzahl von Ganganalysen ange- nommen, auf der Grundlage dieses angenommenen Wertes wird zu einem bestimmten Zeitpunkt nach dem Beginn der Standphase, also dem Heel Strike, standardmäßig eine Schwungphasenauslösung eingeleitet. Problematisch ist eine solche Steuerung, wenn sich die Gehgeschwindigkeiten signifikant verändern oder von dem Standard abweichen. Die Beibehaltung des festgelegten Standardwertes kann bei einem langsamen Gehen dazu führen, dass die Schwungphasenauslösung zu früh beginnt, also der Flexionswiderstand noch während der Standphase zu stark verringert wird.

Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren bereitzustellen, mit dem bei einer erhöhten Sicherheit gegen ungewolltes Einbeugen eine flexible Anpassung einer Schwungphasenauslösung auch bei unterschiedlichen Gangsituationen oder Ganggeschwindigkeiten sowie unter Beugelast möglich ist. Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Hauptanspruches gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen, der Beschreibung sowie den Figuren offenbart. Das Verfahren zur Steuerung eines künstlichen Kniegelenkes, insbesondere einer Dämpfungsveränderung eines künstlichen Kniegelenkes einer Prothese, eines Exoskeletts oder Orthese, das ein Oberteil und ein Unterteil aufweist, die um eine Schwenkachse schwenkbar aneinander gelagert sind, wobei eine Widerstandseinheit zwischen dem Oberteil und dem Unterteil angeordnet ist, um einen Widerstand gegen eine Einbeugung oder Streckung des künstlichen Kniegelenkes bereitzustellen und der Widerstandseinheit eine Versteileinrichtung zugeordnet ist, über die der Widerstand verändert wird, wenn ein Sensorsignal einer der Versteileinrichtung zugeordneten Steuereinheit die Verstellein- richtung aktiviert, wobei für die Schwungphase der Flexionswiderstand reduziert wird, sieht vor, dass während des Gehens oder Stehens, insbesondere bei jedem Schritt, der Verlauf zumindest einer Belastungskenngröße, die auf die Orthese oder Prothese einwirkt, erfasst wird, ein Maximum des Belastungs- kenngrößenverlaufes während der Standphase oder des Stehens ermittelt wird und nach Erreichen des Maximums bei Erreichen eines Schwellwertes der Belastungskenngröße unterhalb des Maximums die Flexionsdämpfung während der Standphase auf ein Schwungphasendämpfungsniveau verringert wird. Durch das Einleiten der Schwungphasenauslösung die damit verbundene Ver- ringerung des Flexionswiderstandes in Abhängigkeit von der Ermittlung eines Maximums einer Belastungskenngröße ist es möglich, den Zeitpunkt der Schwungphasenauslösung und damit den Zeitpunkt der Verringerung der Flexionsdämpfung in Abhängigkeit von dem Verlauf der Belastungskenngröße variabel zu bestimmen. Erst nach Erreichen des Maximums einer Belastungs- kenngröße und der Feststellung, dass sich die Belastungskenngröße wieder verringert, wird die Flexionsdämpfung verringert. Die Feststellung der Verringerung der Belastungskenngröße kann durch Sensoren und die Auswertung der Sensorsignale über die Belastung erfolgen. Durch die Verringerung der Flexionsdämpfung erst nach den Belastungskenngrößenmaximum wird sicherge- stellt, dass nicht vor Erreichen eines maximalen Belastungswertes, der zum Einbeugen des künstlichen Kniegelenkes führen kann, eine unerwünschte Verringerung der Flexionsdämpfung stattfindet. Die Schwungphasenauslösung findet somit adaptiv statt, eine Annahme oder Schätzung einer Bewegungsdauer, beispielsweise einer Schrittdauer, ist nicht mehr notwendig. Es ist möglich, auf unterschiedliche Bewegungsabläufe variabel zu reagieren. Eine verkürzte Schrittdauer wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ebenso ausgeglichen wie eine verlängerte Schrittdauer. Durch die Erfassung der Belastungskenngröße während des Stehens ist es möglich, bereits von dem ersten Schritt an eine Schwungphasenauslösung bereitzustellen, das Belastungsmaximum wird auch während des Stehens ermittelt. Das Verfahren ist zur Steuerung sowohl von Prothesen als auch von Orthesen und Exoskeletten vorgesehen. Wird nachfolgend von Orthesen gesprochen, so gelten die Ausführungen ebenso für die Sonderform der Orthese in Gestalt eines Exoskelettes. - -

Als Belastungskenngröße sind insbesondere das Knöchelmoment und/oder die Axialkraft auf das Unterteil bevorzugt. Während der Standphase ergibt sich eine glockenförmige Kontur oder ein Doppelhöcker des Knöchelmomentverlaufes sowie des Axialkraftverlaufes über die Zeit. Als Axialkraft wird diejenige Kraft angesehen, die entlang der Längserstreckung des Unterteils wirkt, bei Prothesen entlang der Längserstreckung des Unterschenkelrohrs, bei Orthesen entlang der Längserstreckung der Unterschenkelschiene. Wird das maximale Knöchelmoment oder die maximale Axialkraft erreicht, wird der Verlauf des Knö- chelmomentes oder der Axialkraft weiterhin überwacht, die Aufnahme der Sensordaten wird über den gesamten Schritt und für jeden Schritt fortgesetzt. Die Sensoren erfassen oder ermitteln die jeweilige Belastungskenngröße über die gesamte Schrittdauer, also von Heel Strike bis Heel Strike und während des gesamten Gehens. Wird ein festgelegter Grenzwert der abnehmenden Belas- tungskenngröße erreicht, zum Beispiel ein Wert zwischen 95 % und 50 % der Maximalbelastung, wird die Flexionsdämpfung verringert und eine Schwungphasenauslösung eingeleitet. Die Verringerung des Widerstandes erfolgt dann durch die Aktivierung der Versteileinrichtung. Durch die Schwungphasenauslösung nach Erreichen der maximalen Belastungskenngröße wird das künstliche Kniegelenk länger gesichert. Ein abnehmender Belastungskenngrößenverlauf wird durch einen Vergleich zweier oder mehrere Sensorwerte, die zeitlich hintereinander erfasst werden, ermittelt.

Der Schwellwert für die Auslösung der Schwungphasendämpfung ist zeitlich variabel und hängt von dem Verlauf der Belastungskenngröße ab. Verringert sich die Belastungskenngröße nach Erreichen des Maximums nur langsam, erfolgt die Freischaltung später, also nach Verstreichen eines längeren Zeitraumes nach dem Heel Strike, fällt die Kurve der Belastungskenngröße steil ab, wird die Schwungphasenauslösung zeitlich früher stattfinden.

Der Schwellwert als solcher kann ebenfalls variabel festgelegt werden. Der Schwellwert hängt beispielsweise von der Gehgeschwindigkeit oder der Gehsituation ab. Bei einem ebenen Gehen kann der Schwellwert beispielsweise bei _ -

90% der Maximallast oder des Maximalwertes der Belastungskenngröße liegen, bei einem Gehen auf der Rampe kann die Schwungphasenauslösung später stattfinden, beispielsweise bei Erreichen von 70% der Maximallast bzw. 70% des Maximalwertes der Belastungskenngröße, bei einem sehr langsamen Ge- hen kann die Auslöseschwelle bei 50% des Maximalwertes der Belastungskenngröße liegen.

Der Schwellwert kann in Abhängigkeit von der Gehgeschwindigkeit verändert werden. Bei einem schnellen Gehen mit einer Schnellentlastung wird der Schwellwert in die Nähe des Maximalwertes der Belastungskenngröße verlagert, bei einem langsamen Gehen von dem Maximalwert weg. Neben der Axialkraft oder dem Knöchelmoment als Belastungskenngröße kann ebenfalls die Überrollgeschwindigkeit, auch zusätzlich zu dem Knöchelmoment oder der Axialkraft, als Kriterium für die Veränderung des Schwellwertes herangezogen werden. Je schneller das Unterteil, also die Unterschenkelschiene oder das Unterschenkelrohr, von einer entgegen der Gehrichtung in eine in Gehrichtung geneigte Stellung verlagert wird, desto früher erfolgt die Schwungphasenauslösung durch Verringerung des Flexionswiderstandes. Der Schwellwert kann weiterhin in Abhängigkeit von der Entlastungsgeschwindigkeit oder der Geschwin- digkeit des Kenngrößenabfalls abhängen. Je größer die Geschwindigkeit des Kraftabfalls oder des Momentenabfalls ist, also je schneller sich die Belastungskenngröße verringert, desto früher wird eine Schwungphasenauslösung bewirkt. Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass der Schwellwert von einer Winkelstellung einer Prothesenkomponente oder Orthesenkomponente abhängt. Der Schwellwert kann beispielsweise in Abhängigkeit vom Erreichen eines bestimmten Überrollwinkels verändert werden. Wird eine bestimmte Stellung des Unterteils relativ zu der Senkrechten ermittelt, kann auf das Ende ei- nes Bewegungszyklus geschlossen werden. Darüber hinaus kann durch das Erreichen von Winkeln auf die jeweilige Gehsituation geschlossen werden. Wird bei einem Schritt beim Aufsetzen nicht eine volle Kniestreckung erreicht, kann beispielsweise angenommen werden, dass der Patient eine Steigung _ _ bergauf geht oder alternierend Treppen steigt, so dass ein bestimmter Schwellwert eingestellt wird, der sich von einem Schwellwert für das Gehen in der Ebene unterscheidet. Gleiches gilt für die Erkennung einer Vorwärtsneigung des Unterteils oder aber auch des Oberteils, als Neigungsrichtung oder Absolutwinkel des Oberteils und/oder des Unterteils zu der Gravitationsrich- , tung.

Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Verringerung der Flexionsdämpfung in Abhängigkeit von dem Verlauf der Belastungskenngröße er- folgt. Verringert sich die Belastungskenngröße sehr schnell, wird auch die Flexionsdämpfung schneller während der Standphase auf ein Schwungphasen- dämpfungsniveau verringert, erfolgt eher eine langsame Verringerung der Belastungskenngröße, kann auf eine langsame Gehgeschwindigkeit geschlossen werden, was eine langsame Verringerung der Flexionsdämpfung erfordert.

Der Ausgangswert der Flexionsdämpfung vor der Verringerung kann auf einen Wert beziehungsweise Standardwert eingestellt werden, der ein Einbeugen während des Stehens oder in der Standphase sperrt. Der Ausgangspunkt für eine Schwungphasenauslösung mit einer Verringerung der Flexionsdämpfung in der Standphase ist somit ein sperrender Beugewiderstand, so dass bereits von dem ersten Schritt an eine Schwungphaseneinleitung durch Verringerung der Flexionsdämpfung im Bereich der terminalen Standphase erfolgen kann. Der Ausgangswert der Flexionsdämpfung sieht also eine Sperrung in der Standphase oder beim Stehen vor.

Die Verringerung der Dämpfung erfolgt kontinuierlich in Abhängigkeit von der Belastungsgröße, es besteht somit eine direkte Korrelation hinsichtlich der Verringerung der Flexionsdämpfung und dem Verlauf der Belastungskenngröße, insbesondere der Verringerung der Belastungskenngröße.

Das Maximum der Belastungskenngröße liegt grundsätzlich über dem festgelegten Schwellwert, da es anders nicht möglich ist, die Kurve der Belastungskenngröße zu durchlaufen und nach Erreichen des Maximums die Schwung- Phasenauslösung zu aktivieren. Es wird also ein Schwellwert für den jeweiligen Wert der Belastungskenngröße festgelegt, der überhaupt erreicht werden muss, damit das Verfahren zur Steuerung der Dämpfungsveränderung zur Schwungphasenauslösung aktiviert wird.

Der Schwellwert für die Auslösung der Schwungphasendämpfung kann variabel festgelegt werden und ist abhängig von der Größe der Belastungskenngröße oder des Maximums. Wird nach Erreichen eines Anfangsschwellwertes nur ein vergleichsweise geringes Maximum erreicht, kann sich der Auslöseschwellwert verändern, beispielsweise vergrößern, so dass mit einer schnelleren Verringerung der Flexionsdämpfung eine frühere Schwungphaseneinleitung ausgelöst wird.

Um eine zusätzliche Sicherheit für den Patienten bereit zu stellen, kann die Flexionsdämpfung nach einer Verringerung wieder erhöht werden, wenn der Wert der Belastungskenngröße wieder zunimmt. Durchläuft der Verlauf der Belastungskenngröße nach Erreichen eines Maximums eine Veränderung des Monotonieverhaltens und steigt wieder an, kann die Flexionsdämpfung wieder erhöht werden, da angenommen werden kann, dass der übliche Verlauf der Belastungskenngröße gestört ist, somit ein vom üblichen Gangmuster abweichendes Gangverhalten vorliegt und dadurch eine erhöhte Sicherheit gegen ein ungewolltes Einbeugen des künstlichen Gelenks bereit gestellt werden muss. Eine solche Maßnahme dient dazu, dass das künstliche Gelenk beispielsweise beim Stolpern wieder belastet werden kann, ohne zu kollabieren.

Die Widerstandseinheit kann beispielsweise als Aktuator, beispielsweise als hydraulische, pneumatische, magnetorheologische, magnetische, elektrische, mechanische oder elektromagnetische Widerstandseinheit ausgestaltet sein. Bei hydraulischen oder pneumatischen Widerstandseinheiten werden Über- Strömkanäle geschlossen, so dass diese Überströmkanäle kein Medium mehr aus einer Extensionskammer in eine Flexionskammer strömen kann. Auf diese Weise kann der Fluss des Mediums zwischen der Extensionskammer und der Flexionskammer ggf. auch vollständig unterbunden werden. Bei mechanischen Widerstandseinrichtungen wird beispielsweise die Reibung soweit erhöht, dass keine weitere Flexion stattfinden kann. Gleiches gilt für elektrisch aktuierte Widerstandseinheiten. Es können auch Aktuatoren zum Einsatz kommen, die sowohl Energie aktiv in das System einbringen, als auch umgekehrt dem System Energie entziehen und auf diese Weise als Widerstandseinheit wirken. Aktuatoren können beispielsweise als Elektromotoren, hydraulische oder pneumatische Pumpen oder piezoelektrische Elemente ausgebildet sein.

Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Figuren näher erläutert. Es zeigen:

Figur 1 eine schematische Darstellung einer Prothese; sowie

Figur 2 einen Belastungskenngrößenverlauf.

In der Figur 1 ist in einer schematischen Darstellung eine Beinprothese mit einem Oberteil 1 gezeigt, an dem ein Oberschenkelschaft 10 zur Aufnahme eines Oberschenkelstumpfes befestigt ist. An dem Oberteil 1 ist ein Unterteil 2 in Gestalt eines Unterschenkelteils schwenkbar angeordnet. Das Unterteil 2 ist an dem Oberteil 1 um eine Schwenkachse 4 schwenkbar gelagert. Das Unterteil 2 weist ein Unterschenkelrohr 5 auf, an dessen distalen Ende ein Prothesenfuß 3 befestigt ist, in dem eine Einrichtung zur Ermittlung der wirksamen Axialkraft AF auf das Unterschenkelrohr 5 sowie des Knöchelmomentes MA, das um die Befestigungsstelle des Prothesenfußes 3 an dem Unterschenkelrohr 5 wirksam ist, untergebracht sein kann.

In oder an dem Unterteil 2 ist eine Widerstandseinrichtung 6, die beispielswei- se als Dämpfer oder Aktuator ausgebildet sein kann, angeordnet, die sich zwischen dem Oberteil 1 und dem Unterteil 2 abstützt, um einen einstellbaren Ex- tensionswiderstand und Flexionswiderstand bereitzustellen. Der Widerstandseinrichtung 6 ist einer VerStelleinrichtung 7 zugeordnet, beispielsweise ein Mo- tor, ein Magnet oder ein anderer Aktuator, über den der jeweilige Widerstand innerhalb der Widersstandseinrichtung 6 verändert werden kann. Ist die Widerstandseinrichtung 6 als Hydraulikdämpfer oder Pneumatikdämpfer ausgebildet, kann über die VerStelleinrichtung 7 der jeweilige Strömungsquerschnitt eines Überströmkanales vergrößert oder verkleinert oder auf andere Weise der Strömungswiderstand verändert werden. Dies kann auch durch Öffnen oder Schließen von Ventilen oder Veränderungen von Viskositäten oder magne- torheologischer Eigenschaften geschehen. Ist die Widerstandseinrichtung als ein Elektromotor im Generatorbetrieb ausgebildet, kann durch Veränderung des elektrischen Widerstandes eine Vergrößerung oder Verringerung der jeweiligen Widerstände gegen eine Flexion oder Extension eingestellt werden.

Um die VerStelleinrichtung 7 aktivieren oder deaktivieren zu können, ist eine Steuerungseinrichtung 8 dem Unterteil 2 zugeordnet, insbesondere in einer Unterschenkelverkleidung angebracht, über die ein entsprechendes Aktivie- rungs- oder Deaktivierungssignal an die VerStelleinrichtung 7 abgegeben wird. Die VerStelleinrichtung 7 wird auf der Basis von Sensordaten aktiviert oder deaktiviert, die Sensordaten werden von einem oder mehreren Sensoren 9 geliefert, die an dem künstlichen Kniegelenk angeordnet sind. Dies können Win- kelsensoren, Beschleunigungssensoren und/oder Kraftsensoren sein. Die Sensoren 9 sind mit der Steuereinrichtung 8 verbunden, beispielsweise per Kabel oder über eine drahtlose Sendeeinrichtung.

Über die Sensoren 9 wird der gesamte Schrittzyklus von dem Fersenstoß (Heel Strike) bis zum erneuten, nachfolgenden Heel Strike HS überwacht, somit auch die gesamte Schwungphase mit der Schwungphasenextension und der Schwungphasenflexion.

Figur 2 zeigt den Verlauf zweier Belastungskenngrößen, nämlich das Knöchel- moment MA und der Axialkraft FA. Die Axialkraft FA wirkt auf das Unterteil 2 in Richtung der Längserstreckung des Unterteils, das Knöchelmoment MA wirkt im Bereich eines Prothesenfußes 3 oder eines Fußteils einer Orthese. Der Verlauf der Belastungskenngrößen ist über die Zeit T dargestellt. Es ergibt sich ein im _ _

Wesentlichen glockenförmiger Verlauf der Belastungskenngrößen MA und FA. Aus dem Stand der Technik ist bekannt, vor Erreichen eines Maximums des Knöchelmoments MA oder der Axialkraft FA die Standphasendämpfung zu reduzieren, um eine Schwungphasenauslösung bewirken zu können. Die Auslö- sewerte hierfür liegen bei 70% bis 90% vor Erreichen des Maximalwertes MAmax oder FAmax der Belastungskenngröße. Die Auslöseschwellen gemäß dem Stand der Technik sind zeitlich determiniert und liegen vor dem Zeitpunkt tmax, zu dem der Maximalwert der Belastungskenngröße anliegt oder angenommen wird. Erfindungsgemäß ist nunmehr vorgesehen, erst nach Erreichen des Maximums MAma , FAmax eine Flexionsdämpfungsreduzierung zu veranlassen. Hierzu werden mit einer hohen Abtastrate über den gesamten Schrittzyklus während des Gehens die Belastungskenngrößen über Sensoren 9 erfasst. Ebenso ist es möglich, Winkelgrößen, Winkelgeschwindigkeiten oder Positionsgrößen wie Absolutwinkel zu erfassen und den Verlauf dieser Kenngrößen auszuwerten. Nach Erreichen eines Maximums der Belastungskenngröße oder Belastungskenngrößen wird vor Erreichen der terminalen Standphase und vor der Zehenablösung die Flexionsdämpfung reduziert, um ein Einbeugen des künstlichen Kniegelenkes zu ermöglichen und ein an das natürliche Gehen angenähertes Bewegungsmuster bereitstellen zu können. Das Kriterium für eine Freischaltung, also eine Reduzierung der Flexionsdämpfung, ist somit zunächst das Erreichen des Maximalwertes der Belastungskenngröße, beispielsweise des maximalen Knöchelmoments MAmax und/oder der maximalen Axialkraft FAmax. Anschließend wird der weitere Verlauf der Belastungskenngröße überwacht bzw. weiter ermittelt und überprüft, ob ein vorher festgelegter, jedoch variabler Schwellwert, der zeitlich von dem Zeitpunkt tmax unabhängig ist, erreicht wird. Der Schwellwert ist nicht zeitlich determiniert, sondern nur von dem Verlauf der Belastungskenngröße abhängig. Eine quantitative Festlegung des Maximalwertes ist ebensowenig notwendig wie die Abschätzung einer Schrittdauer oder Belastungsdauer. Sobald der festgelegte oder auf der Grundlage anderer Sensorwerte bestimmte Schwellwert erreicht wird, kann eine Schwungphasenauslösung durch Verringerung der Flexionsdämpfung erfolgen. Für das Gehen in der Ebene ist ein üblicher Wert 90% der Maximallast bzw. des Maximalmomen- tes, dieser Wert ist jedoch abhängig von Gehgeschwindigkeit, der Beschaffenheit des Untergrundes sowie der Verwendung von Gehhilfen. Der Schwellwert kann zwischen 95% des Maximalwertes der Belastungskenngröße und 50% des Maximalwertes der Belastungskenngröße variieren. Der Schwellwert muss somit keine fest eingestellte Größe haben, die Stellgröße kann variieren. Durch das Auslösen der Schwungphase nach Erreichen des Maximalwertes der Belastungskenngröße wird für einen längeren Zeitraum, nämlich Atv das künstliche Kniegelenk länger gesichert. Die Gefahr eines kollabierenden Gelenkes durch vorzeitiges Auslösen der Schwungphase, beispielsweise bei einem sich verzögernden Schritt, wird dadurch zumindest verringert.

Zur Festlegung des Schwellwertes kann die Entlastungsgeschwindigkeit oder die Überrollgeschwindigkeit während des Gehens herangezogen werden. Ebenso ist es möglich, den Überrollwinkel, die Gehrichtung, was durch eine Auswertung der Winkelveränderung des Unterteils zu der Senkrechten ermittelt werden kann, die Qualität des Winkels, also ob eine Vorwärtsneigung oder eine Rückwärtsneigung vorliegt, sowie den Absolutwinkel im Raum zur Veränderung des Schwellwertes einzusetzen und während des Gehens den jeweiligen Schwellwert neu festzulegen. Dadurch kann eine sichere und an das jeweilige Gehverhalten angepasste Schwungphasenauslösung erreicht werden.

Bei einer Schnellentlastung wird die Schwungphase früher ausgelöst als bei einer langsamen Entlastung, was insbesondere bei einem langsamen Gehen eine Erhöhung der Sicherheit gegen unerwünschtes Einbeugen bereitstellt. Alle Ausführungen, die sich auf eine Prothese beziehen gelten entsprechend für eine Orthese. Statt eines Unterschenkelrohres wird dann eine Unterschenkelschiene eingesetzt. Die Festlegung an einem Patienten erfolgt nicht über einen Schaft, sondern über Gurte, Manschette oder dergleichen an dem vorhandenen Bein.