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Title:
SHAPED BODY CONTAINING DYE FOR PRODUCING AN AQUEOUS BINDING AGENT SYSTEM
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2001/044399
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a shaped body consisting of substances for producing an aqueous binding agent system which contains preferably between 30 and 100 wt. % of water-soluble or water-dispersible inorganic or organic, natural or semi-synthetic polymers, which are non-adhesive in their dry state at an ambient temperature and between 0 and 70 wt. % of fully synthetic polymers as binding agents. Said shaped body is constructed of at least two different phases, of which at least one contains a dye and which are positioned in the shaped body in such a way that they can be optically differentiated on the surface of the shaped body. The dye is preferably decolourised during or after the production of the aqueous binding agent system.

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Inventors:
SCHMIEDEL PETER (DE)
HARDACKER INGO (DE)
SCHOETTMER BERNHARD (DE)
ROTH MARTIN (DE)
Application Number:
PCT/EP2000/012317
Publication Date:
June 21, 2001
Filing Date:
December 07, 2000
Export Citation:
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Assignee:
HENKEL KGAA (DE)
SCHMIEDEL PETER (DE)
HARDACKER INGO (DE)
SCHOETTMER BERNHARD (DE)
ROTH MARTIN (DE)
International Classes:
C09J9/00; C09J101/28; (IPC1-7): C09J9/00; C09J101/28
Foreign References:
FR2671353A11992-07-10
EP0375117A21990-06-27
GB2278360A1994-11-30
Other References:
DATABASE WPI Week 197609, Derwent World Patents Index; AN 1976-15647X, XP002161511, "Paste for wallpaper, which changes colour on hydration - making it easy to determine if the paste is gelatinised enough."
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Claims:
Patentansprüche
1. Formkörper aus Stoffen zur Herstellung eines wäßrigen Bindemit telsystems, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper aus min destens zwei unterschiedlichen Phasen aufgebaut ist, von denen mindestens eine einen Farbstoff enthält, und die so im Formkörper angeordnet sind, daß sie an der Oberfläche des Formkörpers op tisch unterscheidbar sind.
2. Formkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er als Bindemittel 30 bis 100 Gew.% wasserlösliche oder wasserdisper gierbare, im trockenen Zustand bei Raumtemperatur nicht klebrige anorganische oder organische, natürliche oder halbsynthetische Polymere und 0 bis 70 Gew.% vollsynthetische Polymere enthält.
3. Formkörper nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Farbstoff bei oder nach der Herstellung des wäßrigen Binde mittelsystems entfärbt wird.
4. Formkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn zeichnet, daß es sich beim wäßrigen Bindemittelsystem um einen Kleister für Wandbeläge handelt.
5. Formkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekenn zeichnet, daß der Formkörper aus zwei unterschiedlichen Phasen aufgebaut ist, wobei die Phasen zwei oder mehrere Schichten bil den oder eine Phase granulär mit einem mittleren Teilchendurch messer von 0, 5 bis 10 mm in der anderen Phase verteilt vorliegt, o der eine Phase konzentrisch einen zylindrischen Kern der anderen Phase umschließt.
6. Formkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekenn zeichnet, daß der Farbstoff durch Wechselwirkung mit einer weite ren Komponente, die in einer nicht farbstoffhaltigen Phase enthal ten ist, oder durch Wechselwirkung mit einem wäßrigen Medium o der photochemisch entfärbt wird.
7. Formkörper nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Entfärbung des Farbstoffs durch Oxidaton, Reduktion, Änderung des pHWerts oder durch Hydrolyse erfolgt.
8. Formkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekenn zeichnet, daß in mindestens einer der Phasen die Klebkraft oder die Viskosität modifizierende Substanzen enthalten sind.
9. Formkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekenn zeichnet, daß der Formkörper ein hydrophiles Sprengmittel enthält, das in Wasser unlöslich ist und einen Quelldruck erzeugt.
10. Verfahren zur Herstellung von Formkörpern nach einem der An sprüche 1 bis 9 durch Einwirkung von Druck und/oder Temperatur auf eine Schichtung oder Mischung der unterschiedlichen Phasen.
11. Verwendung von Formkörpern nach einem der Ansprüche 1 bis 9 zur Herstellung eines Kleisters für Wandbeläge.
Description:
Farbstoffhaltiger Formkörper zur Herstellung eines wäßrigen Bindemittelsystems Die Erfindung betrifft farbstoffhaltige Formkörper aus Stoffen zur Herstel- lung eines wäßrigen Bindemittelsystems, ihre Herstellung und Verwen- dung.

Auf Cellulose-und/oder Stärkederivaten basierende Trockengemische, die zur Herstellung wäßriger Klebstoffzubereitungen verwendet werden, sind bekannt. Derartige wäßrige Klebstoffzubereitungen werden vielfach zum Verkleben von Wandbelägen auf Wänden eingesetzt. Insbesondere handelt es sich dabei um (Tapeten) kleister, die zum Tapezieren von Wänden und Decken eingesetzt werden.

Derartige Tapetenkleister werden aus unterschiedlichen Trockengemi- schen hergestellt.

Beispielsweise ist in der DE-A 31 03 338 ein Kleistertrockenprodukt auf der Basis von pulverförmigen Celluloseethern beschrieben. Dabei werden Granulate mit Korngrößen von etwa 100 bis 600 um eingesetzt, die durch Granulieren feinteiligerer Pulver erhalten werden. Die Granulate sind schnell löslich, weisen jedoch ein geringes Schüttgewicht auf.

In der WO 99/03945 sind Aggiomerate zur Herstellung eines wäßrigen Bindemittelsystems beschrieben, die insbesondere als Tapetenkleister eingesetzt werden. Sie enthalten wasserlösliche oder wasserdispergierba- re Basispolymere und gegebenenfalis zusätzlich vollsynthetische Polyme- re und enthalten zudem ein Sprengmittel, das ein Auflösen oder Disper- gieren der Agglomerate erleichtert.

Die Darreichung des beschriebenen Tapetenkleisters in Tablettenform erleichtert die Dosierung und vermeidet Schmutz und Staub bei der An- wendung. Eine Darreichung in Tablettenform hat sich beispielsweise schon im Bereich der Waschmittel vielfach bewährt.

Im Unterschied zu Pulvern erfordert der Einsatz von tablettierten Produk- ten eine genauere Kontrolle des Auflösen dieser Produkte vor der An- wendung. Beispielsweise muß ein vollständiges Auflösen oder Dispergie- ren einer Kleistertablette gewährleistet sein, bevor sie zum Tapezieren eingesetzt werden.

Aus JP-A 76 2744 ist es darüber hinaus bekannt, Klebstoffe und Kleister mit Farbstoffen zu versehen, um die Klebefähigkeit optisch anzuzeigen.

Dabei wird beispielsweise eine Farbstoffkomponene in den Tapetenkleis- ter eingearbeitet und eine Tapete damit beschichtet und getrocknet. Vor dem Verkleben wird die Tapete erneut befeuchtet, wobei das zur Be- feuchtung eingesetzte wäßrige Medium eine zweite Farbstoffkomponente enthält. Durch Reaktion der beiden Farbstoffkomponenten wird im Kleister ein Farbstoff gebildet, der somit die Benetzung und damit Klebfähigkeit des Keisters anzeigt. Der Farbstoff wird damit erst dann gebildet, wenn der Kleister klebfähig ist. Es wird ferner beschrieben, daß eine der Farb- stoffkomponenten in mikroverkapselter Form neben der anderen Farb- stoffkomponente im getrockneten Kleister vorliegen kann. Durch Be- feuchten werden bei der Anwendung die wasserlöslichen Mikrokapseln zerstört, und es bildet sich der Farbstoff auf dem befeuchteten Kleister. Es werden unterschiedliche Farbstoffsysteme aufgeführt, die durch Vermi- schen oder Umsetzen zweier Komponenten den Farbstoff erzeugen.

Nachteilig bei dieser Vorgehensweise ist, daß bei manchen Materialien, insbesondere bei hellen und dünnen Tapeten, der Farbstoff durch die Ta- pete durchscheinen kann. Damit behindert der Farbstoff die ästhetische Wirkung des geklebten Produkts.

Ausgehend vom Stand der Technik bestand die erfindungsgemäße Auf- gabe darin, die aufgeführten Nachteile zu vermeiden und einen Formkör- per aus Stoffen zur Herstellung eines wäßrigen Bindemittelsystems, ins- besondere einen Tapetenkleister in Tablettenform bereitzustellen, bei dem optisch angezeigt wird, wenn ein aus dem Formkörper erhaltenes wäßri- ges Bindemittelsystem einsatzfähig ist.

Ferner sollte es möglich sein, das Vorliegen bestimmter Komponenten im Formkörper für den Verbraucher optisch anzuzeigen.

Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch einen Formkörper aus Stoffen zur Herstellung eines wäßrigen Bindemittelsystems, wobei der Formkörper aus mindestens zwei unterschiedlichen Phasen aufgebaut ist, von denen mindestens eine einen Farbstoff enthält, und die so im Form- körper angeordnet sind, daß sie an der Oberfläche des Formkörpers op- tisch unterscheidbar sind. Vorzugsweise sind die mindestens zwei unter- schiedlichen Phasen farblich unterschieden. Vorzugsweise enthält der Formkörper als Bindemittel 30 bis 100 Gew.-% wasserlösliche oder was- serdispergierbare, im trockenen Zustand bei Raumtemperatur nicht klebri- ge anorganische oder organische, natürliche oder halbsynthetische Poly- mere und 0 bis 70 Gew.-% vollsynthetische Polymere. Vorzugsweise wird der Farbstoff bei oder nach der Herstellung des wäßrigen Bindemittelsys- tems entfärbt.

Es wurde erfindungsgerräß gefunden, daß man Formkörper aus Stoffen zur Herstellung eines w-ßrigen Bindemittelsystems, insbesondere Tape- tenkleister-Tabletten so einfärben kann, daß die Einfärbung vorzugsweise bei oder nach der Herstellung des wäßrigen Bindemittelsystems und vor der Anwendung desselben verschwindet. Damit kann das Verschwinden der Einfärbung die Verarbeitbarkeit eines wäßrigen Bindemittelsystems optisch anzeigen. Dies vereinfacht die Anwendung des Formkörpers aus Stoffen zur Herstellung eines wäßrigen Bindemittelsystems und insbeson- dere von Tapetenkleister-Tabletten. Bei der Anwendung sind keine Zu- satzmittel erforderlich, um die Verarbeitbarkeit eines wäßrigen Bindemit- telsystems festzustellen. Zudem kann für einen Verbraucher auf optische Weise einfach das Vorliegen bestimmter Zusatzstoffe in den Formkörpern angezeigt werden. Damit kann beispielsweise das Vorliegen von die Kleb- kraft oder die Viskosität modifizierenden Substanzen angezeigt werden.

Hierdurch ist es möglich, unterschiedlich zusammengesetzte Formkörper bzw. Tabletten durch Wahl unterschiedlicher Farbstoffe oder unterschied- liche Verteilung der Farbstoffe in der Tablette voneinander unterscheidbar zu machen. Damit kann beispielsweise eine Verwechslung unterschiedli- cher Tapetenkleister unabhängig von ihrer Verpackung verhindert werden.

Erfindungsgemäß sind die Formkörper aus mindestens zwei unterschied- lichen Phasen aufgebaut. Der Begriff"Phase"bezieht sich dabei nicht auf den Aggregatzustand, sondern auf Bereiche oder Anteile des (festen) Formkörpers, die unterschiedlich aufgebaut sind. Beispielsweise können beide Phasen aus dem gleichen Bindemittel aufgebaut sein, wobei jedoch eine Phase zusätzlich einen Farbstoff enthält. Es können auch in beiden Phasen Farbstoffe in unterschiedlicher Konzentration vorliegen. Zudem können die Phasen auch die gleiche Farbgebung aufweisen, sich jedoch in ihrer an der Oberfläche liegenden Struktur unterscheiden. Beispielswei- se kann eine Phase körnig und die andere glatt erscheinen. Dies kann beispielsweise durch die Herstellung bedingt sein, indem eine Phase aus einem Pulver oder Granulat gepreßt wird, die andere Phase jedoch ge- gossen wird. Damit kommt es auf eine optische Unterscheidbarkeit der Phasen an der Oberfläche des Formkörpers an, wodurch das Vorliegen der unterschiedlichen Phasen erkennbar wird.

Mindestens eine der Phasen enthält einen Farbstoff. Dabei kann es sich um einen beliebigen Stoff handeln, der den Phasen des Formkörpers ein farbiges Erscheinungsbild verleiht beziehungsweise die unterschiedlichen Phasen des Formkörpers optisch unterscheidbar macht. Beim Farbstoff kann es sich somit um anorganische oder organische Pigmente wie auch um in der Phase geiöste Farbstoffe handeln. Die Art des Farbstoffs ist dabei beliebig geeignet wählbar. Dabei können je nach gewünschter Ausführungsform beliebige natürliche oder synthetische färbende Stoffe oder Farbstoffe oder Farbmittel verwendet werden. Der Farbstoff dient zur Einfärbung der jeweiligen Phase des Formkörpers und sollte deshalb mit den Bestandteilen der einzelnen Phasen des Formkörpers verträglich sein. Auf eine Haftung an Substraten wie Textilien kommt es dabei nicht an. Damit ist der Begriff"Farbstoff"im weitesten Umfang zu verstehen und nicht auf bestimmte Färbungseigenschaften, wie sie beispielsweise bei der Textilfärberei relevant sind, beschränkt.

Die bevorzugte Entfärbung des Farbstoffs bei oder nach der Herstellung des wäßrigen Bindemittelsystems stellt sicher, daß der Farbstoff keinen negativen Einfluß auf das Erscheinungsbild beispielsweise einer Tapete haben kann. Es ist beispielsweise unschädlich, wenn Klebstoffreste auf die Schauseite der Tapete gelangen.

Die erfindungsgemäßen Formkörper sind aus mindestens zwei unter- schiedlichen Phasen aufgebaut, die so im Formkörper angeordnet sind, daß sie an der Oberfläche des Formkörpers optisch unterscheidbar sind.

Für den Verwender der Tabletten wird somit durch einfaches Betrachten des Formkörpers deutlich, daß mindestens zwei unterschiedliche Phasen mit einer unterschiedlichen Zusammensetzung im Formkörper vorliegen.

Die Phasen können dabei auf jede beliebige Weise im Formkörper vorlie- gen und verteilt sein, solange sichergestellt ist, daß der Verwender die Mehrphasigkeit erkennt. Beispielsweise können die Phasen zwei oder mehr Schichten bilden, oder eine Phase kann granulär mit einem mittleren Teilchendurchmesser von 0, 5 bis 10 mm in der anderen Phase verteilt vorliegen, oder eine Phase kann konzentrisch einen zylindrischen Kern der anderen Phase umschließen, so daß an den Stirnflächen der Kern sichtbar bleibt (zweiphasige Ringkerntablette). Erfindungsgemäß sollte nicht eine Phase den Kern des Formkörpers und eine andere Phase eine abschließende Schale darum bilden. Zumindest in einem außen liegenden Flächenbereich des Formkörpers sollen die unterschiedlichen Phasen er- kennbar sein.

Die erfindungsgemäßen Formkörper können eine beliebige geeignete ge- ometrische Form aufweisen. Beispielsweise können sie in Kugel-, Zylin- der-oder Quaderform oder in anderen dreidimensionalen geometrischen Formen vorliegen wie Tabletten, Stangen, Tafeln usw. Vorzugsweise lie- gen sie in einer solchen geometrischen Form vor, die eine dichte Packung der Formkörper erlaubt. Derartige Formen sind regelmäßige Formkörper, wie Kugeln, Ellipsoide, Zylinder oder Quader. Die Formkörper können da- bei in einer Raumrichtung eine deutlich geringere Ausdehnung aufweisen und damit flächig sein. Sie können jedoch, wie in einer Kugel oder in ei- nem Würfel, auch in allen Raumrichtungen die gleichen Ausdehnungen aufweisen.

Besonders bevorzugt liegen die Tabletten in Zylinder-oder Quaderform vor, wobei Kanten abgerundet oder mit Facetten versehen sein können.

Die Größe der Formkörper ist in einem weiten Bereich frei wählbar. Be- vorzugt werden Formkörper mit einer geometrischen Form, die in ihrem Inneren mindestens einen hypothetischen Kubus mit einer Kantenlänge von 2, 5 mm beinhalten können. Die Form sollte eine einfache Handha- bung der Formkörper bei der Lagerung und Anwendung ermöglichen. So sollte das Gewicht der Formkörper die Herstellung üblicher Portionen an wäßrigen Klebstoffen bzw. Kleistern erlauben, ohne daß weitere Hilfsmittel zum Abmessen wie Waagen verwendet werden müssen. Die Formkörper haben vorzugsweise ein Gewicht von 0, 5 bis 500 g, insbesondere von 1- 100 g. Wenn die Formkörper Kerben wie beispielsweise an in einer un- terteilten Tafel aufweisen, sollten die Bruchteile ein Gewicht von mindes- tens 1 g aufweisen.

Besonders bevorzugt ist der erfindungsgemäße Formkörper eine zwei- phasige und zweischichtige Tablette in Zylinder-oder Quaderform. Dabei können in etwa gleiche Volumenanteile des Formkörpers in jeder Schicht bzw. Phase vorliegen.

Erfindungsgemäß wird der Farbstoff vorzugsweise bei oder nach der Her- stellung des wäßrigen Bindemittelsystems entfärbt. Dabei erfolgt die Ent- färbung vorzugsweise durch Wechselwirkung des Farbstoffs mit einer weiteren Komponente, die in einer nicht farbstoffhaltigen Phase enthalten ist, oder durch Wechselwirkung mit einem wäßrigen Medium.

Dabei kann die Entfärbung des Farbstoffs durch beliebige geeignete Wechselwirkungen erfolgen, die in einem wäßrigen Medium möglich sind, wobei es unter Anwendungsbedingungen nicht zu einer Rückreaktion kommen sollte. Beispielsweise wird die Entfärbung des Farbstoffs durch Oxidation, Re- duktion, Änderung des pH-Werts oder durch Hydrolyse erreicht. Dabei kann das Oxidationsmittel, Reduktionsmittel oder Mittel zur Änderung des pH-Werts in einer weiteren Phase vorliegen, die keine Farbstoffe enthält. Bei einer bevorzugten zweiphasigen Ausführung des Formkörpers liegt somit in einer Phase der Farbstoff und in der zweiten Phase ein entfär- bender Stoff vor. Beim Lösen oder Dispergieren in Wasser können der Farbstoff und der entfärbende Stoff wechselwirken, insbesondere eine chemische Umsetzung eingehen, so daß das erhaltene wäßrige Binde- mittelsystem entfärbt ist. Einen weiteren möglichen Entfärbungsmecha- nismus stellt die photochemische Bleichung des Farbstoffes dar.

Bei der Oxidation kann der Farbstoff ein bleichbarer Farbstoff sein, der mit einem Bleich-oder Oxidationsmittel aus der zweiten Phase gebleicht wird.

Beispielsweise kann es sich bei dem Farbstoff um Anilinblau handeln, während als Bleichmittel ein üblicherweise in Waschmitteln verwendetes Bleichmittel eingesetzt wird. Beispielsweise kann ein Perborat wie Natri- umperborat eingesetzt werden. Weitere geeignete Bleichmittel sind orga- nische oder anorganische Peroxide wie Percarbonsäuren in monomerer oder polymerer Form, oder Perhydrate, wie das in Waschmitteln vielfach eingesetzte Natriumpercarbonat. Da Tapetenkleister oder andere wäßrige Bindemittelsysteme in der Regel bei Raumtemperatur angesetzt werden, ist der Farbstoff vorzugsweise bei Raumtemperatur bleichbar. Dazu sollte das Bleichmittel eine ausreichende Aktivität aufweisen. Gegebenenfalls kann ein Bleichaktivator oder Bleichkraftverstärker zugesetzt werden. Die- ser Bleichaktivator oder Bleichkraftverstärker wird dabei vorzugsweise dem Farbstoff zugesetzt, um das Bleichmittel nicht vorzeitig freizusetzen.

Die Konzentration des Bleichmittels sollte dabei so bemessen sein, daß eine schnelle Bleichung des Farbstoffs erfolgt, ein unvorteilhafter Einfluß auf beispielsweise eine Tapete oder ein anderes Substrat jedoch vermie- den wird.

Der Farbstoff wird in der farbstoffhaltigen Phase in einer im Einzelfall zu erprobenden, für die Einfärbung der Phase ausreichenden Menge, vor- zugsweise in einer Menge von 0, 001 bis 5 Gew.-%, besonders bevorzugt 0, 01 bis 2 Gew.-%, bezogen auf diese Phase, eingesetzt. Die Menge wird je nach"Färbkraft"des Farbstoffes variieren. Die Menge der entfärbenden Substanz kann durch einfache Versuche ermittelt werden und sollte so eingestellt sein, daß eine rasche Entfärbung eines aus dem Formkörper erhaltenen wäßrigen Bindesystems sichergestellt ist. Das Gewichtsver- hältnis von Bleichmittel zu Farbstoff hängt stark von Farbstoff und Bleich- mittel ab und läßt sich durch einfache Versuche in der Praxis ermitteln.

Beim Bleichen durch Oxidation wird entweder der Farbstoff selbst oxidiert und damit zu farblosen Verbindungen abgebaut, oder ein im Farbstoff enthaltenes Metallion wird oxidiert, so daß der Farbstoff seine Farbigkeit verliert.

Bei entsprechenden Farbstoffen kann auch mit einem Reduktionsmittel der Farbstoff entfärbt werden, beispielsweise, indem ein im Farbstoff ent- haltenes Metallion reduziert wird, so daß der Farbstoff seine Farbigkeit verliert.

Geeignete Farbstoffe und Oxidations-bzw. Reduktionsmittel sind bekannt.

Das aus dem Formkörper bzw. der Tapetenkleister-Tablette erhaltene wäßrige Bindemittelsystem sollte vorzugsweise aufgrund des Farbstoffs mit der entfärbenden Verbindung innerhalb kurzer Zeit, vorzugsweise in- nerhalb von 20 Minuten oder weniger entfärbt werden. Abhängig von der Wahl des Entfärbungsmechanismus kann auch eine spontane Entfärbung verwirklicht werden. Die Entfärbung kann bei einer geeigneten Wahl der Mengen bzw. des Farbstoffs und des entfärbenden Stoffs mit einem Vis- kositätsanstieg beim Ansetzen des Tapetenkleisters korreliert werden. Die Entfärbung kann damit auch als Indikator für die Gebrauchsfertigkeit des Keisters herangezogen werden. Ein Herauszögern der Entfärbung kann beispielsweise auch dadurch erreicht werden, daß die entfärbende Sub- stanz mikroverkapselt wird, wobei sich die Mikrokapseln in wäßrigen Systemen langsam auflösen. Durch die Art und Dicke der Mikroverkapse- lung kann dabei die Geschwindigkeit des Auflösen der entfärbenden Substanz eingestellt werden, so daß der Zeitpunkt, zu dem das wäßrige Bindemittelsystem entfärbt ist, in weiten Grenzen frei gewählt werden kann. Bei einer derartigen verzögerten Entfärbung tritt die Entfärbung vor- zugsweise nach 1 bis 20 Minuten auf, je nachdem wie schnell sich bei dem entsprechenden Produkt der verarbeitungsfähige Zustand einstellt.

Bei der pH-induzierten Entfärbung ist in der Phase, die keinen Farbstoff enthält, eine pH-aktive Substanz enthalten, die den Farbstoff der gefärb- ten Phase durch die beim Zerfall des Formkörpers bzw. der Tablette in Wasser eintretende pH-Änderung entfärbt. Dabei ist es zweckmäßig, ei- nen Farbstoff zu verwenden, der im sauren pH-Bereich farbig und im alka- lischen pH-Bereich farblos ist. Da viele Tapeziergründe alkalisch sind, wird dadurch die Gefahr eines Rückfärbens vermieden. Durch die räumli- che Trennung von Farbstoff und entfärbendem Stoff wird auch bei diesem System die Entfärbung erst bei der Herstellung des wäßrigen Bindemittel- systems bewirkt.

In den erfindungsgemäßen Formkörpern können in mindestens einer der Phasen die Klebkraft oder die Viskosität modifizierende Substanzen ent- halten sein. Dabei kann beispielsweise eine der Phasen diese modifizie- renden Substanzen enthalten. Es ist auch möglich, daß die die Klebkraft modifizierenden Substanzen und/oder die die Viskosität modifizierenden Substanzen in den beiden Phasen in unterschiedlicher Konzentration ent- halten sind. Das Vorliegen eines Farbstoffs in einer Phase kann dabei auf das vermehrte oder ausschließliche Vorliegen derartiger modifizierender Substanzen hinweisen, wobei unterschiedliche Farben unterschiedlichen modifizierenden Substanzen zugeordnet werden können. Hierdurch ist es möglich, eine Palette unterschiedlicher Formkörper mit unterschiedlichen Eigenschaften bereitzustellen, beispielsweise für eine Vielzahl von Spezi- alanwendungen, wobei die unterschiedlichen Formkörper beziehungswei- se Tabletten über die Einfärbung voneinander unterschieden werden kön- nen. Eine derartige Unterscheidung ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn die Formkörper oder Tabletten bereits aus einer Packung entnom- men wurden und immer noch voneinander unterscheidbar sein sollen.

In den erfindungsgemäßen Formkörpern wird ein Bindemittel aus 30 bis 100 Gew.-% wasserlöslichen oder wasserdispergierbaren, in trockenem Zustand bei Raumtemperatur nicht klebrigen anorganischen oder organi- schen, natürlichen oder halbsynthetischen Polymeren und 0 bis 70 Gew.- % vollsynthetischen Polymeren eingesetzt, bezogen auf das Bindemittel.

Die natürlichen oder teilsynthetischen Polymere werden dabei als Basis- polymere eingesetzt, wobei die vollsynthetischen Polymere als Klebkraft- verstärker wirken.

Als Basispolymer kommt neben Wasserglas zumindest eines der folgen- den wasserlöslichen bzw. wasserdispergierbaren natürlichen oder teil- synthetischen Polymere in Frage, insbesondere wenn ein Kleister herge- stellt werden sol ! : a) Stärke und/oder Stärkederivate und b) Cellulosederivate, insbesondere Celluloseether.

Die Stärke sollte wasserlöslich, eventuell wasserquellbar sein. Insbeson- dere modifizierte Stärke ist von Interesse, wobei die Modifikation durch physikalische oder geringe chemische Einwirkung zustande kommt. Kon- krete Beispiele sind : partiell abgebaute Stärke und Quellstärke.

Auch die Stärkederivate sollten wasserlöslich, eventuell wasserquellbar sein. Insbesondere Stärkeester oder Stärkeether sind von Interesse, vor allem carboxylierte und alkoxylierte Stärke. Als carboxylierte und/oder al- koxylierte Stärken eignen sich sämtliche entsprechend modifizierten na- türlichen Stärketypen aus Kartoffeln, Mais, Weizen, Reis, Milo, Tapioka und dergleichen, wobei Derivate auf Basis von Kartoffeln und/oder Mais- stärke bevorzugt sind. Die brauchbaren Stärkederivate weisen einen Car- boxylierungsgrad von 0, 1 bis 2, 0 (DS) oder einen Alkoxilierungsgrad von 0, 05 bis 1, 5 (MS) auf. Die Stärkederivate können auch vernetzt sein. Als Vernetzungsmittel eignen sich difunktionelle Verbindungen. Derartige Vernetzungsmittel sind bekannt (siehe z. B. EP-B-0 311 873, Seite 3, ab Zeile 49 bis Seite 4, Zeile 5).

Ais Celluloseether eignen sich insbesondere folgende Typen : Carboxy- methylcellulose (CMC), Carboxymethylmethylcellulose (CMMC), Ethylcel- lulose (EC), Hydroxybutylcellulose (HBC), Hydroxybutylmethylcellulose (HBMC), Hydrdoxyethylcellulose (HEC), Hydroxyethylcarboxymethylcel- lulose (HECMC), Hydroxyethylethylcellulose (HEEC), Hydroxypropylcel- lulose (HPC), Hydroxypropylcarboxymethylcellulose (HPCMC), Hydro- xypropylmethylcellulose (HPMC), Hydroxyethylmethylcellulose (HEMC), Methylhydroxyethylcellulose (MHEC), Methylhydroxyethylpropylcellulose (MHEPC), Methylcellulose (MC) und Propylcellulose (PC), wobei Carbo- xymethylcellulose, Methylcellulose, Methylhydroxyethylcellulose und Me- thylhydroxypropylcellulose sowie die Alkalisalze der CMC und die leicht ethoxylierte MC bevorzugt sind.

Die Cellulosederivate können leicht vernetzt sein, damit sie bei einem pH- Wert von über 8 löslich sind und die Lösung in Wasser verzögert wird. Die Vernetzung kann durch Glyoxal-oder Polyglyoxal-Additionen erfolgen.

Um einen pH-Wert von mindestens 8 in der Lösung nach dem Lösen zu gewährleisten, sollte ein Überschuß von der basischen Komponente ge- genüber der Säurekomponente vorliegen. Vorzugsweise liegt der pH-Wert in einem Bereich zwischen 8 und 9, 5.

Es kann zweckmäßig sein, mehrere Basispolymere gemeinsam einzuset- zen.

Als Klebkraftverstärker können zumindest anteilig auch die wasserlösli- chen bzw. wasserdispergierbaren vollsynthetischen Polymeren, Polyvinyl- pyrrolidon, Polyacrylamid, Polyvinylalkohol oder Polyacrylsäuresalze ein- gesetzt werden. Bevorzugt sind Polyacrylate mit 1 bis 8 C-Atomen in der Alkohol-Komponente, sowie Vinylpolymere, insbesondere Polyvinylacetat.

Weiterhin können als Klebkraftverstärker redispergierbare Dispersionspul- ver von vollsynthetischen Polymeren eingesetzt werden, hierbei handelt es sich beispielsweise um die folgenden Homo-und Copolymerisate : Vi- nylester, Styrol-, Acrylat-und Vinylchlorid-Polymerisat : Als Basispolymeri- sat geeignete Vinylester-Polymerisate sind beispielsweise : Vinylacetat- Homopolymere ; Copolymere des Vinylacetats mit Ethylen und/oder Vinyl- chlorid und/oder weiteren Vinylestern, wie Vinyllaurat, Versaticsäureviny- lestern, Vinylpivalat und/oder Estern von Valeinsäure/Fumarsäure ; oder Homopolymerisate von Vinylestern von gesättigten C3-bis C8- Alkylcarbonsäuren oder deren Copolymerisate mit Ethylen, Vinylchlorid und/oder weiteren Vinylestern. Die (Meth) acrylat-und/oder Styrol-(Co)- Polymerisate teilen sich ab von Polymerisaten aus Styrol und/oder Estern der Acrylsäure und/oder Methacrylsäure (hier als (Meth) acrylat bezeich- net) mit geradkettigen, verzweigten oder cyclischen aliphatischen Alko- holen mit 1 bis 20 C-Atomen. Weitere Styrol- (Co)-Polymerisate können Styrol-Butadien-Copolymerisate sein. Als Vinylchlorid-Polymerisate sind Vinylchlorid-Ethylen-Copolymere geeignet.

Vorzugsweise eingesetzt werden Vinylacetat-Homopolymere, Vinylacetat- Ethylen-Copolymere oder Copolymere von Vinylestern von gesättigten C3- bis C8-Alkylcarbonsäuren und Ethylen mit einem Ethylengehalt von 1 bis 40 Gew.-% Ethylen und 0 bis 40 Gew.-% weiterer Vinylester aus der Gruppe der Vinylester von gesättigten C3-bis C8-Alkylcarbonsäuren und/oder Vinylchlorid ; Styrol-Acrylate wie Styrol-Butylacrylat oder Styrol- Ethylhexyacrylat mit einem Styrolgehalt von 1 bis 70 Gew.-%. Diese re- dispergierenden Polymerisate werden üblicherweise durch Sprühtrock- nung von Polymerdispersionen in Sprühtürmen hergestellt. Es kann zweckmäßig sein, mehrere Klebkraftverstärker gemeinsam einzusetzen.

Die Basispolymere können allein oder in Kombination mit den Klebkraft- verstärkern eingesetzt werden. Als alleiniges Bindemittel eignen sich ins- besondere Celluloseether und die genannten Stärkederivate. Für eine Kombination aus zwei Bindemitteln eignen sich die Cellulosederivate und die Stärkederivate, denen die redispergierbaren Polymere als Klebkraft- verstärker zugesetzt werden können.

Ferner kann das Basispolymer ganz oder teilweise durch Polyvinylalkohol, gegebenenfalls copolymerisiert mit weiteren ethylenisch ungesättigten Monomeren wie Vinylacetat, ersetzt sein. Zudem sind als Basispolymere auch wasserlösliche Proteine einsetzbar wie sie beispielsweise durch die teilweise Hydrolyse von pflanzlichen oder tierischen proteinhaltigen Pha- sen erhältlich sind. Besonders geeignet sind dabei Kasein, Sojaprotein sowie deren wasserlösliche Derivate. In der Regel werden jedoch die vor- stehenden Cellulosederivate eingesetzt.

Die Formkörper oder Tapetenkleister-Tabletten können zudem ein hydrophiles Sprengmitte ! enthalten, das in Wasser unlöslich ist und einen Quelldruck erzeugt.

Unter einem Sprengmittel sind Stoffe oder Stoffgemische zu verstehen, die für den raschen Zerfall des Formkörpers, insbesondere der Tablette in wäßrigem Medium sorgen und so zu einer raschen und vollständigen Wirkung der Wirksubstanzen beitragen. Die Verwendung von Sprengmit- teln aus wasserlöslichen oder wasserunlöslichen Substanzen, die bei Kontakt mit Wasser quellen und dabei einen Quelldruck erzeugen sowie ihr Volumen vergrößern, sind im Prinzip bekannt. Insbesondere in der pharmazeutischen Technologie werden derartige Sprengmittel als Zer- fallsbeschleuniger für tablettenförmige Arzneimittel eingesetzt. Die Zer- fallsmechanismen von Tabletten, die ein wasserunlösliches, bei Wasser- zugabe einen Que !) druck erzeugendes Tablettensprengmittel enthalten, werden z. B. von A. M. Guyot-Hermann in der Arbeit"Tablet Disintegration and Disintegrating Agents", S. T. P. Pharma Sciences 2 (6), Seiten 445 bis 462, 1992 beschrieben.

Für die erfindungsgemäßen Formkörper sind hydrophile Feststoffe geeig- net. Hydrophil heißt : Es wird von Wasser schnell und vollständig benetzt.

Zweckmäßigerweise kanr die Benetzbarkeit des Sprengmittels durch Zu- satz, insbesondere du. ch Oberflächenbehandlung mit Tensiden verbes- sert werden, und zwar in Mengen von 0, 1 bis 10, vorzugsweise von 0, 5 bis 3 g Tensid pro 100 g Sprengmittel. Bevorzugt gegenüber anionischen oder kationischen Tensiden sind nichtionische Tenside.

Das Sprengmittel muß einen starken Quelldruck erzeugen. So soll der maximale Quelldruck des Sprengmittels über dem maximalen Quelldruck jeder einzelnen Klebstoff-Komponente liegen und mindestens 105 Nm-2 (1 bar), vorzugsweise mindestens 1, 4 105 Nm~2 (1, 4 bar) bei einer 20 %i- gen Konzentration betragen, gemessen nach der in WO 99/03945 ange- gebenen Meßmethode. Wichtig ist vor allem, daß der Quelldruck des Sprengmittels innerhalb einer Minute nach der Wasser-Zugabe größer als der Quelldruck der Klebstoffkomponenten ist. Er sollte vorzugsweise um den Faktor 1, 3 größer sein.

Vorteilhafterweise sollte nicht nur der Quelldruck, sondern auch das Quellvolumen (= aufgesaugte Wassermenge) groß sein, da dann die Vo- lumenvergrößerung ebenfalls groß ist. Vorteilhafterweise sollten die Sprengmittel mindestens das 2-fache, insbesondere das 5-fache ihres Gewichts an Wasser aufsaugen.

Das Sprengmittel ist in Wasser unlöslich, d. h. die Löslichkeit liegt unter 1 g, vorzugsweise unter 0, 01 g, bezogen auf 100 ml Wasser von 20°C, ge- messen nach 1 Minute ab Wasserzugabe unter Rühren, vorzugsweise auch nach längerer Zeit bis zur Sättigung. Die Löslichkeit wird üblicher- weise gravimetrisch als Rückstand der Lösung bestimmt, nachdem der ungelöste Anteil z. B. durch Filtern oder Zentrifugieren separiert wurde.

Falls das Sprengmittel ein Polymer ist, läßt sich die Unlöslichkeit auch durch die Viskosität bestimmen. Sie darf innerhalb einer Minute, vorzugs- weise bei Sättigung um maximal 10 % zunehmen, vorzugsweise aber ü- berhaupt nicht. Ein Beispiel für polymere Sprengmittel sind Cellulosederi- vate. Dabei handelt es sich um reversibel vernetzte Cellutosederivate, die im vernetzten Zustand unlöslich sind, im unvernetzten aber löslich. Die Vernetzung wird durch Wasser mit einem pH-Wert von mindestens 8 auf- gehoben.

Für eine schnelle Wirkung ist eine faserige innere und/oder äußere Struktur des Sprengmittels vorteilhaft. Unter"faserig"soll eine Form ver- standen werden, bei der eine Dimension mindestens doppelt so groß ist wie die beiden etwa gleich großen anderen Dimensionen. In der Regel liegen Fasern mit einer Länge von 0, 03 bis 1, 5, vorzugsweise von 0, 1 bis 1, 0 mm vor. Die Fasern bestehen vorzugsweise aus Cellulose und ihren Derivaten. Es kommen jedoch auch andere leicht benetzbare Materialien in Frage, z. B. Glas. Aber auch nicht-faserige Formen sind brauchbar.

Bei dem Sprengmittel handelt es sich vor allem um ein natürliches oder teilsynthetisches Polysaccharid und dessen Derivate, insbesondere auf der Basis von Cellulose. Aber auch Stärke eignet sich als Basis. Es kön- nen jedoch auch vollsynthetische Sprengmittel auf der Basis von ver- netzten Polyvinylpyrrolidonen (PVP) eingesetzt werden. Besonders be- vorzugt sind Faserkurzschnitt oder mikrokristalline Polymere. In Frage kommen Kollagene, Amylosen, Polyamide und vor allem Cellulose, z. B. in Form von Weichholzmehl.

Prinzipiell kann unter einer Vielzahl von bekannten Sprengmitteln ausge- wählt werden. Beispiele für die Cellulosen und modifizierten Cellulosen sind AvicellO PH 101, 102 oder 200 von FMC, Arbocel Bww 40, von Rettenmaier, Elcema@, von Degussa oder Lattice NT 200. Beispiele für Stärkeprodukte sind die hochvernetzte Hydroxypropylstärke Prejel (D VA 70-S-AGGL, von Scholten sowie die Natrium-Carboxymethy ! stärken CMS UAP 500 und Primojel (D. Weiterhin geeignet sind die quervernetzte Natri- um-Carboxymethylcellulose Ac-Di-SolO von FMC sowie die vernetzten Polyvinyipyrrolidon-Derivate Kollidon (E) CL der BASF und Polyplasdone XL der GAF.

Vorzugsweise wird das Sprengmittel kompaktiert. Darunter wird ein Zu- sammenpressen (Verdichten) von Ausgangsprodukten zu größeren Ein- heiten verstanden, und zwar mit oder ohne Bindemittel. Die Sprengmittel- Ausgangsprodukte sollten vorzugsweise in einer Mischung unterschiedli- cher Dimensionen vorliegen. Bewährt haben sich Mischungen von Cellu- lose und ihren Derivaten mit einer Faserlänge von ca. 30 bis 150 um ei- nerseits und von z. B. 500 bis 1500 um andererseits. Die Tenside und andere Zusatzstoffe wie z. B. Polyole wie Sorbit und wasserlösliche Poly- mere wie Polyvinylalkohol und Polyvinylpyrrolidon werden zweckmäßi- gerweise vor dem Kompaktieren zugesetzt. Das Sprengmittel-Kompaktat hat ein Schüttgewicht von 200 bis 700, insbesondere von 350 bis 450 g/1 und eine Korngröße von vorzugsweise 0, 1 bis 3, insbesondere von 0, 2 bis 2 mm.

Die Formkörper bzw. Tapetenkleister-Tabletten können zudem für derarti- ge Bindemittelsysteme übliche weitere Inhaltsstoffe aufweisen, um den Bindemitteln bestimmte Eigenschaften entsprechend dem Verwendungs- zweck zu geben, z. B. Konservierungsmittel, Netzmittel, Trennmittel, Pigmente, Stabilisatoren, usw.. Ein mengenmäßig wichtiger Hilfsstoff sind die Füllstoffe. Dabei handelt es sich um Stoffe, die hauptsächlich zuge- setzt werden, um das Volumen bzw. das Gewicht zu erhöhen. Daneben können sie auch die technische Verwendbarkeit verbessern, z. B. die Klebrigkeit herabsetzen, wenn es darauf in dem konkreten Fall ankommt.

Übliche Füllstoffe sind Carbonate (z. B. Calciumcarbonat), Silikate (z. B.

Talk, Ton, Glimmer), Kieselerde, Sulfate (Calcium-und Barium-), Alumini- umhydroxid sowie Glasfasern und-kugeln. Derartige Füllstoffe können in einer Menge von 0 bis 30, vorzugsweise von 1 bis 10 Gew.-% im Form- körper enthalten sein, bezogen auf die Summe der Stoffe zur Herstellung eines wäßrigen Bindemittelsystems und des Sprengmitteis. Die Füllstoffe können jedoch auch mit dem Formkörper gemischt sein.

Falls man ein schaumiges Bindemittelsystem haben möchte, dann sollte das gasbildende System nicht im Bindemittel enthalten sein, sondern in einer Mischung mit diesen.

Die oben genannten Stoffe zur Herstellung eines wäßrigen Bindemittel- systems sind in der Regel fest und sollten als Pulver oder Agglomerate zu den Formkörpern verarbeitet werden. Die Korngröße der Ausgangsmate- rialien sollte mindestens 0, 01 mm betragen und zweckmäßigerweise im Bereich von 0, 2 bis 3 mm, insbesondere im Bereich von 0, 5 bis 1, 5 mm liegen.

Die erfindungsgemäßen Formkörper können erfindungsgemäß hergestellt werden durch Einwirkung von Druck oder Temperatur auf pulver-oder granulatförmige Schichtungen oder Mischungen der unterschiedlichen Phasen. Dabei werden vorzugsweise grobkörnige Pulver oder Agglome- rate eingesetzt. Die Herstellung kann beispielsweise wie in Ullmann's En- cyclopedia of Industrial Chemistry, 5. Auflage, Band B2, Seiten 7-1 bis 7- 37 beschrieben erfolgen.

Beim Stückigmachen durch Pressen (Brikettieren) wird die feinkörnige Mischung mit oder ohne Zusatz eines Bindemittels mechanisch zusam- mengepreßt (kompaktiert). Zweckmäßigerweise werden für die erfin- dungsgemäßen Formkörper Brikettierungs-Bindemittel verwendet, die we- gen ihrer plastifizierenden Wirkung den anzuwendenden Druck verringern.

Die Art und Menge des Brikettierungs-Bindemittels hängt vor allem von der Körnung des Pulvers ab. Geeignete Mittel sind z. B. feste Potyäthy- lenglykole in einer Menge von bis zu 10 Gew.-%, vorzugsweise bis zu 5 Gew.-%, bezogen auf die zu verpressende Mischung. Von den zu ver- wendenden Preßsystemen ist vor allem die Walzenpresse neben der Stempelpresse mit geschlossener oder offener Form sowie die Ringwal- zenpresse von Bedeutung. Vorzugsweise werden die Formkörper durch wasserfreie Walzenkompaktierung der pulverförmigen Originalware her- gestellt, wobei zuvor zwei Pulverschichten ausgebildet werden.

Die erfindungsgemäßen Formkörper ergeben mit Wasser rasch eine klumpenfreie wäßrige Lösung bzw. Dispersion. Dabei handelt es sich vor- zugsweise um einen Kleister, also einen Klebstoff in Form eines wäßrigen Quellungsproduktes, das schon bei relativ niedriger Feststoffkonzentration eine hochviskose, nicht fadenziehende Masse bildet. Diese Kleister eig- nen sich vorzugsweise zum Verkleben von Tapeten und anderen Wand- belägen. Aber auch andere wäßrige Klebstoffe können so hergestellt wer- den. Die Formkörper eignen sich-bei entsprechender Zusammenset- zung-auch zur Herstellung von klumpenfreien Grundierungen für mine- ralische Untergründe wie Putz, Estrich oder Beton von Wänden, Decken und Böden. Die so verfestigte Oberfläche wird in der Regel anschließend beschichtet, z. B. mit Farbe, mit einer Spachtelmasse oder mit einem Klebstoff. Auch die wäßrigen Klebstoffe für insbesondere textile oder ke- ramische Beläge von Böden, Wänden und Decken lassen sich leicht klumpenfrei mit den erfindungsgemäßen Formkörpern herstellen.

Zur Herstellung des Keisters geht man zweckmäßigerweise folgender- maßen vor : a) Die Formkörper werden unter Rühren zu dem vorgelegten Wasser gegeben. b) Gegebenenfalls wird weiter gerührt, bis sich die Formkörper aufge- löst haben.

So wird ein klumpenfreier Kleister erhalten, d. h., der Kleister enthält keine trockenen Bestandteile des Formkörpers.

Gegenüber einem Kleister, der direkt aus den pulverförmigen Stoffen her- gestellt wurde, zeigt der erfindungsgemäß hergestellte Kleister praktisch keine Veränderung in gebrauchswichtigen Eigenschaften wie : Viskosität, Naßklebkraft und Trockenktebkraft.

Die weiteren Vorteile der Erfindung sind : Kein Stauben beim Ansetzen des Keisters und keine Entmischung der Kleisterbestandteile im Paket sowie einfache Unterscheidbarkeit von anderen Kleister durch optische (farbliche) Anzeige bestimmter Inhaltsstoffe.

Die Erfindung wird durch die nachstehenden Beispiele näher erläutert.

Beispiele Im folgenden bedeutet MC 5000 Methylcellulose mit einem mittleren Mo- lekulargewicht von 5000, PVAc Polyvinylacetat.

In Beispiel 1 wird ein erfindungsgemäßer Formkörper mit dem System Farbstoff-Bleichmittel beschrieben, in Beispiel 2 ein erfindungsgemäßer Formkörper mit dem System Farbstoff-pH-verändernde-Substanz.

Beispiel 1 : Es wurde eine zweiphasige Kleistertablette, Durchmesser 40 mm, Pha- senverhältnis 1 : 1, der folgenden Rezeptur hergestellt : Rohstoff Phase 1 [%] Phase 2 [%] Gesamt [%] MC 5000 52, 2 53 52, 6 PVAc-Pulver 36, 5 37, 1 36, 8 Caiciumcarbonat 7, 3 7, 4 7, 4 Glycerin 2 1, 7 1, 9 saure 0, 4%ige 0 0, 8 0, 4 Anilinblaulösung Na-Perborat 1, 0 Bei einer Preßkraft von 30 kN mit einer hydraulischen Laborpresse ergab sich eine Tablettenhärte von 70 N. Die Zerfallszeit in kaltem Leitungswas- ser betrug 45 Sekunden. Bei und kurz nach dem Zerfall war der Kleister (Ansatzverhältnis 1 : 20) erwartungsgemäß leicht blau gefärbt. Bei den ein- gesetzten Konzentrationen verschwindet die Färbung erfindungsgemäß innerhalb von 3 Minuten nach dem Zerfall der Tablette.

Beispiel 2 : Es wurde eine zweiphasige Kleistertablette, Durchmesser 40 mm, der fol- genden Rezeptur hergestellt : Rohstoff Phase 2 [%] Gesamt [%] MC 5000 52, 2 53 52, 6 PVAc-Pulver 36,5 37,1 36,8 Calciumcarbonat 7, 3 7, 4 7, 4 Glycerin 2 1, 7 1, 9 Eisen-Salicyl-0 0, 8 0, 4 /säurekomplex Soda 2 0 1, 0 Die physikalischen Daten der Tabelle sind mit der aus dem Beispiel 1 ver- gleichbar. Die blaue Färbung verschwindet beim Ansetzen (Verhältnis 1 : 20) des Keisters sofort, da sich ein leicht alkalischer pH-Wert einstellt, bei dem der Farbstoff farblos ist.