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Title:
METHOD FOR TREATING A POLYMER WORKPIECE FOR USE IN A JOINT IMPLANT
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2017/021249
Kind Code:
A1
Abstract:
The present invention provides a method for treating a polymer workpiece (1) for use in a joint implant. It comprises the steps of placing the polymer workpiece in an explosion chamber, introducing a combustible gas mixture into the explosion chamber and igniting the combustible gas mixture. Igniting the gas mixture in the explosion chamber produces a temperature that lies above the melting point of a polymer of the polymer workpiece.

Inventors:
LINK HELMUT D (DE)
SCHÖTTLER CARSTEN (DE)
Application Number:
PCT/EP2016/067890
Publication Date:
February 09, 2017
Filing Date:
July 27, 2016
Export Citation:
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Assignee:
LINK WALDEMAR GMBH CO (DE)
International Classes:
B29C35/04; A61F2/30; B29C37/02; B29C71/02
Domestic Patent References:
WO2014126908A12014-08-21
Foreign References:
US20090030524A12009-01-29
DE8609000U11987-08-06
DE102012110819A12014-05-15
Attorney, Agent or Firm:
GROHS, Daniel et al. (DE)
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Claims:
PATENTANSPRÜCHE

1. Verfahren zur Bearbeitung eines Polymerwerkstücks (1) für einen Einsatz mit einem Gelenkimplantat, das die Schritte umfasst :

- Platzieren des Polymerwerkstücks (1) in einer Explosionskammer,

- Einführen eines brennbaren Gasgemischs in die Explosionskammer ,

- Entzünden des brennbaren Gasgemischs,

wobei durch Entzünden des Gasgemischs in der Explosionskammer eine Temperatur erzeugt wird, die oberhalb des Schmelzpunkts eines Polymers von dem Polymerwerkstück (1) liegt.

2. Verfahren nach Anspruch 1 , bei dem das Polymerwerkstück (1) einen Thermoplasten, bevorzugt Polyethylen und noch bevorzugter UHMWPE aufweist.

3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem die durch die Explosion erreichte Temperatur in einem Bereich von 1500 °C bis 2800°C und bevorzugt in einem Bereich von 2000 °C bis 2500 °c liegt.

4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem das zur Explosion zu bringende Gasgemisch bis zu einem Druck von 1,5 bis 2,1 bar und bevorzugt von 1,7 bis 1,9 bar eingeführt wird.

5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem das Polymerwerkstück {1} spanend vorbearbeitet wird.

6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem die durch die Explosion des Gasgemischs hervorgerufene Temperatur von. mindestens 1500 °C, bevorzugt von mindestens 2000 °C, über einen Zeitraum von 1 ms bis zu 10 ms, bevorzugt 1 ms bis 5 ms und noch bevorzugter 1 ms bis 2 ms gehalten wird.

7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche , bei dem das Gasgemisch Sauerstoff und Methan aufweist .

8. Gelenkimplantat mit einer Polymerkomponente , wobei die Polymerkomponente mit dem Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche hergestellt worden ist und die Polymerkomponente Teil eines Hüftgelenkersatzes, eines Kniegelenkersatzes , insbesondere eines Tibiaplateaus , eines Schultergelenkersatzes , eines Sprunggelenkersatzes , eines Ellengelenkersatzes , eines Fingergelenkersatzes oder einer Megaprothese ist .

9. Instrument für eine Implantation eines Gelenkersatzes, das eine Komponente aus einem sterilisierbaren Thermoplast aufweist , die mit dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7 hergestellt worden ist .

Description:
VERFAHREN ZÜR BEARBEITUNG EINES POLYMERWERKSTÜCKS FÜR EINEN EINSATZ IN EINEM GELENKIMPLANTAT

TECHNISCHES GEBIET

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bearbeitung eines Polymerwerkstücks, das für den Einsatz in einem Gelenkimplantat vorgesehen ist, sowie eine mit diesem Verfahren hergestellte Komponente eines Gelenkersatzes oder Instrumentariums für eine Implantation eines Gelenkersatzes.

STAND DER TECHNIK

Polymerwerkstoffe werden bei Implantaten in der Orthopädie auf vielseitige Weise eingesetzt. So dienen sie bei Gelenkimplantaten, sogenannten Endoprothesen, häufig als Werkstoff, mit dem die künstliche Gelenkfläche ausgebildet wird. Die Verankerung des Polymers im Knochengewebe erfolgt mithilfe einer Verankerungskomponente, die beispielsweise aus einer Stahllegierung oder einer Titanlegierung hergesteilt ist. Bei der Verankerung der Metallkomponente wächst anliegendes Knochengewebe nach der Implantation in die Prothese ein oder sie wird mit Hilfe von Knochenzement im Knochengewebe fixiert. Folglich ist die Gelenkkomponente aus dem Polymerwerkstoff bevorzugt als Einsatz oder Vorsatz ausgeführt, der an der Verankerungskomponente befestigt wird.

Ein in der Endoprothetik häufig eingesetzter Polymerwerkstoff ist Polyethylen (PE) und insbesondere UHMWPE (Ultra High Molecular Weight Polyethylene) . Dessen Oberfläche zeichnet sich im Vergleich zu reinen Metallpaarungen durch einen niedrigeren Reibkoeffizienten und eine hohe Anpassungsfähigkeit aus. Letztere führt zu einem geringeren Abrieb insbesondere während der Einlaufphase des Implantats.

Nichtsdestotrotz kommt es auch bei den aus Polyethylen hergestellten Gelenkkomponenten zunächst vor allem aufgrund von Fertigungsungenauigkeiten und später aufgrund der täglichen Belastung zu Abrieb. Diesbezüglich ist seit Längerem bekannt, dass die sich während des Abriebs lösenden Polymerpartikel eine Osteolyse (lat . : Knochenauflösung) hervorrufen können (Willert , H.G. ; Buchhorn » G.H.; Hess, T. : „Die Bedeutung von Abrieb und Materialermüdung bei der Prothesenlockerung an der Hüfte", Orthopäde 18: 350-369, 1989) . Bei einer Osteolyse gelangen von der Polymerkomponente abgelösten Polymerpartikel in die Umgebung des Knochengewebes, wodurch eine Fremdkörperreaktion ausgelöst werden kann. Körpereigene Zeilen umgeben dann die Polymerpartikel in Form von Zellumwucherungen . Ais Folge hiervon kann das Knochengewebe verdrängt werden, sodass es mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu einer Lockerung der Endoprothese kommen kann. Gerade in jüngster Vergangenheit wurde der Entstehung dieser Gewebewucherungen erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt, was sich auch in der Bezeichnung dieser nicht krebsartigen Wucherung als Pseudotumor wirkungsvoll niederschlägt .

Hiervon ausgehend ist es von Interesse, die Anzahl von Polymerpartikeln bei einer Endoprothese möglichst gering zu halten, um Zellumwucherungen und einer damit einhergehenden Lockerung der Endoprothese vorzubeugen.

ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG

Der vorliegenden Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, angesichts der oben beschriebenen Problematik die Fertigungsqualität und damit unter anderem auch die Passgenauigkeit von Polymerkomponenten zu verbessern, um dadurch die Anzahl von Polymerpartikeln zu reduzieren. Ziel hiervon ist, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Osteolyse zu senken.

Die vorliegende Erfindung erreicht dies mit dem im unabhängigen Anspruch 1 definierten Verfahren. Die dazugehörigen abhängigen Ansprüche definieren dabei bevorzugte Ausführungsformen .

Das von der Erfindung bereitgestellte Verfahren zur Bearbeitung eines Polymerwerkstücks für einen Einsatz mit und insbesondere in einem Gelenkimplantat umfasst ein Platzieren des Polymerwerkstücks in einer Explosionskammer, ein Einführen eines brennbaren Gasgemischs in die Explosionskammer und ein Entzünden des brennbaren Gasgemischs, wobei durch Entzünden des Gasgemischs in der Explosionskammer eine Temperatur erzeugt wird, die oberhalb des Schmelzpunktes eines Polymers von dem Polymerwerkstück liegt.

Die durch das Entzünden des Gasgemischs hervorgerufene Explosion bzw. schlagartige Verbrennung führt dazu, dass etwaige hervorstehende Polymerabschnitte durch Verbrennung oder Verdampfung entfernt werden. Insbesondere werden durch das Verfahren herstellungsbedingte Unstetigkeiten bzw . Abweichungen von der herzustellenden Geometrie entfernt, wie zum Beispiel hervorstehende Grate oder nicht abgelöste Späne. Da nach dem Entfernen der herstellungsbedingten Unstetigkeiten keine Materialreste oder Stoffe an dem Polymerwerkstück verbleiben, können die oben genannten negativen Effekte nach der Implantation aufgrund dieser nicht mehr auftreten. Dabei ermöglicht das Verfahren die Entfernung dieser Unstetigkeiten, ohne dabei die Biokompatibilität des Polymerwerkstoffs herabzusetzen.

Da die Verbrennung explosionsartig erfolgt, ist dieses Verfahren im Vergleich zu den üblichen Verfahren, wie zum

Beispiel einer manuellen Nachbearbeitung, wesentlich schneller. Zudem spielt auch eine möglicherweise komplexe Geometrie des Polymerwerkstücks keine Rolle. Selbst schwer zugängliche Abschnitte auf der Oberfläche des Polymerwerkstücks werden durch dieses Verfahren erreicht und von Unstetigkeiten gesäubert . Das Entfernen der Unstetigkeiten in Übereinstimmung mit der vorliegenden Erfindung verhindert , dass diese bei Implantation in den Körper des Patienten gelangen. Letzteres kann vor allem beim manuellen Entgraten auftreten.

Im Gegensatz zu dem entfernten Material kommt es bei dem restlichen Material zu keiner nachteiligen Veränderung . Die für die Fertigung des Polymerwerkstücks vorgesehene Geometrie und deren Abmessungen bleiben im Wesentlichen unverändert . Die hierdurch erreichte Passgenauigkeit vermeidet Relativbewegungen zwischen der

Verankerungskomponente und dem Polymerwerkstück und beugt damit einem Ablösen von Polymerpartikeln vor .

Das Polymerwerkstück weist bevorzugt nur ein Polymer auf , kann aber auch durch einen Polymerverbund oder eine Polymermischung ausgebildet sein. Das Polymerwerkstück bildet vorzugsweise mindestens einen Abschnitt der Gelenkfläche des Gelenkimplantats aus . An dem Polymerwerkstück ist bevorzugt mindestens ein Element für eine Verbindung mit einer Verankerungskomponente vorgesehen, mit der das Polymerwerkstück an Knochengewebe verankerbar ist .

Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist das Polymerwerkstück einen Thermoplast, bevorzugt Polyethylen und noch bevorzugter UHMWPE auf .

Das Verfahren ist besonders bei Thermoplasten vorteilhaft anwendbar , da diese Werkstoffe sich chemisch durch die bei der Explosion entstehenden Wärme nicht verändern. Hinzu kommt , dass nicht nur die oben genannten Unstetigkeiten entfernt werden, sondern auch Abweichungen in der Werkstückoberfläche geglättet werden.

Ein für das Verfahren besonders geeigneter Thermoplast ist Polyethylen. Polyethylen hat sich als Werkstoff in künstlichen Gelenken bewährt . Dies ist insbesondere für UHMWPE bei Gelenkflächen der Fall . Zudem konnte festgestellt werden, dass die Bearbeitung des Polymerwerkstücks trotz der zur Anwendung kommenden hohen Temperaturen keine feststellbare Veränderung des Werkstoffs hervorruft , welche die Biokompatibilität oder Funktionalität und damit den Einsatz im Körper beeinträchtigen könnten.

Bei einer weiteren besonders bevorzugten

Ausführungsform liegt die Temperatur in einem Bereich von 1500 °C bis 2800°C und bevorzugt in einem Bereich von 2000 °C bis 2500°C.

Die genannten für ein Polymerwerkstück hohen Temperaturbereiche haben sich als besonders zuverlässig für die Entfernung der Unstetigkeiten erwiesen. Auch wird durch sie auf der Oberfläche der Werkstücke der genannte Glättungseffekt erreicht , bei dem herstellungsbedingte Unebenheiten geglättet werden, ohne dabei die bei der Herstellung vorgesehenen Abmessungen des Werkstücks zu beeinflussen . Mit anderen Worten ist es aufgrund des Verfahrens nicht notwendig, bei der Fertigung eine Materialzugäbe ähnlich wie bei Gusstücken vorzusehen.

Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird das zur Explosion zu bringende Gasgemisch bis zu einem Druck von 1 , 5 bis 2 , 1 bar und bevorzugt von 1 , 7 bis 1,9 bar eingeführt .

Das Gasgemisch wird solange in die Explosionskammer eingeführt , bis die genannten Druckbereiche erreicht werden . Die so zur Verfügung gestellte Gasmenge reicht aus , um durch eine einmalige explosionsartige Verbrennung die Temperaturen zu erreichen, mit denen die Nachbearbeitung des Polymerwerkstücks stattfinden kann. Mit anderen Worten muss durch diese Drücke nur einmalig vor der Explosion Gasgemisch zugeführt werden. Ein Nachführen von Gas ist nicht notwendig .

Bei einer weiteren Ausführungsform wird das Polymerwerkstück spanend vorbearbeitet ..

Das Verfahren ist insbesondere bei spanend vorbearbeiteten Werkstücken vorteilhaft , da beim spanenden

Bearbeiten vermehrt Unstetigkeiten wie Grate und nicht vollständig abgelöste Späne entstehen, die üblicherweise mit hohem Kostenaufwand manuell per Hand entfernt werden müssen. Dabei kommt bei Gelenkkomponenten erschwerend hinzu, dass diese häufig eine komplexe Geometrie aufweisen, die einerseits durch die Gelenkfläche hervorgerufen wird und andererseits funktionell notwendig sind, wie beispielsweise durch die Verbindung mit einer Verankerungskomponente. Weiterer Vorteil des Verfahrens ist in Bezug auf spanende Fertigungsverfahren, dass ein Schlichten der Werkstücke zumindest teilweise nicht mehr notwendig ist, da das Verfahren die durch das Schruppen häufiger verursachten Unstetigkeiten ähnlich gut entfernt .

Bei einer weiteren besonders bevorzugten

Ausführungsform des Verfahrens wird die durch die Explosion des Gasgemischs hervorgerufene Temperatur von mindestens 1500 °C, bevorzugt von mindestens 2000°C, über einen Zeitraum von 1 ms bis zu 10 ms , bevorzugt 1 ms bis 5 ms und noch bevorzugter 1 ms bis 2 ms gehalten.

Diese Kombinationen aus Mindesttemperatur und Zeitdauer, über welche die Temperatur gehalten wird, sorgt für die Entfernung der durch die Formgebung verbliebenen Unstetigkeiten . Dabei reichen die kürzeren Zeiträume bereits aus, um zumindest frei stehende Unstetigkexten zu verbrennen oder zu verdampfen. Je länger der Zeitraum ist, desto stärker ist der zusätzliche Glättungseffekt ausgeprägt.

Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das Gasgemisch Sauerstoff und Methan auf.

Dieses Gasgemisch erzeugt die notwendige Temperatur zum Entfernen etwaiger Unstetigkexten an dem Werkstück auf zuverlässige und kontrollierbare Weise. Zudem stellt es eine saubere Verbrennung sicher, sodass keine Rückstände auf dem Werkstück verbleiben, die anderweitig entfernt werden müssten, um die Biokompatibilität des Polymerwerkstücks zu erhalten. Das Gasgemisch wird bevorzugt vorgemischt, um eine homogene Verteilung der Bestandteile des Gasgemischs sicherzustellen.

Des Weiteren stellt die vorliegende Erfindung ein Gelenkimplantat mit einer Polymerkomponente bereit, wobei die Polymerkomponente mit dem oben beschriebenen Verfahren hergesteilt worden ist und die Polymerkomponente Teil eines Hüftgelenkersatzes, eines Kniegelenkersatzes, insbesondere eines Tibiaplateaus , eines Schultergelenkersatzes, eines Sprunggelenkersatzes, eines Ellengelenkersatzes, eines Fingergelenkersatzes oder einer Megaprothese ist.

Die vorliegende Erfindung stellt auch ein Instrument für eine Implantation eines Gelenkersatzes bereits, das eine Komponente aus einem sterilisierbaren Thermoplast aufweist, die mit dem oben beschriebenen Verfahren hergestellt worden ist.

Zusammenfassend leistet das Verfahren eine Bearbeitung bzw. Nachbearbeitung des Werkstücks auf eine äußerst effiziente Weise, und zwar nicht nur in Bezug auf die Herstellungskosten. Durch die hohe Zuverlässigkeit bei der Entfernung von Unstetigkeiten auf der Werkstückoberfläche wird auch einem Ablösen dieser Unstetigkeiten nach Implantation erfolgreich vorgebeugt und damit den oben beschriebenen negativen Folgen von in Gewebe eingelagerten oder an Gewebe angelagerten Polymerpartikeln.

KURZE BESCHREIBUNG DER FIGUREN

Die folgenden Figuren veranschaulichen die nachfolgende ausführliche Erläuterung bevorzugter Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung, wobei

Figur 1 ein Polymerwerkstück für einen Einsatz in einem Gelenkimplantat zeigt,

Figur 2 einen Abschnitt des Polymerwerkstücks aus Figur 1 nach einer spanenden Bearbeitung zeigt,

Figur 3 einen mit dem Abschnitt aus Figur 2 vergleichbaren Abschnitt nach einer manuellen Entgratung per Hand zeigt . ,

Figur 4 einen mit dem Abschnitt aus Figur 2 vergleichbaren Abschnitt nach einer Bearbeitung des

Werkstücks mit dem erfindungsgemäßen Verfahren zeigt,

Figur 5 eine Aufnahme mit einem

Rasterelektronenmikroskop zeigt, wobei Figur 5a) die Oberfläche des Werkstücks in einem Kantenbereich nach einer manuellen Entgratung per Hand veranschaulicht und Figur 5b} die Oberfläche des Werkstücks in einem vergleichbaren Kantenbereich nach Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens veranschaulicht,

Figur 6 eine Aufnahme mit einem

Rasterelektronenmikroskop in einer im Vergleich zu Figur 5 höheren Auflösung zeigt, wobei Figur 6a) die Oberfläche des Werkstücks in einem Kantenbereich nach einer manuellen Entgratung per Hand veranschaulicht und Figur 6b) die Oberfläche des Werkstücks in einem vergleichbaren Kantenbereich nach Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens veranschaulicht, und

Figur 7 Werkstücke in einer Halterung vor Ausführung des Explosionsentgratens zeigt,

AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG BEVORZUGTER AUSFÜHRÜNGSFORMEN

Figur 1 zeigt ein Polymerwerkstück 1, das für einen Einsatz in einem Gelenkimplantat vorgesehen ist. Bei dem gezeigten Polymerwerkstück 1 handelt es sich um einen Hüftgelenkeinsatz aus UHMWPE, der in eine metallene Hüftpfanne einsetzbar ist, die wiederum für eine Implantation im Acetabulum eines Patienten vorgesehen ist. Anders ausgedrückt wird der in Figur 1 veranschaulichte Gelenkeinsatz mit einer nicht gezeigten Hüftpfanne aus einem Polymerwerkstoff im Knochengewebe verankert.

Anhand der Figur 1 wird auch die Komplexität der Außengeometrie deutlich, die ein Gelenkeinsatz aufweisen kann. Dabei ist der in Figur 1 gezeigte Hüftgelenkeinsatz lediglich ein Beispiel für die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten des Verfahrens bei

Gelenkimplantaten. Es kann bei unterschiedlichsten Gelenken, wie zum Beispiel Hüftpfannen bzw. -einsätzen, Tibiaplateaus von Kniegelenken, Kniegelenkeinsätzen,

Schulterprothesenkomponenten, Sprungge1enkskomponenten,

Ellengelenkskomponenten, Megaprothesenkomponenten, sowie den Instrumenten eingesetzt werden, die aus sterilisierbaren Thermoplasten hergestellt werden.

Aufgrund der genauen und zuverlässigen Entfernung der Unstetigkeiten, die im Wesentlichen ohne Materialabtrag der Sollgeometrie erfolgt, ist das Verfahren auch besonders vorteilhaft bei kleinen Gelenkkomponenten einsetzbar, wie zum Beispiel Fingergelenken, wie dem Daumensattelgelenk. Gerade bei diesen vergleichsweise kleinen Gelenken und damit kleinen Polymerwerkstücken 1 führt das Entgraten per Hand zu einer relativ starken. Veränderung der Werkstückgeometrie.

Unter Unstetigkeiten werden im Rahmen dieser Erfindung Überstände verstanden, die auf die Fertigung des Polymerwerkstücks 1 zurückzuführen sind. Hierzu gehören Grate G und Späne S , die im Allgemeinen durch Schneidprozesse hervorgerufen werden, aber auch in die Werkstückoberfläche eingedrückte oder angedrückte

Polymerpartikel 22 {vergleiche Figur 5a) . Weiterhin ist es auch möglich, durch Schneidprozesse eingebrachte Unstetigkeiten in der Oberfläche zu verringern.

Für den Einsatz in einem Gelenkersatz vorgesehene Werkstücke 1 werden bevorzugt durch Spritzguss urgeformt . Folglich wird als Polymerwerkstoff ein Thermoplast bevorzugt, der zudem die oben bereits genannten Vorteile im Zusammenhang mit dem Verfahren aufweist. Im Regelfall kommen auch spanende Verarbeitungsverfahren zur Anwendung, sei es um eine Geometrie aus dem Vollen zu drehen oder zu fräsen oder nach dem Urformen stehen gebliebene Überstände, wie zum Beispiel Gussansätze, zu entfernen.

Ein so vorgefertigtes und wie in Figur 1 beispielhaft veranschaulichtes Polymerwerkstück 1 wird anschließend für die Anwendung des Verfahrens in einer Explosionskammer oder einem Explosionskammereinsatz 10 an einer Halterung 12 fixiert (vgl. Figur 7). Bei dem in der Figur 7 dargestellten Explosionskammereinsätz 10· können drei Polymerwerkstücke 1 gleichzeitig behandelt werden. Die Explosionskammer wird durch Einsetzen des Explosionskammereinsatzes 10 in eine entsprechende Öffnung ausgebildet. Das dadurch festgelegte freie Volumen der Explosionskammer, welches mit dem Gasgemisch gefüllt wird, beträgt in etwa das 10-fache bis 30-fache, bevorzugt 15 -fache bis 25 -fache des Volumens der Polymerwerkstücke 1.

Nach der Platzierung in der Explosionskammer wird diese verschlossen und es wird das brennbare bevorzugt vorgemischte Gasgemisch, wie zum Beispiel das oben genannte, eingeführt .

Anschließend wird das Gasgemisch entzündet, sodass es zu einer explosionsartigen Verbrennung, ähnlich wie bei einer Kraftbrennmaschine , kommt. Dabei wird der Verbrennungsprozess insbesondere durch das Zuführen einer entsprechenden Menge des Gasgemischs so gesteuert, dass in der Explosionskammer Temperaturen von 1500°C bis 2800°C und bevorzugt von 2000°C bis 2500°C erreicht werden.

Der Zeitraum, über den Temperaturen des genannten Temperaturbereichs erreicht werden, ist so gewählt, dass vorhandene Unstetigkeiten durch Verbrennung oder Verdampfung entfernt werden. Die hierfür notwendige Zeitdauer befindet sich im Allgemeinen im Millisekundenbereich und insbesondere in einem Bereich von 1 ms bis zu 10 ms, bevorzugt 1 ms bis 5 ms und noch bevorzugter 1 bis 2 ms . Dabei reicht ein sehr kurzer Zeitraum, wie beispielsweise der letztgenannte, aus, um vorhandene Unstetigkeiten im Wesentlichen zu entfernen. Die genannten längeren Zeiträume führen zusätzlich zu einem verstärkten Glättungseffekt auf der Oberfläche des Werkstücks 1.

Der durch die Verbrennung entstehende Überdruck wird kontrolliert aus der Explosionskammer abgeführt. Der gesamte Vorgang des Explosionsentgratens nimmt nur in etwa 1 Minute in Anspruch. Mit anderen Worten vergeht von Zündung zu Zündung in etwa 1 Minute, wobei bei jeder Zündung mehrere Werkstücke 1 gleichzeitig verarbeitet werden können, wie durch Figur 7 veranschaulicht. Anhand der Figuren 2 bis 6 werden nachfolgend die durch das Verfahren erreichten Vorteile beispielhaft anhand der Bearbeitung eines wie in der Figur 1 gezeigten Polymerwerkstücks 1 veranschaulicht.

Figur 2 zeigt den Polabschnitt P aus Figur 1 in vergrößerter Darstellung nach erfolgter spanender Bearbeitung, mit der die in Figur 1 veranschaulichte komplexe Geometrie hergestellt worden ist . In Figur 2 sind die durch die spanende Bearbeitung entstandenen Grate G und Späne S, weiche sich nicht vom Werkstück 1 gelöst haben, zu erkennen.

Ein für derartige Werkstücke 1 übliches Bearbeitungsverfahren ist das manuelle Entgraten, das vorwiegend durch Handarbeit erfolgt . Das Ergebnis einer derartigen Entgratung per Hand ist in Figur 3 veranschaulicht , die einen dem in Figur 2 gezeigten Abschnitt entsprechenden Abschnitt bei gleicher Vergrößerung zeigt ,

Bei der Entgratung handelt es sich ebenfalls um ein spanendes Verfahren. Mit anderen Worten besteht durch das Entgraten per Hand die Möglichkeit , dass Späne und Grate nicht nur zurückbleiben, sondern auch neu entstehen. Einer dieser Gründe hat dazu geführt , dass in Figur 3 nach wie vor Span S vorhanden ist .

Besonders deutlich tritt in Figur 3 zudem die bei der manuellen Entgratung auftretende Veränderung der Werkstückgeometrie hervor. So sind die dreiecks- bzw. tortenstückförmigen Spitzen auf der Polseite P des Polymerwerkstücks 1 der Figur 1 aufgrund der manuellen Nachbearbeitung zurückgesetzt und abgestumpft . Durch diese lokale Verkleinerung der Geometrie erhöht sich die Wahrscheinlichkeit , dass zwischen dem gezeigten

Polymerwerkstück 1 und der zugehörigen Verankerungskomponente, d. h. in. diesem Fall einer Hüftpfanne, eine Relativbewegung möglich ist. Solche Bewegungen im Mikrometerbereich können zusätzlich Polymerpartikel herauslösen. Auch dies begünstigt das Auftreten einer Osteolyse im Bereich des Knochengewebes, das in der Umgebung des künstlichen Gelenkersatzes, d. h. der Verankerungskomponente , liegt . Dies gilt vor allem für den dem Gewebe zugewandten SchnittStellenbereich zwischen dem Polymerwerkstück 1 und der damit verbundenen Verankerungskomponente .

Im Gegensatz zur Figur 3 wurde als

Bearbeitungsverfahren bei dem in Figur 4 gezeigten Abschnitt eines Polymerwerkstücks 1 das erfindungsgemäße Verfahren angewandt . Durch diesen Ausschnitt , der wiederum dem in Figur 2 gezeigten Ausschnitt des unbearbeiteten Polymerwerkstücks 1 entspricht , ist deutlich erkennbar , dass die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren verbleibende Werkstückgeometrie der idealen, das heißt , der durch die Konstruktion vorgesehenen Geometrie, wesentlich näher kommt . Folglich kann bei Abschnitten für eine Verbindung zwischen dem Polymerwerkstück 1 und der Verankerungskomponente eine höhere Passgenauigkeit erreicht , und damit den oben erwähnten Mikrobewegungen vorgebeugt werden.

Die Figuren 5 und 6 zeigen einen vergrößerten Abschnitt eines Kantenbereichs des Polymerwerkstücks 1 aus Figur 1. Dabei zeigen die Figuren 6a und 6b einen Abschnitt wie die Figuren 5a und 5b, jedoch in nochmals vergrößerter Ansicht . Die Figuren 5a und 6a veranschaulichen das Ergebnis , dass durch eine Handentgratung erreicht wird, während die Figuren 5b und 6b das durch das erfindungsgemäße Verfahren erreichte Bearbeitungsergebnis zeigen.

An dem in den Figuren 5a und 6a gezeigten Werkstück 1 wurde eine manuelle Entgratung durchgeführt , bei der jedoch aufgrund des Entgratungsverfahrens und der Eigenschaften des Polymerwerkstoffs lediglich die in Figur 2 zu erkennenden makroskopischen Unstetigkeiten entfernt werden konnten. Anhand der in den Figuren 5a und 6a gezeigten rasterelektronenmikroskopisehen Aufnahmen wird jedoch deutlich, dass beim Entgraten die verbleibenden Grate oder Späne nicht vollständig entfernt werden konnten. Auch entstehen durch das Entgraten, welches selbst ein Sehneidverfahren ist, ein erneuter, wenn auch kleinerer Grat , Dieser ist im oberen Bereich der Figur 5a und noch einmal vergrößert in dem oberen Bereich der Figur 6a deutlich erkennbar veranschaulicht.

Weiterhin wird in der Figur 5a deutlich, dass auf der Oberfläche bedingt durch das Entgratungsverfahren Polymerpartikel 22 in die Werkstückoberfläche eingepresst werden. Bei diesen besteht die Gefahr, dass sie sich nach der Implantation durch mechanische Belastung lösen und die oben genannten Nachteile hervorrufen können.

Die in den Figuren 5b und 6b gezeigten Abschnitte eines Polymerwerkstücks 1, die eine durch das Verfahren erzeugte Werkstückoberfläche zeigt, hat dagegen ein wesentlich gleichförmigeres Erscheinungsbild. In den Figuren 5b und 6b können keine zu den Figuren 5a und 6a vergleichbare Unstetigkeiten in der Werkstückoberfläche festgestellt werden. Stattdessen hat die gezeigte Oberfläche ein nahezu glattes Erscheinungsbild, welches durch den kurzzeitigen hohen Temperaturanstieg in der Explosionskammer während des Verfahrens hervorgerufen wird. Auch hierdurch wird einem späteren Ausbrechen oder Ablösen von Polymerpartikeln 22 aus dem Polymerwerkstück 1 bei implantiertem künstlichen Gelenk vorgebeugt .

Insbesondere wird einem Ausbrechen von Polymerpartikeln 22 gerade im Randbereich einer Gelenkfläche vorgebeugt. Gerade in diesem Bereich, in dem das Polymerwerkstück 1 im implantierten Zustand durch den Flächenkontakt mit dem Gelenkpartner stark belastet wird, ist die Gefahr des Ausbrechens von Polymerpartikeln besonders hoch, kann aber durch Anwendung des vorliegenden Verfahrens deutlich gesenkt werden .

Insgesamt werden somit nicht nur Kostenvorteile bedingt durch das Wegfallen der aufwendigen Entgratung per Hand und eine deutliche Beschleunigung der Bearbeitung, sondern auch qualitative Vorteile durch die gestiegene Genauigkeit und umfassende Bearbeitung der Werkstückoberfläche erreicht .

BEZUGSZEICHEN

1 Polymerwerkstück

10 Explosionskammereinsatz

12 Halterung für Werkstück

22 Polymerpartikel

P Polseite

G Grat

S Span